Das Verb "fragen" ist immer schon ein schwaches gewesen; besonders in norddeutschen Mundarten aber hat sich schon früh analog zu "tragen" eine starke Präteritumform ('frug') und der Umlaut in der 2. und 3. Person Singular Präsens herausgebildet.
Einen starken Imperativ und ein starkes Partizip Perfekt jedoch hat "fragen" nie besessen. Anstelle des "?" gehören also in die Rote Liste, die ja nur tatsächliche Formen anführt (oder, Kilian?) die schwachen Formen "fragte - gefragt". Für die Liste der starken Verben würde ich vorschlagen, die Analogie zu 'tragen' beizubehalten und das Partizip "gefragen" zu übernehmen.
Kein starker Imperativ und kein starkes Partizip Perfekt also. Danke, Wissenslücke geschlossen. :-) Ich habe die Zellen geleert. Schwache Formen werden in der Roten Liste nicht aufgeführt.
Für die Liste der starken Verben: Vorschlag angenommen.
Zitat von: Kilian in 2004-09-27, 23:22:11
Kein starker Imperativ und kein starkes Partizip Perfekt also. Danke, Wissenslücke geschlossen. :-) Ich habe die Zellen geleert. Schwache Formen werden in der Roten Liste nicht aufgeführt.
Für die Liste der starken Verben: Vorschlag angenommen.
Werden nicht aufgenommen? Dann könnte sich dort aber die Falschannahme herausbilden, es seien defektive Verben...;)
Nicht, wenn man aufmerksam das Kleingedruckte liest. Nicht vorhandene Formen werden übrigens durch einen - gekennzinchen.
im allgemeinen ein riskantes verfahren, aber die benutzer dieser seite werden ja wohl mehrheitlich des lesens mächtig sein :D
Ebenso wie "fragen" hat übrigens auch jagen keine echten starken Formen!
Hab gerade gesehen, daß dies auf der "Home"-Seite steht - da fällt mir auch auf:
Diese Ausdrücke in der Übersicht, zumindest die Anglizismen wie "Home, Features, Newsletter"... sollte man die nicht besser durch deutsche Entsprechungen ersetzen? ???
Zitat von: MrMagoo in 2005-01-27, 16:49:28Ebenso wie "fragen" hat übrigens auch jagen keine echten starken Formen!
Hm... tja... was heißt schon "echt"? caru wies mich darauf hin, dass die aufgefohrenen Formen im Grimm'schen Wörterbuch belegt sind.
ZitatDiese Ausdrücke in der Übersicht, zumindest die Anglizismen wie "Home, Features, Newsletter"... sollte man die nicht besser durch deutsche Entsprechungen ersetzen? ???
Weiß ich auch nicht. Sollte man? Wenn ja, warum? Und vor allem: wodurch?
Was meinst du mit "zumindest"? Stößt dir außer den englischen Wörtern noch etwas auf...? Na los, spuck's aus! ;)
vermutlich meint er, wir sollen uns ein deutsches wort für "haikous" ausdenken, wie kommt man als germanist zu so asiatischem gelalle :D :D :D
home="heim"
features="grundzüge"
newsletter="neuigkeitenblatt" ;D
ja, die formen von "jagen" stehen alle im grimm, zusätzlich noch eine mitvergangenheit "jög"(dialektal, vermutlich).
ja, im grimm stehen wohl auch formen, die gewissen mundarten entstammen oder spinnereien einzelner dichter sind, wie blus:
[Matthias] CLAUDIUS 3, 40 reimt gar:
und zwar war das sein methodus,
er that das horn aufs maul und blus.
aber, na und? grimm ist grimm, da kenn ich nix 8)
Zitat von: caru in 2005-01-27, 23:38:38home="heim"
features="grundzüge"
newsletter="neuigkeitenblatt" ;D
Keine weiteren Fragen, Euer Ehren. ;D
features sind keine Grundzuege. Es ist so ein Wort, das schwer zu uebersetzen ist, vielleicht
features= besondere Merkmale, spezielle Eigenschaften, "Extras" (als ich mich mal ueber ein Computerprogram
beschwert habe bekam ich vom programmierer zu hoeren:
"This is no bug, this is a feature")
home = Startseite oder Hauptseite
Newsletter = Nachrichtenblatt
"Here is the news"=hier sind die Nachrichten
Nee nee, so falsch war das mit den Grundzügen nicht. Der Webster definiert feature (geht zurück auf's lateinische facere und factum):
"die Aufmachung, Struktur, Form oder äußere Erscheinung einer Person oder einer Sache."
Darüber hinaus sind es aber auch "peculiarity" und "characteristic" also Besonderheiten und Wesenseigenarten, die feature abbildet.
Es scheint demnach so, als gebe feature sowohl Grundzüge als auch weniger elementare Eigenheiten eben jener Personen und Sachen an.
Und wieder einmal schein die Wahrheit irgendwo dazwischen zu liegen.
Was spricht gegen Nachrichtenbrief für Newsletter?
Zitat von: caru in 2005-01-27, 23:38:38
ja, die formen von "jagen" stehen alle im grimm, zusätzlich noch eine mitvergangenheit "jög"(dialektal, vermutlich).
ja, im grimm stehen wohl auch formen, die gewissen mundarten entstammen oder spinnereien einzelner dichter sind, wie blus:
[Matthias] CLAUDIUS 3, 40 reimt gar:
und zwar war das sein methodus,
er that das horn aufs maul und blus.
aber, na und? grimm ist grimm, da kenn ich nix 8)
Schlag im Grimm unter "fragen" nach, dort beschreibt er, daß sowohl für fragen als auch für jagen die schwachen Formen die (Zitat:) "sprachrichtiger[en]" seien.
Davon ab sind meiner Meinung nach die starken Formen nicht zu verachten, weisen sie doch einen um so eleganteren Ablaut auf... ;)
Man vergesse den Kontext nicht: "Rettet des Genitivs!" oder "Numeri" sind doch keine Merkmale, Eigenschaften oder Wesenseigenarten der GSV. Feature kann z. B. auch Sonderfunktion oder Spielfilm bedeuten. Die hier passenden Übersetzungen wären Sonderbeiträge oder Extras. Aber wären es auch elegante Übertitelungen? Ich finde nicht. Schließlich ist die GSV weder die FAZ noch ein Auto. Ich denke einfach, es gibt kein deutsches Wort, das so umfassend ist, wie wir es hier brauchen.
Home und Newsletter sind halt etablierte Fachbegriffe. Über Startseite ließe sich nachdenken, aber Nachrichtenbrief klingt sehr gewollt, zumal wortwörtlich übersetzt.
Also wenn er wörtlich übersetzt ist - was sich in diesem Fall doch anbietet und ich auch getan habe - wie kann er dann noch "gewollt" klingen? (Meintest Du "konstruoren"?)
Natürlich habe ich gewollt, daß Nachrichtenbrief wie newsletter klingt. Jeder 7jährige würde den Begriff ohne weiters verstehen: ein Brief, der Nachrichten bringt - nicht mehr und nicht weniger.
Nein, nicht konstruoren. Gewollt. Verkrampft. "Lieber unschön als englisch." Unelegant. Ich finde übrigens nicht das Wort an sich schlecht, sondern seine Verwendung in der GSV-Navigation. Vielleicht schreckt es mich für diesen Zweck durch seine Länge, jedenfalls nach subjektiven und gefühlsmäßigen Kriterien. Sie berühren aber auch die zweite Frage, die ich in Antwort 6 stellte und die bisher ignororen ward: Wenn ja, warum?
Nein, es ging mir nicht darum, solche Begriffe um jeden Preis zu übersetzen. Aber da, wo es sich anbietet, kann man doch seiner eigenen Sprache eine Bresche schlagen.
Im speziellen Fall ist es mir vollkommen wurst, ob "newsletter" durch einen deutschen Begriff ersetzt wird oder nicht.
Die Attribute "gewollt, verkrampft, unelegant" kann ich schon überhaupt nicht nachvollziehen. Wie müssen denn deutsche Worte aussehen, damit sie ungewollt, unverkrampft und elegant sind?
Verkrampft erscheint mir eher die französische Haltung gegenüber Lehnwörtern. Haben wir aber nicht. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, daß nämlich eine übergroße stillschweigende Bereitschaft vorherrscht, sich aber auch jeden anglistischen Stuß zu eigen zu machen. Ich habe keine Ressentiments gegen Anglizismen (bin unter anderem selbst Anglist), was mich persönlich juckt, sind die Ecken, aus denen diese quellen.
Warum sollte ein deutscher Begriff wie "Merkmal" oder "Grundzüge" nicht mit der Zeit die gleiche Bedeutungsfülle erhalten, wie "feature"?
Das kann er natürlich nicht, wenn man ihm nie ein Chance einräumt, sondern gleich zum schwammigen Fremdbegriff übergeht. Demnächst ist dann alles "issue", "item" , "matter" , "unit" und "gadget". Viel Spaß beim Übersetzen (in voller Bandbreite). Hilft natürlich den Halbgescheiten, warum sollte man sich auch 2000 deutsche Begriffe merken, wenn man mit 5 "hippen" "terms" so schön alles und nichts ausdrücken kann - you know, I mean... ;)
Zitat von: amarillo in 2005-01-28, 21:01:09Wie müssen denn deutsche Worte aussehen, damit sie ungewollt, unverkrampft und elegant sind?
Es kommt auch auf den Zusammenhang an, wie sie auf mich wirken. In einem zusammenhängenden deutschen Text schiene mir
Nachrichtenbrief wahrscheinlich auch passender als in einer Navigationsleiste. Wie gesagt: Meine subjekiven Empfindungen. Denn könnte ich schlüssig begründen, warum ich andererseits auch nicht
Links geschrieben habe, sondern
Verweise? Nicht wirklich... ;)
Wahrscheinlich ist es mir einfach ein Bedürfnis, die Leute zu ärgern, die die GSV seinerzeit schalten, als sie noch eine Rubrik titels "Frankenstein Area" hatte (da waren die gestorkenen Verben mit Konsonantenverschiebung gesondert aufgefohren). ;)
ZitatAber da, wo es sich anbietet, kann man doch seiner eigenen Sprache eine Bresche schlagen. (...)
Verkrampft erscheint mir eher die französische Haltung gegenüber Lehnwörtern. Haben wir aber nicht. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, daß nämlich eine übergroße stillschweigende Bereitschaft vorherrscht, sich aber auch jeden anglistischen Stuß zu eigen zu machen. Ich habe keine Ressentiments gegen Anglizismen (bin unter anderem selbst Anglist), was mich persönlich juckt, sind die Ecken, aus denen diese quellen.
*stimmt voll zu*
ZitatWarum sollte ein deutscher Begriff wie "Merkmal" oder "Grundzüge" nicht mit der Zeit die gleiche Bedeutungsfülle erhalten, wie "feature"?
Mit diesen Übersetzungen für
feature hätte ich kein Problem. Aber
feature ist hier ja gerade in der entgegengesetzten Bedeutung gebraucht, in der Richtung von
Sonderbeiträge und
Extras. Vielleicht sollten wir alle in dieser Richtung noch ein bisschen überlegen und etwas finden, das besser klingt.
"Feature" hat auch im Englischen tausend und eine Bedeutung, wird aber gerne verwonden, der Leser pickt sich intuitiv die Bedeutung heraus, die der Zusammenhang erfordert.
Da wir aber unter preußischer Präzisionswut leiden, ist uns solch eine nonchalante Verhaltensvariante offenbar nicht gegeben - tant pis.
Nennen wir "feature" doch einfach "Naeioum"; das hätte dann für den Moment überhaupt keine Bedeutung, die würde sich aber alsbald aus dem Hintergrund ergeben. MrMagoo als alter Etymologe wäre natürlich angeschmiert ;D.
Zum zweiten könnte caru sich freuen, daß das Deutsche endlich einen Begriff aufweist, in dem alle Vokale hübsch aufgereiht sind und nicht von störenden Konsonanten unterbrochen werden.
Nein, im Ernst, für meinen Geschmack darf man ruhig etwas mehr Mut im Umgang mit Sprache aufbringen. Sie ist doch kein Schrein auf dem Hochaltar. Die Jugend macht es uns dauernd vor, warum stehen wir dann beleidigt daneben und rollen mit den Augen? Unsere Beherztheit kann sich doch nicht in ein paar gestorkenen Verben und der Gralshüterei vor dem Genitiv erschöpfen.
Zitat von: amarillo in 2005-01-29, 11:04:11"Feature" hat auch im Englischen tausend und eine Bedeutung, wird aber gerne verwonden, der Leser pickt sich intuitiv die Bedeutung heraus, die der Zusammenhang erfordert.
Das meine ich doch. Deswegen benutze ich das Wort ja so gern.
ZitatDa wir aber unter preußischer Präzisionswut leiden, ist uns solch eine nonchalante Verhaltensvariante offenbar nicht gegeben - tant pis.
Der GSV
ist sie offensichtlich gegeben. ;D Natürlich sind die Rubriken, die unter "Features" zusammengefassen sind, auch etwas zu verschiedenartig für einen präzisionswütigen Begriff.
ZitatDie Jugend macht es uns dauernd vor, warum stehen wir dann beleidigt daneben und rollen mit den Augen?
Nanu, wer tut denn das?
mut im umgang mit sprache haben wir ja wohl alle, sonst wären wir nicht hier ;D
gleichzeitig muß man sich auch nicht vor fremdwörtern fürchten.
im mittelalter haben schon leute geschumpfen, weil so viele französische wörter ins deutsche aufgenommen wurden. dann kam humanismus und aufklärung mit den latino-griechischen fachausdrücken, und da wurde gewettert und ulkige deutsche ersatzwörter erfunden bis zum gehtnichtmehr. und dann gabs das französische als sprache der feinen leute, der post, der eisenbahn... die englandmode im 19. jh.... die romanisch-mode der romantik, undsoweiter undsoweiter. immer sind aus den unterschiedlichsten quellen wörter ins deutsche geflossen, eingedeutscht worden oder nicht, sind deutsche wörter veraltet und verschwunden, fremdwörter veraltet und verschwunden, mit und ohne ersatz. mit absicht erfundene ersatzwörter pflegen sich eher selten durchzusetzen (man lese mal die vorschläge in ludwig reiners stilkunst, kein einziges der wörter ist uns heute verständlich).
zur zeit gibts eben jede menge technisches vokabular aus dem englischen, gerade im computerbereich. na und?
was wir wirklich brauchen würden, wäre ein deutsches wort für handy! (das IST nämlich das DEUTSCHE wort dafür, auf englisch heißt das "mobile".)
und wie sagt man eigentlich auf deutsch wok, sauna und tee?
Zitat von: caru in 2005-01-29, 16:39:37mit absicht erfundene ersatzwörter pflegen sich eher selten durchzusetzen
Wobei zumindest laut dieser Quelle (http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_von_Zesen) Philipp von Zesen damit sehr erfolgreich gewesen soll.
Zitatwas wir wirklich brauchen würden, wäre ein deutsches wort für handy! (das IST nämlich das DEUTSCHE wort dafür, auf englisch heißt das "mobile".)
Oder
cellphone oder
cellular phone oder
cellular oder
mobile phone. Für die deutsche Synchronfassung von
Ocean's Twelve nimmt mich ein, dass sie das Wort
Handy vermieden hat und immer schlicht von "Telefon" die Rede ist. Im Alltag versuche ich mir einstweilen "Mobiltelefon" anzugewöhnen. Wobei das natürlich ein ziemlich steifes und langes Wort ist.
Der Beispiele gäbe es noch hunderte; das Beste ist, man sagt nichts anderes dazu. Wenn jemandem feature nicht in den Kram passt, soll er doch benutzen, was ihm Spaß bringt.
Richtig, Sprache ist ein Durchgangsbahnhof; manche Worte bleiben nicht, manche übernachten nur, andere wieder lassen sich auf Dauer nieder und reisen dann doch irgendwann ab.
@Kilian
Ich selbst erwische mich beim Augenrollen, dann denke ich wieder: was bist du doch für ein arrogantes Arschloch!
@caru
Welcher Mut? Was soll uns denn passieren? Wir trauen uns doch auf keinerlei Glatteis. In der Hinterhand haben wir doch das sichere Gefühl eher als elitärer Haufen zu gelten (womit es sich kommod leben läßt), als ernsthaft verlacht zu werden. Unsere Namen sind verborgen, unsere Visagen nicht zu sehen. Wer beim Stärken über die Stränge schlägt wird vermittels Ablautmechanismen etc. zurückgerufen. Das ist philologische Freizeitgestaltung pur und immer an der Mauer des gerade noch "Erlaubten" entlang.
Das soll bitte keine Kritik sein, aber die Unbekümmertheit eines 18jährigen macht mich oft neidisch. Das Korsett der eigenen Ausbildung drückt bisweilen ein wenig auf den Hüften.
Zitat von: amarillo in 2005-01-29, 17:32:45Der Beispiele gäbe es noch hunderte; das Beste ist, man sagt nichts anderes dazu. Wenn jemandem feature nicht in den Kram passt, soll er doch benutzen, was ihm Spaß bringt.
Genau. Und sobald jemand auf ein Wort kommt, das mich überzeugt, wird's geändert. ;D
ZitatIch selbst erwische mich beim Augenrollen, dann denke ich wieder: was bist du doch für ein arrogantes Arschloch!
Vor ein paar Jahren machten ja in der Presse die Websites Furore, die den falschen Gebrauch des Apostrophs in Wort und Bild anprangerten. Philipp Oelwein, der eine dieser Websites betreibt, hat einen Motivations-Aufsatz (http://www.apostroph.de/motivation.php) geschrieben, der sehr gut vertritt, worauf Kritik am Sprachgebrauch primär abzuzielen hat: Auf Unreflektiertheit dahinter! (Das ist wohl ungefähr das, was du mit den Ecken meintest, aus denen manche Anglizismen quellen, right? ;)) Rollt, denkt und schilt man nach dieser Maxime, kann man sich, so meine ich, einiges an Arrogantes-Arschloch-Sein ersparen. :D
Wäre es nur die Unreflektiertheit, ich schömpfe nicht einmal. Es ist das perfide Wollen einer Medien-, Werb- und Politindustrie, der ich nicht einmal Dusseligkeit als mildernden Umstand zugestehen kann.
Diese Sauhunde wissen in ihrer Mehrheit nur zu gut, wie sich Sprache zum Rattenfangen verwenden läßt.
Wenn auf "Viva" oder "MTV" dummdeutsch gesprochen wird, will ich nicht einmal dagegen anstinken; die können nicht anders. Ich gehe ja auch nicht in den Zoo und versuche dem Zebra seine Streifen auszureden.
Es sind diese nadelstreifig-pomadigen, aalglatt-smarten Typen, die sich als gebildete Globalversteher gerieren und dann einen Seim verschwallen, daß man explodieren möchte. Man braucht sich nur die Nachrichten in den privaten Sendern anzuschauen; ich tue das ab und zu um meinen Masochismus zu befriedigen und meine Wut (kein Zorn: Wut!) wachzuhalten.
Wohl wahr! Hier fand neulich ein Mitmensch schöne Worte: "Das andere Planspiel, dessen Bezeichnung 'Schul/Banker' natürlich von einem Schlips stammt, einem gelackten, einem Krawattenträger, dem man, damit der Schlips besser passt, das Sprachzentrum entfernt hat..."
Das Schlimme ist: diese Kanaillen haben ihre Sprachzentren ja noch und wissen sie gewinnbringend einzusetzen.
amarillo - ich bin fertig mit diesem Thema.
gut. fertig mit dem thema.
übrigens, "mobiltelefon" ist ungefähr so deutsch wie "extras". aber wen störts, mich nicht ;D
Handy ist doch klasse, was gibt es da zu verbessern?
Meine Tochter hat kürzlich nach ihrem "Quatschi" gesucht, war aber wohl nur innerfamiliärer Sprachgebrauch.
Zitat von: Kilian in 2005-01-29, 16:11:13
D Natürlich sind die Rubriken, die unter "Features" zusammengefassen sind, auch etwas zu verschiedenartig für einen präzisionswütigen Begriff.
Das ists natuerlich: in diesem Zusammenhang sind Features=Rubriken. Das passt auch ganz gut, weil die Uebrschriften der Rubriken auf diesem Internetauftritt (=website) rot sind.
Newsletter=Rundbrief
Zitat von: amarillo in 2005-01-29, 21:07:34Handy ist doch klasse, was gibt es da zu verbessern?
Es ist ein ganz besonders blendungsmächtiger Falscher Freund. Denn es tut so, als wäre es aus dem Englischen übernommen, dabei ist es ein Fantasiewort - sieht nach typisch "denglischem" Heißluftgehabe aus, wenn du mich fragst. Aber ich will die Leute, die den Begriff geprägt haben, nicht schelten: Vielleicht gab es ja in der Frühzeit der Mobiltelefone ein Produkt mit dem Namen
handyphone, und im deutschen Sprachraum wurde der erste Teil halt zur generellen Produktbezeichnung verallgemirnen. Für diese Entstehungsgeschichte hätte ich Verständnis.
Zitat von: gehabt gehabt in 2005-01-30, 08:57:40Das ists natuerlich: in diesem Zusammenhang sind Features=Rubriken.
In Zeitschriften fasst man unter dem Begriff "Rubriken" heute ja eher die regelmäßigen Beiträge zusammen, die keine inhaltlichen Kerne des jeweiligen Magazins sind. Das ist bei unseren Features aber nun wieder der Fall. Unter "Rubriken" stehen hingegen die technischen Dinge, das Drumherum, die Danksagungen, der Newsletter, die Kontaktmöglichkeiten etc. Was halt noch so dabei sein muss.
Wie mir einer meiner Gewährsleute aus Neuchâtel heute fernmündlich mittiel, wird - zumindest in seinem Heimatteil der Schweiz - das Handy als "Nahtel" bezinchen.
Phonetisch wie semantisch vielleicht nicht der große Wurf, aber für mich klingt's ganz putzig.
putzig ist "quatschi" aber auch :D
Nahtel klingt gut, finde ich. Woher tel kommt, kann ich mir zusammenreimen, aber wieso Nah? Weil es dem Besitzer immer nah ist? Ein Kompositum aus Gegenteilen... hat was...!
Ich glaube das ist es, man hat es immer in seiner Nähe.
Vielleicht sollte man noch andere Schweizer befragen, aber ich kenne keine weiteren.
Zitat von: MrMagoo in 2004-09-27, 03:16:46
Das Verb "fragen" ist immer schon ein schwaches gewesen; besonders in norddeutschen Mundarten aber hat sich schon früh analog zu "tragen" eine starke Präteritumform ('frug') und der Umlaut in der 2. und 3. Person Singular Präsens herausgebildet.
Einen starken Imperativ und ein starkes Partizip Perfekt jedoch hat "fragen" nie besessen. Anstelle des "?" gehören also in die Rote Liste, die ja nur tatsächliche Formen anführt (oder, Kilian?) die schwachen Formen "fragte - gefragt". Für die Liste der starken Verben würde ich vorschlagen, die Analogie zu 'tragen' beizubehalten und das Partizip "gefragen" zu übernehmen.
Ich zitiere mich heute ausnahmsweise mal selbst, denn soeben fand ich noch ein interessantes Gedichtchen zu den Formen von "fragen", das sehr gut hierherpaßt.
Es stammt aus dem Büchlein "
Allerhand Sprachdummheiten" von
Gustav Wustmann und ist sozusagen der Vorläufer von Bastian Sicks "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod".
In der Auflage von 1891 heißt es in einer Anmerkung:
"
Die Grenzboten veröffentlichten 1882 ein hübsches Sonett aus Süddeutschland, das sich über das Vordringen der falschen Formen lustig machte. Es begann mit der Strophe:
Ich frug mich manchmal in den letzten Tagen:
Woher stammt wohl die edle Form: er frug?
Wer war der Kühne, der zuerst sie wug?
So frug ich mich, so hab ich mich gefragen.
Eine Anzahl von Zeitungen brachte dann Gegensonette, aus denen freilich nichts weiter hervorging, als daß ihre Verfasser keine Ahnung von den Anfangsgründen der deutschen Grammatik hatten, und daß ihnen die falschen Formen schon so in Fleisch und Blut übergegangen waren, daß sie für das richtige schon alles Gefühl verloren hatten.Ein sehr interessantes und äußerst lesenswertes kleines Büchlein; auch wenn es, wie so vieles im 19. Jahrhundert, sehr stark auf der Organismuskonzeption fußt.
Viele Grüße
-MrMagoo
Zitat von: MrMagoo in 2005-11-17, 15:25:14
...auch wenn es, wie so vieles im 19. Jahrhundert, sehr stark auf der Organismuskonzeption fußt.
Lieber MrMagoo!
Mir als Zoologen ist das hochgrude pieln, aber was ist iegelnt die Organismuskonzeption?
Ich tipp und tapp' im Dunklen (kein Schmäh!), tapp es ins Internet und stieß als Num'ro eins auf einen Artikel zur Kultursoziologie - Doppelpunkt
(Burren & Rieder:)
"Es zeichnet sich ab, dass die herkömmlichen reduktionistischen, linearen und hierarchischen Modelle an Geltungskraft verlieren und durch Netzwerk- und Systemmodelle abgelöst werden, in welchen das Zusammenspiel einer Vielzahl von Faktoren im Zentrum steht..."
So ging's gar gelohren dahin (und - Modephrase: - ich will auch nichts aus dem Zusammenhang reißen) - doch empföhle ich, dulmm, statt Netzwerkmodell, Retifikationsmodell (zum Stark solcher Substantive miech ich letztens dem Kilian einen wilden Vorschlag), nicht wäre meinem Verständnis gedohnen.
P.S.:
Ich freue mich immer über den Stil und Schliff Deiner Beiträge (Angerogen ward ich dadurch, etwa wieder in meiner so vergolb'nen wie verstob'nen althochdeutschen Grammatik zu stöbern.); ich mag dieses Forum in seiner Tiefe, Labenzwurdick, bisweilen auch Schärfe; und weil ich da irgendwo einmal las, jemand ziehe - kann ja fast nur "zöge" heißen - die "Mensa-" unserer Gesellschaft vor, fordere ich Menschen, die solches ernsthaft bekennen, auf:
Hic mensa - hic pensa! (Hier ist die Tafel! Hier erwäge!)
Herzlichst!
D. B.
Zitat von: Bertl in 2005-11-17, 17:14:35
...so vergolb'nen wie verstob'nen althochdeutschen Grammatik zu stöbern.[/color]
Erwierttenes Selbstgespräch:
Einen stabenden Stüber mit dem stäupenden Stäblein für mich! Im stäubixten Stüblein verwalx ich doch stauben mit stieben! - Allerdings kann kein Buch verstieben. Wohl nicht einmal Menschen können es; davon(-) [wie ich's von hier oft so gerne täte], hinweg(-), auseinander(-) - das schon; und zer- ! - :
"Zerstoben sind die Gäste all" - in Uhlands "Glück von Edenhall".
Ein "verstaub'nes" Buch wäre mir zu wenig. Muß es halt ein "verstub'nes" sein - strotzen doch viele Stuben (vor allem Bibliotheken) von Staub/vorm Staube.
Zitat von: Bertl in 2005-11-17, 17:14:35
Zitat von: MrMagoo in 2005-11-17, 15:25:14
...auch wenn es, wie so vieles im 19. Jahrhundert, sehr stark auf der Organismuskonzeption fußt.
Lieber MrMagoo!
Mir als Zoologen ist das hochgrude pieln, aber was ist iegelnt die Organismuskonzeption?
Ich tipp und tapp' im Dunklen (kein Schmäh!), tapp es ins Internet und stieß als Num'ro eins auf einen Artikel zur Kultursoziologie - Doppelpunkt
(Burren & Rieder:)
"Es zeichnet sich ab, dass die herkömmlichen reduktionistischen, linearen und hierarchischen Modelle an Geltungskraft verlieren und durch Netzwerk- und Systemmodelle abgelöst werden, in welchen das Zusammenspiel einer Vielzahl von Faktoren im Zentrum steht..."
So ging's gar gelohren dahin (und - Modephrase: - ich will auch nichts aus dem Zusammenhang reißen) - doch empföhle ich, dulmm, statt Netzwerkmodell, Retifikationsmodell (zum Stark solcher Substantive miech ich letztens dem Kilian einen wilden Vorschlag), nicht wäre meinem Verständnis gedohnen.
P.S.:
Ich freue mich immer über den Stil und Schliff Deiner Beiträge (Angerogen ward ich dadurch, etwa wieder in meiner so vergolb'nen wie verstob'nen althochdeutschen Grammatik zu stöbern.); ich mag dieses Forum in seiner Tiefe, Labenzwurdick, bisweilen auch Schärfe; und weil ich da irgendwo einmal las, jemand ziehe - kann ja fast nur "zöge" heißen - die "Mensa-" unserer Gesellschaft vor, fordere ich Menschen, die solches ernsthaft bekennen, auf:
Hic mensa - hic pensa! (Hier ist die Tafel! Hier erwäge!)
Herzlichst!
D. B.
Ich grüße Dich, Bertl.
Dank sei Deiner Worte.
Wie ich sihe, bist Du sehr geandt im Verbenstärken; ich selbst muß zugeben, daß ich immer ganz verworren dreinscho (prät. von "schauen") nachdem ich viele Konsonantendreher erblocken habe.
Zu Deiner Frage: Die "Organismuskonzeption" schimpft sich in sprachwissenschaftlichen Kreisen meist "Organismus
theorie" und ist unter diesem Namen weit geläufiger. ;)
Diese Organismustheorie besagt, daß Sprache selbst als ein "lebender" Organismus empfunden wird, daß Sprache sich also selbst (weiter)entwickelt, ohne daß der Mensch in irgendeiner Weise in die Struktur eingreifen und diese verändern soll - tut er dies doch, do könnten erhebliche Schäden an/in diesem Organismus entstehen, eben so wie bei jedem anderen lebenden Organismus (sei es Mensch, Pflanze oder Tier) auch der Fall wäre.
Dieses Verständnis hat die ganze Sprachforschung des 19. jahrhunderts geprägt und tritt auch heute immer wieder in Erscheinung; neben dutzender anderer Konzeptionen und Theorien.
Es grüßt
-MrMagoo
Lieber MrMagoo!
Vielen Dank für Deine Auskunft! - Mhm. - Also doch auf die Sprache bezogen. - Aber, herrjeh, dann wäre das, was wir da machen, womöglich von Übel - weil man ja gar nicht annehmen kann, daß alles spurlos an der Sprache vorübergeht. - ,Es soll ja auch nicht spurlos vorübergehen´, höre ich da einige von Euch/uns sagen.
-
Eine noch weiter anstehende, entsetzliche Arbeit (Donau-Mückenlarven vom Übelsten, mit irgend etwas - Bengalrot? - gefärbt wie rote Rüben/Beete, fixiert in ätzendem, Fingerbeeren zerschrümpeldem Formaldehyd...) zwingt mich, diesen Forum-Beitrag gleich wieder abzubrechen.
Herzlichst!
D. B.
... zerschrümpelndem ...
Treffen sich zwei Sprachen beim Einkaufen.
- Na, altes Gerät, wie geht's?
- Ach, gar nicht gut. Der Doktor sagt, ich hab corroboratio verborum.
- Ach, mach dir nichts draus. Das hatte ich auch mal. Geht schnell vorüber.
Den kenn' ich noch anders:
Treffen sich zwei Planeten im All.
,,Wie geht's?"
,,Ach, schlecht, ich hab' grad Homo sapiens."
,,Halb so schlimm, geht auch vorbei."
Ja, das ist mein Lieblingswitz, fürs hiesige Thema modifizor'n. :)
treffen sich zwei photonen irgendwo im raum. das eine torkelt.
fragt das andere: "na? wieder mal besoffen?"
"quatsch! siehst du denn nicht? ich versinke in einem gravitationsfeld!"
(a. einstein und niels bohr sollen sich über den halb krank gelacht haben :D)
Zitat von: amarillo in 2005-01-31, 12:10:10
Ich glaube das ist es, man hat es immer in seiner Nähe.
Vielleicht sollte man noch andere Schweizer befragen, aber ich kenne keine weiteren.
Und da zerbrechen wir uns die Köpfe. http://de.wikipedia.org/wiki/Natel
Dann habe ich das unter Verwund eines Hülf-Hs rein volksetymologisch interpretoren - schade eigentlich, das piess so schön. :D