Zitat von: Kilian in 2007-03-27, 23:46:59(Von Partikelverben wie durchfahren, übersetzen, umfahren, umgehen, umstellen, unterstellen oder wiederholen mal ganz zu schweigen. Die genannten Beispiele gibt es in einer unfesten, d.h. auf der vorangestollenen Partikel betonten und trennbaren, sowie in einer festen, d.h. auf dem Stamm betonten, nicht trennbaren Variante, die jeweils etwas völlig Unterschiedliches bedeuten, aber das wäre einen eigenen Faden wert, und es wurde in diesem Forum auch schon anlalß der ganzen P-Konjugationen einiges dazu gesagt.)
Nichtsdestotrotz, was für die Präfixverben (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?topic=2223.0) getan werden kann, kann auch für die Partikelverben getan werden. Da fielen mir spontan ein:
etwas ausstellen - schreiben, unterzeichnen und übergeben (z.B. einen Antrag oder eine Bescheinigung, gerne auch einen Antrag auf eine Bescheinigung oder auch die Bescheinigung über den Eingang eines Eintrags)
etwas ausstellen - ausschalten
etwas ausstellen - zur öffentlichen Besichtigung aufstellen, -legen, oder -hängen
sich einstellen - kommen, beginnen
jemanden einstellen - auf die Lohn- bzw. Gehaltsliste setzen
etwas einstellen - einschalten (selten)
etwas einstellen - in die richtige Stellung bringen
etwas einstellen - damit aufhören
jemanden abführen - "hinausbegleiten"
jemanden/etwas abführen - anführen, bekannt machen (so sieht es zumindest ein Sponsor einer von mir mitorganisorenen Tagung: "Die Zusage dieser Förderung ist mit der Bitte verbunden, die [Firmenname] zukünftig deutlich als Sponsor der Tagung abzuführen."
etwas abführen - (einen Geldbetrag) an gesonderte Stelle abzweigen
abführen - die Verdauung anregen
Ist die Partikel einsilbig, scheint sie immer betont und abtrennbar zu sein. Die ganz oben zitorenen festen und unfesten Versionen kommen demnach nur bei mehrsilbigen Partikeln vor. Zu
hintergehen (fest: betrügen) und einigen ähnlichen Verben soll es in süddeutschen Mundarten unfeste Versionen geben, hier bedeutenden: Hinter etwas gehen. ("Der hat das Auto erst angeguckt, und dann ist er hintergegangen." (?)) So könnte man das nicht gänzlich plausible hochdeutsche "dahinter gehen" auch als "da hintergehen" reinterpretieren.
Zitat von: Kilian in 2007-03-27, 23:46:59
sich einstellen - kommen, beginnen
jemanden einstellen - auf die Lohn- bzw. Gehaltsliste setzen
etwas einstellen - einschalten (selten)
etwas einstellen - damit aufhören
Und
etwas einstellen - in die richtige Stellung bringen (z.B. die Temperatur auf dem Thermostaten); wobei auch der Thermostat als Akkusativobjekt gebraucht werden kann.
Dank dir, hab's ergonzen. Und:
jemanden abstellen - einsetzen, einer Aufgabe zuweisen
etwas abstellen - ausschalten
etwas abstellen - parken, absetzen
Zitat von: Kilian in 2007-03-28, 00:04:54
Zu hintergehen (fest: betrügen) und einigen ähnlichen Verben soll es in süddeutschen Mundarten unfeste Versionen geben, hier bedeutenden: Hinter etwas gehen. ("Der hat das Auto erst angeguckt, und dann ist er hintergegangen." (?))
Ganz rachitisch. Mir, in Oberbayern aufwochsen, war bisher gar nicht bewußt gewesen, daß es sich hierbei um eine süddeutsche Besonderheit handelt. Ein besonders skurriles Beispiel ist das Verb ,,dahängen" (vulgo ,,dohängan" - offenes o), welches völlig synonym zum hochdeutschen ,,hängen" gebrauchen wird und sich mir einst in folgender Perle offenbart hat:
,,Des hängt do do!"
Auf Hochdeutsch:
,,Das/Dies hängt da/dort!"