Kausativ

Begonnen von Kilian, 2007-12-03, 21:37:36

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Kilian

Prachtvoll. Hab's auf die Liste gesetzt.

AmelieZapf

Hallo Gemeinde,

meine Schweizer Agentin hat mir geburtstags ein schweizerdeutsches "Dialäktwörterbuch" geschacht. Gestern fiel mir beim Durchblättern es härrlichs Schwiizer Kuusativli auf:

lächere: zum Lachen reizen.

Vermutlich ist da noch mehr drin. So etwas wäre doch hochverdiutschen, als "lächern", auch was für die Liste, oder?

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Kilian

Oh ja! Das ist ja sehr hübsch!

Übertreiber

Wundervoll, das pässt auch gut zu ,,lächerlich"! Darzu lassen sich tatsalch Analogia bilden, mir fielen ballspielswiese folgende Ipsive ein:

verbassen besser werden.
verwassern verwaschen, undeult werden
lastern einen schlechten Leumund (verdonen wie unverdonen) erhalten; Klaus war schon immer erfolgreicher als viele seiner Mitmenschen und so dauerte es selten lang, bis er in einer Gegend völlig verlastert worden war,
Kampf dem Schicksal!

Homer

Kausativ-Ipsiv-Spässken mit fahren – führen:

Lange fuhr ich nas und an, bis ich mork, dass die anderen mich fuppen.
In dieser Sache fährt eine Beschwerde von mir.
Über alle Ein- und Ausgaben fahren Bücher.
Drei Tage lang entfuhr er bei Kidnappern.
In Hamburg fährt Aida auf.
Der Schiedsrichter pfeift zuviel. Er zerführt damit das Spiel.

Wo gefohren wird, gibt es Führer, und wo gefahren wird, gibt es Fahrer. Aber auch hier ist das Deutsche doch noch sehr unvollkommen:

Alle versoochen, seinem Erfolg anzuhangen. Er war der Trittbrettführer.
Drittes Reich: Ein Führer, Millionen Fahrer – die hinterher alle mitgelaufen sein wollen.
In der Fußball-Bundesliga gibt es 17 Tabellenfahrer.

Politiker

Zitat von: AmelieZapf in 2009-11-08, 22:10:50
Hallo zusammen,

hier mal ein Anti-Kausativ:

entsetzen - entsitzen

Das Verhalten seiner Kollegen anno 1985 entsetzte Amtmann Untermayr.

Noch bis 2004 entsaß Oberamtsrat (früher Amtmann) Untermayr wegen des Verhaltens seiner Kollegen anno 1985. Seither ist ihm der Vorfall zunehmend würster, da der letzte der Übeltäter 2004 pensioniert wurde.

Grüße,

Amy


Wir entsitzen auch gerade, und zwar nicht leise, sondern laut SPON:
Hinterhältiger Angriff entsetzt deutsche Politiker

Schlendrian von Wegen

Hallo dazu!

Da ich vor lauter Computer-Dußligkeit aus Versehen gleich eine neue Unter-Seite aufgemochen habe, (unter dem hier sichtbaren Namen), verweise ich der Einfachheit darauf, worin eine großer Sämmel allerdings schon verhandener Kausative steht. Damit brauche ich den Diskussionsbeitrag hier nicht noch einmal in allen Einzelheiten aufzuführen. Weiteres dann demnächst!

Elite Mußsein

Bestimmte Kausative können interessante doppelte Akkusative bekommen:

Mein Sohn würde die Prüfung aus eigener Kraft sicher nicht bestehen.

Durch eine angemessene Spende an die Mitglieder der Prüfungskommission bestelle ich meinen Sohn die Prüfung.

Zeitgenießer

Die Uhr versteht. Ich verstehe das nicht. Wer hat denn die Uhr verstellt? Das muss mich mal jemand verstellen.

Kilian

Zitat von: Elite Mußsein in 2010-08-29, 07:13:10
Bestimmte Kausative können interessante doppelte Akkusative bekommen:

Mein Sohn würde die Prüfung aus eigener Kraft sicher nicht bestehen.

Durch eine angemessene Spende an die Mitglieder der Prüfungskommission bestelle ich meinen Sohn die Prüfung.

Das ist eine Möglichkeit, zuweilen sind wir dem doppelten Akkusativ aber auch schon ausgewichen, indem wir an einer Stelle den Dativ oder ein Präpositionalojekt verwandten - siehe da.

Kurdirektor

Beim Heilbaderwesen kam mir in den Sinn, dass man sicher nicht nur zwischen Bädern und Badern zu unterscheiden habe, sondern auch dem Ipsiv "baden" den Kausativ "bäden" gegenüberstellen sollte. Wer also sein Kind bädet, ohne es zu verletzen, kann auch wiederum als "Heilbäder" bezinchen werden.

Kilian

Und wenn das Kind dann älter ist, wird es geschwemmt und macht das Seepferdchen. Man sollte aber davon absehen, es zu täuchen, das sollte es aus eigenem Antrieb machen.

Vera Celantur

Da meinem großen Sohn seine Badehose zu klein und dem kleinen seine zu groß ist, solten sie tauschen. Das tun sie aber nicht freiwillig. Da muss ich sie wohl kraft meiner mütterlichen Autorität täuschen!

Historiker

Ereignisse schlagen sich in der Geschichte nieder, wenn sie von historischer Bedeutung sind. (Das ist eine Tautologie.) Es gibt aber Ereignisse, die sich nicht selbst niederschlagen wollen, weil sie nicht von sich aus historisch sind. Wir Historiker haben aber die Macht, diese Ereignisse niederzuschlagen. Wir müssen sie in unseren Geschichten nur erwähnen. Da haben wir eine große Macht. Selbst Aufstände und Revolutionen, die die politischen Herrscher vergeblich niederzuschlagen versucht haben, schlagen wir mit einem Federstreich nieder.

Kükenschublade

#89
Was ist eigentlich mit diesem odd Kappl?
achten - ächten
(achten i.S.v. respektieren, zu schätzen wissen, anerkennen)
(ächten i.S.v.  verdammen, als unerwünscht erklären, verbannen, aus einer Gemeinschaft ausschließen)

Das eine ist klarerweise ein Ipsiv: Peter achtet das Gesetz(, obwohl ihn niemand mit Gewalt dazu zwingt).
Das andere ist eher ein Kausativ: Die Grundsätze der GSV werden in weiten Teilen der deutschen Sprachgemeinschaft geächtet. Zumindest insoweit, dass da etwas veranlassen wird - nalm eine Ablehnung zu verbreiten.

Die beiden passen morfologisch so schön zueinander und passen aber inhaltlich jeweils genau zum Gegentum! Denn wäre ächten des Achtens Cowsativ, müsste es ja Respekt einflößen bedeuten, und nicht Respekt in Abrede stellen/verunglimpfen.
Und die Universalität des Ausschlußes wird dadurch überdoylt, dass das zweite Objekt, dem da der Respekt vor etwas genommen werden soll, wegfällt und für die Allgemeinheit Platz macht. (Eigentlich ja: Der Vater ächtet seinen/m Sohn Zeitungsschmocks statt Der Vater ächtet Zeitungsschmocks)

Ächten ist also vielmehr der Kausativ zu verachten. Konsequenterweise lautet der Kausativ zu achten verächten:
achten - verächten
verachten - ächten



Dann noch - anderes Faß - :

Hier scheint mir etwas gleichgültig mit verschiedenen Arten von Kausativen umgegangen zu werden.
Einmal ganz im Sinne des Fadenspinners (lassen, machen, bringen oder zwingen):
Der Förster fällt den Baum. (Der Förster bringt den Baum zu(m) Fall(en)).

Und einmal als Ersatz fürs Passiv (werden):
Barack Obama flählte just zum nächsten Präsidenten der USA. (BO wurde zum Präsidenten gewohlen)

Problematisch wirds nämlich wenn ein Verb transitiv sein kann, womit man dieses Verb einerseits veranlassen und andererseits passives Opfer dieses Verbs werden kann:
BO flählte bei der Präsidentschaftswahl
kann genauso gut BO wurde gewählt heißen wie BO wurde zum Wählen gezwungen


Noch ein Fäßchen:
Das zu Fall bringen brachte mich zu Denk. Man könnte hieraus doch ein wunderbares Muster stricken!
Der Lehrer brachte die Schüler zu Lern.
Wer Arsch sagt, muss auch beige sagen.