Werte Stärkungsgemeinde, o Großer Administrator,
diese Anrede verheißt wieder ein gewultenes Storkprojekt. Es geht um nichz weniger als einen großen neuen Sammelsur. Denn: Als unterbewortene Sparte der GSV empfinde ich die Neuverbschupf aus existierenden Formen. Also sprach der Große Administrator (im Brett Sprache, Faden Ganz nebenbei: neue Storke), hier zitoren als Großer Inspirator:
Zitat
Genau, ich nehm immer das blasseste, häufigste, normalste Präfix, das vorkommt, WENN ES DAS VERB OHNE PRÄFIX NICHT GIBT(Hervorhub von G.G.). Da gibt's eine imaginäre Rangliste in meinem Kopf, sie dürfte ungefähr so aussehen:
1. ge-
2. be-
3. er-
4. ver-
5. zer-
6. aus-
7. ent-
...
Könnte man auch mal systematisieren und versammelsuren.
Dies sei hiermit angeloren.
Lasset uns entpräfixorene Verben und deren Bedüte erfinden, Muster und Systeme entdecken und sortieren, alsda seien: Welche Neuverben stärken/schwächen den Bedut der präfixorenen Altverben, verniedelichen ihn, aktiviren/sedieren, vergegenteilen etc.
Ich fang mal an:
Aus der Präfixgruppe ab-:
kupfern: Fast genial kurpf Konrad Kujau Tagebücher und lag damit ein großes Wochenmagazin rein – sogar dauerhaft.
magern: Mahatma Gandhi morg am Spinnrad vor sich hin (vs. > Kohl, Helmut; > Fischer, Joschka).
sondern: Die Cartoonfigur Sondermann sarnd sonderbarst.
Aus der Präfixgruppe an-:
bandeln: Der Bolnd des Bundeskanzlers mit dem Merkel in der sog. Elefantenrunde am 18. September 2005 glak aufgrund eines inzwischen diagnostizorenen Testosteronüberschusses miss. In den Sondurverholnden zwecks eventuellen Koalas wird dennoch weiter gebolnden.
ecken: Gerade wenn man Wege abkürzen will, eckt's schon mal.
kreiden: Mafiabosse kreiden so manchem etwas.
strengen: Es stränge den Wähler, kömpfen Politiker jetzt noch wahl.
tworten: > westerwellen (> strengen).
zetteln: Lose Aufschriebsolmme suchen, um beim ,,Beinkleid" besser durchzublicken.
Aus der Präfixgruppe auf-:
halsen: Auf die Dauer hiels mich das Geschrei meiner Nachbarin ein wenig.
Aus der Präfixgruppe aus-:
baldowern: Nicht allzu zielgerochten forschen, nur mal gucken.
merzen: Etwas so schlank machen, dass es auf einen Bierdeckel passt (> siemensen, > daimlerchryslern)
ufern: Auch der Faden ,,Beinkleid" wird irgendwann mal ufern, hoffentlich nicht so bald.
Aus der Präfixgruppe be-:
fremden: Einzelne Beiträge in diesem Forum (Hademer, Pisulski) fremden mir.
friedigen: Die allermeisten Beiträge in diesem Forum friedigen mir außerordentlich.
gatten: Ganter gatten Gänse – ansonsten kein Kommentar.
Zitat
das mit dem trauen wollen wir mal nicht bis zum überdruß diskutieren
gnügen: Genau die Mitte zwischen begnügen und vergnügen, also: Durchschnitt. Ein Fest für Demoskopen.
inhalten: > eimern > gläsern > hältnissen > töpfern (äh, nee, das ist was anderes).
Aus der Präfixgruppe er-:
ledigen: Wenn die katholische Kirche eine Ehe annulliert.
Aus der Präfixgruppe fa-:
chsimpeln: Wann ä dummr Schwyzr diir y Gchschwätz aas Bäckchli naagelit.
elschen: Beim versoochenen Verbritt gefolschener Münzen scheitern.
elteln: Wenn Tantchen immerzu Servietten faltet, Spitzendeckchen häkelt und Kanten ins Sofakissen haut, darob das Älterwerden ignoriert.
lten: Origamikunst als Schulfach finnischer Pisa-Spitzenabsolventen.
lzen: Das gleiche in Tschechien.
erben: Ungeiegnen zur Sprachverwarst, da schon bekannt.
seln: Wissenschaftlichen Jargon vortäuschend zusammenhangloses Zeug lallen.
ssen: Energisch zupacken, beim Holzfällen, Tanz in den Mai, bei Gelegenheiten aller Art...
Aus der Präfixgruppe ver-:
ewigen: Goethe ewigt in unserem Dichterfürstenschatz.
filzen: Der Kölner Klüngel folz heftig mit der Müllmafia, der Strauß-Clan mit dem Bäder-Clan Zwick, Berlusconi mit dem Fernsehen (> Filzsehen).
flüchtigen: Holger Pfahls fluchtag einige Jahre, bis man ihn in Paris einfing.
gackeiern: In diesem Forum wird ausgiebig gack georen (gockirren).
gilben: Gelbsüchtige gilben gelegentlich geringfügig. Gegen Gilb gibt's Gegenmittel.
schönern: Der Gebrauchtwagenhändler schönert seine Schnäppchen nur oberflächlich.
wahrlosen: Nicht übermäßig gepflegt leben, aber gerade noch im bürgerlichen Rahmen.
Ihr seid herzlich eingeladen, neue Präfixgruppen zu finden, abzutrennen und den bedeutsamen Rest sogleich zu verbedeutsamen. Wie wär's mit fr- oder ga- oder kn- oder kr-, oder ier uneröpflich: sch-?
Was denn, soo 'ne Summelsarenliste, und niemand kommentiert, kritisiert, erweitert, senft in irgendeiner Form dazu?
Habt ihr das neue Projekt übersehen, interessiert es euch nicht? Das nähme mich Wunder.
Du hast eine Art, Dich umständlich auszudrücken, die mir Riesenspaß bereitet, allerdings muß ich Deine Beiträge immer zwo bis drei mal lesen, um sie zu verstehen. Manchmal habe ich schlichtweg nicht die Zeit.
Du mienst also so etwas wie: lieren (ver) - zeitweises Verlegen von Gegenständen
Falls ich doch daneben liegen sollte, antwort doch bitte der Einfachheit halber mit "nein", ich lese das jetzt nicht noch einmal.
stümmeln (ver) = ernsthaft, aber ohne bleibende Schäden Aua machen
letzen (ver) = ganz leicht Aua machen
geistern (ent) = sanft staunen
blüffen (ver) = sanft staunen machen
Ei sischer dat, war vielleicht ein bissel viel Text auf einmal. Ich muss an der Verknupp arbeiten. Sorry, der Dichter verdichtet natürlich aufs konziseste, der Prosaiker neigt schon mal zum Weitschweif. ;D
Andrerseits: Dient die GSV nicht auch der Verkomplizur?
Schon klar, schon klar, aber nicht der Prosaiker schlechthin neigt zum Weitschwiff. Ich kenne ebensolche, die können sich durchaus präzis und konzis fassen. Aber, wie schon dargestollen, macht mir Deine Wortgewalt ja Riesenspaß - allein, es ist eine Frage der Quantität. :D
Na sicher üben wir uns in der Verschwierigkeitung!
Jetzt habe ich vor lauter Geplorde beinahe vergessen zu fragen, ob ich Deine Sammelsuriumserei auch richtig umgesotzen habe.
Zitat von: Günter Gans in 2005-10-09, 20:12:21
Ei sischer dat.
Lasset uns doch weiter summsen.
dünnisieren (ver) = einen bis zwei Schritte zurücktreten
wöhnen (ent) sich, = etwas weniger z.B. qualmen als vorher
[er wöhnte /wohn sich der Zigaretten - mit Genitiv natürlich]
schlaffen (ab) = entspannen , ohne die Haltung zu verlieren
rütten (zer) = leichte Unordnung erstellen - sozial wie mental
Gans fein, so hatte ich mir das gedacht. :D
buchten (aus-): im Lauf der Jahre eine Wulb um den Äquator entwickeln
büxen (aus-): davonlaufen, später hungers wieder zurückkommen
absichtigen (be-): etwas vorhaben, mal drüber schlafen, zeitweise verwerfen, genau planen, zwischendurch vergessen, dann fester vornehmen, etc.
Vielleicht kriegen wir ja irgendwann sogar eine Systematisur in die Sammelsur...
abscheuen (ver-):
"Ich fand Bruno bis dahin ganz nett, aber als er diesen Charakterzug offenbarte, scheute ich von ihm ab, der erste Schritt zu einer tiefen Abscheu."
nippeln (ab-):
1. "Oma ist siech, sie nippelt schon seit Monaten vor sich hin und stirbt bald."
2. (bei Kindern im Säuglingsalter und kurz danach) aufgrund der entzogenen Mutterbrust sinnlos gewordenen Saugbewegungen ausführen
böschen (ab-):
"Anja böschte eine ganze Weile an dem Gipsblock herum, aber irgendwie wollte er mehr die Form eines Bremsklotzes denn einer Böschung annehmen."
borden (über-):
"Nach der überbordenden Freude in der 3. Strophe bordet die Stimmung des lyrischen Ichs nun wieder."
geuden (ver-):
"Wer einen Pfenning geudet, vergeudet bald all sein Geld."
plempern (ver-):
"Er macht ja nichts Sinnvolles mit dem Lottogewinn, er plempert damit nur so vor sich hin."
Die waren jetzt vom Versucher (im Faden horrend stupend (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=3;action=display;threadid=153;start=60) angeduten).
Dieses Thema ist viel zu produktiv, um im Sammelsuriumsfaden verstrun zu werden. Hab's ausgelurgen.
korken (ent-)
"Die Flaschen werden gefiullen, gekurken und versulgen."
Als Antonym zu entkorken. Der Wahrig kennt das Simplex nicht. Vielfach wird es jedoch statt korkeln gebraucht.
siegeln (ver-)
1. Bisschen Füllmaterial in die Ritzen schmieren, aber nicht so gründlich, dass wirklich Abgeschlossenheit entsteht
2. In früheren Zeiten Teil des Tagesgeschäfts von Schreibern, Bürogehilfen etc. - halt alles, was mit dem Beschaffen, Erhitzen und Verwenden von Siegellack zu tun hatte. "Du hast heute Außendienst? Dann muss ich wohl den ganzen Vormittag lang siegeln."
3. Einen Text überarbeiten, der noch zu verständlich ist. Ziel ist dabei die hermeneutische Versiegelung.
O wie fein, dass es hier vorangeht.
öden (an-): TV-Übertröge (vgl. > dröge) von Parteitagen, Trauerfeiern oder Umzügen Gekronener können ziemlich öden.
mandeln (auf-): mild aufbrausen
bildern (be-): In einer Galerie die Wände vollhängen, die Bilder wieder abhängen, unentschlossen umhängen etc. (nach der sog. "Methode Stoiber" > edmündigen)
circen (be-): (bei Damen) sich sexy benehmen, aber nicht, um jemanden zu reizen, sondern nur zum eigenen Vergnügen
werkstelligen (be-): Modellchen bauen, mit Pinzette, feinsten Klebstofftüpfeln und dergl. (z.B. Eiffelturm aus 30000 Streichhölzern)
len (ei-): sich vorgetuschen hastig bewegen, verbritten bei verschnarchten Ärmelschonerbeamten, die soo wichtig und überlasten sind
Müssen wir uns in diesem Faden auf Verben schränken (be)?
Auch Substantive und Adjektive könnten einen sanften Schubs in Richtung Verkomplizur vertragen:
Lenk (Ge) = kippbare Verbindung zwischen ansonsten starren Elementen
lenk (ge) (adj.) = nicht komplett unsportlich
Zeihung (Ver) = "Zieh" = teilweiser Sündennachlass
Rung (Zer) = sanfter Muskelüberdahn
Trag (Er) = geringes Einkommen
kömmlich (aus) = reicht hinten und vorne nicht
igen (ein-):
viertelherzigen Kompromiss schließen oder Konsens herstellen (vgl. > Große Koala)
schränken (be-, ein-):
1) erfolgloser, weil zu sanfter Versuch der Eingronz von jdn. oder etwas
2) Sachen in Schränke räumen
3) Schränke schleppen, z.B. beim Umzug
4) einen Tresor knacken (vgl. > Berufswahl > Schränker)
gegnen (be-, ent-):
Hier harnd mich ein wenig die bekanntlich geradezu talibanesk strenge Regelauslag der GSV am rechten Wort. Regelgemäß süge ich: zu jdm. in Gongsch treten.
Besser gefiele mir aber: Gorngsch oder Garngsch (oh, der bärtige Sprachrevolutionswächter hinter mir schwingt schon den Knüppel).
Nein, ich süge: zu jdm. in Gegnarsch treten (aua, jetzt hat er zugeschlagen - mein Schädel ist hart und STARK, aber nicht auf Dauer). Bitte verständigt Amnesia International.
gessen (ver): Ich beginne, die mir mühselig angelernten Französischvokabeln zu gessen. Bald habe ich sie ganz vergessen.
lieren (ver-):
bei einem Spiel hinter die anderen zurückfallen. Solange man das gelorene wieder aufholen kann, ist's kein Problem. Wer aber zum Ende des Spiels immer noch liert, der iert wohl verl.
rappen (be-):
mit kleiner Schweizer Münze zahlen
schönigen (be-):
nur notdürftig schöner machen, z.B. beim Wändestreichen etwas daneben malen
aunen (st-):
lautmalerisch korrekterer Begriff für ,,mit offenem Munde staunen, so dass die Artikulur von ,st' unv ermoglachen wird"
schaulichen:
einen Text zu Papier bringen, damit Andere ihn sehen können
anschaulichen:
eine Grafik, Zeichnung oder ein Gemälde erstellen, damit man sich selbige/s anschauen kann.
veranschaulichen:
einen bereits schaulgeochenen Text mit einer (möglichst passenden) Grafik oder einem Bild versehen.
Zitat von: VerbOrg in 2005-11-24, 20:46:58
lieren (ver-):
bei einem Spiel hinter die anderen zurückfallen. Solange man das gelorene wieder aufholen kann, ist's kein Problem. Wer aber zum Ende des Spiels immer noch liert, der iert wohl verl.
Das Wort
lieren kam mir auch gerade in den Sinn, aber auf einem anderen Wege. Mir fiel auf, dass
Lust und
lustig ja wohl von "lieren" abgelitten sein müsse, denn für
Verlust und
verlustig gilt das ja entsprechend.
Lieren wäre dann wohl etwas ähnliches wie
gieren (da ja auch
Lust etwas ähnliches wie
Gusto ist), nur vielleicht etwas sinnlicher und sicherlich transitiv.
Verlieren bedeutet ursprünglich, dass man eine Sache, die man eigentlich lieren sollte oder schon geloren hat, nicht mehr liert; es handelt sich um dasselbe Verhältnis wie zwischen "lernen" und "verlernen".
Lörest du mich noch,
die du mich längst verloren,
spörest du das Loch,
das stets von mir versporen:
görest du nach Hesseln,
zu schüren deine Lust,
schnörest nicht in Fesseln
gelorenen Verspust! :'( :'( :'( :'( :'( :'( :'(
Hessel: von (er)hitzen wie Sessel von sitzen
Verspust: von verspüren, analog zu Verlust
wältigen (be-, über-):
etwas angehen, gegen etwas vorgehen. Sehen die Grimms (http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?mode=hierarchy&textsize=600&lemid=GW05234&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=) auch so - und liefern noch zwei weitere Bedeutungen.