Zitat von: Kilian in 2015-06-16, 21:55:14Zitat von: amarillo in 2015-06-16, 17:35:32
Ein Satz, der mich heute stutzen ließ: "Laurie litt wie kaum ein anderer an Schlaflosigkeit..." (John Katzenbach: der Professor)
Meines Erachtens gehören den Übersetzern sowie den Lektoren die Ohren lang gezogen: 'Laurie' ist hier nämlich ein weiblicher Vorname und nicht, was auch möglich wäre, ein Familienname.
Da ist ein anderer wohl als generisches Maskulinum gemeint. Wenn da stünde: eine andere, dann müsste man ja annehmen, hier würde Lauries Schlaflosigkeit nur mit der anderer Frauen verglichen, und nicht von Männern, es sei denn, man wüsste, dass die Autorin (so wie ich jetzt) gelegentlich ein generisches Femininum verwendet.
Ja, das soll wohl wirklich generisches Maskulinum sein. Für mein Gefühl ist aber "ein anderer" mit seiner maskulinen Endung gerade durch den vergleichenden, über "wie" auch grammatisch hergestellten Bezug auf eine Frau in doch störender Weise mit einem nicht unerheblichen Rest männlicher Konnotation behaftet. Der in der Tendenz weniger für die Abstraktion vom Merkmal "Geschlecht" geeignete Singular tut ein übriges. Es hätte bessere Mittel gegeben, die Geschlechtsneutralität auszudrücken: "wie kaum jemand anders" oder (sogar im radikalsten feministischen Sinne klinisch sauber) "wie (nur) wenige andere". Deshalb bin ich beim Ohren-Langziehen dabei.