Wie heißen eigentlich die BewohnerInnen Celles? Cottbusens? Halles? Und Salzgitters?
Ich will damit froychl eher andeuten, daß Bewohner von Städten des thoütschen Sprachraumes in den allermeisten Fällen phantasielos benamst werden - und Ausnahmen wohl selten sind.
In tiefes Erstaunen über gar Wundersames geriet ich dagegen, als ich - 'nella Grammatica della Lingua Italiana' di Marcello Sensini - Vergleichbares über italienische Städte und deren Bewohner las. Falls ich morgen Zeit habe, schreib ich's vielleicht auf. Erst die verkleinernden, vergröbernden... Silben - und jetzt das! Heute gebe ich nur neun Beispiele, ausgewohlene salbstvarstachlnd:
Abano / apontini; Bra / braidensi; Città di Castello / tifernati; Ivrea / eporediesi; Mondovì / monregalesi; Oderzo / opitergini; Poggibonsi / bonizesi / Schio / schediensi (o sclediensi); Todi / tudertini (o todini).
Oh ja, wir hatten es bei der Fuldaer (und nicht etwa der Fuldenser oder Fuldamentalen) PerVers davon, man habe hier doch etwas Originelleres erwarten müssen. Um einer vollständigen Liste den Weg zu bereiten, zähle ich ein paar allseits bekannte Beispiele auf, die mir gerade einfallen:
Halle - Hallenser
Hannover - Hannoveraner
Monaco - Monegassen
Salzgitter - Salzgitteraner?
Die Cottbusser und Celler heißen glaubich regelmäßig.
Müsste es nicht Cottfahrgäste und Insassen heißen?
Heissen die Einwohner von Opladen dann "Oblaten" ?
Und die Tokyör heißen angeblich Tokyoter, und auch sonst hat die westliche Japankunde die abenteuerlichsten Ableitungen geschaffen, wohl noch in der Zeit, als ernsthafte Wissensstoffe auf Latein festgehalten wurden. (Daher wohl auch Daimiat von Daimyô, obwohl japanische Substantive ja gar nicht flexibel sind.) Moderner sind die Shinkansen, die durch Japan rasen müssen, weil es hier ja keine Shimpansen gibt.
Aber wohnen nicht auch die Salzgitter in Salzgitt auf ihren Salzgittern? Ebenso sind die Pekings auf ihre Pequeens stolz, und die Berlin stammen von den großen Beren ab. Die Basel betreiben ihre Vetterlnwirtschaft, und die Furtwangen warten darauf, dass sie gekossen werden, aber lieber nicht von Furtklagen oder Furtschweinen. Die Bremen haben ihr musikalisches Tierleben, was man ebenso den Hameln nachsagt.
Auch noch ein klasse Klassiker: Die Liverpudlians.
da gingen mir so ein paar bundeslandeshauptstadtbewohner durch den sinn. Vindoboniten? Lentiasten? Grazkis? Salzbürger? Breganzen?
Zitat von: Kilian in 2006-09-27, 22:10:27
Auch noch ein klasse Klassiker: Die Liverpudlians.
Yeah yeah yeah, und ihre schottischen Brüder, die Glaswegians, nicht zu vergessen.
Klangvoll: die Madrileños, Angelinos und Cariocas.
Zielm ungeschlagene Vielfalt bieten die Franzosen auf:
Parisien, Marseillais, Lyonnais, das geht ja noch. Auch Lillois oder Grenoblois.
Aber jetzt wird's bunt:
Neuf Château - Néocastrien
Saint-Etienne - Stéphanois
Saint-Denis - Dyonisien
Évreux - Ébroïciens
La Rochefoucauld – Rupificaldiens (kein Witz)
Saint-Omer - Audomarois
Bourg la Reine - Réginaburgien
Vimoutiers - Vimonastérien
Bobigny - Balbynien
Bourg Madame - Guinguettois
Bayeux - Bajocasse
Lisieux - Lexovien
Béziers - Biterrois
Le Vésinet - Vésigondins
Alles föllich lojisch. :D
Das ist ja prächtig! In vielen Fällen besinnt man sich zur Bewohnerbenennung anscheinend auf ursprüngliche römische Namen, demnach könnte man z.B. die Rottenburger Sumelocenner oder Sumolocesen nennen. Da fallen mir noch die Ivorer ein, die Bewohner der Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire).
... alles schön und gut und hübsch international, aber warum denn in die ferne schweifen, wo doch die wirlk lustigen bezinche tatsalch direkt vor der eigenen haustür liegen? ...
... ich weiß nicht, wie es darum in anderen gegenden deutschlands bestollen ist, aber in thüringen bekamen die einwohner der wohl meisten städte und dörfer zumeist von ihren nachbarn lustige beinamen, die sich auf lokale besonderheiten bezogen, bzw. bezinchen sie sich selbst stolz mit einem amüsanten beinamen, der oft in der geschichte wurzelt ... viele dieser beinamen sind in thüringen heute noch bekannt und auch in gebrauch ... hier eine kleine auswahl, die mir spontan einfällt:
gotha - goth'sche hähne / lappenhöger (sprich: labbmhööcher)
erfurt - (erfurter) puffbohnen
eisenach - (eisenacher) stiegker (sprich: iesenächer stiecher)
friedrichroda - zwirnscheißer (sprich: zwörnschisser)
gera - gersche fettguschen (gusche = derb für mund)
witterda - hanghühner
walschleben - zuckersäcke
friedrichswerth - erffsche
... weiters gibt es u.a. noch sandhasen, blaustrümpfe, ganserte etc.
... die liste ließe sich ziemlich lang fortsetzen, aber dazu müsste ich mal ein bissle tiefer im gehirnskastel kramen ... dazu kommt, daß viele thüringer städte und dörfer neben der offiziellen bezeichnung auch noch eigene, oft lustige bezeichnungen haben (z.b. apolda, das auch cramon genannt wird) ...
... gibt es so etwas auch in anderen deutschen landen? ...
Hallo Katakura,
Zitat von: katakura in 2006-12-12, 17:22:56
... gibt es so etwas auch in anderen deutschen landen? ...
Ja, bei uns gibt es so etwas. Ich bin gebürtig aus Schönwald, einem kleinen ostoberfränkischen Kaff. In der Umgegend gibt es viele solche Bezeichnungen:
Schönwalder Grafenmörder
Selber Kälber
Rehauer Schleißknipfl
und viele andere, ich habe sie allerdings nicht mehr im Kopf. Da muß ich mal vor Ort nachfragen, ich werde Bescheid geben.
Grüße,
Amy
Zitat von: AmelieZapf in 2006-12-12, 17:51:06
In der Umgegend gibt es viele solche Bezeichnungen:
Schönwalder Grafenmörder
Selber Kälber
Rehauer Schleißknipfl
Ist "Selber Kälber" nicht die Anrede, mit der die "blöde Kuh" ihre frechen kleinen Brüder tituliert?
In manchen Städten gibt's auch kulinarischere Spezialitäten, die sehr schöne Eigennamen tragen.
Ich möchte nur den Mannemer Dreck erwähnen. Das sagt schon viel über diese Stadt. Ist so ein Lebkuchengebäck, glaube ich.
Das Upladhiner Bier aus Opladen ist mir naturl gefälliger.
In jedem Fall wissen wir seit der WM, daß die Einwohner Ghanas 'Ghanoven' heißen!
So, jetzt im Ernst:
schleswig-holsteinisch(e/er/es) ; schleswig-holsteiner/-isch
mecklenburgisch-vorpommerisch; mecklenburg-vorpommerisch; mecklenburg-vorpommeran...
sachsen-anhaltisch; sächsisch-anhaltisch/anhaltinisch/anhältisch/anhalter/in
nordrhein-westfälisch; nordrheinisch-westfälisch
baden-württembergisch; badensisch-württembergisch
rheinland-pfälzisch/pfälzerisch
usw...
Kennt jemand den Schalter für etwas mehr Licht im Dunkel? Den (http://www.zeitstrahl.bildung-lsa.de/texte/neugruend_bundesl4.htm) Artikel kenne ich schon, der macht es aber auch nicht viel heller.
Zitat von: amarillo in 2007-01-02, 18:58:55
"badensisch-württembergisch"
Was muss mein alterndes Auge hier lesen?
,,badensisch-württembergisch"
Werter Amarillo, wenn du es noch nicht wussestest:
Der Bezinch ,,Badenser" oder ,,badensisch" ist für einen Badener eines derjenigen Schimpfwörter, derentwegen er seinen Waffenschrank komplett an seinem Körper verstüe und sich auf die Suche nach dem Frevler müche, um ihn im Auffindungsfalle zu Linsen mit Spätzle oder hilfsweise, aber nur, falls das der letzte Wunsch des Frevlers war, zu Maultaschen mit Zwiebelschmelze zu verarbeiten.
eine frau, die in baden-württemberg geboren ist, nennt man nämlich nicht "badenserin", sondern "schwobemädle". (jedenfalls kenn ich so eine.)
@Ku: Ja natürlich, es gibt Badische und Unsymbadische. Es wäre doch eine schwere Beleidigung, die letzteren als Unsymbadenser zu bezeichnen.
Zitat von: Agricola in 2007-01-02, 21:14:09
@Ku: Ja natürlich, es gibt Badische und Unsymbadische. Es wäre doch eine schwere Beleidigung, die letzteren als Unsymbadenser zu bezeichnen.
Wie man letztere bezeichnete, wäre eigentlich egal.
Zitat von: caru in 2007-01-02, 21:13:33
eine frau, die in baden-württemberg geboren ist, nennt man nämlich nicht "badenserin", sondern "schwobemädle". (jedenfalls kenn ich so eine.)
Eine Frau, die in Baden-Württemberg geboren ist, ist entweder in Baden oder in Württemberg geboren. Falls sie in Baden geboren ist, nennt man sie Badenerin, falls sie in Württemberg geboren ist, kann man sie natürlich "Schwobemädele" nennen.
angesichts dieser sachlage handelt es sich wohl um eine württembergerin. und sie spricht "schwobemädle" ohne e vor dem l.
Zitat von: Ku in 2007-01-02, 21:03:36
Zitat von: amarillo in 2007-01-02, 18:58:55
"badensisch-württembergisch"
Was muss mein alterndes Auge hier lesen?
,,badensisch-württembergisch"
Werter Amarillo, wenn du es noch nicht wussestest:
Der Bezinch ,,Badenser" oder ,,badensisch" ist für einen Badener eines derjenigen Schimpfwörter, derentwegen er seinen Waffenschrank komplett an seinem Körper verstüe und sich auf die Suche nach dem Frevler müche, um ihn im Auffindungsfalle zu Linsen mit Spätzle oder hilfsweise, aber nur, falls das der letzte Wunsch des Frevlers war, zu Maultaschen mit Zwiebelschmelze zu verarbeiten.
Vielen Dank, damit ist meine Anfrage ja nun wirklich mehr als hinreichend ant beworten. ;D
Können bitte alle Badener und andere Landsmannschaftler mal einen Schritt zurück treten und das Werk nochmals in seiner gesamtfraglichen Relevanz betrachten? Für den Austriaken stülle sich noch (unter anderem) die Frage: Steirer oder Steierma(ä)rker - oder gibt es neben dem Steirer auch den Marker/Märker/Märkler....? Steirisch/steiermärkisch - salzburgisch/salzburgerisch - etc.
Wie bilden wir die Adjektive zu a) Landschaften (die Heide); b) politischen Regionen (siehe oben); c) geographischen Regionen (das Alpenvorland)?
Antworten Sie bitte an die Ihnen bekannte Adresse.
wir haben hier wiener, nieder- und oberösterreicher, salzburger, burgenländer, steirer, kärntner, tiroler, vorarlberger.
daß der "kärntner" dieses wort als kha:rntna ausspricht, daß der wiener manchmal buagnlandla sagt, wenn er witze über die torheit derselben reißt... das muß man ja nicht unbedingt nachmachen. relevanter schon xibärgarisch für "vorarlbergisch".
bei den adjektiven gibts da noch subtilere einteilungen. man kann ins salzburgische fahren, aber man spricht salzburgerisch.
ansonsten: heide -> heidnisch. alpenvorland -> alpenvorlandlarisch :D
Zitat von: caru in 2007-01-02, 22:29:59
ansonsten: heide -> heidnisch
Ich dachte die von der Heide heißen Heidi :D
Auf der Heide
Bei duft'gen Wiesen schwebt der Morgendunst,
der Hirsch, er röhrt in seiner Liebesbrunst.
Wo wir den Auerhahn
auf Dauer kauern sah'n,
ist meine Heimat, Heide mein,
so herrlich, dass das Weltenrund verblasst,
wofür ein jeder Muselman uns hasst.
Die drallen, blondbezopften Maiden,
die mag ich ganz besonders leiden,
die fleißig, ohne sich zu wehren,
backen, bügeln und gebären.
Für solche wunderbaren Gaben
liegt man doch gern im Schützengraben
und macht die bösen Feinde tot,
ihr Blut färbt dann die Heide rot.
Angabl dem früheren Ministerpräsidenten und Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg zugeschrieben, aber das glaub' ich nicht.
Geringfügiger Abschwiff zu Ländern und ihren Bewohnern: Kürlz larn ich, dass es Ghanaer, nicht Ghanese heißt, und Togoer, notfalls Togolese, nicht aber Toganer, außerdem statt – reichlich gewagt – Elfenbeinküstler oder gar Elfenbeiner besser Ivorer.
Doch ein paar ungelolsene Knacknüsse bleiben: Bei den Bewohnern von Trinidad und Tobago oder Serbien und Montenegro (oder sind die inzwischen getronnen? Auf dem Balkan kenn' sich einer aus...) wird's schwierig.
Daher mal ein paar vogelwilde Neubolde:
Analog Zypern > Zypriot kekünne man einen Bewohner der Schweizer Hauptstadt Bern doch Briot nennen, oder einen der Stadt Herne Hriote...
Und wer lebt auf Borneo? Der Borneoër? Borneaner? Borneer? Bornate? Bornese? Borneot? Borneak?
Anlalß der 2006er Fußball-WM diskutor ich dieses Problem auch mit meinem Nachbarn (mittlerweile emeritorener Staatsanwalt). Er kam zu dem Schluß, man kekünne die Bewohner Ghanas ja auch 'Ghanoven' nennen, worauf ich mich heftigst an meinem Bierchen verschlock.
Zitat von: Günter Gans in 2010-02-21, 02:41:23
Doch ein paar ungelolsene Knacknüsse bleiben: Bei den Bewohnern von Trinidad und Tobago oder Serbien und Montenegro (oder sind die inzwischen getronnen? Auf dem Balkan kenn' sich einer aus...) wird's schwierig.
Och, so schwer ist's nicht. Auf T&T werden die Bewohner jeweils nach der Insel benannen, auf der sie wohnen. Sprich: Sie sind entweder Trinidader (engl. Trinidadians) oder Tobagoer (engl. Tobagonians).
Dasselbe gilt für S&M (auch wenn dies freilich keine Inseln sind): Die einen sind Serben, die anderen Montenegriner, je nachdem, welcher Ethnie sie angehören.
Zitat von: Günter Gans in 2010-02-21, 02:41:23
Und wer lebt auf Borneo? Der Borneoër? Borneaner? Borneer? Bornate? Bornese? Borneot? Borneak?
Ich bin mir nicht recht sicher, ob es dafür überhaupt eine Bezinch gibt, immerhin teilen sich ja drei Staaten die Insel, weshalb sich deren Einwohner wohl eher ihrem jeweiligen Staate zugehörig fühlen (Wie heißen denn die Leute aus Brunei? Bruneier? :D), wobei sich dabei wieder das Problem ergibt, dass sich hier in allen Staaten etliche Ethnien mischen.
Aber wenn es tatsalch keine Bezinch für die Bewohner Borneos gibt: Lasst uns eine schaffen! Und lasset uns schauen, wem wir noch ein paar neue Namen verpassen kekünnen! :D ...
Klarer Fall: Bornierte
Abenteuerlich auch die Zugehörigkeit bei den US-Staaten. Texaner, New Yorker usw. gehen ja noch klar, aber wie heißen die aus Massachusetts, Iowa, Arkansas, Mississippi, Tennessee etc.? Die Amis haben da teilweise verwegene Bezinche im Gebrauch, aber wir armen Deutschländer...
Arkansas > Arkansässer (analog Elsass) ;)
Schulpforte > Schulpförtner
Iowa > Iowaraner (analog : Hannowa) ;)
Wie heissen eigentlich die Bewohner von Tel Aviv ?
Tel Avivants ? Tel Avescher ?
Weitere Vorschläge für die USA :
San Francisco > San Franciscaner
Las Vegas > Las Veganer
Und wenn die Einwohner von Borneo Bornierte heissen, dann auch :
Daytona > Daytonierte ;)
Die dürfen natürlich nicht fehlen :
Tampa > Tampons :P
San Bernardino > San Bernardiner
Akron > Akronyme
Côte d'Azur > Kotasüren (im selben Atemzuge eingediutschen)
Heute keine Stadt und kein Land, dafür eine Insel:
Die Einwüchsigen der Kanare Fuerteventura nennen sich Majoreros/Majoreras (wohl nach der heimischen Ziegenrasse; weniger Wohlmeinende meinen wohl: nach dem von der stammenden Käse, der ist jedoch lecker, und daher liegen weniger Wohlmeinende falsch).