Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Sprache => Thema gestartet von: Thorsten Hanisch in 2012-09-17, 00:23:38

Titel: Mediävistik - Frage
Beitrag von: Thorsten Hanisch in 2012-09-17, 00:23:38
Hi!

Ich hätte eine Frage:

Aus welchen Sprachgebieten des Deutschen sind folgende Zeilen zuzuordnen:

a) Fadar ûsa.../thu bist an them hôhon himila rîkea...
b) Fater unser, du pist in himilum. Kauuihit si namo din...

a) müsste aus dem Niederdeutschen stammen und b) aus dem Oberdeutschen, oder?

Wichtig wäre mir eine Begründung - ich komm nicht so recht drauf, wieso, ausser dass sich in a) keine Anzeichen der 2. LV finden und in b) Noch nicht diphthongiert wurde

Titel: Re: Mediävistik - Frage
Beitrag von: Berthold in 2012-09-17, 17:11:51
Na, da bezöge ich mich doch gleich (auch) auf die Dentale:
Fadar (bzw. sogar fathar) unsar - gegenüber Fater unser
Zweite bzw. Hochdeutsche Lautverschiebung
(Germanisch → Althochdeutsch)
niederfränkisch: vader → oberdeutsch: Vater
UND
thu bist - gegenüber du pist.
Das "th" wäre wohl sogar ein "ti-ejdsch", wie derlei ja auch im Hildebrandslied vorkommt.
englisch: thorn, thistle, through, brother → deutsches Dialekt"kontinuum": Dorn, Distel, durch, Bruder

Noch bekanntere Dialektgrenzen sind die Benrather Linie oder auch maken-machen-Linie, sowie - davon im Verlauf z.T. zu unterscheiden - die Uerdinger Linie oder ik-ich-Linie.
Die Speyerer Linie ist die Appel-Apfel-Linie.
Bekannt sind auch die Dorp-Dorf-Linie und die dat-das-Linie
Siehe auch "Rheinischer Fächer":
http://www.rheinische-landeskunde.lvr.de/sprache/tonarchiv/dialektaufnahmen/3fc624aa-f767-4094-bfe3-87164e7689cd.htm

Wäre nachtlur gut, wenn ein Kenner vom Kaliber eines Mr.Magoo solch Geschripsel (ich meine das meine) bestittöge oder verwürfe ...
Titel: Re: Mediävistik - Frage
Beitrag von: Hildebrand in 2013-08-14, 08:56:45
Kann mir jemand sagen, in welchen Worten die 2.Lautverschiebung im Hildebrandslied deutlich wird?