So, hier ein neuer Faden, den ich eröffne mit der Erklärung, was denn hinter Bertls Pfarraufeich etc. steckt.
Da ich kein Linguist bin, halte ich alles so simpel wie möglich. Die Sprachwissenschaftler unter den Lesern mögen mir den ein oder anderen Lapsus verzeihen.
Wie uns allen bewusst sein dürfte, hat die deutsche Sprache etliche Lautverschiebungen hinter sich gebracht. Manche Dialekte oder dem Deutschen verwandte Sprachen, wie z.B. Niederländisch, haben diese Verschiebungen nur teilweise mitgemacht bzw. haben sich in andere Richtungen verschoben.
Eine sehr gut erforschte und dokumentierte Lautverschiebung ist die zweite oder auch althochdeutsch genannte Lautverschiebung.
Grob gesagt fanden folgende Wandlungen statt:
Am Anfang eines Wortes wurden:
p zu pf
t zu ts (oder z)
k zu kch
Auch hinter Konsonanten fand diese Wandlung statt.
Nach Vokalen hingegen haben sich die drei Konsanten p, t, k jedoch andersartig verwandelt:
p zu ff
t zu ss
k zu ch
Damit kann man beispielsweise schon mal erklären, wie aus dem peper der Pfeffer wurde. Interessant ist, dass pepper sich im Niederländischen, Englischen und etlichen Dialekten bisher gehalten hat.
Auch water -> Wasser ist damit einleuchtend.
Dann gab's noch eine andere Konsonantenverschiebung nämlich:
b zu p
d zu t
g zu k
Im Niederländischen heißt der Tag immer noch Dag, diese Lautverscheibung ist also dort nicht passiert. Auch der englische day stammt immer noch daher.
Nun zu dem, was der Bertl macht.
Der schnappt sich ein Wort, wendet obig genannten Konsonantenverschiebungen drauf an und versucht dann, die Auflautregeln für Vokale in Substantiven (http://verben.texttheater.net/v3/substantive.htm) darauf anzuwenden.
Ziel ist dabei, eine Lautung zu erreichen, die lesbar ist und an neuhochdeutsche Worte erinnert.
Ich nehme jetzt die Purifikation als Beispiel.
Nach der einstig bei der GSV existierenden Regel, dass -ion entfernt werden müsse, wird daraus zunächst einmal Purifikat. Es wird noch weiter gekürzt zu Purifik.
Anwendung der Konsonantenverschiebung ergibt:
Pfurifich
Sorgfältiges Auswählen der Vokalauflautungen führt dann zu:
Pfarraufeich
Oder, in meiner Variante, zu:
Pfuirufeich
(wobei ich mich da an den Auflautregelungen ein bisschen vorbei gemogelt habe)
Dann kommt das zur Anwendung, was der Bertl Recessus Narrativus nennt: Die kleinen Geschichten, die ein einzelnes Wort bereits selbst mit sich bringt. Bei Pfarraufeich ist es halt ein Pfarrer, der statt auf die Palme halt auf die Eiche geht oder mit dieser ringt und versucht, Reinigung zu erzwingen.
Bei mir - schnöde: "Pfui," rufe ich, "das gehört bereinigt, purifiziert!"
Den Recessus Narrativus hat der Bertl teilweise aus dem Chinesischen entlehnt - so wie ich ihn verstanden habe - wo die Kombination von diversen Symbolen wieder andere Bedeutungen erlangen. So kann man das Symbol für Dach über das Symbol für Frau malen, um ein trautes Heim zu verbildlichen.
Das war's eigentlich.
Ist nicht ganz einfach, da man zwei Lautverschiebungen durchführen und dann sich noch ein kleines Geschichtchen dazu ausdenken muss, aber bei weitem keine Geheimwissenschaft.
Vielen Dank, ich habe jetzt den Weg verstanden, werde ihn aber nicht gehen, da er mir zu steinig ist. ;D
Ja, ist hart. Krieg da eigentlich auch nichts auffe Reihe, außer:
Stagnation -> Stagnat -> Stacknatz -> Stecknetz:
Die Wirtschaft steckt fest im Netz, bewegt sich nicht hin oder her, sie stagniert.
Ich habe das jetzt ansatzweise verstanden. Da ich aber ein Lesemensch bin, benötige ich immer zahlreiche Beispiele. Mach mal weiter, aber lass dir Zeit damit, ich brauche auch welche.
Wie gesagt, ich krieg das auch kaum hin. Deshalb habe ich ja das ominöse Programm geschrieben.
Der Bertl macht das mit Sicherheit anders. Ich sehe ihn mit meinem geistigen Auge vor mir: Mit einem Stapel Papier bewaffnet in einem Wiener Caféhaus, ständig Notizen in seiner großzügigen Handschrift hinkritzelnd.
Was ich nicht mitgekriegt habe, ist die angesprochene strenge Regel. Aber das wird wohl bei mehreren Beispielen noch kommen.
Die strenge Regel ist, sich an die Lautverschiebungen zu halten.
Ich hab mich mit Pfuirufeich nicht ganz dran gehalten.
Deshalb hat sich der Bertl auch bei der Minnapoliz beschwert.
Manipulation -> Manipulat -> Manipolaz (an dieser Stelle hätte ich das p in ein f wandeln müssen) -> Minnapoliz
Als Diskussionsgrundlage:
"Ich nehme jetzt die Purifikation als Beispiel.
Nach der einstig bei der GSV existierenden Regel, dass -ion entfernt werden müsse, wird daraus zunächst einmal Purifikat. Es wird noch weiter gekürzt zu Purifik."
Das kann ich noch nachvollziehen.
"Anwendung der Konsonantenverschiebung ergibt:
Pfurifich"
Das kann ich gerade noch nachvollziehen, wenn es mir auch schwerfällt.
"Sorgfältiges Auswählen der Vokalauflautungen führt dann zu:
Pfarraufeich"
Das kann ich nun nicht mehr nachvollziehen. Mir fehlt die Regel. ,,Sorgfältig" ist keine Regel.
"Sorgfältig" in dem Sinne, dass ein halbwegs vernünftiges Wort (oder ein Satz) dabei herauskomme.
Bertl hält sich streng an die Auflautregelungen. So wird bei ihm wohl nie ein a zum o werden.
(Ich hingegen würde das etwas lockerer sehen.)
Und du hälst "Pfarraufeich" wirklich für ein halbwegs vernünftiges Wort?
Vor allem verstehe ich noch nicht, wie ich beim Lesen eines solchen Wortes wieder auf die ursprüngliche Bedeutung kommen soll; am Anfang müßte das doch möglich sein, bis man den neuen Begriff intus hat.
Pfarraufeich -> Pfarrer auf Eiche oder Pfarrer rauft mit Eiche
Hey, ich hab das nicht erfunden, ich hab nur Bertls Vorgehensweise verstanden und euch jetzt erklärt.
Seine Gedanken zu diesen Wortkonstrukten erläutert er immer sehr ausführlich. In diesen zähen, schwer lesbaren Mitteilungen. Ich verstehe diese halt mittlerweile...
Wie gesagt, sehr schwer nachzuvollziehen, aber nicht unmöglich.
Du hast dich bereit erklärt, uns die Regeln zu vermitteln. Also bitte tu es.
Der letzte Schritt ist halt der Recessus Narrativus, das Aufdecken von Bedeutungen innerhalb eines Wortes.
Das ist beinahe etwas Esoterisches, was ich auch nicht ganz beherrsche.
amarillos Vorschlag marschieren im Ind. Prät. zu morsch werden lassen (im Hinterkopf die Soldaten, die vom vielen marschieren schon morsch sind), geht exakt in diese Richtung.
Das hilft mir nicht wirklich. Bertl hat von sehr strengen Regeln gesprochen und du hast versprochen, diese Regeln zu vermitteln. Bisher habe ich keine Regel erkannt.
Die strengen Regeln sind die Lautverschiebungen, immer im Hinblick auf die danach einsetzende Assoziation.
Den wahren Ursprung des Wortes ohne die Assoziation wieder zu entdecken - tja, das ist fürwahr ein Problem.
Aber genug für heute, vielleicht morgen mehr.
Ich wünsche eine gute Nacht.
Gut, wie ihr zu den Abstrusitäten hingekommen seid, hab' ich jetzt halbwegs verstanden, glaub' ich.
Aber ein Wort derart zu verändern und zu verwenden ist die eine Sache. Als Leser muss man ja den Weg zurück finden. Und ob man da die Lust und Muße hat, die ganze Sache wieder zurückzuwandeln, ist eine ganz andere Frage.
Ich habe sie jedenfalls nicht.
Da könnte ich ja gleich mathematische Auf- und Ableitungen anstellen (wenn ich noch wüsste, wie das ging).
Nach Feierabend oder am Wochenende ziehe ich es allerdings vor, mich ein bisschen zu erholen.
Aber macht ruhig weiter so: Werft euch Pfarrer entgegen, die auf einer Eiche sitzen und "Pfui!" rufen.
Mir persönlich ist das nichts, aber wenn's euch Freude macht...
Dass eine - zugegeben sehr kompakte - Erklärung des Vorgehens zusammen mit vielen Beispielen lääängst unter http://verben.texttheater.de/substantive.htm#2.5 zu finden ist, war aber schon klar, oder? Na egal.
Zitat von: VerbOrg in 2006-02-19, 09:26:55Aber ein Wort derart zu verändern und zu verwenden ist die eine Sache. Als Leser muss man ja den Weg zurück finden.
Das war ja bei
spiltt auch nicht so einfach, wie wir gesehen haben. ;D
Ich stelle mal die wilde Behauptung in den Raum, dass das Den-Weg-zurück-finden bei Substantiv-Stork 2.5 genau so Übungssache ist wie bei den gestorkenen Verben auch, nur eine etwas umfangreichere Übungssache.
Dabei hilft der R.N. m.E. nicht - wohl aber, wenn man die Storke tatsächlich wie Vokabeln lernt... mit teilweise absurden Geschichtchen als Assoziationsbooster... also, ich stell mir das spaßig vor. Aber jedem das Seine.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-02-18, 22:35:36Bertl hält sich streng an die Auflautregelungen. So wird bei ihm wohl nie ein a zum o werden.
(Ich hingegen würde das etwas lockerer sehen.)
Recht so, da die "Auflautregeln" ziemlich willkürlich sind, nach dem Motto: Ah ja, bei dem und dem Wort klingt das und das gut, da nehm ich doch die Auflautung auch mal oben in die Liste auf.
Zitat von: Kilian in 2006-02-19, 10:50:28Das war ja bei spiltt auch nicht so einfach, wie wir gesehen haben. ;D
Bei "spiltt" war das aber eine ganz normale Konsonantenverschiebung, wie man sie hier schon seit - wenn nicht noch länger - praktiziert.
Das vorgezogene "l" hätte da auffallen können.
Und dann hat man schon das Verb "sp*tteln" und muss nur noch EINEN Vokal finden.
Bei kreativen Substantiv-Storken muss man dagegen erst mal die Konsonanten zurückverschieben, um dann für sämtliche Vokale, die man vorher durch Sternchen ersetzt hatte, die richtigen Vokale zu finden.
Ich find' das ein paar Zacken schwieriger.
Zitat von: Kilian in 2006-02-19, 10:50:28
Dass eine - zugegeben sehr kompakte - Erklärung des Vorgehens zusammen mit vielen Beispielen lääängst unter http://verben.texttheater.de/substantive.htm#2.5 zu finden ist, war aber schon klar, oder? Na egal.
Selbstverständlich habe ich da auch nachgelesen. Die Stärkung des Wortes Konjugation ist dort aber nicht zu finden, weil Substantive auf –ion fehlen. Waren die nicht irgendwann mal da oder täusche ich mich?
Bei den Substantiven auf -ikation sind Beispiele genannt, die ich für mehr oder weniger amüsant halte. Auf die Idee, sie als Ergebnis strenger Regeln zu betrachten oder über sie gar eine ernsthafte Diskussion zu führen, bin ich nicht gekommen.
Ich habe im Faden ,,Schwächeanfall" einen gewissen Unmut geäußert. Karsten hat schließlich angeboten, die von mir nicht erkannten Regeln zu erklären. Von dem Angebot habe ich Gebrauch machen wollen. Nachdem es bei dem Versuch geblieben ist, habe ich mich selbst an die Verständnisvermittlung gemacht.
Bei Anwendung der strengen Regeln und der sorgfältigen Auswahl der Verbalauflautungen kommt bei Purifikation -> Purifik -> Pfurifich
folgendes raus:
Normale Auflaute: Pfarefech
Sonderauflaute: Pforafach
Pforafeich
Pforafuch
Pforeifach
Pforeifeich
Pforeifuch
Pforufach
Pforufeich
Pforufuch
Alles weitere sind nicht strenge Regeln, sondern pure Phantasie, die ich jedem gönne und die bei den Erfindern ,,Recessus narrativus" genannt wird.
Bei der Erfindung des Wortes ,,Kennjokusse" für Konjugationen kann man die Entstehungsgeschichte im Faden ,,Tmesis für Fortgeschrittene" im einzelnen sogar nachlesen. Da steht der recessus narrativus allerdings am Anfang der Wortfindung. Von der Anwendung strenger Regeln keine Spur.
Hier kann sprachlich jeder machen, was er will, sofern der Scheff nichts dagegen hat. Wenn aber eine Gruppe den anderen (oder gar Gästen) vormachen will, dass sie etwas besonderes (,,Experiment", ,,folgt strengen Regeln") betreibt und dazu einen Faden mit der Bezeichnung ,,für Fortgeschrittene" aufmacht, dann endet mein Verständnis.
So, und jetzt habe ich vor, mich mit dem Thema nicht weiter zu befassen. Falls der Stil im Forum aber weiter von breitem Hellebardenstechen statt vom Florettfechten bevölkert wird, bin ich einfach nicht mehr dabei.
Zitat von: Kilian in 2006-02-19, 10:50:28
Das war ja bei spiltt auch nicht so einfach, wie wir gesehen haben. ;D
Für meine Beschränktheit können die anderen aber nix.
Ach Küchen, wir sind doch alle mal schlauchständig. Mach dir also nix draus.
Zu deinen Substantiven auf -ion:
Die waren tazächlich mal da, und zwar unter Punkt 2.5 (der jetzt von den -ikationen eingenommen wird, die, glaub' ich, auch mal einen Unterpunkt zu 2.5 einnahmen...
Dort stand:
2.5 Substantive auch -ion
Sie können durch Weglassen des -ion noch weiter eingedeutscht werden.
Diskussion -> Diskuss
Generation -> Generat
Funktion -> Funkt
Nation -> Nat
Legion -> Leg
Ion -> Ø ;)
Die entstehenden Substantive sind stets maskulin.
So viel zu 2.5, Stand 29.10.2005.
Bitte, Kilian, könnteste die wieder aufnehmen?
Zitat von: Ku in 2006-02-19, 16:46:41Wenn aber eine Gruppe den anderen (oder gar Gästen) vormachen will, dass sie etwas besonderes (,,Experiment", ,,folgt strengen Regeln") betreibt und dazu einen Faden mit der Bezeichnung ,,für Fortgeschrittene" aufmacht, dann endet mein Verständnis.
Ich verstehe auch nix mehr, wenn du die Tatsachen so verdrehst. Den erwähnten Faden aufgemacht und betitelt hat eine Person, die sich weder an der P
4 noch an dem anderen Thema (Stork der Substantive,
-ikation) danach noch aktiv beteiligt hat.
Wenn sich jetzt also jemand zurückgesetzt fühlt, weil andere auf Gebieten, die jemanden nicht interessieren, als "Fortgeschrittene" bezinchen werden und jemand nicht, dann bitte ich um Himmels Willen um Entschuldigung für die Wortwahl.
Fundamental geirrt habe ich mich anscheinend mit der Annahme, das Forum sei damit "so leicht (...) nicht zu überlasten".
ZitatFür meine Beschränktheit können die anderen aber nix.
Ich hab das auch erst durch VerbOrgs Erklärung kaporen (zugegeben, sie stand schon da, als ich's las, ich musste also nicht lange nachdenken). Aber ich halte das für ein gutes Zeichen. Wenn wir Verbstärker so viel Routine krächten, dass wir auf Anhieb alles verstünden, was die anderen schrieben - dann könnten wir doch echt eine Parallelgesellschaft aufmachen mit einer anderen, aber genau so festgefogenen Sprache wie dem Normaldeutschen. Und das wollen wir doch nicht, oder?
Weil -ikation ja ein Spezialfall von -ion ist, krichte ich Schwulitäten mit der Nummerierung - und mopste den entbehrlich scheinenden bloßen Endungswegfall heimlich. Aber ihr merkt ja auch alles. :-[ ;)
Jetzt habe ich die Nummerierung brachial geändert, die -ion ist als 2.7 wiederauferstanden.
Zitat von: Ku in 2006-02-19, 16:46:41
Selbstverständlich habe ich da auch nachgelesen. Die Stärkung des Wortes Konjugation ist dort aber nicht zu finden, weil Substantive auf –ion fehlen. Waren die nicht irgendwann mal da oder täusche ich mich?
Genau dieses bemäkelte ich ja auch schon.
Zitat von: Ku in 2006-02-19, 16:46:41
So, und jetzt habe ich vor, mich mit dem Thema nicht weiter zu befassen. Falls der Stil im Forum aber weiter von breitem Hellebardenstechen statt vom Florettfechten bevölkert wird, bin ich einfach nicht mehr dabei.
Was soll ich denn sagen?
Ich werde hier als Anarchist, Vergewaltiger und Negativ-Kritiker höchsten Maßens dargestellt.
Ich müsste wahrscheinlich zwölf Jahre Gefängnisstrafe verbüßen, nur weil ich ein paar Späße gemacht, die du nicht als solche empfunden hast.
Vielleicht sollte ich mich eher verpissen als du, denn du bist länger dabei.
Nun bleibt mal alle schön wo Ihr seid und kommt wieder runter.
Solche Tragweite wollen wir dem Geschehen doch nicht wirklich einräumen -oder?
Zitat von: amarillo in 2006-02-20, 07:48:30Nun bleibt mal alle schön wo Ihr seid und kommt wieder runter.
Das hast du schön gesagt! :D Amen.
Noch ein paar Nachträge:
Zitat von: Ku in 2006-02-19, 16:46:41
Bei Anwendung der strengen Regeln und der sorgfältigen Auswahl der Verbalauflautungen kommt bei Purifikation -> Purifik -> Pfurifich
folgendes raus:
Normale Auflaute: Pfarefech
Sonderauflaute: ...
Da das
i lang gesprochen wird, kann man die Auflautung
ie -> au anwenden. Dann hat man
Pfaraufeich.Zitat
Alles weitere sind nicht strenge Regeln, sondern pure Phantasie, die ich jedem gönne und die bei den Erfindern ,,Recessus narrativus" genannt wird.
Es gibt nur einen Erfinder, und der heißt nicht Karsten.
Zitat
Bei der Erfindung des Wortes ,,Kennjokusse" für Konjugationen kann man die Entstehungsgeschichte im Faden ,,Tmesis für Fortgeschrittene" im einzelnen sogar nachlesen. Da steht der recessus narrativus allerdings am Anfang der Wortfindung. Von der Anwendung strenger Regeln keine Spur.
Ich habe den R.N. ans Ende der Erklärung gesetzt, da es für mich so leichter zu kapieren war. Der Bertl mag das vielleicht auch andersherum beherrschen.
Alle Lautverschiebungsregeln sind beim Kennjokus beachtet worden.
Der Wandel
k -> kch ist eine Lautverschiebung, die hauptsächlich nur im südlichen deutschen Sprachraum stattfand (am auffälligsten ist dies wohl im Schweizerischen). Diese Regel wird eigentlich nicht angewandt, ich habe sie der Vollständigkeit halber angegeben.
Zitat
Hier kann sprachlich jeder machen, was er will, sofern der Scheff nichts dagegen hat. Wenn aber eine Gruppe den anderen (oder gar Gästen) vormachen will, dass sie etwas besonderes (,,Experiment", ,,folgt strengen Regeln") betreibt und dazu einen Faden mit der Bezeichnung ,,für Fortgeschrittene" aufmacht, dann endet mein Verständnis.
Experimentieren tun ja hier wohl alle.
Und ich habe hier nie irgend jemandem vormachen wollen, dass ich irgendetwas besonderes betreibe.
Weder ich noch Bertl haben was mit der Eröffnung oder der Namenswahl des angesprochenen Fadens zu tun, wie der Kilian ja bereits klargestellt hat.
Zitat von: Kilian in 2006-02-19, 22:27:40
Jetzt habe ich die Nummerierung brachial geändert, die -ion ist als 2.7 wiederauferstanden.
Brachial, allerdings:
2.7 folgt auf 2.5 (keine 2.6 dazwischen), 2.9 und 2.10 sind zweimal vorhanden, eine 2.11 gibt es nicht... das nenne ich kreatives Nummerieren! ;D
Ein kleiner Abschwiff, der aber mit der ahd. Lautverschiebung zu tun hat.
Ich traf nach längerer Zeit eine Bekannte wieder, die von Geburt an gehörlos ist, aber sprechen kann.
Als ich mich dann mit ihr unterhielt, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: sie spricht viele Worte so aus, wie sie vor der althochdeutschen Lautverschiebung geklungen haben müssen!
Z.B. klingt Wasser bei ihr in etwa wie Bat-ter, Zahl wie Tahl.
Auch p, t und k lauten eher wie b, d und g.
Nachdem mir dies aufgefallen war, konnte ich sie auf einmal wesentlich besser verstehen. Wozu doch das Spielen mit solchen Dingen alles nützlich sein kann...
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-02-20, 13:36:49Da das i lang gesprochen wird, kann man die Auflautung ie -> au anwenden. Dann hat man Pfaraufeich.
Ich kann mir nicht helfen, aber zwischen Hamburg und Opladen scheint es ein gewaltiges Sprachgefälle zu geben.
Bei uns wird das erste
i (und von dem ist ja wohl die Rede) kurz, unbetont und offen ausgesprochen, eher hin zum offenen
e, als wär's 'ne
pure Fikation.
Zu 'ner Pur
iefikation würde man hier nicht kommen.
Lässt man die relative Beliebigkeit der Auflautregeln mal beiseite, stimme ich hier zu, wenn ich das i gespannt (geschlossen) aussprechen würde. Mit lang ausgesprochem ersten i kann mir Purifikation fast nicht vorstellen.
Hm, also ich sprech's schon als deutliches i aus und eigentlich genauso lang wie das zweite aber natürlich nicht so lang wie das dritte.
Und so richtig Opladenerisch (falls es so etwas überhaupt gibt) spreche ich auch übrigens auch nicht, da ich elterlicherseits norddeutsche Einflüsse habe. Hat sehr lange gedauert, bis ich die kölschen Wörter, die sich im Opladener Dialekt auch finden, kapiert habe.
Also ich spreche das zweite i bedeutend deutlicher aus als das erste.
Was mich stutzig macht, ist, dass du das dritte i noch deutlicher und länger aussprechen willst. Das wird bei mir zum j, dem ein langes o folgt.
Äh ja, ich war gerade beim Verb purifizieren. Nein, das natürlich als j.
A) Ich will in die Tauschase (m., -schas, -es) – die Diskussionen dieses Forums gar nicht mehr so richtig einsteigen, weil ich dabei kein gutes Gefühl mehr habe. - Bertl 'The Mimosa', why not? - Schon gar nicht will ich eine dieser ,zähen, schwer lesbaren Mitteilungen' (F., 18. 2.) verfassen.
Dann aber las ich plötzlich ein paar schöne Zeilen, die Zensor amarillo am 17. 2. geschrieben hatte:
,,Ku, die Eule, braucht nur eine Zeile.
Das war genial!
Es ging für ein paar Sekunden nur um die Verminderung der Zeilenzahl. Die Forderung nach Reim, Tier, und Name war erfüllt - was will man mehr?!
Das macht doch den Geist solcher Reimerei aus, trotz des abstrusen Inhalts hält man sich an die formalen Vorschriften."
Tja, denk ich mir, also eigentlich gibt's doch auch Verdocht'nes, das überhaupt nur noch ein Wort braucht. ,Minimal art', sozusagen. Und da waren sie doch noch einmal, der ,Pfarraufeich', der ,Pfappleich' und all die anderen.
Und ich frug mich, warum Ihr zwar einen klugen – freilich vorwiegend abwertenden (außer, z.B., F. K.) – Tauschas über solcherlei machen könnt; aber Draufkommen auf derlei, dafür Medium sein, damit schaut's nicht ganz so gut aus. (Natürlich: 'Wir wollen und brauchen das nicht', das heißt es schon eher. Da könnte ich ja gleich ,mathematische Auf- und Ableitungen anstellen' – V., 19. 2.)
Eine meiner Annahmen ist, daß hier doch viele - liebe - TraditionalistInnen werken – Trottätzer und Trottätzerinnen. Seht Ihr, eine Trottatz, die hat sich, wie ein Bär oder ein noch größeres Tier, durchs Dickicht (und Chaos) mit breiten Tritten einen Pfad gesta[m]pft, dem dann andere schon sehr viel leichter nachfolgen, nachtrotten können.
B) Sei's wie es sei, nur dem Karsten und wohl auch dem Kilian schreib ich noch etwas dazu, was sonst wahrscheinlich niemanden interessiert, was auch kaum jemand lustig finden dedürfe (- was mich aber wenigstens vom ,Thema verfehlt!' (a., 16. 2.) flugs befreien wird.) Genauer gesugen schreib ich's dem
Curstano Fliscaro.
Die Sache mit der Umgestult jener Fremdwörter (nicht nur auf –ikation), die ginge nämlich in ein paar Fällen auch umgekehrt. Da entstünden erfundene, sagen wir lateinische Fremdwörter. Deutsche Wörter fänden sich unversehens behalnden, als wären sie Lehnwörter.
Da gab es etwa das Verb ,crodare', das mit ,plump, mühselig umherhüpfen' übersotzen werden kann. Davon lied sich das Femininum ,croda, -ae' ab, mit der Bedeutung ,Kröte, Unke', aber auch ,große Heuschrecke'.
Ähnlich dem Verb ,siccare' (,trocknen...') klingend, gab es auch ,diccare' – ,einen Teich graben, anlegen'. ,Diccator, -is (genus communis)' hieß der Teichbauer oder die Teichbauerin.
Ja, und aus diesem ,Material' furmen die Alten zunächst – bereits mit althochdeutscher ,Plural-Fuge' die ,Crodandiccatio', aus der ein wenig später die ,Krodandikkation', sehr viel später der ,Krötenteich' wuchsen.
,Pure Phantasie'? (K., 19. 2.)
Nicht ganz. Letztlich Euch allen in Freundschaft zugeïengen,
vom Bertl
Zitat von: Bertl in 2006-02-24, 16:40:51
Diccator, -is (genus communis)' hieß der Teichbauer oder die Teichbauerin.
Die Teichbauerin hieß wohl eher 'diccatrix, -trigis', fem.
Zitat von: Bertl in 2006-02-24, 16:40:51B) Sei's wie es sei, nur dem Karsten und wohl auch dem Kilian schreib ich noch etwas dazu, was sonst wahrscheinlich niemanden interessiert, was auch kaum jemand lustig finden dedürfe (- was mich aber wenigstens vom ,Thema verfehlt!' (a., 16. 2.) flugs befreien wird.) Genauer gesugen schreib ich's dem
Curstano Fliscaro.
Bin ich jetzt auch in Ungnade gefallen? Habe ich als Scheffdiplomat versagt? :( Eine Aufgabe, die ich nie haben wollte. Ich sähe es gerne, wenn in diesem Forum mehr Leben und Leben lassen hürrsche.
Liebe VerbOrg, lieber amarillo, lieber Ku, vielleicht missverstehe ich eure Motive, aber es gibt ja die - von mir auch aus Zeitgründen gerne genutzte ;) - Methode, gewisse Dinge, die einem nicht unbedingt gefallen, aber streng genommen auch nicht stören müssen, einfach unkommentoren zu lassen. In einer Dreierallianz von bissigen Kommentaren entsteht allzu leicht der Effekt eines Mobs, der mit Fackeln und Mistgabeln bearbeitet, was er nicht kennt.
Lieber Kilian,
ich habe nichts gegen die Experimente von Bertl und Karsten, so lange diese sich nicht dermaßen auf das ganze Forum ausbreiten, dass man davon nahezu erdrückt wird.
Das ist - soweit ich das mitbekommen habe - auch der Hauptpunkt der Kritik von amarillo und Ku.
Durch die Ausbritt war's aber teilweise so, dass die in sonstwelchen Fäden weit abschweifend geführten Diskussionen der beiden das eigentliche Fadenthema vergessen muchen. Man fohl sich ausgegronzen.
Dass im Experimentierfaden auch experimentoren wird, ist doch völlig in Ordnung. Ich muss es nur nicht mitmachen. Ich schätze, dafür ist die Gesellschaft noch nicht reif.
Zitat von: Kilian in 2006-02-24, 20:31:19
Zitat von: Bertl in 2006-02-24, 16:40:51B) Sei's wie es sei, nur dem Karsten und wohl auch dem Kilian schreib ich noch etwas dazu, was sonst wahrscheinlich niemanden interessiert, was auch kaum jemand lustig finden dedürfe (- was mich aber wenigstens vom ,Thema verfehlt!' (a., 16. 2.) flugs befreien wird.) Genauer gesugen schreib ich's dem
Curstano Fliscaro.
Bin ich jetzt auch in Ungnade gefallen? Habe ich als Scheffdiplomat versagt? :( Eine Aufgabe, die ich nie haben wollte. Ich sähe es gerne, wenn in diesem Forum mehr Leben und Leben lassen hürrsche.
Liebe VerbOrg, lieber amarillo, lieber Ku, vielleicht missverstehe ich eure Motive, aber es gibt ja die - von mir auch aus Zeitgründen gerne genutzte ;) - Methode, gewisse Dinge, die einem nicht unbedingt gefallen, aber streng genommen auch nicht stören müssen, einfach unkommentoren zu lassen. In einer Dreierallianz von bissigen Kommentaren entsteht allzu leicht der Effekt eines Mobs, der mit Fackeln und Mistgabeln bearbeitet, was er nicht kennt.
Hallo Kilian,
lass uns in FD über diese Angelegenheit sprechen, besonders über den letzten Satz deines Beitrags.
Ich will auch gar nichts mehr weiter dazu sagen.
Lasset uns das bei einem netten Getränkchen in FD klären.
P.S.: Und ich hab' mich doch wohl jetzt benommen, oder watt?
Kämst du mit Mistgabel oder Brechstange nach FD, wenn man's verniene?
Natürlich haste dich benommen. Und nicht mal daneben.
Liebes Heidchen,
ich komme mit meinem Beilchen!
Liebes Kärstchen,
dann kriegste ein Veilchen. (und zwar keins vonne Wiese) :P
Och nee, danke Heidi. Habe mir im fiesem Mannhein vor ein paar Wochen so was schon eingefangen.
Ich lass dann mal das Beilchen und du das Veilchen zu unseren jeweiligen Häusern.
Einverstanden.
Ich bin einxlich auch ein viel zu friedliebender Mensch...
Aber gegen ein Beilchen hätte ich mich ja wehren müssen.
Zitat von: Bertl in 2006-02-24, 16:40:51
Bertl 'The Mimosa', why not? - Schon gar nicht will ich eine dieser ,zähen, schwer lesbaren Mitteilungen' (F., 18. 2.) verfassen.
Bertl Mimosa - schönes Pseudonüm.
Zitat
B) Sei's wie es sei, nur dem Karsten und wohl auch dem Kilian schreib ich noch etwas dazu, was sonst wahrscheinlich niemanden interessiert, was auch kaum jemand lustig finden dedürfe (- was mich aber wenigstens vom ,Thema verfehlt!' (a., 16. 2.) flugs befreien wird.) Genauer gesugen schreib ich's dem
Curstano Fliscaro.
Schakest du es bereits? Per elektronischer Post? Wenn, dann memüsse ich das versehentlich geloschen haben. Bitte dann um neuerliche Zustall. Ach ja, das Giftschrankgedicht memöge ich auch mal gerne lesen... kannste mit beipacken.
Zitat von: VerbOrg in 2006-02-24, 20:41:34
Lieber Kilian,
ich habe nichts gegen die Experimente von Bertl und Karsten, so lange diese sich nicht dermaßen auf das ganze Forum ausbreiten, dass man davon nahezu erdrückt wird.
Diese Gefahr, liebe Zensorin VerbOrg, mit 1817 Einträgen, sehe ich für Dich nicht.
Zitat von: Kilian in 2006-02-24, 20:31:19
Bin ich jetzt auch in Ungnade gefallen? Habe ich als Scheffdiplomat versagt? :( Eine Aufgabe, die ich nie haben wollte. Ich sähe es gerne, wenn in diesem Forum mehr Leben und Leben lassen hürrsche.
Liebe VerbOrg, lieber amarillo, lieber Ku, vielleicht missverstehe ich eure Motive, aber es gibt ja die - von mir auch aus Zeitgründen gerne genutzte ;) - Methode, gewisse Dinge, die einem nicht unbedingt gefallen, aber streng genommen auch nicht stören müssen, einfach unkommentoren zu lassen. In einer Dreierallianz von bissigen Kommentaren entsteht allzu leicht der Effekt eines Mobs, der mit Fackeln und Mistgabeln bearbeitet, was er nicht kennt.
Hast eh ganz recht, lieber Kilian. Die Hände, die oft mit großer Mühe etwas zusammentragen, nicht auch noch zu kneifen - das erschiene mir als sehr einfache Regel.
Ich finde auch, daß der Karsten - den ich hier nicht ausführlich zitieren will - für seine Beiträge im Tmesis-Faden allzu heftig Abbitte geliesten hat. Daß bei mir 'Geist und Humor sehr verstrickt und kompliziert' wären, daß meine Mitteilungen 'zäh und schwer lesbar' wären, muss ich das unwidersprochen stehen lassen? - Aber sei's drum! (In den - vernachlässigbar spärlichen - Rezensionen zu meinen - erbärmlich spärlichen - Schriften war jedenfalls von mancherlei die Rede, von 'zäh und schwer lesbar' bisher niemals.)
Ich bitte jedenfalls, auch im Tmesis-Faden die Sachen nicht NUR als dialogische Koproduktion zu sehen, sondern auch als getrennte Beiträge, von denen mir die meinigen z.T. große Mühe beritten und von denen ich keinen einzigen zurücknehmen oder einschränken möchte.
Da hier nun wirklich ärgste Arbeiten anstehen, kann ich mich zumindest in nächster Zeit auf die Belange der 'G. z. St. d. V.' nicht konzentrieren.
Zitat von: Kilian in 2006-02-24, 20:31:19
Liebe VerbOrg, lieber amarillo, lieber Ku, vielleicht missverstehe ich eure Motive, aber es gibt ja die - von mir auch aus Zeitgründen gerne genutzte ;) - Methode, gewisse Dinge, die einem nicht unbedingt gefallen, aber streng genommen auch nicht stören müssen, einfach unkommentoren zu lassen. In einer Dreierallianz von bissigen Kommentaren entsteht allzu leicht der Effekt eines Mobs, der mit Fackeln und Mistgabeln bearbeitet, was er nicht kennt.
Über diesen Vergleich wird - fürchte ich - noch zu sprechen sein. Mich ein Arschloch zu nennen, könnte ich durchaus gelegentlich ertragen, das sehe ich sogar ein, sowas hat jeder von Zeit zu Zeit mal an sich. Aber der Vergleich mit dem
Mob - das ist hammerhart!
Eine Allianz zwischen Ku, VerbOrg und meiner Wenigkeit gibt es vermutlich in dem Maße, wie eine solche zwischen Karsten, Bertl und Dir besteht. Im Grunde nämlich gar keine. Es hat sich einfach so gefügt, daß wir (zufällig!) das gleiche Empfinden hatten. Ihr habt das doch auch, oder? Und "Dreierallianz" hat ein ganz böses G'schmäckle von wegen "Viererbande". Aber die hatten einen Plan, den sie verfolgten, wir nicht, was sollte das auch für ein Plan sein?
Mir ist - und ich spreche jetzt nur für mich - ein wenig das heimische Gefühl hier abhanden gekommen.
ein mob? ist das nicht dieses ding zum fußboden wischen? neinnein, hier im forum war noch nie ein mob. auch kein mops.
*mistgabel schwing*
Was heißt, hier kommt nie ein Mops rein? Ich besuche das Forum jeden Tag, allein wegen der vielen Ecken und Säulen.
Aber immer nur als Gast.
Zitat von: amarillo in 2006-02-27, 21:44:36Aber der Vergleich mit dem Mob - das ist hammerhart!
Ich habe nur versucht, meinem Empfinden Ausdruck zu verleihen. Dass ich niemanden als Bestandteil eines Mobs bezeichnet und niemandem die Motive eines Mobs unterstellt habe, muss ich ja wohl nicht extra erklären.
Okay, die Kommentare dreier Mitglieder schienen sich für mich zu einer Art geschlossenen Front zu fügen. Damit wollte ich gar nicht sagen, ich würde diesen drei Mitgliedern selbst die Bildung einer "Allianz" zu unterstellen. Sollte ich so geklungen haben, nehme ich den Satz mit der Dreierallianz zurück.
Ich saß als Pfarr auf einer Eich
und tromm von purer Fikation
Tief unter mir ein Krötenteich:
Die ersten Kröten onken schon.
Da biss die Muse mir ins Bein,
ich fohl mich wie bekiffen
und fiel in pfappen Leich hinein
doch jetzt hab ich's begriffen.
Bertl hat uns eine Form zur Hand gegeben, mittels derer wir in der Lage sind, die Entstehungsgeschichte vieler Wörter bis in die tiefste Vergangenheit nachzuvollziehen.
Wir benötigen jeweils nur zwei lateinische Verben und schon geht's los:
Da gab es etwa das Verb ,flogare', das mit ,Scheiße fressen' übersotzen werden kann. Davon lied sich das Femininum ,Floga, -ae' ab, mit der Bedeutung ,Scheißefresserin', aber auch ,Querbinder(in)'.
Ähnlich dem Verb ,logare' (,mit Worten spielen, Possen [mit Worten] treiben oder leere Worte machen...') klingend, gab es auch ,glogare' – ,ein Grab schaufeln'. ,Glogator' hieß der Grabschaufler.
Ja, und aus diesem ,Material' furmen die Alten zunächst – bereits mit althochdeutscher ,Kreiselverschwingung' die ,Flogangloga', aus der ein wenig später die ,Flieganglaka', sehr viel später die ,Fliegenklatsche' wuchs.
BINGO!
Ich bin stolz auf mich.
Zitat von: amarillo in 2006-02-27, 21:44:36
Über diesen Vergleich wird - fürchte ich - noch zu sprechen sein. Mich ein Arschloch zu nennen, könnte ich durchaus gelegentlich ertragen, das sehe ich sogar ein, sowas hat jeder von Zeit zu Zeit mal an sich. Aber der Vergleich mit dem Mob - das ist hammerhart!
Eine Allianz zwischen Ku, VerbOrg und meiner Wenigkeit gibt es vermutlich in dem Maße, wie eine solche zwischen Karsten, Bertl und Dir besteht. Im Grunde nämlich gar keine.
(...)
Mir ist - und ich spreche jetzt nur für mich - ein wenig das heimische Gefühl hier abhanden gekommen.
An amarillo, der das getrost lesen kann! - Natürlich auch an die anderen
Ich denke, daß auch das Medium sehr viel Ursach' an möglicher Verstimmung ist. Gedanken, Sachliches, Höfliches lassen sich ja über den Computer gut transportieren. Aber wenn einmal ein beleidigtes Gefühl - eine Au(n)griadhaed, wie wir sagen - nicht rasch abzuführen ist, sofort beginnt es sich zu stauen - nagt an einem/-r - bauscht sich auf. Kommt aber nix und nix - und man wartet und wartet. - - Dreht wieder den Computer auf, wieder nix! - - Gefühllose, lederne Bande das! ...
- So wächst - um ein aktuelles Beispiel zu nennen - selbst die gewiss lustig gemienene Parodie Kus für mich nicht nur zu etwas Mangelhaftem, sondern zu etwas Ungutem. - Ich fang an zu grübeln: Die 'g' in 'Flogangloga', nein, die passen überhaupt nicht zu 'Fliegenklatsche', allenfalls kann da 'Flickenklacke' draus werden. 'Mugangoga' > 'Mückenkacke', ja, das wäre besser. Bedeutend besser!- Fünf Minuten später bin ich innerlich schon beim Satz: 'Mein Gott, welch seichter Humor.' - Und noch fünf Minuten später bin ich schon dem Ku ein wenig gram.
- Ich denke, daß ich ihm aber in einem Gespräch keineswegs gram sein kekünne, weil hier alles seinen natürlichen Fluß hätte. - Du verstehst, in einem persönlichen Gespräch kann sich nicht jeder Furz zum Schaaß und weiter aufblähen. Und liebe Kerln haben wenig Möglichkeiten, sich vor einem zu Ungustln zu verkrümmen; Im Schädel eines, der Zig, Hunderte bis Tausende Kilometer entfernt vor seinem Bildschirm hockt, brütet! - Und das mit Fulda, das gefällt als Treffpunkt halt mir nicht so recht (weil ich in neuerer Zeit wirklich ein paar tschechische und slowakische Städte ins Herz geschlossen habe), was aber nur ja nicht heißen soll, daß es zu Fulda nicht urst super und gigageil sein kekünne. (Sicher habe ich mit meiner Fulda-Verhöhnung auch übertrieben.)
Noch ein gutes Beispiel: Du nanntest auch so eine Art Allianz zwischen dem Kilian, dem Karsten und mir. - Nun, überhaupt nicht zufällig sind das Menschen, die einander zu Opladen von Angesicht zu Angesicht sahen, die die Stimmen der anderen hörten (nicht nur in Handy-Verzerrung), einander die Hände schüttelten/schiultten, vielleicht auch den Schweiß der Reise des anderen rochen...
Und daß ich nicht Deine komplette Animalpoesie las (weil halt die Viecherln so irgendwie meine 'Berufskollegen' sind, denen ich mich nicht dichtend annähern möchte), heißt noch lange nicht, daß ich nicht etwa Dein Gedicht 'one-o-one' äußerst berührend finde.
Bertl heute als moderierender Medienpsychologe. Aber wenn ich hier eine Pause mache, dann will ich, daß sich die Leute derweil wohlfühlen.
... verkrümmen; im Schädel eines ...
... jeder Furz zum Scheißdreck ...
Bertl, soll ich dir was sagen?
Das war das erste mal, dass ich einen Beitrag von dir verstanden habe und zwar sowohl sprachlich als auch inhaltlich.
Und ich gebe dir recht.
"- So wächst - um ein aktuelles Beispiel zu nennen - selbst die gewiss lustig gemienene Parodie Kus für mich nicht nur zu etwas Mangelhaftem, sondern zu etwas Ungutem. - Ich fang an zu grübeln: Die 'g' in 'Flogangloga', nein, die passen überhaupt nicht zu 'Fliegenklatsche', allenfalls kann da 'Flickenklacke' draus werden. 'Mugangoga' > 'Mückenkacke', ja, das wäre besser. Bedeutend besser!- Fünf Minuten später bin ich innerlich schon beim Satz: 'Mein Gott, welch seichter Humor.' - Und noch fünf Minuten später bin ich schon dem Ku ein wenig gram."
Habe ich volles Verständnis. Wenn ich mich schlecht parodiert sähe, hätte ich die gleichen Gedanken wie du und wäre schließlich (wenn auch früher als in zehn Minuten) dem Parodeur auch gram. Meine Parodie war natürlich schlecht, weil ich mich nicht mit den korrekten Auflauten befasst habe. Das wollte ich auch gar nicht. Im Prinzip ist aber die Fliegenklatsche genauso herzuleiten wie der Krötenteich. Ich will daraus nur keine Wissenschaft machen, sondern es lustig finden.
"Ich denke, daß auch das Medium sehr viel Ursach' an möglicher Verstimmung ist ...."
... weil man sich nicht wie üblich miteinander unterhalten und Missverständnisse sofort bereinigen kann. Vollkommen dakor. Genau deswegen haben wir bisher in einer Weise kommuniziert, in der Missverständnisse so gut wie nicht vorkommen können. Wir haben einander sprachliche Schrägigkeiten zugeworfen und darüber geschmunzelt oder schallend gelacht.
Das möge bitte auch so bleiben.
Kilian, das ist keine Frage von Leben und Leben lassen, sondern von Fingerspitzengefühl.
Lieber Ku!
Liest sich gut. Es lag mir daran, heute keine Paralinguistik zu betreiben, sondern gleich verstanden zu werden. Mein Streben nach freundlichem Umgang hängt auch mit turbulenten Vorgängen hier am Institut zusammen. Z.B. entzieht uns soeben die Uni unsere Abteilungsbibliothek, wogegen ich - als bisheriger Bibliotheksverwalter - viel habe, weil wir viele Bücher täglich brauchen und sie uns nun umständlich entlehnen müssen wie jedeR X-Beliebige. Streiterei ('Was wissen denn SIE von wissenschaftlichen Büchern!!'...), Gefühlsausbrüche, - Drohungen, alles hinzuschmeißen. Aber das gehört nicht zum Thema.
Der Hauptschmäh beim 'Krötenteich' - falls es noch jemanden interessiert - war eigentlich der, daß aus dem höchst realen 'Krötenteich' ein Begriff wie 'Pfappleich' oder 'Muhstaufeich' werden sesülle, somit ein abgehobener Nonsens, während die angeblich zugrundeliegende 'Krodandikation' ein gewöhnliches Fremdwort wäre - wie 'Publikation' oder 'Identifikation'. Der wahre Begriff als Unsinn, das Unsinnswort als wahrer Begriff.
Bei den von Dir erwähnten 'Auflauten' bin ich natürlich manchmal über die der Kilianschen Tabellen hinausgegangen. Ich habe einfach geschaut, was bei Ablautreihen starker Verben überhaupt vorhanden ist. Wenn aus der 'Tradition' die 'Trottatz' wurde, so nicht nur, weil ich mir dabei die - für mich - passendste Geschichte ausmalen kann. Das 'o' entstand aus 'a' wie bei 'kommen - kam'. Denn auch ein 'trotten - trad (oder tratt)' wäre nicht undenkbar - schon gar nicht für unsere Liste.
'-dikkation'
Da ändere ich mich nicht.
Zitat von: Bertl in 2006-02-28, 19:02:55
Drohungen, alles hinzuschmeißen.
Ganz so arg war's vielleicht auch wieder nicht.
Hallo Bertl,
wollen wir mal davon ausgehen, dass die eine ,,Gruppe" die Motive der jeweils anderen ,,Gruppe" verstanden hat?
Mit Definitionen wie ,,abgehobener Nonsens" und ,,wahrer Begriff als Unsinn" und ,,Unsinn als wahrer Begriff" bin ich sofort einverstanden. Das haben wir bisher mehr oder weniger hier so betrieben und ich möchte es auch weiter im gewohnten Rahmen betreiben.
Mich persönlich würde aber jetzt interessieren, wie die korrekte Herleitung der Fliegenklatsche funktioniert, nur so zum Spaß.
Zitat von: Ku in 2006-02-28, 20:35:04
Hallo Bertl,
Mich persönlich würde aber jetzt interessieren, wie die korrekte Herleitung der Fliegenklatsche funktioniert, nur so zum Spaß.
Das fiele mir sehr schwer, weil 'meine' Auflaute ja nicht zu einem x-beliebigen, sondern zu einem (zusammengesetzten) Wort gehören, bei dem das Wortende '-ikation' durch '-eich' ersetzt wurde (ein Witz dieser Wörter ist ja, daß eine Endung - -icatio - wie fast ein ganzes Wort behandelt wird).
Das ist bei der 'Fliegenklatsche' nicht der Fall. Hier versagt meine Methode.
Löte ich die 'Fliege' dennoch zu einem lateinischen Wort ab, dann täte ich mich noch mit dem inlautenden 'g' schwer, weil das im Althochdeutschen zumindest in einigen Fällen zu 'k' geworden wäre. Nun gut, in etlichen Wörtern blieb ja auch 'g' erhalten - so daß Dein 'Flogan' (vielleicht auch, mit griechischem Tatsch, 'Phlogan' (vgl. fliegen - flog) eh nicht ganz schlecht wäre.
Bei Klatsche nehme ich als Vergleichswort den Gletscher, der sich von einem vorlateinischen 'glaciarium' herleiten soll. Meinetwegen laute ich das Wort auch ab. Ich käme dann zu 'glucia', vielleicht auch 'glicia'. Mag aber sein, daß das 'l' verhindert hätte, daß der Anlaut zum 'k' geworden wäre. Es heißt ja schließlich auch nicht 'Kletscher'!
Sagen wir so: Die Fliegenklatsche getraue ich mir nicht abzuleiten.
'Phloganglucia' wäre vielleicht denkbar. Über ein Wort, zu dem es vielleicht auch eine Geschichte gäbe, mag ich nicht nachdenken.
Der 'Gletscher', aus romanischen Dialektformen des Alpengebietes entlehnt (Pfeifer, 1995), mag auch erst nach der althochdeutschen Lautverschiebung ins Deutsche geraten sein.-? Dann hätte sich das 'Gl-' sowieso nicht zu 'Kl-' entwulcken.
Wie's auch sei, ich habe mich immerhin bemüht.
Zitat von: Ku in 2006-02-28, 20:35:04
Die Fliegenklatsche getraue ich mir nicht abzuleiten.
Ob das kein Austriazismus war? Aber ... getraue ich mich ... klingt für mich schlecht.
,,Das fiele mir sehr schwer, weil 'meine' Auflaute ja nicht zu einem x-beliebigen, sondern zu einem (zusammengesetzten) Wort gehören, bei dem das Wortende '-ikation' durch '-eich' ersetzt wurde (ein Witz dieser Wörter ist ja, daß eine Endung - -icatio - wie fast ein ganzes Wort behandelt wird).
Das ist bei der 'Fliegenklatsche' nicht der Fall. Hier versagt meine Methode."
Dann machen wir uns auf und erfinden als abgehobenen Nonsens weitere Auflautereien zu weiteren Wortendungen.
Zitat von: Bertl in 2006-02-28, 12:41:21
Die 'g' in 'Flogangloga', nein, die passen überhaupt nicht zu 'Fliegenklatsche', allenfalls kann da 'Flickenklacke' draus werden.
Nur noch abrundend und auf Kaffehauslinguisten-Niwóo. Ich hab noch ein klein wenig nachgelesen. Daß aus 'germanisch g' (egal, ob da ein stimmhafter Verschluß- oder Reibelaut dahinterstand) im Althochdeutschen 'k' wird, ist gar im Wortinneren keinesfalls die allgemeine Regel. (Über '-gg-' brauche ich Angelesenes schon gar nicht auszuschwafeln...) Ku war also berechtigt, nach 'unseren' Prämissen für 'Fliege' para-lateinisch 'floga' zu schreiben. Das wertet seine Bertl-
Parodie in diesem Punkte auf - was der Bertl wieder ohne Zerknursch zugibt. - Wenigstens säuerlich über Parodien eigener Werke (und Machwerke) lachen zu können, soll ja ein Zeichen innerer Reife sein.
Für 'Fliegenklatsche' empfähle/empföhle ich nun, meinetwegen, 'phloganclucia'.
Jetzt aber!
Nach Bertl- sesülle halt die Zeile weitergehen.
Kaffeehaus...
Hallo Bertl,
du bist ein Fehlerfetischist, was nun wirklich nicht nötig ist.
Denk lieber über eine Auflautung für Wörter nach, die mit -igkeit oder mit -lichkeit enden. Einverstanden?
Zitat von: Bertl in 2006-02-27, 11:20:20
Ich finde auch, daß der Karsten - den ich hier nicht ausführlich zitieren will - für seine Beiträge im Tmesis-Faden allzu heftig Abbitte geliesten hat. Daß bei mir 'Geist und Humor sehr verstrickt und kompliziert' wären, daß meine Mitteilungen 'zäh und schwer lesbar' wären, muss ich das unwidersprochen stehen lassen? - Aber sei's drum! (In den - vernachlässigbar spärlichen - Rezensionen zu meinen - erbärmlich spärlichen - Schriften war jedenfalls von mancherlei die Rede, von 'zäh und schwer lesbar' bisher niemals.)
Lieber Bertl,
hier noch eine Klarstellung.
Ich habe dich als einen liebenswerten Menschen mit sehr viel Geist und Humor bezeichnet. Verstrickt und kompliziert sind deine Beiträge sehr wohl, aber das macht ja gerade deren Reiz aus. Mir machen sie auf jeden Fall immer Spaß.
'Zäh und schwer lesbar' war ein Zitat - von wem auch immer (ich mache mir nicht die Mühe, dies nachzuschauen) - welches ich als solches hätte kennzeichnen sollen.