evtl. ist das hier ENDLICH eine Plattform für meine lange gesuchte Präsens-Form von "verschollen"??
Heißt es dann nicht "Ich verschelle gerade"??? :-)
verschellen, verscholl(t), verschollen (verscholtet?)
s.a. nä. eintrag!! ;)
verschollen ist laut dem Wahrig Woerterbuch das Partizip des ungebraeuchlichen Verbs "verschallen"= "aufhoeren zu schallen, verklingen"
Es wird wie erschallen konjugoren:
es erscholl Gelaechter
unser Rufen verscholl im Nichts
etc.
Aber "er ist verschollen" hat doch nichts mit seinem Klang zu tun, sondern mit seinem Aufenthaltsort. Es gibt "zerschellen" mit Partizip "zerschollen" im Sinne von "durch Aufprall auf etwas deutlich Stabileres in viele Teile zerbrechen". Aber "verschellen, ich verschelle, er verschillt?" habe ich so auch noch nicht gehoert. Also wuerde ich sagen, "verschollen" ist nurmehr ein Adjektiv (fuers "Zustandspassiv").
Zitat von: Arnymenos in 2005-02-16, 21:00:44
Aber "er ist verschollen" hat doch nichts mit seinem Klang zu tun, sondern mit seinem Aufenthaltsort. Es gibt "zerschellen" mit Partizip "zerschollen" im Sinne von "durch Aufprall auf etwas deutlich Stabileres in viele Teile zerbrechen".
Ist das Flugzeug nicht am Berg "zerschellt"? 'Tschuldigung für die schwache Form.
Mich erinnert das ein wenig an "schwellen" : mein Finger ist geschwollen - Wespenstich.
Er betrat den Raum mit stolzgeschwellter Brust.
Verschollen von verschallen ist doch prima zu semantisieren. Kein Aas hört meine Stimme mehr (weil hinter den Bergen, bei den...), also bin ich (mit meiner Stimme) verschollen.
eben. es heißt "das flugzeug zerschellte" aber "der ruf erscholl".
bei schwellen ist das anders, da gibt es zwei PPP-formen für dasselbe verb; schallen und schellen sind aber verschiedene (wenn auch eng verwandte) verben.
Zitat von: amarillo in 2005-02-16, 21:14:21Verschollen von verschallen ist doch prima zu semantisieren. Kein Aas hört meine Stimme mehr (weil hinter den Bergen, bei den...), also bin ich (mit meiner Stimme) verschollen.
Das ist die Erklärung; die Bedeutung hat sich halt gewolnden. Inzwischen wird
verschollen nurmehr als Adjektiv geholnden.
ZitatMich erinnert das ein wenig an "schwellen" : mein Finger ist geschwollen - Wespenstich.
Er betrat den Raum mit stolzgeschwellter Brust.
Im zweiten Fall ist
schwellen kausativ und transitiv: Der Stolz
schwellt die Brust; der Finger hingeben
schwillt selbst.
Zitat von: Kilian in 2005-02-16, 21:46:09
Im zweiten Fall ist schwellen kausativ und transitiv: Der Stolz schwellt die Brust; der Finger hingeben schwillt selbst.
Alles klar, sehe ich ein. :)
Zitat von: amarillo in 2005-02-16, 21:57:05
Zitat von: Kilian in 2005-02-16, 21:46:09
Im zweiten Fall ist schwellen kausativ und transitiv: Der Stolz schwellt die Brust; der Finger hingeben schwillt selbst.
Alles klar, sehe ich ein. :)
Der Stolz schwellt zwar die Brust, die Brust (selbst) jedoch ist "stolzgeschwollen".
Aber eben auch vom Stolze geschwellt (Zustandspassiv des transitiven Verbs).
Oh ja, das hatte ich gerade verdrongen... Genau wie etwas, das mir diesbezüglich manchmal im Kopf herumsponn:
Das Zustandspassiv eines transitiven Verbs wird ebenso geformt wie das Perfekt eines intransitiven Verbs mit "sein".
Kann das Zustandspassiv somit aus einem intransitiven sein-Perfekt entstanden, bzw. das intransitive sein-Perfekt aus einem Zustandspassiv entstanden sein?
Ich habe mal gelesen oder gehört, daß das Partizip2 bei denjenigen Verben, die das Perfekt mit "sein" bilden, passivischen, bei allen anderen aktivischen Sinn hat(te). Weiß jemand mehr darüber?
Schellen heisst "schallen machen"
Ich schellte und die Glocke schallte (oder auch aelter: scholl).
Verschallen kommt von schallen
Zerschellen kommt von "schellen"und heisst uebertragen "schellend auseinanderbrechend":
Zitat von: Arnymenos in 2005-02-16, 21:00:44
Aber "er ist verschollen" hat doch nichts mit seinem Klang zu tun, sondern mit seinem Aufenthaltsort. Es gibt "zerschellen" mit Partizip "zerschollen" im Sinne von "durch Aufprall auf etwas deutlich Stabileres in viele Teile zerbrechen". Aber "verschellen, ich verschelle, er verschillt?" habe ich so auch noch nicht gehoert. Also wuerde ich sagen, "verschollen" ist nurmehr ein Adjektiv (fuers "Zustandspassiv").
Ja, aber es gibt ja tatsächlich im Normaldeutschen den Präsens von "verschollen" gar nicht. :'(
Deshalb müsste man ihn erfinden, also: Ich verschelle oder verschille...
Und das Futur: Ich werde verschellen... :D
Ah, okay. Dann also "zerschellt". hmm...
Habe amüsiert eure etymologischen Erörterungen über "verschollen" gelesen. Ihr müsst unbedingt - falls ihr es noch nicht kennt - den Roman "Schilten" von Hermann Burger lesen! Da geht es genau um das "verschellen", und zwar um die Geschichte eines entlassenen Schullehrers, der sich selbst zuhinterst im Maderanertal in einem leerstehenden ehemaligen Schulhaus "verschellt". Höchst witzig und gleichzeitig etwas unheimlich!
... in rezensionen hochgeluben und als taschenbuch derzeit überaus günstig zu erstehen:
https://www.amazon.de/Schilten-Roman-Hermann-Burger/dp/3596155436
... mir ist hermann burger bislang allerdings noch nicht untergekommen (eine wissenslücke?) ... einiges zu ihm findet sich im entsprechenden wiki-eintrag (https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Burger)
Im sowieso höchst lesenswerten Roman "Man nehme Silber und Knoblauch, Erde und Salz" von Ursula Timea Rossel kann man verschellen auch in der Präsens-Form lesen. Die Autorin ist allerdings Schweizerin; vielleicht ist dort diese Form noch gebräuchlich, aber in Deutschland unbekannt. Ich kannte es so zuvor noch nicht.