Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Neue Ideen => Thema gestartet von: Kilian in 2010-08-23, 01:21:39

Titel: Verbung
Beitrag von: Kilian in 2010-08-23, 01:21:39
In diesem Faden soll es um Möglichkeiten gehen, Dinge so verblich wie möglich zu formulieren und die Omnipräsenz von Allerweltsverben wie haben oder geben in deutschen Sätzen etwas zu beschränken. Dies gelingt durch die Verbung von Substantiven und Adjektiven.

Etwa statt: es gibt hier viele Menschen besser: es menscht hier stark.

Oder statt: gib mir ein Knoppers! besser: knoppere mich!

Oder, wie jüngst stromschriftlich von Boris Paluch vorgeschlagen, statt: es ist mir egal besser: es egalt mich.

Weitere Beispiele oder die Zurechtweisung, dass wir das Thema längst mal hatten (es ist mal wieder so ein Kandidat...) nehme ich huldvoll entgegen. ;D
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: Übertreiber in 2010-08-23, 23:29:39
Statt: Wo wir hingehen, ist mir gleich.
Besser: Wo wir hingehen, gleicht mir.

Statt: Glas ist im Allgemeinen durchsichtig.
Besser: Glas durchsie Giebt es schon irgend einen Ipsiv zu "sehen"? Falls nicht, schlage ich hiermit "siehen" (anna log: liegen/legen) vor Glas durchsieht Das ist überhaupt nicht besser, vielleicht ist "sichen" besser Glas durchsicht im Allgemeinen.

Ein Verbenstärkateur hat's halt nicht leicht.
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: Homer in 2010-08-23, 23:44:51
Zitat von: Übertreiber in 2010-08-23, 23:29:39
Statt: Glas ist im Allgemeinen durchsichtig.
Besser: Glas durchsie Giebt es schon irgend einen Ipsiv zu "sehen"?
Wiele es nicht so lang, ich süge: "scheinen".
Zitat
Ein Verbenstärkateur hat's halt nicht leicht.
Oder: Einem Verbenstärkateur lichtt [3. Sg. von leichten] es halt nicht.
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: Übertreiber in 2010-08-26, 19:47:47
Zitat von: Homer in 2010-08-23, 23:44:51
Zitat von: Übertreiber in 2010-08-23, 23:29:39
Statt: Glas ist im Allgemeinen durchsichtig.
Besser: Glas durchsie Giebt es schon irgend einen Ipsiv zu "sehen"?
Wiele es nicht so lang, ich süge: "scheinen".
Zitat
Ein Verbenstärkateur hat's halt nicht leicht.
Oder: Einem Verbenstärkateur lichtt [3. Sg. von leichten] es halt nicht.

Ich gebe zu, das wahrt und richtigt. :D
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: Kilian in 2010-08-28, 13:45:24
Auf der PerVers XI (http://verben.texttheater.de/forum/index.php?topic=2806.0), gestern Nacht vorm Essener Sailor's Pub, oren wir die Verbung (Vurb?) der Ausdrücke Heia machen, Pipi machen, Kaka machen und Aa machen diskuss. Die Substantivstämme in diesen Ausdrücken enden auf Vokale. Konsonantische Verbstämme dranzupacken (du heiast, er pipit, gekakat), klingt ganz passabel, aber Verbformen mit Schwa-Ünden (aaen, ich heiae, wir pipien) klängen doof. Das schreit nach kaudalen Konsonanten!

Pipi beginnt mit dem bilabialen Plosiv [p], das Verb dazu bekommt also ein bilabiales kaudales Konsonantenpaar (Nasal+Plosiv): pipimpen.

Kaka beginnt mit dem velaren Plosiv [k], das Verb dazu bekommt also ein velares kaudales Konsonantepaar: kakanken.

Heia beginnt mit dem glottalen Frikativ [h], Aa mit dem glottalen Plosiv [ʔ] (der geheimnisvolle Glottisverschlusslaut, der im Deutschen nicht geschrieben wird), die Verben dazu bekommen also beide ein glottales Konsonantenpaar. Da es keinen glottalen Nasal gibt, nehmen wir stattdessen einen Frikativ ([h]) und erhalten [ˈhaɪ̯ahʔən] und [ˈʔaʔahʔən], was man natürlich irgendwie schreiben muss, z.B. heiah'en und aah'en. Damit häben wir gleich zwei Neuheiten in die deutsche Aussprache eingefohren: [h] im Auslaut und [ʔ] als Phonem. Klingt etwas arabisch.
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: Übertreiber in 2010-08-30, 17:55:22
Nicht zu vergessen, dass man von Nationalitätsadjektiven (deutsch, englisch, etc.) auf -verben umsteigen muss.
deutschen – deutscht – diatsch – diätsche – deutsche! – gediutschen
europäieren – äiert europ – äar europ – ääre europ – äiere europ! – europgeäoren
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: amarillo in 2010-08-30, 18:13:27
teita gehen > teitah'en > teitóh > teitöhe > teiti! > tei geh'oën
gassi gehen > gassigen > gassug > gassüge > gassig(e)! > gassegen (der kleine oder größere Racker schlösse sich als direktes Objekt an)
voran machen > vorannen > voronn > vorönne > vorinn! > voronnen
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: VerbOrg in 2010-08-30, 18:23:57
Zitat von: amarillo in 2010-08-30, 18:13:27
teita gehen > teitah'en > teitóh > teitöhe > teiti! > teit geh'oën
Diese Redewendung ist mir Nordlicht nicht bekonnen.
Bitte erkläre Dich, oh größter aller Duchtfürsten, die Heisingen je gesehen hat.
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: amarillo in 2010-08-30, 18:29:26
Einen Spaziergang machen im Kleinkindjargon
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: VerbOrg in 2010-08-30, 18:33:43
Dank der Aufklur.

Wie hatten doch auch noch heia machen. Hat jemand noch im Koppe, wie das genau ging? (Ich meine jetzt nicht "Augen zu und wegschnarchen", sondern die Konjugation - ich habe nicht mitstenogrammoren)
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: Übertreiber in 2010-08-30, 18:51:58
Zitat von: VerbOrg in 2010-08-30, 18:33:43
Wie hatten doch auch noch heia machen. Hat jemand noch im Koppe, wie das genau ging? (Ich meine jetzt nicht "Augen zu und wegschnarchen", sondern die Konjugation - ich habe nicht mitstenogrammoren)
Nun, Kilian kam mir zuvor:
Zitat von: Kilian in 2010-08-28, 13:45:24
Heia beginnt mit dem glottalen Frikativ [h], Aa mit dem glottalen Plosiv [ʔ] [...], die Verben dazu bekommen also beide ein glottales Konsonantenpaar. Da es keinen glottalen Nasal gibt, nehmen wir stattdessen einen Frikativ ([h]) und erhalten [ˈhaɪ̯ahʔən] und [ˈʔaʔahʔən], was man natürlich irgendwie schreiben muss, z.B. heiah'en und aah'en. Damit häben wir gleich zwei Neuheiten in die deutsche Aussprache eingefohren: [h] im Auslaut und [ʔ] als Phonem. Klingt etwas arabisch.
Das gelbe Töfftöffbuch (Behälter des Protokolls der XI. PerVers, A. d. Ü.) enthält eine kaudallose Variante:
heiachen – heiacht – heioch – heiöche – heiache! – geheiochen
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: Kilian in 2011-08-17, 08:59:08
Es ist ja nicht auszuhalten, wenn ein komponorenes Substantiv mit einem Kopf, der von einem Verb abgelitten ist oder von dem es ein abgelittenes Verb gibt, mit einem semantisch blassen Verb zu einer Verbalphrase verschroben wird, wie in einen Sonnenbrand kriegen oder im Rechtsstreit mit seinen Nachbarn liegen. So ein Nominalstil! Das geht auch verbiger und knackiger, komponorene Verben wie sonnenverbrennen und rechtsstreiten gehören hier kreoren:

Ich bin auf der Radtour sonnenverbrannt.

Wir rechtsstreiten zur Zeit mit unseren Nachbarn.
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: Nonymest in 2011-08-17, 10:18:58
Über ihn wurde geurteilt, da er strafgetan, also straftatbestehend gehandelt hatte.
So wird endlich nicht nur nominal rechtsbegriffen, auch wenn das kaum mehr schönert.
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: student in 2011-08-17, 14:15:30
Hast du dich für die neue Wohnung entschieden?
Ja, ich habe sie gestern mietvertragen.
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: Nonymest in 2011-08-17, 16:59:40
Böte es sich nicht an, dort wo dies molgt, so zu verben, wie es das bereits, gefolssen hinter einem Vorwuchs, tut? Sodass die Schöne schönert und der Slum slumt.  Störende Anden kekünnen außerdem partikeln: " Genügt das Bier? - Ja, es reicht lich"
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: amarillo in 2011-08-17, 19:20:48
Was für ein Wetter, wenn es nicht so hagelstörme, kekünne man fast liegewiesen.
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: empgodot in 2011-08-18, 12:43:32
Auf Liegewiesen ist gut wieseliegen.
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: Wieselagerer in 2011-08-18, 16:36:02
Gefühlte Chancen können trügen:
Man sollte wissen, wieseliegen.
Titel: Re: Verbung
Beitrag von: caru in 2011-08-18, 21:38:03
Ist auf den Hochsitz man gestiegen,
erkennt man, wo die Wiesel liegen.

Das Huhn spaziert durch Wälder gerne,
doch wieseligen bleibt es ferne.