In dem Film "Bei Anruf: Mord!" von Alfred Hitchcock mit Grace Kelly mutmaßt an einer Stelle Tony Wendice (Ray Milland):
"Wenn ich einen Mord begänge..."
Man kann mittlerweile feststellen, daß die Vergangenheitsform und besonders gern der Konjunktiv des Verbs "gehen" immer häufiger so gebildet wird:
"gehen - gang (gänge) - gegangen"
Das trifft übrigens noch viel eher für die Flexion von "hängen" zu:
"hängen - hang (hänge) - gehangen, auch: gehungen"
welches meiner Meinung nach, auf Grund der so häufigen Verwendung, schon fast so ins Wörterbuch übernommen werden sollte :-)
Hier ist es nochmal "amtlich":
HÄNGEN
älter und richtiger: 'hangen' (hing, habe gehangen; mundartlich auch: hung, habe gehungen)
GEHEN
"ich gung" (+) = mundartlich: ging (alte Nebenform)
(Quelle: Der Sprach-Brockhaus - Bildwörterbuch für jedermann -
Sechste, verbesserte Auflage Wiesbaden 1951)
Seltsam, welche Formen sich da durchsetzen :o
Aber die Ökonomie der Sprache siegt ja meistens, nicht wahr.
"Viere hangen, viere gangen,
zwei weisen den Weg, zwei wehren Hunden,
hinten zottelt einer, öfters schmutzig.
König Heidrek, kannst du es raten?"
aus den eddischen Heidreksrätseln (Heidhreks gátur), Strophe 29 in der Übertragung von Felix Genzmer.
(was ist die lösung?)
Also, meinem Empfinden nach ist "ginge" ungewöhnlicher (richtig sowieso) und daher dem eher langweiligen "gänge" unbedingt vorzuziehen! Die Hand faule ab dem, der Letzteres in ein Wörterbuch schreibt!
Das Rätsel habe ich nicht rausgekriegt, ohne zu schummeln und nachzugucken. Kann es jemand besser als ich? :)
Zitat von: Kilian in 2004-05-17, 21:39:28
Also, meinem Empfinden nach ist "ginge" ungewöhnlicher (richtig sowieso) und daher dem eher langweiligen "gänge" unbedingt vorzuziehen! Die Hand faule ab dem, der Letzteres in ein Wörterbuch schreibt!
Das Rätsel habe ich nicht rausgekriegt, ohne zu schummeln und nachzugucken. Kann es jemand besser als ich? :)
Du willst also den guten alten Nebenformen den Garaus machen??
Und das einem Sprachliebhaber - bedenke, daß die Dialekte mit all ihren Varianten im tiefsten Grunde die wahre deutsche Sprache(n) widerspiegeln, und nicht das aufgebauschte, durch den Duden auferlegte "Standarddeutsch".
Neben der "gehen"-Präteritumform "ich gung" führt der Sprachbrockhaus im Übrigen auch die alte kontrahierte Infinitivform "gehn" auf, ebenso "stehn" neben "stehen".
Nur zwei der alten, kontrahierten Formen sind von Duden als Standard übernommen worden: "sein" und "tun".
Asche über mein Haupt! :o Irgendwie habe ich es gestern geschafft, deinen zweiten Eintrag mit den Zitaten aus dem Sprachbrockhaus zu übersehen. Vor dem Hintergrund ziehe ich alles zurück und behaupte das Gegenteil: Nichts gegen Nebenformen!