Beinkleid bleibt Beinkleid. Bleibt Beileid Beileid?

Begonnen von Kilian, 2005-09-20, 11:03:13

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Berthold

#7680
Zu "Atahualpa" haben die von mir Angeschriebenen folgende - schöne - Antworten gegeben:

Zuerst der liebe G. A., der große Ornithologe:

"Lieber Bertl,
versuch es einmal unter der Suche "Atahualpa etymology" und du wirst
sehen, dass du recht hast. Die Erklaerung hat wohl mit dem Truthahn
wirklich nichts zu tun.
Obwohl ... ganz schliesse ich nicht aus .... dass Truthaehne auch im
noerdlichen Suedamerika schon lange domestiziert wurden.
Truthaehne kommen immer wieder bei Azteken und Mayas sowie
N-Amerikanischen Indigenen vor, nicht aber bei den Inkas.
Vorerst beste Gruesse
G."

Hierauf der liebe caru:

"Es scheint, dass "Atawallpa" aus ataw und wallpa komponiert ist, und ataw schlicht "Mann, männlich" heißt. (Heutzutage anscheinend als Interjektion gebräuchlich: ataw! "Mannomann!") Folglich: "Männlich-Huhn", "Hendlmann" --> Gockelhahn.

Ferner scheint es, dass "männlich" und "tapfer" im Quechua - wie auch anderswo - als Quasi-Synonyme gehandelt werden: ich finde leidlich mühelos im Vokabelverzeichnis, dass qari "Mann", aber auch "mutig" heißt.

Entsprechend wäre in "Tapferer Truthahn" das "tapfer" wohl eine Überinterpretation, aber gerade noch zulässig; "Trut-" dagegen ein ornithologischer Griff in den Fettnapf."

Aus meinem Antwortschreiben an den G.:

(...)
In einem Quechua-Wörterbuch fand ich, daß in der modernen Sprache atallpa, atilpa, huallpa und wallpa sehr wohl das Huhn zu sein scheint. [Wohl nicht nur 'zu sein scheint'.]
Ataw dürfte das Glück sein.
Wird halt vielleicht irgendein glücklicher Hokko, Hoatzin oder was immer sein.
Bleibt natürlich bestehen - bevor ich, neugierig, Deiner Empfehlung folge - daß das im 16. Jahrhundert wohl kein Truthuhn gewesen sein kann. Kondor freilich auch keiner.
(...)

Aus meiner Antwort an den caru:

"(...)
Allerdings gab es bei den Inkas im 16. Jahrhundert weder Hühner noch Truthühner (welch letztere den Mayas und Azteken bekannt waren).
Es muß also irgendein anderer Vogel sein. Von den Hühnerartigen kommen in Peru, neben einigen Wachtelähnlichen, nur die Hokkos (Cracidae) vor: http://de.wikipedia.org/wiki/Hokkohühner
Die können schon sehr groß werden (bis 95 cm Länge beim Hornhokko - Pauxi unicornis ; kommt auch in Peru vor), und der Andenguan (Penelope montagnii) soll in Peru eine Seehöhe von 3900 m erreichen. Sie dürften auch etwas 'Lautes, Auffälliges und Majestätisches' an sich haben.
Ich zitiere etwas über die Balz:
"Die Balz verläuft bei den Chakalakas recht einfach. Dazu gehören gegenseitiges Putzen und Jagen. Die Schakuhühner trommeln mit den Flügeln. Ihre äußeren Handschwingen sind so modifiziert, dass sie bei schnellem Flügelschlagen ein sehr lautes, trommelndes Geräusch hervorbringen. Diesen Laut bringen Schakuhühner das ganze Jahr hervor, besonders oft aber während der Balz. Dabei fliegen sie von einem Baum zum anderen und schlagen plötzlich doppelt so schnell wie üblich mit den Flügeln, was das Trommelgeräusch erzeugt. Die ,,echten" Hokkos vollführen aufwändige Balztänze am Boden. Dabei werden helle Gefiederteile präsentiert, Flügel, Schwänze und Hauben aufgestellt, die beschriebenen dröhnenden Laute ausgestoßen und es wird mit Kieselsteinen geworfen."

Irgendwie fällt einem dazu die Balz unserer Rauhfußhühner (und der nordamerikanischen) ein; und vor allem der Auerhahn hat ja auch etwas Majestätisches.

In der 'New World Encyclopedia' lese ich freilich:
"The etymology of his Quechua name Atawallpa is far from certain—the popular suggestion that it comes from Ataw Wallpa and that this would literally mean something like "happiness fowl" (supposedly a totemic bird), seems to be no more than a folk etymology."

Ich denke, dabei können wir's belassen. Vergeßt den Truthahn!
Liebe Grüße!
Der Berthold

P.S.: Der liebe caru hat sich noch größere Mühe gogemp - und mir über 'Atahualpa' (oder "Atawallpa") noch weit mehr guschrimp.
Einiges davon spräche doch für den "Hahn" - was meiner Gminen nach die Hokkos chnaltur nicht ausschließt:

caru:
"(...)Der spanischsprachige Wikipedia-Eintrag, übrigens, gibt als Übersetzung schlicht "gallo" und merkt in einer Fußnote an, Hühner seien um 1500 in Südamerika eingeführt worden. Warum man den letzten Inka nach diesem Tier benannt hätte, sei unbekannt."

P.P.S.: Das war ja nun schon ein chwassenschuftler Beitrag zur "Atahualpistik".
Aber bei uns ist halt das Niwóo zu Hause, oder nicht?

P.P.P.S.: Ich erinnere auch daran, daß der Azteke Montezuma (Moctezuma, Moteczoma ...) einen Kopfschmuck aus Quetzalfedern (Pharomachrus concinno) besaß. Derzeit ist dieser Schmuck im Völkerkundlichen Museum in - Wien zu sehen. Bisweilen fordern aztekische Abgesandte die Rückgabe. Theoretisch besitzen die Trogone (Trogonidae) auch peruanische Arten (etwa den Goldkopftrogon - Pharomachrus auriceps), die aber keine so langen, prachtvollen Schwanzfedern besitzen wie der Quetzalhahn.
 





Berthold

#7681
Gwangzer Zusatz:
Nachdem ich langsam echt glaube, daß der "Hualpa" bei "Atahualpa" zu den Hokkos gehört hat (die auch bisweilen mit wilden Puten verglichen werden), präsentiere ich Euch noch die Anden-Schakus (Penelope montagnii), die als sehr zutraulich, ja handzahm, geschlurden werden:
http://www.exotic-farm.de/andenschaku.htm
Haustiere der Inkas waren sie allerdings keine.

Berthold

#7682
In eine ganz andere Grancht als zu "Vogel" - bei "Atawallpa" - weist folgender Internet-Artikel:
http://www.andes.missouri.edu/Personal/DMartinez/Diffusion/msg00056.html
Keine Gnuhn, was da dran ist. Mir erscheint's ein bisserl abstrakt.
Karl-May-LeserINNEN halten da wohl einen Vogel-Namen für überzeugender. "Häuptling Schwarzer Adler", "Häuptling Weiser Rabe", "Häuptling Stolzer Präriehahn" oder sowas ...   

Berthold

In der Mythologie der Maya haben Cracidae gubrens Gbenduit:

"The Pillar of the Sky

Then the four gods, the four bacabs stood up.
Thus then they destroyed the world by flood.
Then, after the destruction of the world:
The red tree of abundance was set up in the east of the land.
This then is the pillar of the sky.
This then is the sign of the destruction of the world by flood.
Then the bacab bent the tree.
to seat the red breasted pidzoy, red male oriole, red retiring mut-bird.29

29: Mut is a bird of the Cracidae family. (Mut also means the fame or prognostication of a person.)"
[Nur Nr. 29 herguschrimp.]

http://www.mycstar.org/Archives/Maya/CanTitzilCaan.pdf

Stollentroll


Kann bitte, bitte jemand dieses Zugemülle des Beinkleidfadens stoppen ? Danke !
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.

Berthold

Zitat von: Stollentroll in 2012-04-05, 18:30:56

Kann bitte, bitte jemand dieses Zugemülle des Beinkleidfadens stoppen ? Danke !

Du folgst hier boshaft Deiner Roll' -
als Doktor nicht, doch sehr als Troll.

Außerdem betrachtest Du diesen Faden ein bisserl als Dein Revier, wie ich halt den Schüttelversfaden.
&: Gemülle ist nicht immer schlecht. Denk an den Liederzyklus (Müller/Schubert) "Die schöne Müllerin". 

amarillo

Als Folge der Bertl'schen Scribirrhoe weiß ich nicht genau, mit welcher Nummer es weitergeht. Ich versuche mal :

1515) Pampiges Meeresgrün
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Waldschrat


amarillo

Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Ali Gator

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Stollentroll

Zitat von: Ali Gator in 2012-04-09, 09:54:17
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Komodo war an   8)
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.

Ali Gator

Zitat von: Stollentroll in 2012-04-09, 09:59:42
Zitat von: Ali Gator in 2012-04-09, 09:54:17
1516) Ein freeware-Programm zur Bearbeitung von HTML-Files ist aktiv gewesen

Komodo war an   8)

Aligatō gozaimasu. Natürlich richtig.

Old Shatterhand

Zitat von: amarillo in 2012-04-08, 22:54:25
Als Folge der Bertl'schen Scribirrhoe weiß ich nicht genau, mit welcher Nummer es weitergeht. Ich versuche mal :

1515) Pampiges Meeresgrün

Mustang  ;D

amarillo

Hugh, mein weißer Bruder hat gesprochen - und zwar wahr!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Stollentroll

3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.