Welche Verbform wird hier benutzt: "Kühl, trocken und geruchsfrei lagern!"?
Meiner meinung nach ist es Infinitiv, aber das soll angeblich nicht stimmen kann mir hier jemand helfen?
Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist das ein Imperativ an die Höflichkeitsform "Sie". Bei einem Infinitiv würde ich den Partikel "zu" vermissen.
Das ist trotzdem ein Infinitiv.
(Wäre es ein Imperativ des Plurals - "lagern Sie..." - dann müßte er, wie Imperativformen im Deutschen überhaupt, am Satzanfang stehen, und das "Sie" könnte man dann auch nicht weglassen.)
Meiner unmaßgeblichen Meinung nach verwendet man den Infinitiv in genau dieser Weise als höfliche Befehlsform: die erwünschte Handlung im Infinitiv anzuführen ist weniger direkt als die eigentlichen Imperativformen, somit distanzierter und höflicher.
Außerdem umgeht man so das Problem der Anrede - der Infinitiv kennt kein Du und Sie.
Formal ein Infinitiv, semantisch ein Imperativ?
yup :)
Semantisch kann im Deutschen vieles ein Imperativ sein, was formal keiner ist.
Z. b. ein Indikativ Präsens: "Du wäschst jetzt sofort das Geschirr ab!"
Futur: "Du wirst jetzt sofort das geschirr abwaschen!"
Auch als Frage: "Wirst du jetzt wohl...?"
Und solche Fragen funktionieren auch im Konjunktiv: "Würdest du...?"
Und eben auch der Infinitiv, nicht mal unbedingt höflich: "Geschirr abwaschen, aber dalli!"
Klappt doch sogar für die Vergangenheit: Wenn ich heimkomme, hab' ja das Geschirr abgewaschen (widrigenfalls es was setzt!)
"hab'... abgewaschen" ist aber auch ein imperativ der vergangenheit (bzw. das hilfszeitwort für die vergangenheit steht im imperativ).
geht natürlich auch mit indikativ: "wenn ich heimkomme, hast du das geschirr abgewaschen!" bzw. unpersönlich "... ist das g~ abgewaschen."
Imperativersaetze (oder wie heisst der Plural von Ersatz?):
Imperativ: Wasche ab
Infinitiv: Geschirr abwaschen
Indikativ: Du waeschst das Geschirr jetzt ab
Konjunktiv "man wasche das Geschirr sorgfaeltig ab ..."
Part. Perf. "jetzt aber abgewaschen!"
Passiv: "das Geschirr wird jetzt abgewaschen"
Frage indikativ: "Waeschst du das Geschirr ab?!"
Frage mit Wuerde: "Wuerdest du das Geschirr abwaschen!"
Frage Konj. "wueschest du bitte das Geschirr ab"
und jede Menge anderer Konstruxionen:
"Wenn du mal bitte das Geschirr abwaschen koenntest"
Imperativ stimmt aber in dem fall hab ich grad erfahren.
vielen dank das ihr mir geholfen habt!
Nicht zu vergessen die Fritz-Variante:
Geschirr-spül-er
Ein Vorgesotzener iert seine Imperative immer so formul:
"Mögen Sie hier mal bitte noch das und das machen...?
Meine Eltern pflogen mir so drohend zu befehlen:
"Ich würde an deiner Stelle mal ganz schnell dein Zimmer aufräumen!"
Die Bekanntheit dessen, was mir an meiner Stelle drähe, wenn ich anders hülnde, wurde vorausgesetzt.
muss das nicht heißen: ... an deiner Stelle ...... mein Zimmer ...
Wenn Du mich fragst: Ich glaube, es wäre beides korrekt. Es heißt ja auch "an deiner Stelle". Mindestens ist "dein Zimmer" eindeutig, während "mein Zimmer" auch missverstanden werden könnte. Aber Du solltest die Frage vielleicht lieber mit meinen Eltern diskutieren ...
Zitat von: Ku in 2007-03-03, 12:44:28
muss das nicht heißen: ... an deiner Stelle ...... mein Zimmer ...
JA sicher müßte es, und zwar genau
weil ich mich "an deiner Stelle" so verhielte.
(Verzeihung für oben, ich hatte versehentlich den "editieren" statt des "zitieren"-Knopfes gedrocken.)
Aber es ist doch kein wörtliches Zitat. Da kann die Bezeichnung des Objektes durchaus aus der Perspektive des Hauptsatzsubjektes unabhängig von der Nebensatzbedingung erfolgen. Wie könnte man folgenden Sachverhalt denn sonst überhaupt darstellen:
Du bewohnst Zimmer A, ich bewohne Zimmer B, folglich musst du Zimmer A aufräumen, ich muss Zimmer B aufräumen. Sage ich also zu Dir:
"Wenn ich an deiner Stelle wäre, müsste ich ja auch nicht ... Zimmer (B), sondern ... Zimmer (A) aufräumen."
Meines Erachtens vollkommen korrekt so ausgedrückt:
"Wenn ich an deiner Stelle wäre, müsste ich ja auch nicht mein Zimmer, sondern dein Zimmer aufräumen."
Ich an Deiner Stelle würde Dir mal überlegen, ob Deine Beispiele nicht hinken. ;D
Wessen Beispiele denn jetzt?
Ich habe doch gar keine gebracht. Wird sich also um die Deinen handeln.
Aber jetzt kommt eines: Sagt der Vater zum Sohn: "an Deiner Stelle würde ich Dich mal rasieren."
Geht nicht, weil ist ja reflexiv gemienen.
also doch "meine"?
Schönes Beispiel mit dem Bart. Aber wie ist es hiermit:
Ein Professor verweigert einem Studenten den Schein, und das musste er schon um der Gerechtigkeit den anderen Kanditaten gegenüber tun. Der Student ist sichtlich eingeknickt, scheint aber den Grund der Maßnahme halbwegs nachvollziehen zu können. Sagt also der Professor:
"Es tut mir wirklich leid, aber Sie müssen es im nächsten Semester noch einmal versuchen. Sie sehen doch auch: wären Sie an meiner Stelle, hätten Sie sich den Schein auch nicht gegeben."
Ja, so hätte ich es auch an Stelle des Professors gesagt. Und was will mich das lernen? Ich sollte meine Beispiele gefälligst auch aus hochschulischer Umgebung wählen!
Sieht ganz so aus, als ginge es in einigen Fällen, in anderen nicht. Vielleicht liegt es daran, daß das personaelle Objekt, in dessen Situation man sich hypothetisch begibt, einmal im Akkusativ und einmal im Dativ anzutreffen ist? Ich weiß es nicht. Bin aber überzeugt, daß Du mich gleich aufzuklären zu versuchen, nicht unterlassen wirst können. :D
Ich glaube, es liegt eher daran, dass die hypothetische Situation nicht vollkommen hypothetisch ist, sondern reale Objekte mit einbezieht. Letztere werden dann absolut (also nach ihrem realen Namen) bezeichnet.
Um auf das allererste Beispiel zurückzukommen: Der Satz:
"Ich würde an deiner Stelle mal ganz schnell dein Zimmer aufräumen!"
war ja von meinen Eltern nicht hypothetisch gemeint, sondern als Befehl (Räum mal schnell Dein Zimmer auf!). Es geht nicht um das hypothetische Zimmer, das meine Eltern hätten, wenn sie an meiner Stelle wären, auch nicht um das hypothetische Aufräumen. Es geht nur darum, die angesprochene Person daran zu erinnern, dass die drohenden Konsequenzen so unangenehm sind, dass meine Eltern sie im hypothetischen Fall lieber vermieden hätten.
Ebenso geht es bei dem Studenten nicht darum, sich einen anderen, hypothetischen Studenten vorzustellen, sondern er soll als hypothetischer Professor seiner realen Person entgegentreten. Daher die merkwürdige reflexive Form. Das müsste mit dem Akkusativ auch funktionieren ... (nachdenk ...) ... zum Beispiel:
Wenn Sie sich als Professor unterrichten memüssen, wären Sie an sich schon längst verzwilfen!
Hypothetisch hin oder her, ein Satz wie: "Ich würde an deiner Stelle mal ganz schnell dein Zimmer aufräumen!" wäre mir unter Verwand des gennanten zweiten Possessivbegleiters nie über die Lippen gekommen.
Ich an Deiner Stelle würde meine Versuche, mich von meiner These zu überzeugen, so langsam über Bord werfen. Klingt auch Sch... weil die Person einmal als angenommenes Zweit-Ich (an Deiner Stelle) und einmal als Real-Ich zur Erwuhn kommt.
Hiiiiiiiilfeeeeee! :D
Ich bin gerade dabei, mir vorzustellen, wie ich hülnde, wenn ich mich an deiner Stelle in mich (dich?) hineinversätze ... Hiiiiiiiiilfeeeeeeeee!!!!! :D
Wenn ich mich recht entsinne, hat Théophile Gautier in "Mademoiselle de Maupin" ein ähnlich verrückt gelagertes Thema beschrieben: eine Frau, die sich als Mann verkleidet, der (die) sich wiederum als Frau gibt. Das hat natürlich eine ungeheuer pikante Erotik zur Folge, waß unserem Diskussionspunkt - Gott sei's geklagen - völlig abgeht. :D