... ,,man vermag nicht zweimal in denselben fluß zu steigen", or seinerzeit heraklit postul ... seine fundamentale erkannt soll der aufhänger für diesen faden sein, in dem es um flüsse geht ... diese passen insofern hierher, als daß sie in reimen vorkommen ...
... platos ,,panta rhei" sollte ja auch auf den fluß des wissens zutreffen, den ich hier mal bei den gsv-mitgliedern und lesern dieser seite anzapfen möchte ... ich sammele geographische merksprüche (vulgo: eselsbrücken) mit flüssen, die geriemen sind ... leider sind diese wahrscheinlich vielfach nur regional verbritten und daher einem weiteren kreise (und ergo auch mir) bislang unbekannt ... allzu weit bin ich also noch nicht gekommen, aber vielleicht könnt ihr ja ein bißchen aus dem schatzkästlein eures wissens dazu beitragen, daß sich die sammlung um das eine oder andere exemplar vermehrt ...
... wiewohl ich mich vorerst auf die deutschen eselsbrücken (wie passend zum thema flüsse!) kaprizoren habe, wären mir (und vielleicht dem einen oder anderen, den solche kleinigkeiten ebenfalls interessieren) auch beispiele aus dem ausland willkommen ... bislang sind mir bekannt:
Isar, Iller, Lech und Inn
fließen rechts zur Donau hin.
Altmühl,Wörnitz, Naab und Regen
kommen ihr von links entgegen.
Mosel, Nahe, Saar und Rhein
schließen rings den Hunsrück ein.
Brigach und Breg
bringen die Donau zuweg.
Wo Werra und Fulda sich küssen,
sie ihren Namen büßen müssen.
Und dort entsteht durch diesen Kuß
deutsch bis zum Meer der Weserfluß.
Kinzig, Sinn und Main
schließen den Spessart ein.
Eine schöne Idee, wie mich dünkt, waß einem da so alles wieder einfällt:
Mississippi, Nil und Croysen
haben alle reichlich Schleusen;
aber Ebro, Don und Leine
ham so gut wie keine.
Man kann so schön die Zeit verpennen
an Jangtse, Isar und am Shannon.
Doch Wand'rer horch, ich rate Dir:
bleib wach am Guadalquivir!
Die Themse formt den Baikalsee,
das Rote Meer die Wolga,
am Niger-Ufer fällt viel Schnee,
und ich fiel rein auf Olga.
Die teutsche Seele machen froh
Tiber, Arno, Etsch und Po.
Von der Lippe, Ems und Lech
bleibt der Teutsche lieber wech.
Der Yangzi- und der Heilongjiang
sind immer naß gewesen;
der Huanghe ist ergilbt schon lang,
das liegt an den Chinesen. ;D
Zitat von: amarillo in 2007-04-23, 20:26:44
Doch von Lippe, Ems und Lech...
von der Lippe ;)
Du hast recht, ich hab's geornden. ;D
Mein Erdkundeunterricht war beschämend.
... amarillo, du weißt, ich schätze dich und den dichterischen genius in dir sehr und ich werde - des sei gewiß - nimmermüde deine werke loben und preisen, sie in ehren halten und weiterverbreiten zu deinem unsterblichen ruhme ... von jetzt an und für immerdar, und von ewigkeit zu ewigkeit, amen ...
... indes hatte ich das, was du larfst, SO nicht im sinn :o ... ich suche doch "ledilchg" historische eselsbrücken aus der geographie, mit denen sich seit generationen kinder flüsse und ihre lage einprägen ... aber vielleicht gibt es davon eben gar nicht so viele ... eine fast-eselsbrücke sei jedoch nicht vergessen, die uns der große von fallersleben 1841 gab und die heute gern mißverstanden wird:
Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt - Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!
... so, und nun hoffe ich doch darauf, daß jemand von euch noch die eine oder andere historische eselsbrücke zu flußnamen oder geographischen lagen allgemein aus dem gehirnskastel gräbt ...
... amarillen sei es freilich unbenommen, weiter die flüsse der welt zu besingen und zu verherrlichen ;) ... wenn sich der faden eben in diese richtung entwickelt, soll mir dies sehr recht sein ... ich harre gespannen der weiteren werke ...
München, Moskau, Malmö, Malle,
Malediven, Melbourne, Marl,
Quebec, Quickborn, Quitzow, Qualle,
Kuno, Katja, Kirsten, Karl.
Also ich finde, daß sich die geographischen Besonderheiten der Orte an diesem Vers sehr gut einprägen lassen. Und ich muß es ja wissen, immerhin war ich während meines Studiums schon als Stargeograph verschrieen.
Iserlohn, Irkutsk, Ibiza
liegen alle nah am Pol,
doch bei Pommes, Pils und Pizza
fühlt man sich auch dort recht wohl.
Ich habe hier noch einen Merkspruch aus der Wunderwelt der Chemie gefunden, der hat mir damals beim Notabitur das Leben gerettet:
Eisen, Neon, Kalk und Chrom,
Silber, Sauerstoff und Brom
reagieren nie mit Fluor,
das tun Gold und Nickel nuor.
Oder diesen hier:
Natrium plus Zinksulfid
bilden saures Trichlorid.
Löst Du dies in Lauge dann,
kriegst Du Lachgas und Mangan.
(Letzterer ist unentbehrlich für die Mangansynthese, zum Glück weiß ich das!)
Nicht direkt ein Merkspruch, aber geht in die richtige Richtung:
An de Alster, an de Elbe, an de Bill,
dor kann jeder eener moken wat he will
(Altes Hamburger Leed)
Ich habe auch noch etwas aus der Mathematik gefunden - mein absolutes Lieblingsfach zu Schulzeiten. Auch mein Lehrer war begirsten von meinem Talent und versprach mehrfach, meinen Namen höheren Orts nicht unerwohnen zu lassen:
Nie quadriere, Freund, das Pi,
Du weißt sehr wohl, das rächt sich;
klemmt die Gleichung, multipli-
ziere sie mit sechzig.
Aber immer wieder die Geographie, welche nahezu überirdische Schönheit doch in ihr und den ihr zugedachten Merkversen liegt...
Heimweh nach den Aleuten
läßt das Herz im Leib mir bluten,
aber völlig von der Rolle
komm' ich, denke ich an Zwolle.
Und erneut muss mal wieder ich einspringen, wenn Katakura nicht weiter weiß ;).
Die Reihenfolge der Ostfriesischen Inseln Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum (von Ost nach West) merkt man sich mit folgender Eselbrücke:
Welcher Seemann Liegt Bei Nelly Im Bett?
Die Westfriesischen Inseln Schiermonnikoog, Ameland, Terschelling, Vlieland und Texel (von Westen nach Osten) merkt man sich wie folgt:
Schiermonnikoog und Ameland,
am dichtesten am deutschen Strand.
Terschelling, Vlieland dann in Texel,
spätestens da in Gulden wechsel.
Siehe, Katakura, es ist sogar geriemen!
Du bist wahrhaftiglich begnadigt ;D
Obacht schleichgevurben:
Aus der schönen LP ,,Erfrischungen" (1980) von Stefan Stoppoks (http://www.stoppok.de/) Stender Band (gips immer noch hier (http://www.amazon.de/Erfrischungen-Stender-Band/dp/B0002ID3DG)):
Wenn ich an der Wupper schnupper
(M. Weigand/ T. Schneider/ S. Stoppok)
Wenn ich an der Wupper schnupper,
dann schlägt mein Magen Alarm;
wenn ich am Wasser der Lippe nippe, revoltiert mein Darm.
Als ich einst zum Baden in die Sieg stieg,
da kam ich mit 'nem Hautausschlag davon;
kürzlich trank ich ein Glas Wasser aus der Ruhr pur,
zwei Wochen lag ich auf der Intensiv-Station.
Ich steckte mein Bein in den Main rein,
und hatte Knochenfraß bis zum Knie;
bezahlte Killer werfen die Leute in die Iller,
die Opfer sterben gleich an Diphtherie.
Ein Malteser holte mich aus der Weser
und brachte mich mit viel Schweiß zurück ins Leben;
doch tauchte ich unter im Moder der Oder – ich sag euch –
würde ich als Engel zum Himmel schweben.
Ich fuhr mit dem Wagen übern Lech wech,
die Dämpfe fraßen mir unterm Arsch das Blech wech;
kerngesund ging ich baden in die Amper,
als ich wieder raus kam, war ich ein Todkranker.
Ich sage: Hey, Schatz, bleib weg von den Flüssen,
sonst wirst auch du bald ins Gras beißen müssen...
Mir fällt da eine flüssige Verszeile aus des Kleinen Arschlochs "Kein Lied für Greenpeace" ein:
"Ob Oder oder Neiße - mir wurscht, wo ich reinscheiße." :D
Zitat von: emmerdeur in 2007-05-11, 13:24:59
"Ob Oder oder Neiße - mir wurscht, wo ich reinscheiße." :D
Gemäß neüer deütscher Rechtschreibse heißt es aber jetzt in Trennschrieb:
"Ob Oder oder Neiße - mir wurscht, wo ich Rhein scheiße."
Panta Rhein
Zitat von: Agricola in 2007-05-11, 13:58:30
Zitat von: emmerdeur in 2007-05-11, 13:24:59
"Ob Oder oder Neiße - mir wurscht, wo ich reinscheiße." :D
Gemäß neüer deütscher Rechtschreibse heißt es aber jetzt in Trennschrieb:
"Ob Oder oder Neiße - mir wurscht, wo ich Rhein scheiße."
Panta Rhein
Wo soll denn der Panta rein? Etwa in den Käfig, hinter dessen tausend Stäben keine Welt ist? Welch grausames Schicksal!
Rilkefreunde verdienen einen Gruß:
Grüß Gott!
... heut' storlp ich über folgende historische eselsbrücke, die gleich zwei flüsse überbrückt:
Wo die Gera zur Unstrut fließt,
Gebesee gelegen ist.
... DAS ist doch mal wieder ein rechter merksatz, he? ... und nun müsst ihr wahrschieln alle auf der karte nachschaun, wo gebesee überhaupt gelegen ist ... geschieht euch recht! :P
Gebesee öre ich nur akzept, müchest Du ein Labenz draus. :D
Im Pleistozän der Bunzreplik, als noch Redner wie Strauß und Wehner ins Plenum bollen und man haftge Kontroversen um die Ostverträge ausfocht, wurde, vielleicht im Dunstkreis um Willy Brandt, dies schöne Verb geprugen: In die Oder neißen.
Heute kann ich Katakurae Sammlung wieder einmal einen ebenso amüsanten wie historischen Flüsse-Spruch hinzufügen, der mir dieser Tage unterkam:
Bei Spandau steht 'ne Warnungstafel,
da stürzt die Spree sich in die Havel.
Ich fulg Bertholds urschönem Phonetikknupf von neulich und einem weiteren, da erblak ich eine Weltkarte, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte: http://hctv.humnet.ucla.edu/departments/linguistics/VowelsandConsonants/maps/maps.html
Weiß jemand, wie man diese Art der Kugel-zu-Rechteck-Auswalzung nennt? Da gibt's doch diese kartografischen Fachtermini...
Ich vermute, es handelt sich um eine Zylinderprojektion (vielleicht um eine flächentreue), bei der nur nicht der Äquator als Mittellinie (und damit die Pole als oberer und unterer Rand) genommen wurde, sondern ein anderer Großkreis.
Zitat von: Kilian in 2007-10-31, 00:42:05
Weiß jemand, wie man diese Art der Kugel-zu-Rechteck-Auswalzung nennt? Da gibt's doch diese kartografischen Fachtermini...
Azimutalprojektionen
Zitat von: amarillo in 2007-10-31, 07:35:40
Zitat von: Kilian in 2007-10-31, 00:42:05
Weiß jemand, wie man diese Art der Kugel-zu-Rechteck-Auswalzung nennt? Da gibt's doch diese kartografischen Fachtermini...
Azimutalprojektionen
Nee, in diesem Fall nicht, glaube ich. Das sind welche, die von einem Berührungspunkt zwischen Kugel und Projektionsebene ausgehen. Die in dem Link gezeigte Projektion projiziert die Kugeloberfläche auf eine Zylinderoberfläche - dabei gibt es eine oder zwei Berührungslinien, in denen die Projektion unverzerrt ist - und rollt die Zylinderoberfläche anschließend auf eine Ebene ab. Zylinderprojektionen können insgesamt winkeltreu sein - was die gezeigte nicht ist - oder flächentreu, oder irgendein Kompromiss dazwischen.
Ich denke auch, daß das eine Zylinderprojektion ist, eine oblique. Ich will ein wenig umständlich erklären, was ich sehe:
Die hellblauen Linien sind alle 15 Längen- oder Breitengrade gezogen. Steht ein Betrachter (als Punkt; als Gestalt steht er parallel zur Zylinderhöhe) innen auf halber Höhe des Zylinders, dann neigt sich ihm die Erdachse am 0-Grad Meridian (Greenwich-Länge) um 45 Grad zu, somit steht die Erdachse am 180. Längengrad (bzw. nach einer Drehung - sagen wir, des Zylinders - um 180 Grad) um 45 Grad vom Betrachter weg (in einer Ebenen, die den Zylinder lotrecht schneidet - halbiert - und die Erdkugel entlang 0/180 Grad Länge halbiert). Hier liegt natürlich der Schnittpunkt des 45. Breitengrades auf b/2, der halben Höhe des Rechtecks.
Die senkrechten Linien (0/180Grad) sind in der Darstellung jeweils bei einem Viertel des Zylinderumfanges (= der Rechteckslänge a) eingezienchen.
Zitat von: Kilian in 2007-10-31, 00:42:05
Ich fulg Bertholds urschönem Phonetikknupf von neulich und einem weiteren, da erblak ich eine Weltkarte, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte: http://hctv.humnet.ucla.edu/departments/linguistics/VowelsandConsonants/maps/maps.html
Faszinierend! 8)
Zitat von: Berthold in 2007-10-31, 13:59:27
Ich denke auch, daß das eine Zylinderprojektion ist, eine oblique. Ich will ein wenig umständlich erklären, was ich sehe:
Die hellblauen Linien sind alle 15 Längen- oder Breitengrade gezogen. Steht ein Betrachter (als Punkt; als Gestalt steht er parallel zur Zylinderhöhe) innen auf halber Höhe des Zylinders, dann neigt sich ihm die Erdachse am 0-Grad Meridian (Greenwich-Länge) um 45 Grad zu, somit steht die Erdachse am 180. Längengrad (bzw. nach einer Drehung - sagen wir, des Zylinders - um 180 Grad) um 45 Grad vom Betrachter weg (in einer Ebenen, die den Zylinder lotrecht schneidet - halbiert - und die Erdkugel entlang 0/180 Grad Länge halbiert). Hier liegt natürlich der Schnittpunkt des 45. Breitengrades auf b/2, der halben Höhe des Rechtecks.
Die senkrechten Linien (0/180Grad) sind in der Darstellung jeweils bei einem Viertel des Zylinderumfanges (= der Rechteckslänge a) eingezienchen.
*Denkdenk* Ja, das leuchtet ein. Danke euch!
... um mal wieder auf das eigelnte thema dieses fadens zu kommen, habe ich eine vielleicht etwas blöde frage zu flüssen ...
... als mich jemand dieser tage beladogen korrigor, daß das flüßchen kocher nicht (wie von mir fälschlich angenommen) weilb, sondern malnn ist (tatsalch: DER kocher), fiel mir auf, dass die meisten (deutschen) flüsse weilb sind und es offensilcht nur vergleichweise wenige ausnahmen gibt, wo sie malnn sind (z.B. DER rhein, DER inn , DER main, DER kocher) ...
... hat jemand irgendeine ahnung, wieso das so ist? ... oder gibt es irgendeine regel, nach der sich das geschlecht der flüsse bestimmt? ... oder isses eben einfach so?
... erst nachdenken und googeln, dann fragen, katakura! ...
... im nachgang fand ich gerade eine zwiebelfischfischkolumne aus dem jahre 2005 mit einer lichtvollen erklur des phänomens; zu finden hier:
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,364172,00.html (http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,364172,00.html)