Vokativ

Begonnen von Ly, 2005-06-09, 15:39:12

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Kilian

Et Arnymenos:
Rischtisch.

VerbOrg

Zitat von: Arnymenos in 2005-06-13, 00:56:19
Die Polen haben da weniger Skrupel und hängen ein -u an, das notfalls einen vorhandenen Vokal (was im Polnischen selten genug ist) verdrängt.
Selten?
Soviel ich weiß enden alle weiblichen polnischen Namen auf der weiblichen Endung "a". Und das "a" würde ich schon sehr klar zu den Vokalen zählen.

Arnymenos

Ich habe schon mehrfach versucht, den Polen Vokale zu implantieren. Wer stimmhafte Frikative als silbentragend (z "und") und silbenexterne Labiale (wo wir nur die Alveolare t und s haben: "des Herbsts") erlaubt, der hat auch unterdurchschnittlich viele Vokale.

Der Einwand stimmt: Wenn selbst die Grundform einen Vokal hat, dann ist fir Vokativmarkierung möglich. Unsere Namen haben keine Nominativendung. Aber wenigstens die Namen auf -a könnte man mit -u bilden; auch, wenn nur ein a in der letzten Silbe vorkommt: Kiliun. *g*

caru

wenigstens dich kann man leicht in den vokativ setzen, Arnýmene.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Ly

Zitat von: caru in 2005-06-13, 10:33:29
wenigstens dich kann man leicht in den vokativ setzen, Arnýmene.

Deshalb wollte ich ja das e - das klang mir als dem Griechen vom Dienst so vertraut. ;D
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

VerbOrg

Zitat von: caru in 2005-06-13, 10:33:29
wenigstens dich kann man leicht in den vokativ setzen, Arnýmene.
Ich stelle mir gerade vor, wie das klingen müsste, würde man jemanden mit dem klingenden Namen Enemenos auffordern, den Laut einer Kuh nachzuahmen.

"Enemene muh"

caru

Zitat von: VerbOrg in 2005-06-13, 18:12:47
"Enemene muh"


womit endlich gekloren wäre, was das bedeutet :)
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Dialog beim Kinderspiel:

"Welchen Abzählreim nehmen wir den heute?"
"Hum... Enemene muh?"

caru

 :D :D :D das grenzt an minimalpalindromistik
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Nun ja, ich bin da nicht so geübt wie du.
War nur'n Versuch.

caru

ist aber süß  :D
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

gehabt gehabt

Es gibt im Deutschen natuerlich einen Vokativ, der sich darin aeussert, dass der Sprecher die Stimme erhebt (was die Lautstaerke und/oder Tonhoehe betrifft). Das  wird in der Schriftsprache natuerlich nicht wiedergegeben, anders als im Chinesischen. Aber wir sind uns wohl einig, dass das gesprochene Wort zaehlt. Es ist halt ein Defizit unserer Schrift, die Tonmelodie nicht reproduzieren zu koennen. Wenn sies taete, gaebs keinen Zweifel, dass ein Vokativ im Deustchen existiert. Sogar mehrere: einen fuer Tadel, einen fuer lob, einen fuer Zaertlichkeiten ...

Manchmal habe ich Grammatiken so kleine Boegen ueber die Schrift gesehen, welche die Tonmelodie angeben. Das koennte man durch Lautstaekenangaben wie in der Musik ergaenzen:

Lento e dolce, piano: "Gehabt, gehabt"

Piu forte e staccato: "Gehabt gehabt"

Fortissimo con brio e molto espressione: "Gehabt gehabt"

amarillo

Mezzo forte con molto resinazione: gehabt gehabt

Stimmt, da hat er recht, das klappt prima. :D
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Ezilopp

Zitat von: VerbOrg in 2005-06-13, 06:49:42
Zitat von: Arnymenos in 2005-06-13, 00:56:19
Die Polen haben da weniger Skrupel und hängen ein -u an, das notfalls einen vorhandenen Vokal (was im Polnischen selten genug ist) verdrängt.
Selten?
Soviel ich weiß enden alle weiblichen polnischen Namen auf der weiblichen Endung "a". Und das "a" würde ich schon sehr klar zu den Vokalen zählen.
Damit das klar sei: die meisten slawischen Sprachen, die westslawischen allemal, haben alle einen Vokativ, sei es auch nur rudimentär (wie das Russische, was meine Muttersprache ist).
Wie der Vokativ im einzelnen Falle aussieht, hängt immer von der Endung eines Wortes ab.
Das "u" ist eine Form, die, wie mir scheint, für viele männliche Substantiva mit -ek, -uk und ähnlichen Suffices (formal auch als konsonantische Null-Endung betrachtbar) gilt. Weibliche Substantiva mit Null-Endung scheinen eher selten oder inexistent.
Nomina jeglichen Geschlechtes auf -a (es gibt aber nur männliche und weibliche mit dieser Endung) bekommen statt des -a ein -o (Roksana wird zu - "Roksano").

Als Ausnahme (oder Beispiel einer mir nicht bekannten Regel) kenne ich die Form "Rogerze" von "Roger".
Im Russischen war das "e" jedoch die Norm für Vokativbildung männlicher substantivorum mit Null-Endung. (Daneben gab es auch andere, aber die erklärte man besser gebrauchs kyrillischer Schrift, von der ich nicht sicher bin, ob man ihrer auf diesem Forum (foro? caru korrigiere mich, wenn nötig) gebrauchen könne.

An den slawischen Sprachen könnte man sich bei der Vokativbildung ja auch noch gütlich tun...
Und vor allem: eine Einheitsvokativform für alle conjugationes im Deutschen scheint mir als Idee noch unausgegoren.

Vorbeischauer

Zitat von: Ly in 2005-06-09, 15:39:12Gab es im Deutschen irgendwann mal einen Vokativ? Wenn ja, wie sah der aus?

Wenn nein, lässt er sich einführen? ;D

Das Grimmsche Wörterbuch kennt ihn noch, siehe Eintrag ,,Alta". Ich zitiere:

Zitatalta, f. senex, wie sich bei eigennamen und in der anrede das männliche o und weibliche a der schwachen form verschiedentlich erhielt, so gebraucht H. Sachs im vocativ noch alta!

mein alta! ich hab es schon than. II. 4, 12b;

bleib da, hörst nicht? bleib alta bleib! II. 4, 12c;

schweig alta! hab ein klein geduld. II. 4, 12d;

alta! wie das so frölich bist? III. 3, 19b,

ei alta schweig, lasz dein gespei! III. 3, 25a;

alta, alta! ein guten morgen. III. 3, 42c;

wogegen der nom. mein alte lautet, z. b. II. 4, 12a. einen entsprechenden voc. m. alto! sucht man bei ihm vergebens, wie sich sonst narro! oder Hanso! Cunzo! Fritzo! Lenzo! genug findet.

"Ei Alta schweig!" ist auch fast schon wieder zeitgenössisch.

Übrigens irrt Grimm bei der Frage nach dem maskulinen Äquivalent "alto", denn (anders als bei ,,Narr") hat die maskuline Adjektivdeklinur nichts mit der schwachen Deklinursform zu tun, entsprechend gibt es auch kein "alto".