Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Neue Ideen => Thema gestartet von: AmelieZapf in 2006-05-10, 12:20:55

Titel: Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-10, 12:20:55
Hallo zusammen,

ich fühle mich heute etwas urnbeohagen, da ich ja bisher niemandem etwas nied, aber heute tue ich es: und zwar den Finnen ihre auf ganzer Länge stattlich starken Zahlwörter. Und das iert folgendermaßen Funktion, wenn man es aufs Deutsche übertrüge:

Jede einzelne Komponente wird gestorken: Ein System aus einhundertzweiundfünfzig Gleichungen wird zu einem aus einenhundertenzweienundfünfzigen, oder gar eines einerhunderterzweierundfünfziger Gleichungen. Das ist die Bug nach Kasus.

Nach Numerus brauchen wir nicht zu beugen, da ein Zahlwort >1 im Singular in den Zustundsbereich des Lehrstuhls für Oxymorast fällt (eingeschlossen der Vorschlag, Wörter auf "~stik" mittels Kupp von "ik" und Auflut/Sonderauflut des vorhergehenden Vokals zu stärken. Plastik -> Plust, Anglistik -> Anglest, Diagnostik -> Diagniest, Akustik -> Akast).

Nun die leidige Bug nach Genus. Die kennen im Plural ja nicht einmal die Adjektiva. Doch halt! Ein obskurer Dialekt, gesprochen im letzten Winkel Ostoberfrankens leistet erborttenen Widerstand: das Sechsämterische. Wenigstens "zwei" wird auch nach Genus flektiert. Und zwar in der Form "zwäi, zwou, zwa". Also: "zwäi Manna, zwou Weiwa und zwa Kinna". Das sind zwei Männer, zwei Frauen und zwei Kinder. Solche Relikte sesölle man erhalten, zumindest im Fall von "zwei". Also "zwei Männer, zwo Frauen und zwa Kinder". Durchdeklinoren ergäben sich rückgezochtene hochdeutsche Formen von:

zwei, zwo, zwa
zweier, zwoër, zwaër (unbest.) / zweien, zwoën, zwaën (best.)
zweien, zwoën, zwaën
zwei, zwo, zwa

(Im übrigen zeichnet sich das Sechsämterische auch durch schöne alte starke Verbformen aus. Wenn ich nicht aufpieß, bekam ich als Kind oft "Mirk auf!" zu hören).

Summa summarum würde dann "aus zweiundsiebzig Häusern" zu "aus zwaënundsiebzigen Häusern".

Nun die Ordinalzahlen. Da verfahren wir analog. Der/die/das erste, der zweite/die zwote/das zwate, dann weiter wie gehabt bis "der einunzwanzigste". Das wird der Erstundzwanzigste. Zweiundzwanzig wird komplizierter: der Zweistundzwanzigste, die Zwostundzwanzigste, das Zwastundzwanzigste. Und so fort, bis in alle Ewigkeit.

Gruß,

Amelie
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-10, 12:26:05
'Tschalgd,

natürlich der Zweitundzwanzigste, die Zwotundzwanzigste und das Zwatundzwanzigste.

Amelie
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: amarillo in 2006-05-10, 14:18:13
Ich habe das noch nicht ganz geschnollen; wie geht es weiter?

drei - dro - dra
vier - voor - vaar
fünf - fonf - fanf
sechs - sochs - sachs
sieben - soben - saben
acht - ocht - aacht
neun - noon - naan
zehn - zohn - zahn
elf - olf - alf
zwölf - zwolf - zwalf

Wie büge ich 13? drozohn - drazahn?

Herr Doktor, meine Sechsämtertropfen - aber dalligst! :D
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-10, 15:05:45
Hallo Amarillo,

nachdem ja sonst im Deutschen auch niemand die Adjektive im Plural Flekt nach Genus iert, wewolle ich die Zwei als Ausnahme, gewissermaßen als Denkmal der standhaften Sechsämter, stehenlassen. Ein endlicher Anteil aller Zahlen hält eine Zwei ent, so daß die Flax nach Genus bei einem endlichen Anteil der Zahlwörter eintritt. Ragelverunmoßegener (Conj. triplex!) geht es kaum. Und ist das nicht das Ziel?

Quintessenz: Nur Zahlen, die eine Zwei an den Posizen 10^(0, 2, 3, 5, 6, 8, ...) haben (die übrigen nicht, weil man da "zwanzig" sagt), werden nach Genus gebugen, die übrigen müssen darauf leider verzichten.

Gruß,

Amelie
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-10, 17:12:43
Hallo zusammen,

habe mir gerade überlegen, daß man die häßlichen Formen zwaër/n bzw. zwoër/n vielleicht doch kontrahieren sesülle: zu zwar, zwan, zwor und zwon.

Gruß,

Amelie
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-10, 17:29:35
Das ist für meine norddeustchen Ohren fremd.
Aber das ließe sich wohl lernen, um die GSVliche Sprache noch mehr zu verwirren - ähm, eindeutiger zu machen.

Aber was hieltet ihr davon, wenn man beispielsweise auch den Kasus NACH den Zahlwörtern ändert?

Geborgen beim Russischen:

1 -> Nominativ Singular
2-4 -> Genitiv Singular
5-20 -> Genitiv Plural
21, 31, 41 ... -> Nominativ Singular
22-24, 32-34, 42-44 ... -> Genitiv Singular
25-30, 35-40, 45-50 ... -> Genitiv Plural

Aufgrund des deustchen Formenzusammenfalls ist der Kasus im Plural ja zielm egal. Aber Genitiv Singular wäre doch eine interessante Abwolchs, oder?

Ich finde es zielm langweilig, bei allem was ganz natürlich pluralistisch ist (also alles, was großer ist als 1) immer zu pluralisieren und den Kasus, der beispielsweise aus einer Präposition folgt, für das Substantiv zu nehmen.


Beispiele:

Ich fahre mit ein Kind auf den Bauernhof.
Wir pflügen mit zwar Pferdes das Feld.
Dann streichelt das Kind die fünf Hunde.
Nach einundzwanzig Tag fahren wir wieder zurück nach Hause.


Bei dem "zwar" bin ich mir nicht sicher.
Amelie, könntest du noch mal erklären, welches zw** nun malnn, welches wilb und welches salch ist?
Nach deiner Änderung bin ich da ein bisschen verworren.
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-10, 17:44:46
Zwei ist malnn, zwo wilb und zwa ist salch.

Es grüßt

Amelie
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-10, 17:47:25
Vielen Dank.
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-10, 18:26:09
Hallo VerbOrg,

Zitat von: VerbOrg in 2006-05-10, 17:29:35
Aber das ließe sich wohl lernen, um die GSVliche Sprache noch mehr zu verwirren - ähm, eindeutiger zu machen.

Bis zur Eindaut in allem Vollstund ist noch ein weiter Weg.


Zitat von: VerbOrg in 2006-05-10, 17:29:35
Aber was hieltet ihr davon, wenn man beispielsweise auch den Kasus NACH den Zahlwörtern ändert?

Das geht nicht lange gut. Denn, wie wir aus unserer Rubrik "Genitive" wissen, ieren etliche Praepositiones und Verba einen gewissen Casum reg. Diesen sesüllen wir zum Ausdruck bringen. Anfraund kekünne ich jedoch einer Los entgegenbringen, die das Numerale in den gefrordenen Casum setzt, worauf das darauffolgende Nomen, auf das es sich bezieht, in dem vom Zahlwort regorenen Caso erscheint.

Deine u.g. Beispiele ändere ich diesbzgl. einmal ab. Wie bist du damit zufrieden?

Ich fahre mit einem Kind auf den Bauernhof.
Wir pflügen mit zwan Pferdes das Feld.
Dann streichelt das Kind die fünf Hunde.
Nach einemundzwanzigen Tag fahren wir wieder zurück nach Hause.

Gruß,

Amelie
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-10, 18:30:28
Der Kompromiss gefällt mir.
Mal sehen, ob er sich durchsetzt.
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: FinnCrisp in 2006-05-10, 18:39:12
Wie sieht's aus mit hundert, tausend, Million etc.?
hund - hond - hand?

Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-10, 19:04:21
Hallo FinnCrisp,

Zitat von: FinnCrisp in 2006-05-10, 18:39:12
Wie sieht's aus mit hundert, tausend, Million etc.?
hund - hond - hand?

Warum Hund? Bei Hundert iert nichts pass. Anders bei zweihundert:
Zweihundert Hunde, zwohundert Hündinnen, aber zwahundert Ferngläser.

Die Zweierregel trifft zwischen 0 und 199 jede zehnte Zahl, zwischen 200 und 299 alle, zwischen 300 und 1199 wieder jede zehnte, zwischen 1200 und 1299 wieder alle, 1300-1999 jede zehnte, 2000-2999 alle usf.

Im Zahlenraum bis zu 1 Million trifft die Bug nach Genus 34,4% aller Zahlen. (bis 100.000 27,1%, bis 10.000 ebenfalls 27,1, bis 1.000 19,0%, bis 100 9,9%. Je höher die Zahlen, desto wahrscheinlicher ist die Vorkunft einer 2 an geeigneter Stelle). Das ist, finde ich, mehr als genug.

Zudem hat die nach Genus gebugene 2 historische Vorbilder.

Gruß,

Amelie
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: MrMagoo in 2006-05-15, 22:35:41
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-10, 12:20:55
Doch halt! Ein obskurer Dialekt, gesprochen im letzten Winkel Ostoberfrankens leistet erborttenen Widerstand: das Sechsämterische. Wenigstens "zwei" wird auch nach Genus flektiert. Und zwar in der Form "zwäi, zwou, zwa". Also: "zwäi Manna, zwou Weiwa und zwa Kinna". Das sind zwei Männer, zwei Frauen und zwei Kinder. Solche Relikte sesölle man erhalten, zumindest im Fall von "zwei". Also "zwei Männer, zwo Frauen und zwa Kinder". Durchdeklinoren ergäben sich rückgezochtene hochdeutsche Formen von:

zwei, zwo, zwa
zweier, zwoër, zwaër (unbest.) / zweien, zwoën, zwaën (best.)
zweien, zwoën, zwaën
zwei, zwo, zwa


Und bei "drei" ist dies Muster schon aufgegeben worden? Das wäre allzu schade, denn auch "drei" wies dieselben Flexionen auf wie "zwei".

Gruß
-MrMagoo
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-15, 22:46:34
Zitat von: MrMagoo in 2006-05-15, 22:35:41
Und bei "drei" ist dies Muster schon aufgegeben worden? Das wäre allzu schade, denn auch "drei" wies dieselben Flexionen auf wie "zwei".

Von mir aus gerne. Analogiestorke sind bei mir immer willkommen. Dann gehen die Quoten aber rapid in die Höhe:

Bis 10: 20%
100: 20%
1000: 36%
10000: 49%
100000: 49%
1000000: 59%

Dieser Prozentsatz der Zahlwörter memüsse dann auch nach Genus gebugen werden.

Gruß,

Amy
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-05-16, 20:01:23
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-10, 17:44:46
Zwei ist malnn, zwo wilb und zwa ist salch.

Ich las gerade, dass es früher hieß:

zween (malnn)
zwo (wilb)
zwei (salch)
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: MrMagoo in 2006-05-16, 21:18:55
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-05-16, 20:01:23
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-10, 17:44:46
Zwei ist malnn, zwo wilb und zwa ist salch.

Ich las gerade, dass es früher hieß:

zween (malnn)
zwo (wilb)
zwei (salch)


Das ist richtig, Karsten, aber ich denke, daß es sich bei Amelie wohl um die Dialektformen handelt. ;)
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: Bertl in 2006-06-08, 21:57:46
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-10, 18:26:09
in dem vom Zahlwort regorenen Caso erscheint.
Casu! - Der sehr verehrte Herr 'c.' nennt sich auch nicht 'caro' - obwohl da kein logischer Zusammenhang besteht.

'Zween, zwo, zwei' sind übrigens keine Plural-, sondern Dualformen. Die bairisch-österreichischen Formen 'eß' und 'enk' ('ihr' und 'euch' [Dativ 'Plural']) bediuten ursprünglich auch 'ihr zwei' - zwo Frauen: klarerweise 'eß zwo' - und 'euch zweien'.

Ich glaube, daß der Imperativ 'Mirk!' in Dialekten weniger (oder gar nicht) wegen der Verbform, sondern eher wegen des Vokales - bzw. wegen der Folge Vokal + r - so geht. Ich bin jetzt zu faul, daß ich nachsähe, um welches mhd. 'e' (vorm r) es sich da wohl drehe.
In manchen Gegenden Niederösterreichs heißt es statt 'stärker' 'stirker' (schdiagga), statt 'fertig' 'firtig' (fiaddi), statt 'Erbteil' 'Irbteil' (Iabdaü) und statt 'färben' 'firben' (fia-m). Statt 'merken' sagen manche alten WienerInnen noch 'mirken' (miaggng).
Herzlichst!
Der Bertl


 
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-06-08, 23:56:05
Zitat von: Bertl in 2006-06-08, 21:57:46
Casu! - Der sehr verehrte Herr 'c.' nennt sich auch nicht 'caro' - obwohl da kein logischer Zusammenhang besteht.

Ich bitte um Pardon, Du hast recht.

Zitat von: Bertl in 2006-06-08, 21:57:46
'Zween, zwo, zwei' sind übrigens keine Plural-, sondern Dualformen. Die bairisch-österreichischen Formen 'eß' und 'enk' ('ihr' und 'euch' [Dativ 'Plural']) bediuten ursprünglich auch 'ihr zwei' - zwo Frauen: klarerweise 'eß zwo' - und 'euch zweien'.

Deswegen wollte ich ja nur Zahlwörter stärken, in denen die Zwei vorkommt, und das Paradigma nicht ausdehnen auf zwanzig o.ä. Zweihundert sind in dem Zusammenhang zwei Hundert, also so etwas wie "zwei Dutzend" oder "zwei Schock".

Eß und Enk haben wir im übrigen auch im Dialekt. "Ihr" heißt es übrigens überhaupt gar nie, sondern immer "Dirts", wenn's betont und Nominativ ist, und "eß - enka - enk - eß" in den anderen vier Fällen.

Zitat von: Bertl in 2006-06-08, 21:57:46
Ich glaube, daß der Imperativ 'Mirk!' in Dialekten weniger (oder gar nicht) wegen der Verbform, sondern eher wegen des Vokales - bzw. wegen der Folge Vokal + r - so geht. Ich bin jetzt zu faul, daß ich nachsähe, um welches mhd. 'e' (vorm r) es sich da wohl drehe.
In manchen Gegenden Niederösterreichs heißt es statt 'stärker' 'stirker' (schdiagga), statt 'fertig' 'firtig' (fiaddi), statt 'Erbteil' 'Irbteil' (Iabdaü) und statt 'färben' 'firben' (fia-m). Statt 'merken' sagen manche alten WienerInnen noch 'mirken' (miaggng).

Wir haben auch schdiagga, Positiv aber schdoag. Fertig ist aber feadde, Erbteil Erbdaal (mit offenem A), und färben ist faam (auch mit offenem A). Merken beugt sich im Präsens: merg, mirgst, mirgt, meaggn, meagts, meaggn. Imp. mirk.

Grüße,

Amelie
Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: Bertl in 2006-06-09, 14:31:48
Zitat von: AmelieZapf in 2006-06-08, 23:56:05
"... eß - enka - enk - eß" in den anderen vier Fällen. (...)"

Danke für die schönen Infonen!
Da grialb ich gestern, ob fran 'bei uns' auch im Akkusativ 'enk' (südlich und östlich von Wiener Neustadt: aeng) sagen kann. Sicher heißt es bei uns NIEMALS 'Mia hao-n eis' - für 'Wir hauen euch'. Das kekünne ein starker Dialektunterschied sein. Wenn schon im Akkusativ, - dann auf jeden Fall - analog zur Schriftsprache 'ihr - euer - euch - euch' -
'Mia hao-n AENG.' Bitte, bei uns ist 'eß' niemals Akkusativ!
Als Genitiv eines Personalpronomens kann ich mir 'aenga' jetzt in Österreich gar nicht vorstellen, wohl aber als Possesivpronomen: 'I waas's, im(>ng) Ginasium fa(n) aengan Neffm san schdre(i)nge Brofessan.'
Das gestern erwohnene 'e' ist sogar das germanische - in meiner 'Althochdeutschen Grammatik' (und sicher in vielen Pfappleichen) mit zwei Punkterln drüber: ë. Für die Umwandlung zu i im Althochdeutschen sind vor allem (aber nicht ausschlulß) die Vokale in der Folgesilbe verantwirlt.
Germanisch ë > i (ausschnittsweise):

a) Wenn in der folgenden Silbe ein i, ī, j stand; z.B.: 2., 3. Sg. von nëman: nimis, nimit; gëban: gibis, gibit; dazu gift 'Gabe'; ërda: irdīn; bërg: gibirgi...

b) Wenn unmittelbar n oder m + Konsonant fulg;
z.B.: bintan, rinnan, swimman

c) Als Assimilation zu u in der Folgesilbe;
z.B: hilfu, nimu, gibu; situ (Sitte), filu (viel) (angelsächsisch, friesisch: felo), miluh (Milch), sibun (sieben); auch in Lehnwörtern - wie sichur 'securus'
In manchen Fällen unterbleibt die Assimilation, und ë vor u bleibt erhalten: z.B.: ërnust (Ernst), ëbur (Eber)

Das germanische ë ist geblieben, wo es nicht durch den Einfluß der folgenden Laute zu i wurde. Besonders steht ë vor langem oder kurzem a, e, o der Folgesilbe; z.B.: ërda (Erde), gëba (Gabe), gëbāri (Geber); Optativ gëbe, gëbes; hërza (Herz), hëlfa (Hilfe), hëlfo (Helfer).

In manchen Gegenden Niederösterreichs haben nun zusaltz noch die Wörter mit -ër- ein ir (ia); von den obigen also Ernst (gelegalnt Ianst - nicht aber beim Namen, oder dort nur selten), Erde (Iad[n]), Herz (Hiatß). Die Kärntner können auch Ghiantna sein (Die Wiener Kärntnerstraße heißt noch bei Karl Kraus 'Kiantnastraßi').
Herzlichst! - und (Auch das ist eine Wiener Variante:)
Siiawaß!
Der Berthold
     




Titel: Re:Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: Vorbeischauer in 2022-02-18, 00:25:37
Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-05-16, 20:01:23
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-10, 17:44:46
Zwei ist malnn, zwo wilb und zwa ist salch.

Ich las gerade, dass es früher hieß:

zween (malnn)
zwo (wilb)
zwei (salch)

Wenngleich dieser Faden schon etwas länger unangetastet, und drum von Spinnwebenfäden wohl geradezu eingesponnen ist, gäbe ich doch auch gerne meinen Senf dazu: Was spräche denn gegen eine Kömmnetzung (Recessus narrativus von Kombination) beider Systeme? Etwa so:

malnn: zween
wilb: zwo
salch: zwa
Kardinalzahl, vor Adjektiven (,,zwei Kleine"), und überall sonst, wo es nicht ganz klar ist: zwei

Das ließe sich dann auch schön auf weitere Zahlen ausdehnen:

dreen - dro - drü (a und ü wechseln sich ab) - drei
viern - vior/vör (?) - viar/vär (?) - vier
fünf (hier ist die klassische Form die malnne, weil schon ein n vorhanden ist) - foiw - füw - fiew
sengs - sochs - sachs - sechs
sieben - siebo - siebu - siebe
achten - achto - achta - acht
neun - nowe - nüwe - neuw
zehen - zeho - zeha - zehe
elven - elvo - eilf (hier ändert sich das Schema) - elf
zwölven - zwölvo - zweilf - zwölf
...
zwanzing - zwanzo - zwanzech - zwanzig
...
hundern - hundro - hundra - hundert
tausen - tauso - tausa - tausend
oder:
tausen - tauso - tausend - tausig (Formen mit -ig gibt's z.Bl. in der Schweiz)

Fralg bleibt, ob bei Zusammensätzen beide oder nur ein Teil genusdekliniewirrt:
drozeho? drozehe? drozehn? dreizeho?
dreenzing? dreenzig? dreißing?

Titel: Re: Der Stork der Zahlwörter
Beitrag von: Vorbeischauer in 2022-02-18, 00:39:22
Es wäre naturl auch molg, die Genusunterscheidung bei ,,hundert" und ,,tausend" ganz aufzugeben, weil das ja - ahln, aber nicht ganz so sehr wie ,,dutzend" - eigelnt halbe Substantive sind, und dazu noch solche, die mit unterschielder Bedut wilb oder salch sein können (,,die Hundert" - ,,das Hundert") - das wäre sonst vielleicht ein wenig zu viel des Guten...