Ist es eigentlich unhöflich oder berechtigt, auf die Frage ,,Wie geht es Ihnen?" wie folgt zu antworten:
,,Das geht Sie einen feuchten Kehricht an, weil es Sie ja doch nicht wirklich interessiert, wie es mir geht und wenn Sie trotzdem solche Fragen an wildfremde Menschen stellen und ihnen damit eine echte Anteilnahme an ihrer Gesundheit vorzugaukeln sich nicht entblöden können, dann sind Sie in meinen Augen ein mieser, kleiner, dreckiger usw"
Ich meine damit das dumme Zeug, das wir mit ,,Wie geht's" den ganzen Tag nur deswegen aussprechen, weil es sich so eingebürgert hat und wir das Dümmliche daran gar nicht mehr wahrnehmen.
Das gleiche gilt für ,,Wie sieht's aus?"
Ich antworte darauf immer reflexartig: ,,Kommt drauf an, wo man hinguckt"
Oder ,,Haben wir uns schon die Hand geschüttelt?"
Was denn sonst ?
Was passöre, wenn wir unsere tägliche Umgangssprache von all diesen leeren Hülsen befrieen? Könnten wir uns dann überhaupt noch normal unterhalten?
Ich habe darüber schon oft mit Kollegen diskutoren. Viele meinen, das Phrasmatische gehoere dazu, einer bezinch es mal als ,,Bindemittel in der Sprachsuppe". Mahlzeit.
Ich interessöre mich für weitere Beispiele und Eure Meinung.
Bei "Wie geht es Ihnen?" fände ich es wünschenswert, eine Standardantwort wie "Normal." zu etablieren. Die einem völlige Freiheit lässt, wie viel Auskunft man geben will, ohne dass es einem übelgenommen werden könnte, wenn man gerade nicht sein Seelenleben entfalten will. Grundsätzlich finde ich solche Floskeln manchmal ganz praktisch und nicht weiter schlimm; sie sind dazu geschaffen, unüberlegt benutzt zu werden.
ich sage immer: "geht, danke."
Statt wie geht's heißt es bei uns normalerweise "wie steht's", worauf ein Kumpel von mir immer ant zu worten pflegt: "Momentan überhaupt nicht" (hier sind doch keine kleinen Kinder, oder?)
Auch "sag mal" - "mal" ist in meinem Bekanntenkreis oft zu hören.
Wenn man will, dass der Andere sich zu etwas äußert, muss man seiner Frage doch nicht ständig ein "sag mal" vorausschicken. Wenn das Gegenüber die Frage hört, sollte es doch nicht so schwer sein zu kapieren, dass man dazu was sagen soll.
Zu "wie geht es Ihnen" fällt mir nur die Bekannte eines meiner Nachbarn ein. Immer wenn man Sie trifft, fragt Sie. "Wie geht es Ihnen". Ohne auch nur irgend eine Reaktion abzuwarten, schiebt sie hinterher: "Na, das ist doch die Hauptsache."
Geht es in der Beziehung noch phrasmatischer?
Sag mal finde ich sinnvoll, zumal bei Entscheidungsfragen, sonst trifft das Verb den/die/das Befragte/n so unvorbereitet. Ich würde aber vielleicht das mal durch den Namen ersetzen: "Sag, Bodo, hast du schon die CD für Herrn Gsang gebrannt?" Das klingt schöner und macht gleich klar, wen man fragt.
Zitat von: Kilian in 2005-04-19, 18:51:55
"Sag, Bodo, hast du schon die CD für Herrn Gsang gebrannt?" Das klingt schöner und macht gleich klar, wen man fragt.
Ich würde das "sag" am Anfang weglassen. Bei "Bodo, hast du schon die CD gebrannt?" wüsste der Angesprochene auch, dass er gemeint ist und würde nicht sofort vom Verb überfallen.
Ich habe einmal gelesen, daß all diese Phrasen nichts anderes ausdrücken sollen als: ich will keinen Streit mit Dir, ich komme in friedlicher Absicht. Selbst das Händeschütteln oder das Heben der Grußhand soll das Gegenüber lediglich davon überzeugen, daß man keine Waffe in der Hand oder im Ärmel verbirgt.
Vor solchem Hintergrund kann ich mit den Phrasen ganz gut leben. Wenn jemand schon gleich die Antwort mitliefert finde ich das eher knuffig
"Wie isset? Muß - ne? Hauptsache!"
Prima, dann hat man selbst doch frei.
Ich grins dann auch immer in mich rein.
Aber trotzdem hat man da nicht das Gefühl, dass das Gegenüber sich wirklich dafür interessiert, wie es einem geht. Dann lieber ein kurzes Hallo und der Rest Schweigen.
Muss dazu sagen, dass die Frau was von 'nem Elefanten im Porzellanladen hat, wenn sie jemanden anspricht. Laut tröten und dann von oben herab mit dem Rüssel zuschlagen oder so.
Da fühlt man sich nicht wirklich angesprochen sondern hat das Gefühl, dass dieser Rüssel einen an den Lauschern trifft.
Mit der Demonstr friedlicher Absichten hat das nicht mehr so viel zu tun.
Da ich - Schande auf mein Haupt - ebenfalls stark zum "wie isset?" neige, habe ich mir gerade vorgestollen, was passöre, belästöge mich wirklich jeder so Angesprochene mit der Darlegung seiner momentanen Verfassung.
Ich käme ja kaum bis zum Auto, und der Tag wäre um.
Sicher sind Sachen wie "wie isset" oder "wie geht's" eher rhetorische Floskeln, die nicht immer nach einer Antwort schreien.
Eventuelle Antworten aber gleich mit einem laut herausgetröteten "Das ist ja die Hauptsache." abzuwürgen, finde ich eher unhöflich.
Insbesondere dann, wenn der Gefragte vielleicht nicht gerade gut drauf ist. In dem Fall wäre es eher ein Schlag ins Gesicht, wenn der Frager die Verfassung des Angesprochenen auf diese Art guthieße.
Sag' der Dame doch bei der nächsten Gelegenheit: "Danke, mir geht es richtig Sch...!"
Mußt Du aber laut rüberbringen, sonst wirkt es nicht.
Das verbietet mir meine (halbwegs) gute Erziehung.
Außerdem muss ich die Frau wahrscheinlich noch ein bisschen öfter ertragen. Und wenn sie jetzt schon so eine penetrante Art an den Tag legt, wie soll das dann werden?
Beispiel Irland:
"How are you what I wanted to ask you..."
Bewusst ohne jedes Trennzeichen gesetzt. Ich habe nie gelernt, das von der Frage "How are you?" (identische Aussprache) zu unterscheiden. Meistens heißt es soviel wie überhaupt gar nichts.
Anita Dreist-Freundlich: "Wie geht's, wie steht's?"
Karl Auer: "Wie stets."
Da fällt mir auf: grüßen steht gar nicht in der großen Liste. Wie wäre:
grüßen - groß - größe - gegrossen?
oder vielleicht gruessen gorss gegorssen?
Gegrossen find' ich gut. Ist insgeheim in dieser Form nämlich schon verriemen. Aber psst :-X
Allerdings wäre ich eher für
grüßen - graß - grässe - gegrossen.
Hört sich dann im Präteritum schön nach grasen an.
Nachtrach:
Zitatoder vielleicht gruessen gorss gegorssen?
wäre eine recht ungewöhnliche Konsonantenverschiebung nach rechts.
Die Formen lassen eher an da noch zu erfindende Verb "güssern" denken.
Grundsätzlich zwar ein interessanter Vorstoß in neue Stärkungsgefilde, aber wie gesagt: die "gegrossen"-Form ist schon in mühevoller Kleinarbeit verriemen :-X :-X Ich will das Gedicht nicht wieder umstellen.
Bin ich faul? Vielleicht, aber was soll's.
Güssern. güssern - hm, sagt man das nicht, wenn man in einen leichten Regenguß geraten ist:
Hast Du mal ein Handtuch, ich bin gegüssert (schwach). Oder auch: es hat mich (durch-)gegüssert.
Passt ja zum momentanen Wetter.
Ich muss eigentlich noch einkaufen, hab' aber Angst, total durchgegorssen zurückzukommen.
Mit den Kausativen bin ich ja noch gar nicht per Du.
VerbOrgs Formen sind gut, sie erfüllen den von mir intendorenen Anspruch, so ähnlich auszusehen/zu klingen wie schon bekannte Wörter.
*rotwerd*
Warum färbt sich dein Antlitz, Holde?
Warf Aurora ihren glühenden Strahl auf den Spiegel Deiner Seel'?
@versucher:
Ein Lob von dir,
das tat es hier.
Man sagt, ein Narr
spricht immer wahr.
*rotwerd*
Es züge von Größe, größe er mich.
Habe versuchers Formen den Zuschlag erteilt - immerhin werden groß und größe dem Ähnelanspruch noch besser gerecht und kommen auch keinem mit groß verwandtem Verbe in die Quere - schade eigentlich, dass wir im Deutschen keins haben.
Danke der Ehre!
Meinst du so was wie "vergrößern"?
Ach ja, genau, mit Vorsilbe gibt's das ja wohl. Gottseidank mit konsonantenverschiebungforderndem r, keine Konkurrenz also zu grüßen.