Das Verbteile (Pseudikel) auch deklinoren werden können, wenn sie substantivistischen Charakter aufweisen, hatten wir schon.
Das man Nomen auch konjugieren kann, hatten wir - glaube ich - noch nicht. Sehr einfach geht dies mit Nomen, die direkt auf einem Verb basieren. Um das Nichtmehrvorhandensein einer Sache auszudrücken, setzt man einfach die Präteritalform des Verbs ein:
Das Essen Aß war mal wieder sehr lecker.
Bevor das Finanzamt zuschlug, betrug mein Guthaben Guthatte stattliche 10.000 Euronen.
Der gestrige Dauerlauf Dauerlief beschor mir einen heftigen Muskelkater.
Mit dem Konjuktiv II geht das auch:
Hätte ich noch Essen Äße im Kühlschrank - ich böte dir was an.
Ach, überwiese doch endlich mein Arbeitgeber, dann beliefe sich mein Guthaben Guthätte wenigstens auf 1.500.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-16, 09:19:49
Das Aß war mal wieder sehr lecker.
... sprach der Geier und hielt eine Rede auf die Vorteile der mündlichen Kommunikation. Denn er pflegte zu sprechen, wie ihm sein Schnabel gewachsen war.
Die Homophonie zu Aas war naturl absbeachtogen. Außerdem scheint dem Aas auch essen zugrundezuliegen (die Grimms mal wieder):
AAS [as], n. esca, cadaver, ersteres scheint die eigentliche bedeutung und die wurzel itan, eჳჳan, wie von esca für edca edere, morticina caro, vögeln und raubthieren zur speise liegend.
Und:
AASZ [asz], n. esca, cibus. zuweilen für aas, wenn es speise, futter, nicht leiche bedeutet: ein schönes aasz. LOHENST. Arm. 2, 339, eine schöne, eszbare speise. ahd. âჳ cibus comestio, zumal in der zusammensetzung huntâჳ brina; altn. ât esus, ags. æt edulium, cibus, dän. aadsel. so geschrieben liegt es der wurzel ëzan, ëta näher als in der form aas, für welche der einflusz anderer jetzt verdunkelter bildungstriebe den wandel des sz in s nach sich gezogen hat. der schreibung aasz gebricht auch die bedeutung des cadavers.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-16, 09:19:49Das man Nomen auch konjugieren kann, hatten wir - glaube ich - noch nicht.
Stimmt, am nächsten kam noch Christof Doerr (http://verben.texttheater.de/Das_starke_Hauptwort) der Idee.
Da starre ich die ganze Zeit auf meinen Monitor und merke gar nicht, dass der nicht mehr existiert. Das Ding muss naturl Monitier heißen.
Ach hätt' ich doch ein Täschentüch,
die Brölle ich mir säuber müch.
Die Anrag von Herrn Doerr zur Konjunktivur der Nomen finde ich auch sehr reizvoll. Und wie wir sehen, lassen sich auch Adjektive in diesen Prozeß einbinden.
Karl Ranseier ist tot. Er war ein guter Mansch.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-16, 09:19:49
Das Verbteile (Pseudikel) auch deklinoren werden können, wenn sie substantivistischen Charakter aufweisen, hatten wir schon.
Das man Nomen auch konjugieren kann, hatten wir - glaube ich - noch nicht. Sehr einfach geht dies mit Nomen, die direkt auf einem Verb basieren.
Lieber Karsten!
Daß so etwas nicht immer so vorüberstreicht, als wär's gar nix, möchte ich anmerken:
eine tolle Sache!Mit dem Neuen ist's meist so, daß da und dort die Leut' dann so tun, als wäre (bei Euch wohl: hätte) das quasi offen auf der Hand goleng. Nachher tun sie so. - Kurz nach Beethovens Fünfter gingen viele Musikaster umher, 'Dadada-daaaa / dadada-daaaa' pfeifend. - Ist ihnen aber nicht & nie selber eingafnall.
Sätze wie 'Dann hätte ich ein schönes Guthätte' kekünnen aus Neutsch außerdem etwas fast wie bei einer Bantusprache herausholen, eine Verbsubstantivkonkordanz, nur nicht am Wortanfang, sondern am Wortende. Denn natchlur hieße das nicht
Dann geldhabkönn mir ein geldschön Geldguthab geldsein.
Wie's auch sei, lieber Karsten, für mich bist Du nun ein bißchen ein honorary African.
Und obwohl das jetzt nicht herpaßt, wünsche ich Dir trotzdem:
Hakuna matata!
Wie man halbwegs traraernsthaft und plagiologisch ein paar Schnalzlaute ins Neutsche bringen kekünne, wird uns schon noch einfallen.
Asante sana!
Dennoch, mit der Verbsubstantivkonkordanz wie im Swahili hat das eiganlt nicht so viel zu tun, es sei denn du benutzt Phrasen, die sich eh etwas bescheiden anhören ob der Verdulpp: ein Guthaben haben, mit dem Taschenrechner rechnen, Tiefschlaf schlafen. Aber im Tempus konkordieren Nomen und Verb naturl.
Apropos Tiefschlaf: "Er fiel in einen tiefen Schlief." hört sich doch schöner an als das Original.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-17, 12:33:38
(...), es sei denn du benutzt Phrasen, die sich eh etwas bescheiden anhören (...)
Das ist doch ganz unsere Art: Phrasen zu benutzen, die sich eh etwas bescheiden anhören.
Mir fiel söben auf, dass die ganzen -itäten sich auch gut einer Konjugur unterziehen lassen:
Kuriositut - Kuriositat - Kuriosität - Kuriositan
Froychl, Karsten! - Das geht aber auch, so irgendwie, umgiknorr: Wenn ich hier abends das Institut verlasse, wird das für mich an der Gartentür, die ich erst auf- und dann wieder zusperre, zum Institat, in meinem Stammcafé zum Institan. Am Sonntag frug ich mich bisweilen, ob ich noch ans Instität gehen sesülle.
Hieße mein Stammlokal 'Titan', kekünne ich auf die Frage, wo ich denn hinginge, gar noch 'Ins Titan' antworten.
Er war seit langem Substitan eines Mathemuhtackprofessors. Selbst ein Titan beginnt als Titütchen, ein Faktotum als Ficklebendümmlein.
Ach, wie sehne ich mich nach meinem Schliefgemiech, in dem ich viel zu kurz verwiel, da ich gestern wieder zu lange in der Knippe soff.
Ej, Karsten, ej! Da gibt's ja noch was. Ausgespronch (aber nicht nur) auf Berufe bezonck. (Da kekünne ruhig die feuchte Lunte gelontsch werden, die das Faß zum Überlaufen brächte):
Man hört doch oft so fades Gerede: Mein Mann ist Dentist in Pension (bei Euch: Pangsjon). Für diesen Pensionär reicht doch ein klares Wort: Dentwar, Polizwar, Schurnalwar (Feminina: Drogwarin, Flötwarin) ...
Dann, auf dem Grabstein steht: Dentwesen, Polizwesen, Schurnalwesen... Das sesüllen dann Neutra sein, wie Wesen zu flegdnier.
Und der Bahnhofsvorsteher, der sich jetzt gerade im Ruhesteh befindet, ist ein Bahnhofsvorstand
Und nicht zu vergessen das staatliche Fürsorist, oder vielmehr Fürsorwär, denn nach den ganzen Sozialkürzungen ist es eben doch nur noch ein Fürsorgewesen, und deshalb heißt es auch so. Möge der Satut über die kommen, die dafür verantworlcht sind!
Freilich besteht kein Grund, die -ut, -at, -an-Wörter nur auf tute zu beschränken. Warum also nicht anerkennen, dass man beim Staatsbesuch Salat schoss? Dass der kaputte Han auf dem Mist liegt? Jetzt aber esse ich eine Brutwurst, denn die Blatwurst ist alle.
Die auf -atte kann man sogar nach den Personen durchkonjugieren:
Ich habe eine Hängemabe. Du hast einen Hängemast. Er hat einen Hängemat. Wir haben einen Hängemaben.
Ich/er hatte eine Hängematte. Du hattest einen Hängemattest.
Ich habe eine Morgenlabe...
Tja, meine Labe ist Deine Last.
Trotzdem muss es wohl die Hängemast sein, nicht der Hängemast. Ebenso ist zwischen der Hühnermaben und dem Fahnenmaben zu unterscheiden.
Außerdem muss es naturl Hingmatte heißen.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-11-11, 16:14:16
Die auf -atte kann man sogar nach den Personen durchkonjugieren:
(...)
Mag sein, doch geht irgendwo das h verlnorr und mir irgendwie ab. Beim -ist jedoch erspart man sich - anders zwar als im Russischen, aber trotzdem - die Kopula - weil die ja schon Teil des Nomens ist:
"Was sind Sie von Beruf?" "Ich Flötwar, nun Obobin und Fagottbin."
Aber bei der Latte geht's. Schlielß wird laben bei uns analog zu haben konjorgen. Wenn ich mich recht entsinne, stammt dieser Kennjokus von dir...
Ich Antikbin.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-11-11, 17:00:07
Aber bei der Latte geht's. Schlielß wird laben bei uns analog zu haben konjorgen. Wenn ich mich recht entsinne, stammt dieser Kennjokus von dir...
Was aber wäre dann ein Lattenz? Da fallen mir auf Anhieb nur zwei Wörter ein: Christian Morgensterns
Lattenzaun - und
latent.
Ja, lie-te sich ein Labenz von einem antiken, nicht mehr bestehenden Ortsnamen ab oder von einer Wüstung (Z.B. Tscherniheim oder Zitzmannsdorf in Österreich), dann hätten wir ein Lattenz oder Lehabtenz.
Zitat von: Berthold in 2008-11-11, 16:48:30
anders zwar als im Russischen, aber trotzdem - die Kopula - weil die ja schon Teil des Nomens ist:
"Was sind Sie von Beruf?" "Ich Flötwar, nun Obobin und Fagottbin."
Ich Englischen geht das auch. Da du von einem fiktiven Stammlokal sprachst, spreche ich mal von einem echten, in dem du auch schon mal zu Gast warst.
I to the Pentago.
I to the Pentawent.
I have to the Pentagon.Amerikanische Soldaten eingesotzen im Vietnam kekunnen damals sagen:
I in Vietnam.Heutzutage jedoch:
I in Vietnwas.
I have in Vietnbeen.
Die Finanzkrise fordert von uns Opfer. Naturkatastrophen haben in der Vergangenheit von den Betroffenen jedoch noch größere Optule gefordert. Manche Leute mussten ihr ganzes Haus einem Hurrikan zum Oplat geben, aber sie haben sich längst neue Häuser gebaut.
Ehrlich gesagen: Um meine Vorhieb tut es mir leid.
Vor langer Zeit memoss sich Dr. Winter mal mit einem Teilaspekt dieser Frage befassen, damals ging es um Nomen im Konjunktiv.
Ich bin nach Ankauf eines Lottoscheines bis zur Ziehung ein Lottogewönner.
Wenn der TUS Hintertupfing gegen die Bayern im DFB-Pokalfinale steht, ist in der Regel (leider) der FCB anschließend der Pokalsieger, während Hintertupfing nur die undankbare Rolle des Pokalsägers bleibt.