Gerade als ich begriff, dass der Grimm in (http://verben.texttheater.de/forum/index.php?topic=1491.msg34259#msg34259) den Brunnen gefallen sei, frug ich mich, was denn das "in" in Inbegriff und in Ingrimm zu bedeuten habe. Vielleicht bedeutet es so etwas wie "vollkommen"? Lässt sich dieses "in" - und sein Gegenteil "aus" - für die Wortbildung fruchtbar machen?
Die Baden-Badener Quellen sind der Inbrunnen der deutschen Bäderlandschaft.
Mit Ausgrimm haulchen die Abgeordneten der Grünen ihre Empor über die Diätenerhöhung.
Schneewittchen war eine Ingeburt von Mensch, in ihrer Schönheit in der ganzen Welt unübertroffen.
Sollte man dergleichen nicht - wie gewohnen - dreigliedrig steigern?
Ausgrimm - Grimm - Ingrimm
Ausbegriff - Begriff - Inbegriff
Ausbrunst - Brunst - Inbrunst
Austegral - Tegral - Integral
austeger - teger - integer
Ich bin mir nicht sicher, ob es so wirklich eine Steigerung ist ... Die Vorsilbe "Aus" bedeutet ja nicht gerade eine Abschwächung:
Ausgeburt - Geburt - Ingeburt
Ausschuss - Schuss - Inschuss
Austern - Tern - Intern
auswendig - wendig - inwendig
Austria - Tria - Intria
... oh ja, das macht spaß:
Aussekt - Sekt - Insekt
Ausserat - Serat - Inserat
Auskrustation - Krustation - Inkrustation
Auskonzilianz - Konzilianz - Inkonzilianz
Auskreis - Kreis - Inkreis
Auskrement - Krement - Inkrement
ausgesprochen spaßig - gesprochen spaßig - ingesprochen spaßig
Ausge - Ge - Inge
Auskontinenz - Kontinenz - Inkontinenz
ausfernalisch - fernalisch - infernalisch
Aussel - Sel - Insel
Austerview - Terview - Interview
Ausdustrie - Dustrie - Industrie
austervenieren - tervenieren - intervenieren
Ausstinkt - Stinkt - Instinkt
Auch ich finde, daß es den Präfixen Aus- und In- nicht gerecht wird, sie einfach zum Steigern und Abschwächen zu gebrauchen. Ist überhaupt eine Maxime zu finden? Ich plädöre mehr dafür, in jedem Einzelfall neu über die Sinndifferenz zu entscheiden.
Auswurf
--> Inwurf = Tabletten, Hustensaft und sonstige Medizin zum Schlucken
Inzest
--> Auszest = Geschlalchter Verkehr mit verwandtschaftlich möglichst fernen Partnern
Aber mal ganz abgesehen davon - was bedeutet das "in" in "Ingrimm" denn nun eigentlich?
Aus tiefstem Herzen?
Zentral?
Der schwarze Punkt der Zielscheibe?
Der Kern der Dinge?
In(!)trinsisch?
Zitat von: Agricola in 2008-01-11, 04:37:40
Aber mal ganz abgesehen davon - was bedeutet das "in" in "Ingrimm" denn nun eigentlich?
Tja, lieber Agricola, dieses 'in-' ist kein gar so aufregender Fund:
Der 'Pfeifer', den ich so quälend oft zitiere wie der Karsten
seine Grimms, interpretiert es doch als vorangeschdnolle 'Präp. der räumlichen und zeitlichen Lage, Richtung' - 'in ist häufig erstes Glied von Komposita (
Inbegriff,
Inbrunst {da drinnen brennts; der 'Kluge' schrieb: 'innere Glut'},
Ingrimm {Grimm im Inneren},
Insasse), wird mhd. vor starktoniger Silbe zu en- abgeschwächt (z.B. mhd.
enzwei ... {->
entzwei})'
Vielleicht gefällt Dir ja besser, was Ferdinand Holthausen ('Gotisches etymologisches Wörterbuch'; 1933) schrieb. Ich hab das zwar schon einmal zitronn, kann aber nicht verlangen, daß sowas jemandem erinnerlich ist: 'auch verstärkende Partikel in
-ah-s "sehr verständig",
-ahei "Besonnenheit" (zu
aha {"Sinn, Verstand"})
Daß sich
Inbrunst von
entbrennen und
Ingrimm von
entgrimmen herlitten, wie's im Grimm, von anderen excerporen, zu lesen ist, dedörfe die Lesenden nur verwirren, weil hier offenbar das Präfix bei Verben 'ent-' mit obigem 'en-', wie Kraut & Rüben, zusammenguschmintß worden sind. Tät ich halt, bei gogemper Inkompetenz & gebontter Bescheidenheit, meinen; und dem 'Pfeifer' halt mehr trauen als den 'Brüdern', wie ich ja auch in der Zuckmückenforschung Herrn Friedrich Reiss mehr glaube als Herrn Johann Wilhelm Meigen, obwohl letzterer gewiß ein wack'rer Pionier gowenz war.
Aussasse - Sasse - Insasse
Danke, Berthold, für die wertvollen Zitate. Wo das "in" in "aha" steckt oder hineingesteckt werden kann, verstehe ich allerdings nicht.
Falls nun damit in diesem Faden schon alles gesagt ist, sollte ich mal die Ausitiative ergreifen.
inahei und inahs. Guxtu hier (http://www.wulfila.be/lib/streitberg/1910/html/B068.html).
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-11, 14:10:41
inahei und inahs. Guxtu hier (http://www.wulfila.be/lib/streitberg/1910/html/B068.html).
Danke, insbesondere für den Hinweis auf dieses intessante Wörterbuch!
Anders herum funktionieren Wörter wie: Ausgeburt, Ausbund, ausgezeichnet, ausgerechnet...,
weil hier 'aus' den Inbegriff kennzincht.