Marcel Reich-Ranicki

[Berthold]

Simulatio // Occultatio scientiae

So ungefähr alle zehn Jahre treff ich irgendwo einen Promi. Nikolaus Harnoncourt war dabei (als ihn noch kaum jemand kannte), später Heinrich Harrer (noch bevor das mit dem Nazizeugs bekannt ward). An der Hummel-Theke aber war's - - - der Kritikerpapst (zumindest Hohepriester) Marcel Reich-Ranicki!
"Es gibt auch", mien der Meister, "eine Gesellschaft zum - wie DIE sügen - Stork der Verben ..." Da kekunn ich entsponnen zuhören, weil M. R.-R. offenbar sogar mit dem "Schartock" ("Diekleinuß, Einficktseif, Einzierjauchz, Faukehl(e), Kennjokus, Leidzerätz, -utz, Leidzieratz, Opferatz, -ätz, -utz, Pfappleich, Pfaulachen, Pfurtzizapf, -zipfel ...") wundersam vertruwen war - ohne ihn quälend oft zu verwenden.
"Einer meiner Lieblinge im Geiste dort ist ein - Hamadrillo. Hat der urg'scheite, hinterfotzige Bursche doch sogar die an sich vollkommen unnädichen Bildbeschreibungen aus der Unterstaufen-, nein, Unterstufenzeit wiederbelebt! Und wie! Nix: Wenn man in den Vordergrund schaut, sieht man dort ... Sie kennen doch sicher das Bild des portugiesischen Baritons Francisco d' Andrade [Ich nack. Wie denn nicht?], gemalt vom bayerischen Impressionisten Max Slevogt. Ich 'bezienche' [SIC!] nun die Kunst des H. als hochartifizielle Sich-Dumm-Stellerei, als stultierende, stupidierende oder stolidierende Kunst. Allgemein weiß doch jedes wiffe Schulmädel, daß d'Andrade dort bei der, oder, besser, für die 'Champagnerarie' (die ja auch nix mit dem Schampus zu tun hat! 'Fin ch'han dal vino calda la testa, Una gran festa fa' preparar. Se trovi in piazza qualche ragazza, Teco ancor quella cerca menar'... heißt es.) dem Maler - 'pusor'. Es war also ein Theaterszenett'l während des Theaters, und kein übertrieben "angedirndelter" Kavalier. Wenn der Maxl Slevogt jemanden auf den Arm nahm, dann doch nur sich selbst - weil er nebenher auch d'Andrades Kostüm entworfen hatte - womöglich sogar das Schnäuzfahn'l ...
Und dann erst "Der Kuß (Il bacio)" von Francesco Hayez! Eine politische Allegorie? Antiösterreichisch? Alla vigilia della Battaglia di Solferino e San Martino? - Nicht für H.! - Da muß ich Ihnen die letzte Strophe einfach aufsagen:
'Hayez, alter Pinselaffe [Hat er den von mir?: B.],
hast die Leinwand nur gequolen,
hol' hervor die alte Staffe-
lei und dann wird neu gemolen!'
...
Jener spöttischen Rossinischen Elster aber, dem H., dem alten Obscurationisten, meine freundschaftliche Umarmung!"
Ich will's jedenfalls, nach ein paar verstrichenen Jahren, ausrichten. Ein herzliches Gedenken auch (an) Meister Marcel Reich-Ranicki!

Falls Ihr auf einen Schmäh tippt, dann tippt halt drauf ...
Andere Promi-Beispiele sind ugbrens - eher von ferne gesehen - ("Der verlorene Sohn") Luis Trenker (im Grödnertal) und ("Profumo di Donna") Vittorio Gassman (in Venedig).
Zum Weißohrseiden- oder Weißpinseläffchen (Callithrix aurita): siehe etwa - in English:
http://www.arkive.org/buffy-tufted-ear-marmoset/callithrix-aurita/

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Siehe aber auch:
https://www.youtube.com/watch?v=E12ZcvBDsA0h