Es liegt mir zwar fern, in dieser freiheitsliebenden Gesellschaft irgendeine Endlösung zu fordern, aber dennoch möchte ich anregen, über die Differentur von "k" und "z" (und ggf. "t" wie in "Differentur) noch einmal nachzudenken. Ich lese hier gelegentlich Wörter wie "Verkomplizur". Dabei geht das "z" in "kompliziert" doch auf ein lateinisches "c" zurück, das sich vor dunklen Vokalen, vor Konsonanten und am Wortende in ein "k" ändern muss. Daher heißt es ja "Komplikation" und nicht etwa "Komplization". Richtig wäre deshalb "Verkomplikur". Dieser Wechsel müsste auch bei der Trennung von Verben auf -zieren berücksachtogen werden, also etwa:
infizieren, ich iere infik (aber: wenn ich infiziere), or infik (als ich infikor), öre infik (wenn ich infizöre), infikgeoren
differenzieren, ich iere differenti (aber: wenn ich differenziere), or differenti (als ich differentior, sprich -zior), öre differenti (differentiöre), differentigeoren
infizieren abgeleitet von inficere, differenzieren von differentia.
Zitat von: Agricola in 2006-11-20, 14:22:55
infizieren, ich iere infik (aber: wenn ich infiziere), or infik (als ich infikor), öre infik (wenn ich infizöre), infikgeoren
infizieren abgeleitet von inficere, differenzieren von differentia.
Im Wiener Raum ist das leichter, weil da grundsachltz 'infiszieren' naheliegt; geschrieben wie 'Ekszem'.
Zitat von: Agricola in 2006-11-20, 14:22:55
Es liegt mir zwar fern, in dieser freiheitsliebenden Gesellschaft irgendeine Endlösung zu fordern, aber dennoch möchte ich anregen, über die Differentur von "k" und "z" (und ggf. "t" wie in "Differentur) noch einmal nachzudenken. Ich lese hier gelegentlich Wörter wie "Verkomplizur". Dabei geht das "z" in "kompliziert" doch auf ein lateinisches "c" zurück, das sich vor dunklen Vokalen, vor Konsonanten und am Wortende in ein "k" ändern muss. Daher heißt es ja "Komplikation" und nicht etwa "Komplization". Richtig wäre deshalb "Verkomplikur".
Dem alten Römer leuchtet das ein, aber der deutschen (jedenfalls meiner) Zunge schmeichelt es mehr, den Konsonanten von dem
vorangehenden, nicht von dem folgenden (oder eben nicht folgenden) Vokal bestimmen zu lassen. So ist es ja auch bei
ch, das
nach dunklem Vokal hinten im Mund gebildet wird wie in
Fluch, ansonsten weiter vorne wie in
ich oder
China. Analog drängt es mich auch weiterhin zu
Verkomplizur,
infikz und
differenz.
Wewullst Du "infiz" schreiben?
Dem alten Römer liüchte das alles nicht ein, weil er das c immer wie k und das t immer wie t ausgesprochen hat. Die differentigeorene Aussprache dieser Buchstaben ist wohl irgendwann auf dem Übergang von der Spätantike zum Mittelalter entstanden und hat in den verschiedenen romanischen Sprachen unterschiedliche Ausprägungen. Im deutschen Kirchenlatein gibt es die jahrhundertelange Tradition, das t in "tia, tio, tie" sowie das c vor hellen Vokalen wie z auszusprechen. Man gibt eben sein "plazet" und nicht sein "plaket", und man kauft ein "Unikat" und nicht ein "Unizat". Auch richtet sich die Aussprache des "t" nach den folgenden Vokalen, selbst wenn sie wegfallen; also "Differenz", wenn "differentia" gemeint ist, aber "different", wenn es von dem Stamm des Präsenspartizips (differens, differentis) abgeleitet ist. Es kommt nicht auf den Buchstaben vorher an. (Im übrigen: sagst Du dann logischerweise auch "fakit" und "evokieren/ich iere evok"?)
Bei dem in griechischen Fremdwörtern vorkommenden "ch" verhält es sich in der Tat nach der deutschen Tradition anders, obwohl die neugriechische Aussprache sich auch hier nach dem folgenden Laut richtet. Hier hat sich die deutsche Aussprache weitgehend gegen die südländische Tradition durchgesetzt. Daher sprechen wir die ch-Laute in "Dichotomie" und "Achilles" genau umgekohren wie es (glaube ich wenigstens) die Neugriechen tun. Am Wortanfang und vor Konsonanten ist die deutsche Aussprache uneinheitlich, aber das harte ch (wie in "auch") wird kaum verwandt. In Christus/Χριστός beispielsweise wird in der deutschen schulgriechischen Aussprache das ch wie in "ich", als deutsches Wort wie "k", im Neugriechischen aber wie in "auch" ausgesprochen. Im Altgriechischen (wenigstens in den vorchristlichen Jahrhunderten im attischen Dialekt) war es ein aspirgeorenes k, wie man es heute noch etwa im Koreanischen kennt.
Die deutsche Aussprachetradition behandelt demnach das c in lateinischen Fremdwörtern anders als das ch in griechischen, obwohl es dafür in den Urspungssprachen keinen Grund gibt. Der Grund dürfte vielmehr darin liegen, dass es im Deutschen eben ein ch gibt, aber kein alleine stehendes c. Deshalb hat sich für letzteres das Prinzip der Ursprungssprache erhalten, während sich für ersteres die deutsche Differenzierung weitestmöglich durchgesotzen hat.
bei uns zulande spricht man ch am wortanfang grundsätzlich als (vielleicht) aspiriertes k.
k(h)ristbaum.
k(h)ina.
und wenn man in der schule griechisch vorliest, ist das nicht anders: k(h)ristós, k(h)restomathie...
Zitat von: Agricola in 2006-11-21, 01:36:43... Der Grund dürfte vielmehr darin liegen, dass es im Deutschen eben ein ch gibt, aber kein alleine stehendes c.
Doch, hier: c.
Nääh, Spatz beiseite: Calau (Stadt in der Niederlausitz)
Bei Orznahmen natürlich soviseau. Obwohl die dann ja oft nicht ursprünglich deutsch sind. Calau klingt so, als wär's uhrgesprungen ein slawischer Name.