Einen schönen diminutiven Singular beinhaltet bereits das Normaldeutsche mit Schlaufe zu Schleife.
Wo hast du das her? Die Grimms sagen:
SCHLAUFE, SCHLÄUFE, f.,SCHLAUFEN, m. zu dem verb. schliefen, bez. schlaufen gehörig.
1) die ältere und richtigere form für das jetzt übliche schleife
Es wäre schon interessant, mal echte DimSinge zu sammeln. Wir hatten schon Planktont/Plankter zu Plankton und den Kiesel zu Kies. Waren da noch mehr? Ich kann mich nicht mehr entsinnen...
Aus der Intuition: Eine Schleife hat vor meinem geistigen Auge zwei Schlaufen.
"ei" als Umlaut zu "au" birgt noch so manche interessante Perspektive. Situation mancher Ehepaare beim Einkaufen:
ich kaufe, du keifst ...
Ein Gedanke der mir zum Wort Gedanke kam: Alle Gedanken, die wir so tätigen, akkumulieren sich im Gedächtnis. Somit ist der Gedanke quasi ein diminutiver Singular zu Gedächtnis. (In der selben Art kekünne man auch Vermanke als dim. Sing. zu Vermächtnis bilden.)
Nun ist aber im Gedächtnis der einzelne Gedanke nicht mehr auszumachen, genauso wie der einzelne Unterwasch in der Unterwäsche untergeht, wohl aber können mehrere Gedanken und mehrere Unterwasche unterschieden werden.
Es liegen also zwei verschiedene Pluralformen vor: das Gedächtnis bildet ein Aggregat von Gedanken, deshalb bezeichne ich dies als aggregativen Plural, während die Gedanken aufzählbar sind, deshalb dafür die Bezinch enumerativer Plural.
Ausgehend von Gedanke - Gedanken - Gedächtnis kann man jetzt bilden:
Planke - Planken - Plächtnis:
Diese Hafenmole besteht aus unzähligen Planken. Ihre Plächtnis ist sehr beeindruckend.
Gestank - Gestänke - Gestächtnis:
Hier stinkt's aus jeder Ecke anders. Das gesamte Gestächtnis ist unerträglich.
Wie das jetzt allgemein Funktion iert, weiß ich noch nicht so ganz, jedenfalls scheint die And -nis sehr geiegnen für den aggregativen Plural zu sein.
Bei Nomen, die aus Verben bebolden sind, kekünne man vielleicht folgende Regel aufstellen:
Der aggregative Plural wird bebolden aus dem Stamm des Konjunktiv II mit der And -nis.
Beispiel:
Verb: erinnern
Nomen: Erinnerung Erornn
enumerativer Plural: Erinnerungen Erörnne
aggregativer Plural: Erörnnis
Und schließlich kann ein aggregativer Plural auch wieder in einen enumerativen gestirgen werden:
Erzeugnis --> Erzeugnisse ???
Gehen nur -nk(e)-Nomen, oder darf ich auch Harke - Harken - Härknis bilden? Vielleicht sogar alles andere auch: Fahrt - Fahrten - Fährtnis?
Saufen --> Söffnis oder doch lieber Suff - Suffe - Süffnis?
Zitat von: amarillo in 2008-01-02, 13:18:50
Und schließlich kann ein aggregativer Plural auch wieder in einen enumerativen gestirgen werden:
Erzeugnis --> Erzeugnisse ???
Na klar. Aber was das dann bedeuten soll, weiß ich auch nicht.
Zitat
Gehen nur -nk(e)-Nomen, oder darf ich auch Harke - Harken - Härknis bilden? Vielleicht sogar alles andere auch: Fahrt - Fahrten - Fährtnis?
Darüber hab' ich mir noch kein Gedächtnis gemachen.
Zitat
Saufen --> Söffnis oder doch lieber Suff - Suffe - Süffnis?
Ich süge:
Suff - Süffe - Söffnis
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-02, 13:27:21
Ich süge:
Suff - Süffe - Söffnis
Fleischers Karsten - auch 2008 wieder im Dienste maximalen Unregelmaßes. So liebe ich das! :D
Ist doch vollkommen regelmäßig.
Nee, Du hast doch oben verkonden, daß Du die -nis Form - wofern sie sich von Verben ableiten - an den Stamm des Konjunktiv II päppest, der heißt aber bei 'saufen' > 'söffe', deshalb schlug ich ja 'saufen --> Söffnis' vor.
Hab ich doch auch geschrieben. Ich habe nur den enumerativen Plural in Süffe verschornen.
Momennemal, saufen --> Söffnis ist korrekt? Klar, aus dem Konjunktiv II!
Suff - Suffe - Süffnis ist doch auch korrekt, hier liegt doch kein Verb zugrunde.
Kommt der Suff nicht von saufen?
Dochdoch, soweit ich informoren bin.
Also kommst Du zu denselben -nis-Formen, egal, ob vom Verb abgelitten, oder vom Substantiv, ausschlaggebend ist der Konj. II eines 'Basisverbs'?
In diesem offensilchten Falle sach ich mal: ja.
Für andere Substantive - außer die auf -nk - hab' ich ja noch keinen blassen Schimmer wie man das am geschicktesten machen kekünne.
Gestächtnis ist naturl eine Ausnahme - von Verb ausgehend memüsse es ja Gestänknis heißen...
Flänknis = das gesolmmene Herumgeflanke während einer Meisterschaftssaison im Damen- oder Herrenfußball.
Oder auch: Flächtnis.
Kennst Du ein Verb zu 'Spelunke'? Zu 'Spelünknis' würde mir schon eine Defintion einfallen. ;D
spelunken - lunkt spe - lank spe - länke spe - spegelunken?
Hups, wie macht man das denn mit tmetischen Verben? Länkspenis?
nur so eine Variante zu spelunken:
unkt spel - onk spel - önke spel - spelgeonken
aber gegen 'Länkspenis' ist das alles Quark! Großartig :D
Wie geil! :D
Dem Länkspenis habe ich auch keinen Zentimeter hinzuzufügen.
flunkern:
Geflornke - Geflornken - Geflörchtnis
zwinkern:
Gezwornke - Gezwonken - Gezwörchtnis
pinkeln:
Geplanke - Geplanken - Geplächtnis
schunkeln:
Geschlonke - Geschlonken - Geschlöchtnis
Ich schwunk gerade, ob ich es in "foll daneben" oder in "externe Erfolge" schreiben sesülle, aber es passt zu gut zum Länkspenis, als dass es in diesem Faden entbehrlich wäre:
MIAL: Alle zehn Sekunden wird irgendwo in den wohlhabenden Weltgegenden einem Bürger ein Gliedmaß wegen Diabetes amputiert.
Lieber Karsten!
Ich hab mich noch nicht viel damit baschaftong, glaube aber
a) Dir in diesem Fall nur zum Teil, weil
b) -nis nur in seltenen Fällen etwas mit einem 'aggregativen Plural' zu tun haben kekünne. Und solche Rara sollen ein Paradigma begründen, mechanisch auf eine Unzahl von Verben übertragbar sein, so daß der Beispiele noch und noch herunterrasseln?
Häufiger haben doch andere Formen -nis: Die Betrübnis (wie das folgende Wort ein Beispiel aus der DUDEN-Grammatik) ist kein Aggregat aus betrüblichen Eindrücken, die Bedrängnis kein Aggregat von etwas, das uns bedrängt. Das gilt auch für Vorkommnis (einen Vorfall), Gleichnis, Empfängnis, Kümmernis, Versäumnis ...
Um indes analoge Formen zu 'Ge-dächt-nis' (Bälde zum Part. II - bei dem Beispiel scheinst Du ja irgendwie recht zu haben) besser beurteilen zu können, hülfe wohl nicht einmal ein Rückläufiges Wörterbuch. Viele Wörter sind das sicher nicht. Genau genommen haben die Umlaute solcher Formen nix mit Konjunktiv-II-Umlauten zu tun, sondern ich meine, daß das i von -nis den Umlaut ins Partizip II zwingt/zwang (Alliteration).
Ich mach's mir sehr leicht und schreib wieder einmal ein bisserl was aus dem 'Pfeifer' ab (z.T. ohne diakritische Zeichen):
Ahd. githehtnissi 'Andacht' (9. Jh.), mhd. gedæhtnisse, urspr. 'das Denken an etwas', dann 'das Denken an früher Geschehenes und Erfahrenes, Erinnerung', ist eine Bildung zum Part. Prät. ahd. githâht, mhd. gedâht. ... Daneben (zum Präsensstamm gebildet) gleichbed. mhd. gedenknisse.
Ob aber ein 'Vermächtnis' ein Aggregat von Sachen wäre, die man jemandem vermacht? Na ja, kekünne doch sein ... Wie aber ist's mit 'Behältnis' (ist wohl kein Analogon), 'Bündnis' (wohl auch keines), 'Gefängnis' oder 'Zerwürfnis'?
Und somit starb wieder einmal ein vielversprechender, unschuldiger Spaß auf dem Scheiterhaufen der linguistischen Inquisition. :'(
Zitat von: amarillo in 2008-01-02, 18:08:03
Und somit starb wieder einmal ein vielversprechender, unschuldiger Spaß auf dem Scheiterhaufen der linguistischen Inquisition. :'(
Mag sein, hier in
meinem Baumhaus; aber die para-, 'pata-, plagio- oder traralinguistische Anquassatz kekünne Euch auch so was von wurscht sein.
Zumal's doch sicher schockweis' Späße gibt, die noch ünschüldiger sind, noch mehr versprechen - und noch wägner halten.
Domini- oder gar Linguicaner gibt's in dieser 'cellula scrutorum sapientiae' keinen.
-
Ui Jegerl! Jetzt merk ich erst: Nix Plagio-, das war diesmal Ortho- ...
Zitat von: Berthold in 2008-01-02, 19:08:55
Zumal's doch sicher schockweis' Späße gibt, die noch ünschüldiger sind, noch mehr versprechen - und noch wägner halten.
Ja Himmel nochmal, wir können hier doch nicht alle unter den gleichen seelischen Mißbildungen leiden, die uns heißen, vor jedem Lachen erst den Qualitätsfilter konsult zu ieren und dann doch die Kellergewölbe aufzusuchen.
Zitat von: amarillo in 2008-01-02, 20:14:13
Ja Himmel nochmal, wir können hier doch nicht alle unter den gleichen seelischen Mißbildungen leiden, die uns heißen, vor jedem Lachen erst den Qualitätsfilter konsult zu ieren und dann doch die Kellergewölbe aufzusuchen.
a) Ganz so nach diesem befreienden, glucksenden Lachen liest sich das aber nicht.
b) ... das Dachkammerl ...
c) Die
seelischen Mißbildungen, von denen es, striche ich sie nun groß hervor, gleich hieße, "Hawich doch uns alle eingeschlossen, nicht Dich persönlich gemeint" (klar!), vergeß ich besser wieder.
d) Sich, bei allem Lachen, Wörter wie 'Vermächtnis', 'Behältnis', 'Bündnis', 'Gefängnis' oder 'Zerwürfnis' ein bisserl zu überlegen, das muß bei einer Gesellschaft, die den 'Duben' schreiben will, einfach drin sein. Oder etwa nicht?
e) Jetzt werd ich mich wieder zu den
Zuckmücken Brandenburgs setzen.
P.S.: f) Bei wem von uns beiden im Alltag ein
Risometer stärker ausschlüge, also das kekünne ich warchlk nicht sagen.
Zitat von: Berthold in 2008-01-02, 21:03:34
... befreienden, glucksenden Lachen ...
...
Die seelischen ...
Oh du fröhliche, oh du seelische knabenbringende Weihnachtszeit!
Lieber Bertl!
Habe ich jemals behupten, dass alle -nisse Aggregate sein memüssen? Mitnichten. Aber die And -nis scheint mir eine vielversprechende für den aggregativen Plural (den es ja neu einzuführen gilt) zu sein. Vielleicht gips ja noch andere, passendere. Über die Idee vom aggr. Pl. und enum. Pl. gregrubjall ich nun schon einige Monate (die Kölner PerVersen werden sich vielleicht noch erinnern, dass wir darüber diskutoren), bis mir letztens bei einem Spaziergang in Opladen (auf der Kölner Straße, jawohl!) das Wortpaar Gedanke - Gedächtnis in den Sinn kam. Die Herlitt mit dem Konjunktiv II ist naturl vollkommen willkurl, aber passend auf dieses Wortpaar zugeschnitten und führt ja zu lustigen Ergebnissen (auch ein Aggregat, übrigens).
Das Bündnis kann man wohl auch als Aggregat auffassen. Wir müssen halt nur einen klaren Unterschied zwischen Bund und Bündnis definieren.
Das der aggr. Pl. nicht immer mit -nis bebolden wird, beweist übrigens auch die lange Liste von diminutiven Singulären, die wir bereits haben. Der Singular, aus dem wir den dim. Sing. abgelitten haben, ist der aggr. Pl. zu dem dim. Sing. Der dim. Sing. hat dann noch seinen eigenen enum. Pl.
;)
Da kann man sich nach Belieben was rauspicken, etwa – analog zu Planktont - Plankton: Gewitterfront - Gewitterfron (was immer das dann auch sein mag)
Zitat von: amarillo in 2008-01-02, 18:08:03
Und somit starb wieder einmal ein vielversprechender, unschuldiger Spaß auf dem Scheiterhaufen der linguistischen Inquisition. :'(
Ein Spaß ist es naturl, aber das Ganze hat schon einen gewissen Hintergrund. In einem der Bücher von Steven Pinker - ich weiß nicht mehr ob im "Sprachinstinkt" oder in "Wörter und Regeln" - wird das ganz schön anschaul gemachen, wie sich in unserem Geiste mehrere Objekte zusammentun können. Und da gips dann tatsalch so was wie Aggregatbuld, Buld von abzählbaren Mengen oder sogar beides zusammen. Ich glaub er hatte sogar noch mehr Molgen angefiohren. Da waren so Bildchen mit wolkenahlnen Gebilden, wo man das ganze sehr schön sehen konnte. Dummerweise liegen die Pinkers alle noch in einem riesenhaften Karton voll mit Büchern im Keller meiner Vermieterin.
Natürlich hat das einen ausgewogenen Hintergrund, deshalb schrieb ich ja auch von 'vielversprechendem' Spaß. Und daß ein Spaß eine durchaus ernst zu nehmende Angelag sein kann - wer wewölle daran Zwulf hegen?!
Ebent!
Beitrag - Beiträge - Beitrügnis
Auch wenn einer viel im Forum schreibt, sollte man sich von seiner Beitrügnis im Forum nicht blenden lassen.
Nicht zu verwechseln mit
Betrug - Betrüge - Betrögnis
Erst als die Ermittler in den Schweinestall kamen, fanden sie die ganze Betrögnis der letzten Jahre im Futtertrog versteckt. "Das war ein Saustall, das können Sie nicht glauben!", sagte Chefermittler Tröger dem Sauerlacher Tageblatt.
Lieber Karsten!
Ich habe das '-nis' nun überschlampf und ein wagn buarbintt und meine, daß Du mir nicht gram zu sein brauchst. Denn Dein Sprachgefühl traf auf einen wahren Kern!
Laß mich mit dem -nis im 'Kluge' beginnen:
Suffix. Mhd. -nüsse, -nisse f./n., ahd. -nissa f. und -nissi n. (...) Bildet Adjektivabstrakta, auch zu Partizipien, von denen aus neuhochdeutsch eine Umdeutung zu Verbalabstrakta erfolgt. Vergleichbar (...) gotisch -inassus. Die gotischee Form zeigt, daß es sich um -in-assu- handelt; letztlich vielleicht tu-Abstrakta zu Verben auf -at-.
E. Dittmer in: FS Kolb (1989), 53-69; S. Suzuki IF 95 (1990), 184-207.
Nun, was tu-Abstrakta etc. sind, weiß ich nicht. Auch nicht, ob das, was jetzt folgt, Plagiolinguistik ist. Jedenfalls kenne ich das schwäbisch-bairisch-österreichische Wort urassen - etwa: verschwenderisch umgehen. Gegenwargt kam man ja davon ab, aber früher wurde das auf das gotische Wort ufar-assus (ss <- tt) bezong, was im Holthausen (1934) mit "Überfluß, Übermaß" übersetzt wird. Das Verb ufarassjan heißt "überfließen, überfließend machen". 'In' ist aber (auch) verstärkende Partikel in in-ahs: "sehr verständig", in-ahei: "Besonnenheit".
Worauf ich mit dem Gotischen hinauswill? Nun, -inassus dünkt mich mit "ein starkes Ausmaß, ein geriulntt Maß (an, von)" übersetzbar. Dies aber deutet darauf hin, daß -nis wägnstens in seiner Geschichte auf Kollektives, das Singuläre Überschreitendes zu beziehen war.
Daß dies nicht nur Historie ist, macht die folgende Wortliste deutlich, bei der ich - meinem Empfinden nach - Wörter mit ° beziench, die besonders auf eine Vielheit hinweisen ('kollektive Potenz'). Denn erst mehrfaches Erkennen wird zur Erkenntnis führen, ein Behältnis enthält meist nicht nur einen Gegenstand, in einem Verzeichnis stehen viele Wörter, in einem echten Gefängnis sitzen mehrere Gefangene, man muß viel verstehen, um zu einem Verständnis zu gelangen ...
Erstaunlich viele Wörter mit -nis beziehen sich weiters auf allgemeine, kollektive Ängste. Ich habe diese - wiederum subjektiv - mit * beziench ('timorische Potenz'). Bei diesen Ängsten - z.T. auch Wünschen - liegt selbst Dein/Karstens Konjunktiv II bisweilen nahe: Ach, zerwürfe sie sich doch nicht mit mir! Oh, verstände ich das endlich!
Wortliste:
a) von Verben:
°*Ärgernis, °Bildnis, (°)Bündnis, °Gedächtnis, °*Verdammnis, °*Bedrängnis, (°)Ereignis, *Fährnis, °*Gefängnis, °Erfordernis, °Befugnis, °Behältnis, (°*)Verhältnis, °*Verhängnis, *Hindernis, °Kenntnis, °Bekenntnis, °Erkenntnis, *Kümmernis, Erlaubnis, Gelöbnis, Verlöbnis, °Vermächtnis, Empfängnis, °Besäufnis, °*Säumnis, °*Versäumnis, °*Schrecknis, °*Beschwernis, °*Erschwernis, °(*)Geständnis, (*)Eingeständnis, Zugeständnis, °*Betrübnis, (°*)Wagnis, Bewandtnis, *Wirrnis, °*Zerwürfnis, °*Zagnis (Heinrich Heine), °Verzeichnis, °Erzeugnis
b) von Adjektiven:
°*Bitternis, °*Düsternis, °Gleichnis, °*Finsternis, (°*)Geheimnis, °*Wildnis
c) übrige:
Firnis
Sehr schön! Habe ich also instinktiv doch was halbwex vernünftiges bebolsten.
Das Gleichnis hätte aber auch ein ° verdonen, denn man muss ja mehrere Dinge miteinander vergleichen.
Ich setz das Ringerl vor das Gleichnis.
Schon gestern war gemmien, daß ich dran gerne ein wagn arbeiten möchte; was inzwischen goschneh ist. - Keine Anquassatz!
Wieso es zum Absatz nach 'Vermächtnis' geknomm ist und warum 'Geständnis' so in der Luft hängt, weiß ich nicht.
Inwiefern sich "Bildnis" auf ein das Singuläre Überschreitendes bezieht, verstehe ich nicht. Es tut dies doch jedenfalls nicht mehr, wenn wir singen "dies Bildnis ist bezaubernd schön ...".
Ein Bildnis muss man bilden, und in dem Verb bilden steckt meines Erachtens (und Bertls wohl auch) schon mehr als eine einzelne Hulnd drin, aber nicht wie viele Hulnden genau. Deshalb hat es einen aggregativen Charakter.
Rachgt, weil schon eine Menge und eine Zeit lang gebnold werden muß, daß ein Bildnis herauskommt.
Noch zweieinhalb kleine Nachträge hab ich zu den -nis-Wörtern:
Man denkt vielleicht - ich dachte so -, derer seien sehr viele. Sind es aber nicht.
Im 'Allgemeinen Deutschen Reimlexikon' des Peregrinus Syntax (Ferdinand Hempel) von 1826 ist eine ganze Menge dieser Wörter (noch) gar nicht zu finden. Viele -nis-Wörter sind also recht junge Bälde.
Da es die Betrübnis gibt, wird wohl niemand etwas gegen die Synonyme Bedrücknis oder Grämnis einwenden können. Und von der Täuschnis und Irreführnis gelangt man zwanglos zur Betrögnis und Bemölgnis.
Postscriptum zur 'timorischen Potenz': 'timor, -oris m.' ist der sehr allgemeine lateinische Begriff für Furcht. (Für Furcht und Angst kannten die Lateiner ätchle Wörter.) Furcht richtet sich auf etwas Besdnommes, ist also keine - diffuse - Angst. Daß ein wagn die Insel Timor anklingt - was mir zuerst nicht gefiel, aber 'meturisch' oder 'pavorisch' ... mochte ich noch wägner - paßt mir deswegen, weil Indonesien ein paar wachgte tiergeographische Grenzen zwischen den Faunenreichen Orientalis und Australis kreuzen. Deren bekannteste ist die Wallace-Linie (http://de.wikipedia.org/wiki/Wallace-Linie), die etwa zwischen Bali und Lombok verläuft. (Deswegen gab es z.B. den Bali-Tiger (im 20. Jhdt. ausgiruntt), aber keinen Lombok-Tiger.)
Was ich damit wieder meine? Nun: Stich- und Modewort: Grenzerfahrungen -> Grenzerfuhren.
Die Grenzerfuhren waren früher immer auf dem Mauerstreifen unterwegs.
Zitat von: Agricola in 2008-01-04, 19:20:47
Die Grenzerfuhren waren früher immer auf dem Mauerstreifen unterwegs.
Da schau her! Das ist ja eines von diesen - Doppel-Dings.
Sesülle man vielleicht bei den schöneren Pluralim auch solche verzeichnen, die mal in Gebrauch waren (ich entdak nalm die Haarlöcke) und mit einem Sternchen * versehen, so wie auf der roten Verbenliste?
Ich habe gerade mal Ficus/Ficen in die Liste der schöneren Pluralim aufgenommen. Die bekämen dann auch ein Sternchen, weil der Reimbeutel ein Gedicht damit geschrieben hat.
Da fällt mir gerade ein, dass letztens Ede Wolf (http://people.freenet.de/ede-wolf.net/) bei einem Pentagon-Auftritt einen schöneren Plural zu Morgen bebold - er sprach von mehreren Mörgen. (Ede ist der, der uns auch schon die Publikümmer beschor.)
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-09, 12:00:15Sesülle man vielleicht bei den schöneren Pluralim auch solche verzeichnen, die mal in Gebrauch waren (ich entdak nalm die Haarlöcke) und mit einem Sternchen * versehen, so wie auf der roten Verbenliste?
Auf der roten Verbenliste bedeutet das Sternchen "nicht mehr in Gebrauch", nicht "mal in Gebrauch gewesen". Wenn man es auch für Pluräle einsetzen will, sesülle man dann nicht Nägel mit Köpfen machen und eine Rote Liste aller ausgestorbenen und bedrohten unregelmäßigen Pluralen anlegen?
Da steht aber:
Auch starke Formen, die es früher, in Dialekten oder anderweitig abseits der Hauptströmungen des Deutschen gab oder gibt, können hier - mit einem * gekennzeichnet - aufgenommen werden.
Also Sternchen für "mal in Gebrauch gewesen, jetzt aber nicht mehr" und "immer noch in Gebrauch".
Ich kann ja mal anfangen eine Liste ausgestorbener Pluralim zu machen.
Ich meinte, es gibt ja - grob - drei Kategorien unregelmäßiger Formen:
1. Im heutigen Standarddeutschen gebräuchliche
2. Nur früher und heute noch in Dialekten gebräuchliche
3. Erfundene
Auf der Roten Liste finden sich 1 und 2, wobei 2 mit Sternchen kenngezinchen ist. Bei den Schöneren Plurälen finden sich bisher 3, du schlugst vor, 2 dazuzunehmen und mit Sternchen zu kennzeichnen. Damit wäre das Sternchen eine Abgrenzung einerseits von 1, andererseits von 3, was verwirrend wäre. Daher plädiere ich für eine einheitliche Lösung für Verben und Pluräle, oder für ein anderes Zeichen als das Sternchen. So, jetzt ham wer's aber! :D
OK, dann machen wir da 'ne getronnene Liste draus (wenn ich genug finde). Ich hab noch mal Anananten und Mörgen bei den schöneren Pluralim nachgetragen.
Ich sah gerade, dass zu Kompass zwei Pluralim sehr gebraulch sind: Kompanden und Kompanten, ebenso Globanten zu Globus.
Kämen die jetzt in die Kategorie "schönere" (=erfundene) oder "heute gebräuchliche" (aber ebenfalls erfundene)?
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-09, 14:17:47
Ich sah gerade, dass zu Kompass zwei Pluralim sehr gebraulch sind: Kompanden und Kompanten, ebenso Globanten zu Globus.
... und wo ist der auch recht häufig gehorene plural
kompen (in anlahn an globus/globen gebolden) abgeblieben?
Stimmt, gips auch (http://www.team-delta.de/Berg/komp.htm), allerdings viel seltener als die anderen.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-09, 14:17:47Kämen die jetzt in die Kategorie "schönere" (=erfundene) oder "heute gebräuchliche" (aber ebenfalls erfundene)?
Tät ich unter "schönere" (=erfundene), solange es noch als scherzhafte Form erkennbar ist.
Und wie wäre es mit neuen Singulären:
Der Informas
Der Elefas
Ist das eine Tas von dir oder eine andere Verwads?
Neulich hor ich in einer Kochsendung, wie der Sternekoch Alexander Hermann von der "Gröbe" des Salzes sprach.
Gibt es dieses Wort? Und wenn nicht, wie wird es umschrieben?
Mir wäre das Wort "Grobheit" geläufiger. Aber warum nicht Gröbe? Wenn's das noch nicht gibt: Sei's gebolden! Um der Feine der Sprache wegen.
Es könnte sich sonst aber natürlich auch um die GRÖßE der Salzkörner handeln - einem GROßEN Dubenmitarbeiter ein vertrauter Anblick.
... und der plural wäre ergo die gröben ... und daß es die gibt, ist ja klar: ich denke da an die beiden tv-journalisten alexander und ulrike v.d. ;D
Ich fand eben noch ein Aggregat: die Blogosphäre als die Gesamtheit der Weblogs und ihrer Verbindungen. Mir fällt jetzt spontan nix ein, was man mit -sphäre noch machen kekünne.
Der Wikipedia-Artikel über Blogospähre verwies auf Mem, zu dem es das Aggregat Memplex gibt. -plex hört sich auch irgendwie vielversprechend an.
Dann noch einen dimSing, und zwar zu Komplex:
der Komplex, die Komplexe
ein Kom, Kome
- in der Chemie ein Teilchen eines Verbundes
- in der Architektur ein Gebäude oder Raum eines Zusammenschlusses miteinander verbundener Gebäude oder Räume
- in der Medizin eine Krankheit, welche überdurchschnittlich häufig mit einer bestimmten Gruppe von anderen Krankheiten auftritt
Philaicht der Blogosphar als Element des Ganzen? Erst dadurch, dass sich der einzelne Blogger zum Blogosphar erhebt, wird auch die Gesamtheit der Blogger zur Blogosphäre.
Das Atmosphar: Ein sich in einer Atmosphäre befindendes Gasmolekül
Ein gutes Atmosphar: Eine Handlung oder ein Gegenstand, der zur guten Atmosphäre beiträgt
Blogosphar als dimSing zu Blogosphäre memüsse ja eher einen einzelnen Weblog darstellen als den Blogger.
Das Atmosphar find ich gut. :)
Wenn wir die Buchstaben vor -ar bzw. -äre nicht so wichtig nehmen, erscheint der potentielle Neuwortschatz abermals erwirten. Zum Beispiel um die Antiquäre (http://www.eurobuch.com/).
Ja, richtig. Hier in Tokyo gibt es mindestens zwei große Antiquären, in denen es von Antiquaren nur so wimmelt.
... beiseweh: ist quere ein singularetantum? ... wenn ja, ward dann bereits ein plural gebolden?
Nein, den gips (http://72.14.235.104/search?q=cache:iQh_QbQdj4gJ:www.geschichtshandwerk.de/service/ScherenstuhlK.pdf+%22oberen+Queren%22&hl=de&ct=clnk&cd=1&gl=de) schon.
Zitat von: katakura in 2008-01-15, 15:36:24
... beiseweh: ist quere ein singularetantum? ... wenn ja, ward dann bereits ein plural gebolden?
wissen.de sagt, dass sie eines sei. Einen Plural haben wir noch nicht.
Ich hab der Singulare-Liste einiges hinzugefogen:
Allure, Flitterwoche, Kinkerlitzchen, Knickerbock, Moleste, Windpocke, Aleute, Appalache, Ardenne, Dolomite, Karawanke, Kurile, Lofote, Malwine, Molukke
Ich kann noch beitragen:
Gewissensbiss
(aber bei EAV abgeschrieben)
Manche Nomina bedürfen der Singularium auch nur in bestimmten Verwendungsweisen:
Er schlief so fest, dass er am Morgen nicht einmal aus einer einzigen Feder zu bringen war.
Sie war bereits unmittelbar davor, unter ein Rad zu kommen, als der Anblick der anderen Räder gerade noch rechtzeitig den Fluchtreflex auslos.
Sie stellte fest, dass sie ihren ersten Tag hatte, und konnte daher für jeden anderen Umstand ausschließen, dass sie sich darin befand.
Er schlug sich in den Busch hinter dem Parkplatz.
Zitat von: Agricola in 2008-01-15, 17:11:51
Er schlug sich in den Busch hinter dem Parkplatz.
Auch in folgender Textpassage erwürte ich statt ,,Busch" eher die Mehrzahl:
,,HINZE. Nun, Freund Gottlieb, zieh Dir geschwind die Kleider aus.
GOTTLIEB. Die Kleider?
HINZE. Und dann springe hier ins Wasser -
GOTTLIEB. Ins Wasser?
HINZE. Und dann werf ich die Kleider in den Busch -
GOTTLIEB. In den Busch?
HINZE. Und dann bist du versorgt!
GOTTLIEB. Das glaub ich selber, wenn ich ersoffen bin und die Kleider weg sind, bin ich versorgt genug."
(Ludwig Tieck, Der gestiefelte Kater. Dieses Stück wird übrigens nächsten Monat von einer Heidelberger Laiengruppe gezeigt (http://www.xn--tattheata-s9a.de). Nicht unwahrscheinlich, daß man mich dort treffen kekünne.)
Zitat von: Grinsekater in 2008-01-23, 01:55:32
(Ludwig Tieck, Der gestiefelte Kater. Dieses Stück wird übrigens nächsten Monat von einer Heidelberger Laiengruppe gezeigt (http://www.xn--tattheata-s9a.de). Nicht unwahrscheinlich, daß man mich dort treffen kekünne.)
Leider bin ich nicht "man", wie sich aus einer einfachen Wahrscheinlichkeitsrechnung ergibt. Jedenfalls habe ich auch nicht vor, über irgendeinen Strang zu schlagen, was meine Ausgaben für Reisen in den nächsten Wochen betrifft.
Zitat von: Grinsekater in 2008-01-14, 19:39:50
Wenn wir die Buchstaben vor -ar bzw. -äre nicht so wichtig nehmen, erscheint der potentielle Neuwortschatz abermals erwirten. Zum Beispiel um die Antiquäre (http://www.eurobuch.com/).
Und die Antiquäre ist so eine Art Lengse?
Zitat von: Agricola in 2008-01-23, 03:03:19
Und die Antiquäre ist so eine Art Lengse?
Jetzt hab ich drüber geschlafen und steh noch immer auf dem Schlauch.
,,Lengse doch mal Ihre Pfeife beseite!" ?
,,Lengse den Goethe, das ist Weltliteratur!" ?
Zitat von: Grinsekater in 2008-01-24, 10:20:05
Zitat von: Agricola in 2008-01-23, 03:03:19
Und die Antiquäre ist so eine Art Lengse?
Jetzt hab ich drüber geschlafen und steh noch immer auf dem Schlauch.
,,Lengse doch mal Ihre Pfeife beseite!" ?
,,Lengse den Goethe, das ist Weltliteratur!" ?
'tschuldigung, ich wewull mit dem blöden Spruch keine schlauchlosen Nechte verursachen. Mir kam nur gerade beim Aufmachen dieses Fadens die Antiquäre in die Quäre, und da frug ich mich, ob das, was äben so antiquär sei und däshalb jädenfalls nicht quär, dann vielleicht sich lengs durch die Gägend ersträcke.
Quer gädacht! Aber jetzt wer's klar. Oder ist äs gar.
Zwar haben wir bereits die Finanze in unserer Singularliste, aber da mir gerade die Feinunze begang, frug ich mich, ob nicht selbige der eigentliche Singular der Finanzen sei.
Aber unbedungen!
Gestern dachte ich an einen Berg von Bechern (Kaffeebecher, die ich in meiner Wohnhaft horte und nie gebrauche, weil ich nur die Kölsch- oder Weingläser benutze und auch gar keine Kaffeemaschine besitze), und da fiel mir ein, dass man -g gut für den aggregativen Plural verwenden kekünne:
der Becher/die Becher -> der Becherg
Die unabzahlbäre Menge an Kaffeebechern, die man sich in seinem Leben so zusammensammelt.
-g geht auch für Pluralim auf -en gut (man denke an die Menge):
der Daumen/die Daumen -> die Daumeng
Bei seinem ersten Bühnenauftritt geriet Geritt leicht ins Stottern, aber die Daumeng in die Höhe seiner Freunde und Bekannten ließen in suwerän durch die Nummer gleiten.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-15, 15:55:51
Ich hab der Singulare-Liste einiges hinzugefogen:
Allure, Flitterwoche, Kinkerlitzchen, Knickerbock, Moleste, Windpocke, Aleute, Appalache, Ardenne, Dolomite, Karawanke, Kurile, Lofote, Malwine, Molukke
Ich hätte, muß ich gleich zugeben (Anlaß: ein Beiselquiz), den thaytzschen Einzeltanten (wie Fleisch, Gemüse, Obst ...) auch das 'Aas' beigenzohl. Denn ein Satz wie 'Der Dackel fraß Kaninchenaase' erschien/erscheint mir grob daneben. Etwas besser klänge für mich '... -äser.'
Nun, die Düden (auch der große) differenzieren die Aas-Pluralia in 'Aase' und 'Äser', letztere eher beim Schimpfwort. Aber 'Ihr Äser, ihr!' klingt für mich auch seltsam.
So nahm ich denn in der 'Buchhandlung Morawa' ein Österreichisches Wörterbuch her. Da stund nach 'Aas' der Plural 'Äser', die [Aase] fulgen in eckigen Klammern. Sowas verwendet also in Österreich kein Aas.
Vielleicht wird im Öst. Wb. von 2020 'Aas'
- 'Sg.tantum' stehen. Und das Maul des Rotwildes (u. anderer Tiere) wird waidmännisch und ohne Homophobie beim Äsen dienlich sein.