Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Neue Ideen => Thema gestartet von: Agricola in 2008-08-08, 08:42:33

Titel: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Agricola in 2008-08-08, 08:42:33
In der Musik unterscheidet man Konsonanzen und Dissonanzen. Wenn wir also eine ... nehmen, ist sie entweder konsonant oder dissonant. Eine was? Eine Sonanz natülr.

Folgen können divergent oder konvergent sein. Was untersucht man bei Funktionen, wenn das Ergebnis die Konvergenz oder Divergenz ist? Die Vergenz natürl.

Es gibt sicherlich noch andere Begriffspaare, denen ein Oberbegriff bisher fehlt, obwohl er doch eigentlich auf der Hand liegt.

Wie steht es beispielsweise um die Nahme der deutschen Bevölkerung? Handelt es sich um eine Ab- oder eine Zunahme? Und um die Gänge der Sterne am Himmel, seien es nun Auf- oder Untergänge?

Auch Adjektive und Verben fehlten bisher noch. Wenn ein Medikament beispielsweise nicht gerade ein Placebo ist, ist es unserer Gesundheit jedenfalls träglich. Ob zu- oder abträglich, ist allerdings eine entscheidende Frage. Und mit Gewaltanwendung kann man einen Arm renken. Grobe Kunst reicht hierbei nur zum Ausrenken, während geschicktere Leute auch zum Einrenken in der Lage sind.

Weitere Grundbegriffe harren darauf, in diesem Faden das Licht der Welt zu erblicken.
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Ku in 2008-08-08, 21:33:30
Dazu fällt mir nur kömmlich ein, nämlich was ich verdiene (ein) oder was ich esse (be).

Ich nehme an, du meinst NICHT:

Kon-zert
gepan-zert

Wa-schlappen
Bade-schlappen

Wand-Teller
Schrifts-Teller

mä-andern
w-andern

k-östlich
fern-östlich
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Kilian in 2008-08-09, 00:16:23
Auch wenn jemand abwesend ist, so impliziert das MUSEN doch, dass er existiert. Dass jemand, egal ob an- oder abwesend, jedenfalls wesend ist, kekünne daher schlicht bedeuten, dass er existiert.
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: VerbOrg in 2008-08-09, 09:41:11
Andererseits, sesölle es, wenn es ein Angebot und ein dazugehöriges Gebot gibt, auch ein Abgebot geben.
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Agricola in 2008-08-09, 12:23:00
Und jede Stellung, die nicht zu Recht eine Aufstellung genannt werden kann, sollte zu Fug als Abstellung bezinchen werden.
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Blindfisch in 2008-08-09, 15:09:58
Und was irgendwo am Fluss liegt, liegt flusswärts, wenn man nicht genau weiß, ob flussab- oder flussaufwärts.
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Agricola in 2008-08-09, 15:19:45
Gibt's das, dass ein Fisch nicht weiß, ob flussauf- oder flussabwärts? ;)
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Blindfisch in 2008-08-10, 21:26:15
Na, bei einem Fisch mit so einem Namen kann das doch mal passieren  ;)

Aber wenn z. B. die Berghütte nicht oberhalb von 2500 m und auch nicht unterhalb dieser Höhe, sondern genau dort liegt, dann liegt sie halb von 2500 m.
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: VerbOrg in 2008-08-10, 22:07:09
Ich ziehe mich mehrmals täglich, ohne dabei meine Erdnuckeligkeit zu verlieren: ich ziehe mich nämlich an, aus oder um.
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Agricola in 2008-08-10, 22:15:58
Nachdem ich heute morgen aufgewacht bin und so viele Stunden gewacht habe, muss ich jetzt abwachen.
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Berthold in 2008-08-11, 10:33:57
Bei Wörtern, wie sie Agricola ganz oben erwähnt, ist es froychl wachgt, nicht einer falschen Etymologie aufzusitzen.
Aus Af-, Dif-, Inter-, Kon-, Ef-, Reaf- und sicher noch manch anderen erschlösse eins leichthin die 'Ferenz' rück, wäre wohl gar guning, diese mit 'Bringnis' oder 'Tragschaft' zu übersetzen.

In Wahrheit hat Rákóczi/Rákóczy Ferenc*, seines Vornamens eingedenk, eine linguistische Studie ('In Thaytschem Geschpröch') zu jenen 'Ferenzen' guschrimp. Wikipedia unterschlägt diese Leistung des Fürsten:
http://en.wikipedia.org/wiki/Francis_II_Rákóczi

*Voller Titel: Franciscus II. Dei Gratia Sacri Romani Imperii & Transylvaniae princeps Rakoczi. Particum Regni Hungariae Dominus & Siculorum Comes, Regni Hungariae Pro Libertate Confoederatorum Statuum necnon Munkacsiensis & Makoviczensis Dux, Perpetuus Comes de Saros; Dominus in Patak, Tokaj, Regécz, Ecsed, Somlyó, Lednicze, Szerencs, Onod.

Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Agricola in 2008-08-11, 21:54:41
Vielleicht ist es nicht sinnvoll, das Wort wärts als Oberbegriff für vor- und rück-, auf-, ab- und seitwärts einzuführen, weil sich etwas, was sich bewegt, immer auch irgendwiewärts bewegt. Also wäre das Wort wärts ebenso überflüssig wie so manche Warze. Aber um die Ausdrücke wiewärts und sowärts, irgendwiewärts und nirgendwärts kann man das Vokabular vielleicht bereichern. Und die Bewegungsrichtung eines Objektes könnte man doch als Wärtse bezeichnen.
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Kilian in 2008-08-11, 22:48:57
Zitat von: Berthold in 2008-08-11, 10:33:57In Wahrheit hat Rákóczi/Rákóczy Ferenc*, seines Vornamens eingedenk, eine linguistische Studie ('In Thaytschem Geschpröch') zu jenen 'Ferenzen' guschrimp.

Klingt so, als wäre er einer von uns gewesen. Nicht übel, garrrr nicht übel. Weißt du den Titel?
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Berthold in 2008-08-12, 11:22:19
Zitat von: Kilian in 2008-08-11, 22:48:57
Zitat von: Berthold in 2008-08-11, 10:33:57In Wahrheit hat Rákóczi/Rákóczy Ferenc*, seines Vornamens eingedenk, eine linguistische Studie ('In Thaytschem Geschpröch') zu jenen 'Ferenzen' guschrimp.

Klingt so, als wäre er einer von uns gewesen. Nicht übel, garrrr nicht übel. Weißt du den Titel?

Lieber Kilian!

Aus Wahrheitsliebe muß ich diesen Schmäh auflösen. Rákóczy Ferenc als Germanist ist eine Kopfgeburt vom Bertl Janeček. Zumindest ist mir keine germanistische Studie des Fürsten bekannt. Der Vorname lag einfach bei der 'Ferenz' nahe.
Der ungarische Patriot saß in der Wiener Neustädter (= meine Heimatstadt) Burg im Jahre 1701 kurzfristig gefangen, ehe ihm die Flucht gelang:
http://www.eu-projekt.net/cms/front_content.php?idcat=84
Der Nord-Ost-Turm (noch jetzt Rakoczy-Turm genannt; der Dialekt betont falsch 'Rakódschi-Duam'), in dem Fürst Ferenc gefangen war, war der einzige der vier Burgtürme, der das große Erdbeben von 1768 überstand: http://www.zamg.ac.at/forschung/geophysik/erdbebenforschung/oest/1768.html.
In der Georgskirche, über dem Durchgang in den Innenhof der (späteren) Maria-Theresianischen Militärakademie (also gewissermaßen im ersten Stock) liegt Kaiser Maximilian I. von Habsburg ('Der letzte Ritter': 1459-1519) begraben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_I._(HRR)
Im 15. Jahrhundert, unter Kaiser Friedrich III., dem Vater Maximilians* I., war Wiener Neustadt - neben Graz - Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches etc.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Neustadt

*Hier wird doch wohl ein Genitiv '-s' drangehören.   

 
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Berthold in 2008-08-12, 11:30:34
Zitat von: Agricola in 2008-08-11, 21:54:41
Vielleicht ist es nicht sinnvoll, das Wort wärts als Oberbegriff für vor- und rück-, auf-, ab- und seitwärts einzuführen, weil sich etwas, was sich bewegt, immer auch irgendwiewärts bewegt.

Im Wiener Raum ist 'rückwärts' als falsche, aber feinere Variante von 'hinten' gebräuchlich. "Bitte rückwärts einsteigen", kekünne, z.B., ein Busfahrer sagen.
'Vorwärts' hingegen wird als Imperativ vernwond: "Fuaweatß, fuaweatß!"   
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Blindfisch in 2008-08-12, 16:25:31
In diesen wärts-Diskut möchte ich ein neues Beispiel werfen:

Wenn jemand weder in sich gekohren (introvertiert) noch auftrumpfend, draufgängerisch (extrovertiert) ist, also mittelmäßig in dieser Hinsicht, dann ist diese Person vertiert.
Titel: Re: Sonanzen und Vergenzen
Beitrag von: Agricola in 2008-08-12, 16:55:16
Wenn ein Mensch vertiert sein kann, kann dann ein Tier auch vermenscht sein? Introvermenscht oder extravermenscht?

Gestorken hieße es "vertoren" und "vermonschen".