Weiß jemand, warum nahezu alle aus dem Französischen entlehnten Worter auf -age im Deutschen konsequent weiblich sind, während sie im Ursprung doch fast ebenso konsequent maskulines Geschlecht aufweisen (Ausnahme: une image)?
Liegt es am End-e, am Klang?
Ursprünglich dachte ich an eine Abgrenzung zwischen deutscher und französischer Aussprache.
Die Drainage/Tonnage/Apanage
Das Gelage.
Kann aber nicht sein, denn:
"Wie war noch mal die Frage?", fragte der Page.
Die Abgrenzung der Aussprache ist also nur eine Sage.
Leihwörter versieht man im Deutschen normalerweise mit dem Artikel, der auch für die deutsche Entsprechung gültig ist. Also:
Die Drainage, weil die Ableitung
Die Tonnage, weil die Ladefläche
Die Apanage, weil die Zuwendung
Der Page, weil der Hofdiener
Die Etage, aber das Stockwerk, das Geschoß
Die Garage, aber der Wagenschuppen
Die Bandage - der Verband
Die Bandage - die Binde
Die Etage - die Zwischendecke
(ja, auch das sagte man mal: wir ziehen hier noch eine Etage ein)
Bevor man die Garage entlieh, wurde der Wagenschuppen als die Remise bezeichnet. Zwar auch französischen Ursprungs, aber meines Erachtens eher Lehn- als Leihwort, also mit Anspruch auf einen eigenständigen Artikel.
Weitere Einwände? Ich werde versuchen, diesen auf den Grund zu gehen.
die Silage - das Gärfutter
die Visage - das Gesicht
die Montage - der Einbau
die Collage - das Sammelbild
die Passage - der Duchgang
die Menage - das Gewürzbrett
die Gage - das Kunstlerentgelt
So geht's ja nun nicht, Du Geschlechtskonstrukteuse ;D
die Silage - ursprünglich die Gärfutterbereitung, erst später auch das Endprodukt
die Visage, zwar abwertend für das Gesicht, sollte man allerdings auch mit einem abwertenden Begriff gleichsetzen: die Fresse
die Montage - die Aufstellung (einer Maschine)
die Collage - die Fertigung des geklebten Bildes, erst später das Endprodukt, vgl. Silage
die Passage - nicht nur der Durchgang, sondern auch die Durchfahrt
die Menage - die Hauswirtschaft, nicht nur das Gewürzbrett
die Gage - die Künstlerbezahlung
Na, was sagst du nun?
Und das ganz ohne Französischkenntnisse und Synonymwörterbuch
Sonst wär es ja auch keine Herausforderung.
Damit können wir uns jetzt dranhalten. Eine Antwort auf meine Frage wird das nie, Du hast einen pathologischen Hang zum Spielerischen. :D
Zitat von: VerbOrg in 2005-05-07, 10:29:43Leihwörter versieht man im Deutschen normalerweise mit dem Artikel, der auch für die deutsche Entsprechung gültig ist.
Dieser Mechanismus kann aber m.E. erst greifen, wenn der Klang des Wortes das Geschlecht im Deutschen nicht determiniert. Euer Synonymduell scheint mir daher nicht sehr aussagekräftig. Täusche ich mich, oder sind deutsche Wörter, die im Nom. Sg. auf Schwa enden - wie
Vase,
Tante,
Gräte - fast immer feminin? Kein Wunder also, dass die vielen
-agen auch feminin wurden.
Just jenes hatte ich ja bereits vermoten; dann wäre also die phonetische Determinierung wesentlich stärker als das Ursprungsgeschlecht.
Wie kommen dann aber einige Leute kackfrech darauf, das mittlerweile entlehnte "power" im Deutschen mit "die" zu vergeschlechtlichen? Das ist doch dann gegen alle sprachliche Sitte und Anstand.
Dauer, Mauer, Lauer... ich vermute die Ursache bei unseren geschätzten Reimwörtern! :)
Ich denke schon, dass ich die Antwort auf deine Frage bereits gegeben habe.
Dass die entliehenen Wörter später eventuell Bedeutungsänderungen erfahren haben und man sie nunmehr oft mit anderen deutschen Wörtern gleichsetzen würde, die ein anderes Genus haben als die (meist weiblichen) "-age"-Wörter, da kann ich nix für.
Aber ich gehe mal davon aus, dass die hohen Herrschaften, die sich bei Hofe lieber mit französischen Vokabeln unterhielten, sich nur um die Übernahme der
Wörter karmmen und nicht auch noch um die Übernahme der Grammatik.
Du siehst, meine Erklärung vorhin war mehr als nur der Hang zum Spielerischen, der mal wieder in mir durchkam.
Ähnlich wie bei den "-age"-Wörtern aus dem Französischen verhält es sich doch auch bei Wörtern aus anderen Sprachen. Oder sagst du: das Tower Bridge, weil bridge im Englischen sächlich ist? Wohl nicht, sondern eher die Tower Bridge, denn bridge heißt Brücke und Brücke ist weiblich.
Übertragen auf Markennamen ist diese Genus-Bestimmung auch heute noch gebräuchlich, auch in einem ZwiFi nachzulesen, aber das nur am Rande.
Zitatsind deutsche Wörter, die im Nom. Sg. auf Schwa enden - wie Vase, Tante, Gräte - fast immer feminin? Kein Wunder also, dass die vielen -agen auch feminin wurden.
auf schwa? Also diese Endung kenne ich nicht. Wenn du Wörter meinst, die unbetont enden, dann verweise ich dich bzgl. der "-age"-Wörter auf das Beispiel "
der Page".
Ich bleibe bei meiner Synonym-Lösung, und zwar so lange, bis jemand mir das Gegenteil beweist.
Mit dem Pagen hör mir auf - das ist ja eine Personenbezeichnung für jemand Männlichen, hat also natürlich maskulines Genus bekommen. Außerdem hat das Wort mit den anderen -age-Wörtern wenig Ähnlichkeit, weil das -age schon in der ersten Silbe beginnt.
Ich bestreite ja gar nicht, dass es den Übersetzungs-Mechanismus gibt und das er oft zur Geltung kommt (auch heute noch und nicht nur bei Markennamen). Aber ich denke nicht, dass jede einzelne -age sich in erster Linie damit erklären lässt, dass sie ursprünglich für ein ebenfalls feminines deutsches Wort eingeführt worden wäre. Dann wäre es ja ein seltsamer Zufall, dass sie fast alle feminin sind, ne?
Am Anfang mag entweder das End-e oder feminine deutsche Wörter gestanden haben - durch die Übernahme einiger -age-Wörter als feminin hat sich die Affinität dieser französischen Endung zur Weiblichkeit im Deutschen dann zum Selbstläufer entwickelt, begünstigt durch die vorhandene Affinität des End-Schwa (so heißt der Laut, der da mit e wiedergegeben wird), so meine Hypothese.
Die Abkürzung URL ist heute meistens weiblich - der Übersetzungsmechanismus kommt zum Tragen, wegen Adresse - also "die URL". Wer es besser weiß, sagt "der URL" - der Klangmechanismus kommt zum Tragen, wegen locator. Das liegt nicht etwa daran, dass die Laien den Übersetzungsmechanismus bevorzugen und die Profis den Klangmechanismus, sondern daran, dass letztere wissen, wofür die Abkürzung steht.
Beim Pagen muss ich dir Recht geben.
Was den Rest angeht, ist vielleicht zu bedenken, dass es ja nicht erst seit etwa fünv Jahren Synonyme gibt, und die waren halt mal männlich, mal weiblich und mal sächlich.
So ließe sich wahrscheinlich für (fast) alle "-age"-Wörter mit etwas Phantasie auch eine weibliche deutsche Entsprechung finden, die ich dann nutzen könnte, um meine Theorie zu untermauern. (Clever, was?)
An der Sache mit dem Klang ist wirklich was dran.
Denkbar ist auch, dass die französischen Wörter in die deutsche Sprache gelangten, bevor es feminine deutsche Entsprechungen überhaupt gab. So dass dann, als der inflationäre Gebrauch französischer Wörter in den höheren Schichten zurückging, die deutschen Wörter erst noch ier zu kreen waren, die man nun anstelle der etablorenen Leihwörter benotz. Da man sich bereits angewohnen hatte, bestimmte Sachen mit weiblichen Begriffen zu bezeichnen, wurden dann ggf. weibliche deutsche Entsprechungen eingefohren. Möglicherweise auch zusätzlich zu bereits vorhandenen männlichen oder sächlichen Begriffen, die allerdings durch das Fremdwort dermaßen verdrongen worden waren, dass man schnell was Neues aus dem Boden stampfen musste.
Basiert allerdings alles nur auf Mutmaßungen. Ich war ja damals nicht dabei.
Ich schätze mal, hier sind eher die Sprachtheoretiker gefrurden.
Zitat von: VerbOrg in 2005-05-07, 12:54:41
Denkbar ist auch, dass die französischen Wörter in die deutsche Sprache gelangten, bevor es feminine deutsche Entsprechungen überhaupt gab. So dass dann, als der inflationäre Gebrauch französischer Wörter in den höheren Schichten zurückging, die deutschen Wörter erst noch ier zu kreen waren, die man nun anstelle der etablorenen Leihwörter benotz. Da man sich bereits angewohnen hatte, bestimmte Sachen mit weiblichen Begriffen zu bezeichnen, wurden dann ggf. weibliche deutsche Entsprechungen eingefohren. Möglicherweise auch zusätzlich zu bereits vorhandenen männlichen oder sächlichen Begriffen, die allerdings durch das Fremdwort dermaßen verdrongen worden waren, dass man schnell was Neues aus dem Boden stampfen musste.
Abenteuerlich, phantastisch, exotisch, weiblich.
;D
Ich bin ja kein Historiker, aber die Blüte der französischen Sprache an deutschen Höfen hat Friedrich Wilhelm I, der Vater vom Alten Fritz, eingeläutet; sein Sohn hat es dann auf die Spitze getrieben. Zu jener Zeit gab es allerdings bereits eine prima funktionierende deutsche Sprache (des Volkes), die durchaus Begriffe für jene welsche Lexik kannte.
Aus dem Boden stampfen läßt sich Sprache nun mal überhaupt nicht, wie wir doch aus eigener Erfahrung wissen.
VerbOrg, Du lernst mir die Kapitel 26 - 28 aus unserem Geschichtsbuch (Thema: Einfluß des französischen Hofes auf die preußische Sprachentwicklung) auswendig. Ich werde das dann später abfragen! ;D
Aber amarillo, Kapitel 26 in meinem Geschichtenbuch heißt "Der Hühnerhund", 27: "Der alte Fritz und der Pastor", 28: "Der alte Fritz und der Student".
Da steht nix von Sprachentwicklung. Obwohl solche Geschichten (pommersche Volksmärchen, was Anderes hatte ich grad nicht zur Hand) sicherlich nicht unwesentlich für die Sprachentwicklung der Kinder waren, denen sie erzohlen wurden. Allerdings sind die Dinger - wie es sich für richtige Märchen gehört - volksschnabelgetreu geschrieben und entbehren jeglicher Verwand französischer Wörter. ;D
Lass mir doch den Spaß mit den abenteuerlichen Theorien.
Vielleicht hab' ich ja mal Glück damit. Du weißt doch: Auch ein blindes Huhn trinkt mal 'nen Korn...
Für fundorenere Erklärungen sind hier doch Andere zuständig.
Keine Ausflüchte:
Wann wurde Fritz wo und wieso?
Was hatte Katte, was sonst keiner hatte?
Hat Voltaire
(und nur der)
unverholen
mit Fritz gespolen?
Weißt Du nich?
Setze Dich,
Gibt 'ne sechs,
hilft Dir nex!
:D
ZitatWann wurde Fritz wo und wieso?
Was soll er wann, wo und wieso geworden sein? König?
Na am 18.01.1701 in Königsberg, und zwar durch Selbstkrönung.
ZitatWas hatte Katte, was sonst keiner hatte?
Kenntnisse von der (gescheiterten) Flucht des damals noch jungen Fritz und als Dank dann das zweifelhafte Vergnügen, enthupten zu werden.
ZitatHat Voltaire (und nur der) unverholen mit Fritz gespolen?
Voltaire? Kam der nicht erst 1949 nach Potsdam? Zu Friedrich II?
Der I. (oder III. von Brandenburg) war doch schon 1713 abgekratzt?
1949??????????????
Eine Bekannte von mir sagt immer 1995, wenn sie 2005 meint usw. Auch eine Methode, die "Nullziger"-Frage zu umgehen: Die Neunziger werden einfach wiederholt.
Und wie behandeln wir dann die Zehnziger?
Zitat1949??????????????
Sorry, meinte natürlich 1749.
Hab' mit so lange zurückliegenden Sachen meist nicht viel am Hut. Kannst du mir noch mal verzeihen?
@ Arnymenos
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,348938,00.html (http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,348938,00.html)
Gibt doch nix zu verzeihen, was glaubst Du, wie egal mir das eigentlich ist?! :D
Du bist doch der mit den komischen Fragen.
Und wer fragt, will normalerweise auch Antworten, sonst bräuchte er nicht zu fragen, richtig?
Ist das wirklich so? Also ich will nicht immer eine Antwort, wenn ich frage. Sollte ich eine wollen, werde ich das schon kenntlich zu machen wissen.
Su weißt doch: zuviel Wissen kann auch belasten!
Ach amarillo, deshalb hab' ich doch schon längst erkannt:
Ich muss nicht alles wissen, ich muss nur wissen, wo's steht. (Oder, wen ich fragen kann)
Oder glaubst du, ich hab' in meinem Hirn die Schublade für "wahrscheinlich nie wirklich gebrauchtes Wissen" aufgezogen und dir dadurch die Antworten auf die von die gestollenen Fragen liefern können? Wozu sitz' ich hier an so'ner Blechkiste?
So ist's, wir sortieren nur noch füreinander.
Ich hatte mal ein Seminar zum Thema "Genus im Deutschen" - mit massig Theorien, doch ohne letztendliches Ergebnis...
Ich glaube kaum, daß diese Frage für die einfachen Wörter jemals zu klären sein wird...
Übrigens ist "-age" in Page, Sage oder Frage kein Suffix sondern gehört zum Stamm - dennoch:
Bei Sage und Frage sind dies direkte Ableitungen des dazugehörigen Verbs, welche wohl meistens weiblich sind:
sagen - die Sage
fragen - die Frage
tragen - die Trage
liegen - lag - die Liege/ die Lage
wohingegen die Verallgemeinerungen mit Ge- stets sächlich sind:
fragen - die Frage - das Gefrage
tragen - die Trage - das Getrage
liegen - lag - die Liege/ die Lage - das Geliege/ das Gelage usf.
Zitat von: MrMagoo in 2005-05-08, 20:56:08
Ich hatte mal ein Seminar zum Thema "Genus im Deutschen" - mit massig Theorien, doch ohne letztendliches Ergebnis...
Tja, dann ist amarillos Frage wohl gekloren. Sie bleibt ungekloren. ???
Schade, die Antwort hätte mich schon interess georen.
Aber wenn selbst MrMagoo passen muss...
Ein Reim heißt "weiblich", wenn er auf betonen-unbetonen endet. Das iert mit der Beobachtung, dass deutsche Wörter auf Schwa oft weiblich sind und umgekohren (also weibliche Substantive oft auf Schwa enden), Korrel. So gibt es keine sächlichen Substantive auf Schwa, mit der Ausnahme der adjektivisch flektierenden (inklusive substantivierte Adjektive) und der Ge-e-Zirkumfigur1,2.
Grammatisches Geschlecht ist eine inhärente Eigenschaft eines Wortes und muss mitgelornen werden. Tor und Tor unterscheiden sich vollauf genügend im Genus und sind mitnichten homonym, auch wenn isolierte Formen Synkratie zeigen. So können beliebig geformte Wörter männlichen Geschlechtes sein (auch der Page), sie bilden erlernbare 'Ausnahmen'. Der Regelfall für Wörter auf Schwa, und ich glaube, mit einem Nonsenswortgenuszuweisungsexperiment bestötäge sich's, bleibt die Weiblichkeit. So erklüre ich das Genus der -agen. Was aber ist eine "Age"?
1) So gelornen, und am selben Tage über "das Konklave" gewornden. Erklüre auch, warum viele dieses Wort falsch verwenden. Mehr Gegenbeispiele?
2) (Nachtrag) für: -ierung
Mein Hirn hat schon wieder die Notbremse gezogen und das für diesen Fall vorbereitete Codewort "Gurkensalat" angezeigt.
Dann will ich mal versuchen, dein Hirn wieder ins Rollen zu bringen. ;) Ich wiederhole wenigstens mal den zweiten Satz mit anderen Worten und Beispielen:
Auf unbetontes e enden im Deutschen keine Neutra, mit Ausnahme von
- adjektivisch flektierenden wie das Mürbe oder das Nevige (http://www.soviseau.de/labenz/?bst=N#Labenz169)
- solchen mit "Ge-e-Zirkumfigur", wie das Gelände oder das Gebende (das hab ich neulich noch verriemen, drum kam ich auch schnell drauf, was Arny meinte)
- Ausnahmen wie das Konklave oder alle möglichen Italianismen, mir spukt da einer im Kopf rum, ich glaube aus der Musik, aber ich komm grad nicht drauf