Bekannlich verzweifeln deutsche Poeten seit langem daran, dass sich nichts auf Silber, Mensch und Moench reimt. Irgendjemand (Goethe?) reimte mal so etwas wie "Herbst du grosser Vergilber ..." zusammen. Die Verbstaerkung verspricht auch fuer Mensch und Moench abhilfe.
Tuenchen, tanch, getronchen Konj I: ich toenche
ebenso lynchen
Waer er nicht ein Moench,
der Mob gewiss ihn loench.
Oder: Gedicht des Anstreichers:
Wenn die Zell´ich ihm toench,
waer dankbar der Moench
preschen, pransch, geproschen Konj II: praensche
oder
flanschen, flonsch, geflanschen, Konj II: flaensche
ebenso: panschen
dann reimt sich 1. Pers Sg. Konj II, etwas unrein auf Mensch
ich praensch´ - Mensch
ich paensch´ - Mensch
Ich bin aber nicht Dichter genug, dass mir dazu was einfaellt
Dass weid und pappel ihres matten silbers
Entwohnten zierrat euch zu knien schütte
Indes zum tempelhof des weltvergilbers
Die knaben wallen wein in buchner bütte.
Ch. Morgenstern, St. George parodierend
Es kommt der Herbst, der Blattvergilber...
Karl Farkas (wies weitergeht, weiß ich leider nicht mehr)
Die schönsten Reime der Menschen
sind die Gottfried Bennschen...
Peter Rühmkorf
des mönchs hat sich noch niemand angenommen, döche mich.
Super, gehabt gehabt! Daran hatte ich noch nie gedacht: Verbenstärken als Reimwortbeschaffungsmaßnahme. Unsere Arbeit bekommt einen ganz neuen Sinn...! :D
Zitat von: gehabt gehabt in 2004-12-30, 13:42:10Ich bin aber nicht Dichter genug, dass mir dazu was einfaellt
Mit
panschen]? Ist doch einfach:
Wenn wir Schnaps pänschen,
tœten wir Menschen.
Zum Glück wird
Mensch schwach dekliniert, hat also eine Menge Formen mit -en - da kann dann das Reimverb in der 1. oder 3. Person Plural stehen. Es geht auch mit dem Menschen im Singular Genitiv, Dativ oder Akkusativ:
Wenn wir Wodka pänschen,
geführden wir den Menschen.
fein. niedliche haikos. jetzt, meine herrschaften, brauchen wir nur noch die lang gesuchten reime auf "stülpen", "rülpsen" und "apfel".
fuer ruelpsen gibts zwei moeglichkeiten
1. stoepseln staerken:
ich stoepsel, ich stolps, gestolpsen Konj II stuelpse
dann reimt sich 3.ps Pl. Konj II auf ruelpsen
2. oder aber schoener noch beides staerken:
ich stoepsel, stolp, gestolpsen, ich stoelpse
und
ich ruelpse, ich rolps, gerolpsen, Konj II ich roelpse
Dann reimt sich zwar nichts auf ruelpsen selbst aber die meisten konjurorenen Formen:
Ich hab erst kraeftig gerolpsen
und dann die Flasche zugestolpsen
Lasst euch mal die Formen roelpse und rolps
auf der Zunge, oder besser noch, im Rachen zergehen.
Warnung an Moonshiner
Wenn jeder seinen Fusel pänsch',
Um damit Geld zu sparen,
Tœte sich so mancher Mensch
Durch Branntwein und durch Klaren.
Wenn wir die guten Flaschen bloß
Zur Orgie entstülpsen,
Träf niemanden ein schwerer' Los,
Als donnernd kräftig' Rülpsen.
Es litte nicht das Sehgefühl,
Wie wir's beim Schnaps oft kennen,
Und niemand stürbe am Methyl,
Dem Vorprodukt beim Brennen.
Und damit allen einen guten Rutsch
Hoch die Tassen, aber bitte mit professionell Gebranntem und Gebrautem
amarillo
Gleichfalls ein gutes neues Jahr.
Zu stuelpen faellt mir tschilpen ein
tschilp tschalp getscholpen Konj II ich tschuelpe
dann reimt sich 1 und 3 Pers Pl. Konj 2 "wir tschuelpen" mit "stuelpen"
Sehnsucht
Wenn doch schon die Vöglein tschülpen,
Und der Lenz käm' nun daher,
Tät's leichte Käpplein ich aufstülpen;
Den schweren Filz bräucht' ich nicht mehr.
Sänge viele frohe Weisen,
Würf' hinfort das alte Zapfl
von der Tanne (für die Meisen),
Miech zu Mus den Winterapfel.
Schlösse fort die warme Jacke,
Hölt' hervor den leichten Zwirn.
Riß' nun auf die Fensterbracke,
Frischluft störm' für Herz und Hirn.
Doch der Jänner ist ein strenger
Wintermond, noch dauert's an,
Bis die Tage spürbar länger,
Und ich endlich lüften kann.
Klasse, dieser Dichter ist nicht zu stoppen. :)
Danke für die Blumen, kommen auf den Hochaltar!
Aber bitte: in Zeile 10 ist es der "leichte" Zwirn.
Danke nochmals