Mal wieder etwas Umfangreicheres:
Bis anhin ist das Neutsche ja eher in der komischen Dichtung Bereiche bekannt, wohingegen ernstere (traurige, philosophische usw.) Inhalte nicht immer, aber oft zu kurz gekommene. Was wäre aber bessere geiengen, um daran etwas zu ändern und den Beweis zu führen, dass sich das Neutsche durchaus für ernste Stoffe eignet, als eine Übersatze bekannter und anerkannter dichterischer Werke? Es folgt daher ein Übertrag der ersten drölf Shakespeare'schen Sonette, in wohl schon zielm deuhochneutscher Sprache und etwas extravaganter Rechtschreibe (mit gegebenfalliger Molg einer späteren Erwirt...):
Ƿilliam Ϭhakespeare: Sonette
1. Erstes Sonett
Vernlingt durch uns nicht Ϭchönsteno Vermuhr,
damit der Ϭchöne Rose nie verlürne,
wenn fort die Zeit das Reif're räfft, man nur
des zarten Erben dank sich sein erꜣürnne?
Doch Du, der, eig'nem Aug' vertralg verpflochten,
sein Licht zu nähr'n von Deinem Wachse hölbst,
mächst Vor- den -Rat zu Mangel und vernochten,
und Dich zum Ϭchinder Deinem süß'ren Selbst.
Dis Zeits bist höchste Zier der Weltenſtatt
Du, Freudenlenzes aller-Hehr-sto -Oldo.
Doch eig'nis Knospins birgst Du deine Satt
und ſpärst Dich noch ums Leben, Knaus'ro holdo!
Lass mit die Welt Dich leiten, rass nicht verp
dit gfrächen Grabts ihr Eigen joch dein Erb'.
2. Zweites Sonett
Wenn zwanſtieg Wintrje Augen- Deine -Brauen
belag'rert, durch das Ϭtirnfeld furchert Ϭchützen-
die -Gräben, Uni- – wiewohl ſtolz zu ſchauen
– die -Form der Jugend wertlos wird zerfitzen:
Wenn man nach Deiner Ϭchön' Verbleib' dann fräget
joch lust'ger Tago Ϭchatz, so wär's verzehren-
de Ϭchand', unnütze Ehre, wenn man säget,
dass tiefversunk'nar Äuck'ninnens sie wären.
Wie ruhm- memüg's Dich -voll'ren doch gebräuchen
der Ϭchönheit, wenn Du ,,dieses ſchöne Kind",
kekünnest sagen, ,,ist Beleg joch Zeichen"
der meinen Ϭchönheit, worin seine gründt",
dass Dich Dein Kind neu, ärltst Du einst, erschüfe,
ihm warm Dein kaltes Blut den Leib durchliefe.
3. Drittes Sonett
Dzum Ϭpiegeleine sieh, ſprich seinzum Ʞsichten:
Nun sei ihm an der Zeit, ein zweits zu zeugen.
Dass Du nicht willst sein Sein nun Neuit richten,
wird einer Mutter joch der Welt dich träugen.
Die Ϭchöne, deren ungepflog'ner Ϭchoß
sich nicht von einem Kerl wie Dir ließ' pflügen,
wo ist sie? Und wer er, der nachkunftslos
wewüll' dis Grabs aus dummer Selbstsucht liegen?
Du elst ja deine Mutter ſpieg, die Ϭpieg-
lins ihren früh'ren fröhlen Frühling sieht:
Wirf Alters- drum dzum -Fenst'rendurch den Blick,
blick, wirfst Du Falten auch, an Deine Blüt'.
Doch lebst Du, ohne dass Erꜣurnn Dir gült',
ſtirbt, ſtirbst Du ledig, mit Dir auch Dein Bild.
4. Viertes Sonett
Was, eitel Lielbe, gibst für dich nur aus
Du Deiner Ϭchöne Erb'? Nur zum Verleihe
leiht je die Urſtalt. Frei gibt sie heraus
deu, de da selber gibet weit' und freie.
Warum dann, hübiſch Knaus're, treibst Betrug
mit dem, was sie Dir gab, damit Du gebest?
Kann, gwinnlos Wuch'rere, enhoch genug
nicht Deines Reichtums Maß sein, dass Du lebest?
Wenn Du allein mit Dir allein verkehrst,
betreugst Du Dich um Deinen süß'ren Teil.
Und wennst der Urſtalt Ruf zur Abranch hörst,
was beutst Du ihr dann als Dein Zeugnis feil?
Dem Grabe zöllst Du unꜣeinʞsatzte Zier.
Ein treibt sie ja nur ʞsatzt die Früchte Dir.
5. Fünftes Sonett
Die Ϭtunden, die mit zarter Arbeit mielen
An- diesen -Blick, der jedes Auge wöhnt,
die wollen übel mit demselben ſpielen,
weil Zeit das Ϭchöne nur mit Hälss' entlöhnt.
Ohn' Rast joch Erb- ohn' -Armen treibt sie an
den Sommer Wintert und zerſtört ihn dort,
erfräuert Saft joch Freudenlaub sodann,
verſchneit die Ϭchönheit, kählet jeden Ort.
Und wäßet man dis Sommers nicht gezog'nes
dzun Flaſchenaufen, ein Glas'nein nicht ſpare,
solch' Ϭchönheitswurcht, winnt's Ϭchönheitswerk verflog'nes,
bleibt nicht, noch es, noch Ʞdächtnis, was es ware.
Doch Duft, den man vorm Frost der Blum' entprieß',
bleibt unꜣansehln dis Kerns noch gnauso süß.
6. Sechstes Sonett
Lass nicht des Winters rauhe Hand zerletzen
den Sommer Dirins, ehest Du ausʞsog'ner.
Versüß ein Gfäß, beschätz mit Ϭchönheitsschätzen
doch eine Ϭtätte, eh't dein Ϭchatz verflog'ner.
Nicht zeihet man dens Wuchers Be- joch -Trugs,
de Ϭchuldnen freut mit Zins joch Zinseszins.
Drum wachse Deinzer Saat'raus neuer Wuchs,
ja, zehnfach Glück manchs Kinds joch Kindeskinds!
Zehn Dü'ro wärest zehnmal glülcker Du,
die wieder zehnfach ſpölgen Dir Dein Leben.
Und tät' der Tod Dir auch die Augen zu,
in Deiner Nachkunft tät's Dich zehnfach geben.
Vern lass die Ϭchönheit Selbst- durch -Will'n nicht derben,
ern Tod Dich obern, ben Dich Würmer erben.
7. Siebtes Sonett
Ja, Morgen- wie des -Landes gnäd'ges Licht
sein brennend Haupt erhebt, und ihmzu auf
jeds Auge sieht, dem neuerſchien'nen Ʞsicht
joch seiner Harrl zu huld'gen, dann hinauf
es Himmels- ſteigt dzum steilen Hüg'lenan,
wie Jugend, Mittel- die dem -Alter weicht,
und ſterlber Blick doch findt Bewurnd noch an
der gold'nen Warnde Ϭchönheit: dieses gleicht,
wenn Höchsterabzem dann mit müdem Wagen
den Tageslauf es altersſchwachen endet,
der treuen Augen Dienst ihm muss versagen,
sich von dem Nied'ren eins ums and're wendet,
ganz Dir, der Du, ſchleicht Mit- Dein -Tag davon,
vergessen ſtirbst, enzeugst Du keinen Sohn.
8. Achtes Sonett
Willst, selbst Musik, Du'n der Musik betruben?
Nicht ficht mit Süßem Süßes, Freud' freut Freude.
Was kann, was ſchmerzhaft emp Du fängst, Dir luben?
Was fängst Du glülcken emp, was Dir zu Leide?
Wenn wahre Eintracht wohlgeſtumm'ner Töne
den Deinen Äucken wie Beleidag ist,
dann hörst Du wohl wie Ϭchalt joch Tadel jene
dir bietent, deren Chor Dich ſchmerlzen misst.
Mirk auf, wie gegensait'ge sich zum Beben
die Saiten, ver einander mollen, bringent,
als ob mit Einklang einer Ϭtimm' anhöben
anmut'ge Mann joch Weib joch Kind. Sie singent
mit unꜣerhor'nem Sang, doch ein für alle:
Alleine fällst du ver nur Ver- dem -Falle.
9. Neuntes Sonett
Ist's Furcht, dass eine Witwe weint und heult,
die Deine Lad zu lassen Dir versägt,
wenn, so der Tod Dich nachkunftslos ereilt,
die Welt Dich doch, ein einsam Weib, beklägt?
Die Welt wird Deine Witwe sein, sie weint,
weilst Du nicht Deine Gſtalt ihr hinterlass'ne –
wo jeder and'ren Witwe doch erſcheint
der Kinder Augeninnens der Verblass'ne.
Sieh, was dis Weltins nutzlos ver man ſchwendet,
bleibt, mag's den Ort auch wechseln, noch der Welt.
Verſchwandte Ϭchönheit jedoch nutzlos endet
und durch del Nutzen Ungebrauch verfällt.
Der Busen kennt' für and're keine Liebe,
der ſchälnden solch Verſchwande mit sir triebe.
↊. Zehntes Sonett
Ϭpiel mir nicht vor, Du tätest Liebe fühlen
zu etwem, wennst Dir selbst kein Achtsam gibst.
Wohl magst Du mit so mancher Liebe ſpielen,
doch gwiss ist, dass du selbst niemanden liebst.
Weil Mörder- Du des -Hasses er Dich pichst,
enist, was wider Dich, Dir nicht zuwider.
Den edlen Bau Du zer zu ſtören süchst,
ſtatt herzurichten, reißt Du ihn hernieder.
Üb Umkehr, dass um meine Mien Du kehrest.
Soll'n Hass Dir lieber gelten denn denn Liebe?
Ach, wenn Du, wie Du ſcheinst, großmütig wärest,
dass Dirt Dein Sinn zumindest güt'gen ſchiebe!
Um meinetwillen ſchaff ein weit'res Du,
worin, wie Dirins, Deine Ϭchönheit ruh'.
↋. Elftes Sonett
So ſchnelle Du auch ſchrumpfst, so ſchnelle wächst
in Deinem Kinde das, was Dir entfleucht.
Das junge Blut, das Nachfuhr'nein Du steckst,
bleibt Dein, wenn Deine Jugend hinnen weicht.
Ohn' dies ist Torheit, Greistum nur joch kalter
Verfall, doch Weisheit, Ϭchöne, Ʞdeih darin.
Dächt' jeds wie Du, wär' Menschen- futſch das -Alter
nach dreiſtieg Jahren und die Welt dahin.
Lass die durch Ur- die -Ϭtalt Unꜣausꜣerkor'nen
die Rauhen, Formlos-Groben, unfruchtbaren:
Sieh, mehr gab sie dem reichsten schon beſchor'nen:
Mög'st solche Fülle völl'gen Du bewahren!
Ihr Ϭtempel bist Du, sie hat Dich beſtommen,
zu drucken – darum lass Dich nicht verkommen.
Ϫ. Zwölftes Sonett
Die Zeit zu zählen, wie sie Ϭtunden ſchlägt,
wie heller Tag zu düst'rer Nacht wird, ſchauen,
zu sehen, wie Verdurr des Veilchens nägt,
die ſchwarzen Locken silberweiß ergrauen
und buntbelob'ne Bäume laubꜣentblortten
zu seh'n, die Herden einst vor Hitze bargen,
das Sommergrün zu Garben aufvergorten,
weiß- und borstbärtig Bahrens einversargen,
das tut mich meiner Deiner Ϭchönheit frägen,
wie weg auch Dich die Zeilte Zukunfts ſchmeißt,
weil Gut joch Ϭchön zu währen nicht vermögen
und ſterbend seh'nt, wie and'res grünt und ſpreußt.
Was einz'gen Zeit- der -Sense trotzen tut,
ist, nimmt sie einens fort, nur ihle Brut.
Ϣ. Drölftes Sonett
Ach, bliebt Ihr doch Ihr selbst! Doch, Lieba, seid
Ihr Euer nur, so lange Ihr hier lebt.
Für Euer künft'ges Ende seid bereit
Ihr, wenn Ihr anderm Euer Abbild gebt.
Und wenn die Ϭchönheit, die Ihr půchtet, fände
Auf- keine -Kundag, Ab- noch -Lauf, wärt bald
Ihr selber neu Ihr selbst, und selbst das Ende
trœg' süße Nach- die -Kunft der süßen Gſtalt.
Wer biët's, der solch ſchönen Bau, den Pflege
joch Zucht bewåhre ehrenvoll, verfällte,
nicht Winter- wider -Tago Ϭtürme häge
joch Eises- wider ew'gen Todes -Kälte?
Verſchwenden nur! Seid, meina Lieba, mir
wie Euch der Vater Eurem Sohne Ihr.
Bis anhin ist das Neutsche ja eher in der komischen Dichtung Bereiche bekannt, wohingegen ernstere (traurige, philosophische usw.) Inhalte nicht immer, aber oft zu kurz gekommene. Was wäre aber bessere geiengen, um daran etwas zu ändern und den Beweis zu führen, dass sich das Neutsche durchaus für ernste Stoffe eignet, als eine Übersatze bekannter und anerkannter dichterischer Werke? Es folgt daher ein Übertrag der ersten drölf Shakespeare'schen Sonette, in wohl schon zielm deuhochneutscher Sprache und etwas extravaganter Rechtschreibe (mit gegebenfalliger Molg einer späteren Erwirt...):
Ƿilliam Ϭhakespeare: Sonette
1. Erstes Sonett
Vernlingt durch uns nicht Ϭchönsteno Vermuhr,
damit der Ϭchöne Rose nie verlürne,
wenn fort die Zeit das Reif're räfft, man nur
des zarten Erben dank sich sein erꜣürnne?
Doch Du, der, eig'nem Aug' vertralg verpflochten,
sein Licht zu nähr'n von Deinem Wachse hölbst,
mächst Vor- den -Rat zu Mangel und vernochten,
und Dich zum Ϭchinder Deinem süß'ren Selbst.
Dis Zeits bist höchste Zier der Weltenſtatt
Du, Freudenlenzes aller-Hehr-sto -Oldo.
Doch eig'nis Knospins birgst Du deine Satt
und ſpärst Dich noch ums Leben, Knaus'ro holdo!
Lass mit die Welt Dich leiten, rass nicht verp
dit gfrächen Grabts ihr Eigen joch dein Erb'.
2. Zweites Sonett
Wenn zwanſtieg Wintrje Augen- Deine -Brauen
belag'rert, durch das Ϭtirnfeld furchert Ϭchützen-
die -Gräben, Uni- – wiewohl ſtolz zu ſchauen
– die -Form der Jugend wertlos wird zerfitzen:
Wenn man nach Deiner Ϭchön' Verbleib' dann fräget
joch lust'ger Tago Ϭchatz, so wär's verzehren-
de Ϭchand', unnütze Ehre, wenn man säget,
dass tiefversunk'nar Äuck'ninnens sie wären.
Wie ruhm- memüg's Dich -voll'ren doch gebräuchen
der Ϭchönheit, wenn Du ,,dieses ſchöne Kind",
kekünnest sagen, ,,ist Beleg joch Zeichen"
der meinen Ϭchönheit, worin seine gründt",
dass Dich Dein Kind neu, ärltst Du einst, erschüfe,
ihm warm Dein kaltes Blut den Leib durchliefe.
3. Drittes Sonett
Dzum Ϭpiegeleine sieh, ſprich seinzum Ʞsichten:
Nun sei ihm an der Zeit, ein zweits zu zeugen.
Dass Du nicht willst sein Sein nun Neuit richten,
wird einer Mutter joch der Welt dich träugen.
Die Ϭchöne, deren ungepflog'ner Ϭchoß
sich nicht von einem Kerl wie Dir ließ' pflügen,
wo ist sie? Und wer er, der nachkunftslos
wewüll' dis Grabs aus dummer Selbstsucht liegen?
Du elst ja deine Mutter ſpieg, die Ϭpieg-
lins ihren früh'ren fröhlen Frühling sieht:
Wirf Alters- drum dzum -Fenst'rendurch den Blick,
blick, wirfst Du Falten auch, an Deine Blüt'.
Doch lebst Du, ohne dass Erꜣurnn Dir gült',
ſtirbt, ſtirbst Du ledig, mit Dir auch Dein Bild.
4. Viertes Sonett
Was, eitel Lielbe, gibst für dich nur aus
Du Deiner Ϭchöne Erb'? Nur zum Verleihe
leiht je die Urſtalt. Frei gibt sie heraus
deu, de da selber gibet weit' und freie.
Warum dann, hübiſch Knaus're, treibst Betrug
mit dem, was sie Dir gab, damit Du gebest?
Kann, gwinnlos Wuch'rere, enhoch genug
nicht Deines Reichtums Maß sein, dass Du lebest?
Wenn Du allein mit Dir allein verkehrst,
betreugst Du Dich um Deinen süß'ren Teil.
Und wennst der Urſtalt Ruf zur Abranch hörst,
was beutst Du ihr dann als Dein Zeugnis feil?
Dem Grabe zöllst Du unꜣeinʞsatzte Zier.
Ein treibt sie ja nur ʞsatzt die Früchte Dir.
5. Fünftes Sonett
Die Ϭtunden, die mit zarter Arbeit mielen
An- diesen -Blick, der jedes Auge wöhnt,
die wollen übel mit demselben ſpielen,
weil Zeit das Ϭchöne nur mit Hälss' entlöhnt.
Ohn' Rast joch Erb- ohn' -Armen treibt sie an
den Sommer Wintert und zerſtört ihn dort,
erfräuert Saft joch Freudenlaub sodann,
verſchneit die Ϭchönheit, kählet jeden Ort.
Und wäßet man dis Sommers nicht gezog'nes
dzun Flaſchenaufen, ein Glas'nein nicht ſpare,
solch' Ϭchönheitswurcht, winnt's Ϭchönheitswerk verflog'nes,
bleibt nicht, noch es, noch Ʞdächtnis, was es ware.
Doch Duft, den man vorm Frost der Blum' entprieß',
bleibt unꜣansehln dis Kerns noch gnauso süß.
6. Sechstes Sonett
Lass nicht des Winters rauhe Hand zerletzen
den Sommer Dirins, ehest Du ausʞsog'ner.
Versüß ein Gfäß, beschätz mit Ϭchönheitsschätzen
doch eine Ϭtätte, eh't dein Ϭchatz verflog'ner.
Nicht zeihet man dens Wuchers Be- joch -Trugs,
de Ϭchuldnen freut mit Zins joch Zinseszins.
Drum wachse Deinzer Saat'raus neuer Wuchs,
ja, zehnfach Glück manchs Kinds joch Kindeskinds!
Zehn Dü'ro wärest zehnmal glülcker Du,
die wieder zehnfach ſpölgen Dir Dein Leben.
Und tät' der Tod Dir auch die Augen zu,
in Deiner Nachkunft tät's Dich zehnfach geben.
Vern lass die Ϭchönheit Selbst- durch -Will'n nicht derben,
ern Tod Dich obern, ben Dich Würmer erben.
7. Siebtes Sonett
Ja, Morgen- wie des -Landes gnäd'ges Licht
sein brennend Haupt erhebt, und ihmzu auf
jeds Auge sieht, dem neuerſchien'nen Ʞsicht
joch seiner Harrl zu huld'gen, dann hinauf
es Himmels- ſteigt dzum steilen Hüg'lenan,
wie Jugend, Mittel- die dem -Alter weicht,
und ſterlber Blick doch findt Bewurnd noch an
der gold'nen Warnde Ϭchönheit: dieses gleicht,
wenn Höchsterabzem dann mit müdem Wagen
den Tageslauf es altersſchwachen endet,
der treuen Augen Dienst ihm muss versagen,
sich von dem Nied'ren eins ums and're wendet,
ganz Dir, der Du, ſchleicht Mit- Dein -Tag davon,
vergessen ſtirbst, enzeugst Du keinen Sohn.
8. Achtes Sonett
Willst, selbst Musik, Du'n der Musik betruben?
Nicht ficht mit Süßem Süßes, Freud' freut Freude.
Was kann, was ſchmerzhaft emp Du fängst, Dir luben?
Was fängst Du glülcken emp, was Dir zu Leide?
Wenn wahre Eintracht wohlgeſtumm'ner Töne
den Deinen Äucken wie Beleidag ist,
dann hörst Du wohl wie Ϭchalt joch Tadel jene
dir bietent, deren Chor Dich ſchmerlzen misst.
Mirk auf, wie gegensait'ge sich zum Beben
die Saiten, ver einander mollen, bringent,
als ob mit Einklang einer Ϭtimm' anhöben
anmut'ge Mann joch Weib joch Kind. Sie singent
mit unꜣerhor'nem Sang, doch ein für alle:
Alleine fällst du ver nur Ver- dem -Falle.
9. Neuntes Sonett
Ist's Furcht, dass eine Witwe weint und heult,
die Deine Lad zu lassen Dir versägt,
wenn, so der Tod Dich nachkunftslos ereilt,
die Welt Dich doch, ein einsam Weib, beklägt?
Die Welt wird Deine Witwe sein, sie weint,
weilst Du nicht Deine Gſtalt ihr hinterlass'ne –
wo jeder and'ren Witwe doch erſcheint
der Kinder Augeninnens der Verblass'ne.
Sieh, was dis Weltins nutzlos ver man ſchwendet,
bleibt, mag's den Ort auch wechseln, noch der Welt.
Verſchwandte Ϭchönheit jedoch nutzlos endet
und durch del Nutzen Ungebrauch verfällt.
Der Busen kennt' für and're keine Liebe,
der ſchälnden solch Verſchwande mit sir triebe.
↊. Zehntes Sonett
Ϭpiel mir nicht vor, Du tätest Liebe fühlen
zu etwem, wennst Dir selbst kein Achtsam gibst.
Wohl magst Du mit so mancher Liebe ſpielen,
doch gwiss ist, dass du selbst niemanden liebst.
Weil Mörder- Du des -Hasses er Dich pichst,
enist, was wider Dich, Dir nicht zuwider.
Den edlen Bau Du zer zu ſtören süchst,
ſtatt herzurichten, reißt Du ihn hernieder.
Üb Umkehr, dass um meine Mien Du kehrest.
Soll'n Hass Dir lieber gelten denn denn Liebe?
Ach, wenn Du, wie Du ſcheinst, großmütig wärest,
dass Dirt Dein Sinn zumindest güt'gen ſchiebe!
Um meinetwillen ſchaff ein weit'res Du,
worin, wie Dirins, Deine Ϭchönheit ruh'.
↋. Elftes Sonett
So ſchnelle Du auch ſchrumpfst, so ſchnelle wächst
in Deinem Kinde das, was Dir entfleucht.
Das junge Blut, das Nachfuhr'nein Du steckst,
bleibt Dein, wenn Deine Jugend hinnen weicht.
Ohn' dies ist Torheit, Greistum nur joch kalter
Verfall, doch Weisheit, Ϭchöne, Ʞdeih darin.
Dächt' jeds wie Du, wär' Menschen- futſch das -Alter
nach dreiſtieg Jahren und die Welt dahin.
Lass die durch Ur- die -Ϭtalt Unꜣausꜣerkor'nen
die Rauhen, Formlos-Groben, unfruchtbaren:
Sieh, mehr gab sie dem reichsten schon beſchor'nen:
Mög'st solche Fülle völl'gen Du bewahren!
Ihr Ϭtempel bist Du, sie hat Dich beſtommen,
zu drucken – darum lass Dich nicht verkommen.
Ϫ. Zwölftes Sonett
Die Zeit zu zählen, wie sie Ϭtunden ſchlägt,
wie heller Tag zu düst'rer Nacht wird, ſchauen,
zu sehen, wie Verdurr des Veilchens nägt,
die ſchwarzen Locken silberweiß ergrauen
und buntbelob'ne Bäume laubꜣentblortten
zu seh'n, die Herden einst vor Hitze bargen,
das Sommergrün zu Garben aufvergorten,
weiß- und borstbärtig Bahrens einversargen,
das tut mich meiner Deiner Ϭchönheit frägen,
wie weg auch Dich die Zeilte Zukunfts ſchmeißt,
weil Gut joch Ϭchön zu währen nicht vermögen
und ſterbend seh'nt, wie and'res grünt und ſpreußt.
Was einz'gen Zeit- der -Sense trotzen tut,
ist, nimmt sie einens fort, nur ihle Brut.
Ϣ. Drölftes Sonett
Ach, bliebt Ihr doch Ihr selbst! Doch, Lieba, seid
Ihr Euer nur, so lange Ihr hier lebt.
Für Euer künft'ges Ende seid bereit
Ihr, wenn Ihr anderm Euer Abbild gebt.
Und wenn die Ϭchönheit, die Ihr půchtet, fände
Auf- keine -Kundag, Ab- noch -Lauf, wärt bald
Ihr selber neu Ihr selbst, und selbst das Ende
trœg' süße Nach- die -Kunft der süßen Gſtalt.
Wer biët's, der solch ſchönen Bau, den Pflege
joch Zucht bewåhre ehrenvoll, verfällte,
nicht Winter- wider -Tago Ϭtürme häge
joch Eises- wider ew'gen Todes -Kälte?
Verſchwenden nur! Seid, meina Lieba, mir
wie Euch der Vater Eurem Sohne Ihr.