MrMagoo erwahn auf der Personalversammlung eine Erwähnung einer nicht mehr genau in Erinnerungen Literatur über bedeutungstragende Konsonantenpaare an Wortanfängen... so hat br im Deutschen oft etwas mit tendenziell destruktiven Geräuschen zu tun: braten, brutzeln, brezeln, brennen, brechen, bröckeln, bratzen - und gl mit Licht: glitzern, gleißen, glänzen, glosen, glühen, glimmen...
Im Spotlight 9/2004 war das auch mal Thema, allerdings nicht, wie ich dachte, mit Fachbegriff, sondern unter der schlichten Überschrift "Sound and meaning". Folgende Beispiele fürs Englische wurden gegeben:
sl, sn - pejorative
slash, sleazy, slum, slough, slimy, slob, slovenly, sluggish
snob, snarl, sneer, snicker, snide, snore, snotty, snub
gl - behaviour of light
glow, gleam, glisten, glare, glaze, glimmer, EDIT 2017-04-19: gloaming
fl - movement in the air or in/of water
flow, fly, flap, flush, float, flit, flick, flux, flood
cl - hands/holding
clap, clasp, claw, clamp, clench, clip, clutch, climb
Ich meine inzwischen den Fachbegriff "Phonästhem" dafür ergooolgen zu haben. Phonästheme gibt's aber nicht nur in Form von anfänglichen Konsonantenpaaren, sondern auch, so Spotlight weiter, so:
verbs ending in -tter that refer to a repeated action or state:
batter, chatter, clatter, patter, scatter, shatter, splatter
flitter, fritter, glitter, jitter, litter, twitter (lightness, quickness, smallness)
clutter, flutter, mutter, sputter, splutter, stutter (untidyness, imperfection)
Schau mal, was ich vor ein paar Jahren schrieb:
linguistische exerzitien folge 1
kessel schüssel fässer
bekken pulle teller
bottich tonne rinne
kanne pfanne wanne
und karaffe
und terrine
doppelt hält anscheinend besser
bei gesplitter und gewässer
wo verfall und abfluss droht
tun zwei konsonanten not
Antithese
Vase, Becher, Auflaufform,
Spiegel, Gläser, Scheiben,
splittern fallend ganz enorm,
die Mitläut einzeln bleiben.
Schläuche, Rohre, Urinal,
Klo, Meer, Seen und Teiche,
alles fließet hier zu Tal,
ein Konsonant schon reiche.
Triefen, tropfen, tränken, trinken
tun gar sehr nach Feuchte stinken,
doch bei trauen, tragen, trennen
hör' ich keinen Tropfen rennen.
Trocken trabend geht der Gaul,
trollt sich trottend, tritt nicht schnell,
leckt nach leck'rem Trank sich's Maul,
Durst triezt ihn, Licht trifft ihn grell.
Wo jetzt der gemeinsamen Nenner bei all diesen trs sein soll, das kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
beim trauen geht's feuchtfröhlich her,
beim tragen fließt der schweiß gar sehr,
auch fließen,wo sich menschen trennen,
die tränen, weil sie dabei flennen.
trabt, trottet, trollt sich dann der gaul,
schwitzt er erst recht; das viech ist faul.
und schreibt mit tr- man trocken, so
erklärt sich's e contrario.
in summa, o versucher, faß es:
wo tr- vorn dran ist, ist was nasses.
Träumend trapst du trödelnd rum,
nur der Hirsch trenzt, ist nicht stumm.
Wenn's trällert, trillert und trompitt,
kommst gar schnell du aus dem Tritt.
Trügt der Schein? Ich hör's nicht tropfen,
nur bewegen, klingen, brülln.
Sind verlor'n da Malz und Hopfen?
Kannst die Wissenslück mir fülln?
trompatt er im opernorchester,
schraubt hernach auseinander sein rohr
der trompeter und schüttelt es fester,
weil wasser kondens drinnen or.
der flötist, wenn er trorll, tut desgleichen,
wenn verklungen sein kunstprodukt;
auch vorm heldentenor muß man weichen,
wenn er trällert, geschieht's, daß er spuckt.
trenzt (http://www.jagd.bz/stimmen/mp3/hirsch.mp3) der hirsch, so muß er sich fügen
hormonen, und flüssig sind die;
doch an traum, trapsen, trödeln, tritt, trügen,
gesteh ich, versagt mein genie.
Ist doch ganz einfach:
Wenn ich im Traum jemand trapsen höre, der trödelt, dann – sofern mich meine Erinnerungen nicht trügen – tritt mir immer der Schweiß auf die Stirn.
ach ja, stimmt :) das ist so wie im geschichteunterricht: "wer trat maria theresia wie oft wohin?" :D
Nächster Versuch: die schl-Verben:
Spät im Resterang sind Leute,
schlemmen, schlingen, schlucken still.
Grad wie gestern schleckt man heute
hinterher noch Eis am Stiel.
Schlömert Sekt, schluckt gierig Bier,
man schlägt den Wanst recht voll sich hier.
Dieses alles kann auch schlauchen,
schläfrig geht's zur Schlafstatt hin.
Schlummer kann man gut gebrauchen,
schlüpft ganz schnell ins Bettchen rin,
schließt die Augen dann auch schnell,
schließlich ist sonst's Licht zu grell.
Schlimm wird's nun, im Schlaf schleicht sich
schleppend nun so'n Schlächter ran,
schludert, schleudert plötziglich
das, womit man schlitzen kann.
Mit Schlaf ist es vorbei sodann,
den Schläfer kommt das Schlottern an.
(Was für'n Glück, dass das alles nur ein böser Traum war. Ein Traum wär's gewesen, hätte ich auch schlittern noch irgendwie unterbringen können, aber man kann nicht alles haben.)
Frage: Was haben die kulinarischen Wörter, die schleichend-schlummernd-stillen Wörter und die brutalen Schleuder-/Schlitz- und Schlacht-Wörter bedeutungsmäßig gemeinsam?
Zitat von: Ku in 2005-07-13, 21:39:13
Ist doch ganz einfach:
Wenn ich im Traum jemand trapsen höre, der trödelt, dann – sofern mich meine Erinnerungen nicht trügen – tritt mir immer der Schweiß auf die Stirn.
Also wenn Ihr jetzt hier noch mit Euren feuchten Träumen anfangt, schließe ich mich bald ins Giftschränkchen ein. ;D
Bei ersteren und dritteren geht's immer um eine Bewegung - ob nun die Speiseröhre hinunter oder anders. Aber es muss sich ja auch nicht alles einordnen lassen, was so anfängt.
doch, es muß... wofür ist dieser faden sonst da? ;D
"schlau, schleimig, schludrig, schlampig, schlabbrig,
etymologisch alles ziemlich labbrig,
verschlimmern unsre schlimmung. - pardon: stimmung."
ungefähr so sprach der schleif, pardon: greif in goethes faust, II. teil, klassische walpurgisnacht ;)
Zitat von: Kilian in 2005-07-13, 01:01:30
MrMagoo erwahn auf der Personalversammlung eine Erwähnung einer nicht mehr genau in Erinnerungen Literatur über bedeutungstragende Konsonantenpaare an Wortanfängen... so hat br im Deutschen oft etwas mit tendenziell destruktiven Geräuschen zu tun: braten, brutzeln, brezeln, brennen, brechen, bröckeln, bratzen - und gl mit Licht: glitzern, gleißen, glänzen, glosen, glühen, glimmen...
Im Spotlight 9/2004 war das auch mal Thema, allerdings nicht, wie ich dachte, mit Fachbegriff, sondern unter der schlichten Überschrift "Sound and meaning". Folgende Beispiele fürs Englische wurden gegeben:
sl, sn - pejorative
slash, sleazy, slum, slough, slimy, slob, slovenly, sluggish
snob, snarl, sneer, snicker, snide, snore, snotty, snub
gl - behaviour of light
glow, gleam, glisten, glare, glaze, glimmer
fl - movement in the air or in/of water
flow, fly, flap, flush, float, flit, flick, flux, flood
cl - hands/holding
clap, clasp, claw, clamp, clench, clip, clutch, climb
Ich meine inzwischen den Fachbegriff "Phonästhem" dafür ergooolgen zu haben. Phonästheme gibt's aber nicht nur in Form von anfänglichen Konsonantenpaaren, sondern auch, so Spotlight weiter, so:
verbs ending in -tter that refer to a repeated action or state:
batter, chatter, clatter, patter, scatter, shatter, splatter
flitter, fritter, glitter, jitter, litter, twitter (lightness, quickness, smallness)
clutter, flutter, mutter, sputter, splutter, stutter (untidyness, imperfection)
Ich danke für diesen Beitrag, Kilian.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das Suffix
-tter dazugehört, denn es ist bereits ein eigenständiges Suffix (mit einem Vokal), also schon höchstgradig wortbildendermaßen eingebürgert.
Nein, ich schätze, daß die initialen br-, gl-, zw-, gr-, kl-, fl-, str-, spr-, bl-, usw. usf. noch eine besondere, eigene Wortbildungsgruppe darstellen, zumal sie alle
vor dem eigentlichen stammbildenden Vokal stehen und selbst keinen eigenen Vokal enthalten.
Zitat von: Kilian in 2005-07-13, 01:01:30Ich meine inzwischen den Fachbegriff "Phonästhem" dafür ergooolgen zu haben. Phonästheme gibt's aber nicht nur in Form von anfänglichen Konsonantenpaaren
Meine Chinesischlehrerin meinte letzte Woche, nasale Laute niegen im Chinesichen zu Bedeutungen mit der Nuance "huge, big, great". So genüsslich sie das "n" in "hěn hǎo" summt, wenn es mal Anlass dazu gibt, kann ich mir das gut vorstellen.
Zitat von: Kilian in 2009-12-02, 00:38:21
Meine Chinesischlehrerin meinte letzte Woche, nasale Laute niegen im Chinesichen zu Bedeutungen mit der Nuance "huge, big, great".
Oh, ist das eine Anspol auf unseren - nach caruns Hingang einzigen - Quotenösi?
Vainnya: Recht getan, & Danke des Herhubsvors des alten Fadens.
Zitat von: Kilian in 2009-12-02, 00:38:21
Meine Chinesischlehrerin meinte letzte Woche, nasale Laute niegen im Chinesichen zu Bedeutungen mit der Nuance "huge, big, great". So genüsslich sie das "n" in "hěn hǎo" summt, wenn es mal Anlass dazu gibt, kann ich mir das gut vorstellen.
Falls sie warchlk "hěn hǎo" somm/summt, dann süeche ich mir eine andere Chinesischlehrerin, die nicht derart grob redschional spricht.
Wegen des folgenden 'hǎo' (hao
3) muß das 'hěn' ('hen
3') namchl zu 'hén' ('hen
2') werden.
Zitat von: Günter Gans in 2009-12-02, 02:07:51
... - nach caruns Hingang - ...
Muß ich mir jetzt Sorgen machen? - Trauern gar?