Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Sprache => Thema gestartet von: VerbOrg in 2005-08-24, 20:36:26

Titel: Regierungskrise
Beitrag von: VerbOrg in 2005-08-24, 20:36:26
Im heutigen Zwiebelfisch las ich's wieder:

ZitatDie Präposition "laut" regiert den Genitiv!

Im Wahrig steht z.B.:
"Gramm.: nach sich ziehen, fordern; die Präposition»bei« regiert den Dativ"

Andererseits stammt das Wort regieren vom lateinischen regere (gerade richten, lenken) ab. Es bedeutet gemeinhin lenken, leiten, beherrschen.

Bisher ist mir noch nie aufgefallen, dass eine Präposition einen Fall beherrscht. Das tun ja oft nicht mal die Leute, die die Präposition benutzen (vgl. das kürzlich in "foll daneben" gebrachte Beispiel: Die Kausalität zwischen des Unfalles und des Schlaganfalles ist nicht gegeben.")

Ich larn seinerzeit in der Schule so schlaue Sprüche wie:

"Mit, nach, von, aus, zu, bei fordern stehts Fall Nr. drei."

oder:

"Durch, für, gegen, ohne, um und wider schreibe stets im vierten Falle nieder."

Von "regieren" war da nie die Rede.

Wenn all die vielen deustchen Präpositionen unsere vier Fälle regieren sollen, muss das doch unweigerlich zur Regierungskrise führen.

Woher kommt eigentlich diese Bedeutung des Wortes "regieren"? Mir klingt sie noch immer fremd in den Ohren und ich denke, das wird sich auch so schnell nicht ändern.
Titel: Re:Regierungskrise
Beitrag von: Kilian in 2005-08-24, 22:53:56
Die Rektion ist allgemein die Fähigkeit eines Wortes, den Kasus des von ihm abhängigen Wortes zu bestimmen. Zum Beispiel lenkt eine Präposition ein Substantiv... sie richtet es gerade bzw. gebeugt, d.h. sie bestimmt die Art seiner Beugung.

Rektionskrise gelöst? Oder ist jetzt alles rektal positionoren (vulgo im Arsch)?
Titel: Re:Regierungskrise
Beitrag von: VerbOrg in 2005-08-25, 07:37:30
ZitatMit dem linguistischen Begriff Rektion wird ein Abhängigkeitsverhältnis der Worte eines Satzes voneinander bezeichnet und die Beziehung eines untergeordneten (regierten) Elements zu dem bestimmenden (regierenden) Redeteil beschrieben. (Wikipedia)

So weit alles klar.

Allerdings habe ich persönlich trotzdem  ein "Problem" damit, dass eine Präposition tatsächlich etwas lenkt, gerade rückt etc.

Eher würde ich sagen, dass sie einen bestimmten Fall verlangt oder erfordert.
Lenken und die Sprache gerade rücken muss der Sprecher/Schreiber doch selbst.

Gäbe es zum Substantiv Rektion das Verb "rektieren", wäre ja auch alles in Ordnung.

Aber "regieren" bringe ich nun mal eher mit irgendwelchen Staatsscheffs in Verbund, die sich um die Regierung einer Region bemühen.

(Oh, ich glaube, ich muss mal wieder in den "-ation/-ur"-Faden wechseln)
Titel: Re:Regierungskrise
Beitrag von: Kilian in 2005-08-25, 08:57:22
Regieren ist das Verb zu Rektion - letztere ist halt noch näher an der lateinischen rectio als die im Deutschen aus regieren gemachte Regierung.

ZitatLenken und die Sprache gerade rücken muss der Sprecher/Schreiber doch selbst.

Tja, wenn's darum geht... dann ist es halt eine Metapher, wie so Vieles.
Titel: Re:Regierungskrise
Beitrag von: versucher in 2005-08-27, 11:53:41
Oft liest man Sachen wie "Vor, während und nach dem Urlaub", obwohl es ja "während des" heißen müsste. Regieren hier vor und nach das während, weil sie die absolute Mehrheit haben?
Titel: Re:Regierungskrise
Beitrag von: versucher in 2005-08-27, 11:58:32
Ach, noch was:
?sind folgende Endungen korrekt:

Gott schuf den Menschen aus nassem, grauem Ton

und

Gott schuf den Menschen aus nassem grauen Ton

???
Titel: Re:Regierungskrise
Beitrag von: Kilian in 2005-08-27, 15:47:21
Interessante Sache, das mit dem Urlaub. Korrekt müsste man ja schreiben "vor dem, während des, und nach dem Urlaub bzw. Urlaubes" oder "vor und nach dem Urlaub sowie während des Urlaubes" und würde Blicke ernten, die "Geht's dir gut?" fragen. Da wird die Mehrheitsregierung wohl okay sein. Ob das schon im Duden "Richtiges und gutes Deutsch" vermorken ist?

Meinem Sprachgefühl nach ist der erste und nur der erste Schöpfungs-Satz korrekt.
Titel: Re:Regierungskrise
Beitrag von: caru in 2005-08-27, 16:54:34
beistrich oder nicht zwischen nassem und grauem - darüber kann man streiten.

über die endung nicht. beide müssen die dativendung -m haben. aus grauem ton, aus nassem ton schuf g''tt den menschen.
Titel: Re:Regierungskrise
Beitrag von: gehabt gehabt in 2005-08-28, 14:49:57
laut Grimmschen Woerterbuches oder Grimmschem Woerterbuch:

...sondern auch mit dem dativ (indem es der fügung von nach folgt): laut dem artikel des vergleichs. HEILMAN Thucyd. 692; da er sich, laut dem vorbericht, nach einer schweren krankheit aller ermüdenden arbeiten enthalten muszte. GÖTHE 33, 45.
Titel: Re:Regierungskrise
Beitrag von: VerbOrg in 2005-08-28, 17:26:56
Zitatlaut Grimmschen Woerterbuches oder Grimmschem Woerterbuch

Mehr darüber auch hier (http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,325168,00.html).