Hallo, ihr alle!
Erstmal ein großes Lob eurer illustren Gesellschaft, für eure Idee und deren Umsetzung (doch wohl hoffentlich nicht Umsatz). Wenn auch einige neue starke Verben doch etwas abstrus klingen, bin ich doch durchaus bereit, euch zu unterstützen.
Ich hätte da zum Beispiel einen Vorschlag. Wie ihr vielleicht wisst, gab es vor einigen Jahrhunderten in gewissen Ablautreihen (z.B. brechen, sterben, biegen, trinken, sinken, heben, schieben, werden, etc.) noch einen zusätzlichen Ablaut. Man sug zum Beispiel "ich warf", aber "wir wurfen". "Ich ward", aber "wir wurden". "Er starb", aber "sie sturben", usw.
Ich habe nun den Vorschlag, diesen zusätzlichen Ablaut wieder zurückkehren zu lassen, allerdings mit einer Änderung.
Meiner Meinung nach sollte der Ablaut nicht "wir", "ihr" und "sie" betreffen, sondern "wir", "ihr" und "er/sie/es/man". In diesem Falle wäre nämlich jede Verbform des Präteritums unterschiedlich, was der Eindeutigkeit zugute käme. Außerdem könnte man im Sinne dichterischer Freiheit in solchen Fällen das Personalpronomen entfallen lassen.
Beispiel:
ich hob wir huben
du hobst ihr hubt
er hub sie hoben
Ansonsten: Macht weiter wie bisher, man schreibt sich vielleicht demnächst wieder!
Gruß Nico Madysa
Zitat von: Nico Madysa in 2008-09-30, 14:38:14
Ich hätte da zum Beispiel einen Vorschlag. Wie ihr vielleicht wisst, gab es vor einigen Jahrhunderten in gewissen Ablautreihen (z.B. brechen, sterben, biegen, trinken, sinken, heben, schieben, werden, etc.) noch einen zusätzlichen Ablaut. Man sug zum Beispiel "ich warf", aber "wir wurfen". "Ich ward", aber "wir wurden". "Er starb", aber "sie sturben", usw.
Ich habe nun den Vorschlag, diesen zusätzlichen Ablaut wieder zurückkehren zu lassen, allerdings mit einer Änderung.
Meiner Meinung nach sollte der Ablaut nicht "wir", "ihr" und "sie" betreffen, sondern "wir", "ihr" und "er/sie/es/man". In diesem Falle wäre nämlich jede Verbform des Präteritums unterschiedlich, was der Eindeutigkeit zugute käme. (...)
Beispiel:
ich hob wir huben
du hobst ihr hubt
er hub sie hoben
Das gefällt mir.
Mir mangelt's zwar an der Zeit, mich durch die schweren §§ der Herren Braune & Eggers (1975) zu quälen, doch sehe ich da, daß es im Althochdeutschen auch Fälle gab, wo selbst die 2. Person Singular einen 'Zusatz-Ablaut' hatte.
'Ziohan' ist nach dem Stand der Flexion bei Tatian (ca. 825) gogemp:
Präteritum:Indikativ:
Sg. 1. ,3.: zôh
2.: zugi
Pl. 1.: zugumês (-un)
2.: zugut
3.: zugun
Ein bestechendes Plädwajeh. Es bestuch mich sozusagen. Beim Lesen ful mir ein, daß ein verschrobener Bekonnener meiner Elektrobriefzitate stets mit ,,xxx schrub:" statt ,,xxx schrieb:" einzuleiten pflegt.
So, nun offiziell angemolden bin ich doch etwas überroschen, dass gleich mein erster kleiner Vorschlag solch positive Reaktionen erzielt.
Zitatdoch sehe ich da, daß es im Althochdeutschen auch Fälle gab, wo selbst die 2. Person Singular einen 'Zusatz-Ablaut' hatte.
Darüber lässt sich diskutieren. Ich habe drei Formen genommen, weil das schön symmetrisch wäre: dreimal der normale Präteritumsablaut, dreimal das u.
ZitatMir mangelt's zwar an der Zeit, mich durch die schweren §§ der Herren Braune & Eggers (1975) zu quälen,
Ich bin mir nicht ganz sicher, denn ich habe bisher nur einmal ein richtiges germanistisches Werk durchgelesen und eine Woche nachdem ich es in die Bücherei zurückgebruchen hatte, wurde es "makuliert" und vernichtet, weswegen ich nun auf mein Gedächtnis und Sinn für Logik angewiesen bin. Zum Thema: Wenn ich mich nicht irre, dann betrifft der Wechsel zum U die folgenden Reihen:
e-i-a-o -> e-i-a-u-o: brechen, werfen, bersten, werden, ... (Beleg: Der Br
uch)
i-i-a-o -> i-i-a-u-o: schwimmen, trinken, sinken, (m.M.n) winken, hinken, ... (Belegen: Der Tr
unk)
ie/e-ie/e-o-o -> ie/e-ie/e-o-u-o: heben, weben, biegen, wiegen, ... (Beleg: H
ubraum, der Schiffsb
ug)
e-e-a-a -> e-e-a-u-a: Meines Wissens nur "stehen"
Außerdem: schwören (wegen Schwur) und möglicherweise auch lügen (weil log-gelogen, Analogieschluss).
ZitatBeim Lesen ful mir ein, daß ein verschrobener Bekonnener meiner Elektrobriefzitate stets mit ,,xxx schrub:" statt ,,xxx schrieb:" einzuleiten pflegt.
Das auch "schreiben" unter diese Verben fällt, mag ich nicht so recht glauben. Dann müsste es nicht nur "er schrub", sondern auch "er luh", "ihr hußt", "wir russen", "sie lutt", usw. Aber als Wortspiel natürlich immer dazu gut, den Lesenden zu verwirren. ;D
So, ich hab die Sache nochmal etwas weiter verfolgen und bin einfach mal von den althochdeutschen Ablautreihen ausgegangen.
Ablautreihe I.a:
rītan - rītu - reit - ritun - giritan (nhd. reiten, schneiden)
reiten - reitet - ritt - ritten - geritten
Ablautreihe I.b:
zīhan - zīhu - zēh - zigun - gizigan (nhd. zeihen, leihen)
zeihen - zeiht - zieh - ziehen - geziehen
Ablautreihe II.a:
biogan - biugu - boug - bugun - gibogan (nhd. biegen, fliegen)
biegen - biegt - bog - bug - gebogen
Ablautreihe II.b:
biotan - biutu - bōt - butun - gibotan (nhd. bieten)
bieten - bietet - bot - buten - geboten
Ablautreihe III.a.:
bintan - bintu - bant - buntun - gibuntan (nhd. binden)
binden - bindet - band - bunden - gebunden
Ablautreihe III.b.:
werfan - wirfu - warf - wurfun - giworfan (nhd. werfen, sterben, werden, etc.)
werfen - wirft - warf - wurfen - geworfen
Ablautreihe IV.:
neman - nimu- nam - nāmun - ginoman (nhd. nehmen)
nehmen - nimmt - nahm - nahmen/nuhmen - genommen
Ablautreihe V.:
geban - gibu - gab - gābun - gigeban (nhd. geben)
geben - gibt - gab - gaben - gegeben
Ablautreihe VI.:
faran - faru - fuor - fuorun - gifaran (nhd. fahren)
fahren - fährt - fuhr - fuhren - gefahren
Ablautreihe VII.:
rātan - rātu - riet - rietun - girātan (nhd. raten)
raten - rät - riet - rieten - geraten
Leider bin ich mit den älteren deutschen Sprachen noch nicht allzu erfahren, daher ergeben sich für mich einige Fragen:
1. Die Reihen II.a und II.b sind mittlerweile völlig zusammengefallen, richtig?
2. Die Reihen III.b (werfen) und IV gleichen sich bis auf den Präteritums-Plural-Ablaut. Gibt es irgendein erkennbares Unterscheidungsmerkmal, woran man sieht, bei welchen Verben man das Vergangenheits-Plural-U wieder einführen kann und bei welchen nicht?
3. In welche Reihe gehört "schwimmen"? Aufgrund der Konjunktiv-Formen "schwämme/schwömme" habe ich den Verdacht, dass es nicht "wir schwummen", sondern "wir schwommen" heißen sesöllte. Weiß jemand mehr darüber?
Zitat von: Übertreiber in 2008-11-05, 09:18:26
2. Die Reihen III.b (werfen) und IV gleichen sich bis auf den Präteritums-Plural-Ablaut. Gibt es irgendein erkennbares Unterscheidungsmerkmal, woran man sieht, bei welchen Verben man das Vergangenheits-Plural-U wieder einführen kann und bei welchen nicht?
Die Verben der Ablautreihe IIIb haben ein e oder i gefolgt von einem Liquid (r oder l) plus einen Konsonanten.
Die Verben der Ablautreihe IV haben e oder i gefolgt von einem Nasal (m oder n).
Zitat
3. In welche Reihe gehört "schwimmen"? Aufgrund der Konjunktiv-Formen "schwämme/schwömme" habe ich den Verdacht, dass es nicht "wir schwummen", sondern "wir schwommen" heißen sesöllte. Weiß jemand mehr darüber?
Eigentlich IIIa. In diesem Artikel (http://www.germanistik.uni-mainz.de/new_html/_historische/Mitarbeiter/d_nuebling/ss08/Nowak-8%20AR.pdf) wird eine achte Ablautreihe vorgeschlagen, in die
schwimmen pieße.
Dir sei gedanken, ich werde an der Sache noch etwas (amateurhaft) weiterforschen. :)
Jau, mach das! Schön, dass wir mal wieder ein aktives neues Mitglied haben. :D
Amateure sind die meisten von uns. Die Ablautreihen kann wahrscheinlich nur MrMagoo auswendig.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-11-05, 09:37:20
Eigentlich IIIa. In diesem Artikel (http://www.germanistik.uni-mainz.de/new_html/_historische/Mitarbeiter/d_nuebling/ss08/Nowak-8%20AR.pdf) wird eine achte Ablautreihe vorgeschlagen, in die schwimmen pieße.
Einerseits beunruhigend, dass sich starke Verben über eine andere Ablautreihe zu den schwachen Verben "schleichen" (siehe bellen), andererseits ist es doch auch schön, dass sie sich genauso gut wieder erholen können. (in Faust verwandte Goethe
begonnte statt
begann) Mir deucht, dass es genauso nötig ist, schwächelnden starken Verben ebenfalls auf die Beine zu helfen.
Ich werde in den nächsten Tagen mal eine Liste meines vorläufigen Ergebnisses veröffentlichen, mit Formen wie
schwören - er schwiert - ich schwar - wir schwuren - ich schwüre - geschworen
gären - es giert - ich gar - wir guren - ich güre - gegoren
erlöschen - es erlischt - ich erlasch - wir erluschen - ich erlüsche - erloschen
Nach etwas längerer Kramerei habe ich endlich ein vorläufiges Ergebnis meiner Bemühungen, nalm
eine Überarbeitung der deutschen Ablautreihen. Außerdem habe ich noch Namen für die Ablaute und
Ablautreihen ersonnen, alldieweil ich die Nummerur der Reihen und komplizorene Bezeichnung der
Bugstufen (wie 1.Pers.Sing.Präs.Ind. für "Ich gehe) schon längenst als langweilig und störend
empfunden habe.
Angaben erfolgen nach dem folgenden Muster:
Infinitiv | 3.Pers.Sing.Präs.Ind. | 1.Pers.Sing.Prät.Ind. | 1.Pers.Pl.Prät.Ind. | 1.Pers.Sing.Prät.Konj. | Part.Perf.
|
Grundablaut | Jetztablaut | Frühablaut | Extrablaut | Irrealablaut | Perfektablaut
|
Nicht deutsch gebogene Verben habe ich mich mit einem Sternchen * markoren, ebenso Formen die unregelmäßig aus der Reihe tanzen.
1.1 Raff-Ei-Reihe, da das Grundablaut-Ei im Präteritum zu einem kurzen, geraffenen i wird.
(Imperativ mit dem Jetztablaut)
ei | ei | i | i | i | i
|
reiten | reitet | ritt | ritten | ritte | geritten
|
1.2 Dehn-Ei-Reihe, da das Grundablaut-Ei im Präteritum zu einem langen, gedehnenen ie wird.
(Imperativ mit dem Jetztablaut)
ei | ei | ie | ie | ie | ie
|
leihen | leiht | lieh | liehen | liehe | geliehen
|
2 Doppel-O-Reihe, da Früh- und Perfektablaut ein O sind.
(Imperativ mit dem Jetztablaut)
a/au/e/ie/ü | a/au/e/ie/ü | o | u | ü/ö | o
|
schallen* | schallt | scholl | schullen | schölle/schülle | geschollen
|
saugen | saugt | sog | sugen | söge/süge | gesogen
|
saufen | säuft* | soff | suffen | söffe/süffe | gesoffen
|
heben | hebt | hob | huben | hübe | gehoben
|
bieten | bietet | bot | buten | böte | geboten
|
kiesen | kiest | kor | kurenn | köre | gekoren
|
-ieren* | -iert | -or | -ur | -öre | -oren
|
lügen | lügt | log | lugen | löge | gelogen
|
3.1 E-Volllautreihe, da diese Reihe fast alle Laute abdeckt (a, e, i, o, u und ein Umlaut)
(Imperativ mit dem Jetztablaut)
e/ö/ä | i/ie | a | u | ü/ä | o
|
bellen* | billt | ball | bullen | bülle | gebollen
|
melken* | milkt | malk | mulken | mülke | gemolken
|
schmelzen* | schmilzt | schmalz | schmulzen | schmülze | geschmolzen
|
dreschen* | drischt | drasch | drusch | drüsche | gedroschen
|
erlöschen* | erlischt | erlasch | erluschen | erläsche | erloschen
|
gären* | giert | gar | guren | güre | gegoren
|
fechten* | ficht | facht | fuchten | füchte | gefochten
|
schwören* | schwiert | schwar | schwuren | schwüre | geschworen
|
nehmen | nimmt | nahm | nuhmen | nühme | genommen
|
treffen | trifft | traf | trufen | trüfe | getroffen
|
3.2 I-Volllautreihe, da auch diese Reihe vom einem Extrem I zum anderen Extrem U zieht.
(Imperativ mit dem Jetztablaut; Kausativ mit E-Ablaut)
i | i | a | u | ä | u
|
singen | singt | sang | sungen | sänge | gesungen
|
brinnen* | brinnt | brann | brunnen | bränne | gebrunnen
|
schinden* | schindet | schand | schunden | schände | geschunden
|
schwimmen* | schwimmt | schwamm | schwummen | schwämme | geschwummen
|
glimmen* | glimmt | glamm | glummen | glämme | geglummen
|
4.1 E-Schwankreihe, da der Ablaut vom E zum A und wieder zum E schwankt.
(Imperativ mit dem Jetztablaut; mancher Kausativ mit E-Ablaut)
e/i/ie | i/ie | a | a | ä | e
|
stecken* | stickt | stak | staken | stäke | gestecken
|
genesen* | genist | genas | genasen | genäse | genesen
|
bitten | bittet | bat | baten | bäte | gebeten
|
liegen | liegt | lag | lagen | läge | gelegen
|
4.2 A-Schwankreihe, da auch hier der Ablaut von A zu U und wieder zu A schwankt.
a | ä | u | u | ü | a
|
waschen | wäscht | wusch | wuschen | wüsche | gewaschen
|
fachen* | fächt | fuch | fuchen | füche | gefachen
|
schaffen | schafft* | schuf | schufen | schüfe | geschaffen
|
5 Restschwankreihe (od. Altreduplikanten), da auch dieser Verben Ablaut schwankt.
Vokal/Zwielaut | dessen Umlaut | i/ie | /ie | i/ie | Vokal/Zwielaut
|
rufen | ruft* | rief | riefen | riefe | gerufen
|
blasen | bläst | blies | bliesen | bliese | geblasen
|
fangen | fängt | fing | fingen | finge | gefangen
|
Halbstarke/gemischte Verben
brennen - brennt - brannte - brannten - brennte - gebrannt
kennen - kennt - kannte - kannten - kennte - gekannt
rennen - rennt - rannte - rannten - rennte - gerannt
nennen - nennt - nannte - nannten - nennte - genannt
denken - denkt - dachte - dachten - dechte - gedacht (Konj. auch "dächte")
bringen - bringt - brachte - brachten - brächte - gebrachtPräterito-Präsentia
wissen - weiß - wusste - wussten - wüsste - gewusst
dürfen - darf - durfte - durften - dürfte - gedurft
müssen - muss - musste - mussten - müsste - gemusst
wollen - will - wollte - wollten - wollte - gewollt (Konj. auch "wöllte")
können - kann - konnte - konnten - könnte - gekonnt
mögen - mag - mochte - mochten - möchte - gemocht
möchten - möchte - mochte - mochten - möchte - gemocht (Konjunktivopräsentium eines Präteritopräsentiums!)Unregelmäßige Verben
sein - ist - war - waren - wäre - gewesen
haben - hat - hatte - hatten - hätte - gehabt
tun - tut - tat - taten - täte - getan
kommen - kommt - kam - kamen - käme - gekommen (einziges Verb seiner Reihe)
schaffen (siehe A-Schwankreihe)
saufen (siehe Doppel-O-Reihe)
rufen (siehe Restschwankreihe)
gehen - geht - ging - gangen - gänge - gegangen
hängen - hängt - hing - hangen - hinge - gehangen (gehen und hängen könnten eine eigene Reihe gründen)
stehen - steht - stind - standen - stände - gestanden (Analogieschluss zu gehen)
stehen - steht - stand - stunden - stünde - gestanden (mir klanglich lieber)Noch zu erledigen ist der Abspult jener Verben aus der Doppel-O-Reihe, deren Jetztablaut "eu" ist. Dies ist, glaube ich, schon vorher in einem Faden besprochen worden.
Zwei Dinge will ich nochmals betonen. Erstens, dass neue Formen zu ersinnen weselnt mehr Spaß miech als das ganze Zeug in einer Tabelle zusammenzufassen, und zweitens, dass ich die deutschen Ablautreihen als Vorlage nahm. Zusätzliche neutsche sind noch zu ergänzen.
PS: Verzeiht mir, wenn's etwas trocken ist, aber ich habe die Tabelle schon seit Tagen auf dem USB-Stick und komme nur in den Unterrichtspausen in der Schule an den Rechner und musste mich daher dabei beeilen, alles ins Forum zu schreiben. Ich freue mich schon auf Verbesserungsvorschläge. :D
Schön! Vor allem deine neuen Bezinchen für die Ablautreihen gefallen mir. Ich werde mal versuchen, sie mir einzuprägen. Mit den Nummern habe ich das nie geschaffen und es gibt auch Germanisten, denen die "Standard"-Nummerur nicht gefällt und eine eigene verwenden, was zur kompletten Verwurr führt.
Galaktisch-gigantisch! Mein einziges Bedenken bezieht sich darauf, dass eine Wiedereingliederung idiosynkratisch irrlichternder Verben in kanonische Ablautreihen eventüll der rauschhaften Vielfalt der Muster zuwiderliefe, die - zumindest gedacht - noch größer auf unserem Banner steht als die Stärke, die, allzu konsequent betrieben, langweilig wird, wie Berthold schon einmal umdachte (http://verben.texttheater.de/Eine_Schw%C3%A4che_starker_Verben). Aber es ist auf jeden Fall spannend, all diese Verben auf Heimaturlaub bei den Reihen zu sehen, denen sie entstammen (mögen) - zumal wenn die Wiedervereinigung mit dem verlorenen Sohn, dem U-Ablaut hinzukommt! Heißen Dank für diese Zusammenstellung - und die Reihenbezinche, das ist wirklich eine fabelhafte Idee!
Zitat von: Übertreiber in 2008-11-26, 11:22:27dass ich die deutschen Ablautreihen als Vorlage nahm. Zusätzliche neutsche sind noch zu ergänzen.
Stimmt, und dann kommt ins Spiel, was ich oben "rauschhaft" nannte, nicht nur im Sinne von Rausch, sondern auch von Rauschen: Dass sich hier vermutlich nichts mehr in einen handlichen Satz von Ablautreihen fügt, sondern praktisch alles vorkommt, was sich an Vokalkombinationen denken lässt. Naja, gewisse Muster werden sich erkennen lassen, schließlich stärken wir mit einem gewissen neutschen Sprachgefühl, in das sich auch so manches eingeschliffen hat. Ich muss bei Muße mal ein kleines Skript programmieren, das die neutschen Ablautreihen aus der Großen Liste raussaugt, und dann hier präsentieren, wie viele es gibt.
Zitat von: Übertreiber in 2008-11-26, 11:22:27
Nach etwas längerer Kramerei habe ich endlich ein vorläufiges Ergebnis meiner Bemühungen, nalm
eine Überarbeitung der deutschen Ablautreihen. Außerdem habe ich noch Namen für die Ablaute und
Ablautreihen ersonnen, alldieweil ich die Nummerur der Reihen und komplizorene Bezeichnung der
Bugstufen (wie 1.Pers.Sing.Präs.Ind. für "Ich gehe) schon längenst als langweilig und störend
empfunden habe.
(...)
(...)
Dank Deiner Kräme, lieber Übertreiber!
Besonders gern unter den Formen habe ich jene Reihen, in denen Frühablaut und Extrablaut verschiedene Vokale sind.
Ich geh bei solchen Sachen ja anders vor: Ich überträume sie, schmeiße mich in (oft) krause Phantasien, mähe mit saturniner Nonsense (Das Wort stammt vom Zoologen Univ. Prof. Josef Weisgram. Danke, lieber Josef!), mach's mit viel Museifutz (= Motivation) und mit depressiver Zähe ...
Dennoch glaube ich, hohe -, nun ja, Intelligenz eines Mitmenschen gut diagnostizieren zu können - und ich bestaune sie! Wenn auch jedeR sicher seine/ihre Gebiete hat, in denen er/sie ... keine Bawart ... etc., etc. ...
Ich schrieb das vor allem her (der Karsten und der Kilian haben's auch getan), damit ein Werk auch seinen - unhörbaren - Applaus bekomme! - Über viele hundert Kilometer hinweg
Doppelpunkt
pasch - pasch - pasch - pasch - pasch - pasch ...!
Nun, die Irrealablaute (Konjunktiv 2) einiger Reihen ließen sich - Du hast dafür schon fast die ganze Arbeit gelienzt - ebenfalls teilen. Ich tiele sie aber nicht in Ein- und Mehrzahl, sondern nach den Vokalen der Fürwörter. Da i besonders Ablaut-fördernd ist, erhielte ich zwei Gruppen:
a) ich, sie (Sg.), wir, ihr, sie (Pl. auch Sie) und
b) du, er, es.
Im Falle eines Nomens hätte ein weibliches den Umlaut von a), ein männliches und sächliches den bei b). Der Plural-Vokal rächte sich nach a).
Die Formen wären dann leicht anzuschreiben. Aus deinen Reihen gebe ich folgende Beispiele:
Doppel-O-Reihe: (saufen) ich süffe; du söffest; er (der Mann) söffe; sie (die Frau) süffe; es (das Kind) söffe; wir, ihr, sie (Sie / die Männer, Frauen oder Kinder) süffen
E-Vollautreihe: (melken) ich mülke; du mölkest; er, es mölke; sie mülke; wir, ihr sie (Sie) mülken
I-Vollautreihe: (singen*) ich sünge; du sängest; er, es sänge; sie sünge; wir, ihr sie (Sie) süngen
A-Schwankreihe: (waschen) ich wüsche; du wäschest; er, es wäsche; sie wüsche; wir, ihr, sie (Sie) wüschen
*
Wäre doch schön, von einem Regens chori zu vernehmen: "Ach sünge sie doch, sänge er doch bei uns!"
Oder man hur bei einem Branntweiner ('Brandineser') in einem der Wiener Außenbezirke: "Gäbe es hier Absinth, du söffest ihn, ich aber süffe ihn nicht!"
Zitat von: BertholdIm Falle eines Nomens hätte ein weibliches den Umlaut von a), ein männliches und sächliches den bei b). Der Plural-Vokal rächte sich nach a).
Darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Meine bisherige Regel war, dass sich Irrealablaut möglichst stark vom Grundablaut unterscheide. Also
sprüche, weil spräche = spreche, aber
sänge, weil sünge = singe, ebenso
löge wegen lüge = lüge.
Andererseits kann man auch andersherum diskutieren. Durch den feinen Unterschied zwischen ü und i sind die Neutschsprecher gezwungen, sich besonders sauber zu artikulieren, was ein fabulöser Widerspruch zur allgemeinen Regel der Sprachökonomie wäre.
Heute Abend wird nichts Gescheites im Fernsehen kommen, ich werde versuchen, mir etwas einfallen zu lassen. Gerade eben kam mir der Geistesblitz, einfach einen zweiten Irrealablaut zu schaffen. Man könnte dann ersten Konjuntiv- und den zweiten Subjunktivablaut, oder ersten Hochirreal- und den zweiten Tiefirrealablaut, oder noch ganz anders nennen. Wo du gerade mölke-mülke statt mälke-mülke nennst, schwebt mir das Pärchen sänge-sönge vor.
Tut mir leid, muss jetzt los; der Geschichtsunterricht ist gerade zu Ende. ;D
Nun der Nachtkalauer:
Lang leben nicht nur die Ablaut-, sondern auch die Agrünt-, Arötet-, Asilbert- und Agoldetreihen!
So, ich hab jetzt alle Nüwerungen in eine hübsche PDF-Datei (http://uebertreiber.xprofan.com/texte/gsv-stork.pdf) eingetragen. Da diese mir einen ganzen Abend gekosten hat, ist es hoffelnt verständlich, dass ich zu faul war, all dies nochmal in eine forumkonforme Tabelle zu übertragen. :D Dabei bieb (hauen - hieb, bauen - bieb) ich noch folgende Änderungen ein:
- Bertholds zusaltz Irrealablaut; infolgedessen heißt nun der (artikulorisch höhere) Irrealablaut
Oberkonjablaut (Konjunktivablaut), der neue (meist ü)
Unterkonjablaut.
- in schönster Analogie zu Ober- und Unterkonjablaut habe ich mich entschieden, die Präteritumsablaute
Oberfrühablaut und
Unterfrühablaut zu nennen - ist noch einprägsamer. :)
- Abspielt der Eu-Verben (fleugst, zeuchst, ...) von den Doppel-O-Verben
Zitat von: Berthold in 2008-11-27, 15:37:50
Ich geh bei solchen Sachen ja anders vor: Ich überträume sie, schmeiße mich in (oft) krause Phantasien, mähe mit saturniner Nonsense (Das Wort stammt vom Zoologen Univ. Prof. Josef Weisgram. Danke, lieber Josef!), mach's mit viel Museifutz (= Motivation) und mit depressiver Zähe ...
So mach ich es doch auch - nur hab ich wohl einfach mehr Zeit um über solches zu grübeln. Allein die viertelstündige Busfahrt von und zur Schule. :D
Ebenso ist nicht zu vergessen, dass ich mich schon, seit ich bei B. Sick mal las, dass man früher "ich warf" aber "wir wurfen" sug, mich für Ablaute interessiere und in den vergangenen Sommerferien ein Buch über die Geschichte der deutsche Sprache gelesen habe, also seit dem darüber halbwegs informoren bin. In dieser Zeit hat sich auch das hier vorgestollene System bedächtiglich entwockoln.
Zitat von: Berthold in 2008-11-27, 15:37:50
... mach's mit viel Museifutz (= Motivation) ...
Lieber Bertl,
ich würde gerne die streng wissenschaftliche Herleitung von "Motivation" zu "Museifutz" erkloren haben.
Zitat von: Berthold in 2008-11-28, 22:15:44
Nun der Nachtkalauer:
Lang leben nicht nur die Ablaut-, sondern auch die Agrünt-, Arötet-, Asilbert- und Agoldetreihen!
Was ist das? Ein akuter Anfall von Lebenslust?
Berthold im Rausch unkomplizorener Späße - na servus, ich fass' es ja nicht. Aber schön! ;)
Ich habe es so verstanden, dass er "blau", "grün", "röte", "silber" und "gold" gemienen hat.
Aber man weiß ja bei Bertl nie, ob er nicht was ganz anderes meint.
Zitat von: Übertreiber in 2008-11-28, 22:17:55
So, ich hab jetzt alle Nüwerungen in eine hübsche PDF-Datei (http://uebertreiber.xprofan.com/texte/gsv-stork.pdf) eingetragen.
Herlzesten Dank für die schöne, übersilchte Tabelle.
Zitat von: Ku in 2008-11-28, 23:16:02
Ich habe es so verstanden, dass er "blau", "grün", "röte", "silber" und "gold" gemienen hat.
Aber man weiß ja bei Bertl nie, ob er nicht was ganz anderes meint.
So habe ich das auch verstanden, es wornd mich bloß, daß sich Bertl von einem solchen Orkan linguistischen Spaßens hinfortreißen ließ.
@Übertreiber:
Das ist mal wirklich ein schöner Überblick. Natürlich kann man das in meinem Alter nicht mehr alles in der Birne behalten, aber schön ist es - danke! :D
Zitat von: Übertreiber in 2008-11-28, 22:17:55
- Bertholds zusaltz Irrealablaut; infolgedessen heißt nun der (artikulorisch höhere) Irrealablaut Oberkonjablaut (Konjunktivablaut), der neue (meist ü) Unterkonjablaut.
Augenblick, aber ü ist artikulatorisch 'höher' als ö (Zungenspitze höher). Somit bin ich gegen die Umstall 'Ich wörfe - du würfest'.
Von der Artikulation her kann auch 'ich warf' kein
Oberfrühablaut sein, während 'wir wurfen' kein
Unterfrühablaut sein kann.
Warum es 'wir wurfen', 'ihr wurft', aber 'sie warfen' heißen sesülle, verstehe ich nicht.
Statt des Imperativs 'Werfen wir!' läßt sich mit Sicherheit Schöneres finden.
Dann gibt's hier noch viele Paradigmata, die diesen Ablautreihen keineswegs gehorchen - und hinter denen viel durchgriulmpe Zeit und viele Nächte stehen. - Fast schon zu viele -
Das heißt, daß nicht
die neutschen Verben diese Ablautreihen haben, sondern daß einige neutsche Verben sie haben.
Zitat von: Ku in 2008-11-28, 22:26:17
Zitat von: Berthold in 2008-11-27, 15:37:50
... mach's mit viel Museifutz (= Motivation) ...
Lieber Bertl,
ich würde gerne die streng wissenschaftliche Herleitung von "Motivation" zu "Museifutz" erkloren haben.
Z.T. nach 'Kluge'
Nhd Mus <- Mhd muos <- Ahd muos (Essen, Speise, Mus) <- westgermanisch *môsa (Zukost) <- germanisch *mati (Speise). Das Grundwort hat die Tendenz, Fleisch zu bedeuten: vgl. ne. meat
daß german. -t am Silbenende zu Ahd. tz oder s(s) wird, ist ja eine alte G'schicht (foot - Fuß)
Mhd î -> Nhd ei (zît - Zeit). Das geschah später als obige Lautverschübe. Aber, MeinGottnaa(n), dann hat es halt, plagiolinguistisch gedacht, einmal 'Muosîfutz' geheißen.
v -> f (stimmlos): Im Ahd wurde anlautendes (germanisches) f oft als v guschrimp. (Teilw.) stimmhafte Aussprache von v findet sich z.B. in alten Tiroler Dialekten.
-t(io) -> tz: siehe oben
u -> a (Das taucht in unseren Listen ja oft auf: wachsen - wuchs, waschen - wusch // laden - lud (Die Länge vernachläsige ich ohne weiteres.)
Es ist also nicht notwendig, für eine Doyt Amelie Zapf oder Übertreiber zu heißen und/oder dem Mensa-Verein anzugehören.
Zitat von: Berthold in 2008-12-01, 13:42:09
Zitat von: Ku in 2008-11-28, 22:26:17
Zitat von: Berthold in 2008-11-27, 15:37:50
... mach's mit viel Museifutz (= Motivation) ...
Lieber Bertl,
ich würde gerne die streng wissenschaftliche Herleitung von "Motivation" zu "Museifutz" erkloren haben.
Z.T. nach 'Kluge'
Nhd Mus <- Mhd muos <- Ahd muos (Essen, Speise, Mus) <- westgermanisch *môsa (Zukost) <- germanisch *mati (Speise). Das Grundwort hat die Tendenz, Fleisch zu bedeuten: vgl. ne. meat
daß german. -t am Silbenende zu Ahd. tz oder s(s) wird, ist ja eine alte G'schicht (foot - Fuß)
Mhd î -> Nhd ei (zît - Zeit). Das geschah später als obige Lautverschübe. Aber, MeinGottnaa(n), dann hat es halt, plagiolinguistisch gedacht, einmal 'Muosîfutz' geheißen.
v -> f (stimmlos): Im Ahd wurde anlautendes (germanisches) f oft als v guschrimp. (Teilw.) stimmhafte Aussprache von v findet sich z.B. in alten Tiroler Dialekten.
-t(io) -> tz: siehe oben
u -> a (Das taucht in unseren Listen ja oft auf: wachsen - wuchs, waschen - wusch // laden - lud (Die Länge vernachläsige ich ohne weiteres.)
Es ist also nicht notwendig, für eine Doyt Amelie Zapf oder Übertreiber zu heißen und/oder dem Mensa-Verein anzugehören.
Sehr schöne Erklur der Wortes Museifutz, aber keine Erklärung, wie dieses Wort aus dem Wort Motivation hergeltten wird.
Aber ich gebs jetzt auf.
???
Das war doch gerade die Erklur der Herlitt. Was Bertl nicht dazugeschrieben hat, ist sein "Recessus Narrativus", also diese kleinen Geschichtchen, die er hinter den Worten versteckt sind. Mit Museifutz kann ich irgendwie nix assoziieren.
Ist doch genau dasselbe, was ich dir Anfang 2006 schon mal erklur: Hochdeutsche Lautverschub (p -> pf, t -> tz/ss etc.)
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-12-01, 18:00:27
Ist doch genau dasselbe, was ich dir Anfang 2006 schon mal erklur: Hochdeutsche Lautverschub (p -> pf, t -> tz/ss etc.)
Das war ja auch sehr nett von dir.
Die Lautverschiebungen brauchte mir aber eigentlich keiner zu erklären. Ich habe tatsächlich jahrelang die Schule besucht, obwohl das womöglich nicht so aussieht.
Mir muss jetzt nur noch einer erklären, wo ich ein p im Wort Motivation finde, damit ich die Herleitung von Motivation zu Museifutz nachvollziehen kann.
Oder Bertl erzählt noch sein Gschichterl dazu.
::)
Zitat von: Berthold in 2008-12-01, 13:42:09v -> f (stimmlos): Im Ahd wurde anlautendes (germanisches) f oft als v guschrimp. (Teilw.) stimmhafte Aussprache von v findet sich z.B. in alten Tiroler Dialekten.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-12-01, 17:09:35
???
Mit Museifutz kann ich irgendwie nix assoziieren.
Immer geht's halt nicht ganz so schön. Schaumma uns halt die Weltliteratur an: zunächst ein kurzes Stückchen Faustens (1), den Anfang der Szene in Auerbachs Keller:
Frosch.
Will keiner trinken? Keiner lachen?
Ich will euch lehren Gesichter machen!
Ihr seid ja heut wie nasses Stroh,
Und brennt sonst immer lichterloh.
Brander.
Das liegt an dir; du bringst ja nichts herbei,
Nicht eine Dummheit, keine Sauerei.
Frosch
(gießt ihm ein Glas Wein über den Kopf).
Da hast du beides!
Brander.
Doppelt Schwein!
Und nun stell Dir halt Dich selber und eine Muse vor. Szene im Pentagon. Thema: Wie schwer es sein kann, Museifutz zu finden:
Karsten.
Matt schlepp ich mich ins Pentagon;
Regale voller Schnäpse drohn.
Acht Monat Irrsinn, welche Fron!
Trag ich denn schon die Distelkron?
-
Ob Klänge, Bilder, Worte, Ton,
Ich lechze nach der Insp'razion!
Muse
(Seift ihn jäh - welch böser U(t)z! - über und über ein).
Marsch! Spül dir Laug' und Laune weg!
Rausch ab jetzt in dein Jammereck!
-
Dort hockt er schon, der alte Janeček
mit Mehlspeiswanst und Depressivenspeck.
Karsten.
Kekünnt ich Singer, Maler, Dichter, Töpfer sein!
All dies zerrinnt, ich schluchze, - heule, - plärre, - grein - . - . - . - . - .
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-12-01, 17:09:35
Mit Museifutz kann ich irgendwie nix assoziieren.
Naja, nun hat ja wenigstens der Karsten erkloren bekommen, wie sein Essensreich möglicherweise auszusehen hätte.
Und bevor ich albern angelorben werde, wie ich von "Assoziation" auf "Essensreich" gekommen bin, sage ich es euch freiwillig:
Durch pure Willenskraft
Ich sattele mal das Pferd von hinten auf.
Zitat von: Berthold in 2008-12-01, 12:18:26
Dann gibt's hier noch viele Paradigmata, die diesen Ablautreihen keineswegs gehorchen - und hinter denen viel durchgriulmpe Zeit und viele Nächte stehen. - Fast schon zu viele -
Das heißt, daß nicht die neutschen Verben diese Ablautreihen haben, sondern daß einige neutsche Verben sie haben.
Richtig, die Liste ist noch unvollständig, ich bettele geradezu um weitere, originalneutsche Ablautreihen. Verzeih mir, dass ich eine Bemurk innerhalb der Textdatei vergessen habe.
Zitat von: Berthold in 2008-12-01, 12:18:26
Statt des Imperativs 'Werfen wir!' läßt sich mit Sicherheit Schöneres finden.
Das ist sicherlich wahr, aber da es solches noch nicht gibt, habe ich mich am Deutschen orientiert. Ein reinsynthetischer Imperativ für alle Personen sesölle man auf die Nochzuerledigen-Liste setzen.
Zitat von: Berthold in 2008-12-01, 12:18:26
Von der Artikulation her kann auch 'ich warf' kein Oberfrühablaut sein, während 'wir wurfen' kein Unterfrühablaut sein kann.
Wirlk nicht? Kann sein, dass die Bezieche "Ober-" und "Unter-" Probleme stiften, sie erschienen mir lediglich so griffig. Mir erscheint "a" einfach heller als "u", aber "Hell- und Dunkelfrühablaut" erschienen mir so komisch. Ich wäre äußerst dankbar für andere Vorschläge; jetzt wo du mich darauf stößt, bemerke ich auch die Ungenauigkeit der Begriffe.
Zitat von: Berthold in 2008-12-01, 12:18:26
Warum es 'wir wurfen', 'ihr wurft', aber 'sie warfen' heißen sesülle, verstehe ich nicht.
Im Mhd. war das U ausschlielß den Pluralformen eigen, doch habe ich in der dritten Person einen Dreher eingebaut, damit sich die endungsgleichen ersten und dritten Personen unterscheiden. Also "Ich warf", aber "er wurf", "wir warfen", aber "sie wurfen". Plausibel?
Von diesem Standpunkte aus wäre es mir auch lieber, wenn dieses Bugmuster auch auf den Konjunktiv angewandt würde.
Du gehst halt linguistisch (ein I induziert einen anderen Laut) an die Sache heran und ich informatisch (die Formen sollen eineindeutig sein). :)
Zitat von: Berthold in 2008-12-01, 12:18:26
Augenblick, aber ü ist artikulatorisch 'höher' als ö (Zungenspitze höher). Somit bin ich gegen die Umstall 'Ich wörfe - du würfest'.
Siehe oben. "Ober-" und "Unter-" sind falsche Bezieche, für mich ist A heller als U. Im Konjunktiv wird das U zum Ü und das A
eigelnt zum Ä. Da das Ä jedoch zu nah am Infinitiv-E ist ( und damit die Eindeutik gefährden ist; vgl. "ich werfe" und "ich wärfe"), habe ich das Ä eigenmächtig zum Ö gemachen.
Zitat von: Ku in 2008-12-01, 22:07:06
Und bevor ich albern angelorben werde, wie ich von "Assoziation" auf "Essensreich" gekommen bin, sage ich es euch freiwillig:
Durch pure Willenskraft
Nun, bisweilen gelangt man erst dann zu einer brauchbaren Asso, wenn man,
durch pure Willenskraft oder, noch besser, indem man's einfach geschehen läßt, auf vertraute Vorurteile, Werte, Masken, Vor- & Verställe, Gedächtnisinhalte und festgelogene Gedankenfolgen verzichtet. So kann man zu einer 'AUSSETZ' gelangen, die einem vielleicht persönlich irgendwie weiterhilft.
Es ist nicht immer gut, allen Geheimnissen hinterherschnuppern zu wollen. Denn die besten Oto-Laryngologen sind bei weitem nicht die besten Sänger.
Ach, was der nur wieder damit gumnien haben kekünne?
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-02, 10:56:13
(...)
Zitat von: Berthold in 2008-12-01, 12:18:26
Statt des Imperativs 'Werfen wir!' läßt sich mit Sicherheit Schöneres finden.
Das ist sicherlich wahr, aber da es solches noch nicht gibt, habe ich mich am Deutschen orientiert. Ein reinsynthetischer Imperativ für alle Personen sesölle man auf die Nochzuerledigen-Liste setzen.
(...)
Hoffochlnt hat Mr. Kluge folgendes Irrsal für die 24. Auflage korringorr:
'
pst Interj. (< 17. Jh.). Lautgebärde. Das s, das hier an die Stelle eines Vokals gesetzt ist, ist ein typischer Flüsterlaut, d. h. beim Flüstern (dem Sprechen mit tonlosen Vokalen) ist das s verhältnismäßig schallstark und deshalb auffallend.
Schwentner, E. (1924) Die primären Interjektionen in den indogermanischen Sprachen. (...) Heidelberg 1924: 16.'
Wieso das blanker Unsinn ist? Weil dabei des Imperativs 1. P. Pl. vorgentß ward.
Im ahd 'Tatian' (ca. 825) lautet der in vielen Fällen gleich wie Praesens 1. P. Pl. Ind., namchl (Musterverb ziohan) ziohemēs (ganz selten ziohēn).
Bei Otfried hingegen (ca. 865) klaffen die Formen auseinander! (Musterverb faran):
Imp. 1. P. Pl. (=
A): faremēs, (-amēs) /// 1. P. Pl. Ind. (=B): farēn
Der große Weißenburger (
für Ku.: Otfried von Weißenburg) tat also den ersten Schritt in Racht Neutsch!
Weitere Schritte des (synthetischen)
A waren:
faremes (Schwach des e) ->
faremәs ('Schwaifeich' (
für Ku: 'Schwaїfikation') des e zur Schwa ә ->
farems (Schwaschwund) ->
farembs (durch die leichtere Aussprache entstandenes -mbs) ->
farempß (Scharf von -mbs -> mpß) ->
farampß (Vokalangleich an den Stammvokal - den Grundablaut des 'Verstärkers'; hier ist der Einfluß - Vokalharmonie! - einer paläosibirischen, finno-ugrischen oder turk-tatarischen Sprache denkbar. Siehe etwa Hanno Spornkoglers Reisetagebuch während der 1. Saltzpürgischen Tuva-Ochspfoteis (
für Ku: Expedition) 1641-45) ->
farampßt (Entspriss des dentalen Verschlusslautes aus dem Reibelaut s; t stark aspiroren) - Orthographische Variante:
faramψθ.
Die beiden Vokale werden etwa gleich laut ausgerufen. Das konsonantische
Postjekt hat besondere Schärfe.
Warum orr Mr. Kluge bei 'pst!'? - Weil das gar keine Interjektion ist und schon gar keine 'Lautgebärde', sondern die 'Restform' eines Verbs: schweigampßt!
Nun ist es leicht, die Formen verschiedener Paradigmata zu bilden (- was sich ja auch für einen schlichten Ruf geört). Bei Diphthongen geht es um den ersten Vokal.
Ein paar Beispiele:
ratamψθ,
gehemψθ,
reitamψθ,
raubamψθ,
wühlümψθ,
furzumψθ,
tuhumψθ,
wirlbimψθ,
zerstulckumψθ (Praesens viceversum!),
schmörkömψθ ...
Ich glaube, dass es sinnvoller sei einen separaten Faden für den synthetischen Imperativ zu beginnen.
Was die Ablautbezieche angeht, bin ich reiflichen Nachdenkens zu den Vorschlägen "heller Frühablaut" und "dunkler Frühablaut" sowie "heller und dunkler Konjablaut". Bist auch du, Berthold, mit dieser Beziech zufrieden?
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-05, 20:12:53
(...)
Was die Ablautbezieche angeht, bin ich reiflichen Nachdenkens zu den Vorschlägen "heller Frühablaut" und "dunkler Frühablaut" sowie "heller und dunkler Konjablaut". Bist auch du, Berthold, mit dieser Beziech zufrieden?
Da das doch
Deine wertvollen Einfälle sind und es mir nicht obliegt, die Früchte Deines reiflichen Nachdenkens madig zu schreiben, muß ich wohl zufrieden sein.
Selber läge mir hier nichts an solchen deutschen Bezienchen.
'Ablaut nennen wir (in der Paulschen Mittelhochdeutschen Grammatik 21., durchgesehene Auflage von 1975: Hugo Moser & Ingeborg Schröbler: §15) den regelmäßigen Wechsel bestimmter Vokale in wurzelverwandten Wörtern oder Wortteilen.' Der Ablaut ist aber keineswegs allein für den Vokalwandel starker deutscher und schon gar nicht neutscher Verben verantwortlich.
In §157 (zur '
Tempusbildung') heißt es:
'Man ist sich über die Bildungsweise der Zeitstufen eines mhd. starken Verbs im klaren, wenn man vier Formen kennt:
Infinitiv oder 1. Sg. Ind. Präs.
1. Sg. Ind. Prät.
1. Pl. Ind. Prät.
Part. Prät.
Nach dem Infinitiv richten sich (abgesehen von den in §156 besprochenen Lautveränderungen - über die ich hier nichts abschreibe) in bezug auf die Gestalt des Wurzelvokals alle übrigen Formen des Präs. Der 1. Sg. Ind. Prät. entspricht die 3. Sg. Nach der 1. Pl. richten sich der ganze Pl. und die 2.Sg. Ind. (->, z.B. (§155) zu næmen, Prät. Ind.: nam, næme, nam, nâmen, nâmet, nâmen) sowie der ganze Konj. Präteritum.'
Somit kommt mir vor, daß bei den verschiedenen 'Mutanten' des Grundvokals eines Kennjokus nicht jede für sich als Ablaut bezninch werden sesülle. Bei der Addition 2 + 3 = 5 braucht 2 nicht 'Oberposten' und 3 nicht 'Unterposten' zu heißen.
Meiner Moyn nach sesülle es keine Bezienche 'Ablaut' geben:
- bei der 'Grundstufe', Deinem 'Grundablaut'
- bei Deinem 'Jetztablaut'. Der Vokalwandel führt hier zu Umlauten oder entspricht anderen Lautgesetzen, nicht dem Ablaut.
- bei Deinen 'Konjablauten'.
'Neutsch ist doch kein Mittelhochdeutsch', magst Du mich nun in die Schranken verweisen. Schon, aber dann brauchen sich neutsche Kennjokus-Vokale auch nicht jedesmal nach uralten Reihen zu richten. Die schau ich halt in einer alten Grammatik nach, behalte ein bisserl was davon und vergiß es auch wieder.
(Daß weder das Präteritum Ind. noch der Konj. 2 immer die selben Vokale haben, gefällt mir an Deiner Aufstall jedoch sehr!) Auf das hat zwar schon einmal
MrMagoo hinguwintz, aber viele unserer Stärker habens nie beriucksachtegen.
Ich hab halt öfters verschnoch, auch die 'Tiefengrammatik' umzukrempeln; Regeln,
'die sich von selber verstehen', wie 'Im Präteritum Ind. eines starken Verbs darf der Hauptvokal kein Umlaut, kein Zwielaut und erst recht kein e sein.' Oder: 'Bei einem starken Verb ist nur der Grundvokal veränderlich.' Oder: 'Verbalformen wie 'krlätte' oder 'knlätte' sind im Deutschen (Neutschen) unmöglich' - u. v. a. Dazu entwalck ich - meist in übertriebenem Latein - Regeln, nach denen so etwas doch ginge.
Gut, ich denke, ich habe verstanden. Ich werde versuchen, deine Hinweíse zu berücksichtigen (sie aber nicht vorbehaltlos übernehmen :) ) und mich auch mal daran wagen, originalneutsche Reihen - zumindest die gebrauchlsten - zu systematisieren.
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-10, 09:05:59
(...) Ich werde versuchen, deine Hinweíse zu berücksichtigen (sie aber nicht vorbehaltlos übernehmen :) ) (...)
So soll es sein. Nur ja diesen alten Kerls nicht allzu viel glauben!
Wärest Du Herr Gottfried von Straßburg, Du hättest vielleicht guschrimp:
nun fürchte ich dine stange unde dich nicht eine halbe bone (Tristan und Isold: 15991).
So, die bisherigen Weihnachtsferien während kekunn ich besinnlich Gleihwün schlürfen und miech mich tatsalch daran, den Grundstorkschatz zu sichten und die Verben in Ablautreihen zu packen. Ein vorläufiges Ergebnis ist hier (http://uebertreiber.xprofan.com/texte/gsv-stork.pdf) nun öffentlich.
Um fortzufahren täte es mir gut, einen kleinen Überblick über eure Meinungen zu folgenden Fragen zu gewinnen:
- Gibt es ein konkretes Kriterium, welches bestimmt, ob ein Verb der I-Volllautreihe ein O oder ein U als Perfektablaut hat? (schwimmen-geschwummen/geschwommen, singen-gesongen/gesungen, glimmen-geglommen/geglummen) Dies bezeucht sich nicht nur auf die deutschen starken Verben, sondern auch auf die Neutschen.
- Ist es klanglich nicht angenehmer, den Konsonantenverschub im Konjunktiv II und eventuell im Perfektpartizip rückgängig zu machen? (Prät: ich zinch, aber Konj. II: ich zichne / ziechne)
- Ist es für "lächeln" und "lachen" klanglich nicht besser, im Präteritum und Konjunktiv II ein kurzes I anstatt eines IEs zu verwenden? (ich lich bzw. lilch statt liech bzw. lielch)
- Wie steht ihr zu Verben die sich nach dem E-O-O oder E-A-A beugen? Sollen sie eher eine eigene Reihe erhalten oder in die bestehende E-Volllaut- bzw. E-Schwankreihe geprossen werden? Ersteres hat den Vorteil, dass sie Ausnahmen bleiben, Zweiteres hat den Vorteil, dass sich die Ablaute dieser Wörter stärker ändern, also die Storke nochmals gestorken werden. (E-I-A-U-O statt E-E-O-U-O und E-I-A-A-E statt E-I-A-A-A)
- In den Ei-Reihen und der Restschwankreihe kam mir die Idee, U und Ü als Ablaute hinzuzufügen, wie wäre dies? (Ich leihe, ich lieh, er luh, wir luhen; ich fange, ich fing, er fung, wir fungen) Da dadurch bei manchen Verben Verwechselungsgefahr entstünde, kämen noch mehr Ausnahmen zustande. (Ich spalte, ich spielt, wir spulten, Konjunktiv spülten??)
Ansonsten hoffe ich zumindest auf Beifall eurerseits, ist selbiges doch das Brot des Künstlers.
Du scheinst die überweihnalchte Ruhe und Abgescheid ja sinnvoll genotzen zu haben.
Blindi und ich oren uns söben kolst amüsen, als wir Deine kleine Aufstoll kurz mal übertflogen.
Diese Ausfuhre sind auf alle Fälle haupzeitenverdächtig.
Ich apelliere hiermit an den Scheff, diesem Großwerk einen Ehrenplatz eintzut-räumen, auf dass Neutschunkundige etwas haben, um sich in unser Tun systematisch eintlesen zu können.
Und dann bringen wir ein Lehrwerk heraust, erklären Neutsch zum Pflichtfach ab der ersten Klasse, bekommen endlich unseren eigenen ISO-Code und etablieren Neutsch demnächst als Amtssprache bei der EU - irgendwann wird es dann die einzige sein, dann werden die ganzen Übersetzer überflulß...
(Man wird doch wohl noch träumen dürfen)
Du wirst lachen, eben solches (na gut, zumindest die erste Etappe) schwub mir vor: aus einer einfach Konjugurtabelle irgendwann einmal einen Lehrfaden zum Neutschen zu machen - vorerst noch für Deutschsprachler. Liegt wahrscheiln daran, dass ich so dieses offiziösen Tones mächtig bin...
Vielleicht kekünne die Konjugur der Partikelverben (siehe editorenen Breitag oben) auch in Erwag gezogen werden? Die Frage ist nur, ob das dann noch jemand versteht.
Und stimmt, dein offizinöser Ton ist nicht jedem in die Feder gelågen.
Brausenden Applaus und herzlichen Dank dir, Übertreiber! Mit dieser Liste kann man bestimmt einiges über unser stärkerisches Bauchgefühl herausfinden (z.B.: Beeinflusst der nachfolgende Konsonant, ob aus
ei i oder
ie wird? Und: Verbirgt sich da eine, schluck, Regelmäßigkeit, dem Deutschen abgegocken?). Ich werde mich in einer blauen Stunde mal der Analyse widmen.
Zitat von: Übertreiber in 2009-01-02, 20:33:36Gibt es ein konkretes Kriterium, welches bestimmt, ob ein Verb der I-Volllautreihe ein O oder ein U als Perfektablaut hat? (schwimmen-geschwummen/geschwommen, singen-gesongen/gesungen, glimmen-geglommen/geglummen) Dies bezeucht sich nicht nur auf die deutschen starken Verben, sondern auch auf die Neutschen.
Keins, das mir bisher bewusst wäre, aber spontan kommt mir auch hier der nachfolgende Konsonant in den Verdacht, einen gewissen Einfluss auszuüben.
ng zum Beispiel neigt dazu,
u zu provozieren (
gesungen,
geblunken), wohl weil bei beiden Lauten die Zunge hinten stark angehoben ist.
Zitat- Ist es klanglich nicht angenehmer, den Konsonantenverschub im Konjunktiv II und eventuell im Perfektpartizip rückgängig zu machen? (Prät: ich zinch, aber Konj. II: ich zichne / ziechne)
Angenehmer - in meinen Ohren nicht unbedingt, an meiner Zunge auch nicht, aber in der Hirnanhangdrüse, die die Säfte des Chaos (weniger Regelmaß in der Konjugation) ausschüttet, findet der Vorschlang Anklag. Kekünne man machen, ja, dochdoch.
Zitat- Ist es für "lächeln" und "lachen" klanglich nicht besser, im Präteritum und Konjunktiv II ein kurzes I anstatt eines IEs zu verwenden? (ich lich bzw. lilch statt liech bzw. lielch)
Bei
lächeln bin ich auch dafür und ändere es in der Großen List sogleich, bei
lachen schlöcke mir ein kurzes
i zu viel von der dröhnenden, schenkelklopfenden, wändewackelnden Qualität weg.
ZitatWie steht ihr zu Verben die sich nach dem E-O-O oder E-A-A beugen? Sollen sie eher eine eigene Reihe erhalten oder in die bestehende E-Volllaut- bzw. E-Schwankreihe geprossen werden? Ersteres hat den Vorteil, dass sie Ausnahmen bleiben, Zweiteres hat den Vorteil, dass sich die Ablaute dieser Wörter stärker ändern, also die Storke nochmals gestorken werden. (E-I-A-U-O statt E-E-O-U-O und E-I-A-A-E statt E-I-A-A-A)
- In den Ei-Reihen und der Restschwankreihe kam mir die Idee, U und Ü als Ablaute hinzuzufügen, wie wäre dies? (Ich leihe, ich lieh, er luh, wir luhen; ich fange, ich fing, er fung, wir fungen) Da dadurch bei manchen Verben Verwechselungsgefahr entstünde, kämen noch mehr Ausnahmen zustande. (Ich spalte, ich spielt, wir spulten, Konjunktiv spülten??)
Deine lobenswerte Bemühung um Vokalvielfalt nimmt dem Bedenken, es drohe durch die Systematisur Monotonie in den Storkreihen, ziemlich den Wind aus den Segeln. Trotzdem hätte es etwas Rezeptbuchhaftes, die Tabellen zum Stärken zur Hand zu nehmen - von der deskriptiven Warte aus gefällt mir die Systematisur viel besser als von der normativen. Deswegen habe ich zu diesen Punkten keine Meinung - ich hör lieber in jedem Einzelfall auf meinen Bauch.
Zitat von: Kilian in 2009-01-03, 01:01:26
Trotzdem hätte es etwas Rezeptbuchhaftes, die Tabellen zum Stärken zur Hand zu nehmen - von der deskriptiven Warte aus gefällt mir die Systematisur viel besser als von der normativen. Deswegen habe ich zu diesen Punkten keine Meinung - ich hör lieber in jedem Einzelfall auf meinen Bauch.
Versteht sich von selbst, dass bei einem Stork
aller Verben die blanke Notz von Tabellen eine Sackgasse ist - ich mark auch schon, dass sich bei Tabellenreiterei die homonymen Formen schnell häufen, doch finden sich andererseits eben durch den Anhub von der Doppel-O- zur E-Volllautreihe interessante Nebenformen, die (zumindest für mich) mitunter besser klingen als die bisher Vorgeschlagenen. Außerdem hat sich mir schnell geziegen, dass der Stork zumindest im Grundschatz gar nicht so viele neue Reihen erfordern wird wie ich beginns erwurten hätte - das einzige, was sich bisher abzeichnet, sind die Spult der Doppel-O und I-Volllautreihe.
Von einem normativen Verwand der Tabelle - à la "neue Storke müssen hinein passen" - rate auch ich ab, denn täte man so, wäre es ja nie z.B. zur Wiederbelab der Reduplikanten gekommen.
Hallo miteinander,
für mich seucht es so aus, als kekünnen die vom Übertreiber erstollenen Tabellen als Pangdang zu den einmal von mir gesolmmenen und zusammengetragenen Nominalstorklisten dienen, gegebenenphalls verienegen in einem Leerwerk des Neutschen.
Ich mieche mir auch keine Sorgen über ein Zuviel an Systematik, da sind schon die P4- und V-Konjugutze vor. Der Grundstorkschatz isiert allein schon wegen des Sprachgefühls halbwegs gut systematis.*
Sesüllen wir's noch einmal probieren mit dem groben Duben?
fragt eine neuer Aufgaben harrende
Amelie
(fühlt sich leer an ohne die Arbeit im Nacken)
*das ist eine Neue Idee, siehe den Faden zum sünthetischen Konjugutz reflexiver Verben.
Klingt verlockend, sind diese Nominalstorklisten irgendwo einsehbar?
Na klar, die sind hier (http://verben.texttheater.de/Der_Stork_der_Substantive).
Im anderen Faden habe ich urb meine phorige Beitracht noch einmal edoren.
Grüße,
Amy
Recht habts ihr.
Zitat von: AmelieZapf in 2009-01-05, 09:53:22Sesüllen wir's noch einmal probieren mit dem groben Duben?
Von mir aus gern - ich hab für den Übertreiber gerade schon mal das Duben-Brett sichtbar gemachen.
Zitatfragt eine neuen Aufgaben harrende
Was denn,
harren mit Dativ?
Hallo Kilian,
Zitat von: Kilian in 2009-01-05, 15:13:33
Was denn, harren mit Dativ?
Mea maxima culpa. Und das mir. Neuer Aufgaben naturl.
Grüße,
Amy
Zitat von: AmelieZapf in 2009-01-05, 14:28:13
Na klar, die sind hier (http://verben.texttheater.de/Der_Stork_der_Substantive).
Ach selbstverstalnd, ich verstind aus unerfindlichen Gründen "Nominalstork" falsch und stand vollends (alter Adverbialgenitiv?) auf dem Schlauche. Diese Liste ist mir naturl vertrohen.
Zitat von: Kilian in 2009-01-05, 15:13:33
Zitat von: AmelieZapf in 2009-01-05, 09:53:22Sesüllen wir's noch einmal probieren mit dem groben Duben?
Von mir aus gern - ich hab für den Übertreiber gerade schon mal das Duben-Brett sichtbar gemachen.
Des Dankes voll besichtige und bestaune ich das Brett um mir einen Überblick über das dort bereits Vorgeschlagene zu machen.
Zitat von: amarillo in 2008-11-28, 23:11:45
Zitat von: Berthold in 2008-11-28, 22:15:44
Nun der Nachtkalauer:
Lang leben nicht nur die Ablaut-, sondern auch die Agrünt-, Arötet-, Asilbert- und Agoldetreihen!
Was ist das? Ein akuter Anfall von Lebenslust?
Berthold im Rausch unkomplizorener Späße - na servus, ich fass' es ja nicht. Aber schön! ;)
Hier reiht sich das Nachmittagswortspiel an, ein knapper Dialog.
Den Karl May kennt Ihr ja vielleicht.
Waffenmeister Henry: Was darf's für Revolver sein, Old Shatterhand?
Karl May : Egal, wenn er nur überschüssig ist.
Üb-erschüss-ig können übrigens nur tödliche Schusswaffen sein. Scharfe Messer sind üb-erstüch-ig, Zyankali ist üb-vergüft-ig, Galgen sind üb-erhäng-ig, aggressive Menschen sind üb-totschläg-ig, Flammen sind üb-verbrännt-ig und das neue superflauschige Antirheumakopfkissen für 59,90 € vom modisch-schwedischen Möbelhaus ist auf vortrefflichste Weise üb-erstück-ig.
Zitat von: Kilian in 2009-01-03, 01:01:26
Zitat von: Übertreiber in 2009-01-02, 20:33:36Gibt es ein konkretes Kriterium, welches bestimmt, ob ein Verb der I-Volllautreihe ein O oder ein U als Perfektablaut hat?
Keins, das mir bisher bewusst wäre, aber spontan kommt mir auch hier der nachfolgende Konsonant in den Verdacht, einen gewissen Einfluss auszuüben. ng zum Beispiel neigt dazu, u zu provozieren (gesungen, geblunken), wohl weil bei beiden Lauten die Zunge hinten stark angehoben ist.
Der Gedanke hat jetzt noch ein wenig überlegen, und mir ist folgende Regelmaß aufgefallen:
Die einfachen Nasalen nn und mm erzeugen offensalcht ein o:
gewonnen, gesponnen, geronnen, gebronnen, gesonnen, entronnen, geschwommen, geglommen, ... (aber Neutsch:
gebulmmen)
Nasal+Konsonant-Kombinuren wie nd, ng, nk, mpf sorgen hingegen für ein u:
geschunden, gefunden, gewunden, verdungen, gewrungen, gesungen, geklungen, gelungen, gerungen, gewunken, geblunken, gewunken, gesunken, gekrumpfen, geschumpfen, ... (aber Neutsch:
gehornden, gegronsen, geklolngen (trotz
geklungen)
, gelonsen, gelornden, gepompen (von "
pimpen"!),
gepolnsen) Aber ehrlich gesagen klängen diese neutschen Ausnahmen mit einem u in meinen Ohren besser.
Sch und -st- scheinen ebenfalls ein o zu implizieren:
gefoschen, gefrosten, gemoschen (aber:
gefusten)
Zitat von: Übertreiber in 2009-01-09, 18:29:47
Der Gedanke hat jetzt noch ein wenig überlegen, und mir ist folgende Regelmaß aufgefallen:
Die einfachen Nasalen nn und mm erzeugen offensalcht ein o:
gewonnen, gesponnen, geronnen, gebronnen, gesonnen, entronnen, geschwommen, geglommen, ... (aber Neutsch: gebulmmen)
Nasal+Konsonant-Kombinuren wie nd, ng, nk, mpf sorgen hingegen für ein u:
geschunden, gefunden, gewunden, verdungen, gewrungen, gesungen, geklungen, gelungen, gerungen, gewunken, geblunken, gewunken, gesunken, gekrumpfen, geschumpfen, ...
Sieh an! Ich hab jetzt mal bei den Ablautreihen der mhd. Verben (http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_sprach_literatur_und_kulturwissenschaften/germanistik/altgerm/materialien/Ablautreihen.pdf) nachgesehen, und in diesem Regelmaß finden sich die Ablautreihen IV und IIIa wieder.
Zitat[/i](aber Neutsch: gehornden, gegronsen, geklolngen (trotz geklungen), gelonsen, gelornden, gepompen (von "pimpen"!), gepolnsen) Aber ehrlich gesagen klängen diese neutschen Ausnahmen mit einem u in meinen Ohren besser.
Die meisten in meinen auch, stimmt. Dass zu viel Regelmaß verhurnden werde, empfiehlt sich,
gegronsen so zu belassen, auch weil die Mundstellung beim
o näher an einem Grinsen ist. *ab und ediert die Liste*
Juhuu, das iert (oder eurt? Oder eut?) doch gleich Motiv dazu, weiterzumachen! ;D
Zitat von: Kilian in 2009-01-09, 21:10:44
Dass zu viel Regelmaß verhurnden werden, empfiehlt sich, gegronsen so zu belassen, auch weil die Mundstellung beim o näher an einem Grinsen ist.
Dabei dachte ich immer, dass die Grundsschule nach dem Grinsen benannt ist. Aber vielleicht geht es dabei ja doch um viel Schweinischeres.