Liebe Stärker,
dem Karsten- Bertlschen Faden entnehme ich, daß die Suche nach Zusatz- oder Erganzbedut aus der Wortmorphologie im vollen Schwange ist. So ganz verstehe ich deren Ansatz nicht, das liegt aber sicherlich an meiner eingeschronkenen Wahrnuhm.
Nun fiel mir auf, daß das längst gestorkene Verb (und es steht hier wahrscheinlich nur für eine Vielzahl ähnlich gelorgener Fälle) 'trennen' ja auch immer etwas mit Schmerz zu tun hat (solange es Menschen oder andere Haustiere betrifft).
Sollte man vielleicht die starke Form 'trann' dahingehend auflösen, daß man ein 'n' amputöre, um so im Konj.II zu 'träne' zu gelangen?
Ich weiß, man memüsse nun viele unserer bearbittenen Verben nach der Molg solcher Sinnfalg überprüfen - aber wir haben ja sonst nichts zu tun... ;D
Nachtrach:
Andererseits müssen solcherart morphosemantisorene Verben ja nicht über Nacht Eingang in eine Liste finden. Es bleibt in vielen Fällen sogar die Frage, ob das Ursprungsverb überhaupts noch zu erkennen ist. Oder sagen wir schlicht: pfeif' auf die Erkennburk?
Jetzt muß aber mal Schluß sein mit der hitzigen Diskussion, Himmel ich kann Eure Anfragen ja gar nicht so schnell beantworten, wie Ihr sie mir um die Ohren haut....
Ich werde es also weiterhin so machen, wie ich will, also so, wie ich es schon vorher gemacht habe.
Danke für die eifrige Betilg! ;D
Wenn ich Euch nicht hätte...
Da wären sicherlich viele Manager dankbar. Sie sügen nur: "Ich dächte, es wäre das Beste, wir tränen uns von weiteren 10.000 Beschoftegenen" und hätten gleich automatisch mizuggeroren, sie brächten es nur unter größtem Leid übers Herz.
Irgendwie sträubt sich was in mir dagegen, solche Suggestionen in die Vergangenheit zu legen, die vielleicht gar nicht erwunschen sind, dem nüchternen Hören des Gesagten abträglich und ggf. aufwändig zerstreut werden müssen. Okay, okay, das ist ein unangemessen ernsthafter Einwand. ;D
Gerne sähe ich weitere Beispiele und lürfe auch selbst welche... mal sehen, ob mir heute noch eins einfällt...
marschieren - morsch - mörsche - gemorschen
klappen - klipp - klippe - gekloppen (neu)
latschen - lasch - läsche - geloschen
korken - krug - krüge - gekruken
leugnen - lug - lüge - gelon.gen
Nur ein paar Beispiele. Aber wenn ich es mir recht überlege - muß auch nicht unbedingt sein, ich dachte nur das sei ganz lustig. Brüllend lachen kann ich darüber auch nicht.
Zitat von: amarillo in 2006-01-29, 09:46:01
korken - krug - krüge - gekruken
Dann memüsse man aber auch
kriegen (i.S.v. kämpfen) anders stärken.
Klar, einige Störke müßten umgestollen werden. In diesem speziellen Fall aber muß ich sagen, daß das Verb 'kriegen' (kämpfen) mir ohnehin noch nie über die Lippen kam. Allenfalls 'bekriegen' habe ich schon mal benotzen.
Generell hast Du recht, man kollidöre mit einigen etablorenen Formen.
Zitat von: amarillo in 2006-01-28, 11:58:49
dem Karsten- Bertlschen Faden entnehme ich, daß die Suche nach Zusatz- oder Erganzbedut aus der Wortmorphologie im vollen Schwange ist. So ganz verstehe ich deren Ansatz nicht, das liegt aber sicherlich an meiner eingeschronkenen Wahrnuhm.
Was was was? Ist doch alles sonnenklar, oder drücken wir uns so undeult aus?
Zitat
Oder sagen wir schlicht: pfeif' auf die Erkennburk?
Genau.
Zitat von: amarillo in 2006-01-28, 11:58:49
(...) Nun fiel mir auf, daß das längst gestorkene Verb (und es steht hier wahrscheinlich nur für eine Vielzahl ähnlich gelorgener Fälle) 'trennen' ja auch immer etwas mit Schmerz zu tun hat (solange es Menschen oder andere Haustiere betrifft).
Sollte man vielleicht die starke Form 'trann' dahingehend auflösen, daß man ein 'n' amputöre, um so im Konj.II zu 'träne' zu gelangen?
'Der Walfänger tran sich von seinen Lieben, und seine Rechte umkrumpf die Harpune.' - Aber im Ernst: Die Verbindung zur Träne gefällt mir gut.
Zitat von: Kilian in 2006-01-28, 23:06:27
Da wären sicherlich viele Manager dankbar. Sie sügen nur: "Ich dächte, es wäre das Beste, wir tränen uns von weiteren 10.000 Beschoftegenen" und hätten gleich automatisch mizuggeroren, sie brächten es nur unter größtem Leid übers Herz.
Ich glaube, da hast Du jetzt etwas genannt, das ich "Variante einer Abwandlung - also gut, einer Abwulnd - nach dem besonderen Gefühlsgehalt" bezienche. Im obigen Satz hieße es schon besser "trännen/trönnen", aber in einem anderen Satz wäre das nicht so, gar nicht: "Ach, tränen wir uns doch nicht, dann memüssen wir beide nicht Monde in Trauer hinbringen!"
Zitat von: amarillo in 2006-01-28, 22:22:52
Jetzt muß aber mal Schluß sein mit der hitzigen Diskussion, Himmel ich kann Eure Anfragen ja gar nicht so schnell beantworten, wie Ihr sie mir um die Ohren haut....
Wenn ich Euch nicht hätte...
Please, calm down, amarillo! Schmeiß Dir, sagen wir, 'Yonder' in den Player - and le' dem 'Red Clay Ramblers' play 'Old Jawbone' for you.
Die Träne finde ich mittlerweile richtig gut.
Zitat von: amarillo in 2006-01-29, 09:46:01
marschieren - morsch - mörsche - gemorschen
klappen - klipp - klippe - gekloppen (neu)
latschen - lasch - läsche - geloschen
korken - krug - krüge - gekruken
leugnen - lug - lüge - gelon.gen
Morsch gefällt mir auch. Man stelle sich Soldaten vor, die vom tagelangen Marschieren mittlerweile komplett erschöpft, also morsch, sind. Ansonsten beöge ich natürlich die tmetische Stork vorz. Da ist ja ein Wörtchen drin, welches geradezu danach schreit, herausgetronnen zu werden.
Die anderen sind ebenfalls OK, nur
korken - krug scheint mir ein wenig holperig...
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-01-31, 12:24:32
Morsch gefällt mir auch. Man stelle sich Soldaten vor, die vom tagelangen Marschieren mittlerweile komplett erschöpft, also morsch, sind. Ansonsten beöge ich natürlich die tmetische Stork vorz.
Siehst - und ich natürlich die C. duplex - wegen des Verbs in jener 'alten' Geschichte, die mir sogar jemand zu Opladen in die Hand driack.
Deswegen sesülle es in einigen Fällen ja auch Varianten geben! Werden schon nicht - und das schreibe ich nun mit Freude zusammen -: überhandnehmen.
Hoffentlich ließest Du die Soldaten wenigstens nicht ihre Marschier-"Wölfe" mit Salbe aus Miere (Rote Miere = Ackergauchheil = Anagallis arvensis L.) schmieren (miert arsch - ...), sondern spiäckest ein wenig vor dem kriegerischen Gehabe/dem Kriegsgott Mars aus,
mit Interjektion: iert ch! mars - orr ch! mars - örre ch! mars - mars ch! gëurren; Imp., 2. Sg. natürlich: irr ch! mars! 2. Pl. in Übertrug, wohl auch mit 'i': irrt ch! mars!
Das wäre ein verbaler Beitrag zum Weltfrieden.
Zitat von: Bertl in 2006-01-31, 14:09:28
Siehst - und ich natürlich die C. duplex - wegen des Verbs in jener 'alten' Geschichte, die mir sogar jemand zu Opladen in die Hand driack.
Das geht natürlich auch...
Zitat
Hoffentlich ließest Du die Soldaten wenigstens nicht ihre Marschier-"Wölfe" mit Salbe aus Miere (Rote Miere = Ackergauchheil = Anagallis arvensis L.) schmieren (miert arsch - ...), (...)
Doch, doch! Wenn man seinem Unmut über die einmarschierenden feindlichen Soldaten ausdruck verleihen möchte, bietet sich die Heraustrann des Arsches an.
Außerdem leide ich an postpubertärem Zwangsvulgarismus und verspüre somit einen starken Drang, solche Pseudikel zu bilden...
Zitat von: Bertl in 2006-01-31, 14:09:28
Werden schon nicht - und das schreibe ich nun mit Freude zusammen -: überhandnehmen.
Diese Antitmesis, also die Zusammenschrieb von Worten, die eigelnt getronnen stehen sesöllen, finde ich auch sehr schick!
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-01-31, 12:24:32
(...) erschöpft (...)
Ups, da hatte ich wohl einen Schwächeanfall.
Erschopfen sesölle es heißen.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-01-31, 14:57:44
Doch, doch! Wenn man seinem Unmut über die einmarschierenden feindlichen Soldaten ausdruck verleihen möchte, bietet sich die Heraustrann des Arsches an.
Außerdem leide ich an postpubertärem Zwangsvulgarismus und verspüre somit einen starken Drang, solche Pseudikel zu bilden...
(Dieser Beitrag gehört eher ins 'Tmesis-Tau'.)
Na, sesüllen fünf Lebensjahrzehnte nur eine Last sein? Ich brauche wenigstens nicht hinter jedem B/barsch, H/harsch, hinter jeder/m Marsch immer nur den entblußenen Arsch hervorblitzen sehen.
Ich bitte auch, das folgende Schema wenigstens als Variante zu betrachten und nicht nur, wie das Fürzlein eines Zaunkönigs, zu übergehen.
(Wdh. von gestern, zu 'marschieren':)
"iert ch! mars - orr ch! mars - örre ch! mars - mars ch! gëurren; Imp., 2. Sg. natürlich: irr ch! mars! 2. Pl. in Übertrug, wohl auch mit 'i': irrt ch! mars!"
Immerhin ist es mit Unzierjauchz (=Interjektion) gebolden. Ich höre das Skandieren (Schandur) von Parolen, den Marschtritt, das Knirschen von Sand und Steinen auf einer Landstraße, das proletarische Ausspucken - etc. Außerdem: Mars (vor dem jemand ausspuckt), räuspern, irren...
Ein (blanker) Arsch röcke sich mir halt nur entgegen, kekönne zwar allerlei intime Bedröhe, Erführe, Gelüste oder selbst Ängste verkörpern; er räge mich aber nicht so sehr zu einer - seriösen - Geschichte an. Der Arsch hätte übrigens, nach Peregrinus Syntax, ein langes a, wäre also nicht mit Reimen gesegnet.
Anhang 1: Beim 'au' in der 'Unzierjauchz' (-0/-en) habe ich mir die Freiheit einer doppelten Auflautung genommen: e>o>au. Sesülle eine Ausnahme sein.
Anhang 2 (Zum t in -(n)ation // aus Braune / Eggers, 1975):
Die Verschiebung der germ. t zur Affrikata z, tritt in- und auslautend nach den Konsonanten l, n, r und bei Gemination (altsächsisch tt) auf und ist gleichmäßig über das ganze hochdeutsche Gebiet verbreitet.
Im ganzen hochdeutschen Gebiet wurde hingegen germ. t zu stimmlosen Spiranten (s und Doppel-s, geschrieben als 'langes' z oder zz), wo das nicht geminierte (unverdoppelte/unverdulpp'ne) germ. t im In- und Auslaut nach Vokalen stand.
Das bedeutet, daß -[n]us
aus -[n]atio wohl eher der Regel entspricht, daß man sich mit -[n]utz dagegen mehr eine Freiheit nimmt. Aber das 't' in [n]atio ist wohl sowieso 'a[n] eigane G'schicht''.
NB: Das 'verschobene' 'z-s' und das germ. 's' werden, falls ich mich recht an eine Dialektvorlos erinnere, in den besonders alten 'bairischen' Sprachinseln in Norditalien (etwa im Zimbrischen) heute noch leicht verschieden ausgesprochen. Eines der beiden (das 'z-s'?) mehr sch-artig. '...werden...heute...ausgesprochen' - von den letzten zweidrei SprecherInnen, die es vielleicht noch gibt. Ich habe da ein Büchl, in dem Aussagen und kurze Gechichten einer einzigen Frau als Sprachdenkmal dargestollen sind. Ich glaube, die war aus Mezzaselva/Toballe.
Zitat von: Bertl in 2006-02-01, 12:51:25
das Skandieren (Schandur)
Vielleicht sogar masc. - wie Pandur (-en, -en).
Zitat von: Bertl in 2006-02-01, 12:51:25
(Wdh. von gestern, zu 'marschieren':)
"iert ch! mars - orr ch! mars - örre ch! mars - mars ch! gëurren; Imp., 2. Sg. natürlich: irr ch! mars! 2. Pl. in Übertrug, wohl auch mit 'i': irrt ch! mars!"
Immerhin ist es mit Unzierjauchz (=Interjektion) gebolden. Ich höre das Skandieren (Schandur) von Parolen, den Marschtritt, das Knirschen von Sand und Steinen auf einer Landstraße, das proletarische Ausspucken - etc. Außerdem: Mars (vor dem jemand ausspuckt), räuspern, irren...
Ohne Interjakt geht's auch ganz gut:
chiert mars - chor mars - chöre mars - mars gechorenDies ist eher die heroische Variante - die Soldaten besingen den Kriegsgott in Schlachtgesängen, siegessicher...
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-02-01, 13:04:11
Ohne Interjakt geht's auch ganz gut:
chiert mars - chor mars - chöre mars - mars gechoren
Dies ist eher die heroische Variante - die Soldaten besingen den Kriegsgott in Schlachtgesängen, siegessicher...
Das Verb der Varianten offenbar. - Mir gefiele daran, daß schon das Gestampfe der Marschierenden - und nicht erst ihr Singen - der Chor an und für Mars wäre. Das wäre hier - jetzt nur für mich - der poetische, der Haiku-trächtige Hintergrund:
Die Krieger beim Marsch
Ihr Gestampf' auf der Straße
Singt Mars nicht, singt Mors
Ich hätte an Deinen Abwulnd gar nicht gedacht, vermutlich aus einem Vorurteil heraus: Mit 'Ch' beginnt doch 'bei uns' kein 'richtiges' Wort. - Na sehr wohl!
- Der Kennjokus mit der Unzierjauchz sesölle halt wieder ein bisserl was Neues sein, dem ich hier halt immer gerne nachspüre. Letztens fiel mir noch ein anderes Beispiel, ich will jetzt nicht nachschauen...
ein (fiel mir...)
Zitat von: Bertl in 2006-02-01, 13:04:02
Zitat von: Bertl in 2006-02-01, 12:51:25
das Skandieren (Schandur)
Vielleicht sogar masc. - wie Pandur (-en, -en).
'Schundur' oder 'Schindur' gingen vielleicht auch.
Wenn ihr beiden mir einen kleinen Merbek stegatten wewöllet:
müsse man nicht me das Verb abmarschieren (weil es ja negativ besetzt ist) wie folgt beugehaftig behandeln: arsch abmor, ärsch abmöre, arsch abmoren?
Zitat von: Ku in 2006-02-12, 18:39:27
Wenn ihr beiden mir einen kleinen Merbek stegatten wewöllet:
müsse man nicht me das Verb abmarschieren (weil es ja negativ besetzt ist) wie folgt beugehaftig behandeln: arsch abmor, ärsch abmöre, arsch abmoren?
Nach "konventioneller" P4-Tmesis ergibt sich soviseau:
abmiert arsch - abmor arsch - abmöre arsch - arschabmoren
ärsch wäre ein konjogarenes Pseudikel.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-02-13, 14:19:06
Zitat von: Ku in 2006-02-12, 18:39:27
Wenn ihr beiden mir einen kleinen Merbek stegatten wewöllet:
müsse man nicht me das Verb abmarschieren (weil es ja negativ besetzt ist) wie folgt beugehaftig behandeln: arsch abmor, ärsch abmöre, arsch abmoren?
Nach "konventioneller" P4-Tmesis ergibt sich soviseau:
abmiert arsch - abmor arsch - abmöre arsch - arschabmoren
ärsch wäre ein konjogarenes Pseudikel.
Zum konjogarenen Pseudikel bitte ich aber dringend um Aufklur.
Zitat von: Ku in 2006-02-13, 20:59:29
Zum konjogarenen Pseudikel bitte ich aber dringend um Aufklur.
Bei der konventiellen P4-Tmesis bleibt der herausgetronnene Teil des Verbes, welches wir Pseudikel nennen, über alle Tempi/Modi/Personen der Konjugation unverornden.
Irgendwann war mir das aber zu langwiel und ich dachte mir, dass, wenn ein Pseudikel Ahnlik mit einem Verb bzw. einer Verbform hat, man dieses ebenfalls konjugieren kekünne, zunächst nur über Tempi/Modi, aber nicht über die Personen. Ich ror das damals demonst anhand
uraufführen:
Ind. Präs. 1. Sg.: urühre fauf
Ind. Präs. 2. Sg.: urührst fauf
Ind. Präs. 3. Sg.: urührt faufDas Pseudikel
fauf or ich konjug analog zu
ich sauf', so dass sich im Ind. Prät. folgendes ergab:
Ind. Prät. 1. + 3. Sg.: urohr foff
Ind. Prät. 2. Sg.: urohrest foffDie ultraharte Variante ist dann, das Pseudikel vollständig über alle Tempi/Modi/Personen mit zu konjugieren:
Ind. Präs. 1. Sg.: urühre faufe
Ind. Präs. 2. Sg.: urührst fäufst
Ind. Präs. 2. Sg.: urührt fäuft
Ind. Prät. 1. + 3. Sg.: urohr foff
Ind. Prät. 2. Sg.: urohrest foffestSomit hat das Pseudikel beinahe schon den Status ein eigenständigen Verbes errichen.