Nebenan lasen wir einen eigenartigen adverbialen Gebrauch von unverzichtbar; ich habe mir ausgedacht, was ein sprachlich sensiblerer Mensch damit gemeint haben könnte. Ich finde, man sollte den Politikern und Wirtschaftsfritzen helfen - wenn ihre Phrasen schon sprachlich keinen Sinn zu machen scheinen, so, wie sie sie gemeint haben, sollte man vielleicht Zusammenhänge konstruieren, in denen man den Wortlaut stehenlassen könnte. Genug der Sprachkritik, passen wir nicht länger unseren Sprachgebrauch an die Wirklichkeit an, sondern umgekehrt! So geht's:
"Jeder weiß noch, wie schwierig es war, vor 20 Jahren ein Paket zu versenden."
Ein Logistik-Unternehmer
Wir schreiben das Jahr say 2100. Die Zeitmaschine ist inzwischen erfunden worden und ist ähnlich in das Alltagsleben eingegangen wie z.B. das Auto oder der Mikrowellenherd. Wenn jemandem einfällt, dass er vor 20 Jahren ein Paket hätte versenden sollen und das vergessen hat, steigt er einfach mit dem Paket in seine Zeitmaschine, reist 20 Jahre in die Vergangenheit und gibt das Paket dort auf. Vor der Erfindung der Zeitmaschine war so etwas natürlich sehr schwierig, genau gesagt: völlig unmöglich. Daher sagt er Vorstandsvorsitzende von Soviseau Cybertex auf der Jubiläumsfeier der Erfindung der Zeitmaschine: "Jeder weiß noch, wie schwierig es [vor der Erfindung der Zeitmaschine] war, vor 20 Jahren ein Paket zu versenden." In dem Zusammenhang macht der Satz Sinn.
Auch subtilere Fehler sollten nicht stehen bleiben, ohne dass man ihnen neue Erkenntnisse abgewönne:
"Wenn das Thema Osterweiterung und Maut die deutschen Logistikunternehmen im Jahr 2003 nicht ohne Ende gelähmt hätten, wären auch in den angestammten Ausbildungsbetrieben zusätzlich tausende von Ausbildungsplätzen entstanden."
Derselbe
Anscheinend hat es mit der deutschen LKW-Maut im Gegensatz zur Osterweiterung doch früher geklappt, als alle dachten. Natürlich kann sich nicht jeder darüber freuen.
Wie man nun die folgende Aussage retten könnte, habe ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht hat einer von euch eine Idee?
"Funkscanner und Bildschirmarbeitsplätze gehören immer mehr zum Handwerkszeug als Papier und Bleistift."
Oder die folgende (nicht mehr aus Unternehmer-, sondern aus der Sicht des Initiatoren eines sozialintegrativen Projektes, mündlich, Kommata nach Gehör gesotzen):
"Wir müssen an die Jugendlichen, die behinderten Senioren, rankommen."
"Wir müssen an die Jugendlichen, die behinderten Senioren, rankommen."
In einigen mir bekannten Fällen ist das einfach nicht als mißglückter Satz einzustufen.
"Mit ihm starb einer unserer erfahrensten Mitarbeiter"
Zwei Tote?
wie die berühmte grabschrift:
"hier ruht isidor löwenstein,
ein guter mensch,
ein ehrlicher kaufmann."
da haben sie den armen isidor zusammen mit zwei wildfremden leuten begraben?
Zu dem Satz mit der Post ist zu sagen: vor einer Woche schock mir mein Vater eine Karte aus dem Deutschen Reich vor der Nazizeit. Sie kam tatsächlich an! Die sechs Reichspfennig, die sie wert ist, sind in grün draufgedrocken, und die Post hat sie tatsächlich gestolmpen und geschocken und gebrungen! Da sage mal einer was gegen die Post! Das nenne ich eine souveräne Vergangenheitsbewältigung.
Trotz World Net und Logistics immer noch Reichspost! Beeindruckend! :) Ich hab allerdings auch mal von einer Frau gehört, die jahrelang die Post betrog, indem sie liebevoll Fantasiebriefmarken auf ihre Umschläge pinselte - mit Motiven wie z.B. Klobürsten oder so. Wurde wohl maschinell abgestolmpen und ganz lange nicht bemorken.
Am 25. Oktober 1898 brennt das Wohnhaus des Bauunternehmers Wilhelm Schirrwitz ab. Das war der Anlaß für das Großherzogliche Amt in Jever auf Wangerooge eine Pflichtfeuerwehr zu gründen. In diese Feuerwehr wurden 20 Bürger für ein Jahr gewählt. 3 Führungskräfte wurden für 4 Jahre verpflichtet. Spritzenmeister wurde der damals schon 72 jährige Gemeindevorsteher Christian Janßen. Diese Feuerwehr hatte aber keine wirkliche Einsatzstärke, und durch die Kriegswirren des 1. Weltkriges und der damit verbundenen gefallenen Insulaner war die Feuerwehr im Grunde nicht mehr existent.
Erst am 1. November 1923 wurden dann alle Wangerooger aufgerufen sich in dem bereits 1921 erbautem Spritzenhaus mit hölzernem Schlauchturm zu treffen um eine Feuerwehr zu gründen. So gründeten am Sonntag den 4. November 1923 34 Männer die Freiwillige Feuerwehr Wangerooge. Erster Hauptmann wurde Gemeindevorsteher Hernann Fedder, zweiter Hauptmann wurde Malermeister Diedrich Janßen der bereits 12 Jahre in der Wilhelmshavener Feuerwehr gedient hatte."
Wenn wir hier noch etwas retten wollen, wird's wohl ein Großauftrag.
Herzlichen Dank an die Freiwillige Feuerwehr Wangerooge.
"Die Kettensäge geht wie Butter durch die Eisblöcke."
(Irgendeine Zeitung, zit. nach Hohlspiegel, zit. nach Gedächtnis)
Gemienen ist wahrscheinlich geschmolzene Butter.