Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Kultur => Thema gestartet von: Günter Gans in 2006-01-03, 00:35:01

Titel: Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2006-01-03, 00:35:01
Des Lesers Verdones:

Empfände es eure ehrenwerte Gesullsch (wo es doch heißt: Zusammen ist man weniger allein, für immer vielleicht, andererseits: Liebe dich selbst, und: Simplify your life) als Sakrileg, gäbe ich meinem Diabolus Zucker und fabrizöre, als kleiner Alchimist, die kürzeste Geschichte der Zeit? Der Held sei ein Ich-Erzähler.

Beweise, daß es böse ist, will ich nicht führen, ebensowenig auf Hectors Reise die Vermessung der Welt anstreben, ja, nicht mal die von Molwanîen, eher schon, fast wie Harry Potter and the Half-Blood Prince, als eine Art Antonio im Wunderland a long way down in die Tiefe mich begeben. Dort, im Eisfieber, winge ein Hauch von Schnee und Asche mich an, oder, o Hector und die Geheimnisse der Liebe (schon wieder dieser Hector - wer ist der Kerl überhaupt?), der Schwarm meines Lebens begön.ge mir, oder zumindest Andy und Marwa. Oder gar Einstein? Vielleicht auch der Zahir.

Anstrengend wär' diese Reise - benoetäge ich wohl bald mein Rückenbuch? - und aufregend wie das Leben des Friedrich Schiller. Die Entdeckung der Faulheit: bei dieser wilden Tour nicht drin; am Ende müsst' ich gar die Kunst des stilvollen Verarmens üben, denn teuer sind weite Reisen. Vielleicht mörge ich derart ab, dass vom einstigen Moppel-Ich nur mehr ein dünnes Dschungelkind bliebe. Zur Rekonvaleszur hülfe vielleicht der Medicus, sicher aber Schotts Sammelsurium Essen & Trinken.

Zu guter Letzt gäb's ein Wiedersehen in Barsaloi, ich zähre von Erinnerungen 1982-1990, läse in Ruhe "Harry Potter und der Orden des Phönix", örlte, bis ich dem Methusalem-Komplott anheimfiele (ich klage an!), und am Schluss hieße es: abgezockt und totgepflegt.

Schluss mit lustig.

Jetzt wisst ihr, gans kompakt, wass man 2005 gelesen haben muss.
Naja, nicht alles.

Gans nebenbei: Neue Storke:
zehren: zahr, zähre, zihr, gezahren
altern: ärlt, orlt, örlte, ärl, georlten

Und noch nebenbeier: Quizfrage: wieviele Titel stecken drin?
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2006-01-03, 01:17:14
Uh, danke! Das erweist sich angesichts der schwerwiegenden Bestverkäuferlisten als sehr verdauungsfördernd. Alle Titel mag ich nicht zählen, aber ich zähle gerade zwei, denen ich mich 2005 tatsächlich wamd.

Ist das gut? :)

Stanke für die Dorke.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2006-01-03, 01:44:18
Na, so kurz nach den Feiertagen soll man ja nicht radikal auf Hungerdiät schalten.

Zitat von: Kilian in 2006-01-03, 01:17:14
Alle Titel mag ich nicht zählen, aber ich zähle gerade zwei, denen ich mich 2005 tatsächlich wamd.

Darf ich raten? Ein Potter und ein Schott? Oder der andere Schott und der andere Potter? Oder je alles, und vom anderen nichts? Ach, Schotter!  :D
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2006-01-03, 01:47:24
Der erste Tipp war schon perfekt.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2006-01-05, 00:55:56
Zitat von: Kilian in 2006-01-03, 01:17:14Das erweist sich angesichts der schwerwiegenden Bestverkäuferlisten als sehr verdauungsfördernd.

Denkst du da auch an den Denis Scheck (ARD), der mit lässigen Bemurken fette Wälzer zu Recht in den Altpapierbehälter pfeffert?
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Ezilopp in 2006-01-05, 02:29:07
Das sind aber reichlich viele Titel!
Von denen habe ich nur den Potter gelesen, aber alle 6 Bände innerhalb zweier Wochen...
Daneben noch den Victor Hugos "Hernani", Umberto Ecos "Namen der Rose", "Die Verlobten" von Manzoni, "Anna Karenina" und die Hälfte des "Herrn der Ringe", alles im Original, den "Herrn der Ringe" auch noch auf Russisch - zum Vergleiche des Originals und der Übersetzung.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2006-01-06, 00:42:59
Was Verlage so alles auf den Markt werfen...
Heute entdocken: ein Prachtbildband mit dem schönen Titel "Skisport in der Bildenden Kunst". Hab die Folie nicht extra abgemuchen.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2006-01-06, 01:25:31
Solches stellt zwar keine empirische Unmöglichkeit dar, klingt aber in seiner absurden Speziellheit fast schon adynatisch (http://www.irrelevanz.de/akademie/abteilungen.html#adynata).
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2006-01-06, 01:36:49
Glaubst du mir etwa nicht (http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3361005957/qid=1136507767/sr=1-1/ref=sr_1_0_1/302-0233914-4737655)?
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2006-01-06, 02:12:51
Nö. Du hast bestimmt die Amazon-Seite gefolschen. :P
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: amarillo in 2006-01-06, 11:10:15
Das erinnert mich an eine Reihe von Werken, die man bislang vergeblich in den unseren Buchhandlungen sooch:

Italienische Heldengeschichten

Kulturgeschichte der USA

Kochbuch der englischen Küche

(stammt leider nicht von mir, weiß aber auch nicht, von wem)
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: caru in 2006-01-06, 11:19:01
und pater brown sah bekanntlich mal in einer bibliothek folgende drei bände nebeneinander im regal stehen:


Das Leben der Päpstin Johanna

Die Schlangenwelt Islands

Der Glaube Friedrichs des Großen


:D
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2006-01-17, 21:43:03
Wieder ein adynatisches Fundstück:

Heute stieß ich auf eine zeitgenössische Komposition mit dem Titel "Ars medicamendi - Ein pharmazeutischer Zyklus in viereinhalb Sätzen für Sopran und Kammerensemble". Die Ouvertüre trägt den Tempobezinch "Moderato intravenoso".

Zwei der Mitwirkinendinnen (oder wie geht das mit der Verwilchb?) heißen Muck und Miksch; letztere spielt Piccoloflöte und Hustengerät. Alles wirklich wahr.

Ich meine, dies Ensemble samt Komponist sei reif für die Ehrenmitgludsch.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Ezilopp in 2006-01-20, 17:34:19
's wär interessant, die Musik zu hören - auf Qualität....
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-01-23, 13:31:05
Als ich gestern das Atelier meines lieben Bekannten Peter Kaczmarek durchstorb, entdak ich ein Büchlein aus dem Jahre 1984 "Ober-Byte. Die computerfrohe Zukunftssprache." von einem Herren namens Kaiserling, zu dem der Peter damals den Umschlag entwarf. Das Büchlein bezincht sich selbst als futurisches Lexikon oder einfach Flexikon.

Im Vorwort wird bereits sehr kreativ mit Verben und Substantiven umgegangen, so ist dort die Rede von sich wohlen und wöhnen statt sich wohlfühlen und gewöhnen oder auch Inf als generische Abkurz für Informationsmaterial.

Der erste Eintrag dieses Flexikons erornn mich dann direkt an meine eigenen Schandtaten:

Abf-All (das; -s)
Bezeichnung für den Kosmos nach der gleichnamigen relektronischen These, wonach der Mist die Grundlage des Alls darstellt.


Alles in allem ein sehr amüsantes Büchlein. Wenn ihr es in einer Grabbelkiste finden sesöllet - mitnehmen.

"Ober-Byte" erschien im Eichborn-Verlach, ISBN 3-8218-1086-6.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-05-02, 23:36:12
Ich entdak heute nachmittag zwei sehr schöne Bücher im Leverkusener Zentralantiquariat.

Täuschende Wörter - Kleines Lexikon der Volksetymologien von Heike Olschansky, erschienen 1999 bei Reclam, ISBN 3-15-018023-6. Sehr schöne Erklärungen zu geläufigen Phrasen wie "Jemanden einen guten Rutsch wünschen", "keinen Pappenstiel wert sein" und zu anderen etymologisch begrondenen Irrtümern: der Braten kommt nicht von braten, verzetteln hat nichts mit einem Zettel zu tun, usw.


Kleines Lexikon untergegangener Wörter von Nabil Osman, erschienen im Verlag C.H. Beck, 4. Auflage von 1983, ISBN 3-406-02889-6. Sehr schöne Sammlung von Worten, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts als ausgestorben gelten. (Ich entdak jedoch manche, die in den 23 Jahren seit Erscheinen des Buches anscheinend wieder aufloben.)
Hierin finden sich Substantive wie Gleiche, Kleine, Rauhe, Schöne, Trockene, die aber aufgrund Homonymie irgendwann zu schlichten -heiten wurden und von uns quasi in ähnlicher Form wiederentwolcken warden.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-05-16, 20:19:29
Es verschlug mich gestern ein weiteres Mal in das Leverkusener Zentralantikwariat.

Ich fand eine Ausgabe von Wustmanns "Sprachdummheiten" aus dem Jahre 1935. Mannmannmann - follkommen durchsotzen mit Nazipropaganda.
Wer von uns hat jetzt welche Ausgabe dieses Werkes? Man memüsse mal einen Vergleich anstellen, wie es sich über die Jahrzehnte entwolcken hat.

Sehr interessant ist auch "Im Dickicht der Sprache" von A.J. Storfer, Verlag Dr. Rolf Passer, Wien, aus dem Jahre 1937. Eine Art Lexikon volksetymologischer Begriffsdauten mit etlichen Abschwiffen (z.B. "Lehnwörter der Weinkultur aus dem Lateinischen"). Zu den beruchtagenen "Fisimatenten" liefert dieses Buch allein vierzehn molge Erklure.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2006-05-16, 20:42:56
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-05-16, 20:19:29Wer von uns hat jetzt welche Ausgabe dieses Werkes? Man memüsse mal einen Vergleich anstellen, wie es sich über die Jahrzehnte entwolcken hat.

Ich habe über die UB Zugriff auf die 2. Auflage von 1896.

Konklaburrenz stellt das Buch The Meaning of Tingo (http://www.themeaningoftingo.com) dar, das, statt für unbenannte Sachverhalte Ortsnamen heranzuziehen und Definitionen zu erfinden, die Trouvaillen des Briten Adam Jacot de Boinod versammelt, der keine Sprache außer Englisch spricht, aber Wörterbücher von 280 Sprachen gelesen und alle 5-10 Seiten ein Nugget aufgeschrieben hat.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-28, 21:12:56
Als ich in McPom war, las ich ein interessantes Buch, das eigentlich auch im Faden A B C D F G H ... (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=3;action=display;threadid=211) ein gutes Plätzchen gefunden hätte:

Mark Dunn - "Nollops Vermächtnis"

Die Geschichte dieses Briefromans spielt auf einer kleinen Insel vor der Küste der USA.
Mr. Nollop, nach der die Insel benannt ist, hatte seinerzeit das Pangramm (http://de.wikipedia.org/wiki/Pangramm)

"Keiner schoss fixer als Jung Sybille
das Kaul von Quappe mit der Zwille"
erschaffen.
Dafür hat man ihm auf der Insel ein Denkmal gesetzt, das auch diesen Spruch enthält.

Eines Tages fällt die Buchstabenkachel mit dem "Z".
Auf der Insel wird gerätselt, was dieser Kachelfall zu bedeuten habe. Der Inselrat deutet es so, dass Nollop nicht will, dass der entsprechende Buchstabe weiterhin benutzt wird. Das "Z" wird daraufhin verboten.

Nach und nach fallen weitere Kacheln...

Wer sich für Lipogramme (http://de.wikipedia.org/wiki/Lipogramm) interessiert, dem sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.


Ich werde mir jetzt das englische Original besorgen:
"Ella Minnow Pea: A Progressively Lipogrammatic Epistolary Fable"
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: caru in 2006-05-28, 21:58:50
wo du nur immer die netten büchlein herkriegst  ::)
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-05-30, 22:32:55
Danke, Heidi!
Stan Lafleur empfahl mir letztens just dieses Buch, konnte sich aber nur an die Handlung, aber weder an Autor und Titel erinnern.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-19, 02:13:54
Als ich vorhin am Antikwariat in Opladen vorbeiging, wunk mich der Inhaber herein - er habe neue Sachen für mich.

Mark Twains The Awful German Language hatte ich bereits im Internet gelesen, dennoch kief ich es mir in Buchform, da auch noch Twains Übersatz des Struwwelpeters unter dem Titel Slovenly Peter mit drin ist. Der Struwwelpeter ist auch auf Deutsch und mit allen Bildern (allerdings farblos) dabei, ebenso eine deutsche Übersatz der Awful Language, die aber naturl dem englischen Original an Humor und Sarkasmus nicht nahe kommen kann. Schick!
Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, ISBN: 3-933497-41-8

Wie Berenike auf die Vernissage kam - 77 Wortgeschichten von Klaus Bartels beschreibt sehr amüsant die Herkunft geläufiger Wörter, ähnlich wie A.J. Storfer in seinen Werken Wörter und ihre Schicksale und Im Dickicht der Sprache, ist aber zeitgemäßer (Storfers Bücher sind nun auch schon über 70 Jahre alt).  Zu jedem der 77 Wörter gibt es eine kleine Zinch, die den Artikel einleitet. Sehr schöne Aufmuch im zweifarbigem Druck.
Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, ISBN 3-534-12923-7.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-20, 01:13:19
Einige Verläge wiederverlichen zur Zeit alles öffent, was sie in ihren Archiven zum Thema ,,Deutsche Sprache" finden, um im Sick'schen Fahrwasser ein wenig mitschwimmen zu können.

Aus dem Hause Piper liegen mir drei Werke vor:

Wolf-Ulrich Cropp – Das andere Fremdwörter-Lexikon
Das hat schon immer in meinem Bücherschrank gefohlen: ein andersrummes Fremdwörterbuch, in dem man zu deutschen Wörtern passende fremdspralche Äkwivalente findet. Könnte ausführler sein, macht aber dennoch Spaß und hilft beim Klugscheißen.
ISBN 3-492-24459-9

Judith Macheiner – Das grammatische Varieté oder Die Kunst und das Vergnügen deutsche Sätze zu bilden
Der beschwungene Titel täuscht etwas, denn so leicht wie ein Varietébesuch ist dieses Buch nicht Absolv zu ieren. Macheiner setzt fundorene Grammatikkenntnisse voraus und bietet keinerlei Nachhilfe. Für Grammatikprofis wie uns ist das Buch jedoch sehr interessant. Anhand ausgewahlener Beispielsätze von Kafka, Brecht, Frisch etc. iert die Autorin Demonstr, welch erstaulne Dinge mit unserer Sprache durch nur leichte Modifizur molg sind. Besonders gefiel mir das Kapitel über den Konjuktiv.
ISBN 3-492-24462-9

Wolf Schneider – Deutsch für Kenner
Wieder so ein Buch in der Tradition der Wustmann'schen Sprachdummheiten. Wieder einmal wird über Journalistendeutsch, insbesondere das des Spiegels, und Fachjargon, Fremdwörterüberfluss usw. gewartten. Besonders originell ist das nicht, zumal das Buch seine Herkunft aus den späten 1980er Jahren nicht verleugnen kann und viele Dinge schon überholen wirken. Die Sulmm ,,Meisterwerke der Prosa" im Anhang mit Werken von Kafka, Benn, Büchner usw. wertet es jedoch auf.
ISBN 3-492-24461-0
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Agricola in 2006-08-20, 18:24:51
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-08-20, 01:13:19
Einige Verläge wiederverlichen zur Zeit alles öffent ...
statt "wiederverlichen öffent" schlüge ich die inhaltlich präzisere Form "verwiderlichen äffend" vor.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2006-08-22, 21:43:42
Ich freu mich schon auf deinen Bycherruxak bei der PerVers. Das könnte ein wüstes Gerangel geben! :D
Titel: Wustmann
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-25, 23:17:26
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-05-16, 20:19:29
Ich fand eine Ausgabe von Wustmanns "Sprachdummheiten" aus dem Jahre 1935. Mannmannmann - follkommen durchsotzen mit Nazipropaganda.
Wer von uns hat jetzt welche Ausgabe dieses Werkes? Man memüsse mal einen Vergleich anstellen, wie es sich über die Jahrzehnte entwolcken hat.


Von Gustav Wustmanns "Allerhand Sprachdummheiten" habe ich die
1. Auflage (1891),
die 2., verbesserte und vermehrte Auflage (1896),
die 3., verbesserte und vermehrte Auflage (1903).

Diese sind alle von Gustav Wustmann selbst geschrieben und überarbeitet worden.

Aus dem Vorwort der 5. Auflage weiß ich, daß Gustav Wustmann am 22. Dezember 1910 gestorben ist.

Die 5. Auflage (1911) wurde bearbeitet von Gustav Wustmanns Sohn, Rudolf Wustmann, der allerdings schon 1916 verstarb, sodaß die folgenden Überarbeitungen nicht mehr innerhalb der Familie Wustmann stattfanden, sondern von verschiedenen Lektoren übernommen worden sind, die teilweise den Inhalt drastisch umgeändert haben. Von diesen "neueren" Auflagen habe ich noch

die 8. Auflage (1920), bearbeitet von Rudolf Blümel,
die 9., verbesserte Auflage (1923), bearbeitet von Herbert Stubenrauch, und
die 10., vollständig erneuerte Auflage (1935) von Werner Schulze.

Alles in allem kann man zunächst mal sagen, daß der äußerst kritische und sehr emotional-impulsive Sprachstil Gustav Wustmanns von Auflage zu Auflage schwindet.
Es ist zu herrlich, wie er sich teilweise wirklich heftigst über "Sprachfehler" aufregt - man kann ihn sich beinahe vorstellen, wie er mit rauchendem, feuerrotem Kopf in seinem Arbeitszimmer steht und am liebsten die Wände einschlagen möchte.
Ich suche bei Gelegenheit mal einige schöne Zitate heraus.

Je weiter man zu den "neuren" Ausgaben kommt, desto mehr schwindet diese Ausdrucksweise; sprachliche "Fehler", die Gustav Wustmann mißbilligt (z.B. die Deklination von "jemand" im Dativ und Akkusativ als "jemandem" und "jemanden"), werden in den darauffolgenden Auflagen als hilfreiche Bildungen abgesegnet.

Die Auflage von 1935 ist, wie Karsten schon sagte, sehr nazifiziert; der "de-Gruyter-Verlag", der das Buch zu jener Zeit herausbrachte, scheint wohl recht munter gewesen zu sein bei solcherlei Umbearbeitungen: Ich habe das Büchlein "Deutsche Grammatik" aus der Sammlung Göschen, welches auch ähnliche Textveränderungen aufweist...

Gruß
-MrMagoo
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-29, 22:06:52
Der letztwolchene Kurztripp nach Berlin beschor mir einige sehr schöne Bücher für gans billig Geld: In dem Antikwariat in der Niederbarnimstraße in Friedrichshain kostet jedes Buch nur 2,50 Euronen, ab 3 Stück nur 2,- Euronen. Es sind schon einige wirlke Schätzchen dort zu finden.

Zwei hab' ich schon gelesen, zwei andere gab ich erst einmal in Restaurur, ein anderes liegt noch auffem Stapel.

Die, die ich bereits las, sind:

Friedrich Kluge "Unser Deutsch", 3. Auflage von 1914, Verlag von Quelle & Meyer, Leipzig.
Neun Aufsätze und Vorträge des Altmeisters vereinigt dieses Bändchen: "Die Kulturwerte der deutschen Sprache", "Die sprachliche Stellung der Germanen", "Das Christentum und die deutsche Sprache", "Die Entstehung unserer Schriftsprache", "Unsere Geheimsprachen", "Studentensprache", "Seemannssprache", "Weidmannssprache" und "Spracheinheit und Sprachreinigung". Abgerunden wird dieses außerordelnt informative Werk durch ein umfangreiches Wortverzeichnis.

Ernst Wasserzieher hat bei Kluge studoren, und diesen Einfluss merkt man auch deult in seinem "Bilderbuch der deutschen Sprache", 1921, Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung. Das Buch ist wie Kluges "Unser Deutsch" eine Sammlung von Aufsätzen, die sich thematisch teilweise überschneiden. Unter anderem wird die Herkunft deutscher Vor- und Familiennamen, sowie Ortsnamen erkluren. Sprachkritik darf auch nicht fehlen, Wasserzieher referiert - wie so viele - über schlechtes Deutsch, überflüssige Fremdwörter und Zeitungsjargon. Im zweiten und dritten Teil des Buches werden elte deutsche Worte, Orts- und Vornamen erkloren. Sehr gut und kurzweilig zu lesen!
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-29, 22:07:54
Vitus B. Dröscher hinterfragt in "Sie turteln wie die Tauben" Redensarten, in denen Tiernamen vorkommen. Was verbirgt sich hinter dem Frechdachs, dem Elefanten im Porzellanladen, den Krokodilstränen? Viele dieser Redensarten werden als Irrtum entlarvt, so sind die Rabeneltern in Wirlk sehr fürsorlg. Ein amüsantes Buch mit lustigen Zinchen von Marunde.
Verlag Rasch und Röhring, ISBN 3-89136-213-7
(Vielen Dank an Nicole für dieses Buch)
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-29, 22:40:21
Zitat von: Kilian in 2006-08-22, 21:43:42
Ich freu mich schon auf deinen Bycherruxak bei der PerVers. Das könnte ein wüstes Gerangel geben! :D

Jo, ich hab' gans schön fiel neues Zoix angesolmmen und werde wohl deshalb auch eher mit einem unseren automobilisoren Sallen fahren... will ja nicht mit meinem Bücherschrank von Gleis zu Gleis an diversen Bahnhöfen hetzen.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Stollentroll in 2006-08-29, 23:20:00
Wir werden schon allet ins Auto kriegen. Nix is unmöglich  ;)
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-30, 13:32:28
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-08-29, 22:06:52
Der letztwolchene Kurztripp nach Berlin beschor mir einige sehr schöne Bücher für gans billig Geld: In dem Antikwariat in der Niederbarnimstraße in Friedrichshain kostet jedes Buch nur 2,50 Euronen, ab 3 Stück nur 2,- Euronen. Es sind schon einige wirlke Schätzchen dort zu finden.

In Berlin wirde ich nächste Woche weilend sein, ein Besuch in diesem Antikwariat ist gewiß. Danke für den Tip!! :)


ZitatZwei hab' ich schon gelesen, zwei andere gab ich erst einmal in Restaurur, ein anderes liegt noch auffem Stapel.

Die, die ich bereits las, sind:

Friedrich Kluge "Unser Deutsch", 3. Auflage von 1914, Verlag von Quelle & Meyer, Leipzig.
Neun Aufsätze und Vorträge des Altmeisters vereinigt dieses Bändchen: "Die Kulturwerte der deutschen Sprache", "Die sprachliche Stellung der Germanen", "Das Christentum und die deutsche Sprache", "Die Entstehung unserer Schriftsprache", "Unsere Geheimsprachen", "Studentensprache", "Seemannssprache", "Weidmannssprache" und "Spracheinheit und Sprachreinigung". Abgerunden wird dieses außerordelnt informative Werk durch ein umfangreiches Wortverzeichnis.


Dies Buch befindet sich bereits in meiner Privatbibliothek. Ein phantastisches Werkchen, nur zu empfehlenne. ;)


ZitatErnst Wasserzieher hat bei Kluge studoren, und diesen Einfluss merkt man auch deult in seinem "Bilderbuch der deutschen Sprache", 1921, Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung. Das Buch ist wie Kluges "Unser Deutsch" eine Sammlung von Aufsätzen, die sich thematisch teilweise überschneiden. Unter anderem wird die Herkunft deutscher Vor- und Familiennamen, sowie Ortsnamen erkluren. Sprachkritik darf auch nicht fehlen, Wasserzieher referiert - wie so viele - über schlechtes Deutsch, überflüssige Fremdwörter und Zeitungsjargon. Im zweiten und dritten Teil des Buches werden elte deutsche Worte, Orts- und Vornamen erkloren. Sehr gut und kurzweilig zu lesen!


Dieses Werk kenne ich leider nicht, von Ernst Wasserzieher allerdings gibt es noch das bemerkenswerte Büchlein "Leben und Weben der Sprache". Auch dieses enthält viele kleinere Aufsätze über diverse Themen aus dem Bereich Sprache; Ortsnamen, Sprachwandel, usw.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 21:40:48
Wasserzieher verweist in diesem Büchlein immer auf eines seiner anderen Werke: Woher! Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache.

Das muss auch unheilm spannend sein. Mal gucken, ob ich das irgentzwo günstig bekomme.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 22:47:28
Für bescheidene 2 Euronen erstand ich am Sonntag zum (follkommen langwieligen) Sesongeronfffest der Stadt Leverkusen die kompletten Werke Schillers (die ich hier nicht erörtern mag), seauvi für 20 Zenten Ernst Jandls "Das Öffnen und Schließen des Mundes". Fünf Vorlasen über Laut- oder auch Nicht-Lautgedichte. Gans toll! Das Röcheln der Mona Lisa... auf seauvas muss man ersma kommen!
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-30, 23:08:24
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 21:40:48
Wasserzieher verweist in diesem Büchlein immer auf eines seiner anderen Werke: Woher! Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache.

Das muss auch unheilm spannend sein. Mal gucken, ob ich das irgentzwo günstig bekomme.


Das han ich auch, allerdings so spannend enwist es nun auch wieder nicht: Es handelt sich hier um ein etymologisches Wörterbuch in etwa wie der Kluge (allerdings bei weitem nicht so ausführlich!!), also leider keine "interessanten" Aufsätze oder dergleichen, wie man sie in "Leben und Weben der Sprache" findet...  :P
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 23:11:45
Ich mag Listen und Aufzahlen! Also für mich spannend.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-30, 23:21:03
Dann natürlich! ::)
Ich sagte ja nicht, daß es unspannend sei, ich wollte Dich nur wissen lassen, daß Du dort keine Aufsätze finden wirst, wie Wasserzieher sie in anderen Büchlein schrieb.
Allerdings würde ich Dir dann doch raten, zum Kluge zu greifen - die Informationen dort sind weitaus detajierter und wahrscheinlich sogar noch spannender!   8)
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 23:25:46
Unter den zwei Büchern, die ich direkt zur Restaurur in die Kölner Dombauhütte gab, befindet sich noch ein Schätzchen von Kluge. Den Titel hab' ich allerdings nicht mehr parat - demnächst mehr dafonn.

Kluges etümologisches Lexikon liegt mir in einer Ausgabe von 1964 vor. Die neue mit der CD drin rieze mich auch sehr...
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-30, 23:35:31
Laß es mich wissen, das freuwete mich! :)

Zu empfehlen ist übrigens auch der "Sprach-Brockhaus - Bildwörterbuch für jedermann"!
Erstauflage 1935 aber weiterverlegt bis mind. 1979, wobei die späten Auflagen weniger interessant sind:

Dieses Wörterbuch widmet sich (zumindest in den Auflagen bis Anfang der 60er) mit großem Eifer auch den deutschen Mundarten und führt daher auch massenhaft Mundartausdrücke mit auf. U.a. findet man in diesem Wörterbuch - wenn auch hin und wieder mit einem (+) versehen - Wörter, die seit mittelhochdeutscher Zeit schon nicht mehr in Verwendung sind.
Eine spannende Entdeckungsreise in die deutschen Mundarten und deren Vergangenheit...   :D
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-30, 23:39:39
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 23:25:46
Kluges etümologisches Lexikon liegt mir in einer Ausgabe von 1964 vor. Die neue mit der CD drin rieze mich auch sehr...

Mein Buch ist da auch nicht aktueller; es handelt sich um die 19. Auflage von 1963. Ich hief diesen Kluge damals für 2 D-Mark und bin immer noch ganz zufrieden damit; eine "aktuellere" Ausgabe memüsse ich mir auch mal anschaffen... quimt Zeit, quimt Rat!  ;)
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-30, 23:45:47
Ich warf letztens einen Blick in die neueste Ausgabe und entdak dort mauzen, welches ich im Faden Zen-Verbismus (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=5;action=display;threadid=923) als in der mir vorliegenden Ausgabe des Kluges nicht auffindbar bezinch, vor - mit der genua derselben Bedaut, die ich vermot. (War ja auch nicht schwer.)
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-30, 23:58:11
Dann sind wohl doch noch so einige Erkluren mit in den Kluge aufgenommen worden. Ich halte mal meine Späher geönffen ob des Auffindens einer der Jetztzeit näher stehenden Ausgabe desselben.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2006-08-31, 00:01:51
Sach ma, Magoo, nur so aus Neugier: Welche Sprache sprichst du da zur Zeit? Es scheint irgendein System dahinterzustecken.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-31, 00:08:44
Zitat von: Kilian in 2006-08-31, 00:01:51
Sach ma, Magoo, nur so aus Neugier: Welche Sprache sprichst du da zur Zeit? Es scheint irgendein System dahinterzustecken.


Welche Sprache ich spreche? System? Dahinter??
Ich würde mal sagen, es handelt sich um "Deutsch", eine germanische Sprache. Wird von ca. 100 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. Kommt sie Dir nicht bekannt vor? ;)
Ma in echt: Ich stehe gerade so a biss'l auffem Schlauch, glaube ich... was genau meinst Du mit "welche Sprache"?!
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-31, 00:12:21
Jetztzeit - ein Wort was auch schon Wasserzieher nicht leiden konnte  ;D
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2006-08-31, 00:48:07
Hier zum Beispiel "quimt Zeit, quimt Rat", in einem anderen Faden hast du hinter einem Anfangs-k ein w eingefogen, so weit ich mich erinner... :)
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-31, 00:59:43
Zitat von: Kilian in 2006-08-31, 00:48:07
Hier zum Beispiel "quimt Zeit, quimt Rat", in einem anderen Faden hast du hinter einem Anfangs-k ein w eingefogen, so weit ich mich erinner... :)


Ach das... nunja, es ist immer noch Deutsch ;)
Hin und wieder zeuche ich eine alte Form zurück ins Neuhochdeutsche, die schon seit einigen Jahrhunderten verschall... ehm verschollen ist.

Das "qu" in "quimt" kommt aus dem Althochdeutschen, wo kommen noch "queman" heißt; das in einem anderen Thread dem k folgende "w" dürfte auch einer Form von "kommen" entstammen... Ich weiß nicht mehr genau, wo ich das geschrieben habe, aber auch hier spiegelt sich nur die alte Form "quam" wider, die bis heute im Niederländischen noch "kwam" heißt. ;)

Also nix weltbewegendes, ich pansche nur ein bißchen herum...  ;D
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: caru in 2006-08-31, 10:14:54
in teilen österreichs und bayerns sagt man übrigens jetz noch "kimmt". kimm her, mir kimmen dann aa.

und in anderen teilen "kummt".
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Berthold in 2006-08-31, 12:10:24
Zitat von: MrMagoo in 2006-08-31, 00:59:43

Das "qu" in "quimt" kommt aus dem Althochdeutschen, wo kommen noch "queman" heißt; das in einem anderen Thread dem k folgende "w" dürfte auch einer Form von "kommen" entstammen... Ich weiß nicht mehr genau, wo ich das geschrieben habe, aber auch hier spiegelt sich nur die alte Form "quam" wider, die bis heute im Niederländischen noch "kwam" heißt. ;)
Lieber MrMagoo!
Ich habe zu spät gelesen, daß caru auch schon darüber geschrieben hatte. Trotzdem: Als Ergonz laß ich meinen Beitrag stehen. Schreib ich halt noch was dazu.
Kemen -
K[ch]ema[-en] (du k[ch]im[m]st [-scht], er k[ch]im[m]t, k(ch)im[m]! - - - [ge?-]k[ch]ema [-en] -
ist eines der klassischen Kennwörter der bairisch-österreichischen Dialekte (in den bairischen Dialekten Österreichs überall, wo's ein 'bisserl stärker' lalnd wird). Der Imperativ 'Khiim!' ist eine meiner ersten Erörnnen an den Weissenseer Dialekt (Ihr wißt: in Oberkärnten).
Städtisch (z.B. in Wien) und umgangssprulch heißt kommen kumma [-en]. Da in den aussterbenden bairischen Sprachinseldialekten (z.B. Zimbrisch in Roana/Ruben - bei Asiago [früher sieben Gemeinden im Gebirge nahe Vicenza], Tautsch in Giazza/Ljetzan [ehedem dreizehn Gemeinden nahe Verona]; Luserna/Lusern bei Lavarone ...) anlautendes w- meist als stimmhaftes b- ausgesprochen wird, glaube ich nicht, daß es irgendwo auch noch 'queman' gibt, aber naturchl bin ich da nicht kompetent.
Immerhin habe ich daheim über das 'Tautsch' (das einen etwas jüngeren Stand verkörpert als das 'echte' Zimbrisch in Roana; ich schau jetzt nicht nach, wann im Mittelalter die Besadeln waren.) ein liebes Büchl:
Das Lehrbuch von Giuseppe Cappelletti und Bruno Schweizer, "Tautsch. Puox tze Lirnan Reidan un Scraiban iz Gareida on Ljetzan" (Bozen 1942, Nachdruck Verona 1980). Du siehst sofort, daß sich dort Formen des Althochdeutschen erhielten, gestiutzen vielleicht vom reicheren Vokalismus der italienischen Endsilben. Du wirst Dir auch vorstellen, daß fast alle nachmittelalterlichen Wörter aus dem Italienischen entlohnen worden sind.
Ich habe auch eine Aufnahme eines Kapitels von 'Max und Moritz' auf Zimbrisch (das Kapitel mit dem Lehrer Lämpel) - und den Text der ganzen Bildergeschichte in einem Buch, das der Professor Manfred Görlach herausgegeben hat ...  
     
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-31, 12:41:55
Hallo Berthold und Caru,

das "i" in kimmst, kimmt, kimm!, etc. ist natürlich Umlaut - wie im Althochdeutschen
queman; ich quimu, dû quimis, er quimit.

Übrigens hielt sich der Umlaut recht lange, besonders in der Theatersprache des 19. Jahrhunderts war er Pflicht:
kommen; ich komme, du kömmst, er kömmt.

Das "u" ist ebenfalls Umlaut von o:
Phonetisch ist der Umlaut von o nämlich u, durch Analogie wird aber dann meist das u durch ein ö ersetzt.
In den Formen "du kummst, er kummt" wird es sich also um die älteren Formen handeln.


Gestern habe ich in meinem Beitrag übrigens noch etwas vergessen: Wir haben nämlich einen "Überlebenden" des alten "qu-"-Anlauts von "queman", und zwar in dem Wörtchen bequem, was nichts anderes bedeutet als bekömmlich!

Viele Grüße
-MrMagoo
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-31, 12:47:28
Zitat von: Berthold in 2006-08-31, 12:10:24Da in den aussterbenden bairischen Sprachinseldialekten (z.B. Zimbrisch in Roana/Ruben - bei Asiago [früher sieben Gemeinden im Gebirge nahe Vicenza], Tautsch in Giazza/Ljetzan [ehedem dreizehn Gemeinden nahe Verona]; Luserna/Lusern bei Lavarone ...) anlautendes w- meist als stimmhaftes b- ausgesprochen wird, glaube ich nicht, daß es irgendwo auch noch 'queman' gibt, aber naturchl bin ich da nicht kompetent. Immerhin habe ich daheim über das 'Tautsch' (das einen etwas jüngeren Stand verkörpert als das 'echte' Zimbrisch in Roana; ich schau jetzt nicht nach, wann im Mittelalter die Besiedelungen waren.) ein liebes Büchl:
Das Lehrbuch von Giuseppe Cappelletti und Bruno Schweizer, "Tautsch. Puox tze Lirnan Reidan un Scraiban iz Gareida on Ljetzan" (Bozen 1942, Nachdruck Verona 1980). Du siehst sofort, daß sich dort Formen des Althochdeutschen erhielten, gestiutzen vielleicht vom reicheren Vokalismus der italienischen Endsilben. Du wirst Dir auch vorstellen, daß fast alle nachmittelalterlichen Wörter aus dem Italienischen entlohnen worden sind.
Ich habe auch eine Aufnahme eines Kapitels von 'Max und Moritz' auf Zimbrisch...

In einer Ausgabe der Zeitschrift "Alte und neue Welt - Katholisches Familienblatt zur Unterhaltung und Belehrung", Jahrgang 1909 habe ich auch noch einen kleinen Artikel über das Zimbrische mit einigen Sprachbeispielen. Ich muß das unbedingt nochmal raussuchen, denn da lassen sich viele noch aus dem Althochdeutschen stammende Formen erkennen.

Danke für den Literaturtip, vielleicht kann ich ja irgendwie an das Buch herankommen. Bis bald, Gruß
-MrMagoo
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Berthold in 2006-08-31, 12:48:14
Lieber MrMagoo!
Vielen Dank!
Bequem! Also doch!
Vielleicht ist's aber im Zimbrischen noch besser erhalten. Ich werde heute Abend nachschauen.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-31, 12:52:05
Zitat von: Berthold in 2006-08-31, 12:48:14
Lieber MrMagoo!
Vielen Dank!
Bequem! Also doch!
Vielleicht ist's aber im Zimbrischen noch besser erhalten. Ich werde heute Abend nachschauen.

Aber bitte, lieber Berthold!
Nachsehen werde ich auch noch, allerdings muß ich das verschieben, da meine Bücher momentan in Kisten verstaut sind...
Das "qu-" in bequem hat sich sicher nur halten können, weil die Verwandtschaft zu "kommen" nicht mehr auf Anhieb zu erkennen ist.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Berthold in 2006-08-31, 12:54:28
Zitat von: MrMagoo in 2006-08-31, 12:47:28
Danke für den Literaturtip, vielleicht kann ich ja irgendwie an das Buch herankommen. Bis bald, Gruß
-MrMagoo
Ich kekünne es ja auch für Dich - wenn hier einmal ein bisserl wänger Arbeit herrscht (z.B. am Computer Euch schreiben!) - kopieren - nebst einem noch kurioseren Werk, einer Art von Sprachdenkmal, das Geschichten und Berichte einer Einzelperson(!), einer der letzten Sprecherinnen des 'echten' Zimbrisch, beinhaltet (Ich glaub aus Mezzaselva/Toballe).
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-31, 13:04:48
Kopieren?? Wie dick sind denn diese Werke?! Du stündest doch sicher Tage vor einem Vervielfältigungsgerät...  :o

Vielleicht sollten wir mal Literaturlisten zusammenstellen über die Werke, die wir so haben.
Das wär unter Umständen für mich praktisch in Bezug auf die PersVers (falls ich es denn schaffte, dorthinzukommen):
Ihr könnt dann diejenigen Bücher raussuchen, die ich mitbringen sölle und muß dann nicht auf Gutdünken einpacken und nachher wie ein Packesel aussehen...
Zu dumm nur, daß die Bücher wie gesagt nun erst in Kisten ruhen; aber mal sehen, was sich machen läßt...:)
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Berthold in 2006-08-31, 13:10:15
Zitat von: MrMagoo in 2006-08-31, 13:04:48
Kopieren?? Wie dick sind denn diese Werke?! Du stündest doch sicher Tage vor einem Vervielfältigungsgerät...  :o
Die sind nicht dick. Der 'Cappelletti - Schweizer' schaut ein bisserl wie ein Schul-Lesebuch aus. Interessant ist auch die Orthographie, die sich an die italienische anlehnt.
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: MrMagoo in 2006-08-31, 13:14:30
Na dann, also zwischenseinieren tät mich dat schon tun; wenn Du denn mal Zeit fündest, kekönnest Du einen Vervielfältigungsvorgang in Aggriff nehmen... aber laß Dir ruhig Zeit! ;)
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Berthold in 2006-08-31, 14:04:41
Es sei!
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Berthold in 2006-09-01, 14:01:29
Lieber MrMagoo - und alle, die es sonst lesen wollen!
Ich schreib zur Anrog & Einstamm gleich das 'Vorwort' aus dem 'Max und Moritz' auf Zimbrisch hier her
(aus Görlach, M. (Hrsg.) (1990): Wilhelm Busch / Max und Moritz / Die sieben Lausbubenstreiche in 21 deutschen Mundarten. - Verlag van Acken, Krefeld: 172 pp.):

PAUL UN PETAR

An storjelle in ziiben toal un ziiben logasinekot, übergatragt in toizes gaprecht bon Igino Rebeschini "Fikinnar"

BOARPRECHTAN

Bon pösen puuben, bille un nerre,
Müssich steenan hortan biil berre.
Paul un Petar, sbeen kselle bille,
Bellent nia steenan stille.
Sbeen logasine, ba lachent aus alle,
Painanten siichar ghentze palle.
Insteet gheenan lirnan in suul,
Bellent se alloan berman in stuul.
Alle de loite kennentse in lant,
Biibel saade se habent gatant.
Bon dar hanne in saachen un loiten:
Bon iinen billich seelan oich hoite.
Stoolan effele, kirse un henne,
Soogante in loiten sunga un zenne.
Bas de puuben habent gaseent,
Distele alloan habentse gameent.
Bia kötsich bon allen: Laachet peeste
Bear ist sinnar un laachet amme leeste.
Di ba bellent haban bissekot,
Lassent pa zaite alle billekot.
De baarot, sichar mansich nia sbaigan,
Asò bon iinen müssich hemmest sraiban.  
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: caru in 2006-09-01, 16:16:09
Zitat von: MrMagoo in 2006-08-31, 12:41:55

Übrigens hielt sich der Umlaut recht lange, besonders in der Theatersprache des 19. Jahrhunderts war er Pflicht:
kommen; ich komme, du kömmst, er kömmt.



wie ich es einmal in einem neu-wienerischen hanswurstiadenartigen stück sagen hörte:

(held:) "Horch, man kömmt!"
(hanswurst:) "Wos haasd, man kömmt? Kumman tuat ana!"


auch in "Goofy als Wilhelm Tell" sprach der altdorfer käsereibesitzer, als tell und sein freund micky maus mit einem fuhrwerk in sein lager reindonnerten und "grüezi" sagten:

"ihr chömmt daher, überfahrt meinen chäs und sagt bloß 'grüezi'?"
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2006-09-28, 21:07:25
ZitatIn this age of the arduous pursuit of peace, prosperity and

pleasure, the smallest contribution to the gaiety, if not to the

wisdom, of nations can scarcely be unwelcome.  With this in mind,

the author has prepared "The Foolish Dictionary," not in serious

emulation of the worthier--and wordier--works of Webster and

Worcester, but rather in the playful spirit of the parodist, who

would gladly direct the faint rays from his flickering candle of

fun to the shrine of their great memories.



With half a million English words to choose from, modesty has been

the watchword, and the author has confined himself to the treatment

of only about half a thousand.  How wise, flippant, sober or

stupid, this treatment has been, it is for the reader alone to

judge.  However, if from epigram, derivative or pure absurdity,

there be born a single laugh between the lids, the laborer will

accredit himself worthy of his hire.



In further explanation it should be said that some slight deference

has been made to other wits, and the definitions include a few

quotations from the great minds of the past and present.  As for

the rest, the jury will please acknowledge a plea of guilty from



GIDEON WURDZ.

So weit das Vorwort zu The Foolish Dictionary (http://ia300233.us.archive.org/3/texts/fldct10/fldct10.txt), eine Art Kamelopedia (http://kamelopedia.mormo.org/index.php/Hauptseite) der Vorzeit, ein Wörterbuch, bestimmt so vergnüglich zu lesen wie Der tiefere Sinn des Labenz, etwa halb so umfangreich und mindestens so verspielt: Wo die Accession als Axe-Session etymoglisch gedeutet wird, fühlt man sich an unser Beinkleidspiel erinnert, wo Alcohol definiert wird als A liquid good for preserving almost everything except secrets, findet man möglicherweise den Ursprung einiger abgehangener, aber solider Aphorismen. Gideon Wurdz besaß auch die Umsicht, es rechtzeitig zu schreiben, um es zu unserer Zeit rechtefrei und im Internet verfügbar sein zu lassen.

Gleiches gilt für Ambrose Bierce' The Devil's Dictionary (http://www.thedevilsdictionary.com/).
Titel: Re:Reader's Digest
Beitrag von: Stollentroll in 2006-10-02, 16:55:27
Zitat von: MrMagoo in 2006-08-31, 12:41:55
Übrigens hielt sich der Umlaut recht lange, besonders in der Theatersprache des 19. Jahrhunderts war er Pflicht:
kommen; ich komme, du kömmst, er kömmt.

Verwendlichkeit fand diese Form auch noch viel später.
Der geniale Sünkronsprächer Rainer Brandt liess Tony Curtis in der Serie "Die Zwei" zu Roger Moore sagen :
"Horch, eine Benzinkalesche kömmet."
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: VerbOrg in 2006-10-23, 15:45:20
Katakura bat um Auflist einer PerVers-4-Bücherliste.

Da ich nicht über alle literarischen Werke so genau im Bilde bin, die dort kursoren, hier ein kleiner Ausschnitt:

Hier vorgestollen war bereits:

Mark Dunn - "Ella Minnow Pea" (deutscher Übersatz von Henning Ahrens als "Nollops Vermächtnis)

Weiterhin bracht ich dem Scheff (abgesehen von einigen Matzbächen) noch die folgenden Werke zur Weiterlas mit:

Theodor Ickler - "Falsch ist richtig"
so eine Art Blick hinter die Kulissen der Rechtschreibreform(er)
trotz der Verweise auf eine gewisse Zeitung, deren Namen zu nennen in der GSV schändlich wäre, im Klappentext und im Untertitel (Schtichwort: Schlechtschreibreform), ganz interessant zu lesen.
Ob das Buch auch scheffseits auf Zustimmung stößt, bleibt abzuwarten.

Ruprecht Skasa-Weiß - "Fünf Minuten Deutsch"
Hierbei handelt es sich um eine Solmm von Sprachkolumnen, die jeden Sonnabend in der Stuttgarter Zeitung veruffentlochen werden. Nicht ganz so lustig wie die Zwiebelfische, dafür aber zum Nachdenken anregend.

Die "Geschichte der Deutschen Sprache" von Otto Behagel kann ich weniger vorstellen, da ich sie nicht gelesen habe. Lautverschübe etc. sind nicht soo interessant für eine VerbOrg.
Die Lingusten unter Euch könnten das Büchlein eventüll ganz interessant finden, ich interessiere mich ja eher für Gegenwarzsprache.

Absolut uneingeschronken empfehlenswert ist auf jeden aller Fälle

Hans Weigel - "Die Leiden der jungen Wörter - ein Antiwörterbuch"
Nein, kein Anti-Wörterbuch, sondern ein Antiwörter-Buch.
Als Stichwörterbuch sticht es nach modischen Neuwörtern, als Nachschlagewerk schlägt es nach Sprachmarotten. Und das Ganze sehr unterhaltsam, lustig, teilweise auch in Dialogen zwischen Wörtern abgefassen und hin und wieder auch sehr streitbar.
Das mit den Neuwörtern sollte man heutzutage nicht ganz so ernst nehmen, das Buch ist schon aus dem Jahr 1976 (als Taschenbuch erstmals im April 1979 im dtv veruffentlochen)
Antiquarisch ist's noch gut erhältlich.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-10-25, 23:38:48
So, hier nun meine perverse Bücherliste (Ja, die hatte ich alle mit. Mein Rücken leidet immer noch unter dieser Last des Bücherschrankes):

Bartels, Klaus – Wie Berenike auf die Vernissage kam
Betcke, Bruno – Deutscher Sprach-Ratgeber
Cropp, Wolf-Ulrich – Das andere Fremdwörterbuch
Jandl, Ernst – Das Öffnen und Schließen des Mundes
Kaczmarek, Peter – 1x Jenseits und zurück
Kluge, Friedrich –Deutsche Sprachgeschichte
Kluge, Friedrich – Unser Deutsch
Macheiner, Judith – Das grammatische Varieté
Osman, Nabil – Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft
Pinker, Steven – Der Sprachinstinkt
Schneider, Wolf – Deutsch für Kenner
Storfer, A.J. – Im Dickicht der Sprache
Storfer, A.J. – Wörter und ihre Schicksale
Storz, Gerhard – Umgang mit der Sprache
Twain, Mark – The Awful German Language / Slovenly Peter
Wadler, Arnold – Der Turm von Babel
Wasserzieher, Ernst – Bilderbuch der deutschen Sprache
Wustmann, Gustav – Sprachdummheiten, Hrsgbr. Schulze, Werner

Viele der Bücher habe ich bereits im Faden Reader's Digest besprochen, einige andere toochen als Quelle für Ideen irgendwo in anderen Fäden auf. Die relsten werde ich demnächst auch noch bei Reader's Digest kurz vorstellen.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: katakura in 2006-10-26, 10:30:42
... besten dank für die listen! ...
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2007-03-14, 00:03:25
Noch ein paar Buchtips aus dem Antikwariat:

,,Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs" von Dr. Theodor Matthias ist ein äußerst interessantes Buch. Mir liegt die fünfte Auflage aus dem Jahre 1921 vor, erschienen bei Friedrich Brandstätter, Leipzig.

Auf beinahe 500 Seiten geht Matthias auf fast alle erdenklen Probleme der deutschen Sprache ein und beginnt auf der zweiten Seite direkt mit einer Sache, die Amy erst vor ein paar Monaten für die GSV konkretisor. Matthias schreibt:

Unsere Sprache scheint nicht mehr so triebkräftig, um aus reinen Wurzeln neue einfache Wörter mit Hilfe einfacher Konsonanten zu bilden, selbst Reihen gleicher Bildungsart, wie etwa die Hauptwörter auf t von b- und m-Stämmen (geb-en: Gift, heben: Heft, hab-en Haft; (ver)nehmen: Vernunft, (an)komm-en: (An)kunft), oder auf -st neben n-Stämmen (brenn-en: Brunst, gönn-en: Gunst, gewinn-en: Gewinst, spinn-en: Gespinst; (ab)spann-en: Gespenst; könn-en: Kunst) gesellt sich heute kaum ein neues Glied bei.

Auf Seite 25 beweist sich Matthias bereits als ein Stärker der Substantive – ganz in unserem Sinne. So schreibt er doch dort:

Überhaupt setze man keine schwerfällige Bildung auf -heit neben vorhandene auf -e, wie Großheit, Dürrheit, umgekehrt eher die knappen Formen auf -e neben den eingebürgerten auf -heit, wie Trockene der Felder oder die Flaue der Börse.

Sehr umfangreich, manchmal etwas verschroben, häufig leider unübersilcht, dennoch zielm empfehlenswert, dieses Werk.

,,Sprachleben und Sprachschäden" wird auch erwåhnen in einer Fußnote der Einlitt eines sehr hilfreichen Nachschlagewerkes, welches mir Mr. Magoo letztes Jahr empfahl: ,,Grunows grammatisches Nachschlagebuch". Ich besitze es in der ersten Auflage aus dem Jahre 1906, Verlag Wilhelm Grunow, Leipzig. Schon im Vorwort wird auch auf einen weiteren alten Bekannten hingewiesen: Gustav Wustmann mit seinen ,,Allerhand Sprachdummheiten". Das Ungewohnle und auch Schöne an diesem grammatischen Nachschlagewerk ist, das es alphabetisch geornden ist und keinerlei Anspruch darauf erhebt, eine Einfuhr in die deutsche Sprache oder Grammatik zu sein. Weißte nit wat Kausativ is, kuckste unter 'k'! Sehr nultz!

Ebenfalls eine Empfuhl von Mr. Magoo war ein Buch mit dem schnöden Titel ,,Die deutsche Sprache" aus dem Fachbuchverlag – richtig – Leipzig, Jahrgang 1959, verfassen von einem Autorenkolletiv. Als ,,Lehr- und Übungsbuch für Ingenieurschulen, Fachschulen und Erwachsenenbildung" tituloren, ist es derart umfassend, dass es schier unglaulb erscheint. Von der indogermanischen Herkunft der deutschen Sprache über Grammatik, Syntax, Interpunkt über Stil-, Aufsatz- und Formenlehre bis hin zur Sprecherzug (Vortrag von Gedichten, Lesen von Dramen) ist alles drin, inklusive Uftaufgaben. Witzig muten die Beispülsätze an, die häufig einen sozialistischen Tatsch haben: ,,Wir lernen aus der sowjetischen Wissenschaft, der fortschrittlichsten Wissenschaft der Welt, immer wieder Neues." Ebenso entbehren auch beispülhafte Briefe und Berichte nicht einer gewissen Komik, wie etwa der ,,Nachtwachenbericht einer Säuglingsschwester".
Insgesamt ein gans großartiges Lehrbuch, das kaum Fragen offen lässt.

Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2007-07-19, 22:18:21
Über die letzten Wochen norven uns allerlei Medien mit dem Treiben einer blonden Individua, deren Name irgendwie mit Hauptstädten und Hotelketten zu tun hat.

Warum fiel mir dazu Erich Kästners Gedicht ein?

Sogenannte Klassefrauen

Sind sie nicht pfuiteuflisch anzuschauen?
Plötzlich färben sich die Klassefrauen,
weil es Mode ist, die Nägel rot!
Wenn es Mode wird, sie abzukauen,
oder mit dem Hammer blau zu hauen,
tuns sie's auch und freuen sich halbtot.

    Wenn es Mode wird, die Brust zu färben
    oder - falls man die nicht hat - den Bauch...
    wenn es Mode wird, als Kind zu sterben
    oder sich die Hände gelb zu gerben
    bis sie Handschuh'n ähneln, tun sie's auch.

Wenn es Mode wird, sich schwarz zu schmieren,
wenn verrückte Gänse in Paris
sich die Haut wie Chinakrepp plissieren,
wenn es Mode wird, auf allen Vieren
durch die Stadt zu kriechen, machen sie's.

    Wenn es gälte, Volapük zu lernen,
    und die Nasenlöcher zuzunähn
    und die Schädeldecke zu entfernen
    und das Bein zu heben an Laternen
    morgen könnten wir's bei ihnen seh'n.

Denn sie fliegen wie mit Engelsflügeln
immer auf den ersten besten Mist.
Selbst das Schienbein würden sie sich bügeln!
Und sie sind auf keine Art zu zügeln,
wenn sie hören, daß was Mode ist.

    Wenn's doch Mode würde, zu verblöden!
    Denn in dieser Hinsicht sind sie groß.
    Wenn's doch Mode würde, diesen Kröten
    jede Öffnung einzeln zuzulöten,
    denn dann wären wir sie endlich los.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: katakura in 2007-07-19, 23:40:53
... klasse! ;D ... und ja, DANN hätte es sich ausgehiltont ... aber leider wird uns diese freude versagt und darum ebenjene dame wohl noch eine ganze weile medial erhalten bleiben ...

... meine großmutter pflegt angesichts solcher leute stets verständnisvoll zu sagen: "naja, besser als arbeiten!" :D :D :D
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: VerbOrg in 2007-11-16, 11:27:39
Beim Stöbern in einem Buchladen sah ich ein Buch titels "Der Coup, die Kuh, das Q" von Cus, dachte an unseren Ku und kuf es unbesehen.
Darin finden sich viele Kuriosa bezulg der Sprache. Interessante Wortspielereien gibt's viele, aber man kann sich auch auf eine lutzige Fehlersuche begeben. Werd ich wohl zur näxten PerVers mitbringen.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: VerbOrg in 2007-11-23, 18:28:22
Beim samstälgen erneüten Stöbern im Antikwariat stießen die Gräte und ich auf "Wolfgang Ratkes Schriften zur deutschen Grammatik (1612-1630)" von Erika Ising, veruffentlochen im Akademie-Verlag Berlin im Jahre 1959.

Der erste Teil besteht in einer Abhandlung über die Schriften Ratkes, aber dann kann man ins 17. Jahrhundert eintauchen. Es wird erkluren, wie Papier und Feder handzuhaben sind, wie man Buchstaben aus gleichartigen und ungleichartigen Strichen zusammensetzt und - im Kapitel über die Wortschickungslehr geht es auch um das Thema Flexion.

Bleistifte:

ich dresche- ich drasch- ich habe gedroschen
ich schmeltze- ich schmaltz- ich habe geschmoltzen
ich berste- ich borste- ich bin geborsten
ich komme vmb- ich kam vmb- ich bin vmbkommen
ich nieße- ich noß- ich habe genoßen
ich hincke- ich hanck- ich habe gehuncken

und als Beispiele für Bedeütungsvnterschiede:

ich seüge- ich seügete- ich habe geseüget
ich sauge- ich soge- ich habe gesogen

Schon allein die Art, wie Ratke sich in Frage- und Antwortspielchen über die Sprache, die er untersucht hat, auslässt, ist des Schmökerns in dem Büchlein wert.

Ein Mitbringsel für die näxte PerVers...
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2007-11-28, 08:06:33
Unser wertes Mitglied Reimbeutel alias Michael Schönen war so bescheiden, seine eigenen Bücher (http://www.reimbeutel.de/15.html) hier nicht anzupreisen. Deshalb tu ich es jetzt für ihn.

"Frohe Kunden" ist erschienen im Fischer Verlag in der Reihe "Hell und schnell. Komische Gedichte vorgestellt von Robert Gernhardt (!)". Ein paar Kostproben daraus hat der Reimbeutel ja hier schon im Forum hinterlassen. Das ganze Buch ist auf diesem Niewo: jedes Gedicht perfekt in Rhythmus und Reim und zum Schreien komisch.

Aberwitzig ist auch "Bilden Sie mal einen Satz mit...", ebenfalls in der "Hell und schnell"-Reihe erschienen. 555 Kurzgedichte von etlichen Autoren als Ergebnis eines Dichterwettstreits, 40 davon alleine vom Reimbeutel. Ein Beispiel - Bilden Sie mal einen Satz mit Chile:

Daß ich so oft daneben ziele,
hat einen guten Grund: Ich Chile.

(Wäre übrigens auch 'ne schöne Idee für einen neuen Faden.)

Aus Gründen der Solidarisust fühle sich jedes GSV genotagen, diese beiden Bücher kaulf zu erwerben. Kosten jeweils schlappe acht Euronen und sind jeden Cent davon wert.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Ku in 2007-12-01, 21:38:10
Ich habe mir auf eure freundlichen Räte folgende Bücher bestollen und heute erhalten:

Cus: Der Coup, die Kuh, das Q (wobei der welsche Coup wegen näher liegender Möglichkeiten durch ,,der Ku" zu ersetzen wäre)

Bilden Sie mal einen Satz mit ....

Bernstein: Luscht und Geischt

Moszkowski: Mensch, reime dich!

und schließlich

des Reimbeutels Schönen: Frohe Kunden.

Letzteres ziehe ich mir gerade rein und mache mir Lachens fortgesetzt und nachhaltig in die Hose. Zwei Gläser Riesling, die eigentlich andere Aufgaben erfüllen sollten, sind schon wech.   
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2007-12-03, 10:53:58
Zitat von: Ku in 2007-12-01, 21:38:10
und schließlich

des Reimbeutels Schönen: Frohe Kunden.

Letzteres ziehe ich mir gerade rein und mache mir Lachens fortgesetzt und nachhaltig in die Hose. Zwei Gläser Riesling, die eigentlich andere Aufgaben erfüllen sollten, sind schon wech.   

Sehr schön! rrr51 hat letztens den Reimbeutel gedrongen, mit auf die näxte PerVers zu kommen. Wär schon lustig, wenn er mitkäme.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2008-01-02, 10:36:50
Ein sehr hübsches Büchlein für die Freunde der Karikatur fiel mir letzten Samstag in die Hände. "Zeltene Tiere" von Attik Kargar (der von "Kargar trifft den Nagel" auf Comedy Central), erschienen im Brücke Verlag Kurt Schmersow, ISBN 3-87105-031-8.

Superklasse Zinchen von so schönen Tieren wie: Tittenfisch, Axthase, Brustwarzenschwein, Taubenhaucher etc.

Den Klappentext finde ich zitierenswert:

Ich finde dieses Buch lebenswichtig. Denn hier werden Fragen aus dem Tierreich beantwortet, die Sie sich so noch gar nicht gestellt haben. Wie diese hier: Ein Luchs startet in der Mittagssonne mit 65 km/h in Kamerun. Gleichzeitig startet an der Elfenbeinküste ein Gepard mit 120 km/h. Wann treffen der Luchs und der Gepard im Kongo aufeinander, wenn der Luchs unterwegs drei Antilopen reißt und bei einem Glas Bier eine viertel Stunde lang eine verschreckte Hyäne ordentlich durchnudelt und der Gepard auf halber Strecke über einen Elefantenrüssel stolpert und sich anschließend seine blöde Fresse sage und schreibe fünfundfünfzig Meter mit 6 km/h am trockenen Wüstenboden aufschubbert.

Marcel-Reich-Ranicki-Imitator
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2008-01-15, 09:44:08
Meine Vermieterin und ich besitzen jetzt jeweils ein Exemplar von "Zeltene Tiere" mit Wumd, Zinch und Signat des Autors. Danke, Herr Kargar!

P.S.: Herr Kargar hat auch ein schönes Hobby, wie es in dem Nachspann des Buches zu lesen ist:

In seiner Freizeit sammelt Attik Kargar antike Ambosse, hat aber noch keinen.

P.P.S.: Der hat auch 'ne Heimseite (http://attik.de/).

P.P.P.S.: Ich seh' gerade, dass seine Künstlervermulttagentur in der Hand einiger Opladener ist. Und die vermitteln auch Ralf Schmitz, der ja auch bekulnnt Opladener ist. Und Johann König, der sich in Opladen steuerberaten lässt.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2008-03-28, 01:30:04
Die Leute von dieser Universitätsbuchhandlung (http://www.janssen-buecher.de/Buchtip-Archiv/body_buchtip-archiv.html) haben den Kalk im Naschen – kurbelt Euch mal durch deren Rezensionen (Stichwort: 1. April), da sind paar Trouvaillen bei.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: VerbOrg in 2008-03-30, 19:05:06
In der Bahnhofsbuchhandlung erstorben der blinde Fisch und ich ein entzückend satirisches Buch titels "Senk ju vor träwelling" von Mark Spörrle und Lutz Schumacher über die wundervollsten Sachen, die einem bei einer Reise mit der deustchen Bahn passieren können und wie man sich auf solch eine Reise vorbereiten sollte.

Ein durchaus wertvoller Überlebensführer, wie ich mehdornens mark. Allen, die viel mit der Bahn fahren oder wissen wollen, warum es gut ist, auf derartene Fahrten zu verzichten, sei dieses Büchlein sehr ans Herz gelagen.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2008-03-31, 22:50:01
Dazu gleich eine Reportage von meiner PerVersen Heimfahrt, doch dafür önffe ich einen neuen Faden - wäre hier zuviel des Abschwiffs.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2008-04-01, 14:26:42
Hier des Ganters Bücherbeute von der PerVers Sieben:

von amarillo: George Mikes: How To Be a Brit,
von Karsten: Attik Kargar: Zeltene Tiere,
von Heidi: CUS: Der Coup, die Kuh, das Q,
von Kilian: The Utterly Utterly Merry Comic Relief Christmas Book.

Weiterhin gesoochen wird der Besitzer von: Axel Hacke: Nächte mit Bosch. Bring' ich's halt auf der achten PerVers nochmal mit.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2008-04-18, 22:18:27
Ohne das ich es jetzt gelesen hätte, da ich es vom Peter Kaczmarek vorhin einfach in die Hände gedrocken bekam:

Jan Philipp Reemtsma: Das Hexameron von Harwich - Ein britisches Fragment

erschienen im CMZ-Verlag, Rheinbach-Merzbach, 1992, ISBN 3-87062-040-4

Mit drei Federzeichnungen von Peter Kaczmarek.

Edit: Gelesen. Klasse! Schön viel indirekte Rede, viele Konjunktive und die Verwand von "unerwähnt" als Verb. Lustig auch, dass er, wenn er von "Zigaretten" schreibt, immer "Cigaretten" schreibt, wie die "Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH", derer er Anteile im Alter von 26 Jahren erarb und sofort verurß.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: VerbOrg in 2008-05-11, 11:58:35
Gestern beim Stöbern im Buchladen entdochen:

Axel Hackes "Wortstoffhof - Sprachgeschichten von Äh bis Zeitfenster"

Über die Ausführungen zum wohlgesotzenen "Äh" bin ich allerdinx noch nicht hinaus. Ich muss die ganzen Stoibchen erst mal sacken lassen, bevor ich Sie wegwischen kann.  ;D ;D ;D
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2009-03-04, 12:26:09
Ein Buch, welches in keiner Privatbibliothek fehlen darf: A Million Random Digits (http://www.amazon.de/Million-Random-Digits-Normal-Deviates/dp/0833030477).
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Berthold in 2009-03-04, 16:40:50
Zitat von: Fleischers Karsten in 2009-03-04, 12:26:09
Ein Buch, welches in keiner Privatbibliothek fehlen darf: A Million Random Digits (http://www.amazon.de/Million-Random-Digits-Normal-Deviates/dp/0833030477).

Was, zum Kormoran, sind Random Digits? - Nein, von der Wikipedia mag ich das nicht erfahren.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2009-03-04, 16:59:58
Bertl! Zufällige Ziffern sind das. Dass Buch besteht aus einer Million Ziffern, die gleichmäßig zufällig vertielen sind. Es fängt an mit 10097...
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Berthold in 2009-03-04, 18:51:11
Zitat von: Fleischers Karsten in 2009-03-04, 16:59:58
Bertl! Zufällige Ziffern sind das. Dass Buch besteht aus einer Million Ziffern, die gleichmäßig zufällig vertielen sind. Es fängt an mit 10097...

Gerne übernehme ich kurz die dankbare Rolle des Blöden in der Wiener Doppel-Conferaunze:
Ich stelle mir einen Teichboden vor:

a) Zuckmückenlarven können darauf gleichmäßig vorkommen. Das ist etwa bei alten Larven der Fall, die gegenüber ihren Nachbarn etwa gleichgroße Abstände einhalten. Revierverhalten und so. In einem (guten) Sammelgerät findet man dann in jeder Probe etwa gleich viele Tiere. (Positiv binominale Verteilung)
b) Zlv. können darauf geklumpt/giklomp vorkommen. Z.B. sehr junge Tiere, die sich noch nicht weit von den Gelegen entfernt haben. In einem Sammelgerät kommt es etwa zu folgenden Zahlen: 0, 3, 0, 0, 216, 2, 0 ... (Negativ binominale Verteilung)
c) Zlv. können auch mehr oder minder zufällig vurbrint sein. Etwa Tiere mittleren Alters ... (Poisson-Verteilung)

Aber, bitte, wie können sie 'gleichmäßig zufällig' vurtniel sein?
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: VerbOrg in 2009-09-30, 10:40:46
Wewosset Ihr schon, wo Ihr alle wohnt bzw. Eure geographischen Ursprünge habt?

Ich jedenfalls bin in Überlegung und Ruhm geboren, in Großenburg-Vormeeresland (zwischen Neuschutzwald und Wolfsburg) aufgewachsen und wohne jetzt in Uferburg. Mein Gatte hat diese Stadt zeit seines Lebens bewuhnen.
Der Scheff hat glaub ich in Tosebachdorf das Licht der Welt erblocken, Amarillens Wohnort wurde in Eschen aufgenommen, Caru und Bertl nennen Waldbach als ihren Wohnsitz, der Ku hält sich meist in Freimannsruhe bzw. dessen Speckgürtel auf, während der Herr, der im Ursprung der Sonne wohnt, verstommen ist, ebenso wie unser Mitglied in Lorbeerhausen.

Diese und andere schöne Ortsnamen findet Ihr im
Atlas der wahren Namen, erschienen im Carlsen Verlag.
Darin gibt es Deutschland, Europa und die Welt in etymologischen Karten.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Stollentroll in 2009-09-30, 12:43:13
Zitat von: VerbOrg in 2009-09-30, 10:40:46
...während der Herr, der im Ursprung der Sonne wohnt, verstommen ist...

Meint dies Sol - Ingen   ???
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: VerbOrg in 2009-09-30, 14:42:34
Nein, Herr Troll, nicht Schweinesuhle.

Mit dem Ursprung der Sonne ist ein Land gemienen. Nach Angaben des Verschollenen ist dieser in der Östlichen Hauptstadt ansässig.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2009-09-30, 15:19:47
Nicht schlecht! Ich habe auch mal von einem Buch gehoren, das fast alle Ortsnamen auf vielfältige Wörter für Moor, Morast, Sumpf, Schlick und Schmodder zurückführt. Scheint ja doch etwas meer Vielfalt zu geben.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: VerbOrg in 2009-09-30, 15:41:17
Im Vorwort des Buches ist zu lesen, dass die meisten Ortsnamen von den natürlichen Gegebenheiten abgelitten sind.
Also davon, ob sie auf oder an einem Berg/Hügel liegen, an einer Flussmündung oder an einem See, was für eine Vegetation vorherrschend ist/war usw.
Es gibt ja auch viele Ortsnamen (zumindest im ländlichen Norddeutschland), die auf -hagen enden.
Dies deutet auf eine Rodung hin.
Interessant fand ich auch folgende Herleitungen:
Europäische Entdecker frugen einst die Ureinwohner, wie denn die Region heiße, wo sie sich befänden.
Folgende Antworten wurden gegeben:
"Wie kommen vom Blätterschneiden" => Abidjan
"Wir verstehen euch nicht." => Yucatan

Das Buch nimmt wirlk auf eine faszinierende Entdeckungsreise mit.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Berthold in 2009-10-01, 14:45:46
Zitat von: Kilian in 2009-09-30, 15:19:47
Nicht schlecht! Ich habe auch mal von einem Buch gehoren, das fast alle Ortsnamen auf vielfältige Wörter für Moor, Morast, Sumpf, Schlick und Schmodder zurückführt. (...)

Das ist wohl:
Hans Bahlow, Deutschlands geographische Namenswelt, Etymologisches Lexikon der Fluß- und Ortsnamen alteuropäischer Herkunft, Suhrkamp Taschenbuch Verlag, 1985.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2011-04-19, 14:09:24
Ein sehr schöner Englisch-Sprachführer: English as she is spoke (http://www.gutenberg.org/ebooks/30411).
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2011-04-19, 14:12:59
Die Werke von William Topaz McGonagall (http://www.mcgonagall-online.org.uk/), Englands schlechtestem Dichter, sollte man gelesen haben.
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Kilian in 2011-07-28, 18:46:35
Yoko Tawada, Abenteuer der deutschen Grammatik. Ganz, ganz tolle Gedichte, wenn man Wortspiele und das Studium der Grammatik liebt. Anspieltipp: Der Artikel (S. 25).
Titel: Re: Reader's Digest
Beitrag von: Günter Gans in 2012-04-11, 02:11:15
Analog zu "Porno ist das neue Geil (http://www.filmzentrale.com/rezis2/rennwenndukannstuk.htm)*:

"Voll krass" heißt jetzt "voll Günter":

Also, dass sich letztmittwochs ein walrossbärtiger LiteratUroppa (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?topic=161.529) (gemienen ist #529), wenn auch Träger irgendeines Autorenpreises (war's der Offenbacher Bembel? der Stockholmer Schwarze Dynamitgürtel?), sprachlich, politisch, geistig und überhaupt aus jedem vernünftigen Diskurs katapult or, das sei gnäd'gerweis' fortschreitender Altersdemenz zugeschrieben.

Doch wie konnte es dazu kommen?

Szenario eins: Grassens Agentin ruft alle möglichen Chefredakteure an: "Der Meister hat was Kurzes, Politisches geschrieben. Ob Sie es wohl drucken mögen?" Nee, kannsonichjewesensein.

Szenario zwo: Die Chefredakteure der "Süddeutschen Zeitung", der "New York Times" und von "La Repubblica" oren Videokonfer und jormmen: "Was machmer nur über Ostern? Nix los außer Benes Urbi et Orbi. Wie laaangheiligweilig. Wie sollen wir nur über die Feiertage so viele Seiten füllen?" Dann hatte einer die zündelnde Idee: "Etwas mit Juden geht doch immer. Zur Jahreszeit erst recht. So 'n richtig schön provokanter Knaller. Werden sich schon die üblichen Anstoßnehmer und Empörungsbeauftragten finden. Wen fragmer nur? Ah, da gibt's doch diesen altgedienten Waffen-SS-Literaten, einen sehr einen prominenten."

P.S.: Als dem Aktüllen Verpflochtener wollt' ich doch noch zu dem Thema absenfen, auch wenn's mir leltzt so was von wurscht sei, was der Greis Grass da absornd. Aber es lief doch prima; das ganse Kasperletheater ward kurz exhum georen: Schön zu lesen, dass Henryk M. Broder, Marcel Reich-Ranicki und all die anderen Schwallexperten gesund, munter und bei voller Tinte sind.

*) Abschwiff, verzeiht. Aber der Film ist sehenswert und sehr schwarzlustig.