Während meiner Suche nach verhai zu kouenen Weihnachtsliedern bin ich natürlich auch auf deutsches Liedgut gestoßen, das weniger zu Weihnachten passt, zB hoppende Reiter oder tanzende Butzemänner.
Aber ich habe auch dieses Liedgut gesammelt und ebenfalls einer Haikouikation unterzogen.
Ich möchte jetzt damit einen Faden beginnen und bitte darum, dass hier nur astreine Haikous verabreicht werden, die sich ihrerseits mit deutschem (oder, wer das kann, auch mit ausländischem) Liedgut befassen. Redundanzen sollten nicht verboten sein, denn auch Liedgut ist endlich.
Falls das verhaigekouene Lied nicht erkannt wird, ist der Verhaikouer gebeten, sich dazu zu äußern.
Ich beginne:
Nühr sich nicht sehr bald
Frühling, schülls nicht aus dem Wald:
Kuckuck und Kuckuck
Und damit dieses Lied nicht so alleine ist:
Schwärr'n keine Vögel:
nichts pföffe und tschörre zwie
Lenz marschör nicht ein.
Stünd nicht im Walde
ein Männlein und schwiege still,
man rültse nicht so.
Qui est-ce qui danse donc
là, sur le pont d'Avignon,
tout en rond, mes chers?
Amsel, Fink und Star,
wären sie ganzjährig da,
brächt's Heil und Segen?
Auf gelbem Wagen
der Schwägerin säß ich vorn,
blies sie nur das Horn!
Spünn's Bäuerlein heut
im März das Ross vor den Pflug,
man schöltt nur den Kopf.
Dormirais-tu, Jacques,
si l'on sonnait les matines?
Lève-toi, au boulot!
Stük's mir im Blute,
zu wandern solang ich kann,
los öre ich marsch.
Zög' es uns hinaus
aus grauer Städte Mauern,
wer söff' noch in Bars?
Were I to take thee,
long way to Tipperary,
I'd rather not walk.
Blowin' in the wind
would be all answers, my friend,
so better don't ask!
Stünden Hänschen nicht
Stock und Hut beim Spaziergang,
er fröh' sich nicht so.
Fähl' uns der Safran,
dem Kuchen fähl ganz sicher
die siebte Zutat.
Hätt' der Topf kein Loch,
Liese und Heinrich stritten
doch, wie man's verschlöss'.
Flög' auf die Mauer
ein hungriges Vögelchen,
die Wanz' tünz' nicht mehr.
Glönz' überm Walde
kein aufgegangener Mond,
nur Sternlich prünge.
Höppe der Reiter:
Er krische, wenn er stärze
Und plömps in den Sumpf.
Ör der Fuchs retourn
die gekloene Gans, dann
mölch ihn kein Jäger.
Memöss das Ringlein
nicht stets verstocken wandern,
vielleicht säh man's mal.
Wüch' nicht der Müller,
die Mühle klärpp nicht am Bach,
kein Korn sie möhle.
Gäben die Bäume
plötzlich den Ausschlag, der Mai
hätt's überielen.
Schwömmen im Bächlein
nicht launische Forellen,
wo üngle ich dann?
Äke ein Hut nicht
zwischen zweifach und vierfach:
er gehor nicht mir.
Den hatte ich mir anders vorgeschrieben:
Dreispötz' nicht mein Hut,
dreiäcke mein Hütchen nicht,
nimmer wär's meines.
Zitat von: amarillo in 2006-03-02, 21:27:50
Den hatte ich mir anders vorgeschrieben:
Das macht ja nichts. Redundanzen sind ja auch erwünscht, damit die Nachwelt dann entscheiden kann, dass meine Version besser war ;D.
Eigentlich wäre es ja wünschenswert, dass jeder Teilnehmer zu jedem bereits angesprochenen Lied eine eigene Version liefern sollte. Aber das hat noch Zeit.
Hänsel und Gretel
irrten im Wald: Lebkuchen
knorpp man, buk Hexe.
Knabe sieht Röslein
Röslein droht mit Stich - er pflückt's
dennoch, der Schlingel.
Häslein im Erdloch
sitzt bequem; doch naht der Fuchs,
hüpft's trotz Erschöpfung.
Säh' nicht der Knabe
s'Röslein auf der Heiden steh'n,
er pflöcke es nicht.
Wühr' sich's Röslein nicht
päk' es nicht des Knaben Hand,
hülf's ihm dennoch nichts.
Kuckuck und Esel
stritten, wer wohl schöner säng':
kuckuckuck, i-a!
Käme schon der Mai,
schlügen Bäume aus - hab acht,
warndst du im Walde!
Grün ist die Heide,
Rosen hingegen sind rot;
die Heide ist grün.
Zitat von: caru in 2006-03-02, 22:41:16
Grün ist die Heide,
Rosen hingegen sind rot;
die Heide ist grün.
War das Heino?
Läb' junger König
nicht den Reiterknaben fein,
zög' er nach Köllen.
Wäre nicht so treu
das Bergvagabundenpack,
ich klörtt nie im Fels.
Zitat von: amarillo in 2006-03-02, 22:51:38
Läb' junger König
nicht den Reiterknaben fein,
zög' er nach Köllen.
Auch das bedarf womöglich der Erklur. Urß dich dazu.
Jenseits des Tales....
der ganze Text ist hier (http://ingeb.org/Lieder/Jenseits.html)
Kaporen:
zög er nach Köllen.
Na dann.
Wie Bach und Mühlrad
stets auf Achse - andernfalls
wärn's schlechte Müller.
Zitat von: Ku in 2006-03-02, 22:48:54
Zitat von: caru in 2006-03-02, 22:41:16
Grün ist die Heide,
Rosen hingegen sind rot;
die Heide ist grün.
War das Heino?
nein, das war herr löns (http://ingeb.org/Lieder/alsichge.html).
Fein, fein, caru, aber ich wage es einfach mal, dir deinen eigenen Entwolck ins Gedächtnis zu rufen:
Zitatcaru entwalck aus Haiku und Haiko die Synthese: Haikou. Ein Haikou hat wie ein Haiku drei Verse zu 5-7-5 Silben und setzt wie das Haiko mit starken Verben im Konjunktiv II eine Bedingung und eine mögliche Folge in Beziehung.
Wenn ich mich recht erinnere, wollte der Ku Haik
ous.
So was z.B.:
Befände man sich
jenseits des Thales, Winkel
wären einem wurscht.
Örr'n Hans und Gretel
nicht im Wald, im Lebzelthaus
läb' noch die Hexe.
Stäch' nicht das Röslein,
ob's den Knaben dann wohl noch
riez', daß er's bräche?
Höpfe beizeiten
aus der Grube das Häslein
nicht, fräß' der Fuchs es.
I-öh' der Esel
schöner, als der Kuckuck kuckt,
säg' er im Wettstreit.
Käme schon der Mai,
schlügen Bäume aus; Gefahr
lief' man am Waldweg!
Gröne die Heide
nicht, blöh'n Rosen dort nicht rot,
jüg' dort kein Jäger.
Wörnde nicht ständig
wie Bach und Mühlrad er fort,
schlecht wär' der Müller.
Führe der schwäb'sche
Bauer mit dem Bock nicht Bahn,
ging's dem Bock besser.
Tröben die Rosse
nicht vor und nicht zurück, ich
klieb' Schwagern das Horn.
Spiöln den Bass nicht
der Schlitzaugen drei, egal
wär's der Polizei.
Trüg ich mein Haupt bar
jeder Kopfbedeckung, wohl
zöhl ich nicht Ecken.
Versüg mir die Gunst,
die rechte, der liebe Gott:
er schäk mich nicht fort.
Plörtschen die Brünnlein
in der vollen Gesamtheit:
man lüsche den Durst.
Müßt' ich nicht ständig
zum Städtele hinaus zieh'n
- ich blieb gern mal hier.
Schwiege der Wald schwarz,
stiege dann immer vom Gras
Wumbaba der Mohr?
(Liebe Grüße an Axel Hacke) ;D
Säh' ich Veermaster
to my hoday hoday ho,
wiel' ich in Hamburg.
Säng' ich, waß geschah
ob der fünf wilden Schwäne,
stöpp's nicht die Grippe.
Ör der Knabe nicht
auf der Heiden spaz, sein Aug
erbläk kein Röslein.
Röng's nicht drei Tage
und gräns dann nicht die Sonne
schmörze es weiter.
Töchen der Entlein
Köpflein nicht im Teich, nicht hoch
stünden die Bürzel.
Gehœrn mir Entchen,
sie schwömmen derzeit wohl nur
im Hallenbad rum.
Tünze kein Bi-Ba-
Butzemann im Haus herum
Nichts röllt und schöltt sich.
Pringe die Sonn' nicht
auf gold'ner Bahn: sie könde
den Morgen nicht ver.
Verling' der Kaiser
auch von Zigeunern Geld, sie
fänden's nicht lustig.
Flössen nicht Brünnlein
immerzu, meine Blase
wär' höchst erlirchten.
Darf man als Gast hier auch mitmachen?
Klar, lass uns an deinen Haikous teilhaben.
Zitat von: VerbOrg in 2006-03-05, 20:35:59
Flössen nicht Brünnlein
immerzu, meine Blase
wär' höchst erlirchten.
Wassn das für deutsches Liedgut?
Wenn alle Brünnlein fließen, dann muss man trinken. Wenn man aber die ganze Zeit trinken muss, muss man auch ganz schnell was anderes. Kaporen?
Potztausend. Ein Gast, der schreibt. Willkommen Xaver. Natürlich darfst du hier mitmachen. Lass knacken.
Na gut. Da hat aber der Liedguterfinder womöglich nicht dran gedacht :D.
Siehste Ku, ich hab' aber dran gedacht. Irgendwer muss doch mal die Birne einschalten.
Föhr nicht der Jäger
einen Schießprügel bei sich,
er hœl' nicht den Fuchs.
Ja also, ich habe mich mal jetzt streng an Eure Liste gehalten, weiß aber nicht, ob das richtig war.
Öngstäg Xaver sich
feige vor Ungefällen,
er sälg nicht ostwärts.
Wo das her ist müsst Ihr aber rausfinden.
Zitat von: Xaver in 2006-03-05, 20:51:57
Öngstäg Xaver sich
feige vor Ungefällen,
er sälg nicht ostwärts.
Wo das her ist müsst Ihr aber rausfinden.
Wenn man so Worte wie "Ungefällen" verwendet, ist der Rausfund nicht schwer (Google). Das Lied stammt aus "Des Knaben Wunderhorn" und Xaver sollte als Missionar nach Japan.
Ja, Ku, das stimmt. Ich dachte, daß das Lied keinem mehr bekannt war. Ist auch uralt. Ich denk mir was neues aus.
@ Xaver
Aber bitte doch.
Und übrigens Xaver:
Die Storke waren voll in Ordnung. MAch weiter so.
Spönne der Bauer
die Rösslein an im Märzen,
er pfliäge Schnee.
Fösch man im Trüben
nach Forellen nicht, nichts brülz
man in der Pfanne.
Erbläk ich im Krug
den Boden: Ach! Weh! Mein Herz
schmörze entsetzlich.
Würten die Raben
auf gestorz'ne Reiter,
sie verhörngen bald.
(Falls jemand nicht weiß, warum: im Graben landen heutzutage eher blecherne Rundum-"Pferde")
Kömm' der liebe Mai,
müch' er endlich Bäume grün,
und Veilchen blöh'n auch.
Blöhn Veilchen im Mai,
niemand töpp am Computer,
alle ören spaz.
Hölz' jemand im Wald
jeden Baum, Hans und Gretel
erspöhen den Weg.
Räde das Männlein,
früge man's nach dem Namen,
es erklür', wer's ist.
Hürren die Vögel
in weiter Ferne noch aus,
es wörnte* weiter.
Tœne es Kuckuck
in den finstern Tann, Kuckuck
schüll's auch so hinaus.
*wintern - wornt - wörnte - gewornten
Zitat von: VerbOrg in 2006-03-06, 18:41:27
Tœne es Kuckuck
in den finstern Tann, Kuckuck
schüll's auch hinaus.
In meiner Eigenschaft als Zensor muss ich die letzte Zeile beähemen.
Ach ja, stimmt, ich hab' das "so" vergessen. Ist geornden.
Wär alle Tage
Sonntag: Bezochen wär ich
die ganze Woche.
Ör der Jäger nicht
durch den grünen Wald galopp:
er mölch nicht wahllos.
Wir haben dieses Lied in der Volksschule und bei den Pfadfindern gesungen, aber immer nur eine Strophe. Jetzt, nachdem ich die anderen Strophen kennengelernt habe (in der bei ingeb.org veröffentlichen Version) weiß ich auch, warum.
Kückse der Kuckuck,
sprach der Jäger, ritt' ich heim;
bis dorthin bleib' ich.
Öb ich Oboe
statt Treue und Redlichkeit:
kein Enkel wiene.
Woher ist das jetzt?
Üb immer Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab usw.
In der letzten Strophe weinen die Enkel nur, wenn du diesen Rat befolgt hast.
Ich wundere mich immer noch, dass keiner nach dem Lied in #45 gefragt hat. Kennt ihr das etwa?
Nö, aber du wirst uns bestimmt gleich schlauer machen.
Klar:
Das ist das berühmteste Bodensee-Lied:
Ach, wie tut das Herz mir weh,
wenn ich im Krug den Bodensee!
Öln ich Geflügel
und sölg auf zweien Schwingen:
ich besööche dich.
Rühschen durch die Nacht
nicht Wildgäns mit schrillem Schrei:
Null Vogelgrippe.
Schlüg' die Nachtigall
nicht im Haselstrauch, sänge
sie in der Tanne.
Zöhl' nicht Gott der Herr
Alle Sterne am Himmel,
fähl vielleicht einer.
Kliebe der Mops nicht,
was das Huhn einst herauspross,
Hundebrei gäb's nicht.
Verlör' sein Säckchen
hier der Bi-Ba-Butzemann,
ich dölde es nicht.
Rieten im Walde
die Vögel nicht hei, niemand
mörke was davon.
Zitat von: VerbOrg in 2006-03-12, 19:34:10
Kliebe der Mops nicht,
was das Huhn einst herauspross,
Hundbrei gäb's nicht.
ÄHEM
Mein e hatte wohl geklommen. Ist geornden. Was sollte auch "Hundbrei" sein?
Gegen deinen Husten solltest du aber mal was unternehmen.
Zitat von: VerbOrg in 2006-03-12, 20:04:00
Gegen deinen Husten solltest du aber mal was unternehmen.
Mach ich doch schon:
"Husten, bitte kommen, wir haben ein Problem"
"Rodscher"
Hücken nicht Hasen
hungrig zwischen Berg und Tal,
das Gras wörche lang.
Dörfen im Wagen
nur junge Leute mitfahrn,
niemand mörr' und kief'.
Nühr' sich das Pfingstfest,
wenn man riese durch die Welt,
Bolle fröh' sich drauf.
Hätt' ich nicht vormals
als Reblaus geloben, nicht
biss' ich den Wein jetzt.
Frör' es draußen nicht,
auch Bademoden wörmen
die Därme genug.
Verfög's Motorrad
Über Licht, das funktionör´,
Oma lönk's hinaus.
Klieb' nicht das Baby
Kokosnüsse im Walde,
kein Affe rüse.
Flörtt nicht ein Vöglein
und sötze sich auf mein Fuß:
Kein Gruß von Mutter.
Pölche ich Red Bull
und mutöre, ich flörtt los,
mein Lieb würt' nicht lang.
Spiöln drei Kinder
nicht Ringel-Ringel-Reihe,
kein "husch" ertœne.
Hürren die Schwäne
in heimischen Teichen aus,
niemand sie söche.
Hülz' man die Linde,
sie spandte keinen Schatten,
niemand trömme dort.
Trömm ich nicht süßes
am Brunnen vor dem Tore:
nichts wär geschnessen.
Erfröh nicht der Mai
Kuckuck und Esel, mich döch',
der Sängerstreit fähl.
Ich zohl soeben mal durch:
99 Zylke* sind in diesem Zyklus schon entstanden.
Wie viele sollen wir denn noch produzieren, damit diese hochintellektuellen Gedanken zu traditionellem Liedgut auch anderweitig gewordegen werden?
*ein Zylk = ein Bestandteil eines Zyklus
Wenn ich's mir so ansehe, vielleicht wäre ein Zykel (Plural dann Zykli) vielleicht noch schöner. Ein Zyklus besteht aus mehreren Zykli.
Störme der Storm auch
mit Windstärke 10: keinen
Seemann erschörtt es.
Beklitten die Gäns'
ihre Füße mit Schuhen,
nichts rülsche im Stroh.
Wöh' nicht Südwind lau,
woraus wöbe ihr Festkleid
die braune Heide?
Zitat von: VerbOrg in 2006-03-17, 18:24:24
Ich zohl soeben mal durch:
99 Zylke* sind in diesem Zyklus schon entstanden.
Das bringt mich dazu eine früher in einem Privatmail georßene Idee noch einmal aufzugreifen: Ich fände einen Starckverbzähler an prominenter Stelle der Heimatseite schön, wenn sich das mit wenig Aufwand machen ließe. Vielleicht auch einen für die Numeri?
Ich fand es schade, dass das tausendste gestorkene Verb einfach so an uns vorbeigegangen ist. Oder habe ich da was verpossen?
Zitat von: VerbOrg in 2006-03-17, 18:24:24
*ein Zylk = ein Bestandteil eines Zyklus
Wenn ich's mir so ansehe, vielleicht wäre ein Zykel (Plural dann Zykli) vielleicht noch schöner. Ein Zyklus besteht aus mehreren Zykli.
Zykel ist durch die Mathematik schwer vorbelastet. Dort heißt der Plural häufig ebenfalls
Zykel.