Ich habe mir mal erlaubt, ein wenig gegen die Wand zu reimen. Die Wand ist aus Beton.
Prinzip:
Das Essen in Gregorien
Hat viel zu viel Kalorien.
Erste und einzige Ausnahme:
Ich fahre nach Wolfgang am See
Mit meinem Kabriolett.
Vielleicht erhirrt es euch. Vielleicht habt ihr eigene Ideen. Also bitte.
Nochwas:
Es intressiert mich nicht die Bohne,
wer diesmal spielt die Antigone.
hingegen scheint mir, sehr gefühllos
spielen sie hierzuland aischylos.
Jetzt ist alles klaro,
wir geh'n in den Figaro.
Gehst du jetzt in die Ferien,
Kauf möglichst noch Batterien.
Suchst einen Mann du mit viel Knete,
Vergrößer dir dein Dekollete.
Vom Hagenbeck'schen Café
sieht gut man die Giraffe.
Wer kann essen wie ein Tier?
Das ist natürlich der Belgier.
Trotz ihrer Cellulites
Isst Gerda gern Pommes frites
Ich fahr jetzt nach Bilbao.
Tschüß allerseits! Ciao.
(nein, ich fahr nicht wirklich hin.) ;)
Weil's heiß ist auf Borneo
brauchst' dort ein gutes Deo.
Im Dunkeln knipste ihre Läuse
Die ungewaschne Billeteuse.
An dem Fluss Parana
traf Igor die Svetlana.
Spielt 'ne berühmte Aktrice
gar mit in "Holiday on Ice"?
Ihr seid ja alle ganz klasse
Man glaubt sogar an Wunder
war man mal in Down Under
Wer kratzt sich hinterm Ohre?
Es ist die Terpsichore.
Für einen guten Tee
fehlt's Geld im Portmonnee.
Am Rand des griechischen Bades
Stand nackt der Alkibiades.
Mir fahl der Unterricht
zu schreiben ein Gedicht.
Die Schrift ist flach nicht, sie ist tief,
es handelt sich um ein Relief.
Die schöne Maid Helena
ging gern in die Arena
Hier ist schon öfter mal was los,
Doch heute herrscht hier das Chaos.
Rezitiert man so (den) Homer,
falle ich alsbald ins Koma!
Es sitzt in einem schönen Schloß
'ne Frau mit Kleinkind auf dem Schoß.
(Iert leider nur in alter Rechtschreibung funktion)
Der Mond schien hell, es war so stille,
ich fasste sie um die Taille.
Der Sonntagsbrunch war äußerst nett,
zu früh nur schloss man das Büfett.
Oskar trank viel und gerne Rum
verdak die Fahne mit Parfum.
Nach meiner Pensionierung geh
ich nach Finnland als Rentier.
Am Don bei den Kosaken
fehlt's an weißen Laken.
Immer nur fragen, wer tat es?
Natürlich war es Sokrates.
Da vorn am Fluss der Buchenhain,
der ist für mich fremdes Terrain.
Hinter Verborg verbirgt sich eine emsige Biene.
Ich bin randvoll mit Strohrum,
drum schreib' ich hier im Forum.
Das Zeug riecht so verräterisch,
Die Öle sind wohl ätherisch.
Ihr wisst, dass zukünftige Phonologen den Lautbestand und die Aussprache des Deutschen zu Beginn des 21. Jhdts. anhand von Reimen rekonstruieren werden? Ihr macht es denen sehr schwer *gg*
Den eklen Pilz an deinem Fuß,
heilst du am besten mit Bambus.
Es sprach der Linguist,
doch der sein angep...
Einmal um die Stadt, so lief er,
und nachher war ihm ganz peripher.
Gestern gab's Bulette,
heute nun Raclette.
Einen hab ich noch, dann is Schluss:
Das beste ist, ich festige
Mein neugeschaffnes Prestige.
Jetzt müsst ihr weitermachen :D
Morgen gibt's nur einen Klos,
übermorgen dann Gyros.
Der Kellner bracht' auf dem Tablette
ein frisch gebacknes Baguette,
dazu 'ne Magen-Darm Tablette
denn die Wurst war 'ne gar fette.
Mit zu viel Tempo auf dem Tacho
fuhr der Peter, dieser Macho.
Hab ich euch nicht mitgeteilt, dass ich mit Beton die Betonung gemeint habe?
Der Reim ist Wurscht, er muss nur falsch betonen.
Aber jetzt.
Wir betonen doch die ganze Zeit falsch.
In Monikas Frisiersalon
da harrsch ein ziemlich rüder Ton.
In reichlich wohnungsferner Lage
hatte Kai-Uwe 'ne Garage.
Ihr betont ja leider richtig. Und das ist hier falsch.
Ich werf mich hinterm Zug.
Ich war davon ausgegangen, dass es einfach nur um falsche Aussprache geht, wie halt bei Garage/Lage.
Du meinst also, die eine Zeile muss normalerweise betont und die andere unbetont enden?
So wie:
Das Brett ist hart
das ist Standard.
So, und nun komm hinterm Zug weg. Das ist gefährlich!
Das Bild dort, neben Kus Regal,
ist das gar ein Original?
Es geht nicht um falsche Aussprache, sondern um falsche und daher groteske Betonung.
Gehe ins Gefängnis, gehe nicht über Los, nimm keine 4000 DM ein. Fange nach deiner Entlassung auf Seite 1 wieder an.
Fehlgeleitete Kreativität.
Aber nenne mir den Faden, in welchem es auf Seite 4 immer noch um das Ursprungsthema geht. ;)
Im Zoo der große Grizzlybär
wurde Vater im September.
So, Ku, und wenn das jetzt immer noch nicht deinen Vorstellungen entspricht, dann musst du das leider noch mal erklären, was du genau mit falscher und grotesker Betonung meinst, und zwar an Beispielen.
Sonst spiel ich nicht mehr mit!!!!!
*eingeschnappt sei*
*Schippe zieh*
*Mit dem Fuß aufstampf*
Kannste bitte noch mal auf Seite 1 beginnen, ich habs da erklärt.
Tut mit Leid, aber so oft ich auch den Faden von vorne nach hinten und von hinten nach vorne lese, ich erkenne nicht, was an dem, was ich auf der letzten Seite geschrieben habe, so anders ist als das, was auf der ersten Seite steht und von dir für gut befunden wurde.
*heul*
*schnief*
*verzweifel*
*nix mehr versteh*
Verborg, bitte lies meine Beiträge, dann wird dir das klar.
Was ist an den von dir kritisorenen Wortpaaren wie
Macho/Tacho
Lage/Garage
Salon/Ton
so anders als an
Relief/tief
Bohne/Antigone etc.?
in den von mir genannten Fällen wird doch genauso die fremdsprachliche Aussprache durch die Reimerei eliminoren.
Sorry, Ku, aber das ist mir zu hoch.
Da muss ich kapitulieren.
ICH WILL ZU MEINER MAAAAAMAAAAAAAA!!!
Bitte könnte jemand Verborg erklären, um was es hier geht. Ich hasse heulende Frauen.
Vielen Dank, Ku!
Aber die Aufgabe hast du gestellt, also bist DU auch derjenige, der sie am Besten erklären könnte. Wenn du das nicht machst, weiß ich nicht, was ich falsch mache, und dann kann ich da auch nix dran ändern.
Ob mit oder ohne Geheule, ich hab' jetzt keine Lust mehr zu raten, was du von mir willst.
Gute Nacht!
Hallo Verborg
böse sein hilft nix.
ich erklärs dir morgen. oK ?
Hier geht ja die falsche Betonung und die falsche Aussprache munter durcheinander - und zwar in Kus Reimen genauso wie in VerbOrgs. Von daher verstehe ich auch nicht, was du willst, Ku...? Ich finde beides sehr reizvoll!
Es braucht der wach sich Regende
zum Lesen eine Legende.
The hundred thousand books he read
are like a vast spiritual mead.
Es begab sich ins Gebende
die stets freigiebig Gebende.
Vielen Dank für die Unterstützung, Herr und Meister, es hat mir einfach keine Ruhe gelassen, dass ich nicht verstehe, was Ku von mir will.
@Ku:
Geht es ihm um die Betonung, dann lasse ich etwa eine Zeile im Jambus enden, die andere in Trochäus, also:
Grizzlybär (letzte Silbe betont)
September (letzte Silbe unbetont)
oder
Das Brett ist hart
Das ist Standard
dein Beispiel:
Wer tat es? (eine unbetonte Endsilbe)
Sokrates. (zwei unbetonte Endsilben)
Geht es dir um die Aussprache, so paare ich
rüder Ton/Salon [salong] wird zu [salohn]
Hain/Terrain [terreng] wird zu [terrain]
dein Beispiel:
tief/Relief [relijef] wird zu [relief]
Bitte erklär' mir, was genau du kritisierst, damit ich nicht ganz doof sterbe.
Ach ja: Wenn dir so viel an Betonung und Aussprache liegt:
Ich bin die VerbOrg (für Verben-Organisation), und erlaube mir, dieses Kürzel auf beiden Silben zu betonen, da hier eigentlich zwei Wörter zusammentreffen, also [werb.org]. (Ich verweise hierbei um den Namenskunde-Faden weiter unten.)
Deine Schreibweise Verborg spricht man allerdings {ferborg} aus.
Zwar ist die optische Ähnlichkeit mit dem Verb "verborgen" (leihen) und dem Part. II von "verbergen" gewollt, nicht aber die analoge Aussprache/Betonung. Also lass mir bitte mein grOßes Staune-O.
(Musste einfach mal gesagt geschrieben werden.)
Was Ku nun im Endeffekt bemolken hat, ist mir immer noch nicht heller.
"bemolken" stammt m.E. vom bereits existierenden "melken" (obwohl ich mir unter "be-melken" wenig neues vorstellen kann). Zur Ablautung von Umlauten bräuchten wir saubere Ablautreihen.
BEMÄKELN
Genau: bemäkeln!
Das Verb bemelken als solches GIBT ES NICHT, so dass bemolken als Partizip II noch unverbraucht ist, also für "bemäkeln" zur Verfügung steht und dort auch benotzen werden sollte.
Der Anwalt der recht Fertigen
begann schon zu rechtfertigen,
und der noch nicht Bereiten Lawyer
gab gleich auf: "Der Sieg ist euer!"
Es scheppert laut der Köchin Gong
weit über Loggia und Balkon
Brechstange, ich weiß... :o
und noch einer für Rechtsgelohrene:
Unsere Chance stieg ungeheuer,
hätten wir den rechten Lawyer.
Heute schachte ich ihr Blumen
und ne Karte für die Blue Men.
ZitatAch ja: Wenn dir so viel an Betonung und Aussprache liegt:
Ich bin die VerbOrg (für Verben-Organisation), und erlaube mir, dieses Kürzel auf beiden Silben zu betonen, da hier eigentlich zwei Wörter zusammentreffen, also [werb.org].
Genau, und ich bin nämlich bitteschön der [wersü'schee], weil französisch! ;D
So französisch siehst du gar nich aus. Werd's mir aber merken. :D
Zitat von: VerbOrg in 2005-05-07, 10:44:20
Genau: bemäkeln!
Das Verb bemelken als solches GIBT ES NICHT, so dass bemolken als Partizip II noch unverbraucht ist, also für "bemäkeln" zur Verfügung steht und dort auch benotzen werden sollte.
Verwirrt auch so. Vorsilben sollten keinen einfluss auf die Flexion haben, wär ja noch doller.
Pardon, lieber Ku, aber ich muss Einspruch erheben: Du hast "babbeln" gebolden, aber meine Konsonantenverschiebevariante gefällt mir, mit Verlaub, besser ;):
Babbeln: blubb - bläbbe – blibbe! - geblabben
Brabbeln: brlubb - brläbbe - brlibb! - brlabben
Dribbeln: drlabb - drläbbe – drlibb! - gedrlubben
Daddeln: dludd - dlädde – dlädde! - gedladden
Schön und gut, aber wer soll das aussprechen?
[wersü'schee], bist du närrisch???
Selbst wenn wir dieser Zungenbrechervariante den Zuschlag geben würden:
Die Imperative von babbeln und daddeln haben am Ende ein "e" zu viel, finde ich.
Aber bitte, bitte, tut mir solche Konsonatenextremverschiebungen nicht an! Als Ex-Hobby-Moderatorin hab' ich zwar einige Erfahrung mit fast Unaussprechlichem, aber da muss ich Katapult ieren, ähm, Kapitul ieren. (Ich bin schon ganz von der Rolle.)
An der Variante von Ku ist doch absolut nix auszusetzen.
Zitat von: amarillo in 2005-05-08, 14:36:41
Schön und gut, aber wer soll das aussprechen?
ein alter karpfen im teich, der eine etwas nasse aussprache hat :D
Ist, VerbOrg, Berthold Janeceks homonymolytisch-kakokonsonantische Stärkungsmethode an dir vorbeigegangen? Schau mal im Archiv (http://verben.texttheater.net/v3/archiv.php) beim zwoten Dezember nach.
Davon angeregen auch ohne homonymolytische Motivation ein paar Verben kakokonsonantisch zu stärken, finde ich gar nicht mal so reizlos... Versucher, you made it! Danke!
Ist nicht an mir vorbeigegangen, war schlicht und ergreifend vor der Gründung der VerbOrg.
Auch, wenn du den Knupf jetzt berichtigt hast: Zwischen dem fünvzehnten November und dem fünvten Dezember klafft allerdings 'ne Lücke.
Die bisherigen homonymolytisch-kakokonsonantischen Verben kriege ich übrigens problemlos über die Lippen, bei denen vom Versucher geht das nicht so recht. Sorry, aber ich iere immer noch Katapult.
Sonntags trafen sich stets Paul und Jupp,
wenn man beim Bier über Fußball gern blubb.
"Hasse geseh'n, wie dä Ballack heut drlabb?"
"Hömma, wenn Du wat anne Zähne hass, dann musse nach'm Aazt gehen!"
Dat heißt nich "nach'n Arzt", sondern "zun Aatz"
Aber diese Redeweise macht mich auch ein bisschen bedrlubben bedrulbben inn Koppe.
Bolbben die schon immer so komisch?
Nein, laut Ruhrgebietsgrammatik geht man nach etwas oder jemand.
Bei wen war denn das "zun Aatz"?
Muss irgendwo in Niedersachsen sein, glaub' ich.
*Grübel*
Ich glaub' ein Kommilitone aus der Nähe von Braunschweig hatte das mal so gesacht. Will mich da aber nicht festnageln lassen. Vielleicht hatte der das ja noch aus 'ner ganz anderen Ecke.
Ich hab' jedenfalls schon mal gehoren, dass jemand so gebolbben hat.
Was red ich, ich mien den zwölften Februar.
Dank dem Chef für Aufnahme und Verbarß meiner Formen!
gehabt gehabt much dazumal
ein Reim auf Silber sehr viel Qual.
gehabt gehabt, sei doch nicht dumm,
reim einfach was auf Argentum.
Mir fehlen in diesem Faden noch die historischen Beispiele. Z.B. Martin Luther (alle Verse als katalektische trochäische Dimeter zu lesen):
Nun komm der Heiden Heiland
Der Jungfrauen Kind erkannt
Dass sich wund're alle Welt
Gott solch Geburt ihm bestellt.
...
Sein Lauf kam vom Vater her
Und kehrt' wieder zum Vater,
...
Hallo Agricola,
Zitat von: Agricola in 2006-07-03, 16:33:49
Mir fehlen in diesem Faden noch die historischen Beispiele. Z.B. Martin Luther (alle Verse als katalektische trochäische Dimeter zu lesen):
Nun komm der Heiden Heiland
Der Jungfrauen Kind erkannt
Dass sich wund're alle Welt
Gott solch Geburt ihm bestellt.
...
Sein Lauf kam vom Vater her
Und kehrt' wieder zum Vater,
...
Das evg. Gesangbuch ist voll des Zeugs. Ein besonders krasser Mißgriff Luthers:
Jesus Christus, unser Heiland,
der von uns den Gotteszorn wandt,
durch das bitter Leiden sein
half er uns aus der Höllen Pein.Die weiteren 7 Verse sind noch besser (EG Nr. 215).
Zwingli kann's auch gut:
Herr, nun selbst den Wagen halt;
bald abseit geht sonst die Fahrt;
das brächt Freud dem Widerpart,
der dich veracht so freventlich.
Gott, erhöh deins Namen Ehr;
wehr und straf des Bösen Grimm;
weck die Schaf mit deiner Stimm,
die dich lieb haben inniglich.
Hilf, dass alle Bitterkeit
scheid, o Herr, und alte Treu
wiederkehr und werde neu,
dass wir ewig lobsingen dir.Unübertrefflich aber Paul Gerhardt (zwar metrisch i.O., doch die Sprachbilder knipsen die kalten Grausbirnen an, EG 83):
Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld / der Welt und ihrer Kinder;
es geht und büßet in Geduld / die Sünden aller Sünder;
es geht dahin, wird matt und krank / ergibt sich auf die Würgebank,
entsaget allen Freuden;
es nimmet an Schmach, Hohn und Spott, / Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod
und spricht: "Ich will's gern leiden".Andreae Gryphii "Hölle" ist nichts dagegen.
Grüße,
Amy
Ich verstehe nicht, was diese Beispiele jetzt hier sollen. Paul Gerhard reimt doch absolut perfekt (abgesehen höchstens von "Tod" und "Spott", was ich aber gerne durchgehen lasse) und hat beim Betonwerk jedenfalls keine Schuld zu begleichen. Desgleichen Zwingli, dessen Verse (die ich noch nicht kannte) mir wegen der Reimverteilung (halt - bald, Ehr - wehr, Bitterkeit - scheid) zwar sehr originell erscheinen, aber ebenfalls keine Betonungsregeln verletzen. Bei Luther finden sich hingegen öfter Verse, die rein silbenzählend sind auf die Betonung keine Rücksicht nehmen, obwohl er es offensichtlich selbst auch besser konnte, wenn er nur wollte (siehe z.B. "Vom Himmel hoch da komm ich her", das in allen 15 Stophen keinen einzigen Betonungsverstoß in den Reimen und nur ganz vereinzelt innerhalb der Zeilen enthält).
Hallo Agricola,
Zitat von: Agricola in 2006-07-04, 03:49:39
Ich verstehe nicht, was diese Beispiele jetzt hier sollen.
Das Lutherbeispiel ist das einzige falsch betongeorene, ja. Wie Du auch richtig erkannt hast, besticht Zwingli durch die Form und Paul Gerhardt durch seine schiere Sprachästhetik. Sozusagen ein Überblick über die Blüten, die das Gesangbuch treibt.
Konkret vielleicht eine Themaverfuhl, aber ein Faden, in den das alles paßt, fiel mir nicht ein.
Grüße,
Amy
Hallo zusammen,
nochmal Luther: EG 215:
Jesus Christus, unser Heiland,
der von uns den Gotteszorn wandt
durch das bitter Leiden sein
half er uns aus der Höllen Pein.
Die nette Betonschieflage wurde bereits angesprochen. Auch wenn man läse: "Jésus Chrístus, únser Héiland, / dér von úns den Gótteszórn wandt" wäre es schief, da sich nur die letzte unbetonene Silbe rieme, also kein wilber Kud entstände. Es ist aber auch ein eindrulckes Beispiel für Silben im Deutschen, die positione lang sind: durch die Vielzahl der Konsonanten nach dem "o" von "Zorn", wird die Silbe so verlurngen, daß nicht einmal der lange Diphthong in "Hei-(land)" es mit ihr aufnehmen kekünne.
Über den Satzbau breiten wir besser auch das Tuch des Vergessens: die dritte Zeile hat quasi Doppelfunktion und ist des ersten sowie zweiten Satzes Präpositionalobjekt -- deswegen sparte Luther resp. die Gesangbuch-Redaktion die Satzzeichen ganz ein.
Noch eine Strophe:
Die Frucht soll auch nicht ausbleiben:
deinen Nächsten sollst du lieben,
daß er dein genießen kann,
wie dein Gott hat an dir getan.
Grüße,
Amy
N.B., Kilian: verlängern - verlirngt - verlarng - verlärnge - verlirng! - verlurngen.
Hut, Mütze, Helm, Toupet und Turban
findest Du bei 'Fields' in Durban.
Im Gegensatz zu Herbert Wehner
war Gustav Heinemann Essener.
Erst laar Herr B. sein Becherchen
und womd sich dann den Recherchen.
Zitat von: AmelieZapf in 2006-08-07, 09:56:06
Hallo zusammen,
nochmal Luther: EG 215:
Jesus Christus, unser Heiland,
der von uns den Gotteszorn wandt
durch das bitter Leiden sein
half er uns aus der Höllen Pein.
Die nette Betonschieflage wurde bereits angesprochen. Auch wenn man läse: "Jésus Chrístus, únser Héiland, / dér von úns den Gótteszórn wandt" wäre es schief, da sich nur die letzte unbetonene Silbe rieme, also kein wilber Kud entstände. Es ist aber auch ein eindrulckes Beispiel für Silben im Deutschen, die positione lang sind: durch die Vielzahl der Konsonanten nach dem "o" von "Zorn", wird die Silbe so verlurngen, daß nicht einmal der lange Diphthong in "Hei-(land)" es mit ihr aufnehmen kekünne.
Über den Satzbau breiten wir besser auch das Tuch des Vergessens: die dritte Zeile hat quasi Doppelfunktion und ist des ersten sowie zweiten Satzes Präpositionalobjekt -- deswegen sparte Luther resp. die Gesangbuch-Redaktion die Satzzeichen ganz ein.
Noch eine Strophe:
Die Frucht soll auch nicht ausbleiben:
deinen Nächsten sollst du lieben,
daß er dein genießen kann,
wie dein Gott hat an dir getan.
Grüße,
Amy
N.B., Kilian: verlängern - verlirngt - verlarng - verlärnge - verlirng! - verlurngen.
Das Lied ist allerdings auch ein gutes Beispiel dafür, wie sich Gedichtmetrik und Liedmetrik voneinander unterscheiden können. Wenn man die Verse liest, gerät man laufend ins Stocken, wenn man sie hingegen singt, sitzen die Betonungen mit ganz wenigen Ausnahmen in allen Strophen wie angegossen. Was vor allem beim Lesen Schwierigkeiten macht, ist die Betonungsverteilung in der letzten Zeile. Während nämlich die ersten drei Zeilen trochäisch verlaufen (der männliche Reim in den ersten beiden ersten Zeilen ist eine Ausnahme der ersten Strophe, die meisten anderen Strophen reimen weiblich), besteht die letzte Zeile aus zwei Anapästen und einem Iambus, wie die Aufstellung aller letzten Zeilen eindeutig zeigt:
half er úns aus der Höllenpéin
und zu trínken sein Blút im Wéin
für das Lében den Tód empfäht
in den Tód sein Sohn gében hát (?)
und vor Ángst ist betrübet séhr
dass du nícht kriegest bösen Lóhn (?)
sein Kunst wírd an ihm gár ein Spótt (?)
so du sélber dir hélfen wíllt
und die Spéise dein Séel erquíckt
wie dein Gótt hat an dír getán
Na gut, in den mit Fragezeichen gekennzeichneten Zeilen etwas weniger ...
Es handelt es sich hierbei eben nicht um eine freie Dichtung, sondern um die Neutextierung eines lateinischen Hymnus ("Jesus Christus nostra salus", hat jemand den Originaltext greifbar?). Luther hat nicht an die Logik der Dichtung als solcher gedacht, sondern daran, dass die Sprache beim Singen auf eben diese Melodie ausdrucksvoll zur Geltung kommt. Das ist ihm ausgesprochen gut gelungen, man denke nur an das Melisma auf "zorn" in der ersten Strophe.
Betonkunst ist gefährlich
leicht wirkt sie nälm lächerlich.
... wohl wahr, agricola, jedoch:
auch mancher sänger kennt kein pardon
und verfehlt stets den richt'gen ton.
... huhaha, schön falsch geriemen und blöd zu betonen :D
Zitat von: katakura in 2006-08-07, 15:14:06
... wohl wahr, agricola, jedoch:
auch mancher sänger kennt kein pardon
und verfehlt stets den richt'gen ton.
... huhaha, schön falsch geriemen und blöd zu betonen :D
Ein sächsischer Sänger drifft schon ein bardöne
in Mozardens Arien aus Idomene
Zitat von: Agricola in 2006-08-07, 15:23:04
Ein sächsischer Sänger drifft schon ein bar Döne
in Mozardens Arien aus Idomene
und säng' statt bass er bariton,
kläng' besser, ach, so mancher ton!
Mozart, betreffend die Töne,
(besonders auch im Idomene)
wünschte nicht nur getroffene
sondern vor allem auch schöne.
... ein happy end im betonstil:
zum glück verschonet poseidon
idamante, des herrschers sohn.
die kron' gibt ab gar heilefroh
der alte könig idomeneo.
ilia wird nun königin,
der vorhang fällt - aus, ende, fin!
Und Idamante begrüßt (fast krepierend)
das für die Hörer gewohnte Happy End.
Zitat von: Agricola in 2006-08-07, 16:09:18
Und Idamante begrüßt (fast krepierend)
das für die Hörer gewohnte Happy End.
片倉 --> öre krep beinahe an diesem reim ;)
Wer nicht diese Töne will, komme und höre
in Beethovens Symphony freudenvollere.
Wer angenemehre auch möchte, o Freunde,
erbarm' sich und gebe dem Bariton sein D.
Zitat von: Agricola in 2006-08-07, 17:03:43
Wer nicht diese Töne will, komme und höre
in Beethovens Symphony freudenvollere.
Wer angenemehre auch möchte, o Freunde,
erbarm' sich und gebe dem Bariton sein D.
片倉 --> windet sich in krämpfen und bitte agricola um erbarmen
http://www.stilstand.de/archives/1724
Folgendes kombiniert Schüttelverse und falsche Gbenthuhn:
Die liebe, grundgescheite & höchstmusikalische ("Bändigerin der schwarzweißen Bestie") Frau M. frug mich nach einer alten Flamme:
"Und warum habt ihr euch eigentlich entlobt? Warst Du nicht Rutengehers
genug?"
Antwort:
Du wähnst, daß ich zu einem guten Reh
bis zwölfmal täglich mit der/den Ruten geh?
Daß ich die Flamme nur mit Ruten heg?
Mein Zipferl bloß beim Beobhuten* reg?
*Das Wort kommt von der Pflege der - oft viel sprechenden - Beo-Vögel (Gracula religiosa).
http://www.youtube.com/watch?v=MNoT4HT8mz0
"Meinem" Peregrinus Syntax ist das Verb "beóbhuten" bekannt.
Statt "die Flamme" hieß es im Original "Geliebte". Und statt "wähnst" stund dort, allzu simpel, "denkst".
Ich will gar nicht wissen, was genau es mit "Rutengeher" und "Zipferl" vom LIIIEBEN Bertl auf sich hat. :P
Zitat von: Beck Messer in 2012-05-03, 17:18:09
Ich will gar nicht wissen, was genau es mit "Rutengeher" und "Zipferl" vom LIIIEBEN Bertl auf sich hat. :P
Du, einer trug ja den Beinamen "Der große Korse" (4. Bild).
http://flavorwire.com/52411/galileo-isnt-the-only-famous-figure-missing-body-parts