Drei kleine sprachliche Sachen

Begonnen von Berthold, 2016-01-20, 11:25:31

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Berthold

Drei kleine sprachliche Sachen:

a) Farbverben - fürs Schwappern

Letztens fiel beim "Hummel" das Wort "plaudern"* - zwanglos miteinander daherschwafeln. Ich dächte da, bei Gesprächen ganz unerfahrener Menschen, an "kründern". Ging das Gelabere etwa über - z.B. das zeitgenössiche - China, wäre - ohne rassistischen Hauch - "kelptern" vorstellbar. Ein scharff poltisch Gespräche wäre vielleicht unter "rottern" subsumabel. Bei "kolddern" ginge es halt um den "Big Money". Was Nazibazis heute noch daher"prauntern", wenn der Bierdusel aufsteigt, geht sowieso auf keine Büffelhaut. Und was die FreundInnen unserer potentiellen Korrespondentin, der s. v. Frau Merkel, so tagnächtlich machen? Vielleicht "tschwarztern". Und so halt.

b) Acipenseridae ("Waxdickung")

Wegen meiner Bladheit vermott eine gute Freundin (Künstlerinnenname: Elisa Melidi) gar eine Stoffwechselstörung. Die kann ich Elisen nachtlur nicht einräumen, allenfalls eine Sterlet(t)ung. Hoffentlich seid Ihr ZoologInnen genug, um den kleinen (und doch reht bitteren) Schmäh zu verstehen. Das Ärgste wäre eine Hausenung, aber da stünde wohl das Haus allzu nahe.

c) Herr Friedrich Schiller

Daß bei der Prominenz in der Regel "Herr" oder "Frau" ausgelassen wird, finde ich gar nicht so urleinwandig.
Daß "Herr Doktor Faustus" von Herrn Thomas Mann geschrimp ward - das brächte es doch. Oder nicht, Ihr Damen und Herren?
Monsieur Dumasens "Die drei Herren Musketiere"; Lu Xun Xianshengs "Tagebuch eines (Herrn?) Verrückten" - und solcherlei ... 

*Beethovens "Fidelio": (Caspar Eustach) JAQUINO: "Jetzt, Schätzchen, jetzt sind wir allein, wir können vertraulich nun plaudern."   

katakura

... mein abgrundguter bertl! ... deine worte les' ich wohl, indes - mir fehlt's verständnis!  ??? ... oder bin ich gerade ein opfer spontaner totalverblödung geworden?  :o
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Berthold

#2
Nun gut, lieber katakura:

Nix Verblödung. Das Verb "an sich" kenn ich ja fast zum Überdruß, notfalls hier sogar ein Totalverb, aber was, bitte, wäre eine Lödung?

Schwappern = schwafeln/schwatzen plus plappern

Dann folgen einfach - leicht härter gemacht - die (")Farben(") Blau, Grün, Gelb, Rot, Gold, Braun und Schwarz.
Der Fisch Stör (Acipenser sturio) steckt einfach in Störung. Falls die Störung geringer ist, kommt der viel kleinere Sterlet (Acipenser ruthenus) zum Schwimmen - usw.

Das mit "Herr" oder "Frau" ist wohl klar. "Die Spitzin" ward von Frau Marie von Ebner-Eschenbach verfießen. Den Hinweis dazu hab ich aus einem Japanisch-Lehrbüchl. Im Japanischen geht das genauso schlicht. Nicht Herr Kenzaburō Ōe ist Nobelpreisträger.
Ich find's nett, daß also in Österreich der Herr Hofrat Dr. Steinbrunner offenbar ein eher bedeutungsloser Bursche ist. Hingegen: "Die Schüttelverse vom alten Steinbrunner ..."
Tja, lieber Herr katakura (das war nun echt ein Witz), auch Dein Nom de Plume ist nicht grenzenlos leicht verständlich. Wer käme da, ganz ohne Comperl, gleich auf die Zeichen 片倉?

Zum Thema "Verständnis für eine Aussage" erzähle ich aus dem Gedächtnis einen kurzen Abschnitt aus Herrn J. N. Nestroys 
"Die schlimmen Buben* in der Schule". Ist Herr Nestroy eigentlich schon eines unserer Herren Ehrenmitglieder?

Der Lehrer Wampl: nießt
Zu den Schülern: Ich glaube, ihr wißt nicht einmal, was man sagt, wenn jemand genießt hat.

Ein Schüler: Sie haben genossen.

Wampl: Das dachte ich mir. Nießt eine Standesperson, heißt es: Ihro Gnaden! Zum segensreichen Gelingen! Nießt ein Bürgerlicher: Mein Herr, zur Gesundheit! Nießt aber ein gemeiner Kerl, dann nur: Helf Gott!
Er nießt erneut.

Die Schüler: HELF GOTT!

Wampl: Ich danke euch!

*Die Frau Mag. S. F., die den (nun) seligen Herrn Helmut Lohner als Nestroy-Coupletsänger nicht recht leiden konnte, frug mich einmal: "Und schlimme Mädchen gab's dort nicht?"