Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm stieß ich unter balgen auf folgenden Vers:
hacht sie mit weib und kind an galgen,
und laszt sie mit den raben palgen.
Weder unter henken als auch unter hängen fand ich jedoch die Form hacht wieder.
Weiß jemand von euch, zu welchem dieser beiden Verben hacht gehört und ob diese Form gebräuchlich war?
Merkwürdig - im Grimm gibt's HACHEN, v. (http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemid=GH00440), aber die Bedeutung sich wie ein hache gebärden, gierig sein, sich habsüchtig zeigen will ja nicht so recht in den Vers passen.
Ich glaub ich hab's, kommt wohl von hahen (http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/displaylinkinfo?lemid=GH00797).
1) aufhängen, suspendere: den diep sol man hahen. HALTAUS 780;
miuse sol man vâhen,
diebe sol man hâhen.
Vridank 47, 19:
man sol in an ain galgen hahen,
oder seinen kopf abslagen.
fastn. sp. 474, 10;
dasz die müller bei hohem wasser und eisgängen ihre mühlen mit seilen an die stadtmauer hahen und festmachen. Regensburger chron. bei SCHMELLER 2, 166.
2) hangen, pendēre:
das primglöcklein darin auch hecht,
ehe dann man zu singen anfecht,
täglichen frue und vesperzeit
wirt esz ein gantze stundt geleüt.
SCHMELZL lobspr. 78,
in einem rätsel auf die haselnusz:
es ist hal
und hecht gen tal.
fastn. sp. 1458;
Bd. 10, Sp. 158
noch jetzt südböhmisch.
mân schwester sitzt in arrest,
und mân brueder hacht afn golgn.
FROMM. 6, 269.
in übertragenem sinne:
das got den sünder nit erhört,
nur den der hecht an seinem wort.
SCHMELZL blindgeb. sohn 9a.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-02-02, 14:18:14
Ich glaub ich hab's, kommt wohl von hahen (http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/displaylinkinfo?lemid=GH00797).
Eh.
Ich schreib ein bisserl was aus dem 'Etymologischen Wb. d. Deutschen' vom Wolfgang Pfeifer (2. Aufl. 1993) ab:
Bei ,hängen'
Das starke, ehemals reduplizierende Verb hāhan (trans.) ,
(auf)hängen, kreuzigen' (um 800; vgl. zuohāhan ,aufhängen', 8. Jh.)
aengl. hōn (trans. und intrans.)
anord. hanga (trans. und intrans.)
got. hāhan (trans.) -
setzen germ. *hanhan voraus, das in den Einzelsprachen teilweise Nasalschwund mit Ersatzdehnung aufweist.
(Dann geht's lange weiter.)
Sogar eine - wie bei uns einige sagen: - 'Disidation' gibt's da:
Rissleben, D. (1931): D. Gesch. d. Verbgruppe hāhan - hangēn - hengen - henken. - Phil. Diss. Greifswald.
Jap, "hacht" kommt von hahan (=hängen, oder richtiger: hangen).
Ein "h" im Auslaut oder vor t ("hacht" < haht) wurde früher wie ein "ch" gesprochen, daher die angleichende Schreibweise "hacht".
Zitat von: Bertl in 2006-02-02, 16:01:43
Sogar eine - wie bei uns einige sagen: - 'Disidation' gibt's da:
Rissleben, D. (1931): D. Gesch. d. Verbgruppe hāhan - hangēn - hengen - henken. - Phil. Diss. Greifswald.
Genau:
hâhan (aus: hanhan) ist das ursprüngliche, einst resuplizierende, dann starke Verb "hangen" mit den Formen
hing, gehangen.
---> Der heutige Infinitiv "hängen" ist aus dem abgeleiteten schwachen Verb
hängen (aus: hengen) übernommen und für das starke Verb eigentlich falsch.
"hangen" (hing - gehangen) ist intransitiv und hat die Bedeutung "frei schwebend über etwas sich befindend":
"Das Bild hing an der Wand."
"Die Lampe hat im Wohnzimmer gehangen".
"hängen" (hängte - gehängt) ist das Kausativ zu "hangen" und bedeutet
hangen machen, machen, daß etwas hangt:
"Ich hängte das Bild an die Wand."
"Die Lampe habe ich ins Wohnzimmer gehängt."
"henken" ist wohl vollkommen eins mit hängen;
einerseits soll "henken" ein Intensivum zu hängen sein, wird aber von einigen verworfen - ob der Mann
gehengt oder
gehenkt wird, soll sich phonetisch nie unterschieden haben, daher sei die Annahme eines "stärkeren"
henken nicht wirklich zu unterstützen.