Bei der Durchsicht der roten Liste fiel mir auf, daß noch ein paar Formen hinzugefügt werden sollten, welche da wären:
a) 'backen' --> Umlaut in der 1. und 2. Ps. Sg.: du bäckst, er bäckt
b) 'küren' --> hier stimmt die Infinitivform nicht!
Der Infinitiv dieses Verbs heißt "kiesen"; 'küren' ist eine nachträglich abgeleitete schwache Nebenform, die den Grammatischen Wechsel beseitigte und später eigene, vollständige Verbalformen herausbildete: küren - kürte - gekürt
c) 'melken' --> der umgelautete Imperativ "milk!" sollte ergänzt werden.
d) 'pflegen' --> auch hier fehlt der Umlaut in der 1. und 2. Ps. Sg.: du pfligst, er pfligt; sowie selbiger im Imperativ: pflig!.
e) 'sieden', 'stieben', 'triefen' --> man könnte bei diesen Verben den alten ie->eu Umlaut in der 1. und 2. Ps. Sg. wiederherstellen:
du seudest, er seudet; du steubst, er steubt; du treufst, er treuft.
Dasselbe träfe dann natürlich auch für "kiesen" zu:
du keust, er keust.
Auf bald grüßt
MrMagoo
Meiner Treu, tatsächlich! Korrektur- und Ergänzungsbedarf! Ich habe ihm Genüge getan. Ich bitte um Verzeihung, dass es so lange gedauert hat; ich habe den Thread übersehen.
Ich habe gerade noch etwas mir befremdliche anmutendes in der roten Liste gefunden:
Beim Verb "winken" steht neben dem Partizip2 "gewunken" folgende Bemerkung:
"Wie schon bei bräuchte hat uns auch hier der Volksschnabel die Stärkungsarbeit abgenommen."
In diesem Fall war es nicht der Volksmund:
"winken" war tatsächlich einmal ein starkes Verb und konjugor wie finden.
Die Form "gewunken" ist demnach nicht "nur" volksmundartlich, sie ist historisch!!
Dasselbe gilt für "kreischen", bei welchem umgangssprachlich selbst die Präteritumform "krisch" noch verwendet wird.
Diese Verben sind also eher ein Fall für die rote Liste. ;-)
MIAL:
Voigt ließ sich heute nicht aus der Reserve locken: Die NPD besitze auch andere Immobilien, die beleiht werden könnten.
Hab's söben auch an Kilian geschrieben ...
Im Mhd.-Wörterbuch von Benecke/Müller/Zarncke las ich gerade, das verbannen früher stark war:
verbannen - verbien - verbiene - verbannen
Bei Lexer fand ich das starke Partizip zu drillen (im Sinne von drehen, drechseln): gedrollen
weichen muss auch auf die Rote Liste, so oft wie im Internet jemandem ausgeweicht wird.
Ja, ich bin auch dagegen, dass der Unterschied zwischen starken und schwachen Verben aufgewichen wird!
So, ich hab ganz viel auf der roten Liste getan:
betuchen
Ergonz bei waten
warten
vertuschen
vorbauen
verwesen
verspäten
vergolden
traben
stürzen
streben
Ergonze bei schwören
Ergonze bei schwären
schnellen
schnarren
schätzen
schämen
salben
Ergonze bei reuen
reifen
rechen
kriegen
scharren
bedingen
wirken
Ergonze bei sterben
beratschlagen
Die verzinchenen Form sind alle im Grimm belogen.
Ay caramba!
Neu auf der roten Liste:
strafen
schlurfen
kerben
gerben
bereuen
neigen
handeln
gönnen
ziemen
geigen
schellen
Eine Ergonz bei wägen
Wieder neues auf der roten Liste:
merken
mengen
machen
laichen
Ergonz bei läuten
eichen
glänzen
durchreden
drehen
breiten
behagen
Wow. Durchgugelst du die Grimms nach dem Wort "stark", oder wie findest du die alle?
Ja. "stv", "stark", "starker", "starkes", "starke"...
Nur ist die Suchfunktion des Online-Grimm auf ca. 810 Fünde begronzen. Bei "R" ist meist Schluss. Muss mal zuhause meine CD-Version ausprobieren.
Ganz alte Formen, wie aus dem Gotischen, lasse ich aber raus, da die teilweise kaum zu erkennen sind.
Sollen auch alte unregelmäßige Formen auf die rote Liste? Es gibt da z.B. blenden blante, schänden schante, enden ante.
... also dein hang zu listen ist aber auch unübersehbar, lieber karsten ;)
Da spricht der richtige. :)
eben drum ;)
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-09, 13:53:18
Sollen auch alte unregelmäßige Formen auf die rote Liste? Es gibt da z.B. blenden blante, schänden schante, enden ante.
Aber ja! :D
Neu auf der roten Liste:
falzen
laufen
blenden
schänden
enden
gehen ist jetzt auch drauf. Puh, welch ein Monstrum (und ich glaub ich habe längst nicht alle Formen erfassen):
Ind. Präs.
gaht*
gäht*
gängt*
gauht*
geit*
giht*
goht*
göht*
Ind. Prät.
ging
gang*
gie*
gieg*
gien*
gong*
gung*
güng*
Konj. II
ginge
gang*
gänge*
güng*
Imp.
gang*
Part. Perf.
gegangen
gegannen*
Bemerkenswert ist, das gang im Prät., Konj. II und auch noch im Imp. auftaucht.
Wieder mächtig viele Ergonze zu bestehenden Einträgen und einige Neueinträge:
schlafen, gießen, geschehen, genießen, genesen, gelingen, gedeihen, frieren, fressen, fliehen, fechten, essen, erschrecken, erschallen, empfehlen, dringen, dreschen, biegen, bewegen, bersten, bergen, bellen, backen, waschen, wischen, werben, weichen, vergessen, verderben, treten, trügen, fliegen, beten, beginnen, schaffen, bringen, halten, schaden, scheißen, rufen, sieden, kreischen, leihen, gelten, reißen, glimmen, meiden, scheiden, raten, saugen, fallen, blasen, laufen, helfen, gleiten, fließen, saufen, reiten, leiden, riechen, stehen
... wehe, wenn karsten losgelassen! :D
Warte nur ab, da kommt noch mehr!
... ist das eine drohung oder ein versprechen? ;D
Bevor mir der Grimm in den Brunnen fallen sesülle, nütze ich ihn noch. ;D
Ich dächte daran, auch verstorbene starke Verben in die rote Liste aufzunehmen und diese mit einem + kenn zu zinchen. Für- oder Gegensprachen?
Von mir aus gerne. Aber wird die Liste dann nicht irgendwann überlaufen ?
Mal schauen, vielleicht kekünne man im Extremfall auch noch eine schwarze Liste für die toten Verben machen.
Zitatund diese mit einem + kenn zu zinchen
Hier ist das Totenkreuz in typografischer Vollendung: †
Zitateine schwarze Liste für die toten Verben
Gefällt mir beides sehr gut. Ich schätze mal, dass es auf die Schwarze Liste hinauslaufen muss. Denn tote starke Verben gibt's ja sicher nicht wenige.
Jo, gips ganz viele von. Ich sammel die mal, mach 'ne neue Wiki-Seite und dann kannste irgendwann im Menü 'nen neuen Knupf anlegen.
Hier (http://verben.texttheater.de/forum/index.php?topic=214.msg3979#msg3979) hatten wir ja schon mal einen Anfang für 'ne schwarze Liste.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-12, 00:53:11
Jo, gips ganz viele von. Ich sammel die mal, mach 'ne neue Wiki-Seite und dann kannste irgendwann im Menü 'nen neuen Knupf anlegen.
Kannste auch. Finzte raus, wie? :D
Wenn ich es richtig verstehe, sind viele von den nur regional gebräuchlichen starken Formen eigentlich "Dialektforment". Wo liegen eigentlich (für uns) die Grenzen des deutschen Sprachgebiets? Mir fiel gerade bei der Lektüre des Märchens "Vom Fischer und syne Fru" auf, dass es sehr viele interessante plattdeutsche Verbformen gibt ...
Eine rote Liste für derzeit gefuhrdene, aber noch zu rettende Stärke?
Eine graue Liste für bereits veraltene Stärke?
Eine rosa Liste für dialektale Stärke?
Eine schwarze Liste für Sterke toter Värben?
Zitat von: Kilian in 2008-01-12, 02:50:03
Kannste auch. Finzte raus, wie? :D
Latürnich. Hatte ich bisher übersehen.
Huch, nach meinen letzten Ergonzen kommt jetzt immer 'ne Wurn:
WARNUNG: Diese Seite ist 32 kB groß; einige Browser könnten Probleme haben, Seiten zu bearbeiten, die größer als 32 kB sind. Überlegen Sie bitte, ob eine Aufteilung der Seite in kleinere Abschnitte möglich ist.
Was soll ich machen? Einfach weiter?
... jepp, einfach weitermachen ... bei mir kommt auch oft diese warnung, die ich von anfang an aus unwissenheit geflissentlich ignoror ... bis jetzt habe ich keine probleme bekommen ...
So, ich hab' mal 'ne schwarze Liste (http://verben.texttheater.de/Schwarze_Liste) gemachen. Da sind vorerst mal nur die Einträge aus MrMagoos Liste drin.
Im Menü ist die schwarze Liste auch schon.
Und direkt ein paar Ergonze auf der schwarzen Liste gemachen:
verselchen, verschmiegen, verschlinden, verriesen, verklimmen, steifen, spreißen, serten, selken, seigen, verneujahren, heien, räden
Ei wunderbar! :D Diese einerseits schon mal, andererseits nicht mehr zur eigenen Muttersprache gehörenden Verben lesen sich irgendwie verrückt, wie wenn einem vom Anschauen einer optischen Täuschung schwindelig wird.
Neu auf der schwarzen Liste:
keinen, rimpfen, hellen, glimpfen, aberen, kreisten, krieden, entseben, erwappen, brimmen, gelfen, walgen, breiden, kellen, klieben, jehen
Ich schlüge einen Umzug schnaubens von der Eigenstorkliste auf die Rote solche vor (schnauben > schnob).
Belege:
Ferdinand Freiligrath: (http://dinlilleavis.dk/tndr_net/main/DLA/poesi/fre_f02.html)
Die Trompete von Vionville
16. August 1870
Sie haben Tod und Verderben gespien:
Wir haben es nicht gelitten.
Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien,
wir haben sie niedergeritten.
Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt,
tief die Lanzen und hoch die Fahnen,
so haben wir sie zusammengesprengt, -
Kürassiere wir und Ulanen.
Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt;
wohl wichen sie unsern Hieben,
doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt,
unser zweiter Mann ist geblieben.
Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft,
so lagen sie bleich auf dem Rasen,
in der Kraft, in der Jugend dahingerafft, -
nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen!
Und er nahm die Trompet, und er hauchte hinein;
da, - die mutig mit schmetterndem Grimme
uns geführt in den herrlichen Kampf hinein,
der Trompete versagte die Stimme.
Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll Schmerz,
entquoll dem metallenen Munde;
eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz, -
um die Toten klagte die wunde!
Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein,
um die Brüder, die heut gefallen, -
um sie alle, es ging uns durch Mark und Bein,
erhub sie gebrochenes Lallen.
Und nun kam die Nacht, und wir ritten hindann,
rundum die Wachtfeuer lohten;
die Rosse schnoben, der Regen rann -
und wir dachten der Toten, der Toten!
und:
Ewald Christian von Kleist: (http://www.gedichteportal.de/html/kleist_4.html)
Cißides und Paches
Dritter Gesang
Nachdem der Feind den Cißides nicht mehr
Erblickte, der, durch einen Federbusch
Am Helm, erkenntlich war, vermuthet er
Den Tod desselben, und dacht im Triumph
Bald in das Schloß zu steigen, wenn ers jetzt
Aufbiethen ließ'. Ein Herold ward dazu
Befehliget. Sein Roß war stolz, wie er;
Es schien die Erde zu verachten, kaum
Berührt es sie mit leichten Füssen, schnob
Und wieherte zu der Trompete Klang
Und forderte zum Kampf heraus, wie er.
Ich zögere. Denke ich an die Anfänge der Eigenstorkliste anno 2002 zurück, kömmt es mir vor, als bestünde ihr Urkern hauptsächlich aus Storken, die sich hinterher als schon mal irgendwo, irgendwann dagewesen herausstollen. Und wir wollen ja nicht nur die Storke propagieren, auf die sonst keiner kommt.
Hä, ich dachte ich hätte folgendes hier schon mal hingeschrieben. Oder habe ich das besoffen woanders hin getan? Oder hat mir diese unhalnde Maus, die so zig unnütze Knöpfe hat, die mit so unnützen Funkten wie "Eine Seite zurück" einen Streich gespolen? Keine Uhn. Mir doch egal. Noch mal:
Ich verbrachte letztens meine Mittagspause in einer urigen Kneipe in Köln-Nippes. Einer der anscheinend ewig anwesenden Gäste erzuhl: "Dä is mit singe 78 Joohr noch umjetrocke".
Das Präteritum von trecken weiß ich nicht. Track? Muss ich wohl noch mal in der Kneipe nachfragen.
Trotzdem - ein Fall für die rote Liste. Oder die schwarze? Wie vielen ist trecken als Synonym zu ziehen nach gelauf?
Mir! Mein Vater sug neulich: "Dann will ich mich mal umtrecken."
Hier bei uns im Norden ganz beliebt:
Treck di ma ne Büx övern Mors
was soviel heißt wie
Zieh dir mal ne Hose übern Hintern
Auf der schwarzen Liste steht zu lesen:
Zitattrinnen
davon gehn, sich absondern, entlaufen
(nur noch in "entrinnen" erhalten)
Kann sein, dass ich mich irre, aber geht entrinnen nicht vielmehr aus "ent-rinnen", also "entlaufen" hervor? Ergäbe für mich mehr Sinn, denn "en-trinnen" hieß - so meine ich - irgendwann einmal "nicht davongehen".
Bei Lexer steht geschrieben:
en-trinnen stv. I, 3. ( II. 716b, III. 95a) vielleicht in einigen fällen als ent-rinnen aufzufassen (vgl. enrinnen), davon laufen, entrinnen, sich entziehen EXOD. IW. PARZ. BARL. dîn entrunner schalc KARAJ. 54,3. wî sî mit allen sinnen mochten nît endrinnen ELIS. 8358 (vgl. Z. 1,378); mit dat. NIB. IW. PARZ. TRIST. gote birt ir entrunnen KCHR. D. 294, 30. swem daჳ leben entrinnet ULR. Wh. 174c.
Zu en-rinnen schreibt er:
en-rinnen stv. I, 3. ( II. 717a, 2, ) aufgehen, entspringen GEN. SPEC. (auch 63 s. GERM. 4, 495). vgl. entrinnen;
Gut, ich habe mich geirrt und es hieß nie "nicht davon gehen". Wieder was gelernt. :)
Wie wär ein Hinzufug von türren (mhd. Mut haben etwas wagen) in der schwarzen Liste?
Bug: türren - tar - torste - torsten
Oh ja!
Ein sehr interessantes Verb, welches mir bisher vollkommen entgangen ist. Vor allem die bei den Grimms erwahnene Überschnitt mit dürfen, die sogar zu einem starken Partizip für dieses (endurfen) gefohren hat, ist bemerkenswert. Ich werde noch mal ein paar Quellen wälzen.
Ein Grenzfall: tugen
Nicht stark, aber unregelmäßig.
Präs. touc
Konj. I tüge
Prät. tohte
Konj. II töhte
Part. tugt
Dieses verb hat sich dann ins schwache taugen gewolnden. Rote oder Schwarze Liste?
Man könnte jetzt das Tetrapilutom aus der Gerätekammer holen und versuchen zu argumentieren, das im Neuhochdeutschen teilweise verregelmäßigte Präterito-Präsens und das laut Grimm (http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemmode=lemmasearch&mode=hierarchy&textsize=600&onlist=&word=taugen&lemid=GT01636&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=#GT01636L0) neu geboldene regelmäßige Verb seien zwei verschiedene Verben, aber die Haarviertel bekäme man glaubich nicht sauber auseinander. Rote Liste also.
Man kekünne "lecken" / "löcken" / "läcken" i.S.v. hüpfen, springen in die Schwarze Liste einfügen. Besteht hingegen Interesse an Wiederbelab und Storke, so schlage ich folgendes vor:
ich löcke / er lickt - ich lack / er luck - ich läcke / er lücke - gelocken (CK-Erhalt um es von "lecken" zu trennen)
oder
ich löcke / er löckt - ich lok / er luk - ich löke / er lüke - geloken
Zitat von: Übertreiber in 2009-01-19, 13:27:23
Man kekünne "lecken" / "löcken" / "läcken" i.S.v. hüpfen, springen in die Schwarze Liste einfügen.
War "lecken" mal stark? Ich habe keinen Beleg dafür gefunden.
Auf die Schwarze Liste sollen eigelnt nur ausgestorbene starke oder unregelmäßige Verben. Wenn wir die schwachen auch noch dazu nähmen - ich glaube die Liste geriete etwas groß.
Wohl wahr... Aber haarspaltenden Blickes betrachtet ist es auch nicht ganz ausgestorben, da es ja immer noch in "wider den Stachel löcken" lebt - quasi kurz vor der Ablab und kulnst ernohren. Daher kekünne es sogar in den Grundstorkschatz.
Nachtrag anderen Themas: In Schillers Räubern wird dünken zu "mir dauchte" konjugoren. Pieße doch in die Rote Liste, oder?
FRANZ. [...] Siehe, mir dauchte, ich hätte ein königlich Mahl gehalten, [...] (Fünfter Akt, erste Szene)