Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Omnia licent => Thema gestartet von: amarillo in 2005-03-12, 14:54:05

Titel: Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-12, 14:54:05
Wie ich Euch einschätze, kennt Ihr sie natürlich bereits:

http://www.vorleser.net/html/autoren.html (http://www.vorleser.net/html/autoren.html)

Unmengen vorgelesener Literatur (von Andersen bis Trakl) kostenlos zum Herunterladen (mp3-Format).

Gewaltig! 8)
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: versucher in 2005-03-12, 20:14:52
Ah, schön, und wie wäre es damit:

http://www.lyrikline.org

Ist ganz ähnlich, nur mit Lyrik.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-13, 00:00:26
Was ist das denn für eine Lyrik? Willst Du mich ins frühe kühle Grab bringen?  ;D

Reiner Jux; wenn jemand Spaß an sowas hat...
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: versucher in 2005-03-13, 13:51:37
20. Jahrhundert ist nicht so dein Ding, hm?  ;D
Ist doch fein, Jandl und Thomas Kling...
Ich mag's halt reimlos!  8)
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-13, 14:31:36
Kein Reim, keine Metrik, kein Rhythmus - und das Ganze auch noch in "Kanaksprach".

Wunderbaaaar! :'(
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Arnymenos in 2005-03-13, 14:55:03
Nehmt doch eure Haikos, Haikous usw. auf. Das ist Lyrik :D
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-13, 15:20:42
By the way...

Passiert hier eigentlich gar nichts Neues mehr in Sachen Lyrik, Dramatik, Haikous, etc.? Muß ich das so sehen, daß wir nun endgültig dem Charme blutleerer sprachtheoretischer Erwägungen erlegen sind? Kann doch nicht wirklich sein - oder?

Auf die Gefahr hin, mich zum x-ten male zu wiederholen, kann ich mich des berühmten Mensa-Klospruchs auch diesmal nicht enthalten:

Die Linguistik verhält sich zur Sprache wie die Gynäkologie zur Liebe.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Kilian in 2005-03-13, 19:40:40
Solche Texte von z.B. Ernst Jandl finde ich klasse! Ich finde nur ein bisschen unglücklich, dass man den Begriff Lyrik für alles übernommen hat, was die Zeilen bricht. Mit Roman Ritter würde ich es eher als "Zeilenbruch und Wortsalat" bezeichnen, wenn das nicht abwertend klänge.

Um vielleicht der Starquerbdichtung neue Impulse zu geben, möchte ich euch heute das Eppelheim (http://www.wache.cc/wacheforum/viewtopic.php?t=304) zur Kenntnis geben. Das Ganze im Präteritum, und los geht's!
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Arnymenos in 2005-03-13, 20:07:07
Was ist denn das Präteritum von "sähen"? Etwa das hier:

sähen - soh - gesähen

soh ananas
na so was
na warte
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: MrMagoo in 2005-03-13, 20:12:45
Zitat von: Arnymenos in 2005-03-13, 20:07:07
Was ist denn das Präteritum von "sähen"? Etwa das hier:

sähen - soh - gesähen

soh ananas
na so was
na warte


Vielleicht ein neues Konjunktiv-Präsens? :)
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-13, 20:20:43
Oder meintet Ihr am Ende doch: säen?
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: MrMagoo in 2005-03-13, 20:22:56
Das gibt's doch schon :)

Nach der neuen Rechtschreibung hätten die's ruhig in sääen umändern können -auch wenn's dann eher finnisch ausschaut.

Wenn die mich erst mal reformieren ließen...  ;D
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: caru in 2005-03-13, 20:25:16
Zitat von: versucher in 2005-03-12, 20:14:52
Ah, schön, und wie wäre es damit:

http://www.lyrikline.org

Ist ganz ähnlich, nur mit Lyrik.


das ist sehr, sehr gute lyrik :-)
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-13, 20:26:56
Woran erkennst Du das?
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: caru in 2005-03-13, 20:58:31
sie klingt. sie überschreitet sprachgrenzen, äußere und innere.

sie macht spaß.



letzteren beiseite: da ist ein hoher prozentsatz der großen lyriker der letzten hundert jahre vertreten, zumindest bei den gängigen europäischen sprachen. von artmann und celan über pastior bis walcott  :)
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-13, 21:31:40
Du hast recht, ich habe beim ersten mal ziemlich oberflächlich hingesehen. Da war aber wirklich so ein Machwerk in Kanaksprach.
Klar, daß Celan, Benn, Walcott etc. große Lyriker sind.

Das mit den äußeren und inneren Sprachgrenzen verstehe ich nicht, möchte ich eigentlich auch nicht erklärt bekommen.

Daß diese Lyrik Dir Spaß macht, halte ich für den einzig legitimen und wichtigsten aller Grunde, sie gut zu nennen.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: caru in 2005-03-13, 21:42:01
oh  :D


das ist aber auch ein wesentlicher grund, warum lyrik überhaupt verfaßt wird: zunächst mal, weil der dichter spaß dran hat  :)

wenns anderen genauso geht, gut für den dichter.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-13, 21:48:17
Das mit den Sprachgrenzen soll bitte nicht als Arroganz aufgefaßt werden.

Es ist wie mit der Musik, die berührt mein Herz, oder sie läßt es. Wenn ich erst eine Erklärung benötige, ist der Zauber für immer dahin. Dann achte ich nur noch darauf, daß ich das höre, was ich hören "soll", und das will ich um keinen Preis.

Seit meiner Schulzeit hasse ich nichts so sehr wie die Interpretation (die Obduktion) künstlerischen Schaffens, dabei ist das Werk doch so lebendig vor mir.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: caru in 2005-03-13, 21:53:25
sehr vernünftig  :)

und nö, hat kein mensch als arroganz aufgefaßt, deswegen erkläre ich ja auch nicht, was ich damit meinte :)
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Kilian in 2005-03-13, 22:26:17
Zitat von: amarillo in 2005-03-13, 21:48:17Seit meiner Schulzeit hasse ich nichts so sehr wie die Interpretation (die Obduktion) künstlerischen Schaffens, dabei ist das Werk doch so lebendig vor mir.

Echt? Das ist schade. Ich kann durchaus z.B. ein Gedicht interpretieren und danach trotzdem noch schön finden. Es kann sogar passieren, dass ich nach einer Interpretation ein Gedicht liebe, mit dem ich vorher überhaupt nichts anfangen konnte.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: versucher in 2005-03-14, 13:31:40
Persönlich muss ich Kilian beipflichten, mir spaßt Interpretieren, v. a. bei Lyrik. Oft erkenne ich eine Leistung erst, wenn ein Kundiger mich aufgekloren hat. Und dann kann ich auch nachträglich zu lieben anfangen. Die interpretierende Beschäftigung hat meinen Blick erweitert, lässt mich leichter spontan die Qualitäten eines Textes erkennen (was eben für mich Qualitäten sind).
Ansonsten kann ich auch amarillo gut verstehen, ich glaube auch noch romantisch an die Magie der Liebe auf den ersten Blick  :D
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-14, 16:11:09
Zitat von: versucher in 2005-03-14, 13:31:40
Oft erkenne ich eine Leistung erst, wenn ein Kundiger mich aufgekloren hat.
Ich bin Abitur-Jahrgang 1973. Von einigen bockbeinigen Versuchen verkalkter Deutschlehrer abgesehen, hat man uns noch in der Kunst des Selbstdenkens unterwiesen.  Was dabei herauskommt muß nicht unbedingt dem "Mainstream" entsprechen.

ZitatAnsonsten kann ich auch amarillo gut verstehen, ich glaube auch noch romantisch an die Magie der Liebe auf den ersten Blick  :D

Bist Du sicher, daß Du mich verstanden hast? Ob das alles mit Romantik zu tun hat, wage nicht einmal ich selbst zu behaupten. Kunstrezeption ist für mich ein emotionaler Akt, da kommt die Ratio - wenn überhaupt - ganz hinten. Ich kann mich auch prima über ein Werk ereifern und es zum Kotzen finden, dann genieße ich halt etwas später wenigstens meinen Unwillen.
Warnt mich allerdings schon vorher jemand, daß der Künstler mich provozieren will, schafft dieser es nicht mehr. Welch ein ästhetischer Genuß geht mir da verloren!
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: gehabt gehabt in 2005-03-14, 17:30:03
Karl Kraus hat mal gesagt, "das viele Lesen schadet dem Denken". das ist ein Korn Wahrheit dran. Wenn ich eine Interpretation lese, heisst das aber nicht, dass mir Herr Reich Ranitzki oder Herr Joachim Kaiser die Entscheidung abnehmen soll, ob ich ein Werk gut finden soll und warum, sondern ich sehe es wie, wenn ich das Privileg habe (so wie in diesem erlauchten Forum) mich mit jemandem zu unterhalten, der hoffentlich sogar noch schlauer ist als man selbst, und einem neue Dimensionen eines Werks erschliesst, oder einem das Vergnuegen bereitet zu bestaetigen, was man eh schon geahnt hat. Wenn ich weiss, was der Komponist im Sinn gehabt haben koennte, macht mir den Genuss keinesfalls madig, im Gegentum. Es ist ja nicht so als ob Herr Siebeck neben mir am Tisch saesse und mir erklaerte, was da alles fuer Chemie in meinem Essen ist.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-14, 20:33:05
Eigentlich sind wir nicht so weit voneinander entfernt. Bis auf die Kleinigkeit, daß ich glaube, der Künstler soll sich m i r erschließen, nicht umgekehrt.

Blasorenerweise halte ich mich für einen durchschnittlich intellenten und verständigen Menschen. Kommt nun ein Kunstwerk jedweder Gattung daher und bleibt mir dennoch verborgen (oder stößt mich ab, oder nervt, oder schweigt mich an...), dann sehe ich darin nicht mangelnde Auffassungsgabe meinerseits, sondern mangelnde Übermittlungfähigkeit seitens des Künstlers (wobei er natürlich das Abstoßen und Nerven beabsichtigt haben kann).

In einer Turner-Ausstellung habe ich laut vor einem Bild gesagt, daß ich es schlichtweg "Sch..." fände. Ihr hättet diese kunstbeflissenen Katalog-vorab-Leser erleben müssen. 80% wollten mich sofort und unentgeltlich einer gewaltigen kunsthistorischen Einweisung unterziehen. Der Rest schaute mich böse an, und ein älterer Herr wäre eventuell auch bereit gewesen, mir die Liebe zu Turner mit den Fäusten einzuhämmern. Dabei fand ich den größten Teil der Ausstellung wirklich klasse.



Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: caru in 2005-03-14, 22:08:29
als ich 17 war, sehr gelehrt und ein abscheulich schlechter, wenn auch ambitionorener dichter, kam es mir gelegentlich vor, jemand erweise einem ihm von mir vorgelegten poem nicht genügend reverenz.

was tat ich in solchen fällen? ich or ihm das machwerk analys - bis er nicht mehr umhin konnte, die subtilität zu bewundern, mit der ich verborgene bedeutungen in unverständliches eingebieben hätte  ;D ;D ;D


da sind wir bei ephraim kishons kritik der "modernen kunst": mit einer fachgerechten analyse, möglichst mit vielen fachausdrücken drin, kann man alles, was man als hohe kunst bezeichnen will, wenn nicht schön-, so doch genialreden.

mit mir jedoch nicht, so wenig wie mit amarillo. was mir auf den ersten blick nicht als gutes gedicht, gemälde etc. vorkommt, wird durch das schlagkräftigste plädoyer nicht dazu. das ist genauso wie mit schönen frauen  :D
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: gehabt gehabt in 2005-03-15, 10:56:45
Das mit der Intuition klappt nur wenn man sehr viel Erfahrung hat. Die Erfahrung kann man sich auf zweierlei Wegen aneignen. Entweder sehr viel selbst hoeren sehen lesen trinken, dass dauert dann aber lange lange lange. Oder man laesst sich doch ab und zu mal Tipps von Kennern geben.

Fuer mich ist es ein grosses Mysterium, dass so subtile Musik wie die von Bach oder Mozart von jedem Hilfsarbeiter verstanden werden kann, ohne dass er nur einen funken Ahnung von Musiktheorie hat. Das Gegenteil ist die Mathematik. Um die grossen Mathematiker zu verstehen, muss man kongenial sein. Die Literatur liegt irgendwo in der Mitte.  Es gibt zwar gute Literatur, die kann jeder verstehen, manche Werke erfordern allerdings ein gewisses Ruestzeug.

Ich denke man ist gut bedient, sich ein offenenes Ohr zu bewahren fuer Sachen, die sich einem nicht unmittelbar erschliessen (waat de Buur nit kennt, frett he nit). Augustinus hat zwar gesagt "res tantum cognoscitur quantum diligitur" und das ware Wasser auf Amarillos Muehlen, aber umgekehrt kanns manchmal auch eine Berechtigung haben.

Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: gehabt gehabt in 2005-03-15, 13:26:47
Wir sollten das Wort "Interpretation" nicht nur mit den Aufsaetzen von Grosskritikern gleich setzen. Auch das vorlesen eines Gedichts, die Verfilmung eines Romans, die Auffuehrung eines Klavierstuecks ist eine Interpretation. Eine kluge Interpretation eines Kunstwerks durch einen Kritiker kann selbst genauso ein Kunstwerk sein wie eine Interpretation einer Bachfuge durch Glenn Gould auf dem Klavier.

Bei Romanen und Bildern gibt es nur den Kuenstler und den Leser/Betrachter. Bei der Musik und im Theater ist die Notwendigkeit der Interpretation schon eingebaut. Wenn nicht, haette uns Mozart viel detailliertere Anleitungen zur Zauberfloete gegeben und uns viel Kopfzerbrechen erspart.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-15, 18:32:46
Zitat von: gehabt gehabt in 2005-03-15, 10:56:45
Das mit der Intuition klappt nur wenn man sehr viel Erfahrung hat.
Einspruch, Einspruch, Einspruch! Das mit der Intuition klappt immer. Jeder, der ein Werk "zu sich nimmt" kommt zu einem Ergebnis (und sei es Null). Man muß sich nur trauen, diese Ergebnis zu akzeptieren. Wer allerdings versucht, die vorab eruorenen Zielvorgaben des etablorenen Kunstbetriebs anzupeilen, der hat m.E. nicht alle Nadeln an der Tanne und sollte vielleicht mal eine Runde auf die Couch.

ZitatEs gibt zwar gute Literatur, die kann jeder verstehen, manche Werke erfordern allerdings ein gewisses Ruestzeug.
Augen zu sehen, Ohren zu hören, Hände zu tasten und einen Funken guten Willens unter der Dunstkiepe - mehr Rüstzeug braucht keine Mensch für die Kunst.

ZitatIch denke man ist gut bedient, sich ein offenenes Ohr zu bewahren fuer Sachen, die sich einem nicht unmittelbar erschliessen (waat de Buur nit kennt, frett he nit).
Woher soll ich denn wissen, ob sich mir nach einem Konzert auch alles erschlossen hat? Nachbesprechung? Und wo hört das auf? Man kann, wenn man denn unbedingt will, an jedem einzelnen Nötlein innehalten und seine Bedeutung herauspräparieren: "Trefflich, wie der Komponist das Fagott hier ein fis halten läßt, das so wunderbar dissonant zum b der Bratsche uns an die Zerrissenheit frühmenschlichen Alltagsschaffens gemahnt."

ZitatAugustinus hat zwar gesagt "res tantum cognoscitur quantum diligitur" und das ware Wasser auf Amarillos Muehlen, aber umgekehrt kanns manchmal auch eine Berechtigung haben.

Wenn's schon um meine Mühlen geht: hier braucht Vater eine Übersetzungshilfe. ::)
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: caru in 2005-03-15, 19:56:27
Zitat von: amarillo in 2005-03-15, 18:32:46

ZitatAugustinus hat zwar gesagt "res tantum cognoscitur quantum diligitur" und das ware Wasser auf Amarillos Muehlen, aber umgekehrt kanns manchmal auch eine Berechtigung haben.

Wenn's schon um meine Mühlen geht: hier braucht Vater eine Übersetzungshilfe. ::)


"man erkennt eine sache nur in dem maß, in dem man sie liebt."
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-15, 20:49:23
Vielen Dank, caru, meine Mühlen rotieren rasend.

Der olle Augustinus, was für ein weiser Mann, da hat er doch glatt meinen ganzen Wortschwall in dürre fünf lateinische Worte gefaßt.

Jetzt erschließt sich mir doch zum ersten Mal die Bibelübersetzung: und Adam erkannte sein Weib... Der hat sie ganz einfach geliebt; ich hatte schon etwas in dieser Richtung vermutet.

Auf jeden Fall wird: RES TANTUM COGNOSCITUR QUANTUM DILIGITUR
von nun an in großen Lettern mein Heim schmücken. Wie wäre es, und ich öre es mir auf die Brust Tätow?

Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Kilian in 2005-03-15, 22:16:39
Zitat von: amarillo in 2005-03-15, 18:32:46Augen zu sehen, Ohren zu hören, Hände zu tasten und einen Funken guten Willens unter der Dunstkiepe - mehr Rüstzeug braucht keine Mensch für die Kunst.

Augen, Ohren, Hände und Funken - also ein natürliches, angeborenes Sensorium? - können einem aber längst nicht alles vermitteln, was an ästhetischem Genuss, am Erblicken von Fassetten, am Erfassen von Tiefe, an Verständnis möglich ist. Warum also sich darauf beschränken? Warum nicht versuchen, sich der Kunst auch intellektuell und wissenschaftlich zu nähern?
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: caru in 2005-03-15, 22:26:32
Zitat von: amarillo in 2005-03-15, 20:49:23
Jetzt erschließt sich mir doch zum ersten Mal die Bibelübersetzung: und Adam erkannte sein Weib... Der hat sie ganz einfach geliebt; ich hatte schon etwas in dieser Richtung vermutet.


jawohl, im alttestamentarischen jargon heißt "erkennen" genau dieses, und zwar in körperlichem sinne  ;)
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-15, 23:00:22
Zitat von: Kilian in 2005-03-15, 22:16:39
Augen, Ohren, Hände und Funken - also ein natürliches, angeborenes Sensorium?

Steht für die Sinne, will ich auch nicht auf die fünf klassischen beschränken; es wird schon noch mehr geben.

Ja klar, es nähere sich der Kunst wissenschaftlich und intellektuell jeder in dem Maße, wie es ihm/ihr Vergnügen bereitet. Mir wäre nur sehr daran gelegen, wenn man mich hernach mit den Ergebnissen verschonte. Das Elend ist doch immer dieses Mitteilungsbedürfnis.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: caru in 2005-03-15, 23:08:17
pssst... bei kunsterfahrung mit hilfe der hände aufpassen, daß der museumswärter grade nicht hinguckt  ;D


vermutlich hat die intellektuell-wissenschaftliche kunsterfahrung erst ihren anfang genommen, als es museen mit absperrungen und wärtern gab - da mußte man dann die dadurch verwehrten sinnlichen kontakte durch analytisches denken substituieren.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: gehabt gehabt in 2005-03-15, 23:14:50
@Amarillo: wie hat dir eigentlich Vigoleis gefallen? getraue mich aber nicht zu fragen warum oder warum nicht.

@alle: wie heisst eigentlich dieser @ auf deutsch? Ich sage immer Affenschwanz, aber es versteht mich niemand. Bin wohl zu lange von Deutschlad weg.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-15, 23:19:28
Ich lese noch daran, gefällt mir gut, ich liebe das Augenzwinkern, die Sprache ist doch sehr barock, da bin ich nicht jederzeit aufgelegt. Für Spanier auf jeden Fall ein Genuß.
Erinnert mich ein wenig an Niebelschütz, aber dem würde ich keine  Chance mehr einräumen, der hat mich streckenweise sogar genervt (der Blaue Kammerherr).

@ heißt auf "deutsch" at, such' Dir eine Übersetzung aus. ;D
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-15, 23:40:11
Zitat von: Kilian in 2005-03-15, 22:16:39
können einem aber längst nicht alles vermitteln, was an ästhetischem Genuss, am Erblicken von Fassetten, am Erfassen von Tiefe, an Verständnis möglich ist. Warum also sich darauf beschränken? Warum nicht versuchen, sich der Kunst auch intellektuell und wissenschaftlich zu nähern?

Wie soll sich denn bei mir ein ästhetischer Genuß (Ästhetik=Lehre von der Qualität menschlichen Fühlens) einstellen, wenn mir jemand erzählt, was ich nicht selbst erspürt habe?
Bei Eichendorffs Gedichten bekomme ich regelmäßig feuchte Augen, kein Wissenschaftler dieser Welt soll daran je etwas ändern dürfen.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: caru in 2005-03-16, 00:07:52
Zitat von: gehabt gehabt in 2005-03-15, 23:14:50
@alle: wie heisst eigentlich dieser @ auf deutsch? Ich sage immer Affenschwanz, aber es versteht mich niemand. Bin wohl zu lange von Deutschlad weg.


wenn man jemandem die mail-adresse buchstabiert, sagt man "at", ja.

aber heißen tut er "klammeraffe" (so kenn ich ihn zumindest.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Kilian in 2005-03-16, 14:15:06
Zitat von: amarillo in 2005-03-15, 23:00:22Ja klar, es nähere sich der Kunst wissenschaftlich und intellektuell jeder in dem Maße, wie es ihm/ihr Vergnügen bereitet. Mir wäre nur sehr daran gelegen, wenn man mich hernach mit den Ergebnissen verschonte. Das Elend ist doch immer dieses Mitteilungsbedürfnis.

Das Mitteilungsbedürfnis ist kein Elend. Ohne den Austausch solcher Ergebnisse hätten die Literatur- und Kunstwissenschaften gar nicht erst entstehen können. Dann hätte der Einzelne keine Analyse-Instrumente, keine Begriffe, kein kulturelles Sensorium an der Hand, mit deren Hilfe viele sich dieses Vergnügen bereiten können.

Elend sind Absolutätsansprüche und Missionierungswahn von Leuten, die glauben, ihr jeweiliger Zugang zu einem Kunstwerk sei der einzig Wahre. Auch heiße Luft, unschlüssige oder hohle Interpretationen, verdienen Kritik. Aber das heißt nicht, dass es nichts außer den eigenen Sinn, der eigenen Seele und dem eigenen Verstand gäbe, das helfen kann, einen guten Zugang zu einem Kunstwerk zu gewinnen.

ZitatWie soll sich denn bei mir ein ästhetischer Genuß (Ästhetik=Lehre von der Qualität menschlichen Fühlens) einstellen, wenn mir jemand erzählt, was ich nicht selbst erspürt habe?

Wenn du das Werk kennst, kannst du das Erzählte mit deinen eigenen Eindrücken vergleichen. Ansonsten kannst du dir anhand des Erzählten etwas unter dem Werk vorstellen, von dem die Rede ist.

ZitatBei Eichendorffs Gedichten bekomme ich regelmäßig feuchte Augen, kein Wissenschaftler dieser Welt soll daran je etwas ändern dürfen.

Nö, wie sollte er das auch tun? Wenn du merkst, dass ein Wissenschaftler dir die Augen trocknen will, hörst du halt weg.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-16, 15:58:13
Villiers del'Isle-Adam: L'appareil pour l'analyse chimique du dernier soupire

Da ist eigentlich alles gesagt. Missionieren wollte ich schon gar nicht, nur verschont werden von Erläuterern. Analyse-Instrumente brauche ich auch nicht, weil ich nicht analysieren will (Rabelais).

Jetzt darf man mir noch hemmungslosen Positivismus vorwerfen - auch gut, bekenne mich. :)
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: versucher in 2005-03-16, 16:38:14
Also, amarillo, alter Positivist, jetzt habe ich schon einen so ausufernden Erläuterungsbeitrag geschrieben, den muss ich jetzt auch loswerden. (Du weißt schon: Mitteilungsbedürfnis). Ich war schlicht zu langsam für deinen abschließenden Kommentar. Betrachte das Folgende also von mir aus als ungesugen und deine Worte als die letzten, bevor wir uns neuen Themen zuwenden. Der Text ging so:

Zweifle nicht,
amarillo! Ich habe dich verstanden (bin im Interpretieren von Texten recht geübt ;D), und ich verstehe dich auch. Viele haben eine ähnliche Haltung wie du (z. B. mein Vater) - und, ja, sie wird immer romantischer (im historischen Sinn), jetzt, wo du nach der Überlegenheit einer Rezeptionsästhetik auch noch das ,,natürliche Sensorium" ins Feld gefohren hast, ganz und gar klassische romantische Waffen - und mit Verlaub, Totschläger.
Auch Faust sagt zu Wagner (beim nämlichen Thema):
,,Wenn Ihrs nicht fühlt, Ihr werdets nicht erjagen,
Wenns Euch nicht aus der Seele dringt
Und mit urkräftigem Behagen
Die Herzen aller Hörer zwingt."

Aber fasse das bitte nicht als persönlichen Angriff auf! Nie würde ich jemandem, der fähig ist, bei Eichendorff feucht zu werden, seine Sensibilität vorwerfen! Kunst lieben zu können ist eine der mir sympathischsten Eigenschaften. Auch dass und wie du deine Meinung verteidigst, ist mir sehr sympathisch. Es gibt sicher eine Menge Dinge, die wir beide lieben, z. B. lispelnde Damen mit leichtem Silberblick. Hier greife ich niemanden an, geht es mir nur um die Sache.
Die ist sehr einfach, wenn man sie auffasst wie du, Glückwunsch! Ich gebe zu, dass ich es mir komplizierter mache. Ich meine das gar nicht ,,Tätäh, Laien, seht mich an, den Wissenschaftler!", vielmehr beneide ich eine solche ,,naive" Haltung bisweilen. Als Literaturwissenschaftler neueren Datums habe ich durchaus ähnliche Feindbilder wie du, eben z. B. eine Hermeneutik, die zum transzendenten Kern des Werkes vorwärtszirkelt und dann behauptet, den ,,Sinn" gefunden zu haben. Ha-ha-ha! Ich kann auch Großkritikergelaber nur schwer ertragen; klar haben diese Leute eine Leseerfahrung, die ich nie erreiche, aber die Mittel ihrer ,,Interpretation" geben mir trotzdem nichts. (Biographismus langweilt mich, und an die Decke gehe ich bei Klappentexten, die aus schwafeligen Kritikerloben zusammengeklortten sind.)
Man kann aber über Werke sprechen - und warum sollte man das nicht tun? Es wäre doch seltsam, über Kunst nicht sprechen zu wollen, wenn sie einen bewegt, will sagen: nicht dem Mitteilungsbedürfnis nachzugeben, nur weil man interessierte Laien, die erfreulicherweise auch bei der Lesung, der Aufführung, der Vernissage sind, damit pikieren könnte. Man muss hinter einem wissenschaftlichen Gespräch über Kunst ja nicht a priori Dünkel oder Missionarseifer (was für'n Seifer?) vermuten. Es ist einfach nur ein anderes Vokabular für ,,das berührt mich", ,,macht mich lachen", ,,geht mich nichts an", ein Vokabular, das sich in langer Tradition entwalck, einer Tradition, die selbst sehr lebendig und heterogen und kontrovers ist.
Oft wird der Geisteswissenschaft vorgeworfen, sie sei ja nicht ,,eindeutig", nicht ,,verbindlich", nicht ,,einheitlich" - in dem Sinn, dass (eben hermeneutisch) aus einem Werk nur der eine ,,Sinn" extrahiert werden könne. Aber meiner Ansicht nach ist das genau der Reichtum der Geisteswissenschaft: die Uneindeutigkeit, die Vielfalt der Diskurse, die Debattierfreude, das Evolutive. Die moderne, jetzige Literaturwissenschaft ist gar nicht mehr so weit von einer individualästhetischen Haltung entfornen, wir sind bei einem ,,amything goes" angelangen, allerdings ohne die Wissenschaft aufzugeben.
Woher kommt nun deine Liebe zu Eichendorff? Wie hat dein Sensorium sich entfalten? Warst du mit vier schon bei ,,Mondnacht" gerohren? Genetische Eichendorff-Kompatibilität? Waren nicht ,,gewisse Kenntnisse" nötig, damit der Genuss sich letztlich einstall? Was fängt man mit der Todesfuge an, wenn man nichts vom Judenmord und den Lagern weiß? Die Grenze zwischen dem ,,eingeborenen Sensorium" und dem ,,erlornenen Kulturwissen" ist einfach nicht fassbar, daher kann auch das eine nicht vom andern isol georen und gegen es ausgespolen werden. (Alle mitsingen: ,,Hand in hand we stand...", falls es jemand kennt). Um ein Sensorium zu propagieren, muss man auch erst eine Idee von einem solchen Sensorium haben, und diese Idee ist traditioneller Bestandteil einer altehrwürdigen rezeptionsästhetischen Kunsttheorie.
Max Weber sug: ,,Wir studieren, was wir lieben oder hassen." Ich glaube (na ja, hoffe!), dass Wissenschaftler, die sich mit Kunst befassen, ihren Gegenstand auch lieben. Wissen schützt vor Liebe nicht und Liebe kann Wissen bequem einbauen. Man muss sich ja nicht jeden Quark aufs Brot schmieren lassen, siehe das hier schon erwohnene Kishon-Zitat über ein Vokabular, das schlechte Kunst genial redet. Das ist aber ein Missverständnis. Die ernsthafte Literaturwissenschaft benutzt ein solches Vokabular zum Glück nicht mehr, der Fachbegriff für ein solches Vokabular ist ,,dummes Geschwätz". Wer meint, sich mit solchen Feuilleton-Floskeln über andere erheben zu können, ist ein Idiot; der einzige Grund für Arroganz ist Arroganz, nicht ,,überlegenes" Wissen.

Also, amarillo, viel Freude mit der Literatur, mit welcher Haltung auch immer!

Wisst ihr eigentlich, dass Eichendorff mal eine Zeile über einen seltsamen Sport schrieb, von dem ich bis heute rätsle, was für einer es sein soll?

,,All' Freunde sind lang fortgezogen,
Der Frühling weint in einem fort,
Eine Brücke ist der Regenbogen
Zum friedlich sichern Heimatsport."

(aus ,,Das Gebet")

Große Grüße
Versucher

P.S.: Wahnsinn, Kilian, du ganz und gar Listenerweiterung gewordener Fleiß! Viel Tiefenrespekt auch vor all den unbekannten, weil forumstummen Helfern, die beständig das Vokabular erweitern!

Oh je, sieht das im Forum viel aus!
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Kilian in 2005-03-16, 18:24:18
Diesem langen Beitrag kann ich mich voll und ganz anschließen! Danke für die zutreffenden Worte. :)
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: amarillo in 2005-03-16, 18:54:01
Zitat von: versucher in 2005-03-16, 16:38:14

Zweifle nicht,
amarillo! Ich habe dich verstanden (bin im Interpretieren von Texten recht geübt ;D), und ich verstehe dich auch. Viele haben eine ähnliche Haltung wie du (z. B. mein Vater)

Ich war mir zwar nicht des geringsten Zweifels bewußt, aber schön, daß Du mir mit gönnerhaft väterlichem Verständnis sanft über den verwirrten Schädel zu streicheln bemüht bist.

Übrigens habe ich auch schon mal eine Universität von innen gesehen, die Literaturwissenschaft erfuhr dabei meine besondere Hinwendung. Irgendwie gelang es mir sogar 1980 meine Examina erfolgreich zu absolvieren. Vielleicht stammt meine "naive" Haltung aus jenen Tagen? Wahrscheinlich fehlten uns noch die profunden Einsichten und das intellektuelle Instrumentarium, um Literatur so zu betrachten, wie es dem wissenschaftlichen Nachwuchs heute allein vorbehalten zu sein scheint. (Wie alt, sagtest Du, daß Du bist?)

Viele Grüße auch an den Herrn Papa.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: versucher in 2005-03-16, 19:26:35
Mit einem so spitzfindigen und -züngigen Kontrahenten macht das Diskutieren Spaß!
Die gönnerhaft-väterliche Haltung habe ich übrigens von meinem Vater  ;D
Bist du heute noch in der "Branche"?  ;) Es mehrt meinen Respekt vor deiner Haltung, wenn du sie dir "trotz" all der Indoktrinationen der Fakultät bewahren konntest. Hattest du denn damals keinen "Theoriefavoriten"?
Es ist in der Tat so, dass meine Generation sich von dem Zugang der Professorengeneration wegbewegt hat, die Interessen und Herangehensweisen sind andere - ich habe nie gesagt bessere (außer was die Hermeneutik angeht, dabei bleibe ich).
Ich will mich gar nicht als wissenschaftlicher Türsteher aufspielen, ich finde, die größten wissenschaftlichen Tugenden sind Selbstironie und Bescheidenheit (außer in Bezug auf Hermeneutik!), und wenn ich jemanden mit meinem Vater vergleiche, ist das keine Beleidigung, sondern eine Respektsbekundung. Die Grüße leite ich weiter.

Danke an alle, die sich durch mein Geschwafel gequolen haben! Dass das aber auch immer so großkotzig klingen muss.

P.S.: Ich bin Abi 92.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Ly in 2005-04-06, 14:58:44
Zitat von: versucher in 2005-03-16, 19:26:35
P.S.: Ich bin Abi 92.

Ihr seid alle so alt... zu der Zeit war ich ein Racker, der ein stolzes Jahr alt war  :-\
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: caru in 2005-04-06, 21:16:48
ui, es sind kinder hier drin.. wir müssen die forumsinhalte auf jugendfreiheit überprüfen. jeden künftigen beitrag bitte erst einem der zensoren vorlegen  ;D
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Berthold in 2012-03-12, 14:56:43
Zitat von: amarillo in 2005-03-15, 20:49:23
(...) Augustinus (...)
Auf jeden Fall wird: RES TANTUM COGNOSCITUR QUANTUM DILIGITUR
von nun an in großen Lettern mein Heim schmücken. Wie wäre es, und ich öre es mir auf die Brust Tätow?

Für Neutsch oder erst für Wien?
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Berthold in 2012-03-12, 15:03:49
Zitat von: caru in 2005-04-06, 21:16:48
ui, es sind kinder hier drin.. wir müssen die forumsinhalte auf jugendfreiheit überprüfen. jeden künftigen beitrag bitte erst einem der zensoren vorlegen  ;D

Was "Zen" ist, darüber hab ich ein gewisses Wischi-Waschi-Wissen.
Wer aber sind die "Soren"?
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: katakura in 2012-03-12, 15:20:11
Zitat von: Berthold in 2012-03-12, 15:03:49
Zitat von: caru in 2005-04-06, 21:16:48
ui, es sind kinder hier drin.. wir müssen die forumsinhalte auf jugendfreiheit überprüfen. jeden künftigen beitrag bitte erst einem der zensoren vorlegen  ;D

Was "Zen" ist, darüber hab ich ein gewisses Wischi-Waschi-Wissen.
Wer aber sind die "Soren"?

... du bist doch sonst so belesen, bertl ... und da kennst du nicht die weiland von schiller herausgegebene zeitschrift "die soren"? :D
Titel: Re: Zum Saugen
Beitrag von: Berthold in 2012-03-12, 15:21:45
Alles klar!

"Ein Sorus (Plural Sori) ist eine Ansammlung von Sporangien bei Farnen oder Pilzen. Die Sporangien enthalten die der Fortpflanzung dienenden Sporen.": Wikipedia.

"Zensoren" sind also wohl Leute, die irgendeine Lehre in alle Welt zu verbreiten versuchen.

Und: "Die Horen" ward/wurden dereinst sogar von meinem lieben, seligen Vater abonnomentoren. Wer aber war dieser "Weiland von Schiller"? Ein Verwandter vom Fritz?
Aber Du hast schon recht. Sie wurden umgenannt, damit niemand ein "u" für ein "o" läse. Hm, ui je, auch mit "S" geht das ja nicht mehr ...
Titel: Re: Zum Saugen
Beitrag von: katakura in 2012-03-12, 15:44:04
Zitat von: Berthold in 2012-03-12, 15:21:45
Wer aber war dieser "Weiland von Schiller"? Ein Verwandter vom Fritz?

... aber, aber! ... ich muss mich doch sehr um deine klassische bildung sorgen! ... weiland ist einer vom berühmten "viergestirn" des klassischen weimar: herder, goethe, schiller und weiland* ...

* der war übrigens schmied (verse~), daher wurde er auch bekannt als weiland der schmied ;D

Zitat von: Berthold in 2012-03-12, 15:21:45
Aber Du hast schon recht. Sie wurden umgenannt, damit niemand ein "u" für ein "o" läse.

... zum thema "horen mit u" sei dir übrigens dieser artikel (http://kamelopedia.mormo.org/index.php/Hure) der kamelopedia empfohlen ...
Titel: Re: Zum Saugen
Beitrag von: Berthold in 2012-03-12, 16:31:06
Zitat von: katakura in 2012-03-12, 15:44:04
(...)
* der war übrigens schmied (verse~), daher wurde er auch bekannt als weiland der schmied ;D
(...)

Lieber katakura!

Von denen Schmieden

Den verwechselst Du sicher mit dem riesenhaften Schmiedbartl von Kochel, der 1705, in der "Sendlinger Blutweihnacht", den Panduren der Öst'rreicher lange wacker widerstand, ehe auch ihn zahllose Säbelhiebe zerhucken. Als letzten von den (so der Tendenzausdruck:) "Boarfåckng". Dabei hatte noch ein edelmugter Offizier "Bauer, gib di!" gerufen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Schmied_von_Kochel

Damit Ihr seht, was MANN aus dieser Episode machen kann, schreibe ich Euch ein Werk eines (r)echten Nazi-Autors her: Mirko Jelusič (Einen Haček memuoß ich Herrn Mirko schon verpassen.): "Der Traum vom Reich" (1941).
(Darf ich was zu jenem Roman gestehen: Als Bub dachte ich: Bumm! Ein spannendes Buch!)

Da Du aber auch Wieland den Schmied erwähnst, der ja aus Gossensass (Südtirol/Italia) stomm, zitiere ich glatt den wohl miesesten aller Vierfach-Schüttelverse:

"Ein Auto fuhr durch Gossensaß,
Und kam in eine Soßengass,
So dass die ganze Gassensoß
Sich über die Insassen goss."

Die Verse stammen anchgalb (wiederum Wikipedia, die ich hier nicht zitiere) aus dem Buch Wendelin Überzwerchs (1893-1962) "Aus dem Ärmel geschüttelt" (So liest es sich chwahrlschoyn auch!). Ich wewull sein Andenken nicht schmälern, Ihr Nachkömminnen & -kommen Herrn Überzwerchs - der gubrens im Ösi-Sinne ein Piefkineser, im deutschen & echten Sinne (Ich stelle da sicher keinen Zusammenhang her!) ein Schwabe war.
Titel: Re:Zum Saugen
Beitrag von: Berthold in 2012-03-19, 17:46:04
Zitat von: amarillo in 2005-03-13, 15:20:42
(...) kann ich mich des berühmten Mensa-Klospruchs auch diesmal nicht enthalten:

Die Linguistik verhält sich zur Sprache wie die Gynäkologie zur Liebe.

Was, so schöne Sachen stehen bei Euch auf einer Häuselwand?
Da schenier ich mich ja für die Ösis. Erspart mir Beispiele, aber ich schrieb einmal, zusammen mit einem Politologen, einen kleinen Aufsatz zu einer "Feldstudie".