-nis neutral oder weiblich

Begonnen von Fleischers Karsten, 2008-11-26, 22:33:04

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Fleischers Karsten

Mir ward söben eine komische Frage gestollen: hieße es das oder die Erfordernis?

Ich tap naturl blind auf die. Die Mannheimer Düden behaupten aber das.
Es gibt aber die Erkenntnis, Empfängnis etc.

Gips irgendwelche Genusregeln für die -nisse?
Karsten

VerbOrg

Ich versuche mal, eine Liste mit Nissen zu machen. (Mir juckt schon die Kopfhaut.) Vielleicht fällt uns da was auf?

das Wagnis
das Hindernis
das Bildnis
das Gedächtnis
das Gleichnis
das Zeugnis

die Finsternis
die Verdammnis
die Bedrängnis
die Befugnis
die Erlaubnis
die Fäulnis
die Kenntnis
die Empfängnis

Erst dachte ich, man kekünne das Ganze von der Betonung ableiten. Oder von dem Vokal der betonten Silbe. Oder davon, ob die betonte Silbe direkt vor dem "nis" kommt, oder noch was anderes dazwischen steht. Ich hab deshalb die betonten Silben mal eingeforben.
Fazit: damit hat es gar nix zu tun.
Man muss sich nur die Wörter "Fäulnis" und "Zeugnis" ansehen, die eine ähnliche Wortmelodie haben. Gleiches passiert auch mit "Hindernis" und "Finsternis", "Bedrängnis" und "Gedächtnis".

Offensichtlich spielt es auch keine Rolle, ob ein Begriff positiv oder negativ besotzen ist. Schönes und Grässliches findet man in beiden Kategorien.

Ebenso findet man in beiden Kategorien Abstrakta. Daran kann's also auch nicht festgemachen werden.

Ich glaube nicht, dass sich hier irgendwie eine Regel ableiten lässt.
Man muss das wohl irgendwie lernen.

Berthold

Zitat von: VerbOrg in 2008-11-27, 18:24:50
(...)
Man muss das wohl irgendwie lernen.

Offenbar eh. - Im Ahd. waren die Ände der Geschlechter noch verschieden: -nissa f. und -nissi n; im Mhd. (-nüsse, -nisse f./n.) schon nicht mehr ('KLUGE', 23. Aufl., 1999).
Froychl & somit glaube ich, daß sich Maskulina auf -nis für irgendein Neutsch-Zweiglein oder -Üntätlein eignen kekünnen. Vielleicht ließen sich hin & wieder* auch die 'Nüsse' einbauen.

Entweder Du oder der 'Übertreiber' beutelt gleich was aus den Ärmeln (die HirnschmalzakrobatInnenvariante), oder ich überschlafe es (die Morpheusvariante).

*Im Internet gibt's auch 'hin und wider'. 

Agricola

Mir sind in Büchern des 19. Jahrhunderts (oder davor) immer mal wieder -nis-Wörter begegnet, die mit einem anderen Geschlecht verwendet wurden als im modernen Hochdeutsch. Leider fällt mir gerade kein Beispiel ein, aber ich glaube, es waren Wörter, die im modernen Deutsch sächlich sind, aber früher weiblich waren.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Übertreiber

Gerade eben kam mir eine Idee. Nisse auf "das" scheinen konkretere "Individuen" zu sein, während "die Nisse" eher Eigenschaften, Vorgänge, etc. sind; ein Unterschied wie zwischen Spruch und Sprache, nur weselnt  sublimer.

Das ist mir beim hypothetischen Vergleich von das Hindernis und die Hindernis sowie die Bedrängnis und das Bedrängnis aufgefallen, ich kann mich genauso gut irren. Bei Wörtern wie Kenntnis klappt's schon wieder nicht mehr.
Kampf dem Schicksal!

Kilian

Och, ich finde schon. Die weiblichen Nisse da oben bezeichnen Zustände, Eigenschaften, über lange Zeiträume hinweggestreckte Vorgängem die neutralen Nisse hingegen konkretere "Individuen" oder punktuelle Handlungen. Das einzige Beispiel, das ich oben völlig aus der Reihe tanzen sehe, ist die Empfängnis.

Agricola

Dann sollte man doch für das Neutsche die Differenz furchtbar machen und zu den bisher nur in einem Geschlecht verfügbaren -nissen das/die jeweils andere -nis ergänzen:

Das Finsternis: Konkret an einem Ort hergestellte Dunkelheit:
Unsere Dunkelkammer stellt ein Finsternis für Photoarbeiten zur Verfügung,

Die Wagnis: Eine Persönlichkeitseigenschaft eines Menschen, der immer viel wagt:
Er verfügte über eine ausgeprägte Wagnis, die ihn leider manchmal auch in gefährliche Situationen brachte.

Die Gedächtnis: Überbegriff für alle Gedenkensvorgänge:
Das Denkmal sorgt für eine anhaltende Gedächtnis an die Kriegsopfer

Das Vedammnis: Konkretes Ereignis o.ä., das zur Verdammnis führt:
Das Donnerwort des Papstes war für ihn ein Verdammnis, von dem er sich nicht mehr erholte
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Fleischers Karsten

Sehr schön! Jetzt muss ich mal überlegen, wie ich das mit dem aggregativen Plural, den ich ja auch mal mit -nis bebolden habe, zusammenbebolsten kriege.
Karsten

Thetabet

#8
mmh jetzt weder mit der Hirnschmalz oder der Morpheusvariante
habs mal einfach gooolg...

ob sachlich oder weiblich liegt an den Flexionsklassen...

göcke dort
http://tinyurl.com/6ye7oj/

ich wäre darüber hinaus, im Zuge der Gleichberechtöge für die Einfœhre  männlicher nisse ...


Alle Menschen sind klug. Die einen vorher, die anderen nachher.

Übertreiber

Bedeutsam für das Verständnis dieses Phänomens - die Verständnis extrem erhöhend, jedoch halte das Pärchen Punktuell-Eigenschaft für neutsch-nultzer, weil produktiver. Für eine Einfuhr einer männlichen Nis plädöre ich auch, allerdings bräuchte man noch etwas, was dadurch beschrieben wäre.

Die Finsternis - finsterer Zustand, Zustand des Dunkelseins
Das Finsternis - etwas, das finster ist
Der Finsternis - ???

Ich gebe zu, mir ällt gerade nichts einf.
Kampf dem Schicksal!

Thetabet

mir jetzt so aus dem Stehgreif auch nicht...
sollte aber etwas herausragend schönes sein

Die Finsternis - finsterer Zustand, Zustand des Dunkelseins
Das Finsternis - etwas, das finster ist
Der Finsternis - vielleich jener der die Finsternis einleitete..

würde zumindest sehr gut bei der Empfängnis funktionore
Alle Menschen sind klug. Die einen vorher, die anderen nachher.

Berthold

#11
Zitat von: Thetabet in 2008-11-28, 21:05:34
(...)
ob sachlich oder weiblich liegt an den Flexionsklassen...
(...)

Stimmt, das war weder Hirnschmalzakrobatik noch Morpheus.
Es liegt nicht an den Flexionsklassen, sondern es ist umgeknorr: Die weiblichen -nis-Nomina gehören zur Klasse -/e (es heißt die Finsternis, der Finsternis, der Finsternis, die Finsternis, die Finsternisse, der F. ...),
die sächlichen zur Klasse es/e (... des Wagnisses ... die Wagnisse).

Ich ersuche, die Wörter 'Firnis' und 'Hornisse', dazu noch 'Iltis' in guten Etymologie-Büch'ln nachzuschlagen.
Dort steht so manches, was herzuschreiben ich jetzt zu faul bin.

Übertreiber

Soeben beim Stöbern gefunden: Das Kreuzbergerkenntnis

Offensichtlich ein neutraler Gebrauch der sonst weilben Erkenntnis.
Kampf dem Schicksal!

VerbOrg

Zitat von: Übertreiber in 2010-11-30, 17:30:58
Soeben beim Stöbern gefunden: Das Kreuzbergerkenntnis

Offensichtlich ein neutraler Gebrauch der sonst weilben Erkenntnis.
Dabei handelt es sich offensilcht um einen Gerichtsschied. Und da ist das "Erkenntnis" - so wie auch ein "Anerkenntnis" durchaus neutral zu sehen. Ob dabei auch jemand zu einer Erkenntnis gelong, bleibt dahingestollen.

Vorbeischauer

Zitat von: Übertreiber in 2008-11-28, 21:19:09Bedeutsam für das Verständnis dieses Phänomens - die Verständnis extrem erhöhend, jedoch halte das Pärchen Punktuell-Eigenschaft für neutsch-nultzer, weil produktiver. Für eine Einfuhr einer männlichen Nis plädöre ich auch, allerdings bräuchte man noch etwas, was dadurch beschrieben wäre.

Die Finsternis - finsterer Zustand, Zustand des Dunkelseins
Das Finsternis - etwas, das finster ist
Der Finsternis - ???

Ich gebe zu, mir ällt gerade nichts einf.

Wenn das Neutrum bestummener und begronzener als das Femininum ist, so muss das Maskulinum dies umso mehr sein:

Sie much den Wagnis und sprang dzur Klippenabe.
Matheins bekam ich keinen guten Zeugnis.
Der erste Gleichnis ist hier der Weinberg. (der Gleichnis ist das, womit in einem Gleichnis verglichen wird)
Der Befugnis liegt mir leider noch nicht vor, er sesülle morgen mit der Post eintreffen.
Diesis Apfelans ist nur ein ganz kleiner Fäulnis, den können wir rausschneiden und dann den Rest essen... - Nein! Siehst du nicht, dass der ganze Obst* ein einziges Fäulnis ist? - Och Mönsch, immer diese Fäulnis, die hier überall auftritt.    (die Fäulnis versacht einen Fäulnis am Fäulnis)

* der Obst ist ein einzelnes Exemplar, das Obst eine Menge von Öbsten, und die Obste ist naturl die Obsternte sowie die Gesamtheit aller Öbster. Der Brombeer ist übrigens der Bezinch für ein einzelnes der kleinen Brombeerkügelchen, und das Bromgebeere ist die unbestummene Masse, die durch die Mutsch vieler Brombeeren entsteht. Ebenso: der Gras (die einzelne Pflanze oder sogar der einzelne Halm), die Grase (eine Grasfläche); der Holz (ein Holzstück), die Holze (ein Holzstapel); die Walde (eine ausgedehnte Waldlandschaft, z.B. Sibirien); die Kleide (die Kleidung), der Kleid (ein Kleidungsstück); der See (ein Binnensee), die See (eine Baußensee), das See (das Wasser, das sich in diesen befindet); der Arbeit (ein Job); die Beruf (die Berufung); die Ruhme (die Berühmtheit, das Berühmtsein, ein länger anhaltender Ruhm); die Rüchte (Berüchtigtheit oder Gesamtheit aller Gerüchte - ,,die Rüchte über uns ist zielm mies").