Schmähungen, Augenrollen und Naserümpfen nicht achted, iere ich (zum wievielten Male?) meine Ignoranz Prostitu.
Wer ist das auf Deinem Bild?
Wolfgang Amadeus Mozart. Ein neu identifiziertes Bild von 1790. Meiner Meinung nach das beste Bild von ihm. Si non e vero e buon trovato oder so aehnlich.
sieht seltsam alt aus auf dem bild. so alt, wie er in wirklichkeit nie geworden ist. hmmmmmmm.
Zitat von: gehabt gehabt in 2005-03-06, 22:16:38
Meiner Meinung nach das beste Bild von ihm.
Wie soll man das beurteilen, wenn man ihn doch selbst nicht gekannt hat?
@caru
Sieht wirklich alt aus.
Er hat ja auch viel mitgemacht und es war kurz vor seinem Tod. Es ist deshalb das beste Bild, weil es dem Bild entspricht, das entsteht, wenn man seine Klavirkonzerte hoert. Das Laecheln und die Handhaltung sehen uebrhaupt nicht alt aus. Die Peruecke hat ihn auch nicht juenger gemacht.
Uebrigens hatte Mozart denselben Rittertitel (vom Papst geadelt) wie C.W. Ritter von Gluck. Freunde spanischen Weins kennen vielleicht die Marke "Bach". Die Bachflaschen werden von einem Gluck-Bildnis geziert. Vermutlich war der alte Bach nicht fesch genug, um die Weinetiketten zu schmuecken. Aber "Gluck" passt auch gut fuer eine Weinflasche. ;)
Früher verwund mein Vater oft für alte Orchesteraufnahmen im Radio die Redewendung ,,Das ist ja von Anno Gluck", was so viel hieß wie ,,uralt, verstoben". Als Kind wiss ich aber nicht, was ,,Anno" bedeutet, ich verstand immer ,,Arno Gluck" und wornd mich über seine erstaunliche Produktivität, da mein Vater ziemlich oft von diesem ,,Arno Gluck" sprach.
Von Mozart gefällt mir am besten - die Art, wie sein Name im französischen Radio ausgesprochen wird. Aber das Bild ist auch hübsch. Schön, dass ihr jetzt auch alle persönliche Bilder habt! Sehr elegant, diese Saiteninstrumente.
Finde ich auch, versucher - mit Bildchen sieht's doch gleich viel behaglicher aus.
Übrigens: Bist Du sicher, daß Dein Vater nicht "Anno Tuck" sagte anstatt "Anno Gluck"?
Ich kenne zudem auch "Anno Tobak", oder die plattdeutsche Variante: "Anno dotaumalen" für "Anno dazumals" (die hochdeutsche Übersetzung habe ich allerdings bisher kaum jemanden verwenden hören).
Ich kenne "anno dazumal" (ohne s) und "dunnemals" (ohne anno).
Zitat von: versucher in 2005-03-07, 23:09:36
Früher verwund mein Vater oft für alte Orchesteraufnahmen im Radio die Redewendung ,,Das ist ja von Anno Gluck", was so viel hieß wie ,,uralt, verstoben". Als Kind wiss ich aber nicht, was ,,Anno" bedeutet, ich verstand immer ,,Arno Gluck" und wornd mich über seine erstaunliche Produktivität, da mein Vater ziemlich oft von diesem ,,Arno Gluck" sprach.
Von Mozart gefällt mir am besten - die Art, wie sein Name im französischen Radio ausgesprochen wird. Aber das Bild ist auch hübsch. Schön, dass ihr jetzt auch alle persönliche Bilder habt! Sehr elegant, diese Saiteninstrumente.
Es waere interessant, herauszufindeden, ob ein Franzose es auch charmant faende, wenn wir Debussy deutsch ausspraechen. Mozart ist ein merkwuerdiger Name. Kann es sein, dass er gar franzoesischen Ursprungs ist?
Die Franzosen sollten sich zu diesem Thema eventuell gar nicht erst zu Wort melden, solange die e~nri än zu Heinrich Heine sagen oder erma~ äs (Hermann Hesse). ;D
Meine Tochter kam neulich nach Hause. Ihr Spanischlehrer habe in Literatur die Romantik durchgenommen und an die Tafel geschrieben, einer der herausragenden Dichter der deutschen Romantik sei "Wete" und sein bekanntester Roman klinge so aehnlich "Weter". Ich habe ihr gesagt, er heisse Goethe und er haette sich gegen diese Klassifizierung gewehrt, sie solle aber nicht insistieren, es helfe nicht viel, da in Spanien die Lehrer viel schlauer seien als wir Deutschen und sie solle in der naechsten Arbeit schreiben, Goethe sei Romantiker.
yup, nur für den deutschen literaturhistoriker sind schiller und goethe die "weimarer klassik" - außerhalb des sprachraums zählen sie zur romantik ("sturm und drang" ist dann der anfang der romantik).
man sehe nun aber goethes werke an. wie viel davon hätte er selbst als klassisch definoren? kann ein drama romantischer sein als götz - oder selbst als faust?
Von diesem teutonisch-buchhalterischen Trieb zur exakten kategorischen Einordnung bekomme ich regelmäßig Pickel. :'(
ich hab mal eine arthur conan doyle-biographie gelesen. da hieß es über einen studienaufenthalt in der schweiz, zu seiner bevorzugten lektüre dort hätten gehört "the German romantic authors, such as Goethe and Schiller".
Die deutsche Epocheneinteilung mutet beinah preußisch-militärisch an. Der Dichterfürst ist der General, Schiller sein Adjutant, dann kommen alle andern, ganz unten in der Hierarchie krümmen sich Jean Paul und Kleist unter dem Gewicht der Höhergestellten, weil sie in keiner der Kategorien zugelassen wurden. Eckensteher wie in einer preußischen Rohrstockschule.
Aber so streng ist es ja auch nicht mehr, seit man begriffen hat, dass die Welt nicht nur aus Deutschland besteht.
Zitat von: versucher in 2005-03-09, 13:46:27
Aber so streng ist es ja auch nicht mehr, seit man begriffen hat, dass die Welt nicht nur aus Deutschland besteht.
Leider ist das noch nicht bis in alle Schädel vorgedrungen.
als mein vater zur schule ging, lief ja der literaturkundeunterricht so ab, als wäre immer noch das 19. jh., schiller wäre erst kürzlich gestorben und leute wie brentano, c. f. meyer usw. wären praktisch zeitgenossen.
heut gibts schon deutschlehrer, die mit den schülern nur noch 20. jh. lesen, und kaum ein mittelschulabsolvent unter 50 kann mit den namen jean paul und kleist überhaupt was anfangen.
welche situation ist die miesere?
Welche Misere ist die miesere;-)
In der Musik kommt es mir so vor, dass der uebergang von der Klassik zur Romanik fliessend stattfindet. Beethoven und Schubert lassen sich in keine der Schubladen einordnen (so wie Jean Paul). Aber selbst wenn wir Prototypen nehmen wie Mozart fuer die Klassik und Heine fuer die Romantik, so glaube ich, dass beide aehnlich gedacht, komponiert und gedichtet haben: sie leugnen Gefuehle nicht, beide aber beschreiben sie aus einer gewissen Distanz. Bei Heine ist das quasi sein Markenzeichen, und Mozart hat sich auch dementsprechend geaeussert, dass seine beispielsweise die Wutausbrueche von eines Osmin eher als Karikatur oder Beschreibung sieht, und sich die Musiker keines wegs dazu hinreissen alssen sollten sich allzusehr damit zu identifizieren. Ich koennte mir gut vorstellen, dass Mozart Heinegedichte wunderbar vertont haette, haette er etwas laenger gelebt, mit Eichendorff haette er eher wenigiger anfangen koennen.
wenn du mich fragst: übergänge zwischen kunstrichtungen sind grundsätzlich fließend - ausgenommen fälle, wo sich jemand hinstellt und sagt: "alle bisherige dichtung/musik/malerei/skulptur etc. war mist, wir machen ab heute alles anders!"
für mein empfinden geht heine mit emotionen ironisch um, mozart eher "lustig" - heine schildert sie mit verhaltenem grinsen, mozart stellt sie in den vordergrund, so daß er selbst und andere sie von allen seiten betrachten und gegebenenfalls drüber lachen können. ob die beiden ansätze sich vertragen hätten?
Ich knüpfe hier an die französische Aussprache von Heine und Hesse an: Ich finde es ein interessantes Phänomen, dass es feste, wiedererkennbare Akzente gibt: Englisch mit spanischem, arabischem, indischem, französischem Zungenschlag, fast wie eine eigene Sprache, parallel zu den "Originalen".
Und dabei hat jede Kombination ihren ganz eigenen Charme.
Unübertroffen - für mich - an musikalischer Präsenz, wohlkingender Schönheit, einfühlsamer Harmonie und nicht nicht enden wollender Schmeichelei für das Ohr: französische Liebeserklärungen mit sächsischem Akzent... ;D
Das klingt faszinamös... gibt's da Hörbeispiele im Netz?
Zitat von: caru in 2005-03-10, 17:37:23
wenn du mich fragst: übergänge zwischen kunstrichtungen sind grundsätzlich fließend - ausgenommen fälle, wo sich jemand hinstellt und sagt: "alle bisherige dichtung/musik/malerei/skulptur etc. war mist, wir machen ab heute alles anders!"
Der Uebergang von der gotischen zur Renaissance-Architektur ist ziemlich bruesk und ich weiss nicht, ob man hier ein Missing Link benennen kann. Chimaeren ja: die Saeulen gotisch und die Decke Renaissance, aber einen Uebergangsstil gibts wohl kaum. Irgendwann muss Gotik Megaout gewesen sein. Merkwuerdig, dass dies noerdlich der Alpen und in Spanien so sehr viel spaeter, aber auch dann ziemlich ploetzlich stattfand. Kann sich jemand diese Zeitverschiebung erklaeren?
die plötzlichkeit verstehe ich - das war so ein "wir machen's ab heut anders" fall. dunkles mittelalter und aberglauben hinter sich lassen, besinnung auf errungenschaftern der antike etc, was halt so zur renaissance gehört.
zeitverschiebung ist mir noch nie aufgefallen. um wieviel denn? (nix kunstgeschichte im caru-kopf)
Zitat von: gehabt gehabt in 2005-03-08, 13:58:20
Meine Tochter kam neulich nach Hause. Ihr Spanischlehrer habe in Literatur die Romantik durchgenommen und an die Tafel geschrieben, einer der herausragenden Dichter der deutschen Romantik sei "Wete" und sein bekanntester Roman klinge so aehnlich "Weter". Ich habe ihr gesagt, er heisse Goethe und er haette sich gegen diese Klassifizierung gewehrt, sie solle aber nicht insistieren, es helfe nicht viel, da in Spanien die Lehrer viel schlauer seien als wir Deutschen und sie solle in der naechsten Arbeit schreiben, Goethe sei Romantiker.
Kann mein einen Klassiker überhaupt noch klassifizieren? Es ist doch eher eine
Entklassifizierung oder vielleicht gar eine
Deklassierung, wenn man Goethe zum Romantiker macht.