downloaden, ich downloade, downloadete, downgeloadet

Begonnen von Kilian, 2005-01-20, 18:43:42

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amarillo

Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Nochmal zu der Übernahme von Flexionsmorphemen aus anderen Sprachen ins Deutsche: Sehr häufig wird ja zur Zeit im PPP "denglischer" Verben statt des deutschen -t das gleich lautende englische -ed verwandt: Statt gebrowset, gemanaget, relaxt, geleast wird alleweil gebrowsed, gemanaged, relaxed, geleased geschrieben. Gegen das e ist nichts einzuwenden, solange es für die englische Aussprache von Bedeutung ist, und relaxed geht auch, wenn es direkt als Adjektiv übernommen wird: "Wir gingen die Sache ganz relaxed an." Ansonsten aber schreie ich unwillkürlich "Konjugationsfehler!" und kralle den Rotstift, wenn ich so etwas lese.

amarillo

Zitat von: Kilian in 2005-01-23, 13:30:53
"Wir gingen die Sache ganz relaxed an."

wir gingen die Sache ganz relaxedly / relaxedlich an (Dein Beispiel war Adverb)

Die Kombination von deutscher Vorsilbe -ge und dann dem englischen past-Suffix -ed halte ich nicht nur im Bereich Adjektive für eine eher peinliche Entgleisung (ein gut gemanagedes Unternehmen)

Das sind doch keine "chiquen" Lösungen, das ist der Versuch, sich auf Reklamezetteln einen Hauch von Weltläufigkeit zu geben. Und 's Konsumvölkchen fühlt sich noch "geflattered", daß man ihm soviel "global playertum" zutraut.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Zitat von: amarillo in 2005-01-23, 14:05:41(Dein Beispiel war Adverb)

Ich weiß, aber erst mal muss das Volk ja die normale korrekte Übernahme englischer Wörter lernen, bevor es in unser "Alternatives Adverbienbilden für Fortgeschrittene" einsteigen kann. :)

ZitatDie Kombination von deutscher Vorsilbe -ge und dann dem englischen past-Suffix -ed halte ich nicht nur im Bereich Adjektive für eine eher peinliche Entgleisung (ein gut gemanagedes Unternehmen)

Das sind doch keine "chiquen" Lösungen, das ist der Versuch, sich auf Reklamezetteln einen Hauch von Weltläufigkeit zu geben. Und 's Konsumvölkchen fühlt sich noch "geflattered", daß man ihm soviel "global playertum" zutraut.

Allerdings.

Arnymenos

Bekanntermassen wird ein wortfinales -ed im Deutschen genauso wie -et ausgesprochen. Ja, ich weiss, wir alle behaupten, dass wir den Unterschied hoeren koennen, aber die Phonetiker haben nichts messen koennen. Man denkt an ein d, spricht ein t, der andere hoert ein d, weil er das Wort so erwartet. Die Uneindeutigkeit ist ja eigentlich immer aufloesbar.

Und wenn man nun angelsaechsische Orthographie imitiert, tut das bei der Aussprache (des "Werbeenglisch" bzw. des Englischen, wie es innerhalb des Deutsche verwendet wird) nichts zur Sache.

Kilian

Nein, bei der Aussprache nicht. Aber die Grammatik wird wild durcheinandergeworfen.

Ly

Nun, das ist immer noch besser als das, was der Lehrer eines Bekannten einmal sagte: "Das können Sie sich dort und dort downladen", "das habe ich mir dort und dort gedownladen", "Laden Sie sich bitte dieses und jenes down", usw. Da hat der PONS doch eine schöne Lösung aufgegabelt.
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

Arnymenos

Lese ich da "gedownloaden"? Ist das jetzt schon stark? Ausserhalb der GSV?

Ly

Nein, du liest "gedownladen", ohne o. Von "laden". Widerlich, sowas.
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

Kilian

Arnymenos wollte aber auf das -en am Ende hinaus: Das ist die Partizip-II-Endung der starken Verben, schwach müsste es gedownloadet heißen! -en statt -et, das ist ein anscheinend in letzter Zeit häufiger auftauchender Fehler, um den es auch im aktuellen Zwiebelfisch geht.

Arnymenos

Ist jetzt klar, eine Hybridform, zwei Sprachen in einem Wort.

"ich downlade" oder "ich lade down"? Das fuehrt uns zur Analysierbarkeit (=Zerlegbaere (-baere statt -barkeit ;D)) fremder Woerter.

Kilian

Ja... ich vermute mal, der Deutsche sagt z.B. loadete down, weil er genug Englisch und Internetjargon versteht, um gleichzeitig an das trennbare deutsche herunterladen zu denken. Ich vermute auch stark, dass das verbrittenste Genus von URL, nämlich feminin, dadurch zustande gekommen ist, dass die Leute dabei an Adresse denken.

Arnymenos

Das mit dem Genus stimmt. Es gab Experimente, bei denen deutsche und spanische Muttersprachler zu englischen Begriffen, die verschiedene Genera in ihren Muttersparchen hatten, entsprechend dieser Adjektive assoziierten. Also ist z.B. "bridge" fuer einen Deutschen ein graziles Kunstwerk, dass sich elegant ueber einen Fluss schwingt, waehrend der Spanier an Betonpfeiler und Lastverkehr denkt.

MrMagoo

Zitat von: Kilian in 2005-02-11, 15:24:01
Arnymenos wollte aber auf das -en am Ende hinaus: Das ist die Partizip-II-Endung der starken Verben, schwach müsste es gedownloadet heißen! -en statt -et, das ist ein anscheinend in letzter Zeit häufiger auftauchender Fehler, um den es auch im aktuellen Zwiebelfisch geht.


Nein, das ist kein Fehler sondern die Erhaltung der alten starken Formen (siehe auch meinen Beitrag zu "winken" in "Über die GSV").

"schalten" hat genau wie falten oder salzen sein starkes Perfekt besonders in adjektivischem Gebrauch behalten - so sagte die Dame an der Rezeption im Beitrag des Zwiebelfisches "Die Sauna ist angeschalten", sie hätte aber wahrscheinlich nicht gesagt "Ich habe die Sauna angeschalten".

Eine Anmerkung noch zum Zwiebelfischbeitrag: Die Form "schielt" ist tatsächlich die alte starke Form des Verbs schalten!
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

MrMagoo

Zitat von: Arnymenos in 2005-02-11, 14:49:11
Lese ich da "gedownloaden"? Ist das jetzt schon stark? Ausserhalb der GSV?


Also:

downloaden - downloadete - gedownloadet
downloaden - loadete down - downgeloadet

downladen - downladete - gedownladet/gedownladen
downladen - lade down - downgeladet/downgeladen

;)
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)