Jägersprache

[Berthold]

'Mundart' und 'Dialekt' sollen nur ja nicht zurückgnädronck werden.

Beim Herfahren in unsere Bude fiel mir nur etwas zur & aus der Sprache der Jägerinnen & Jäger ein.
Diese Fachsprache hat uns im Lexikon schöne Beispiele mit Partizipia 1 beschnorr:
So heißt ein alter Keiler (Männchen von Sus scrofa) nicht nur ein grobes, sondern auch ein hauend(es) Schwein.

Und dann gibt's die Sache mit den Geweih*fortsätzen, sagen wir, vom Männchen des Rothirsches (Cervus elaphus). Eine Reihe von Verben drückt die Zahl dieser Fortsätze auf dem Geweih aus: sechsen, achten (-> Zusatzbemark), zehnen, zwölfen, vierzehnen, sechzehnen, achtzehnen - im Sinne von Geweih mit sechs, acht, zehn, zwölf... Fortsätzen haben.
So gibt es z.B.: zwölfender Hirsch, auch nur Zwölfender genannt, viezehnender Hirsch/Vierzehnender, sechzehnender Hirsch/Sechzehnender...
Daß indes ein (z.B.) Vierzehnender meist, streberhaft & hyperkorrekt, als Víerzehnènder (und nicht als Víerzèhnəndə(r) - oder auch Vìerzéhnəndə(r)) ausgnäsproch wird (als hieße das Vierzehn-Ender - von Ende?!?!), kommt durch das 'achten' (im Sinne von 'anerkennen' oder auch 'bannen') in die Reihe. Durch das 'Áchtènder' sesull das 'achten' im Zahlensinn von 'Áchtəndə(r)' unturschnied werden.
Ein Hirsch mit (schreiben wir) acht Fortsätzen auf der einen, sieben Fortsätzen auf der anderen Stange, ist kein Fünfzehnender, sondern ein ungerade(r) Sechzehnender.

*Da es nun ja bummsicher 'rau' heißt, befürchte ich, daß es auch 'Gewei' (wie 'Geschrei') heißen kekünne. Sonst kekünne man ja glatt das Verb 'weihen' ins Spiel gebracht zu haben vermuten täterte. Oder g'hört das eh dazu?
 

[Kükenschublade]

Bis dass ich hier von diesem Verbabstamm hörte, dachte ich immer, die Aussprache "Acht-Ender" [ˈʔaxtʔɛndɐ] (weia, hoffentlich stimmt mein Lautenspiel) daherkäme, dass dem Tier da 8 Fortsätze aus dem Hirnhorn sprießen. Nach dem Motto "Alles hat ein Ende, nur dem Hirsch sein Geweih hat viele."

Hier sehen wir übrigens eine prototypische Zwölfende: