Im Mhd. wurde ein Satz in der Regel durch die heute nicht mehr gebraulchen Negationspartikel ne/en vernienen, die unmittelbar vor dem Verb auftoochen. Dies kekunn auf zwei Weisen passieren:
1.) proklitisch mit dem Verb verbunden:
nu enwelle got ,das möge Gott nicht zulassen'
ich enweiz ,ich weiß nicht'
2.) enklitisch mit dem vorhergehenden Wort verbunden:
erne kumt ,er kommt nicht'
Das ist schön und sesölle auch im Neutschen wieder so sein:
Das enmöge Gott zulassen.
Ich enweiß.
Erne kommt.
Im Mhd. wurde auch häufig noch ein zusaltzes niht dazugestollen, welches in Nhd. Die Standardnegation ist:
Erne kumt niht.
Umgangssprulch setzen auch wir heute gerne noch ein zusaltzes Ne an den Anfang des Satzes:
Ne, er kommt nicht.
Dieses Ne wandert jetzt im Neutschen quasi ein wenig weiter im Satz bis vor das Verb:
Erne kommt nicht.
Aber es kekünne durchaus noch davorne stehenbleiben, um der Vernien noch stärkeren Ausdruck zu verleihen:
Ne, erne kommt nicht.
(Wir schmeißen somit die erbsenzählerische Pedanterie des Nhd., die Negationen quasi mathematischen aufzufassen und paarweise gegeneinander aufzuheben zu wollen, über Bord – wie es ja in der Umgangssprache auch der Fall ist.)
Im Mhd. kekunnen dann noch verschiedene Negationsadverbien oder –pronomen dazutreten.
Negationsadverbien sind im Mhd.:
nie ,niemals'
niemer ,niemals'
niender(t) ,nirgendwo', ,absolut nicht'
niene ,absolut nicht'
niener ,nirgendwo', ,absolut nicht'
niergen(t) ,nirgendwo', ,absolut nicht'
Und Negationspronomina:
nehein/dehein ,kein'
nieman ,kein'
neweder/deweder ,keiner von beiden'
Im Nhd. Sind Negationsadverbien:
nie, niemals
nirgends, nirgendwo
nicht
Und Negationspronomina:
nichts
niemand
nirgendwas
nirgendwelche
nirgendwer
(Die letzten drei sind wohl standardspralch nicht ulb, werden aber umgangsspralch häufig verwandt.)
Da fällt doch was auf: Zu fast allen dieser Adverbien und Pronomina gibt es Antonyme (niemals – jemals, nie – je, nirgends – irgends, niemand – jemand), nur zu nicht und nichts nicht. Die gab's damals aber und hießen – oh, Wunder – icht und ichts. Diese gehören naturl auf wiedereingefiohren!
Umgangssprachlich hat sich zumindest icht glaubich noch erhalten – in Sätzen wie:
Der macht das echt.
So keine Zeit mehr. Morgen vielleicht noch ein paar mehr Ideen.
Unentspicht das mittelhochdeutsche en- dem neuhochdeutschen un-? Falls echt, öre ich eher für die moderne Lautung pläd, unwollen wir denn die gesamte mittelhochdeutsche Sprache wieder einführen. Ansonsten finde ich es eine sehr gute Idee, die zur Eleganz des Neutschen beiträgt!
Wenn ich mich recht entsinne, entstammt die Un-Vorsilbe einem verkorzenen und verschliffenen "ohn": ohnunterbrechen, ohngut, etc.
Was ne/en angeht, so wäre ich bei Verbindungen wie "erne" vorsichtig, da man unterscheiden muss zwischen:
Er kommt nicht. --> Er enkommt. / Er kommt nicht.
einerseits und andererseits
Nicht er kommt. (sondern ein anderer) --> Erne kommt.
Der Nachteil von "en" ist, dass es leicht mit "ent" verwolchsen wird, aber ichtsdestomehr enmissfällt mir dieser Vorschlag.
Zitat von: Agricola in 2008-12-10, 04:43:35
Unentspicht das mittelhochdeutsche en- dem neuhochdeutschen un-? Falls echt, öre ich eher für die moderne Lautung pläd, unwollen wir denn die gesamte mittelhochdeutsche Sprache wieder einführen.
Un- scheint sowohl aus
en-, und, wie Übertreiber richtig bemork, aus
ohn- hergelitten zu sein. Beides hat negierenden Charakter, also kann man
un- auch gelten lassen.
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-10, 09:12:29
Was ne/en angeht, so wäre ich bei Verbindungen wie "erne" vorsichtig, da man unterscheiden muss zwischen:
Er kommt nicht. --> Er enkommt. / Er kommt nicht.
einerseits und andererseits
Nicht er kommt. (sondern ein anderer) --> Erne kommt.
Das habe ichne nirgends noch so gelesen, aber wir können es ja genau so wie du es beschrieben hast benutzen.
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-10, 09:12:29
(...)
Der Nachteil von "en" ist, dass es leicht mit "ent" verwolchsen wird, aber (...)
Über die Verneinungspartikel ne (en, in, -n, n-) gäb's vielerlei abzuschreiben, wofür mir Zeit und Lust fehlt. Ebenso möcht ich da jetzt gar nix umherkritisieren. ('un-' war schon im Gotischen eine eigene ...) -
Irgendwo gibt's doch auch einen Verein der 'FreundInnen des Ö'. Damals, am Weissensee in Kärnten, als ich meine ersten Deutschinnen & Deutschen kennenlorn, fiel mir auf, daß es darunter welche gab, die 'nee', andere aber, die 'nöö' sugen.
'Ich nöliebe dich' oder auch 'Ichnö liebe dich' - stächen doch besonders hervor.
Beide Sätze, das schreib ich jetzt doch noch her, mienen zwar bei Herrn Martin Opitz, wohl auch bei Herrn Johann Christoph Gottsched und Herr Bastian Sick etwas anderes, nicht aber im Mhd. Da lese ich in §330 der Paulschen Grammatik:
'Die Hss wechseln zwischen Zusammenschreibung der Partikel mit dem folgenden Verbum, Zusammenschreibung mit dem voraufgehenden Wort und getrennter Schreibung. Auch innerhalb einer Hs. besteht in dieser Hinsicht kaum eine absolute Konsequenz. Die kritischen Ausgaben ändern nicht selten gegen die Überlieferung, sowohl in Hinsicht auf Zusammenschreibung oder Trennung als auch in Hinsicht auf die Gestalt der Partikel. indem sie z.B. aus metrischen Gründen den Vokal tilgen, vgl.:
'mirn kome mîn holder geselle, in hân der summerwünne niet' - Des Minnesangs Frühling, 1954: 3,23. (...) gegenüber anderswo:
'mir enkome'.
'Ichnö liebe dich' gibt dir also noch nicht die Gewißheit, daß da ein Mensch ist, der dich doch liebt. Zumindest im Mittelalter. Außerdem, bitte: Satznegation; nicht
Ich doch nicht.
Zitat von: Berthold in 2008-12-12, 14:14:39
Außerdem, bitte: Satznegation; nicht Ich doch nicht.
Mir fiel keine fernünftige Überschrift ein, erst hieß der Faden nur Negationen - aber da gips schon einen anderen, der so heißt. Und
Satznekatz verstünde wieder keiner.
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-12-12, 14:28:43
Zitat von: Berthold in 2008-12-12, 14:14:39
Außerdem, bitte: Satznegation; nicht Ich doch nicht.
Mir fiel keine fernünftige Überschrift ein, erst hieß der Faden nur Negationen - aber da gips schon einen anderen, der so heißt. Und Satznekatz verstünde wieder keiner.
Lieber Karsten! Gemach! Alles in Urnd! Ich mein doch eh, daß (die)
'Satznegation' rachgt ist. Das zum Schluß hieß doch nur, daß im Mhd. bei
Ich nöliebe dich und
Ichnö liebe dich wohl das gleiche muwurn/mawarn.
Ah so!
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-12-09, 17:54:34Im Mhd. wurde auch häufig noch ein zusaltzes niht dazugestollen, welches in Nhd. Die Standardnegation ist:
Erne kumt niht.
Dann ist das (http://verben.texttheater.de/forum/index.php?topic=267.msg36859#msg36859) also schon mindestens einmal geschehen... Sprachgeschichte wiederholt sich. ;)
Zitat von: Berthold in 2008-12-12, 14:14:39Irgendwo gibt's doch auch einen Verein der 'FreundInnen des Ö'.
http://www.rettet-dem-oe.de/
Unsere Ahnen negoren also im Grunde genau so wie die Franzosen - nur war das Deutsche schneller damit, die Verneinungsklitika über Bord zu werfen. Fraszinierend! Bin mal gespannt, ob das Neutsche sie tatsalch wieder reinholen und ob es ihrer freien klitischen Wanderschaft ein Ende machen wird, das Wirtswort fokussierend.
Zitat von: Kilian in 2008-12-12, 16:06:12
Zitat von: Berthold in 2008-12-12, 14:14:39Irgendwo gibt's doch auch einen Verein der 'FreundInnen des Ö'.
http://www.rettet-dem-oe.de/
Jöööh! Sö ist das! - Dört bekömm ich ja Mitleid mit dem o.
Mir fielen da gerade noch ein paar Pronomen auf, die auch eine Negation vertragen kekünnen:
irgendein - nirgendein
irgendjemand - nirgendjemand (beide umgangsspralch durchaus gebraulch)
vielleicht sogar: nirgendkein und nirgendniemand
jeder - nieder
jedweder - niedweder
jeglicher - nieglicher
jedermann - niedermann
einige - keinige
etliche - ketliche
etwas - ketwas
irgendetwas - nirgendetwas oder nirgendketwas
etwelche - ketwelche
Vielleicht auch:
einander - keinander
miteinander - mitkeinander
Da kann man richtig toll klingende Sätze mit bauen:
Die Königskinder ensesullen nicht niemals zukeinander finden können.
Er enließ sich nicht durch niedermann einschüchtern.
Exzellent! Ich biete noch nieweils an: "Für Studiengänge der Gruppen I und III ist nieweils keine gesonderte Bescheinigung erforderlich."
Oder, noch ausgeprogener:
Für Studiengänge der Gruppen I und III enist nicht nieweils keine gesonderte Bescheinigung erforderlich.
Und den niedlichen Kindern wären die jedlichen Erwachsenen beizugesellen.
Zitat von: Kilian in 2008-12-12, 17:51:25
"Für Studiengänge der Gruppen I und III ist nieweils keine gesonderte Bescheinigung erforderlich."
Harhar, jetzt ist es französisch!
Cela n'est necessaire jamais!Dies enist niemals nötig!Und "nicht" wird dann zum negativen Verstärker* oder Äquivalent zum "pas" degradoren.
Je ne chanterai pas!Ich enwerde nicht singen!
*Die negativen Verstärker nicht, nein, nee und nö betonen eine negative Aussage: "Das enist nicht so!", "Nein, ich engehe nicht!" Der positive Verstärker "doch" betont eine positive Aussage: "Das ist doch so!", "Doch, ich gehe essen!"
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-12, 18:06:44
Der positive Verstärker "doch" betont eine positive Aussage: "Das ist doch so!", "Doch, ich gehe essen!"[/size]
Und dann haben wir noch
icht, welches mit dem umgangsspralchen
echt synonym zu sein scheint. (Merkwürdig, über
icht - echt habe ich nichts im weltbreiten Spinnennetz enfunden ???)
Das ist doch echt so!
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-12-13, 20:57:43
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-12, 18:06:44
Der positive Verstärker "doch" betont eine positive Aussage: "Das ist doch so!", "Doch, ich gehe essen!"[/size]
Und dann haben wir noch icht, welches mit dem umgangsspralchen echt synonym zu sein scheint. (Merkwürdig, über icht - echt habe ich nichts im weltbreiten Spinnennetz enfunden ???)
Das ist doch echt so!
Iht önhat mit
echt nix zu tun.
Ich schreibe zunächst aus der Paulschen Mhd.-Grammatik ab:
'(§151, s. 181) 7. 'etwas'
a. Als Indefinitpron. für eine kleinere unbestimmte Menge von Dingen wird im Mhd. meistens
iht gebraucht. Nebenformen sind
ieht,
icht,
iet,
ît,
et.
iht geht auf ein Kompositum aus dem neutr. Subst. ahd.
wiht .Wesen, Ding; etwas' und dem Präfix
io- (
eo-) zurück (ahd.
iowiht). iht bedeutet also urspr. 'irgendein Wesen', dann auch 'irgend etwas Beliebiges'.
(...)'
Beim nhd.
Wicht (->
Wichtel,
Wichtelmann) hat sich die Bedoyt wohl eingenschronck und auch irgendwie pejoridingsbomsen; varharmlontz.
Herrn Walters (von der Vogelweide) großurgte Elegie beginnt so:
Owê war sint verswunden alliu mîniu jâr!
ist mir mîn leben getroumet, oder ist ez wâr?
daz ich je wânde ez wære, was daz allez iht?
dar nâch hân ich geslâfen und enweiz es niht.
'
echt Adj. (< 13. Jh.).' (aus dem 'KLUGE' abguschrimp): 'Aus dem Niederdeutschen (Da schau her! - B. J.) übernommen (mndd.
echte, mndl.
echte). Das Wort ist mit dem Wandel
ft zu
cht eine Entsprechung zu obd.
ehaft und kontrahiertem afr.
aft 'gesetzmäßig', besonders in
ehafte Not 'rechtmäßige Gründe für das Nicht-Erscheinen vor Gericht'. Älter ist ahd.
ēohaft 'der Sitte (Ehe, s.d. - dort schau ich aber jetzt nimmer nach. - B. J.) entsprechend, fromm'. (...)
Leider hab ich da beim Thema
Satznackutz ein paar Sachen golens (
verschlimpfes 'ohn-' etc.'), die - so mein halt ich, ohne daß ich nun jeweils Zeit für eine Kurrichts hätte - dem Typus des
Bildbandconaisseurs (Leitet sich vom
C. unser Kneisser (= Kenner; einer, der's bugrimpf hat) ab?) von Werken der bildenden Kunst auf sprachlichem Gebiet den Typus des
Googlinguisten beigesellen. (Das ist auch, durch passende Ände, auf Frauen zu beziehen.) Gottlob ist's ja
Para-, Trara- oder
Plagiolinguistik!
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-12, 18:06:44
(...) Der positive Verstärker "doch" betont eine positive Aussage: "Das ist doch so!", "Doch, ich gehe essen!"
Vielleicht, vielleicht sogar anscheinend - sind wir da ja eh der gleichen Moyn.
Ich schriebe hier eher, daß 'doch' eine positive Aussage
verteidigt, sogar bei aussichtslosem Stand einer Diskussion. Beispiel ist das legendäre "Und sie bewegt sich doch" Galileis. Viel stärker wäre da der einfache,
erganzlose Satz 'Die Erde umkreist die Sonne.' ZACK! PUMM!
Bei 'Doch, ich gehe essen!' sprach ja auch schon vorher jemand ein, z.B.: "Denk an deine Diät! Schon zum Frühstück warst du ein Übertreiber und hast drei
halve Hahn virschnulck!"
Aber, wie guschrimp, glaub ich, daß wir in dieser Kause - Du mit
betont, ich mit
verteidigt - eh das Gleiche meinen.
'Hau!' schriebe ich somit auf Lakota, während eine Frau 'Han!' schriebe.
Frank hat von Klaus gehört, dass er nun zu der Verabredung morgen doch nicht kommen kann — inzwischen meint Klaus allerdings, dass der Hinderungsgrund wegfällt. Klaus ruft an.
K. ... Morgen sehen wir uns dann.
F. Geht es nicht doch nicht?
K. Nein, es geht doch nicht doch nicht.
Falls sich K. aber nun plötzlich erinnert, dass er aus einem ganz anderen Grund sowieso nicht kommen kann, verläuft das Gespräch so:
K. ... Morgen sehen wir uns dann.
F. Geht es nicht doch nicht?
K. Ach doch, es geht ja doch doch nicht.
Zitat von: Berthold in 2008-12-17, 17:13:22
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-12, 18:06:44
(...) Der positive Verstärker "doch" betont eine positive Aussage: "Das ist doch so!", "Doch, ich gehe essen!"
Vielleicht, vielleicht sogar anscheinend - sind wir da ja eh der gleichen Moyn.
Ich schriebe hier eher, daß 'doch' eine positive Aussage verteidigt, sogar bei aussichtslosem Stand einer Diskussion. Beispiel ist das legendäre "Und sie dreht sich doch" Galileis. Viel stärker wäre da der einfache, erganzlose Satz 'Die Erde dreht sich um die Sonne.' ZACK! PUMM!
Es gibt auch noch das andere, unbetonte
doch, das eher mit Frage- denn mit Ausrufezeichen zusammen auftritt:
Das ist doch so?,
Du hast die Katze doch gefüttert?. Und dann das ebenfalls unbetonte
doch, das nicht direkt widerspricht, sondern einen Nebenschauplatz der Meinungskämpfe aufmacht:
Das Kleid würde dir gut stehen. - Nie im Leben, das ist doch überhaupt nicht meine Farbe.
Zitat von: Kilian in 2008-12-17, 20:37:10Es gibt auch noch das andere, unbetonte doch, das eher mit Frage- denn mit Ausrufezeichen zusammen auftritt:
Es ist halt man Stil, bestimmte mir aufgefallen seiende Dinge als feste Postulate zu formulieren. :D Wirklichkeit schein eher zu sein, dass es einen bestimmten "positiven Verstärker" im Deutschen nicht gibt. Als Verteidiger halten "doch" und "aber" hin, einfach positive Aussagen werden manchesmal mit "etw. tun" betont:
Er tut schwimmen!Die Grenze zwischen Verteidigung und Betonung verschwimmt dadurch, dass es im Normalfalle keinen Grund gibt, eine Aussage zu betonen, solange niemand widerspricht. Auch die negativ verstorkenen Aussagen lassen sich eher als Widersprüche zu einer vorhergenden Aussage verstehen. Daher scheinen Betonung und Verteidigung bzw. Betonung und Widerspruch einander zu bedingen.
Zitat von: Kilian in 2008-12-17, 20:37:10
Es gibt auch noch das andere, unbetonte doch, das eher mit Frage- denn mit Ausrufezeichen zusammen auftritt: Das ist doch so?, Du hast die Katze doch gefüttert?. Und dann das ebenfalls unbetonte doch, das nicht direkt widerspricht, sondern einen Nebenschauplatz der Meinungskämpfe aufmacht: Das Kleid würde dir gut stehen. - Nie im Leben, das ist doch überhaupt nicht meine Farbe.
a) Dann gibt's da noch so ein liebes 'Du bist mir doch ein Schlankel, du!'
b) Als Schäf der 'Gesellschaft zur ...', lieber Kilian, darfst Du (hier) einfach nicht 'Das Kleid würde dir gut stehen' schreiben. JedeR andere vielleicht, aber nicht Du! Doch halt, - ob das jetzt
stände,
stünde oder gar
stönde heißt (
stinge??), wüßte ich, nach der Diskussion von noychl, nicht mehr zu sagen. Vielleicht hülfe (hälfe/hölfe) gar die Verlogensform 'stinde'? Wenn sich jemand ganz unsicher ist, was ihm denn nun warchlk steht. Der 'Konjunktiv der Beklamm' oder wie auch immer.
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-18, 09:05:38
Es ist halt man Stil, bestimmte mir aufgefallen seiende Dinge als feste Postulate zu formulieren. (...)
Der Beiselquiz gestern Abend, hochgeschnotzer Übertreiber, rang anst. Nicht nur die 'Schwestern Borgia' (wie ich das Team 'Purple Haze' nenne) blusen uns ins Winkerl.
Ich bin daher unausgaschlampf - und frug mich 'Wie kann jemand Postulate - und feste noch dazu - formulieren ohne vorher Ulate aufgestnoll zu haben?
Es gibt ja das ja, das ja auch ja-Aussagen zusätzlich bejat.
(Warum schreibt man eigentlich bejahen mit h? Solche Einführungen tuhen wir doch auch mit andern Wörtern nicht tuhen?)
Das h tritt gern dazwischen, wenn auf einen Monophthong ein Schwa folgt. Deswegen haben wir auch benediehe zum Konjunktiv II von benedeien erkoren, fröhe zu dem von freuen und so weiter - und nicht benediee, fröe...
Ich habe zwar mittels Suchfunktion ungefähr herausgefunden, was Schwa bedeutet. Woher kommt aber das Wort?
Hab mich auch etwas schlaugemachen. "Schwa" kommt aus dem Hebrä'schen und hieß ursprünglich so viel wie "Null". Das Schwa-Zeichen stand ursprulng entweder für eben jenen Schwa-Laut Ə oder für das völlige Fehlen eines Vokals (deswegen Null); das Schwa neigt nahlm aufgrund seines neutralen Klanges besonders häufig zum Wegfall. ("Ich hab", statt "Ich habe"; "at'men" und "öff'nen" obwohl "At
em" und "off
en")
Der zielm sublime Witz an der Beziech "Schwa" ist, dass genau dieses Wort die starke Tendenz des Schwas zum Wegfalle zeigt, denn eigelnt memüsse es "Schewa" ausgesprochen werden.
Zitat von: Berthold in 2008-12-18, 11:14:15und frug mich 'Wie kann jemand Postulate - und feste noch dazu - formulieren ohne vorher Ulate aufgestnoll zu haben?
Ganz einfach - als ich die Prä-Ulate aufstull, hor mir niemand zu, da versoch ich es mit Ulaten, S-Latten und T-Latten garnicht und miech mich sogleich an das nachfolgende. ;D
Zitat von: Berthold in 2008-12-18, 10:27:55
b) Als Schäf der 'Gesellschaft zur ...', lieber Kilian, darfst Du (hier) einfach nicht 'Das Kleid würde dir gut stehen' schreiben. JedeR andere vielleicht, aber nicht Du! Doch halt, - ob das jetzt stände, stünde oder gar stönde heißt (stinge??), wüßte ich, nach der Diskussion von noychl, nicht mehr zu sagen. Vielleicht hülfe (hälfe/hölfe) gar die Verlogensform 'stinde'?
Da in beiden Fällen die 3. Person Singular etwas täte, schlüge ich "stünde" und "hülfe" vor, verwiegre jedoch jeden Anspruch/Ansprüche auf Richtiké, da ich mir solches schon oft genug anmäße, angemessen hätte und anmessen würde.
Zitat von: Berthold in 2008-12-18, 10:27:55
b) Als Schäf der 'Gesellschaft zur ...', lieber Kilian, darfst Du (hier) einfach nicht 'Das Kleid würde dir gut stehen' schreiben. JedeR andere vielleicht, aber nicht Du! Doch halt, - ob das jetzt stände, stünde oder gar stönde heißt (stinge??), wüßte ich, nach der Diskussion von noychl, nicht mehr zu sagen. Vielleicht hülfe (hälfe/hölfe) gar die Verlogensform 'stinde'? Wenn sich jemand ganz unsicher ist, was ihm denn nun warchlk steht. Der 'Konjunktiv der Beklamm' oder wie auch immer.
Verstehe ich nicht ganz; handelt es sich in 'das Kleid würde Dir gut stehem' nicht um den Konj.II des Futur-Hilsverbs 'werden'? Dann ist 'würde' doch korrekt, da die so angesprochen Person das Kleid ja noch gar nicht trägt. ???
Zitat von: amarillo in 2008-12-19, 09:12:10
Zitat von: Berthold in 2008-12-18, 10:27:55
(...)
b) Als Schäf der 'Gesellschaft zur ...', lieber Kilian, darfst Du (hier) einfach nicht 'Das Kleid würde dir gut stehen' schreiben. (...)
Verstehe ich nicht ganz; handelt es sich in 'das Kleid würde Dir gut stehem' nicht um den Konj.II des Futur-Hilsverbs 'werden'? Dann ist 'würde' doch korrekt, da die so angesprochen Person das Kleid ja noch gar nicht trägt. ???
Lieber amarillo!
Das hab ich mir, Hand aufs Herz, auch überlogen. Ich schwonk da gleichfalls hin und her.
Dann aber dachte ich, das der simple Sachverhalt
'aber du hast es eben noch nicht anprommor' gar keinen Konjunktiv II des Futur-Hilfsverbs benötigt. Sätze wie
'Das Kleid steht dir sicher gut' oder
'das Kleid wird dir sicher gut stehen' reichen da aus.
Ich glaube, daß hier ein Nebensatz (wohl Konditionalsatz) unterdrückt wird, in dem der (oder die) die Kleiderkäuferin (die das halt tun will, mein Gott, dieses Schriftdeutsch!) Beratende einen Meinungskonflikt annimmt oder erwartet. Etwa in der Art
'wenn du dich nicht immer auf 100% Schurwolle kaprizörst' oder
'wenn du einmal etwas Knallrotes, statt immer nur etwas Graues trügest' oder
'wenn du nicht dauernd jeden Groschen, pardon, Cent dreimal umdröhest, bevor du ihn ausgibst.'
Zitat von: amarillo in 2008-12-19, 09:12:10Verstehe ich nicht ganz; handelt es sich in 'das Kleid würde Dir gut stehem' nicht um den Konj.II des Futur-Hilsverbs 'werden'?
Kann man so sehen, dann hätte man einen Konjunktiv Futur. Der Germanist meines Vertrauens nennt diese Form hier (http://verben.texttheater.de/forum/index.php?topic=143.msg2268#msg2268) allerdings Konditional und weist glaubich darauf hin, dass das Deutsche im Gebrauch von Konjunktiv II und Konditional keinen großen Unterschied kennt - es ist m.E. nur eine Frage des Stils und der verfügbaren eindeutigen Konjunktivformen (auch wenn das Wunschdenken mancher Altphilologen Latein- und Griechischschülern weismachen will, der Konjunktiv sei für den Bedingungssatz und das Konditional für... äh... den anderen Satz der Potentialiskonstruktion (http://verben.texttheater.de/forum/index.php?topic=143.msg2268#msg2268) da). Die Haefs-GSV (http://verben.texttheater.de/Galerie_(Verben)#Gisbert_Haefs:_Und_oben_sitzt_ein_Rabe) bekennt sich mit ihrem Banner "Das 'würde' des Menschen sei antastbar" zum Konjunktiv, was einen großen Teil der Motivation fürs Verbenstärken ausmacht, denn bei schwachen Verben gleicht der Konjunktiv II dem Präteritum:
Wenn er da wäre, tanzte er klingt bescheuert, daher weicht das Deutsche auf
Wenn er da wäre, würde er tanzen aus, das Neutsche aber auf
Wenn er da wäre, tünze er. Womit wir wieder bei deiner Kritik wären, Berthold: Stimmt schon, aber! das war doch nur ein Beispielsatz, den ich einem fiktiven Starkverbmuggel in den Mund laach.
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-19, 08:52:52
Zitat von: Berthold in 2008-12-18, 11:14:15und frug mich 'Wie kann jemand Postulate - und feste noch dazu - formulieren ohne vorher Ulate aufgestnoll zu haben?
Ganz einfach - als ich die Prä-Ulate aufstull, hor mir niemand zu, da versoch ich es mit Ulaten, S-Latten und T-Latten garnicht und miech mich sogleich an das nachfolgende. ;D
Lieber Übertreiber!
Ich dachte bei den 'Ulaten' ja an 'ululare' -
heulen. Stoll mir dabei, z.B., so alte Professers vor, die ihre oft recht fadenscheinigen Ansichten (eben jene Ulate ->) in die Hörsäle hineinbrüllen, als gehoren sie, die 'fessers, nicht die Säle, dem berühmtesten Wiener Beiselquizteam an, namchl
生龍活虎Wir haben giunbriull.
Da Du ein blitzgescheiter Mensch bist, brauche ich Dir das Bisserl Chinesisch wägnstens nicht zu übersetzen; notfalls frägst du halt, da der caru hier justament nix mehr schreibt, den Agricola.
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-19, 08:52:52
Hab mich auch etwas schlaugemachen. "Schwa" kommt aus dem Hebrä'schen und hieß ursprünglich so viel wie "Null". Das Schwa-Zeichen stand ursprulng entweder für eben jenen Schwa-Laut Ə oder für das völlige Fehlen eines Vokals (deswegen Null); das Schwa neigt nahlm aufgrund seines neutralen Klanges besonders häufig zum Wegfall. ("Ich hab", statt "Ich habe"; "at'men" und "öff'nen" obwohl "Atem" und "offen")
Der zielm sublime Witz an der Beziech "Schwa" ist, dass genau dieses Wort die starke Tendenz des Schwas zum Wegfalle zeigt, denn eigelnt memüsse es "Schewa" ausgesprochen werden.
Danke für die Aufklur! :)
Ich war gar nicht auf die Idee gekommen zu googlen, weil ich "Schwa" für Neutsch hielt ...
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-12-13, 20:57:43
Und dann haben wir noch icht, welches mit dem umgangsspralchen echt synonym zu sein scheint.
icht ist natürlich auch in be
ichten enthalten. Das Wort entspricht in der Wortbildung genau dem be
jahen. Auch die Bedeutung lässt sich so herleiten:
Er beocht: Ich habe das (icht!) getan. Diese zweifelsfreie Wortungetümologie wurde bisher bei der Sturk dieses Verbi nicht hinreichend berücksichtigt. Ich schlage daher als alternative Sturk vor:
beichten, beocht, beöchte, beochten
Selbstverständlich sind die mit bei- beginnen Formen auch nicht diphthongisch zu lesen.
Zitat von: Berthold in 2008-12-19, 13:22:46
生龍活虎
Wir haben giunbriull.
Da Du ein blitzgescheiter Mensch bist, brauche ich Dir das Bisserl Chinesisch wägnstens nicht zu übersetzen; notfalls frägst du halt, da der caru hier justament nix mehr schreibt, den Agricola.
Agricolaaaaa? Wat heißt'n das daaa? Mein Chinesisch ist nur unerhelb besser als mein Suaheli, ih weiß nur, dass "Geh sterben!" so ahln klingt wie das deustche "Tschüssi".
Also wörtlich wohl "Lebt Drache, lebt Tiger". Leider habe ich vom Chinesischen auch höchstens einen ganz blassen Schimmer ... Wahrscheinlich ist es ein Glückwunsch, der ungefähr bedeutet "Ich wünsche Dir die Lebenskraft eines Drachen und eines Tigers".
Mit der Kenntnis lässt sich bei anderen Chinesischkundigen nachfragen, danke fein. :D