Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Neue Ideen => Thema gestartet von: Ly in 2005-04-06, 09:59:58

Titel: Dual
Beitrag von: Ly in 2005-04-06, 09:59:58
Wo wir doch hier alle schon so schön an der deutschen Sprache Manipul herumieren, bin ich jetzt auf einen weiteren Gedanken gekommen um die Sprache zu verschönern.

Darf ich vorstellen: Der Dual.

Der Dual bezeichnet in der einen Numerus und repräsentiert die Zweizahl. Er existiert in vielen alten Sprachen wie dem Sanskrit oder dem Altgriechischen, wo nicht nur Substantive, sondern auch Verben neben den Einzahl- und Mehrzahlformen eigene Zweizahlformen haben. Auch in den germanischen Sprachen war er geläufig, verlor aber auf Grund seiner Komplexität zunehmend an Bedeutung.

Wie wäre es mit einer Wiederbelebung des Duals?
Titel: Re:Dual
Beitrag von: MrMagoo in 2005-04-06, 18:51:41
Den Dual hatten wir vor einigen Wochen irgendwo hier besprochen *wühl*, irgendwo muß doch dieser Beitrag *kram* sein, der kann doch nicht... *einwühl*
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Kilian in 2005-04-06, 22:12:50
Dual? Natürlich unter Zuchini (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=5;action=display;threadid=100). Duale werden hier grundsätzlich in Gemüsethreads besprochen! ;)
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Ly in 2005-04-07, 06:33:41
Und ich hab' mich schon gefreut, etwas neues ersonnen zu haben... Schade  :-\

Titel: Re:Dual
Beitrag von: gehabt gehabt in 2005-04-07, 11:18:57
Fuer solche Erlebnisse gibts in diesem Forum doch einen eigenen Namen, aber der ist unter den Fadenmaccharoni irgendwo versteckt. Wer entsinnt sich?
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Kilian in 2005-04-07, 14:38:20
Schullwitz! (http://www.soviseau.de/labenz/?bst=S#Labenz166)

Aber macht ja nichts, Ly, es wurde zwar mal drüber gesprochen, aber swime* die Wiedereinführung ins Deutsche noch nicht versucht.

Tja, dann macht mal! ;D

* so weit ich mich erinnere
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Ly in 2005-04-07, 15:35:17
Toll, dann werde ich gleich mal Personalpronomen für den Dual suchen... ich habe mich da an der dem deutschen am nächsten verwandte Sprache mit Dual, dem altenglischen, und den von MrMagoo im anderen Thread gezeigten bairischen Formen bedient, aber weil das nicht wirklich deutsch klingt, habe ich die Formen etwas verändert...

Die dem bairischen entlehnten Formen sind mit Stern gekennzeichnet, der Rest kommt aus dem altenglischen.

Das altenglische hat leider keine Dualformen in der dritten Person, also habe ich mir die ausgedacht...

Ich präsentiere:

1. Person:

Nominativ: wit (altenglisch)

Akkusativ u. Dativ: unsit (altenglisch uncit, aber das c kam mir nicht deutsch genug vor...)

Genitiv: uer (die altenglische Dualform uncer hätte eingedeutscht unser gelautet und zu Verwirrung zwischen Dual und Plural gestiftet, also habe ich das altenglische úre, die 1. Person Plural eingedeutscht...)

2. Person:

Nominativ: eß (dem bairischen entlehnt)

Akkusativ u. Dativ: enit (bairisch enk, aber das klang mir nicht deutsch genug und so hab ich die Endung an die 1. Person angeglichen)

Genitiv: iner (altenglische Form incer an die 1. Person angeglichen)

3. Person

Nominativ: sit (analog zur 1. Person)

Akkusativ u. Dativ: sit (Dativ und Akkusativ sind gleich wie die Nominativformen, aber das ist im Plural ja auch so.)

Genitiv: hier (altenglische 3. Person Plural, hiera, den anderen 2 Personen angeglichen)

So viel dazu... los, kritisiert mich, ich bin damit noch nicht wirklich zufrieden...
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Caoimhín Caoilfhinn Ó Braonáin in 2005-04-07, 23:44:06
Im Isländischen werden die alten Dualformen der Personalpronomen heute als Pluralformen verwonden (die altisländischen Formen in Klammern):
alter Dual (jetzt Plural):     alter Plural:
1. Person
N  við         (vit)                  vér            (vér)
G  okkar     (okkar)              vor           (vár)
D  okkur     (okr)                 oss            (oss)
A  okkur     (okr)                  oss           (oss)

2. Person
N  þið         (it)                     þér            (ér, das þ ist sekundär)
G  ykkar     (ykkar)               yðar          (yþuar)
D  ykkur     (ykr)                  yður          (yþr)
A  ykkur     (ykr)                  yður          (yþr)

vér und ér entsprechen natürlich deutsch wir und ihr und oss entspricht uns.
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Caoimhín Caoilfhinn Ó Braonáin in 2005-04-08, 00:56:32
Hab ein Bisschen dran gebolsten und bin zu folgenden Formen gekommen:

1. Person dual:
N   wit
G   unker
D   unk
A   unk

2. Person dual:
N   it
G   inker
D   ink
A   ink

Mit der 3. Person tut es sich nicht so leicht, das germanische Demonstrativpronomen scheint keine Dualformen gekannt zu haben...
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Caoimhín Caoilfhinn Ó Braonáin in 2005-04-08, 01:28:37
Obwohl, bei der 2. Person bräuchte ich etwas Hilfe:
Im Plural heißt es ja ihr aber euch. Kommt das e irgendwie durch das labiale Element einer früheren Form (vgl. got. A/D izwis, altnord. A/D yþr) zustande, oder eher durch das z/þ? Das labiale Element muss auch in der Vorform des Duals vorhanden gewesen sein (got. A/D igqis, altnord. A/D ykr; sollte somit auch im deutschen Dual das i in den obliken Kasüssen durch e (vgl. bair. enk ersetzt werden?).
Hm, schaut man sich die altenglischen Formen an
  dual:                 plural:
N  git                     gê
G  incer                 êower
D  inc                    êow
A  inc                    êow

kommt man wohl zu dem Schluss, dass das e in 'euch' eher vom z/þ herrührt. Somit bleibt es beim i.
Schöner Monolog...

Eine Frage kommt allerdings doch noch auf: Die zweite Lautverschiebung - träte sie hier irgendwie in Kraft (witz/wiß und itz/iß statt wit und it; die bairische Form ließe dies ja vermuten?)?
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Ly in 2005-04-08, 15:07:59
Zitat von: Caoimhín Caoilfhinn Ó Braonáin in 2005-04-08, 00:56:32
Hab ein Bisschen dran gebolsten und bin zu folgenden Formen gekommen:

1. Person dual:
N   wit
G   unker
D   unk
A   unk

2. Person dual:
N   it
G   inker
D   ink
A   ink

Mit der 3. Person tut es sich nicht so leicht, das germanische Demonstrativpronomen scheint keine Dualformen gekannt zu haben...

Na ja, wenn man die altenglischen Pluralformen nimmt und sie an dein Schema angleicht, müsste das doch was werden...

altenglisch 3. Person Plural:

N hié
G hiera
D him
A hié

Wenn wir das an dein Schema angleichen:

N hit
G hiker
D hik
A hik

Klingt aber doof.  ;D
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Caoimhín Caoilfhinn Ó Braonáin in 2005-04-09, 00:16:28
Das Problem ist, dass die 3. Person gar keine Person ist, sondern ein Demonstrativpronomen, das warscheinlich anders gebeugt wurde als die Personalpronomina...

Aber es gibt doch hier Germanisten, die bestimmt viel besser Bescheid wissen als ich.
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Ly in 2005-04-09, 00:21:22
Zitat von: Caoimhín Caoilfhinn Ó Braonáin in 2005-04-09, 00:16:28
Das Problem ist, dass die 3. Person gar keine Person ist, sondern ein Demonstrativpronomen, das warscheinlich anders gebeugt wurde als die Personalpronomina...

Dasrüber können wir uns doch getrost hinwegsetzen  ;D
Titel: Re:Dual
Beitrag von: Caoimhín Caoilfhinn Ó Braonáin in 2005-04-09, 00:53:47
Stimmt, wir haben mehr oder weniger völlige künstlerische Freiheit...
Titel: Re: Dual
Beitrag von: Tschabrendeki in 2008-04-23, 19:46:49
Danke Kilian!

Ich würde im 1. statt wit, "beid" vorschlagen! Nur wegen der Etymologie wegen.
Titel: Re: Dual
Beitrag von: Tschabrendeki in 2008-04-23, 20:05:13
Also:

Dual

1.
N - beid
A - ung
D - ung
G - unger

2. (nach dem bairischen)
N - ös
A - enk
D - enk
G - enker
Titel: Dual
Beitrag von: Schlendrian von Wegen in 2010-08-21, 03:20:59
EDIT Kilian: Zwei Dual-Fäden zusammengefohren

Hallo rundum!

Nur eine kurze Anregung: Wie wäre es, schönke man der urdeutschen Sprache einen Dual wieder? Dazu nötze, mehr zu wissen, was indogermanisch schon mal vorhanden war. Soviel war ergoogle- und wikipedierbar [dabei heißt (b) bayerisch, (sf) Sölring (Sylter friesisch]:

wir      wat (sf)
ihr      ehs (b) jat (sf)
euch      enk (b) junk (sf)
euch      enk (b)

sie      jat (sf)

Auch soll "beide" auf eine Dualform zurückgehen.

Zur Konjugation ist nur bekannt aus dem Bajuwarischen: seids, gehts usw., also 2. Person Plural + s.
Titel: Re: Dual
Beitrag von: Vorbeischauer in 2021-02-22, 22:04:28
Wie wäre es vielleicht damit (einbezugs einiger Vorpöste):
1. Pers. Dual: wiß - unker – unk – unk; Verba͗nd -(e)w (-(e)f?) (Präs. wiß fallew (fallef?), Prät. wiß fielw (fielf?));
2. Pers. Dual u. Imperativ Dual: eß – enker – enk – enk; Verba͗nd -(e)ts (eß fallts, eß fielts).

In der dritten Person kömmt's jetzt drauf an, ob man die Genera unterscheiden will oder nicht. Will man's nicht, schlüge ich als Pronomina jaß – jar – jam – jaß? jam? jat? und als bestimmten Artikel dei – deier – deien – deie (so ähnlich wie zwei) vor. Will man's, kekünne das Maskulinum auch jeenß – jeer – jeem – jeenß? jeem? jeet? bzw. deen – deener – deenen – deene (so wie zween) heißen, das Femininum joß – jor – jom – jo? jom? jot? bzw. do – dor – don – doe (so wie zwo), das Neutrum jaß – jar – jam – jaß? jam? jat? bzw. da – dar – dan – dae (oder zur Unterschied vom Adverb ,,da" auch då – dår – dån – dåe?), und jeiß – jeier – jeim – jeiß? jeim? jeit? bzw. dei – deier – deien – deie wäre für alle Kombinationen verschiedener Genera. So ganz zufrieden bin ich damit aber auch noch nicht...

Als Verba͗nd für die dritte Person empfähle in jedem Falle -(e)ft: jaß falleft, jaß fielft.

,,sein" und ,,haben" haben im Indikativ Präsens unregelmäßige Formen:
wiß biw, eß seids, jaß ift; wiß haw, eß habts, jaß haft.
Die übrigen Formen sind regelmäßig:
Prät.: wiß warw, eß warts, jaß warft, wiß hattew, eß hattets, jaß hatteft
Konj. I: wiß seiew, eß seiets, jaß seieft, wiß habew, eß habets, jaß habeft
Konj. II: wiß wärew, eß wärets, jaß wäreft, wiß hättew, eß hättets, jaß hätteft

Die Substantivande sind je / jew / jem / je? jes?; Umlaut gibt es überall dort, wo er auch Plurals steht: Mondje, Häusjew, Wäldjem, Augje, Kameraje, Autojew, Messerje, Gabeljew, Löffeljem, Besteckje.

Es stellt sich naturl auch noch die Frage nach Holfsformen: Nimmt man dann für die holfe Anrede zweier Personen die dritte Person Dual (Jaß, oder bei Genusunterschied: Jeiß / Jeenß / Joß) oder Plural (Sie)?
Titel: Aw: Dual
Beitrag von: Vorbeischauer in 2022-05-30, 00:12:59
Bei erneuener Betrachte erscheint mir mein voriger Beitrag doch etwas unausgeriffen, und ich nehme mir einfach mal die Freiheit, eine weitere, stärker der gewohlnen Schreib- und Sprechweise angepassene Variante anzubringen:

Pronomina:
1. Person: wis – unker – unk – unk
2. Person: ös – enker – enk – enk
3. Person: jas – jar – jan – jas (Ergativ: jat, siehe den entsprechenden Faden)

Artikel und Adjektive: wie im Plural

Substantivande: je – je – jen – je, stets mit Umlaut. Unbetonte Silben vor der Endung fallen ent: ein Esel – zween Esje – drei Esel, ein Auto – zwei Äutje – drei Autos, ein Auge – zwei Äugje – drei Augen, ein Schinken – zween Schinkje – drei Schinken.

Verbande:
1. Person: -er (sein: ir, haben: har)
2. Person und Imperativ: -ets (sein: seids, haben: habts)
3. Person: -ent, im Prät., Konj. und bei Präterito-Präsentien: -er (sein: bind, haben: hant)

Ich probiera das mal so aus und schaua dann, wie's Kon- im -texte wirkt...
Titel: Aw: Dual
Beitrag von: Vorbeischauer in 2023-07-05, 23:17:45
Zusaltz erhöhen lässt sich die Unregelmäch noch durch eine Verfuhr, die ich Rückverziet (Rückverzeitung) nennte: Statt einis heuken Wortans niwirmmt die Verarnd einis belügen früheren Sprachstufins vor, wonach alle folgenden Lautwändel daran nachvollziewergen. Z.Bl. lässt sich die Dualandt -je dzur Zeitenaufe vor der sogenannten Westgermanischen Geminierung verzeiten, wodurch das eingefogene j Konsonantenverdulppenzun und leltzt weiteren Lautverschubenzun führt:

sj, nj, mj, lj, tj -> ss, nn, mm, ll, tt
g, ch -> ck
b -> pp
ff -> pf
ss -> tz
h -> ch

Für die Dualformen bedeutet dies:

ein Fass - zwei Fätze - drei Fässer
ein Zeh - zween Zeche - drei Zehen
ein Sieg - zween Sicke - drei Siege
eine Rebe - zwo Reppe - drei Reben
ein Hahn - zween Hänne* - drei Hähne
eine Nase - zwo Nässe - drei Nasen

Die so entstehende feste Korrespondenz ,,palatalisierter" und ,,nichtpalatalisierter" Konsonanten (ahln der der slawischen und keltischen Sprachen) lässt sich dann auch anderswo nutzen, z.B. des Konjunktivs I: wir sehen (Ind.) - wir sechen (Konj. I), ich strebe (Ind.) - ich streppe (Konj. I). Ahlne Ergebnisse finden sich (aus historischen Gründen) schon des Kausativs, bspw. essen - ätzen.

*der Grund, dass Hänne dem Wort Henne gleicht, liegt eben darin, dass Henne einst ein j enthielt.