Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Neue Ideen => Thema gestartet von: gehabt gehabt in 2005-04-15, 13:29:51

Titel: horrend stupend
Beitrag von: gehabt gehabt in 2005-04-15, 13:29:51
Da in einem anderen Faden die Verarmung bis zur Bankrotterklaerung des Deutschen beforchten wird, hier ein Vorschlag zur teilweisen Anreicherung. Man nehme einige Verben zu denen nur das Part. Praesens bekannt sind wie horrend und stupend und  iere rekonstru die anderen Formen, z.B.

Horren, ich horre, ich hoorr, gehorren  hoerre
stupen, ich stupe, ich stop, gestopen

Jetzt weiss ich nur nicht, was diese Verben eigentlich bedeuten.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Arnymenos in 2005-04-15, 13:46:48
Betont man horrend nicht auf der zweiten Silbe? Ist es überhaupt ein Partizip? Der etym. Duden schweigt sich zu dem Wort ganz aus. Stupend dto.

Diese Wörter sehen aber so sehr nach Partizipien aus, dass ich einen guten Anteil für Anfangsbetonung erwartete, ließe man diese Wörter von beliebigen Menschen vorlesen. "stupen" heißt jmdn. erstaunen, "horren" über jedes Maß hinaus gehen, übertreiben. "hoorr" gefällt mir nicht: Langvokal plus Doppelkonsonant ergibt die im Deutschen unmögliche überschwere Silbe. Es spräche sich "hoor"oder "hor". Einen Ausspracheunterschied zwischen den drei angegebenen Formen kann ich nicht machen.


Etwas anderes: Durch Tmesis frei gewordene Wörter sind nicht immer schön. Darf ich dir die Rekonstur (= der Wiederaufbau) an Stelle des Rekonstrus vorschlagen?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-04-15, 19:23:08
Behend klartt das Eichhörnchen den Stamm empor.
Was bedeutet das Verb behen?

ZitatBetont man horrend nicht auf der zweiten Silbe? Ist es überhaupt ein Partizip? [...]
Diese Wörter sehen aber so sehr nach Partizipien aus, dass ich einen guten Anteil für Anfangsbetonung erwartete, ließe man diese Wörter von beliebigen Menschen vorlesen.
Ich kenne durchaus Leute (selbst beim Rundfunk), die das Wort horrend auf der ersten Silbe betonen. Auch wenn es sich noch so merkwürdig anhört.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-15, 22:16:44
Das sind wohl die Radiosprecher, die auch Emailleadressen vom Blatt ablesen. ;)

Von horren kenne ich eine zweite Form: In Walter Moers' Ensel und Krete kommt horr! vor, die Erika-Fuchs-Form, als onomatopoetische Umschreibung des Lautes einer Waldspinnenhexe eines verrückten Bären. Ich finde das als Bild sehr schön auch für die verbreitete Bedeutung von horrend: So eklatant wie die Geräusche, die sich dem Schlunde einer (edoren: vermienenlichen) Riesenspinne entwinden.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-04-15, 22:26:32
Zitat von: Kilian in 2005-04-15, 22:16:44
Das sind wohl die Radiosprecher, die auch Emailleadressen vom Blatt ablesen. ;)

Von einer Emailleadresse hab' ich bei ihr noch nicht gehoren. Wie sie auf horrend kam, weiß ich leider auch nicht. Vielleicht war ihr das Wort auch nicht geläufig. Machte den betreffenden Radiosketch für mich noch lustiger (und das, obwohl ich doch selbst ernst bleiben musste).

Die lautmalerische Variante von horren gefällt mir. Erinnert ein bisschen an Horror.
Vielleicht spielt da ja auch der Horror eine Rolle, den übertriebene Übertreibungen auslösen können.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Ly in 2005-04-15, 22:30:36
Zitat von: Kilian in 2005-04-15, 22:16:44
Das sind wohl die Radiosprecher, die auch Emailleadressen vom Blatt ablesen. ;)

Von horren kenne ich eine zweite Form: In Walter Moers' Ensel und Krete kommt horr! vor, die Erika-Fuchs-Form, als onomatopoetische Umschreibung des Lautes einer Waldspinnenhexe. Ich finde das als Bild sehr schön auch für die verbreitete Bedeutung von horrend: So eklatant wie die Geräusche, die sich dem Schlunde einer Riesenspinne entwinden.

Falsch. Waldspinnenhexen geben keine Laute von sich, nur das Rennen wird mit "Bromm!" umschrieben. Das "Horr!" stammt von Boris Boris. +g+
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-16, 11:03:14
Oh, stimmt! :-[
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: caru in 2005-04-16, 22:25:35
Zitat von: Kilian in 2005-04-15, 22:16:44
Das sind wohl die Radiosprecher, die auch Emailleadressen vom Blatt ablesen. ;)


ich weiß da von einem, der von der schreibweise "Email" auf "e-mail" umgestiegen ist, nachdem er einen buchtitel gesehen hatte: "Email im Mittelalter".
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-04-16, 22:30:26
Vielleicht hätte er erst mal den Klappentext lesen sollen. Möglicherweise ging es in dem Buch ja um Elektropost zwischen den Kreuzrittern? Dann hätte er die bisherige Schreibweise getrost beibehalten können.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-16, 23:30:26
Zitat von: caru in 2005-04-16, 22:25:35ich weiß da von einem, der von der schreibweise "Email" auf "e-mail" umgestiegen ist, nachdem er einen buchtitel gesehen hatte: "Email im Mittelalter".

Jetzt müsste noch einer ein Buch schreiben, dessen Titel ihn zur Großschreibung des E und des M bewegt. Vielleicht sollte man mal bei der Akademie für Analytische Irrelevanz (http://www.irrelevanz.de/akademie) nachfragen, die hat auch eine Arbeitsgruppe "Das Internet im Spiegel hochromantischer Gedichte".
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: gehabt gehabt in 2005-04-17, 11:14:53
Einen Buchtitel, den meine Tochter in ihrem Regal stehen hatte las ich zunaechst "Hanni und Nanni im Internet". Natuerlich waren sie im Internat. Von Lichtenberg stammt die Selbstbeobachtung, dass er so sehr Homer gelesen habe, dass er imm Agamamnon statt angenommen lese.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: amarillo in 2005-04-17, 14:11:18
Nun mal im Ernst, kennt wer den Infinitiv zu "gediegen"?

Lücke geschlossen, kommt von "gedeihen" sagt der Chef.

Gediehens Gold... hat wohl die Bedeutung mittlerweile stark verändert.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-19, 21:56:16
Ich meine mal irgendwo (könnte die Jugendzeitschrift "Floh" gewesen sein) gelesen zu haben, behend käme von einem ahd. Verb mit der Bedeutung "sich schnell bewegen". Der Wahrig behauptet leider anderes.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-04-19, 22:01:06
Da "behende" nach neuer Rechtschreibung "behände" geschrieben wird, liegt eigentlich nahe, dass es irgendwas mit Händen bzw. Vorderpfoten zu tun hat.
Dann könnte das Verb behen als Synonym für hangeln gelten.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-19, 22:07:32
Das Eichhörnchen bah in Hast von Ast zu Ast, der Actionheld ist die Stahlträger entlanggebehen. Das gefällt.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-04-19, 22:11:55
Bähe der Affe im Zoo, er beröhre nicht den Boden.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Arnymenos in 2005-04-21, 10:19:22
Warum nicht behen - bang - gebangen?


Und das führt mich zu einer neuen Idee... wie wäre es mit bebangen? Der Konsonant des Partizippräfixes werde mit Reduplikation gebildet.

Es bleibt beim g, wenn der Stamm mit Vokal beginnt: äußern - georßen
Nur der erste Konsonant erscheint: blechen - beblochen

Müsste es dann auch scheschlichen/schestorben heißen??

g bleit g: googlen - gegwolgen
Zwei Dinge dazu: Erstens ist die Form in der Liste ohne ge-, und das gehört da hin. Zweitens war meine spontane Aussprache nicht ein Diphthong -uo-, auch kein [wo] mit W wie im Englischen, sondern [gegvolgn], also als stimmhafte Variante zu Q. Dann süge ich auch gwugeln im Infinitiv.


Ein bisschen viel auf einmal, und reichlich unausgegoren. Aber zum Denkanstoß genügt es.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-21, 12:56:16
Zitat von: Arnymenos in 2005-04-21, 10:19:22wie wäre es mit bebangen? Der Konsonant des Partizippräfixes werde mit Reduplikation gebildet.

Es bleibt beim g, wenn der Stamm mit Vokal beginnt: äußern - georßen
Nur der erste Konsonant erscheint: blechen - beblochen

Gute Idee - für Einzelfälle, denke ich, nicht als allgemeine Regel, weil z.B. so ein be- ja auch schon mal die Bedeutung ändern kann.

ZitatMüsste es dann auch scheschlichen/schestorben heißen??

Warum nicht? Zungenakrobatik! :)

Zitatg bleit g: googlen - gegwolgen
Zwei Dinge dazu: Erstens ist die Form in der Liste ohne ge-, und das gehört da hin.

Da halte ich dir aber dein weises Wort von der Unmöglichkeit der zweifachen Anfangsunbetonung entgegen (Aussprachehinweis in der Liste gesehen?).

ZitatZweitens war meine spontane Aussprache nicht ein Diphthong -uo-, auch kein [wo] mit W wie im Englischen, sondern [gegvolgn], also als stimmhafte Variante zu Q. Dann süge ich auch gwugeln im Infinitiv.

Naja, Infinitivveränderung kann unsere Aufgabe nicht sein...
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: versucher in 2005-04-21, 13:06:40
Es gibt da so einige Wörter, die klingen, als gingen sie von einem Verb aus, aber das ist entweder Tarnung oder das Verb ist verschollen.

gewieft (wiefen?)
verschmitzt (schmitzen?)
bescheuert (hier passt auch nicht das bekannte scheuern)
gewitzt (witzen?)

Man könnte für alle diese Wörter ganz prima Verben erfinden und mit Bedeutung füllen!
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-21, 13:19:55
gewieft und verschmitzt bedeuten wörtlich gewiegt oder gewunden und mit Ruten geschlagen - das sind uralte gesunkene Metaphern, die uns nicht mehr auf Anhieb einleuchten. Warum also nicht!

"In unzähligen Knobelaufgaben wiefte er seinen Geist, um der Herausforderung gewachsen zu sein. Das Training witzte ihn ungemein. Sein Bericht verschmitzte mich. Armer Kerl, der Schlag auf den Kopf hat ihn womöglich auf Lebenszeit bescheuert!"
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: versucher in 2005-04-21, 13:24:42
wiefen - waaf - wöfe - gewofen
schmitzen - schmaatz - schmötze - geschmotzen

Nee, das letzte überschneidet sich mit schmutzen, oder? Witzen und schmitzen wie schwitzen?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: amarillo in 2005-04-21, 13:30:10
Zitat von: Kilian in 2005-04-21, 13:19:55


"In unzähligen Knobelaufgaben wiefte er seinen Geist, um der Herausforderung gewachsen zu sein. Das Training witzte ihn ungemein. Sein Bericht verschmitzte mich. Armer Kerl, der Schlag auf den Kopf hat ihn womöglich auf Lebenszeit bescheuert!"

In unzähligen Knobelaufgaben woff er seinen Geist, um der Herausforderung gewachsen zu sein. Das Training watz ihn ungemein. Sein Bericht verschmatz  mich. Armer Kerl. der Schlag auf den Kopf hat ihn womöglich auf Lebenszeit beschorrn.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: caru in 2005-04-21, 20:22:54
eure produktivität horrt und stupt, kann man da nur sagen.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: versucher in 2005-04-22, 13:15:37
So ist's recht, amarillo, so gefällt's mir. Administrant?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: amarillo in 2005-04-22, 16:09:25
Verstehe ich nicht - Administrant???
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: versucher in 2005-04-23, 14:31:53
Wollte bloß Kilians Zustimmung zu deinen Formen erfragen und nannte ihn kalauerdümmlicherweise
-ant statt -ator. Schwamm drüber.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-23, 16:55:42
Ach so, ich! Ja, klar, ich stimme zu! Gut so! Sobald diese Verben allgemein bekannt geworden sind, kommen sie auch in die Große Liste. ;)
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-25, 10:58:52
"Ich hör ebend auf meinen Bauch", sug Claudia Schiffer einst in einer Fernsehreklame. Die schwierige Frage: Was bedeutet dann das Verb eben (ob, öbe, geoben)?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-04-25, 20:21:45
Da ich mich bei Fernsehwerbung nicht so auskenne:
In welchem Zusammenhang hat Frau Schiffer ebend auf ihren Bauch gehört? Vielleicht gibt das ja Anhaltspunkte, was dieses Verb eben bedeuten könnte.

Da Bäuche allerdings nicht so wahnsinnig laut sind, könnte eben soviel bedeuten wie "die Ohren spitzen", also ganz besonders genau hinhören.

Eben könnte aber auch "ganz flach liegen" bedeuten, also auf einer Ebene. Vielleicht die beste Körperhaltung, um eine Kommunikation mit dem Bauch aufzunehmen.
Ritual einer neuen Sekte???

Wie gesagt, ohne den Zusammenhang zu kennen, kann ich da nur raten.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-25, 20:49:54
Naja, in dem Werbspot tat sie nicht viel mehr, als eine Dose Actimel aus dem Kühlschrank zu nehmen und die wohltuenden Bakterien darin ihrem Darm zuzuführen (indirekt). Aufschlussreicher aber dürfte die Tazache sein, dass ebend eine Nebenform von eben ist - ich hör eben auf meinen Bauch, ich mach das eben so, so ist das eben. Synonyme: nun einmal, halt.

Das Schwierige ist: eben in dieser Bedeutung wird nur als Adverb und praktisch nur auf den ganzen Satz bezogen gebraucht. Es gibt also kaum einen inhaltlichen gemeinsamen nennenswerten Nenner, der die Bedeutung eines Verbs eben zu ermitteln hülfe.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: versucher in 2005-04-26, 13:20:37
Ist es vielleicht so was ähnlich leeres wie ieren?
oder
eben = etwas selbstverständlich tun?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-04-26, 13:26:23
Das wird es wohl sein.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-05-14, 16:46:17
Infinitive, von denen nur die zweiten Partizipien bekannt sind: beschwipsen, zerknirschen (letzteres klingt besonders appetitlich).
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-07-13, 01:24:16
Noch einmal übersichtlich die neu einzuführenden Infinitive:

von Part. I:
behen - sich schnell bewegen
eben - ganz selbstverständlich und natürlich handeln
horren - unheimliche Geräusche machen, i.ü.S.a. einfach ungeheuer sein
stupen - ungeheuer sein

von "starkem" Part. I: (-ant/-ent):
blümerieren - geschwindelt kriegen/werden
larmoyieren - auf die Tränendrüse drücken
von Part. II:
(abfeimen)
abneigen - "Ihre unterschiedlichen Geschmäcker neigten sie einander ab."
abspacen - "Dieses Handy ist ein wenig 2004, aber wir könnten es wieder abspacen, indem wir ein halbtranparentes Sichtfenster in den Deckel machen."
angebären - "Die Mutter gebar ihrem Kind eine hohe musikalische Begabung an." (Agricola)
sich anweisen - sich auf etwas angewiesen machen
arten - schaffen, beschaffen machen
bekloppen
beknacken
belämmern
bescheuern
(beschwipsen)
besorgen - besorgt machen
blümen
(detailieren)
durchtreiben - jemanden schläuen, verschlagen, listigen, pfiffigen
eignen - anpassen, geeignet machen
finkeln - jemanden schläuen, durchtreiben, reißen
harnischen
(komplizieren)
sitten - kultivieren, bilden, wohl erziehen, den Sitten entsprechend formen
verblümen
verflixen
verfrieren
verpeilen - "Das verpeilt einen umso mehr."
verruchen
verscheiden - unterschiedlich, verschieden machen; "Ich verschied die beiden Objekte und seitdem sind sie verschieden" (Übertreiber)
verschlagen - jemanden arglistig, hinterhältig, heimtückisch machen
verschmitzen
versieren - jemanden mit Kenntniss und Erfahrung ausstatten
vertracken - etwas verkomplizieren
sich verwegen - sich frisch zu etwas entschließen
wiefen
(witzen) - verständig machen, lehren
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: versucher in 2005-07-13, 19:04:19
Kann es sein, dass wir "wenden" noch nicht gestorken haben? Ich wollte nämlich gerade schreiben: Kann das auch positiv verwonden (?) werden: "Wow! Das horrt wie die Sau!" Oder nur pejorativ?
"Verkomplizieren" gibt's ja schon.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-13, 19:23:15
"wenden" hat bereits eine unregelmäßige Form:

wenden - wandte - gewandt

Zulässig ist sowohl:
"Ich habe mich an dich gewendet" als auch
"Ich habe mich an dich gewandt."

Aber:
"Ich habe das Auto gewandt" klingt blöd und ist auch falsch, hier muss es gewendet heißen.

Hmmm... In den Fällen könnte man dann in der Tat auf gewonden ausweichen.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: caru in 2005-07-13, 20:28:26
"als ich das auto wond, rus mir von ungefähr ein rücksichtsloser laternenmast entgegen."
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: amarillo in 2005-07-13, 20:34:13
...und romm kurzentschlossen meine Motorhaube.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-07-13, 21:54:37
Zitat von: versucher in 2005-07-13, 19:04:19Kann das auch positiv verwonden (?) werden: "Wow! Das horrt wie die Sau!" Oder nur pejorativ?

horrend kenne ich nur pejorativ - wie geht's euch da?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Ku in 2005-07-13, 22:07:34
Er soß auf dem Zahnarztstuhl, horrend der Dinge
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: caru in 2005-07-13, 22:21:26
etymologis georen ist ja horrend alles, was einem die horre sträubt.

müßte eigentlich nicht unangenehm sein, in der klassischen indischen literatur sträuben sich die körperhörrchen der protagonisten meist bei durchaus schönen und erhebenden anlässen, vom ehrfurchtschauer beim anblick einer gottheit bis zu, ähm, erotischen situationen. kanns sein, daß die europäer gesträubter behorrung einfach etwas verklommen gegenüberstehen?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: amarillo in 2005-07-13, 22:25:16
Ich kenne das eigentlich nur im pekuniären Zusammenhang als "horrende" Summen, und da betone ich es auf der vorletzten Silbe.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: caru in 2005-07-13, 22:28:11
die summen, und erst recht die einzelhandelspreise, horrén also. da müßte erst noch überprofen werden, ob das nicht was anderes ist, als wenn sie hórren täten. ;D
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-15, 21:28:48
Soeben stieß ich auf ein Part. II, zu dem unbedingt ein Infinitiv gehört: geblümt.

blümen bedeutet: etwas mit einem Blumenmuster versehen

blümen - bliem(s)t - blom - blöme - bliem - geblomen

Ind. Präsens + Imperativ klingo so scheen sächs'sch.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: amarillo in 2005-07-15, 22:02:26
Unverblümt - was ist denn dann "verblümen"?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-15, 22:51:20
Wenn man etwas unverblümt sagt, dann sagt man es gerade heraus.

Verblümt ist ja dann das Gegenteil davon.
Verblümen bedeutet meiner Meinung nach: etwas durch die Blume oder mit blumigen Worten sagen; verhüllend, andeutend, umschreibend reden. Blumig ebend.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Ku in 2005-07-15, 22:53:45
Und was ist mit blümerand?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-15, 23:07:39
Was soll mit blümerand sein? Es ist falsch geschrieben, da das Verb dem Verbenhilfsprogramm "Unregelmäßigkeit statt Stärke" angehört. Die richtige Schreibweise ist blümerant.

Jetzt mal zur Stärkung:

blümerenen - blümerante - blümerant

(analog rennen)


Definoren wird's wohl folgendermaßen (*Lexikon der neu erstollenen Wörter rauskramend*):

blümerenen: übeln, flauen (übel/flau fühlen machen)
Bsp.: Wenn ich noch mehr esse, wird es mich noch blümerenen.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-07-15, 23:13:14
Ach so, ich dachte, Blümerantes iert blümer (Blumantes dagegen nur blum). Aber deine Erklärung leuchtet natürlich auch ein.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-15, 23:18:36
Blümerantes kann ja nicht blümer ieren.
Dann müsste es im Infinitiv ja auch blümerieren heißen. Für ein "-ieren"-Verb wär' blümerant natürlich eine völlig falsche Partizip-Form. Das gränze dann ja schon an Anarchie. Dabei haben wir uns hier doch festzementorenen Regeln verpflochten.  ;)

Es iert mich schon interess, was blum und blümer ist und wie es georen wird, das konnte ich in besagenem Lexikon nicht finden. Vielleicht irrt sich ja auch mein schlaues Phantom-Buch.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-07-15, 23:47:55
Neenee, bei Fremdwörtern hat man das ja manchmal, dass -ant = -ierend ist - ein Partizip-I-Ersatz. Lexika behandeln das dann als Adjektiv: Intrigant ist einer, der intrigiert und larmoyant einer, der larmoyiert (wieder ein neues Verb erfunden). Je nach der lateinischen Konjugation, der das Verb entstammt, geht auch -ent, weshalb man statt Studenten gar nicht Studierende, sondern höchstens Studente sagen müsste, und beklitten ürnde sich gar nix: die Studenten. Puh, welch Abschwiff - will nur sagen: blümerant bedeutet halt blümerierend.

Phantom-Buch? Klingt nach Yps-Gimmick. ;D
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-16, 00:04:25
Du meinst also, blümerant ist ein Partizip I und nicht II?
Dann fällt mir da aber keine Erklärung ein und das Lexikon der neu erstollenen Wörter schweigt sich auch aus.
Bitte, Scheff,  erklär mir, was blümerieren heißt. ???
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-07-16, 00:14:54
Schaut man in die Herkunft (bleu & mourir), könnte man aus blümerieren blau sterben machen - das wäre aber zu makaber und dem heutigen deutschen Worzinne kaum angemessen - außerdem ging es beim bleu mourant ja um ein ersterbendes Blau. Ich schlage vor:

blümerieren: geschwindelt kriegen bzw. werden*, schwanken

*je nach dem, ob man mir schwindelt oder mich schwindelt sagt

Man blümeriert z.B., wenn man diesen Computer sieht:



Ich möchte nicht wissen, was für ein Zeug der Designer durchgequarzt hatte!
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-16, 00:20:48
Hübsch hässlich hat der den Monitor schon geblomen.
So ein Ding würde mich nur übeln (ühlbe mich), stünde es auf meinem Schreibtisch. Igitt!

Geschwindelt kriegen oder werden kann meiner Meinung nach nicht sein. Ieren-Verben beschreiben immer eine aktive Tätigkeit.
Wenn du blümerierst, dann tust du selbst was und wirst oder kriegst nix.

Schwanken pieße da schon eher. Auch zum heutigen Wortzinn.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-07-16, 00:30:05
Man stelle sich diesen Computer mal im Ambiente der Spiegel-Kantine vor! :D

Bei blümerieren widerspreche ich - geschwindelt kriegen/werden reiht sich prima bei delirieren, laborieren etc. ein.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-16, 00:40:16
delirieren bedeutet ja auch: irre sein bzw. reden (nicht irre gemachen werden)
laborieren heißt: an einer Krankheit leiden bzw. sie zu überwinden versuchen (nicht leidend oder genesend gemachen werden)

Beides sind Aktiv-Konstruktionen, auch wenn in der Erklärung z.T. Zustände und keine Handlungen beschrieben werden.
Deine Erklärung "geschwindelt kriegen/werden" ist dagegen ein Passiv-Konstrukt.
Deshalb schrieb ich ja, dass schwanken eher passt.


Bitte erinner mich nicht an die Spiegel-Kantine. Das Scheusal von Monitor würde da ja dem Fass vollends den Zacken aus der Krone schlagen oder wie das heißt.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-07-16, 10:56:46
Ob man nun Subjekt oder Objekt ist - gehupft wie gesprungen! Grammatische Willkür! Ich friere, mich friert - bedeutet das gleiche.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-16, 11:14:37
Gehupft wie gesprungen, sagst du?

Ich sehe das immer noch ein bisschen anders.
Da meine Bauchgrammatik auch mit sprachlicher Logik gefollen ist, sage ich wenn mir kalt ist, generell "ich friere" und nicht "mich friert".

"Mich friert" ist für mich eher "mich kriecht die Kälte an", also mir wird kalt. Das ist eher eine Zustandsänderung, die durch die Kälte verursochen wird.

"Ich friere" ist dagegen das, was man selbst macht, wenn man bibbert, schlottert, mit den Zähnen zu klappert, etc.

Gut, außerhalb meiner "sprachlichen Logik" sind die beiden Formulierungen gleichgestollen, zumindest konnte ich aus dem Wörterbuch keine wirklichen  Bedeutungsunterschiede herauslesen.

Nur ein Beispiel ist da noch, das einen stutzen machen kann:

"Mich friert an den Füßen".

"Ich friere" also, wenn der ganze Körper kalt ist, "mich friert", wenn nur bestimmte Körperteile betroffen sind. Denn wenn jemand kalte Füße hat, heißt das ja noch lange nicht, dass er ganz und gar friert - höchstwahrscheinlich kommt das aber noch.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-07-19, 12:43:39
Ich meine: Ob etwas eine "aktive" Tätigkeit ist, lässt sich nicht zweifelsfrei an der grammatischen Konstruktion ablesen, die man zufällig zu seiner Umschreibung verwendet. Oder wie definierst du "aktive Tätigkeit"? Zu delirieren oder zu laborieren würde ich da nämlich nicht einordnen.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-19, 19:18:08
Mit der Umschreibung hast du aber versucht, dem Wort eine Bedeutung zuzuweisen, in diesem Fall geschwindelt kriegen oder werden. Jemand anders ist hier aktiv und macht dich schwindelig.

Diese Passiv-Umschreibung gibt dann entsprechend auch dem Wort eine passive Bedeutung, die meiner Meinung nach für ein "ieren"-Verb nicht adäquat ist.

Eine "aktive Tätigkeit" ist für mich mehr als das, was man mit den Händen macht.
Beim Delirieren z.B. denkt und redet man wirres Zeug.
Beim Laborieren kämpft der Körper (und damit man selbst) gegen die Krankheit an. Wie das genau funktioniert mit den Enzymen, den weißen Blutkörperchen, den Antikörpern etc., lass dir am besten von einem Mediziner erklären. Davon hab' ich nicht genug Ahnung.

Und wenn ich jetzt von meinem Schreibtischstuhl aufstehe und blümerant (schwankend - deine Alternativumschreibung) durchs Zimmer gehe, dann bist du schuld, aber keine Angst, so schlimm ist's noch nicht.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-07-20, 00:59:09
Jetzt muss ich zuerst mal die Konstruktion geschwindelt kriegen/werden erläutern.

Man sagt: mich schwindelt oder mir schwindelt. Die Person, die den Schwindelanfall hat, ist Akkusativ- bzw. Dativobjekt in dieser seltenen unpersönlichen Konstruktion. Ein grammatisches Subjekt gibt es nicht - ebenso wenig wie "jemand anderen, der aktiv ist und einen schwindeln macht". Dieses letztere ist mit geschwindelt kriegen/werden nicht gemeint - es gibt keinen aktiv Handelnden.

Das Missverständnis habe ich aber zugegeben leichtfertig provoziert durch die Formulierung geschwindelt kriegen/werden, ein offiziell hier nicht richtiges Passiv, das erste noch dazu "Rezipientenpassiv" (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=3;action=display;threadid=120;start=msg1714#msg1714). Gemeint habe ich:
ich blümeriere = ich kriege/werde geschwindelt = mir/mich schwindelt (unpersönlich, kein Subjekt!)

Weniger missverständlich formuliert:
ich blümeriere = ich werde vom Schwindel befallen, schwanke

Das Verb sollte halt beide Bedeutungen aufnehmen. Dabei ist es m.E. völlig unerheblich, dass die erste Bedeutungsnuance in meiner Definition mit einer Passiv-Konstruktion umschrieben wird. Das grammatische Aktiv und das grammatische Passiv des Deutschen teilen die Welt ja nicht sauber in "aktive Handlungen" und anderes auf. (Im Lateinischen gibt es sogar eine ganze Reihe von Verben, die grammatisch immer im Passiv verwandt werden, obwohl sich teilweise höchst "aktive" Bedeutungen damit verknüpfen, die sog. Deponentien (http://leviathan.le.funpic.de/index.php?section=deponentien.htm).)

Ich halte die -ieren-Verben auch weiterhin nicht für den "aktiven Handlungen" (was immer man darunter auch genau verstehen mag) vorbehalten, da bei delirieren und laborieren für mich der Leidensaspekt überwiegt. Und der ist eher "passiv", wie der Name schon sagt.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-20, 06:43:58
Zitat von: Kilian in 2005-07-20, 00:59:09
Ich halte die -ieren-Verben auch weiterhin nicht für den "aktiven Handlungen" (was immer man darunter auch genau verstehen mag) vorbehalten, da bei delirieren und laborieren für mich der Leidensaspekt überwiegt. Und der ist eher "passiv", wie der Name schon sagt.
Nun ja, das mit dem Leidensaspekt hat sich wohl eher in jüngerer Zeit so herauskristallisoren. Als diese wunderschönen "-ieren"-Verben geschopfen wurden, wird er nicht im Vordergrund gestanden haben, was die Herkunft belegen dürfte.

laborieren kommt vom lateinischen Verb laborare, arbeiten
delirieren stammt von lat. delirare, ursprünglich "aus der Ackerfurche abweichen"

Für mich sind das beides daher höchst aktive Verben.
Wenn sich das im Verständnis der Menschen später geornden hat, kann das meiner Meinung nach nicht als Argument bei einer Wortneuschupf eines ieren-Verbs herangezogen werden.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-10-03, 14:28:21
Noch ein hypothetisches Verb: abfeimen.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: versucher in 2005-11-06, 18:19:40
Haben wir schon harnischen? Harnischen - hornsch - hörnsche - gehornschen?
(= sich rüsten, stärken, erfitten)
Künftig also "eine gehornschene Rede schleudern"

Wie, schleudern und (ver)geuden noch nicht in der Großen Liste? Dann aber hurtz!

schleudern - schlerd - schlärde - geschlurden
(ver)geuden - (ver)gud - (ver)göde - (ver)guden

geuden heißt natöllich so viel wie plempern.

Heilandsack! Plempern nicht in der Liste!?
Alla gut:
(ver)plempern - (ver)plarmp - (ver)plörmpe -
(ver)plormpfen
(fragt mich nicht, wie das F da rein kam!)
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2005-11-06, 19:40:03
Gibt es eigentlich das Verb "sitten" (ich meine jetzt nicht in Verbindung mit Babys)? Nein? dann sollten wir es mal ganz geseten erfinden. Und den dazugehörigen Stork auch. Es fähle noch, dass die deustche Sprache durch ein Partizip II wie gesittet verunrienegen bliebe.

Also:

sitten - sat - säte - geseten (analog bitten)

Ach so, einen Definor brauchen wir ja auch noch:

sitten = sich zusammenreißen und von seiner besten Seite zeigen
wird - abgesehen vom Partizip - meist reflexiv gebrocht
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-11-19, 19:12:20
Sehr cool! vergeuden und verplempern habe ich in die Große Liste aufgenommen (danke der Geduld!), geuden und plempern aufgeräumt (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=3;action=display;threadid=338;start=0#lastPost).
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2005-11-22, 17:58:30
arten (geartet):
1. schaffen, beschaffen machen
2. (eine Fernsehsendung) durch Einfügen französischer bzw. deutscher Schriftzüge für die Ausstrahlung auf arte vorbereiten
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: amarillo in 2005-11-22, 20:03:32
verschroben (soll laut Grimms von "schrauben" stammen, aber wen interessiert das?)

was ist dann schraben? Leicht aus dem Gleichgewicht bringen; sich kauzige Eigenarten zulegen.

(ver)schraben - (ver)schrub - (ver)schroben
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2006-02-23, 18:01:17
ein verwegener Mensch ist jemand, der zu viel wagt.

Vielleicht sollten wir so verwegen sein, diesem Partizip auch die restlichen Formen hinzuzufügen:

verwagen - verwug - verwüge - verwegen

es gibt zwar auch die alte Form "verwogen", z.B. bei Schiller oder auch bei Wilhelm Busch:

Pater Luzi, finster blickend,
Heimlich schleichend um das Haus,
Wählt zu neuem Rachezwecke
Zwo verwogne Lumpen aus. -
(Pater Filucius, 1872)
[/size]
Aber das sollte eher zu einem Verb wie "verwiegen" gehören.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-05-16, 20:37:14
Oder wir aktivieren das zugehörige mittelhochdeutsche Verb wieder:

sich verwegen
sich frisch zu etwas entschließen
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: MrMagoo in 2006-05-16, 21:23:12
Zitat von: Kilian in 2006-05-16, 20:37:14
Oder wir aktivieren das zugehörige mittelhochdeutsche Verb wieder:

sich verwegen
sich frisch zu etwas entschließen


Oder wir führen das viel wichtigere mittelhochdeutsche Verb dafür wieder ein: "türren"!  ;D

Natürlich mit all seinen herrlichen Formen:

Präsens:
ich tar, du tarst, er tar, wir türren, ihr türrt, sie türren

Prät.:
ich torste, du torstest, er torste, wir torsten, ihr torstet, sie torsten

Konj.:
ich törste, du törstest, etc.

Part.2:
getorstet und getorsten.

Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-05-31, 10:49:38
"Auch wenn der Plan vereitelt worden ist, besorgt der Fall die Behörden."
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-05-31, 11:24:54
Zitat von: Kilian in 2006-05-31, 10:49:38
"Auch wenn der Plan vereitelt worden ist, besorgt der Fall die Behörden."
Gehor das an diesen Faden? Ich hatte es an einen anderen geposten.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-05-31, 11:30:16
Zitat von: VerbOrg in 2005-04-15, 19:23:08
Ich kenne durchaus Leute (selbst beim Rundfunk), die das Wort horrend auf der ersten Silbe betonen. Auch wenn es sich noch so merkwürdig anhört.
Ich habe im Radio auch schon "Homer" auf der ersten Silbe betonen gehoren. Homer kommt von homen, wer immer homt ist ein Homer.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-31, 17:34:15
Wer käme auch auf die Idee, den Tüpen vonne Simsens auffe letzten Silbe zu betonen. Schön blöd wär das!
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-05-31, 18:16:45
Zitat von: VerbOrg in 2006-05-31, 17:34:15
Wer käme auch auf die Idee, den Tüpen vonne Simsens auffe letzten Silbe zu betonen. Schön blöd wär das!
Der war allerdings nicht gemienen, sondern es ging um irgend son alten Griechen, den heute niemand mehr kennt.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-31, 18:22:23
So oft laufen einem hierzulande ja auch keine Griechen übern Weg. Die einzigen, die ich entfornen kenne, sind Leute in so Resterangs, wo Tzatziki getunzen und Sirtaki servoren wird.
Aber so alt waren diejenigen, welche ist auf einen flüchtigen Blick dort erspoh, nun auch wieder nicht...
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-05-31, 18:44:38
Zitat von: VerbOrg in 2006-05-31, 18:22:23
So oft laufen einem hierzulande ja auch keine Griechen übern Weg.
Wenn die Griechen, dann Laufen se ja auch nich.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-31, 18:49:59
Nu griech dich mal wieder ein.  ;D
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-07-19, 21:26:59
Übersicht (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=3;action=display;threadid=153;start=msg5417#msg5417) durch anweisen, finkeln, durchtreiben, verschlagen und versieren ergonzen.

Und durch den ganzen Rest, der noch nicht drin war. Ansehnlich!

Oh, Agricola, deinen Einwand zu besorgen hatte ich übersehen, verzeih: Das gehört m.E. hier rein, weil besorgt heute MUSEN lexikalisoren ist und nicht mehr mit besorgen in Verband gebracht wird (ich kannte das Verb in der Bedeutung besorgt machen gar nicht). Aber wie gesagt, mein Sprach-Empfinden ist hier vielleicht unmaßgeblich: Überrascht fand ich gerade im Wahrig, dass besorgen durchaus in der Bedut gelosten wird und besorgt nônemmá ein eigenes Lemma hat (dem Lemma sein Schweigen, hi hi hi hi hi hi hi hi hi...) Wie geht's euch da?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Stefan in 2006-07-25, 02:54:33
Zitat von: Kilian in 2005-07-13, 01:24:16
Noch einmal übersichtlich die neu einzuführenden Infinitive:

von Part. I:
behen - sich schnell bewegen
eben - ganz selbstverständlich und natürlich handeln
horren - unheimliche Geräusche machen, i.ü.S.a. einfach ungeheuer sein
stupen - ungeheuer sein

von "starkem" Part. I: (-ant/-ent):
blümerieren - geschwindelt kriegen/werden
von Part. II:
abfeimen
abspacen - "Dieses Handy ist ein wenig 2004, aber wir könnten es wieder abspacen, indem wir ein halbtranparentes Sichtfenster in den Deckel machen."
sich anweisen - sich auf etwas angewiesen machen
arten - schaffen, beschaffen machen
bekloppen
beknacken
belämmern
bescheuern
(beschwipsen)
besorgen - besorgt machen
blümen
durchtreiben - jemanden schläuen, verschlagen, listigen, pfiffigen
finkeln - jemanden schläuen, durchtreiben, reißen
komplizieren
sitten - kultivieren, bilden, wohl erziehen, den Sitten entsprechend formen
verblümen
verflixen
verfrieren
verruchen
verschlagen - jemanden arglistig, hinterhältig, heimtückisch machen
verschmitzen
versieren - jemanden mit Kenntniss und Erfahrung ausstatten
sich verwegen - sich frisch zu etwas entschließen
wiefen
witzen

MIr ist es ja ziemlich gleich, was Eure hübsche Gesellschaft für festgelegte Ziele hat. Aber eine komische Bemerkung kann ich mir einfach nicht verkeifen:

Behende (oder heute behände) ist und bleibt ein Adjektiv. Da gibt es KEIN Verb dazu.
Eben - ein Verb? Ich kringel mich gleich vor lachen zu Tode.
Horrend kann etwas sein, z.B. eure Schrift und euer Deutsch in diesem Thread. Aber es ist KEIN Verb dazu vorhanden.
Blümerieren - noch besser. Erstmal nachdenken. Dann blamieren.
Abspacen - könnte es rein zufällig sein, dass der Mensch, der dieses Wort hörte, vergaß, dass damit eher 'upspacen' gemeint war? Denn eine strikte Eindeutschung ergibt eher hochräumen im übertragenen Sinne von "auf eine aktuelle Mode hochräumen", es also dem aktuellen Trend anpassen.

Ach, eigentlich ist das hier der falsche Ort, um über eure komischen Verben sich aufzuregen. Wahrscheinlich seid ihr eher ein Haufen Leute, die Langeweile haben und die damit bekämpfen, dass sie zu allem und jedem nicht-deutsche Verben erfinden. Entweder ihr feiert jedesmal ab, wenn wieder eine abstruse (viel Spaß beim Verbenbilden) Verbform kreiert wurde,
oder ihr merkt es eh nicht mehr.

Jetzt könnt ihr mich als Flamer und was weiß ich noch beschimpfen, mir war grad danach, ich konnte auf den ersten Blick nicht lachen, sondern ich habe ganz fürchterlich das Grausen bekommen.

Auf nicht wiederlesen,
Stefan
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Stefan in 2006-07-25, 03:20:47
Hallo ihr Lieben, die da leben,

nach dem, was ich nun noch gelesen
( http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=6;action=display;threadid=277)
will ich mal eben behände,
mit Blick auf mein letztes Ende
zurücknehmen das Unverstandene an eurem Reden,
und schreiben,
und für nachher und eben
dabei bleiben
dass ihr die Sprache verbiegt,
auf dass sie ziegt,
was (nicht) in ihr steckt,
sondern den Halse reckt.

Manchmal brauchts ein wenig Muße,
sonst kommts nicht zur Buße,
die ich nun dicht',
was anderes bleibt mir nicht,
denn mir ist (noch) nicht viel dran gelegen,
mich wieder in dieses Forum zu begeben.

allerdings gilt immer:
dieweltisteindorfundwirsehnunsirgendwannwieder,

Stefan
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-07-25, 03:21:50
Zitat von: Stefan in 2006-07-25, 02:54:33
MIr ist es ja ziemlich gleich, was Eure hübsche Gesellschaft für festgelegte Ziele hat. Aber eine komische Bemerkung kann ich mir einfach nicht verkeifen:
...
Auf nicht wiederlesen,
Stefan
Wahrscheinlich liest Du es ja nicht wieder, Stefan, aber ich kann mir nicht verkneifen zu sagen: Erstens scheint es Dir nicht ziemlich gleich zu sein (sonst hättest Du Dich nicht zu so vielen Worten bequemt), zweitens verstehe ich nicht, was an Deiner Bemerkung komisch ist. Drittens sind Deine Beobachtungen ziemlich richtig, und werden hier sicher von niemandem bestritten. Uns macht es nur einfach Spaß.

(Edith: Das hatte ich eben geschrieben, ehe ich Stefans allerletzten Beitrag gelesen hatte. Ist also nicht mehr ganz aktuell, aber deshalb nicht falsch!)

Nun noch zu Kilian (falls es noch niemand bemerkt hat): Das Infinitiv "komplizieren" ist keinesfalls neu, sondern durchaus gebräuchlich. Guck mal in google unter "zu komplizieren".

Außerdem fand ich bei Goethe:
Und wer sodann mit uns erreicht,
Das Ohr recht abzufeimen,
Und liebt wie wir, dem wird es leicht,
Den rechten Sinn zu reimen.

Das Worte "witzen" gibt es natürlich auch, selbst wenn der Infinitiv vielleicht selten gebraucht wird (es ist sehr schwer, im Netz nach Beispielen zu suchen, da man bei google keine Groß- und Kleinschreibungs-treue Suche starten kann und man unter "zu witzen" nur alles mögliche "zu Witzen" findet. Aber finite Formen wie "witzte" lassen sich jedenfalls leicht aufspüren und sind ja auch in der Alltagssprache geläufig.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-07-25, 14:33:48
Danke, also Infinitive zu lexikalisorenen Partizipien, aber nicht unvorhanden. Ich hab die beiden eingeklormmen.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-07-25, 15:20:48
Zitat von: Kilian in 2006-07-25, 14:33:48
Ich hab die beiden eingeklormmen.
Ich dachte, es waren drei: komplizieren, abfeimen und witzen.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-07-25, 21:55:44
Ups, vergessen, nachgetragen. Im Grimm hab ich witzen als Verb gefunden, per Google überhaupt nicht - nur lauter Vertipper von Witze.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-07-25, 22:11:11
Zitat von: Kilian in 2006-07-25, 21:55:44
Ups, vergessen, nachgetragen. Im Grimm hab ich witzen als Verb gefunden, per Google überhaupt nicht - nur lauter Vertipper von Witze.
Wenn man z.B. in Anführungszeichen "witzte er" eingibt, findet man Belegstellen.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2006-07-26, 05:31:32
Das Verb "witzen" musste es ja eigentlich geben. Schlielß gibt's davon abgelitten ja auch "witzeln"
Wenn jemand witzt, muss man dann lachen, wenn er nur witzelt, höchstens lächeln.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-07-28, 15:27:23
Neu: detailieren
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-07-28, 15:43:52
Zitat von: Kilian in 2006-07-28, 15:27:23
Neu: detailieren
Das Wort steht in meinem deutsch-japanischen Lexikon als Haupteintrag drin.
Bedeutet das eigentlich: (schlanken Frauen) "ein kalorienreiches Festmahl bereiten"?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-07-28, 16:14:13
Du wieder. :P Aber stimmt, ich sooch vorhin im Digitalwahrig danach, zunächst mich wohl vertippend, jetzt aber fündig werdend. Bring on the brackets.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Berthold in 2006-07-28, 17:58:23
Zitat von: Agricola in 2006-07-28, 15:43:52
Zitat von: Kilian in 2006-07-28, 15:27:23
Neu: detailieren
Das Wort steht in meinem deutsch-japanischen Lexikon als Haupteintrag drin.
Bedeutet das eigentlich: (schlanken Frauen) "ein kalorienreiches Festmahl bereiten"?
Und in meinem japanisch-deutschen Wörterbuch steht bei 'yusurika' - der 'Zuckmücke' - gar 'Schwarmmücke', 'Tanzmücke'.
Ansonsten ist 'Zuckmücke' bei mir immer ein Test, ob ein Wörterbuch was taugt. (Die Grimms haben sie immerhin dabei.) In schlechten Wörterbüchern folgt meist auf die 'Zuckerzange' (manchmal kommt hier noch der 'Zuckfuß') die 'Zuckung'.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-07-28, 19:21:28
Zitat von: Berthold in 2006-07-28, 17:58:23
Zitat von: Agricola in 2006-07-28, 15:43:52
Zitat von: Kilian in 2006-07-28, 15:27:23
Neu: detailieren
Das Wort steht in meinem deutsch-japanischen Lexikon als Haupteintrag drin.
Bedeutet das eigentlich: (schlanken Frauen) "ein kalorienreiches Festmahl bereiten"?
Und in meinem japanisch-deutschen Wörterbuch steht bei 'yusurika' - der 'Zuckmücke' - gar 'Schwarmmücke', 'Tanzmücke'.
Ansonsten ist 'Zuckmücke' bei mir immer ein Test, ob ein Wörterbuch was taugt. (Die Grimms haben sie immerhin dabei.) In schlechten Wörterbüchern folgt meist auf die 'Zuckerzange' (manchmal kommt hier noch der 'Zuckfuß') die 'Zuckung'.

Dann hat mein bescheidenes deutsch-japanisches Lexikon (ich habe auch noch ein unbescheidenes) Deinen Test bestanden. Es kennt zwischen Zuck-erz-ange und Zuckung noch:
Zuck-erz-wie-back, Zuckfuß, Zuckkrampf, Zuckmücke, zuckrig. (Trennstriche von mir eingefugen.) Wer allerdings Tanzmücken sucht, kann stattdessen wahlweise auf den Tanzmeister oder die Tanzmusik zurückgreifen, und für Schwarmmücken muss man sich zwischen Schwärmlinie und Schwärmspore entscheiden. Aber was mich betrifft, sehe ich lieber, dass meine Fliegengitter mückendicht sind, dann können die Mückenschwärme draußen tanzen und zucken wie sie wollen, während ich meine Ruhe habe.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Berthold in 2006-07-28, 19:48:59
Ich darf jetzt eine besonders häufige Frage beantworten - wenn sie auch nicht direkt gestollen waerd: Zuckmücken stechen nicht!
Als Imagines (= die geschlechtsreifen, 'erwachsenen' Mücken) leben sie nur einen Tag oder ein paar Tage, schwärmen (falls Männchen, bisweilen in hohen Schwarmtürmen oder -säulen), lieben einander, legen (falls Weibchen) die Laichballen ab, sterben.
Als Larven (Lebensdauer zwischen 8 Tagen und 7 Jahren) tun sie Gutes, remineralisieren Schlamm, können den Boden mit Sauerstoff anreichern (durch Pumpbewäge), können (jeweils wenige Arten) in kalkreichen Bächen Kalktuffe und kleine Riffe bilden oder in Korallenriffen leben (für ein Insekt ganz ungewohln), dienen Fischen und vielen anderen Tieren als Nuhr, zeigen bestimmte Gewässerqualitäten an usw. Die Puppe ist ähnlich kurzlebig wie die Imago, muß aber manchmal allerhand leisten, z.B. im Baikalsee aus über 1200 m Tiefe auftauchen, ohne zu platzen.

Was ist das für ein tolles Deutsch-Japanisch-Büchel? - Und welches ist dann das unbescheidene? Stehen sie dort überhaupt auch drinnen? Oder liest sich das Ohironomidae, statt Chironomidae?
Das unbescheidene Handbuch zu den Zuckmücken Japans ist übrigens:
Manabu Sasa and Mihoko Kikuchi (1995) Chironomidae [Diptera] of Japan. - University of Tokyo Press: 333 pp.
Dort sind aber nur die männlichen Imagines, die Mannderln, drin.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Berthold in 2006-07-28, 19:55:04
Zitat von: Agricola in 2006-07-28, 19:21:28
Dann hat mein bescheidenes deutsch-japanisches Lexikon (ich habe auch noch ein unbescheidenes) Deinen Test bestanden. Es kennt zwischen Zuck-erz-ange und Zuckung noch:
Zuck-erz-wie-back, Zuckfuß, Zuckkrampf, Zuckmücke, zuckrig.
Dann halte Zuckfuß und Zuckkrampf im Zaum, und verdirb Dir den Magen nicht am zuckrichten Zuckerzwieback (!) - dessen Existenz mir bislang unbekannt war.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-07-28, 20:12:25
Zitat von: Berthold in 2006-07-28, 19:48:59
Was ist das für ein tolles Deutsch-Japanisch-Büchel? - Und welches ist dann das unbescheidene? Stehen sie dort überhaupt auch drinnen?
Das bescheidene ist
Kimura-Sagara: Deutsch-Japanisches Wörterbuch, Hakuyusha, 1. Auflage 1963 (unveränderter Nachdruck 1982).
Das hat mir zu Studienzeiten eine japanische Kommilitonin geschenkt, weil sie meinte, sie habe jetzt ein besseres. Für mich war es ca. 15 Jahre lang mein einziges deutsch-japanisches Lexikon.
Vor einigen Jahren habe ich mir noch ein unbescheidenes zugelegt, weil ich erstens ein Fan von Lexika bin und eigentlich gar nicht genug davon haben kann, und zweitens glaubte, dass ich mir nach so vielen Jahren vielleicht auch einmal etwas Unbescheideneres leisten könne. Ich habe also das größte gegenwärtig im Handel erhältliche Lexikon gekauft. Vom Umfang her ist es sicher doppelt so groß, außerdem ist es größer und auf dickerem Papier gedruckt, deshalb sicher viermal so schwer. Da ich zwei Arbeitsplätze habe, steht nun an jedem meiner Arbeitsplätze eines davon - was der Grund dafür ist, dass ich Dir die bibliographischen Daten des anderen im Augenblick nicht nennen kann.

P.S. Sag doch bitte mal den Mücken vor unserem Fenster, dass sie Zuckmücken sind und deshalb nicht stechen dürfen. Aber mein Großvater (der auch Zoologe war) hat mir sowieso schon als ich ein Kind war eingebläut, dass der Ausdruck "Stechen" für Rüsseltiere ganz unpassend sei. Insofern ist es für mich wenig beruhigend, dass Zuckmücken nicht stechen, wenn sie dann daher kommen und mit ihrem Rüssel mein wertvolles Blut verunreinigen.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: caru in 2006-07-28, 20:35:16
Zitat von: Berthold in 2006-07-28, 19:55:04

Dann halte Zuckfuß und Zuckkrampf im Zaum, und verdirb Dir den Magen nicht am zuckrichten Zuckerzwieback (!) - dessen Existenz mir bislang unbekannt war.

zuckerzwieback ist sehr lecker. mir ist er seit meiner kindheit geläufig, vermutlich weil ich aus graz stamme und der weit und breit beste ZZ aus feldbach.
man kriegt den hierorts in so himmelblauweißen säckchen zu kaufen, und wenn ich eins kaufe, ist's immer gleich anschließend wieder leer.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Berthold in 2006-07-28, 20:41:52
Zitat von: Agricola in 2006-07-28, 20:12:25
P.S. Sag doch bitte mal den Mücken vor unserem Fenster, dass sie Zuckmücken sind und deshalb nicht stechen dürfen. Aber mein Großvater (der auch Zoologe war) hat mir sowieso schon als ich ein Kind war eingebläut, dass der Ausdruck "Stechen" für Rüsseltiere ganz unpassend sei. Insofern ist es für mich wenig beruhigend, dass Zuckmücken nicht stechen, wenn sie dann daher kommen und mit ihrem Rüssel mein wertvolles Blut verunreinigen.
Zuckmückenweibchen (Chironomidae) haben, im Gegensatz zu den Weibchen der Stechmücken (Culicidae), Gnitzen (Ceratopogonidae), Kriebelmücken (Simuliidae - einige Arten können mit ihrem Speichelgift sogar Rinder töten) und einiger Psychodidae (Schmetterlingsmücken) KEINE STECH- und SAUGRÜSSEL! Sie lecken an ihrem letzten Lebenstag nur Wasser, allenfalls Nektar. Die Männchen sind sowieso bei allen Mücken harmlos.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Berthold in 2006-07-28, 20:43:27
Zitat von: caru in 2006-07-28, 20:35:16
zuckerzwieback ist sehr lecker. mir ist er seit meiner kindheit geläufig, vermutlich weil ich aus graz stamme und der weit und breit beste ZZ aus feldbach.
man kriegt den hierorts in so himmelblauweißen säckchen zu kaufen, und wenn ich eins kaufe, ist's immer gleich anschließend wieder leer.
Ich werde mich umschauen.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Berthold in 2006-07-28, 20:55:28
Zitat von: Agricola in 2006-07-28, 20:12:25
(...) Da ich zwei Arbeitsplätze habe, (...)
Toll für Dich! Da sesöllest Du einmal meine 'cellula scrutorum sapientiae' sehen! Tiny as a confessional in St. Peter's Cathedral in Rome! - Dafür wuhn in der Villa unseres Institutes einmal - bevor sie in die USA emigror - die Hof- und (später) Staatsopernsängerin Maria Jeritza.
Zur M. J. gibt's ein Nestroy-Couplet (zu 'Der Talisman' - von einigen meiner Vortragsabende):

Auf da Prob' hat die Jeritza in Richard Strauß erzählt:
"Lieber Majster, ajn Alptraum hat draj Tag mi quält:
Majn Haus is voll grausliche, krauperte Kerln,
mit stinkerte Fischsch und Insekt-n in Rerln. -
Das is gwiss das End vun Belkanto-Kultur! -
Na, da hab i scho(n) gnua, na, da hab i scho(n) gnua!"  
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-07-29, 14:19:36
Zitat von: Berthold in 2006-07-28, 20:55:28
Zitat von: Agricola in 2006-07-28, 20:12:25
(...) Da ich zwei Arbeitsplätze habe, (...)
Toll für Dich! Da sesöllest Du einmal meine 'cellula scrutorum sapientiae' sehen! Tiny as a confessional in St. Peter's Cathedral in Rome! - Dafür wuhn in der Villa unseres Institutes einmal - bevor sie in die USA emigror - die Hof- und (später) Staatsopernsängerin Maria Jeritza.
Hoffentlich hört man sie noch nachhallen.
Natürlich ist mein einer Arbeitsplatz zu Hause im Wohnzimmer. Aber in der Tat ist mein anderer auch ganz schön, wenn auch nicht historisch bedeutsam. Ich habe, wenn ich über meinen Bildschirm hinweg aus dem Fenster meines Arbeitszimmers gucke, etwa folgenden Ausblick:
http://www.t3.rim.or.jp/~kuri/w_paper/gdnp_snjk.html

Jetzt kommt noch die Literaturangabe des "unbescheidenen" deutsch-japanischen Lexikons:
Shogakukan (Verlag), Grosses Deutsch-Japanisches Wörterbuch, 2. Auflage 1985 (unveränderter Nachdruck 2000)
Und das Lexikon kennt zwar keinen Zuckerzwieback, aber
Zuckerzange
Zuckerzeug
Zuckfuß
Zuckmeyer (Carl)
Zuckmücke
zuckrig
Zuckung
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-07-29, 22:35:42
Etwas arg grau in grau für meinen Geschmack. Oder liegt das nur am Foto?
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: VerbOrg in 2006-07-29, 22:51:48
Das ist bestimmt nur so grau, weil's 'ne Tapete sein soll.
Mir wäre so was anner Wand allerdings auch zu trist.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-07-29, 23:28:25
Zitat von: Kilian in 2006-07-29, 22:35:42
Etwas arg grau in grau für meinen Geschmack. Oder liegt das nur am Foto?
Das lag halt an dem Wetter bei dem Photo. Ich habe auch schöne blaue Photos und Nachtbilder, ich habe nur leider keine Homepage, wo ich sie hinstellen könnte.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-07-30, 23:41:54
*neugier* Daran ist doch leicht zu kommen, wenn es nur um Fotos und Titel und Kommentare dazu geht, sogar ultraleicht (http://www.flickr.com).
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Berthold in 2006-07-31, 16:09:54
Zitat von: Agricola in 2006-07-29, 14:19:36
Jetzt kommt noch die Literaturangabe des "unbescheidenen" deutsch-japanischen Lexikons:
Shogakukan (Verlag), Grosses Deutsch-Japanisches Wörterbuch, 2. Auflage 1985 (unveränderter Nachdruck 2000)
Und das Lexikon kennt zwar keinen Zuckerzwieback, aber
Zuckerzange
Zuckerzeug
Zuckfuß
Zuckmeyer (Carl)
Zuckmücke
zuckrig
Zuckung
Das heißt wohl, ich muß von nun an auch den 'Zuckerzwieback' suchen. Ein liebes, burgleres Wort ist die 'Zuckerzange'. ('Sie mir geben, bitte, Suckersang-ge!') Da ich viel lieber mit Honig süße als mit Würfelzucker, werde ich wohl nie eine besitzen.
Mit Chinesisch- bin ich weit besser bestiucken als mit Japanischwörterbüchern. Etwa jenes zweibändige in Großformat, mit Reliefeinbänden, als es - bewossen, doch unpolitisch (Prozesse wegen Staatsflucht...) schreib ich's her - die gute alte DDR noch gab.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2006-08-05, 15:18:10
Zitat von: Kilian in 2006-07-30, 23:41:54
*neugier* Daran ist doch leicht zu kommen, wenn es nur um Fotos und Titel und Kommentare dazu geht, sogar ultraleicht (http://www.flickr.com).
Habe meine Photos jetzt online (http://www.flickr.com/photos/58762100@N00/).
Nicht ganz so grau, gell? Und diesmal sind es wirklich Originalbilder aus meinem Fenster.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-08-05, 16:14:40
Ui, danke! Schön!
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2006-10-08, 02:24:31
Neu in der Liste (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?topic=153.msg5417#msg5417): larmoyieren.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir das schon mal hatten, jedenfalls finde ich es gerade nicht:

Lexikalisorene Partizipien sollten, wo nötig, auch in morphologisch arweiterverbittenen (weiterverarbeiteten) Zuständen, gestorken werden. Dann heißt es nicht mehr vermeintlich, sondern vermienenlich.
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2007-04-20, 01:28:44
Zitat von: Kilian in 2005-04-25, 10:58:52
"Ich hör ebend auf meinen Bauch", sug Claudia Schiffer einst in einer Fernsehreklame. Die schwierige Frage: Was bedeutet dann das Verb eben (ob, öbe, geoben)?

Noch so ein Ebendörfel (http://www.soviseau.de/labenz/E#Ebendorfel): "Was schaut der mich so lüsternd an?", fragt sich eine junge Dame in einem Karttun auf Seite 35 der aktuellen "Pardon". Womit auch das Verb lüstern erfunden wäre, worunter man sich sicherlich genug vorstellen kann.
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2007-04-20, 01:56:59
"Ebend" ist die Berliner Dialektform für "eben".
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: amarillo in 2007-04-20, 07:20:10
Zitat von: Kilian in 2007-04-20, 01:28:44

Noch so ein Ebendörfel (http://www.soviseau.de/labenz/E#Ebendorfel): "Was schaut der mich so lüsternd an?", fragt sich eine junge Dame in einem Karttun auf Seite 35 der aktuellen "Pardon". Womit auch das Verb lüstern erfunden wäre, worunter man sich sicherlich genug vorstellen kann.

Darf ich dann auch endlich das Verb "nacken / sich nacken" als Pongdong zu "nackend" anmahnen?

nacken - nick(s)t - nuck - nücke - genocken

hieße dann soviel wie "(sich) bis auf das Adamskostüm entblößen"
Titel: Re:horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2007-04-20, 11:52:37
Zitat von: amarillo in 2007-04-20, 07:20:10
Zitat von: Kilian in 2007-04-20, 01:28:44

Noch so ein Ebendörfel (http://www.soviseau.de/labenz/E#Ebendorfel): "Was schaut der mich so lüsternd an?", fragt sich eine junge Dame in einem Karttun auf Seite 35 der aktuellen "Pardon". Womit auch das Verb lüstern erfunden wäre, worunter man sich sicherlich genug vorstellen kann.

Darf ich dann auch endlich das Verb "nacken / sich nacken" als Pongdong zu "nackend" anmahnen?

nacken - nick(s)t - nuck - nücke - genocken

hieße dann soviel wie "(sich) bis auf das Adamskostüm entblößen"

Das Verb gibt es schon, wie folgende Internet-Zitate belegen, und es bedeutet genau das, was Du schriebst:

... dann fängst du beim Nacken an zu küssen ...
(Es soll auch Leute geben, die erst nacken, nachdem sie schon eine Weile gekossen haben.)

So Chiropraktika Zeugs ist schon gefährlich, vor allem beim Nacken.
(Natürlich. Eine kräftige Lederjacke kann den schlimmsten Schäden der Chiropraktik vorbeugen.)

Frösteln, einschießende Schmerzen, vom Nacken kommend. Besser in Wärme.
(Ist ja klar, wenn jemand in zu großer Kälte nickt ...)

Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2007-06-18, 21:25:40
Auch meine Russischlehrerin bastelt am Neutschen mit: "Sie müssen das für eine weibliche Person eignen", sprach sie letzte Woche. Habe es der Liste (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?topic=153.msg5417#msg5417) hinzugefogen.
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2007-06-23, 19:28:29
dividen - sich vom Körper lösen (nur von werthaltigen Bestandteilen)

Von Lateinisch "di-" (heraus) und "vidua" (Witwe). Es bezeichnet ursprünglich die Herauslösung eines Elements aus einem (als Individuum bezeichneten) Ganzen. Da der Rest des Ganzen dabei seine Identität als Individuum in der Regel behält, sagt man nur von dem sich herauslösenden Teil, das danach zu diesem Individuum nicht mehr gehört und damit zur vidua wird, es divide.

Der Begriff war früher unter Tierhaltern gebräuchlich und bezeichnete eine durchaus moderne Methode, den gemästeten Haustieren regelmäßig etwas verwertbares Fett abzusaugen und damit gleichzeitig die Gesundheit und das Fettwachstum der Tiere zu fördern und den Tierhaltern ein regelmäßiges Einkommen zu sichern.

Im übertragenen Sinne kam der Begriff später im Börsenwesen in Gebrauch, wobei sinnbildlich der Aktienkauf als Mästen von Firmen und das Geld als Fett verstanden wurde. Man lässt die Firmen regelmäßig dividen, also man saugt Geld aus ihnen ab, um ihre Gesundheit zu fördern und das weitere Wachstum anzuregen. Heute wird fast nur noch das substantivierte Partizip Präsens dieses Verbs verwendet, wenn man die abgesaugten Geldbeträge als "Dividende" bezeichnet.
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2007-11-11, 19:58:59
Ohne diese Info (http://www.duden.de/duden-suche/werke/fx/000/011/aufschmeien.11592.html) wäre ich aufgeschmissen.
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Berthold in 2007-11-12, 15:02:11
Lieber Kilian!
Mit dem 'schmeißen' ist's eine eigene Sache.
Ich nehm da gern & gleich meinen 'Pfeifer' zur Hand - und zitiere also:
'schmeißen (mit 1 davor) Vb. ' werfen, schleudern'. Das starke Verb ahd. smîζan 'aufstreichen, schmieren' (um 1000; vgl. bismîζan, 8. Jh., ûζsmîζan, 9. Jh.), mhd. smîζen 'streichen, schmieren, schlagen', asächs. bismîtan 'beflecken', mnd. smîten 'schlagen, werfen, schleudern', ... got. bismeitan 'bestreichen', gasmeitan 'aufstreichen' läßt sich an eine Dentalerweiterung ie. *smeid- der Wurzel ie. *smê.-, *smêi- 'schmieren, darüberwischen, -streichen, darüber hinreiben' anschließen, zu der auch die unter Schmach und Schmeicheln (...) aufgeführten Wortformen gehören. Die beiden divergierenden Grundbedeutungen 'streichen, schmieren' und 'werfen, schlagen' lassen sich am ehesten aus der Lehmbauweise erklären, indem der Lehm zuerst in die Wand bzw. das Flechtwerk geworfen und dann glattgestrichen wird. (...) Daneben steht schwach flektierendes ²schmeißen Vb. 'besudeln, Kot abwerfen' bes. von Vögeln (15./16. Jh., danach noch in südd. Mundarten), ahd. bismeiζen 'besudeln (um 1000), mhd. gesmeiζen.'

'Aufschmeißen' - und das womochlg noch als transitives Verb - bedeutet in Österreich keineswegs 'bloßstellen, blamieren'. Weiters erscheint mir die Form 'I schmaes di aof' als undenkbar. Mir ist da oygelnt nur die Form 'aufg'schmiss'n' bekannt, genauer 'aofgschmissn sae(n)'. 'I biin aofgschmissn.' Ich denk mir, daß das vom 'Rangln', vom körperlichen Zweikampf kommt. 'Ich bin ein auf den Boden Geschleuderter.' Man meint damit auch: 'Ich habe, (oder besser:) ich bin verloren.' Ähnlich von der Bedoyt aber nicht gleich von den grammatischen Formen her ist 'aufg'haut', bei dem es noch die Form 'es hood eam aofghaod' gibt: 'Es hat ihn hingeworfen, hingeschleudert': z.B. einen unserer wundersamen Schifahrer*. Einer, der verloren ist, kann jedoch nicht sagen: **'Doo biin i aofghaod.' Zur Not ginge hier sogar 'I hoob dee Waasn (=Vase) aofghaod.' (Unmochlg: **'... aofgschmissn.') Besser hieße das aber : 'I hoob dee Waasn um d Ead (bzw., lanchld Niederösterreichisch, 'Iad') ghaod.'
P.S.: Mir fällt eben ein :'Mii hoods aofgschmissn.' -: Das geht schon.     

*Virhunß seien - im Gegensatz zum Heinz Prüller - in Deutschland unsere Alpinschi-Reporter, so hab ich vernomm. Ich kann mich beim Alptraumsport einfühlen, lege allerdings jetzt dem Hansi H. (auch als Popsänger bekannt; als Mensch mit Gesangsausbuld schweige ich dazu.) den folgenden Satz in den Mund:
"So an Slaalom, den muaßt afn Hong schraibm wia-r-an Liapspriaf."
 
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2007-11-12, 16:34:53
Zitat von: Berthold in 2007-11-12, 15:02:11'Aufschmeißen' - und das womochlg noch als transitives Verb - bedeutet in Österreich keineswegs 'bloßstellen, blamieren'. Weiters erscheint mir die Form 'I schmaes di aof' als undenkbar. Mir ist da oygelnt nur die Form 'aufg'schmiss'n' bekannt, genauer 'aofgschmissn sae(n)'. 'I biin aofgschmissn.' Ich denk mir, daß das vom 'Rangln', vom körperlichen Zweikampf kommt. 'Ich bin ein auf den Boden Geschleuderter.' Man meint damit auch: 'Ich habe, (oder besser:) ich bin verloren.'

Also wie im Schriftdeutschen. Dann kann ich aufschmeißen ja doch noch guten Gewissens der Liste (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?topic=153.msg5417#msg5417) hinzufügen. Zumindest in Klammern. Danke. :)
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Agricola in 2007-12-20, 13:43:38
Wahrscheinlich gibt es einen anderen Faden für Verben, die nicht aus dem Partizip Präsens, sondern aus dem Partizip Perfekt rückzubilden sind. Ich finde ihn aber nicht. Deshalb stelle ich es hier ein:

angebären, gebiert an, gebar an, gebäre an, angeboren

Beispiel: Die Mutter gebar ihrem Kind eine hohe musikalische Begabung an.
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2007-12-20, 17:10:57
Sehr schön! Wie du an der vorhergehenden Diskussion siehst, bist du durchaus richtig eingefädelt.
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Übertreiber in 2009-10-15, 21:02:16
tausen: in großer Zahl vorhanden sein, sich in großen Mengen sammeln.

Die Menschen tausen auf dem Volksfest.
Tausende Menschen oren vor dem Palast demonster.
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2009-10-15, 21:05:33
Bravissimo! :D
Titel: Re: horrend stupend
Beitrag von: Kilian in 2009-10-21, 13:06:44
Dieser Faden wird nun im Wiki unter dem Namen Partizipation fortgesponnen. Ich schließe ihn mal.