Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Sprache => Thema gestartet von: Ezilopp in 2006-02-27, 15:49:15

Titel: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Ezilopp in 2006-02-27, 15:49:15
Diesmal ein genitivus absolutus:
Er aber sagt: "Margherita" und sagt es nicht nur auf der Bühne der Chronik, auf der er jugendlichen Wesens agiert, er sagt es als ausgedienter Graubart, auf dem Sofa des Hotelzimmers ruhend.

Aus: Franz Werfel: "Verdi - Roman der Oper"
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Günter Gans in 2006-10-04, 21:46:22
Ei, da verschuf uns der Karsten ja einen schönen externen Erfolg (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?topic=224.135#137)!

Und zugleich einen Fall für die Genitivliste (oder doch eher für "foll daneben"?) - ich iere die Rheinische Post zit:

"...mussten sich die ... Zuschauer ... mit der musikalischen Einlage der 'Pattshites' begnügen und ihrer zwei Zugaben..."

Sich begnügen mit Genitiv hatten wir noch nicht, oder?  :D

Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2006-10-05, 01:45:12
Ge-ni-al! Denn der Genitiv ist auch bei den Grimms belegt: "das volk begnügte sich nicht müszigen zuschauens. BECKERS weltg. 12, 137." Tobias Krell hat also raffiniert beide Valenzstrukturen des Verbs miteinander kombinoren, das muss man sich erst mal trauen. Wenn wir diese Institution hätten, hülge es jetzt eine Ehrenmitgliedschaft.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-10-22, 20:34:04
In Bruno Betckes "Deutschem Sprachratgeber" fand ich folgende Genitivphrase:

Sich Rats erholen.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: VerbOrg in 2006-10-22, 20:36:02
Mancher Räte muss man sich also erst erholen.
Na ja, wenn eines guten Freundes Bruder mal wieder Räte von Muttern ertielen bekommt, dann sieht er hinterher wirlk immer fix und alle aus.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: caru in 2006-10-22, 20:51:00
noch was, aus dem guten alten kanzleideutsch:

Ich erwartete, über die entworfenen Beliebungen einen ausführlichen Bericht zu meiner Genehmigung zu erhalten, und würde, wenn eine gleiche abseiten eines wohllöblichen Magistrats erfolgt sein würde, darauf bestanden sein, daß das ganze Vorhaben einer Durchlauchtigsten Statthalterschaft einberichtet und höhere Sanktion erbeten worden wäre.

August von Hennings (http://www.zum.de/Faecher/D/SH/henning2.htm)


(beachte auch das "würde darauf bestanden sein"!)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-10-22, 20:58:55
Zitat von: Kilian in 2006-10-05, 01:45:12
Ge-ni-al! Denn der Genitiv ist auch bei den Grimms belegt: "das volk begnügte sich nicht müszigen zuschauens. BECKERS weltg. 12, 137." Tobias Krell hat also raffiniert beide Valenzstrukturen des Verbs miteinander kombinoren, das muss man sich erst mal trauen. Wenn wir diese Institution hätten, hülge es jetzt eine Ehrenmitgliedschaft.

Ich habe soeben der Rheinischen Post die molge Ehrenmitglitsch Herrn Krells mitgetielen.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2006-10-29, 16:45:07
Das fehlt wohl noch in des Genitivs Liste:

Entsprechend seines Namens kostet das Sprechgerät eine Million Dollar.
(Heute im MIAL.)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Günter Gans in 2006-12-19, 21:32:26
leben: "Er, der immer nur der Aktivität gelebt hatte, ... ohne seiner eigenen Person zu achten, wurde das wunderliche Gefühl nicht los, als wechselte die Szene jetzt in sein Ich hinüber."

(Antoine de St. Exupéry: Nachtflug, dem Übersetzer Hans Reisiger zu danken, S. Fischer Verlag 1951)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: caru in 2006-12-19, 23:35:31
das ist aber ein dativ :-\
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Günter Gans in 2006-12-21, 06:49:48
  +++  Spielen Sie mit!  + + +  Große Jahresendverlosung!  + + +  Tolle Preise winken!  + + +


Die richtige Antwort lautet (bitte ankreuzen):

O  Bis zum physikalischen Beweis des Gegenteils is dittn Genitiv.
O  Kann man sich aussuchen (seauveaulle als auch).
O  Öchel, ist dessen wirlk so? Schade. Könnsemasehn, wie weich die Gänsebirne geworden ist, verwilchst des Genitivs mit dem Dativ, dzdzdz.

Unter allen Einsendern verlosen wir ein Wochenende für zwei Personen mit Singularis Porcus zum Bucheckernsuchen am Schöpfl im Wienerwald incl. Anreise im klimatis georenen Rentierschlitten und ÜF in der Drei-Sterne-Suhle. 2. Preis: Stille Teilhabe an der PerVers vünv in Köln (Katzentisch). Anreise auf eigene Gefahr.

Mitglieder der GSV und deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen, der Rächzweck soviseau.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2006-12-24, 01:07:06
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-10-22, 20:58:55Ich habe soeben der Rheinischen Post die molge Ehrenmitglitsch Herrn Krells mitgetielen.

Und, hat sie jemals antgewurten?

Zitat von: Agricola in 2006-10-29, 16:45:07
Das fehlt wohl noch in des Genitivs Liste:

Entsprechend seines Namens kostet das Sprechgerät eine Million Dollar.
(Heute im MIAL.)

Das gehört m.E. eher unter "foll daneben"... oder es ist ein Genitiv, der sich am Durchsetzen ist, so wie bei trotz und dank.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Ku in 2007-01-31, 21:33:40
Als ich eben zufällig den Lohengrin überflog, fiel mir der folgende Genitiv auf:

Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen, woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam' und Art".

Falls schon bekannt, verzeihung.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: caru in 2007-01-31, 21:35:32
nun ja, in der liste steht bereits kommen, mit "kam des Weges" als bielsp.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: amarillo in 2007-02-22, 09:02:16
SKANDAL IN WESTDEUTSCHLAND

In der WAZ:

"Der feine falsche Genitiv

AUF EIN WORT Apropos Sprache. Man sagt uns da ja eine Neigung zur Nachlässigkeit nach. Daaf ich mal am Rotkohl? ist nicht nur im Ruhrgebiet unangefochtener Teil der Umgangssprache. Oder: Hammsemahnemaak? Das ist zwar ausgestorben, aber gewiss nicht um der Schönheit der Sprache willen.

Der Genitiv hingegen wurde unerwartet als bedrohte Art ausgerufen. Zu seiner Rettung gibt es ganze Bürgerinitiativen; vorbei ist es mit Mutter sein Farrad. Tatsächlich blüht der Genitiv inzwischen, wo man ihn nicht vermutet und wo er wirklich nichts verloren hat. Entlang des Flusses. Oder: entgegen anderslautender Aussagen.

Es ist der neue feine Genitiv; richtig wäre aber der alte ordinäre Dativ. Aber den bringen wir nicht mehr über uns. Über wem? Über uns, und über unser Mutter.
20.02.2007   Von Gudrun Norbisrath"

Ach liebe Gudrun Norbisrath,
befleißig' Dich des Lesens
der Bücher, welche gäben Rat
hinsilcht des Zweitfalls Wesens.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2007-02-22, 15:22:37
naja, sie hat weder ganz recht, noch ganz unrecht, wie ich finde ...

... der duden schleudert einem ja schwarz auf blau (sic!) entgegen, daß bei nachstellung der präposition "entlang" der akkusativ, bzw. seltener der dativ zu verwenden ist, wohingegen bei voranstellung zuvörderst der dativ und seltener der genitiv (veraltet der akkusativ) zu gebrauchen sei ... vielleicht hätte frau n. vor niederschrift ihrer kritik noch den entsprechenden absatz des dudens zu ende lesen sollen, dann wäre ihr das nicht so aus der feder geflossen :D ...

... doch herr duden hin und frau norbisrath her - ich würde mich natürlich nicht entblöden, des genitivs auf voller breite einzuführen, sei die präposition nun voran- oder nachgestellt 8) ... in diesem sinne: gebt des genitivs, was des genitivs ist, bzw. sein sesölle ...
Titel: zwischen + Gen.?
Beitrag von: Kilian in 2007-02-22, 18:25:25
In Sternefeld (2006) (http://www.amazon.de/morphologisch-motivierte-generative-Beschreibung-Deutschen/dp/3860577794/sr=8-1/qid=1172164943/ref=pd_ka_1/028-8800786-4178153?ie=UTF8&s=books) gibt's auf Seite 180 eine kleine Übersicht der häufigsten Präpositionen und der regorenen Fälle - und da finde ich zwischen in der Spalte Genitiv oder Dativ! Wäre eine sensationelle Bereicherung, der Liste - stimmt aber auch nicht, oder?
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2007-02-22, 18:37:29
das wäre tatsalch sensationell ... aber woher nimmt er dieses wissen, bzw. gibt es wenigstens einen einzigen beleg dafür? ... selbst laut meinem uralt-duden darf zwischen ledilchg "mit Wemf. oder Wenf." (letzteren scheint herr s. ja seltsamerweise galnz außen vor zu lassen) verwendet werden ... könnte hier vielleicht ein fehler im sternenfeld vorliegen? ... molgerweise wurde nur falsch geschlußfolgert von sätzen wie:

Zwischen des Lebens Furchen gibt es alles.

Zwischen des Verachteten Beinen läuft (= bläst) der Wind.

Dazu gesellt sich die Liebesgeschichte zwischen des Königs Schwester Amalia und dem ältesten Komponistensohn.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2007-02-22, 18:55:26
Vielleicht bei "Er kann zwischen Tag's und Nacht's nicht unterscheiden"?
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2007-02-23, 14:24:34
... da es gut in diesen faden paßt, sei aus der aktuellen korrespondenz mit kilian zitoren:

Wo "leider Gottes" herkommt, würde mich auch interessieren. Hätte "leider" irgendwann einmal in irgendeiner heute mysteriösen Bedeutung generell Genitive selegoren, wäre der Eintrag perfekt rechtgefartogen. Leider finde ich bei Grimms keinen Hinweis darauf. Das lateinische Pendant "proh dolor" (Dehnungs-h im Lateinischen?! Oder ein angefügter Ach-Laut?) funzt mit Nominativ... halt die Augen offen, vielleicht schwebt die Information, woher die Wendung kommt, ja irgendwo herum, und lass sie mich wissen - ich werde ebenso verfahren.

... ich hielt die augen offen, und siehe, im duden findet sich dazu:

Das vielfach als Interjektion verwendete Adverb leider ist eigentlich der Komparativ von leid, und zwar vom Adverb mhd. leide, ahd. leido. Dagegen ist leider in der Verbindung "leider Gottes" wahrscheinlich aus der Beteuerung "[beim] Leiden Gottes" entstanden.

... und wahrlich, wahrlich - der wahrig schreibt zu selbigem:

[...] vermutl. < (beim) Leiden Gottes; < ahd. leidir, Komp. zu leid "betrüben" [...]

... es bedeutet also, daß selbst der allmächtige angesichts des beklagten vorfalls leidet, bzw. selbiger zu seiner betrübnis passiert :) ...

... indes scheint diese verwendung von leider auch die einzige mit genitiv zu sein ... paßt also durchaus auf die liste, aber eben als ein wohl singulärer fall ...

片倉
vizekatakurator der genitivliste 8)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2007-02-23, 15:03:02
Zitat... es bedeuted also, daß selbst der allmächtige angesichts des beklagten vorfalls leidet, bzw. selbiger zu seiner betrübnis passiert :) ...

Oder es wird analog beim Barte des Propheten das Leiden eines kreuzweise ans Kreuz Genagelten zur Bekraft beschworen. Das grammatische Muster können wir ausdehnen: Befüller des Einkaufswagens bemork ich, das eine Spinne darin saß...
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2007-02-24, 09:43:39
Zitat von: katakura in 2007-02-23, 14:24:34
vizekatakurator der genitivliste 8)
Da "kata" schon "die eine Hälfte" bedeutet, ist ein Katakurator eigentlich bereits ein Vizekurator. Das zusätzliche "Vize" scheint mir überflüssig.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2007-02-24, 12:35:05
Sehr praktisch! Das wird sofort geornden.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: VerbOrg in 2007-02-24, 21:38:58
Beim Stöbern in der Genitiv-Liste stoll ich fest, dass es zwar erfreuen mit Genitiv, jedoch nicht freuen mit Genitiv geben soll. Und das trotz des bekannten "Freut Euch des Labenz".

Ich sooch mich mal durch ein paar Textkörperteile und fand unter anderem folgende Belegstellen, die mich recht interessant dünken:

Nicht alle Kinder Floras habe ich hier erwähnt, sie mögen mir nicht zürnen darob, - gefreut habe ich mich ihrer aller.
In: Gericke, Walter, Tagebuchblätter eines Davoser Kurgastes, in: Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe) 01.03.1905

Die Enten freuen sich des Regens, während die Hühner, denen Trockenheit lieber ist, dröpsteertig herum steigen.
In: Brief von Wilhelm Busch an Grete Meyer vom 20.10.1900

Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2007-02-24, 23:11:07
Oh, hoppsala, sich freuen ist alphabetisch falsch einsortoren. Wird gleich behoben. Und die Zitate sind toll, da kann eins für Freut euch des Lebens! einspringen.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2007-02-25, 03:38:26
... und das Adjektiv dröpsteertig würde ich auch am liebsten gleich in meinen aktiven Wortschatz aufnehmen. Was bedeutet es aber? Bei der google-Suche habe ich nicht einen Treffer gehabt.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: VerbOrg in 2007-02-25, 08:56:43
Das Adverb dröpsteertig wirst Du kaum im allgemeinen Sprachgebrauch gebräuchlich finden. Es bedeutet nämlich nichts weiter als triefenden Schwanzes bzw. in diesem Falle Bürzels.

Denn der Steert ist der Schwanz und dröp kommt von den Tropfen, die alles triefnass machen.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: amarillo in 2007-02-25, 09:14:16
Ist "dröp" auch mit dem englischen "to drop" (fallen lassen / hängen lassen) verwandt?
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: caru in 2007-02-25, 10:29:40
"schuld" muß auch noch in die liste. wieder mal mit einem wagner-zitat:

"Des ist deine Wildheit schuld,
die du Böser bänd'gen sollst."

(Siegfried, I. Akt, Mime zum Titelhelden)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: VerbOrg in 2007-02-25, 10:34:30
Nach Rücksprache mit meinem Plattdeutsch-Experten ist bei dem dröp wirlk nur das tropfende möglich, das andere fallen lassen nicht.
Das haben sich die Anglophoniker wohl selbst wegen der Uhln des Runterklatschens ausgedacht.

Liebes Bäuerchen, ich habe noch mal nachgefragen, der Steert ist auch nur als Hinterschwanz möglich. Du kannst also auch nicht dröpsteertig aus der Dusche rauskommen.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: caru in 2007-02-25, 10:42:18
Sterz ist ja auch hochsprachlich das hinterende, namentlich eines pfluges (oder eben eines vogels).

bei den niederländern ist's auch der roßschweif, wie im volksliede: "Constant heeft'n hoppelpaard zonder kop en zonder staart..."
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: VerbOrg in 2007-02-25, 10:51:23
Wie ich schon schrieb: Der Steert ist der Schwanz. Dabei ist es völlig egal, ob es sich da um den Schwanz eines Vogels oder des Rosses hilnd. Nur fürs Mittelbein kann man's eben nicht nehmen, weil ein Steert immer hinten dranne hängt. (http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID1543678_REF_SPC1049804,00.html)
Das Niederländische ist ja eng mit dem Plattdeutschen verwandt, so dass das Wort Staart ebenso wie das plattdeutsche Steert benotzen wird.

Fürs Hinterteil eines Pfluges kenne ich's absolut nicht.

Jetzt fand ich bei Wiki (http://nds.wiktionary.org/wiki/Steert) was dazu:

Steert = de Swanz vun't Deert oder de achterste Deel vun wat

also: Der Schwanz eines Tieres oder der hinterste Teil von etwas.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2007-02-25, 11:24:39
Zitat von: VerbOrg in 2007-02-25, 10:34:30
Liebes Bäuerchen, ich habe noch mal nachgefragen, der Steert ist auch nur als Hinterschwanz möglich. Du kannst also auch nicht dröpsteertig aus der Dusche rauskommen.
Wie schade, das schränkt meine Verwendungsmöglichkeiten für dieses schöne Wort natürlich erheblich ein. Aber vielleicht kann man "steert" auch scherzhaft für den Arsch verwenden, eben wie Sterz? Dann könnte ich doch dröpsteertig aus der Dusche (oder bei Schneeschmelze nach einem Ausrutscher aus dem Matsch) kommen?
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Stollentroll in 2007-02-25, 11:31:06
Zitat von: Agricola in 2007-02-25, 11:24:39
Zitat von: VerbOrg in 2007-02-25, 10:34:30
Liebes Bäuerchen, ich habe noch mal nachgefragen, der Steert ist auch nur als Hinterschwanz möglich. Du kannst also auch nicht dröpsteertig aus der Dusche rauskommen.
Wie schade, das schränkt meine Verwendungsmöglichkeiten für dieses schöne Wort natürlich erheblich ein. Aber vielleicht kann man "steert" auch scherzhaft für den Arsch verwenden, eben wie Sterz? Dann könnte ich doch dröpsteertig aus der Dusche (oder bei Schneeschmelze nach einem Ausrutscher aus dem Matsch) kommen?

Diese Verwendlichkeit ist sicher möglich, denn die Verwandtschaft beider Wörter ist ja wohl offensichtlich.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: VerbOrg in 2007-02-25, 11:55:22
Da der Arsch immer hinten ist: warum eigentlich nicht? Ist ja dann der in der Wiki-Definur gefrurdene hintere Teil von etwas, oder irre ich mich da? Viel Spaß noch bei der Dröpsteertigkeit.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: caru in 2007-02-25, 18:16:48
Zitat von: VerbOrg in 2007-02-25, 10:51:23

Fürs Hinterteil eines Pfluges kenne ich's absolut nicht.


"(pflug)sterze(n)" sind die griffe von so einem mittelalterlichen pflug - die sorte, wo vorn der ochse ging und hinterher der bauer, und der hielt das gerät an den sterzen.

außerdem ist sterz (http://de.wikipedia.org/wiki/Sterz) noch ein unleckeres, gleichwohl bei der älteren generation von österreichern nach wie vor belubenes eßbares.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2007-02-25, 18:30:06
Und die Österreicher lieben außerdem das Austerzen, das Ende jedes guten Volkslieds ;)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: caru in 2007-02-25, 18:32:50
selbst fernab jeder au:

austerzen - stirzest au, stirzt au - starz au - stärze au - augesterzen - stirz au!
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2007-02-25, 18:37:47
Zitat von: caru in 2007-02-25, 18:32:50
selbst fernab jeder au:

austerzen - stirzest au, stirzt au - starz au - stärze au - augesterzen - stirz au!
warum nicht augestorzen?
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Günter Gans in 2007-02-25, 20:43:37
Wie sang doch dereinst Georg Ringsgwandl alias Gurkenkönig von Mittenwald? Hühnerarsch, sei wachsam (http://www.lyricwiki.org/Ringsgwandl:H%C3%BChnerarsch,_Sei_Wachsam)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: caru in 2007-02-25, 21:25:23
da der sterz immer hinten ist und somit dem sitzfleische entspricht, hab ich's analog zu sitzen konjug georen. (muß natürlich nicht sein, denn es heißt ja auch nicht austirzen. augestorzen ist die bewillkunft als variante sicher.)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2007-02-26, 10:53:30
... gestattet noch eine anmork zum thema "sterz":

... in meiner mundart wird "sterzen" für wegstehen / abstehen verwendet ... so z.b. sagt man von den morgens oft wild vom kopf abstehenden haarbüscheln, daß sie "wegsterzen" (wie es ja ein entensterz auch tut :) ) ...
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2007-02-26, 10:54:32
Zitat von: Agricola in 2007-02-24, 09:43:39
Zitat von: katakura in 2007-02-23, 14:24:34
vizekatakurator der genitivliste 8)
Da "kata" schon "die eine Hälfte" bedeutet, ist ein Katakurator eigentlich bereits ein Vizekurator. Das zusätzliche "Vize" scheint mir überflüssig.

besten dank für die korrektur sagt der

katakurator* 8)


* ein kur-ator wäre analog zum moder-ator auch ein schönes beinkleid ;D - aber das stelle ich jetzt dennoch nicht
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2007-02-26, 12:12:11
Und Kurator und Moderator sorgen zusammen für das Wohl des Schlammkurgastes.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Stollentroll in 2007-08-19, 10:03:29
Folgenden Satz fund ich soeben in einem Artikel der neuesten GEO-Ausgabe :

1912 waren die Briten der Aufsässigkeit der aufgeklärten und urbanen Bengalen Leid...

Auf www.wer-weiss-was.de fund ich dazu folgenden Benutzerkommentar :

...aber im Universalduden habe ich Folgendes gefunden:
jemanden/etwas leid sein   
gehoben, selten: jemandes/ einer Sache leid sein
Titel: Re: zwischen + Gen.?
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2008-01-22, 15:39:51
Zitat von: Kilian in 2007-02-22, 18:25:25
In Sternefeld (2006) (http://www.amazon.de/morphologisch-motivierte-generative-Beschreibung-Deutschen/dp/3860577794/sr=8-1/qid=1172164943/ref=pd_ka_1/028-8800786-4178153?ie=UTF8&s=books) gibt's auf Seite 180 eine kleine Übersicht der häufigsten Präpositionen und der regorenen Fälle - und da finde ich zwischen in der Spalte Genitiv oder Dativ! Wäre eine sensationelle Bereicherung, der Liste - stimmt aber auch nicht, oder?

Hier haste deine Sensation:

und liessen ain vrid machen zwischen ir und des purggraven
sächs. weltchron. 361 Weiland

eჳ was ein grôჳiu vîntscaft worden zwischen gotes unde der mennescen
Spec. eccles. 111.

zwischen euer u. mein Pontus.
vgl. Schmeller


(Erstes Beispiel aussem Grimm, die anderen bei Benecke/Müller/Zarncke)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2008-01-23, 00:23:48
Jajaaa... is dös eigentlich sinnvoll, die graue Liste mit Mittelhochdeutschem zu füllen? So weit ich weiß, gibt es in dieser Sprache kaum etwas, das den nicht regiert...
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2008-01-23, 08:53:32
Ich find's sinnvoll. Das Mittelhochdeutsche ist ein wahrer Quell des Genitivs. Und wir wollen den Leuten doch aufzeigen, wessen man sich des Falles alles bezwecken kann. Ich packe auch nur Beispiele in die Liste rein, die noch verstalnd sind (habe da noch andere Sachen gefunden, die ich auch kaum lesen kekunn). Wer's nicht mag, kann's ja wieder entfernen. Ist doch ein Wiki.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2008-01-23, 10:00:13
... also daß ICH immer dafür bin, gerade auch die mhd. beispiele einzutragen, könnt ihr euch sichelr denken :D ... sofern es tatsalch nicht zu unverstalnd oder unleselr wird, bin ich völlig auf karstens seite ... worin läge denn auch der sinn einer beschränkung der grauen kollektion? ... und wer will die grenze ziehen, was ploltz nicht mehr da rein darf? ... ich finde, daß gerade diese liste überaus amüsant ist und ausgebauen werden sesülle ... vorwärts, karsten! ;)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2008-01-23, 10:10:54
Ich finde manche Genitivkonstrukte aus dem mhd einfach grandios, bsp.: ich entziehe mich dessen oder dessen bitten. Das klingt klasse und muss eindeutig wieder in den nhd Sprachgebrauch aufgenommen werden. Deshalb sotz ich diese auf die graue Liste.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2008-01-23, 10:16:45
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-01-23, 10:10:54
Ich finde manche Genitivkonstrukte aus dem mhd einfach grandios, bsp.: ich entziehe mich dessen oder dessen bitten. Das klingt klasse und muss eindeutig wieder in den nhd Sprauchgebrauch aufgenommen werden.

... dessen stimme ich uneingeschronken zu ;) ...

... vielleicht nehme ich mir heute abend auch gleich mal wieder meine bändchen mit den mhd. dichterheroen vor und schaue, was die wolframs, walters und hartmanns alles so mit genitiv verwenden ... so abseitig klingt das meiste dabei ja gar nicht - und eingang sollte es auf alle fälle in unsere liste finden, die ja jetzt schon einmalig im netz ist ...
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2008-01-23, 19:23:50
Zitat von: katakura in 2008-01-23, 10:00:13und wer will die grenze ziehen, was ploltz nicht mehr da rein darf?

Ganz einfach: Verboten ist alles, wo alleweil Dächlein über den Vokalen sind. ;D Nein, Spaß beiseite, gewährt, gewährt! Ist ein Wiki, wäre aber doch sehr blöd, wenn die einen Zeug reinstüllen und andere es gleich wieder tülgen. Mit einer eigenen Liste für Mittelhochdeutsches wäre ich glaubich auf Dauer glücklicher.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2008-01-23, 20:12:16
... sehr schön :) ... was die mhd. bsp. angeht, warten wir doch vielleicht erst einmal ab, was karsten und wir anderen so zusammentragen ... wenn es tatsalch zu viele werden sollten, können wir ja immer noch eine dritte liste anlegen (was ich allerdings doof fände, nachdem wir eine solche aus gründen der überflüssigkeit gerade erst abgeschaffen haben) ... aber bislang nehmen die mhd. beispiele ja noch nicht überhand, sondern erst unterhand *- von daher hat's keine not, sich jetzt schon seine gedanken darüber zu zerbrechen** ;) ...


* wo gehoere das denn hin? (irgendwie verliere ich langsam den überblick in all unseren fäden)
** auch zu katachresen passend



Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Ku in 2008-01-23, 20:22:41
Zitat von: katakura in 2008-01-23, 20:12:16
... aber bislang nehmen die mhd. beispiele ja noch nicht überhand, sondern erst unterhand *-

* wo gehoere das denn hin? (irgendwie verliere ich langsam den überblick in all unseren fäden)



Das gehört in Neue Ideen/Malität
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2008-01-23, 20:30:12
Zitat von: Ku in 2008-01-23, 20:22:41
Zitat von: katakura in 2008-01-23, 20:12:16
... aber bislang nehmen die mhd. beispiele ja noch nicht überhand, sondern erst unterhand *-

* wo gehoere das denn hin? (irgendwie verliere ich langsam den überblick in all unseren fäden)



Das gehört in Neue Ideen/Malität

... sei bedonken!
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2008-02-03, 08:01:02
Schröckliches kam mir heute in der Kirche zu Ohren. Musste ich mir doch folgende Lesung anhören:

Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nur ein tönendes Erz oder eine gellende Zimbel.
Und wenn ich die Prophetengabe hätte und alle Geheimnisse durchschaute und alle Erkenntnis besäße, und wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Und wenn ich meinen ganzen Besitz den Armen zuteilte und wenn ich meinen Leib den Flammen preisgäbe, hätte aber die Liebe nicht, so nützte es mir nichts.


Oh Ihr modernen Bibelverhunzer, wenn ich alle Bibellesungen hœre und jeden Tag die Bibel läse und hätte des Genitivs nicht, wäre es etwa nicht nichts? So höret denn, wie es noch Luther nicht schöner hätte sagen können:

WEnn ich mit Menschen vnd mit Engel zungen redet / vnd hette der Liebe nicht / So were ich ein donend Ertz oder eine klingende Schelle.
Vnd wenn ich weissagen kündte / vnd wüste alle Geheimnis / vnd alle Erkentnis / vnd hette allen Glauben / also / das ich Berge versetzte / vnd hette der Liebe nicht / So were ich nichts.
Vnd wenn ich alle meine Habe den Armen gebe / vnd liesse meinen Leib brennen / vnd hette der Liebe nicht / So were mirs nichts nütze.


Zu meinen Konfirmandenzeiten kam jedenfalls noch niemand auf die Idee, dieses Genitivs zu entsagen. Oh ihr Ungläubigen! Hätte die Liebe nicht! Als ob einer sie ganz haben kekünne. Wäre des genitivi partitivi nicht etwas mehr unserer neutschen Sprache angemessen?

So lasset denn des Wassers in Eure Badewanne und genießet der ruhigen Entspannung, des sprachlichen Reichtums nachspürend!

Und nun einmal ganz unpathetisch: Das ist doch halbherzig mit dieser modernen Fassung! Wenn man denn des genitivi partout nicht mehr zu bedürfen zu meinen scheint, hätte man doch auch ganz einfach sagen können: hätte keine Liebe. So wie der griechische Urtext sagt: ἀγάπην δὲ μὴ ἔχω. Und nicht etwa τὴν ἀγάπην!
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: amarillo in 2008-02-03, 11:53:50
Zitat von: Agricola in 2008-02-03, 08:01:02
Schröckliches kam mir heute in der Kirche zu Ohren. Musste ich mir doch folgende Lesung anhören:

Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nur ein tönendes Erz oder eine gellende Zimbel.
Und wenn ich die Prophetengabe hätte und alle Geheimnisse durchschaute und alle Erkenntnis besäße, und wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Und wenn ich meinen ganzen Besitz den Armen zuteilte und wenn ich meinen Leib den Flammen preisgäbe, hätte aber die Liebe nicht, so nützte es mir nichts.
.....

Da hilft nur kräftiges, rücksichtsloses und nachhaltiges Konvertieren! Vielleicht zum Shintoismus, liegt doch direkt bei Dir vor der Tür, und niemand kekünne verkünden, Du hättest des Glaubens nicht. :D
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2008-07-28, 16:40:08
... noch ist die GSV nicht verloren, wenn sich noch worte finden, deren verwand des genitivs bedarf und derer unsere formidable liste noch gebricht ... heute storlp ich über achtern, das ich samt beispielsatz ebenjener liste hinzufog ...

Noch befand sich der Feind in unserem Kielwasser, achtern des Schiffes.

... vielleicht nur ein kleiner schritt, uns nach der notorischen präperversachtlichen zerflisch wieder auf unsere kernkompetenzen zu besinnen, aber besser als gar nichts, oder? ...

... mögen nach all der aufregung der vergangenen wochen nun wieder heiterkeit und gelassenheit einzug halten in das forum und sich vor allem die verdienstvollen mitglieder, die sich allzusehr zurückgehalten haben, wieder rege beteiligen ... amen!
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: amarillo in 2008-07-28, 18:00:52
Das ist die Lösung, so machen wir es: aller Dreck wird unter den Teppich gekohren; die Leichen schaffen wir in den Keller, damit uns ihr Anblick und Gestank nicht so direkt treffen. Dann fassen wir uns alle bei den Händchen und jauchzen vor Freude oder stöhnen vor Lust - je nach Temperament. 
Wäre doch gelachen, wenn wir die Dämonen der Dissonanz nicht mit ein wenig harmonischem Hokuspokus ausgetrieben bekämen!
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2008-07-28, 20:18:18
Zitat von: amarillo in 2008-07-28, 18:00:52
Das ist die Lösung, so machen wir es: aller Dreck wird unter den Teppich gekohren; die Leichen schaffen wir in den Keller, damit uns ihr Anblick und Gestank nicht so direkt treffen. Dann fassen wir uns alle bei den Händchen und jauchzen vor Freude oder stöhnen vor Lust - je nach Temperament. 
Wäre doch gelachen, wenn wir die Dämonen der Dissonanz nicht mit ein wenig harmonischem Hokuspokus ausgetrieben bekämen!

auch du, amarillo!? ... kaum dreht man sich rum, steckt einem hier ein messer im rücken! ... verdammte bande! ... man kann sicher viel sagen, aber nicht, daß ich zu denen gehöre, dir hier bloß die klappe halten, alles unter den teppich kehren wollen und auf friede, freude, eierkuchen aus sind ... ganz im gegenteil ... aber auf einige vorschläge kriegt man ja hier in den letzten wochen nichtmal mehr eine antwort ... da macht es natürlich extra spaß, sich weiter zu beteiligen! ...

... und kaum bringe ich mal einen beitrag, der halbwegs konstruktiv ist (mein salbungsvoller abschlußsatz war wohl nicht deutlich genug ironisch?) und tatsächlich was mit unserem ursprünglichen anliegen zu tun hat, wird auch darüber genölt! ... was wollt ihr denn eigentlich noch? ... daß tatsächlich alle das maul halten und die sache hier im sande verläuft? ... dann schreib endlich dein verdammtes requiem, stell es hier rein und nagel den sargdeckel auf das forum! ... oder darf man jetzt überhaupt nichts mehr sagen oder beitragen, bis die perVers VIII vorbei ist? ::) ...

... mannomann, was für ein zirkus: die eine hälfte der gsv'ler hält sich komplett aus allem raus und die andere hälfte nörgelt nur herum ... schönen abend noch!
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: amarillo in 2008-07-28, 21:54:00
Aber katakura, mein Gutster, nun nimm das doch nicht alles so schrecklich ernst. Und vor allem: verzwilf nicht an der momentanen Stimmung, es wird auch wieder bessere Zeiten geben, da bin ich mir fast sicher. ;)
Schau mal, selbst der Chef sagt nicht ein Sterbenswörtchen - na, vielleicht ist er ja auch netzfern im Urlaub.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2008-07-29, 14:03:52
... ungeochten des fortdauernden gequengels fitzspindiger, abverscheuungswürdiger kritikaster berirch ich die liste eben um die genitivheischenden adjektive achtern und mittschiffs - einzusehen hier: http://verben.texttheater.de/Rettet_des_Genitivs%21 (http://verben.texttheater.de/Rettet_des_Genitivs%21)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2008-07-30, 10:57:48
Ist zwar weniger ernsthaft für die Genitivliste, aber auch Recht geben kann man mit Genitiv gebrauchen, wenn der Dativ schon verbroochen ist:

Die Richter gaben dabei zwei Wirten aus Berlin und Tübingen sowie eines Diskothekenbetreibers aus Heilbronn Recht.

Natürlich aus dem MIAL, denn ich lese ja nichts anderes.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2008-08-05, 09:10:55
In diesem Satz spukt wohl der Geist der Worte "der Klage".
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2008-08-05, 14:51:58
Zitat von: Kilian in 2008-08-05, 09:10:55
... der Geist ... der Klage ...

Auf der Suche nach des Klagegeistes begong mir dieses (http://www.google.de/search?num=100&hl=de&q=%22wider+des+Klagegeistes%22&btnG=Suche&meta=). Ist zwar wider der deutschen Grammatik, um nicht zu sagen widerlicher Falschheit, und in des Knupfes seines verknupfenen Dokumentes selbst heißt es auch korrekter Konstruktionis "wider den Klagegeist". Dennoch scheint hier des Genitivi Klagegeistes verborgens gewurken zu haben.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2008-10-19, 06:15:12
Anlalß der Eintragung "des Nachts", die katakurens in der Genitivliste erfulg, frug ich mich, ob man nicht verallgemeinerungs einige -s-Genitive wilber Vokabulorum einführen kekünne, mit und ohne des "des". Zeitangabens z.B.

(Des) siebten Stundes lässt die Aufmurks der Schüler zu wünschen übrig.
(Des) Gelegenheits ward schon mancher zum Dieb.

Und vielleicht auch mit pluralen Tanten:
(Des) Feriens pflogen wir bergs zu fahren.
Titel: Was für die Genitiv-Liste?
Beitrag von: katakura in 2008-11-17, 16:32:14
... heute kam mir die redewendung wunders was unter, die man ugs. ja recht häufig benutzt (da wird einem wunders was versprochen, der hält sich für wunders was etc.) wäre das ein beispiel für die ggf. noch anzulegende ,,aus dem großen faß"-genitivliste? ...

...  in ahlnem zusammenhang kamen mir zwei mhd. belegstellen mit einem genitiv für wunder (oder auch nicht?) in den sinn ... nummer einst stammt aus wolfram von eschenbachs ,,willehalm":

Terramêr der wîse
dicke vrâgete mære,
wiez dâ ergangen wære:
daz moht er ein niht gar gesehen,
swaz dâ wunders was geschehen
an den hôh rîchen werden ...


... ist hier ,,geschehen" der auslöser für den genitiv ,,wunders", wenn es denn ein echter ist? ...

... nummer zwei findet sich in der anfangszeile des nibelungenliedes:

uns ist in alten mæren wunders vil geseit ...

... auch hier wieder das genitiv-s (?) an wunder ...

... allerdings habe ich gerade keinen plan, wie das alles zusammenhängt und inwiefern es für die genitiv-liste relevant ist ... hat jemand mehr uhn als ich in dieser angelegenheit? ...


Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2008-11-17, 17:17:16
Na so was, ich kannte bisher nur wunder was. In wunders was und wunders vil kekünnen Genitivi partitivi vorliegen.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2008-11-17, 18:20:47
Zitat von: Kilian in 2008-11-17, 17:17:16
Na so was, ich kannte bisher nur wunder was. In Wunders was und wunders vil kekünnen Genitivi partitivi vorliegen.

... molgerweise ist "wunders was" auch landschalft bedungen, scheint aber über einen größeren teil des deutschen sprachraumes verbritten ... kekünnest du eruieren, ob es sich dabei tatsalch um partitive genitive handelt? ... ich wewüsse gerade nicht, wo ich nachschlagen sesölle ... obwohl: die wahrigs sind da immer recht kompetente ansprechpartner ...

... und was hältst du von dem im "willehalm" gegebenen beispiel? ...
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2008-11-22, 17:38:06
Befragen wir die Grimms (http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?mode=hierarchy&textsize=600&lemid=GW26489&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=#GW26489L0). (Ächz, der Wunderartikel ist ein Brocken. Bei sieben Gliederungsebenen habe ich aufgehört zu zählen. Und die Trierer Benutzeroberfläche ist keine Hilfe.) Das Fett ist von mir.

Zitatp h r a s e o l o g i s c h e s .  formelhafte wendungen, die eine sache, einen vorgang, eine person als wunder charakterisieren, liegen meist, aber doch nicht ausschlieszlich, im bereich E. es handelt sich dabei zumeist um sehr alte, teils ausgestorbene, teils aber auch äuszerst zählebige prägungen.

(...)

die geläufigen formeln w u n d e r  w a s ,  w u n d e r  w e l c h ,  w u n d e r  w i e u. ä. entwickeln sich aus der verbindung mit den verben denken, glauben, meinen, sich einbilden nach dem typus er denkt wunder (acc. pl.) was er kann für er denkt wunder in bezug auf das, was er kann. wunder bezeichnet hier in jedem falle das fiktive falscher, meist übertreibender einschätzung, insbesondere selbstüberschätzung und selbsttäuschung. der wendung, diedeutlich an die bedeutung 'auszerordentlich, auszergewöhnlich', manchmal auch im sinne des maszbegriffs, anknüpft  (s. oben E 1 f), haftet meist ein ironischer ton an. nach vereinzeltem vorgriff im 16. jh. (s. u. b) im 17. jh. entwickelt.

(...)

unorganisch ist hier ein wunders an stelle des alten acc. pl. wunder, wohl ein erstarrter genitiv mit adverbialer funktion: es hat dich aufgeheitert, du warst heut morgen anders; noch als wir zum thor hinausgingen, sahst du vor dich hin, dasz ich wunders dachte, was es wäre ALEXIS ruhe  (1852) 57; vgl. 176; wunders was für eine antwort SCHMID-NOERR d. drache über d. welt  (1937) 200. auch mit ausfall des was oder wie: jünglinge ..., die wunders hoch in der rechnung bey ihren lieblein zu stehen glaubten MALER MÜLLER w.  (1811) 2, 52 (vgl. auch: als ob mir's wunder gefiele ebda 1, 144); als ... sie ihr ein neues spiegelein, drei groschen wert, verehrte, da meinte sie wunders zu haben MÖRIKE erz. 2134.

Worin die adverbiale Funktion bestanden haben soll, erschließt sich mir nicht. Aber wenn das stimmt, ist es ein Fall für das große Fass. Von einem partitiven Genitiv wollen die Grimm-Enkel in diesem Zusammenhang jedenfalls nichts wissen, an ähnlicher Stelle schon:

Zitatalt ist auch die rhetorische frageformel w a s  w u n d e r s ( i s t  e s ,  d a s z ), die inhaltlich das gleiche besagt wie (es ist) kein wunder (dasz) unter 2 b ε. herleitung und syntaktische verhältnisse sind nicht völlig durchsichtig. auszugehen ist von einem partitiven gen. pl., wie er ahd. bezeugt ist (s. a); mhd. gilt partitiver gen. sg. waz wunders, der sich älternhd. und archaisierend auch modern noch behauptet, im übrigen aber durch die jüngere, seit dem 15. jh. nachweisbare form was wunder stark zurückgedrängt wird. in ihr lebt kaum der ursprüngliche gen. pl. weiter; eher wird hier was in ein attributives pronomen umgedeutet, das etwa im sinne von 'welch, was für ein' neben das als nom. sg. aufgefaszte wunder tritt, vgl. etwa auch auf was art, zu was zweck u. ä., ferner das bereits ahd. uuelih uuunder unter b.

Zumindest scheint mir hinreichend sicher zu sein, dass das Verb (wie geschehen beim Willehalm) nicht der Auslöser für den Genitiv in wunders was ist.

Das Beispiel aus dem Nibelungenlied scheint sich in der Ahnenreihe des Eschenbach'schen und heute immer noch bestehenden wunders was durchaus zu finden. Oben war ja die Rede von der Verbindung mit sagen, denken usw.; der von mir hervorgehobene Verweis fördert zutage:

Zitatw u n d e r  s a g e n  v o n  j m d . oder e t w a s 'auszerordentliches, erstaunliches' (anders s. u. 5 b, vgl. auch ob. d), statt des präpositionalobjekts auch mit abhängigem nebensatz; fest schon im mhd.:

uns ist in alten mærenwunders vil geseit,
von helden lobebæren,von grôzer kuonheit,
von fröuden hôchgezîten,von weinen und von klagen,
von küener recken strîten,muget ir nu wunder hœren sagen
         Nibelungenlied 1, 1; 4 L.; vgl. 30, 1; 2067, 1; WOLFRAM V. ESCHENBACH Parzival 669, 2; (die leute) mir sagten wunder von dem erbern züchtigen und lobsamen leben, daz sy ... gefürt het ARIGO decameron 124 Keller; vgl. 45; 90; 261; 557; man sagt wunder, wie er (dr. Faust) so gar nach seinem erlittnen unfall ain armer mentsch sei gewesen Zimmer. chron. 21, 577 Barack; das gerücht sagte wunder von ihrer schönheit WIELAND Agathon (1766) 2, 333. mit negativem nebenton soviel wie 'allerhand, ein starkes stück':
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Übertreiber in 2008-12-03, 09:01:55
Lohnen wird mancherorts (ebenfalls Genitiv?) mit Genitiv verwandt, "Bertelsmann" nennt dazu als Beispiel das noch regional verbrittene "sich der Mühe nicht lohnen". Eine namhafte Internetsuchmaschine findet diese Formulur sogar im Internet noch 386-mal.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: VerbOrg in 2008-12-03, 11:15:42
bei "sich der Mühe nicht lohnen" frage ich mich nur, was das sich dort zu suchen hat.
Aber die viele Fragerei ist der Mühe nicht wert.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2008-12-03, 20:59:01
Es ist, wie das Auftreten von Reflexivpronomina überhaupt, ein lohnender Gegenstand des Wunderns und Forschens. Bei lohnen scheint sehr vieles möglich (gewesen) zu sein (http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemmode=lemmasearch&mode=hierarchy&textsize=600&onlist=&word=lohnen&lemid=GL06653&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=#GL06653L0). Ich hab's aufgenommen, danke, Übertreiber!
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2008-12-04, 03:44:02
Gerade finde ich bei Heyse (vertonen von Brahms)
"und mir ist, als würd' ich wieder all der irren Qualen los"
Wird hier "los werden" mit Genitiv verwandt? Oder liegt es am "all"?
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2008-12-05, 18:03:40
Es liegt gewiss am los, das auch schon in der Eigenart (http://verben.texttheater.de/Genitiv#Eigenart_.28graue_Kollektion.29) verzinchen ist.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Ku in 2009-01-17, 21:48:48
Gerade stieß ich auf das Wort "spornstreichs".
Ist das womöglich auch ein Genitiv? Der WaZi ist nicht besonders informativ.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: katakura in 2009-01-18, 12:10:43
Zitat von: Ku in 2009-01-17, 21:48:48
Gerade stieß ich auf das Wort "spornstreichs".
Ist das womöglich auch ein Genitiv?

... jep ... es ist laut kluge ein adverbialer genitiv zu "sporenstraich" [= str(e)ich mit den (pferde)sporen] ... ein hübsches wort aus dem "großen faß" :)

... @ kilian: ich habe das große faß flugs fortgerollen und vorerst auf der diskussionsseite der jungst neu angelegenen seite "genitivus absolutus" aufgestollen ... ich denke aber fast, dass wir es mittlerweile sogar auf der seite selbst aufstellen kekünnen, um darin weitere erstorrene genitive zu sammeln, oder? ... denn nun ist da ja ausreichend platz ... sollte man dann die bisher gesolmmenen adverbialen genitive unter die redewendungen mengen oder eine extra-rubrik für sie anlegen? ... ich denke, ich beöge letzteres vorz ...
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2009-01-19, 11:36:05
Fürwahr, es ist reif! Ich hab's auf die Vorderseite verfrochten.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Ku in 2009-01-20, 22:00:05
Ich bin auf das Wort "merkwürdig" gestoßen und habe es in den zahlreichen Genitivlisten nicht gefunden. Ist es keiner?
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2009-01-21, 07:14:30
Warum sollte es ein Genitiv sein?
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Übertreiber in 2009-01-21, 08:52:13
Mann kekünne das Sprachtempo um 50% mindern und sorgfältig auf die eigene Aussprache achten, dann bekäme man wahrscheiln etwas wie "des Merkens würdig" heraus. Da es auf "würdig" basiert, welches in der Genitivliste steht, nehme ich an, dass "merkwürdig" ein verschlffener Genitiv sei. Wie damit zu verfahren ist, weiß ich allerdings auch nicht.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Agricola in 2009-01-21, 10:19:54
Wenn man so argumentöre, memüsse man allerdings viele Wörter in die Liste aufnehmen:
Volkswagen, bedauernswert, Menschenfreund ...
Davon, dass ein Wort einen Genitiv enthält, ist es noch kein Genitiv.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2009-01-21, 13:51:11
Höhö, ihr habt euch kun lassen.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Ku in 2009-01-21, 16:31:09
Zitat von: Kilian in 2009-01-21, 13:51:11
Höhö, ihr habt euch kun lassen.

Ach schade, jetzt ist der Spaß schon vorbei.
Ich hätte gern noch mehr der Diskussion gehoren.
Vor allem hätte ich noch den Genitiv "Schlagsahne" vorgeschlagen oder noch besser das filigrane dichterische Mehrzweckwort "Gurkensalat".
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Übertreiber in 2009-03-10, 09:36:08
Walther von der Vogelweide verwandt "lachen" scheints noch mit dem Genetive:
"Dô hete er gemachet
alsô rîche
von bluomen eine bettestat.
des wirt noch gelachet
inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
bî den rôsen er wol mac
tandaradei,
merken wâ mirz houbet lac."
http://www.dartmouth.edu/~german/German9/Vogelweide.html (http://www.dartmouth.edu/~german/German9/Vogelweide.html)
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Übertreiber in 2009-03-12, 08:48:01
Großmeister Kant ließ gar als den Genitiv regieren.
"Von der anderen Seite ist es sich seiner doch auch als eines Stückes der Sinnenwelt bewusst."
Mehrere Zeilen später (also im nächsten Satze) bestätigt er, daß es tatsalch um einen regierenden Genitiv und nicht etwa um Kasuskongruenz handelt.
"Als bloßen Stücks der Sinnenwelt würden sie [...] genommen werden müssen."
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2009-03-12, 11:01:37
Im ersten Satz wird der Genitiv klar von bewusst regoren, beim zweiten brauchen wir mehr Kontext, um die Lage beurteilen zu können:

ZitatDas vernünftige Wesen zählt sich als Intelligenz zur Verstandeswelt, und, bloß als eine zu dieser gehörige wirkende Ursache, nennt es seine Kausalität einen Willen. Von der anderen Seite ist es sich seiner doch auch als eines Stücks der Sinnenwelt bewusst, (...). Als bloßen Gliedes der Verstandeswelt würden also alle meine Handlungen dem Prinzip des reinen Willens vollkommen gemäß sein; als bloßen Stücks der Sinnenwelt würden sie gänzlich dem Naturgesetz der Begierden und Neigungen, mithin der Heteronomie der Natur gemäß genommen werden müssen.

Es ist das vernünftige Wesen - nicht seine Handlungen -, das hier als Stück verschiedener Welten in Betracht gezogen wird. Der Genitiv steht da, weil es um die Handlungen des Gliedes der Verstandeswelt bzw. des Stücks der Sinnenwelt geht.

Der Genitiv ist also nicht durch das Wort als bedingt, aber es ist interessant, dass Kant dieses Wort benutzt, um ausgerechnet ein Genitiv-Attribut anzukoppeln. Ich füge die Observur mal dem auf der Genitiv-Diskussionsseite vor sich hin Gärenden hinzu.

Nachtrag: als ist ohnehin ein sehr rätselhaftes Wort, s.a. http://verben.texttheater.de/forum/index.php?topic=47.msg1607#msg1607 ff.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Übertreiber in 2009-03-13, 09:10:05
Ah, ich verstehe, es handelt sich doch um Kongruenz, welche dann, zusammen mit als, in die folgenden Sätze weitergetragen wurde. Gut, Antrag zurück gezogen.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2009-10-02, 02:04:44
Wo der Genitiv unüblich wird, lässt er bisweilen klaffende Lücken im Sprachgefühl zurück:

ZitatMöchten Sie Ihr Baby das Stillen in der Nacht entwöhnen - aber erst, wenn das Baby älter als fünf Monate ist -, können folgende Rituale hilfreich sein

http://hansemerkur.gesundheitsportal-privat.de/Gesund-Leben/Baby+Kind/Ratgeber/Einschlafprobleme-bei-Baby+Kind-445.html

entwöhnen mit zwei Akkusativ-Objekten. Wow.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: amarillo in 2009-10-02, 10:41:20
Auf welcher Art Seiten seid Ihr, oh Großer Administrator, unterwegens? Seid Ihr am Ende baldiger Vaterfreuden gewärtig?
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Kilian in 2009-10-02, 11:46:18
Schön wär's! :) Nein, ich gooolg nur nach dem Verb, beim Listenmisten.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Berthold in 2009-11-17, 20:01:32
Des Weges:

Einiges dessen gebieten wir in unserer Liste eh schon. Und zwar geht's um den 'Weg'.
Des Stil-Dudens 2,a), Weg im Sinne von Wegstrecke, entnehme ich:
Wir haben noch ein gutes Stück (geh.: ) Weg(e)s vor uns. - Na schön, das ist ein gemeiner Pfurtzizaff.
Er ging seines Weg(e)s, seiner Wege. (geh.: ging fort - Was, einfach nur fort?)
Wohin des Weg(e)s? (Wo gehst du hin? - Wird da nur nach dem Ziel gafranck?)
Woher des Weg(e)s? (Wo kommst du her? - Wird da nur nach dem Startort gafranck?)

Vielleicht gaukeln mir die recht festen Redensarten das vor. Aber bei 'er ging seiner Wege' betrachte ich ihn nicht einfach als jemanden, der fortgeht, sondern irgendwie als Eigenbrötler, Individualisten.
Früge mich der Karsten, wenn ich überraschend im Pentagon zu Opladen einträfe 'Woher des Weges, Berthold', ich württe wohl 'Von drauß von Wien, nicht Schusters Rappen, des Zuges über Passburg, Nürnfurt, Würzau, Frankberg ...' ant, ginge also auch - nebst Reisevehikels - auf den Weg selber ein.

Diese Phrasen bräuchten nicht unbedingt beim (auf dem) Weg haltzumachen:
Z.B.: Welcher Kletterroute bestieg sie das Matterhorn? Jedenfalls kralxe (krlaxe: bei schwierigen Touren) sie ihrer Touren. Trotzig schritt sie ihres Pfades weiter. Er kroch seiner Schleimspur ins Schäfbüro. Zum Weltrekord lief er einer seiner Lieblingsrennbahnen. Woher der Autobahn? Wohin des Zuges?  


Titel: Etwas für die Genitivliste
Beitrag von: oberhaenslir in 2009-12-16, 06:32:52
.

Höflicher Hinweis: Standarddeutsch heisst es 'Etwas für die Genitivliste'.

.
Titel: Re: Etwas für die Genitivliste
Beitrag von: Berthold in 2009-12-16, 12:00:14
Zitat von: oberhaenslir in 2009-12-16, 06:32:52
Höflicher Hinweis: Standarddeutsch heisst es 'Etwas für die Genitivliste'.

Ein ebenso höflicher Hinweis:
Über dieses 'etwas' empfehle ich, allerbescheidenst, den Text von Grimm & Grimm.
Das waren zwei scheniale Brüder, wahre Hirnschmalzakrobaten, die u. am. ein mordstrumm 'Wörterbuch des Deutschen' verfießen (irschnuhn ab 1838).
Über die 'Kinder- und Hausmärchen' (ab 1812) lasse ich froychl nichts kommen.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: caru in 2011-08-17, 21:36:05
Da lief doch kürzlich Lohengrin aus Bayreuth im Fernsehen. Und da heißt es im 2. Akt, 3. Szene:

"...daß nie des Unheils soll genesen,
wer seiner (d.h. Ritter Lohengrins) Sendung zweifeln kann."

Ieren da nun in zwei Verslein zwei Tatwörter den Genitiv reg, oder ist's beim zweiten ein Dativ? Ersteres ist der Fall, heißt es doch in derselben Oper später: "Des Ritters drum sollt Zweifel ihr nicht hegen."

Ich beantrage: zweifeln soll auf die Genitivliste.
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: caru in 2012-02-10, 22:43:31
Bauernregel, ausnahmsweise nicht übers Wetter:

"Durchsinnt der Kartenleger Tiefes,
Sucht er den Schwung des Genitives."


Beleg dafür? Hajo Banzhaf, Gut beraten mit Tarot, Goldmann 2005, S. 87:

"Dabei deute ich die Karten allerdings nicht getreu des Wortlauts, der mir des Reims zuliebe ein wenig finster zu sein scheint."

Setzen wir nun getreu und zuliebe auf die Liste, oder bescheinigen wir dem Herrn - trotz seiner Scheu vor dem allzu Finsteren - moderate giegste Umnucht?
Titel: Re: Was für die Genitiv-Liste
Beitrag von: Wortklauber in 2012-02-19, 21:11:12
Wohl eher nichts für die Genitivliste, aber elegant wär's, wenn's so gemienen wäre wie geschrieben:

Passagiere der Gesellschaften Lufthansa und Airberlin, die ihrer Inlandsflüge nicht antreten können, sollen am Check-in Gutscheine für Bahntickets erhalten.

(Spiegel Online)
Titel: Herr Burke befleißigt sich vergebens ...
Beitrag von: Grammatikus in 2012-02-29, 11:20:36
.

"Herr Burke befleißigt sich vergebens, den Fortschritt der Kenntnisse zu hemmen (...)"

(Thomas Paine: Die Rechte des Menschen, 1793)

http://books.google.ch/books?id=btZBAAAAcAAJ&pg=PA144&lpg=PA144&dq=%22befleissigt+sich%22&source=bl&ots=c2xyJlBiXK&sig=ouMsECIf29U_FcTDVahCILDipg0&hl=de#v=onepage&q=%22befleissigt%20sich%22&f=false

.