So wichtig die Stärkung des Genitivs auch sein mag, ich bitte Euch inständig: vergeßt des Dativs nicht!
Erbarmt Euch seiner und laßt ihm endlich wieder das ihm zustehende "n" bei Personalobjekten im Singular, wo kein Artikel ihn hervorhebt, zukommen. Das kennen wir doch: Pfannkuchen wie bei Muttern. Warum nicht konsequenter? Ich gab Wernern meine Adresse... Eventuell bedarf es hier und da eines prothetischen "e"s: wir sandten Birgiten ihre Bücher zurück. Im Plural klappt's doch auch.
Wer hilft? ???
Dem Dativ sollte generell mehr Achtung zugestanden werden, denn es ist gerade dieser Fall der historisch betrachtet richtige!
Der Genitiv kommt aus dem Lateinischen und hat im Deutschen als germanische Sprache nicht wirklich allzuviel verloren...
Wie der Rheinlaender so treffend bemerkt:
"Man gewoehnt sich an allem, auch am Dativ" ;-)
Das ist doch - glaube ich - der älteste aller Sprüche; damit hat mich schon Opa gescholten. Es geht mir um das "n".
dann aber bitte auch das "n" beim akkusative. wie in der zauberflöte: "Doch seht! Verzweiflung quält Paminen!"
Wer oder was ist Pamin(e)(n)?
Oper läßt mich kalt - ich bitte um Verzeihung. Vielleicht brauchte Mozart hier noch eine Silbe für die Metrik?
Wie gesagt: hier bin ich der Kretin.
ok. die dame heißt Pamina. akkusativ: Paminen.
geht natürlich bei anderen eigennamen auch: ich zitiere Goethen, ich belehre amarillon...
Ich zitiere nicht Goethe(n), ich werde mich höten!
Bei allem, was mir heilig ist, zitiere ich Goethe und gebe Goethen, was ihm zusteht.
Dieses akkusative "n" ist und bleibt mir zunächst sehr fremd. Es bedarf wohl noch weiterer Nachforschung - nicht forscher Nahrung. Schau'n wir mal...
Zitat von: amarillo in 2004-12-03, 12:05:28So wichtig die Stärkung des Genitivs auch sein mag, ich bitte Euch inständig: vergeßt des Dativs nicht!
Erbarmt Euch seiner und laßt ihm endlich wieder das ihm zustehende "n" bei Personalobjekten im Singular, wo kein Artikel ihn hervorhebt, zukommen.
Das ist schon eine schöne Idee, aber in welcher Form sollen wir das tun? Eine Liste ähnlich der der genitivhaltigen Formulierungen wäre hier schwerlich probat. Vielleicht bräuchte die Dativ-Flexion eine Art künstlerisch gestaltetes Mahnmal. Konkrete Vorschläge werden gerne entgegengenommen.
Ein Verb, das es besonders noetig hat, gestorken
zu werden ist brauchen. Aber dann bitte nicht mit
Konjunktiv II "braeuchte".
Wenn man schon die Akkusativ und Dativ n-dung
bei Eigennamen wiederbeleben will, vergesst des Genitivs nicht. In op.cit. heisst es so schoen:
"Ja, ja, das ist Paminens Stimme"
Also auch "Goethens Werke"??
Ich stelle mir gestern im Traum vor, ich ginge durch eine Einkaufsstrasse und alle die Idiotenapostrophen
(Janine's Grillshop, Jessica's Jeansboutique) waeren verschwunden und man bekaeme zu lesen
"Janinens Grillshop" und "Jessicens Jeansboutique"!
PS: Der Idiotenapostroph macht leider selbst vor
Buchhandlungen nicht halt:
"Julia's Versandbuchhandlung" http://www.juliasgaleria.com/galeria/julia.html
Ich habe denen geschrieben, sie haben's aber nicht eingesehen: Die Kundschaft sei's zufrieden.
Zitat von: gehabt gehabt in 2004-12-04, 16:19:13Ein Verb, das es besonders noetig hat, gestorken
zu werden ist brauchen. Aber dann bitte nicht mit
Konjunktiv II "braeuchte".
So. Warum denn nicht?
Des Apostrophs haben sich schon andere angenommen, ich weiß die Adresse im Moment nicht, werde sie aber wieder in Erfahrung bringen. Mein persönlich schönstes Erlebnis in dieser Hinsicht - Achtung, festhalten..:
MARCU'S IMBISS
gesehen in Holzwickede. Es hätte mich um ein Haar in den Straßengraben verschlagen; leider hatte ich keine Kamera dabei.
Daß mittlerweile jeder Nominativ Plural apostrophiert wird... - ich habe schon Schwiele auf den Augen. Aber dieses Ding kann ich nicht einmal grammatisch einordnen - wer hilft?
'tschuldigung, Kilian, ich habe Dich übergangen. Genau - warum nicht "bräuchte"? Klingt doch mächtig stark.
nochmals zu "gehabt haben": ich kenne Goethens Werke nicht, muß ein kleineres Unternehmen sein.
Entschuldigung, dieser Kalauer ist eigentlich unverzeihbar, aber sobald sich die Gelegenheit bietet, muß ich ihn bringen. Eigentlich kann ich noch nicht einmal selbst darüber lachen. Er ist wie eine alte Tante, die mag man nicht, die liebt man nicht, aber zu Weihnachten gehört sie einfach mit unter den Baum, sonst würde etwas fehlen.
Ich werde jetzt ganz still sein - versprochen.
Zitat von: Kilian in 2004-12-04, 18:30:03
Zitat von: gehabt gehabt in 2004-12-04, 16:19:13Ein Verb, das es besonders noetig hat, gestorken
zu werden ist brauchen. Aber dann bitte nicht mit
Konjunktiv II "braeuchte".
So. Warum denn nicht?
"Braeuche" klingt richtiger. Habe aber deine Anmerkung bei der Verbliste gelesen. Mir scheint's, diese Form wurde so aufgenommen, um die Akzeptanz in der Bevoelkerung zu erhoehen, so wie seinerzeit und immer noch der Thron sein h behalten hat. Das seh ich ein, dass "braeuchte" fuer 95% der Bevoelkerung die richtige Form ist. Ich wuerde aber lange
Zeit benoetigen, bis mich diese Form nicht mehr schmerzt. Aber es geht schliesslich um die Sache und nicht um meine Befindlichkeit.
ich hab's:
www.apostroph.de (http://www.apostroph.de)
Zitat von: Kilian in 2004-12-04, 14:53:55
Zitat von: amarillo in 2004-12-03, 12:05:28So wichtig die Stärkung des Genitivs auch sein mag, ich bitte Euch inständig: vergeßt des Dativs nicht!
Erbarmt Euch seiner und laßt ihm endlich wieder das ihm zustehende "n" bei Personalobjekten im Singular, wo kein Artikel ihn hervorhebt, zukommen.
Das ist schon eine schöne Idee, aber in welcher Form sollen wir das tun? Eine Liste ähnlich der der genitivhaltigen Formulierungen wäre hier schwerlich probat. Vielleicht bräuchte die Dativ-Flexion eine Art künstlerisch gestaltetes Mahnmal. Konkrete Vorschläge werden gerne entgegengenommen.
Die Dativ-Endungen sind wohl kaum politisch durchzusetzen, jedenfalls solange die Kultusministerkonferenz fuer Grammatik zustaendig ist. Helmut Kohl hat mal sinngemaess gesagt, im Vergleich zur KMK sei das Kardinalskollegium im Vatikan ein progressiver Haufen.
Die Dativ-ndungen klingen bei Goethen fuer unsere Ohren recht gestolzen und ungewoehnlich. Aber so schlecht steht es um sie nicht, im Gegentum: sie sind naemlich in den Dialekten noch sehr weit verbreitet und zwar im Norden wie im Sueden. Wenn man
also einflicht, man ueberlege sich, ob man naechstes Mal Schroedern oder Merkeln waehlen soll und zB einen norddeutschen Akzent hat, wird einem das als Dialekt durchgelassen und nicht als gestolzene Ausdrucksweise.
Mein Vorschlag also:
Anstatt den Weg durch die Institutionen zu gehen, darauf setzen,
dass viele der Formen, die die GSV unterstuetzt, in den Dialekten hoechst lebendig sind (Das gilt auch fuer starke Verben) und hoffen, dass sie dort ihre Nische finden (solange
sich die Kultusminister nicht auch noch darein mischen).
Das wäre ja nun noch schöner, daß ich micht um eine Gruppe Pappnasen kümmern muß, die sich in einer Kultusministerkonferenz gegenseitig mit dummem Zeug volltexten. Ich benutze es von nun an so - und ab dafür.
Das darf auch ruhig gestolzen klingen, das soll meinetwegen auch richtig weh tun. Was glaubst Du eigentlich, was ich empfinde, wenn ich einen privaten Fernsehsender einschalte und deren Behelfsdeutsch über mich ergehen lassen muß? Soll sich die KMK doch mal darum kümmern, daß unseren Sprößlingen in den Medien fortwährend das schier unglaublichste Dummdeutsch verabreicht wird.
Außerdem: wer sucht denn hier überhaupt einen Weg durch die Institutionen? Das ist doch - wenn ich es recht verstanden habe - hier nur ein Riesenjux, oder...? Habe ich irgend etwas nicht mitbekommen?
Ich hoffe, ich war nicht zu schroff, aber in punkto Obrigkeit und dem ehrfurchtsvollen Blick auf dieselbe wird mir regelmäßig der Kragen zu eng.
Zitat von: amarillo in 2004-12-05, 20:19:35
Das wäre ja nun noch schöner, daß ich micht um eine Gruppe Pappnasen kümmern muß, die sich in einer Kultusministerkonferenz gegenseitig mit dummem Zeug volltexten. Ich benutze es von nun an so - und ab dafür.
Das darf auch ruhig gestolzen klingen, das soll meinetwegen auch richtig weh tun. Was glaubst Du eigentlich, was ich empfinde, wenn ich einen privaten Fernsehsender einschalte und deren Behelfsdeutsch über mich ergehen lassen muß? Soll sich die KMK doch mal darum kümmern, daß unseren Sprößlingen in den Medien fortwährend das schier unglaublichste Dummdeutsch verabreicht wird.
Außerdem: wer sucht denn hier überhaupt einen Weg durch die Institutionen? Das ist doch - wenn ich es recht verstanden habe - hier nur ein Riesenjux, oder...? Habe ich irgend etwas nicht mitbekommen?
Ich hoffe, ich war nicht zu schroff, aber in punkto Obrigkeit und dem ehrfurchtsvollen Blick auf dieselbe wird mir regelmäßig der Kragen zu eng.
Ruhig Blut! Wir sind 100% einer Meinung, und mein Beitrag
sollte satirisch gemeint sein. Das bedarf auch keines weiteren Kommentars, wenn fuer eine Gruppe von "Pappnasen", Ministerpraesidenten aus der Andenfraktion, Grossschriftstellern, vertrottelten Studienraeten und gebildeten Zahnaerzten der Hoehepunkt der deutschen Sprache nicht etwa Walter von der Vogelweide, Goethe, Jean Paul oder die Brueder Grimm sind sondern das durch den Duden eingefrorene Deutsch von vor 100 Jahren.
Ich sehe die GSV auch keinesweg nur (aber auch) als Jux an.
Radikaler als die Forderungen der Brueder Grimm im Vorwort ihres Woerterbuchs ist die GSV keineswegs. Nur, dass die
Grimms heute noch weniger zu melden haetten als vor 150 Jahren. Uebrigens gibts das Grimmsche Woerterbuch auf CD Rom mit einem fast bibliophilen Begleitbuch bei www.zweitausendeins.de fuer nur 50 Euronen (gedruckt 500 Eur).
gute Nacht
Werd' Schröder nicht noch Merkel wählen,
Den zwein geht's deutlich doch zu gut.
Will nicht zu diesen Deppen zählen,
bin auch vor Guidon (!) auf der Hut.
Ich wohl doch nie die dicken, fetten,
Gab Franzen (!) meine Stimme nicht.
Ich hielt mich stets nur an den Netten,
Wie hieß er noch? - dies Arschgesicht?
Zitat von: amarillo in 2004-12-05, 20:19:35Außerdem: wer sucht denn hier überhaupt einen Weg durch die Institutionen?
Ganz recht, niemand. Dafür wären wir uns bei weitem zu schade.
wer eine sprache verändern, auffrischen, neugestalten und dergleichen will, kann eigentlich immer nur den induktiven weg gehen: anfangen, sich so auszudrücken, wie es ihm passend erscheint, und hoffen, daß es auf die umgebung abfärbt. und daß die umgebung infolge druckerpresse usw. möglichst groß und breit sei und rasch wachse.
der einzige fall einer gelungenen sprachreform - einer kräftigen und nachhaltigen fremdwortreduzierung - von oben und auf dem amtswege dürfte der des generalpostmeisters stephan sein, der auf persönliche anordnung bismarcks in einem einzigen tag an die 700 (meist französische) fremdwörter aus dem deutschen postwesen verschwinden ließ.
Das finde ich eigentlich recht schade, die französischen Einschlüsse in unserer Sprache habe ich immer gemocht. Besonders die Fälle, in denen die französische Schreibweise noch zu erkennen ist, hat - meines Erachtens - einen ganz eigenen Charme:
mach doch keine Hèque Mèque, ich heirat' Dich vom Flèque wèque (Robert Gernhardt)
Schön! :-) Unser Domainname soviseau ist das deutsche Wort sowieso in französischer Schreibweise. In einem Panzerknackercomic heißt ein berühmter Inspektor aus Paris so.
jaja,
doeitche chraibenne vie aiene franc,ause chprichete ;D
Wo wir gerade dabei sind: Kennt ihr das englische Wort ghoti?
ich nicht, aber mr. b. shaw kannte es ;D
gh ausgesprochen wie in enough
o ausgesprochen wie in women
ti ausgesprochen wie in emotion
- ergibt fish. :-)
Tut mir leid, dazu schweigt sich auch mein Webster aus. GHOTI sieht nicht einmal englisch aus. Irgendwas Keltisches?
enough? ich kenns mit laugh :o
hab ich als kind mal in einem rätselbuch gefunden - bevor ich auch nur je ein wort englisch gehört hatte. hab NICHTS verstanden, und alle erwachsenen, denen ichs gezeigt habe, auch nicht. sehr seltsame erfahrung.
Mon Dieu, Ihr macht mich föllig vertig.
ok, noch was schlimmes.
friedrich der große schickte voltaire mal ein kärtchen, auf dem stand:
p 6
à
venez 100
und voltaire antwortete:
Ga
was haben die herren gemeint, und was geschah im anschluß an diesen briefwechsel?
Venez souper à Sanssouci
J'ai grand appetit
Wahrscheinlich hat man ordentlich einen draufgemochen - oder?
ok, ich gebs zu, der war genauso alt... fand ich damals in demselben rätselbuch, französisch konnt ich natürlich erst recht überhaupt keins. komischerweise hab ich mir aber all die jahre gemerkt, wies aussah.
nun denn, weiter quersprachein.
da gibt's ein altes tintenfaß, in dessen deckel die aufschrift geprägt ist:
USUS OPERI
was heißt das denn?
USUS OPERI - darf ich jemanden anrufen?
Nein, ich habe keinen Dunst. Ein Anagramm vielleicht?
nö, kein anagramm. wenn anrufen, dann wen, der sehr, sehr gut latein kann ;D
Du bist ja nun als Meister der Palindromistik bekannt, aber
IREPO SUSU bringt mich auch nicht weiter. Meine eigenen Kenntnisse der lateinischen Sprache sind zu rudimentär, als daß ich...
naja, dann ists ein wenig unfair.
also: usus = partizip perfekt aktiv von utor "benutzen"
operi = imperativ singular von operire "verschließen"
Also zum Zwecke des Verschließens ist ein Deckel da.
Fiat lux im meim Kopp! Erkenntnis komme angetrabt!
Schöne Aufschrift. :)
na mal sehen
Auch bei mir bleibt's zappenduster
benutzt verschließ ???
Sinngemäß: Nach Gebrauch verschließen?
Aber wo wäre da das Wortspiel?
*sinn*
caru, sorgst du für Aufklärung...?
Zum ursprünglichen Threadthema: Mich stört immer der Titel der Tafeln in Gaststätten: "Auszug aus dem Gesetz zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit". Einerseits "Schutze" schön altbacken dekliniert, aber dann ein geradezu verstümmeltes, seiner Endung beraubtes "Gesetz". Charme und Wohklang hätte "Auszug aus dem Gesetze zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit".
Zitat von: Kilian in 2005-01-03, 01:26:01
caru, sorgst du für Aufklärung...?
Zum ursprünglichen Threadthema: Mich stört immer der Titel der Tafeln in Gaststätten: "Auszug aus dem Gesetz zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit". Einerseits "Schutze" schön altbacken dekliniert, aber dann ein geradezu verstümmeltes, seiner Endung beraubtes "Gesetz". Charme und Wohklang hätte "Auszug aus dem Gesetze zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit".
Richtig, eine Dativstärkung sehe auch ich hier als erstrebenswert.
Warum nicht gleich:
"Auszug aus dem Gesetze zum Schutze der Jugend in diesem Lokale und in anderen in der Öffentlichkeit zugänglichen Gaststätten". ;)
Auszug aus dem Gesetze zum Schutze der Jugend vorm Weine, Weibe und Gesange. ;)
...und dem Glücksspiele.
im tintenfaßdeckelrätsel gibt es leider kein echtes wortspiel; die einzige möglichkeit, den satz zu konstruieren, ist die angedeutete:
"nachdem du (maskulin) es benutzt hast (
usus), mach's [wieder] zu (
operi)."
(idiomatischer wäre kilians: "nach gebrauch verschließen.")
der witz ist einzig und allein, daß es kaum jemand ohne erklärung versteht -
usus ist nun mal viel häufiger als substantiv ("gebrauch") zu finden, das verb
operire wird reichlich selten und der dativ sg. von
opus viel häufiger gebraucht.
scherze der art haben sich lateinschüler und -lehrer im laufe der jahrhunderte noch mehr ausgedacht, z.b.
saepe oblita manus lautum iit
oder
mater mea sus mala est
(letzteres wirklich ein wortspiel, und ein böses!)
ich bitte um Aufklaerung. Ich nehme an es heisst dicht nur dass die Mutter ein boeses Schwein sei.
suum cuique = das Schwein quiekt
Also dann: Auszug aus dem Gesetze zum Schutze der Jugend vorm Weine, Weibe und Glücksspiele. (Vorm Gesange warnt ja doch weniger der Jugendschutz als die Ohrenärzte.)
Zitatder witz ist einzig und allein, daß es kaum jemand ohne erklärung versteht
Ah, verstehe. :)
Spruch 2: Ich kenne das so, dass man hinter
mater ein Komma setzen kann - "Mutter, meine Sau ist böse."
Spruch 1: Hm... sehr schwierig... ich habe versucht, zu erraten, um welche Formen von welchen Wörtern es sich handelt:
saepe: Ablativ Singular von saepes, is (f.) - Zaun, Gehege
oblita: PPP Ablativ Singular Femininum von oblinere - beschmieren, besudeln
manus (f.) - die Hand
lautum (n.) - sauber
iit - ging, wurde
Die ersten beiden Formbestimmungen sind einigermaßen fernliegend, worin ja hier der Witz liegen soll. Für die anderen Wörter habe ich keine verschiedenen Möglichkeiten gefunden. Aber so gelingt mir noch kein Satz: Die Hand (feminin) kann es nicht sein, die sauber (neutral) wurde.
kilian ist schon mal in die richtige richtung unterwegs. weitermachen, es geht noch viel besser, auch bei dem spruch mit der sau! :D
Meine Mutter (vokativ), die Sau ist boese!
(vielleicht auch wie im Spanischen "Madre mia"="Herr des Himmels"??
zu 1: oft wurde eine schmutzige Hand sauber?
zu 2: Mutter, meine Sau heißt Mala. ;D
meare= gehen oder kommen
Mutter komm! Das Schwein ist boese.
alle eure sau-versionen sind möglich. gemeint ist es aber noch ein bißchen anders. man kann den doppelsinn NOCH weiter treiben.
und amarillo, wenn du mir parallen zu einer konstruktion lautum iit = "wurde sauber" zeigen kannst, sei's in alt-, mittel- oder neulatein, glaub ichs dir. sonst aber nicht (habe dergleichen nie gesehen).
Ich wüßte auch nicht, daß ich auch nur den geringsten Anspruch an Richtigkeit formuloren haben sollte. Ich habe mir schlichtweg die Freiheit erloben, einen Schuß in's Blaue loszulassen (die Wichtigkeit der gestollenen Aufgabe eventuell nicht im vollen Umfang erkonnen habend). Daß ich des Lateinischen nur in rudimentärem Maße mächtig bin, hatte ich doch bereits bekonnen.
ich muß in hinkunft hinter jeden meiner kommentare ein ;) und ein ;D setzen. sonst nimmt die noch jemand ernst :D
der Ton macht die Musik, nicht die smilies.
bei mir macht sie oft eher der gesichtsausdruck, den ich dann eben durch smilies ersetze :) werd sie so schnell nicht mehr vergessen, wo sie nötig sind.
Es soll schon Leute gegeben haben, die sich genötigt sagen, alles ironisch Gemeinte farblich hervorzuheben. ;)
Das Knacken dieser lateinischen Nüsse ist eine ziemlich abendfüllende Beschäftigung, wie mir scheint. Aber ich gebe noch nicht auf...
"... und mir schien, daß er die hinterhältige Gedankenfigur gebrauchte, welche die Rhetoriker Ironie nennen und die man immer nur benutzen soll, indem man ihr die pronuntiatio vorausschickt, die ihr als Ankündigung und Rechtfertigung dient; was William grundsätzlich unterließ - weshalb ihn auch der Abt, der mehr dem üblichen Gebrauch der Redefiguren zuneigte, beim Wort nahm..."
U. Eco, Der Name der Rose, II. Tag, Nona
;D
Zitat von: Kilian in 2005-01-05, 00:08:11
Es soll schon Leute gegeben haben, die sich genötigt sagen, alles ironisch Gemeinte farblich hervorzuheben. ;)
Das waere politically incorrect. Die Amis sind ja ziemlich politically correct. Ich wollte mal wissen wie. An der amerikanischen Uni, an der ich fuer einige Zeit als Stipendiot war, gab es mehrere Campus-Buslinien, die mit einem roten, blauen und gruenen Schild gekennzeichnet waren. Ich habe der Verwaltung geschrieben, dass 13% der maennlichen Bevoelkerung farbenblind sei. Tatsaechlich haben sie dann die Farbtafeln durch Schriftzeichen Rot, Blau Gruen ersetzt. Was natuerlich dem Teil der Bevoelkerung nicht hilft die Analphabeten sind:-) (kann mir bitte jemand den letzten Satz in korrektes Deutsch uebersetzen, ich bin jetzt zu muede dazu)
Jedenfalls habe ich fuer den Verbesserungsvorschlag eine Kaffeetasse mit Uniwappen bekommen.
der war schon ok, der satz - constructio ad sensum heißt das :)
Zitat von: gehabt gehabt in 2005-01-05, 00:28:07Was natuerlich dem Teil der Bevoelkerung nicht hilft die Analphabeten sind:-)
Was natürlich dem analphabetischen Teil der Bevölkerung nicht hilft. Hm. Was natürlich dem Teil der Bevölkerung nicht hilft, der aus Analphabeten besteht. Hm. Was natürlich den Analphabeten in der Bevölkerung nicht hilft, aber an einer Uni mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit das kleinere von beiden Problemen darstellt.
hm, bist du dir sicher, daß studenten mehrheitlich des lesens kundig sind? ich hab da meine zweifel. :-\
Zitat von: caru in 2005-01-03, 19:54:48
im tintenfaßdeckelrätsel gibt es leider kein echtes wortspiel; die einzige möglichkeit, den satz zu konstruieren, ist die angedeutete:
mater mea sus mala est
(letzteres wirklich ein wortspiel, und ein böses!)
Eine Frage, bevor ich verzweifel: Das soll ein richtiger lateinischer Satz sein und nicht etwa ein Schwerz so wie
Mutter komm, das Schwein isst die Aepfel.
das ist ein richtiger lateinischer satz, und er heißt außer "meine mutter ist eine üble sau" und euren bisherigen varianten, jawohl, genau dieses. :D
nun sag aber noch, wie du da draufgekommen bist?
Für den anderen Satz habe ich jetzt eine... äh... funktionierende Übersetzung gefunden.
Nachdem der Zaun die Hand [oder die Hände] vergessen hatte, kam das Saubere.
Ich sag nur: BTX-Knusperdeo (http://verben.texttheater.net/v3/archiv.htm).
Als nächstem Tipp von dir, caru, würde ich mich zunächst mit dem ein oder anderen zarten Hinweis begnügen, welche Wörter (nicht unbedingt Formen) ich bereits richtig gedeutet habe. :)
Zitat von: caru in 2005-01-05, 16:26:20
das ist ein richtiger lateinischer satz, und er heißt außer "meine mutter ist eine üble sau" und euren bisherigen varianten, jawohl, genau dieses. :D
nun sag aber noch, wie du da draufgekommen bist?
Alle moeglichen Kombinationen durchgegangen. Da ich immer auf die alten Loesungen kam habe ich aus Verzweiflung Brainstorming gemacht und nicht ausgeschlossen, dass est = isst ist.
@kilian:
da du einzelne wörter weiter oben, glaube ich, schon mal anders gedeutet hast, beziehe ich mich mal nur auf die letzte version. "funktionieren" tut sie ja ;D
zaun ist gut, hände ist gut. bei
iit="kam" rebelliert ein wenig mein lateinisches sprachgefühl:
ire heißt bei mir "hingehen" (
eo rus "ich geh' aufs land") oder vielleicht "fortgehen" - bei "kommen" ist man i.a. genauer und sagt
venire.
ähm, und eigentlich hat der satz nix btx-knusperdeohaftes.
@gehabt:
est ist in der tat "ist" ebenso wie "ißt". daher die grabschrift des freßsacks:
NON EST QUOD NON EST - ESSET SI ESSET
("er ißt nicht, weil er nicht [mehr] ist - wäre er, äße er")
und darum ist wohl auch das verb
edere "essen" ausgestorben und überall durch
manducare (mangiare, manger) oder
com-edere (comer) ersotzen worden - weil es in jeder seiner formen entweder mit
esse "sein" (sogar der infinitiv
esse kann "essen" heißen!) oder
e-dere "von sich geben" verwechselbar war und pausenlos mißverständnisse produzor.
da liegen nun die äpfel, säuberlich zur pyramide getürmt, bereit für die gartenbauausstellung, bei der sie sicherlich einen preis gewinnen werden - und da kommt die freche sau aus dem stall, wirft die pyramide um und beginnt zu mampfen. furchtbar! hoffentlich kommt die frau mama noch rechtzeitig.
Das war mir ehrlich gesagt nicht bewusst, dass ist=isst auch im Lateinischen gilt, deshalb glaubte ich an einen Scherz. Nun seis denn: Das Glueck ist mit die Dummen.
Zitat von: caru in 2005-01-05, 23:46:15
est ist in der tat "ist" ebenso wie "ißt". daher die grabschrift des freßsacks:
NON EST QUOD NON EST - ESSET SI ESSET
("er ißt nicht, weil er nicht [mehr] ist - wäre er, äße er")
und darum ist wohl auch das verb edere "essen" ausgestorben und überall durch manducare (mangiare, manger) oder com-edere (comer) ersotzen worden - weil es in jeder seiner formen entweder mit esse "sein" (sogar der infinitiv esse kann "essen" heißen!) oder e-dere "von sich geben" verwechselbar war und pausenlos mißverständnisse produzor.
Das ist ja sehr ineressant...
Wurde das dann auch so unrlägelmäßig konjugiert wie "esse"?
Ich geb's auf!
Saepe oblita... was heißt es?!
@Ly
das "essen"-wort konnte man einerseits ganz regelmäßig konjugieren, mit dem konsonantischen präsensstamm ed-:
edo, edis, edit, edimus, editis, edunt. (alle identisch mit den entsprechenden formen von e-dere "von sich geben".) für die 3.sg. gibts aber auch est.
infinitiv präsens edere oder esse (beides doppeldeutig).
perfekt vermutlich edi, gibts aber, glaube ich, nur in zusammensetzungen wie comedi.
PPP "gegessen" ist nicht belegt, aber das gibts ja von esse "sein" auch nicht.
@Kilian
ganz einfach ;D
saepe = ablativ sg. von saepes "zaun"
oblita = abl. sg. f. von oblitus (PPP von oblino "beschmieren, anstreichen")
manus = reichlich mehrdeutige form, hier boshafterweise akkusativ pl.
lautum = supinum auf -um zu lavare "waschen", also "um zu waschen"
iit = als einziges nicht mehrdeutig "er ging".
zu deutsch:
"nachdem (ablativus absolutus) der zaun angestrichen war, ging er/sie sich die hände waschen." :D
(bin jetzt zu faul, rauszusuchen, wer was schon mal richtig verstanden hat.)
Dann bin ich am Supinum gescheitert! Wie sagt man so schön: Da muss ich in der Schule gefehlt haben... ;D
tja, sieht auch boshafterweise genauso wie das PPP aus.
wer handelsübliches latein im kopf hat, versteht erst mal ungefähr: "die oft vergessene hand ging elegant" und braucht dann umso länger, um auf das gemeinte zu kommen.
Zitat von: caru in 2005-03-13, 23:38:30
@Ly
das "essen"-wort konnte man einerseits ganz regelmäßig konjugieren, mit dem konsonantischen präsensstamm ed-:
edo, edis, edit, edimus, editis, edunt. (alle identisch mit den entsprechenden formen von e-dere "von sich geben".) für die 3.sg. gibts aber auch est.
Ach so, ich hatte schon Angst, "sum", könnte "ich esse" heißen +g+
cogito ergo sum ----> "Wer denkt, muß auch essen" :D :D :D
Zitat von: caru in 2005-03-15, 20:21:09
cogito ergo sum ----> "Wer denkt, muß auch essen" :D :D :D
Ich denke also esse ich - die perfekte Lebensphilosophie :D
man könnte ja nun auch schreiben:
non edit quod non est - foret si esset
Zitat von: caru in 2005-01-03, 19:54:48
saepe oblita manus lautum iit
mater mea sus mala est
Zu sagen wäre dazu noch: Der Spaß funktioniert nur im Schriftgebrauch, denn die Längen und Kürzen sind je nach Bedeutung ganz unterschiedlich verteilt:
Saepe óblitâ manûs lautum iit. (Nach Streichen des Zauns ging er/sie sich die Hände waschen.
Saepe oblîta manus lautum iit. (Die oft vergessene Hand ging baden.)
Mâter meâ, sûs mâla êst. (Mutter, komm, das Schwein frisst die Äpfel!)
Mâter mea sûs mala est. (Meine Mutter ist eine böse Sau.)
Die Mutter wird ihr Kind also kaum falsch verstanden haben.
Zitat von: Agricola in 2007-01-19, 09:29:04
Saepe oblîta manus lautum iit. (Die oft vergessene Hand ging baden.)
je nun. oblivisci ist ja ein depp...onens, alias medium tantum, und so wäre ich geniegen, das partizip auch aktiv zu verstehen:
"nachdem sie's oft vergessen hatte, ging sie sich [endlich!] die hände waschen."
der zweck des
sus-satzes ist meines erachtens eindeutig: man kann ihn irgendwo hinschreiben, und wenn sich jemand beschwert, daß man die eigene mutter derart verunglimpfe, kann man ihm sagen "nein nein, das heißt ja ganz was andres.." :D
ähnlich geht es mit dem frommen satze:
qui patrem suum mactat et carnem inter pauperes dividit, non peccat, sed deo gratus est.
Zitat von: caru in 2007-01-19, 09:52:34
depp...
Wie recht Du hast! :-\
Aber dann vielleicht manûs als zu oblita gehöriger Genitiv zu deuten:
Die ihre Hand oft vergessende ging baden.
nur keine falsche scheu des genitivs! man kann ruhig sagen:
"ihrer hand oft vergessen, ging sie baden." ;D