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Beiträge - Vorbeischauer

#1
Kultur / Aw: Deuhochneutsche Übersatze
Gestern um 22:46:21
Einer der bekanntesten englischen Kinderreime ist ,,Hickory dickory dock", welcher seinen Ursprung molgerweise in der Zählweise, diege ich im Faden ,,Schäfchen zählen" erwewonnene, fëndt, weswegen deren dort präsentorener neutscher Anpass auch in der Übersetzung verarbeiwirtet:

Hickory dickory dock.
The mouse ran up the clock.
The clock struck one,
The mouse ran down,
Hickory dickory dock.


Nechter, Neicher, Teicher,
die Maus ging auf den Zeiger,
der, als es schlug,
sie abwärts jug.
Nechter, Neicher, Teicher.
#2
Kultur / Aw: Deuhochneutsche Übersatze
2025-06-13, 09:47:26
Auch aus anderen Sprachen lässt sich ins Neutsche (dieses Falles das Nittelhochmeutsche) übersetzen. Hier zum Beispiel ein englischer Kinderreim:

Robin-a-Bobbin bent his bow, shot at a pigeon, and killed a crow.

Ruprecht von Buprecht spun seinen Bogen, hat statt der Taube die Krähe erlogen.
#3
Sprache / Aw: Vokativ
2025-05-27, 10:19:59
Wörterns wie Feuerio joch Mordio (in ,,Zeter und Mordio schreien") hehalt sich ein Ausrufesuffix -io er. Dieses Suffix fetzt* sich allerdings auch als Kasusandt auf, nalm als eine Art ,,Vokativ der dritten Person", der nicht dazu dient, jemanden auf sich, sondern jemanden auf etwas aufmerksam zu werten. Dieser Exklamativ habe als Andt am Substantiv oder letzten Adjektiv Singulars -io und Plurals (joch Duals) -a (etymolg von -â, dem mittelhochdeutschen Gegenstück zu -io - vgl. das wafnâ in Orffs Carminibus Buranis). Artikel seien do/dui/dit (Singular) bzw. die (Plural) sowie ein, die Adjektivandt sei die Nullandt. Also do Eimrio (,,Achtung, der Eimer!"), toll Sonderangebota (,,tolle Sonderangebote!"), die Grüna (,,die Grünen!").

Wo es eine zweite (Vokativ / Appellativ) joch dritte (Exklamativ) Person gibt, darf auch die erste nicht fehlen, und so entsteht der Deklarativ (auf -im Singulars und -au Duals/Plurals, Artikel wie beim Exklamativ, Adjektivandt Singulars und Plurals -en). Dies ist der Fall, in dem man sich Telefons melde und unterschreibe.

- do Vorbeischaurim, den 27. Mai

* sich auffetzen, fetzt sich auf, fatzte sich auf, fetzte sich auf, aufgefatzt - sich auffassen lassen
#4
Sprache / Aw: Zen-Verbismus
2025-05-14, 18:02:16
Schöne Idee, das ausgestorbene Wort zumindest olfaktorisch eine Spur hinterlassen haben zu lassen! Aber memüsse es nicht vielmehr *h2ŕtk'os > *urhtaz > Urcht heißen? Schlielß wird aus /kt/ las nicht /hs/, sondern /ht/, und dieses bleibt auch im Hochdeutschen erhalten (vgl. *nókwts > *nahts > Nacht, *lewktom > *leuchtą > Licht). Ergo wäre es urchtenzen (tinzt urch), tanz urch (tunzen urch), tünze urch, tinz urch, urchgetonzen. So ein Bär tanzt ja auch wirlk zuweilen ganz urig (heutzutage aus Tierschutzgründen freil nicht mehr so häufig), und ebenso tanzen die Vokale durch das Ablautparadigma.
#5
Eher schon so etwas wie »Normalerweise fängt ja der frühe Vogel den Wurm, aber auch ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn.«
#6
Des Falles meine ich, dass die worlten Bedüte beider Redensarten sich »ergänzen«, oder zumindest irgendwie semantisch nachbebaren (Hammer joch Nagel). Bei den Disco-Freunden hat ja die Tasche nicht direkt mit dem Tanzbein zu tun. Auch Joachim Ringelnatz' »Auch die besessensten Vegetarier beißen nicht gerne ins Gras.« zöhle ich nicht dazu, weil der worlte Inhalt der Redensart (Gras essen) mit dem gemienenen (Vegetarier) zusammenhängt und nicht mit einer anderen Redensart. Wäre hingegen von »verbissenen« Vegetariern die Rede, pieße es wieder. Kurz gesagen: die beiden Redensarten stehen beider Ebenens zueinander in Verbund: Hammer - Nagel auf der worlten, versteigern - erwerben auf der inhallten.
#7
Gibt es schon einen Namen für jene Fügungen zweier Ausdrücke, bei denen sich beide Teile ergänzen? Um eine Katachrese hälndt es sich ja wohl nicht, denn die beiden Redensarten für sich genommen sind vollständig. Ein Beispiel:

,,Wenn etwas unter den Hammer kommt, kann man es sich unter den Nagel reißen."

Und: Gibt es noch mehr solcher Fälle?
#8
Neue Ideen / Aw: Zudeutschungen
2025-04-30, 23:04:31
Letzer Tagens hor oder las man verschiedener Berichtens von einem Experimente, bei dem eine bisher unbekannte Farbe erzuigen worden sein soll. Diese Farbe entstehe dadurch, dass man die grünen Zapfen des Auges (die sonst immer nur zusammen mit den roten und blauen angeregen werden) einzeln mit einem Lasere bestrahle. Der Farbeindruck sei ganz eigenartig, ähnlich einem Türkisgrün, aber viel kräftiger. Auf Englisch ist diese Farbe nun »olo« genannt worden. Da das Neutsche bei neuen Entwulcken nicht hintanstehen darf, bebrüche die neue Farbe auch einen neutschen Namen. Angesichts des blaugrünen Eindrucks, der dabei entstanden sein soll, schlage ich »glau« vor.
#9
Neue Ideen / Aw: Wörter
2025-03-25, 11:02:13
Flädlebrot, das, Pl. Flädlebrote

sehr dünnes Fladenbrot (Wrap-/Pita-/Yufkabrot), im Gegensatz zu etwas dickeren (Döner-/Focaccia-)Fladenbroten
#10
Neue Ideen / Schäfchen zählen
2025-03-06, 11:37:09
Nordenglandins gab (gibt?) es las eine besondere Art, Schafe (joch andere Dinge) zu zählen: Statt der gewohlnen Zahlen zählet man nalm mit einer eigenen Reihe, die ursprulng auf die dort ehemals gesprochene, keltische Sprache zurückgeht, mit der Zeite aber so anpuwurß, dass sich (mit einigen Unregelmäßigkeiten) jeweils zwei benachbarene Zahlen reimen: yan, tan, tethera, methera, pimp, sittera, littera, over, dover, dick. Freil gibt es davon unzählige regionale Varianten. Nach den ersten drei Wörtern heißt dieses System las Yan Tan Tethera.

Nun sprawurchen ja auch großer Teilens des heutigen deutschen Sprachraums vor langer Zeit keltische Sprachen – warum sesülle nicht auch das Neutsche über ein davon abgelittenes Schafzahlsystem verfügen? Freil memüsse man die seitdem stattgefundenen Lautwändel rückbesichtigen.

Die urkeltischen Zahlen lauten rekonstruoren las in etwa: oinom, duwo, tris, quetwores, quenque, swechs, sechtam, ochtu, nowan, dekam. Nun waren die mitteleuropäischen keltischen Sprachen aber wahrscheiln p-keltische, d.h., 4 und 5 luten eher petwores joch pempe. Unter Anwalnd der hochdeutschen Lautverschub (d → t, p → pf) und unter Herstalt von Stab- joch Endreimen benachbarter Zahlen komme ich auf:

aun, taun, tetzer, pfetzer, pfinz, schwinz, schwechten, nechten, neichen, teichen.

Danach zähle man ebenso weiter bis 20, das wieder ein eigenes Wort habe (nalm weichen, von wikonti). (Dass ich anderswo schon ein gälnz anderes Zahlensystem vorscheschlag, widerspricht dem nicht, denn hier geht es ja nur ums Abzählen; wenn man also aun, taun, tetzer, pfetzer zählet, sind das immer noch vier Schafe, nicht *pfetzer Schafe.)
#11
Neue Ideen / Ë
2025-03-03, 10:38:28
Die meisten Selbst- joch Zwielaute fügen Gegen- über ein umgelutenes -Stück ver:

a – ä, o – ö, u – ü, au – äu

Wie Um- der -Laut in der zweiten joch dritten Person zëigt, kennen auch e und ie Gegen- umgelutene -Stücke, nalm i (essen – isst) joch eu (fliegen – fleugt).

ä, ö, ü und äu wiederum sind selbst schon Um- durch -Laut entstanden, benötigen also kein Umlautgegenstück.

Was fehlet, sind Umlautgegenstücke für kurzes i, ei joch eu. Hierfür schlüge ich ë, ëi, ëu vor, ausgesprochen [ə], [əɪ], [əʊ], also etwa wie ein undeultes ,,ö", ,,öi" oder ,,öu".

Das erläubt es auch, den Umlaut in der zweiten joch dritten Person auf Verben mit diesen Vokalen auszudehnen: schwimmenes schwëmmt, singenes sëngt, reißenes rëißt, heulenes hëult. Aber auch bei den Substantiven ergeben sich neue Mölge, zum Beispiel können die Pluralformen von Licht, Kind zu Lëchter, Kënder umlauwerten, und einige schwache Feminina können stark dekliniewerren (ZeitZëite, FeierFëier, SteuerStëuer).
#12
Kultur / Aw: externe Erfolge
2025-02-27, 18:46:01
Zwar kein Neutsch, sondern bloß Deutsch, aber dennoch etwas mich meiner es sehendes immer wieder Erfreuendes:

Deutscher Tourist bricht Beamtem am Flughafen die Nase (t-online)

Übrigens finde ich, dass alle schwachen Substantive so behawerndeln sesüllen, also Jäger begegnet Hasem, mit Herzem usw..
#13
Kultur / Aw: Limericks
2025-02-14, 15:52:45
Wohl wahr:

1. Es war mal ein Mann in New Yoꝛk,
der sug: ,,Brat mir einer 'nen Stoꝛck".
Doch das Fleisch war nicht düꝛck,
drum memuss der Mann – würg! –
bald reihern, worob er sich org.

2. Nebenan saß ein Fräulein aus Boston,
präferor seinen Storchen gerosten.
Eine gute Idee:
er schmak besser denn je.
Leider hat er nicht wenig gekosten.

3. Dann ein Hafenarbeiter aus Utah:
der bestoll vom gebackenen Puter.
Kam der Kellner vorbei,
bracht' die ganze Türkei.
Drauf geriet ganz gehörig in Wut er.

4. Ein älteres Pärchen aus Kansas
an der Vorspeise länger schon dransaß.
Danach zur Überbruck
von dem Bier einen Schluck,
bevor man zum Hauptgericht Gans aß.

5. Daneben den Jüngling aus Houston,
den hat nach was Stärk'rem gelusten.
Er mosch sich darum
seinen Korn mit zwei Rum,
und memuss auf der Heimfahrt dann pusten.

6. Und die Dame aus North Carolina,
die trank schon vom siebten Glas Weine.
War er rot, war er weiß,
ganz egal – auch der Preis,
denn sie zuhl mit 'nem fetten Bund Scheine.

7. Eine andere Frau, aus Nevada,
die fand Rotwein pur schrecklich fade,
den zusammen mit Coke
durch 'nen Strohhalm sie sog.
Das fanden die and'ren sehr schade.

8. Auch ein Mädchen war da, aus Atlanta,
bei dem stand auf dem Tisch: eine Fanta,
eine Tüte French Fries
(also Pommes Rot-Weiß)
und ein winziges Gläschen Gebrannter.

9. Und am Kindertisch, aus San Diego,
saß ein Knabe und spielte mit Lego,
schrie dabei: ,,Ich trink' mehr
als ihr alle!" - und er
hielt's auch ein; denn so groß war sein Ego.

10. Schließlich gab's einen aus Baton Rouge,
welcher lustlos die Teller abwusch,
doch ganz heimlich, im Stillen,
dabei nach seinem Willen,
von allem ein bisschen was nusch.
#14
Neue Ideen / Aw: Uhrzeiten
2024-12-24, 13:10:10
Eine nicht ganz so komplizgeorene und nicht ganz so genaue, aber immer noch umstalnd genuge Molg, bei der jeweils fünf-minütige Abschnitte benewernnen (mit Rundt zur jeweils nächsten Minute):

13:00 - ein Uhr
13:05 - dreiviertel drittel zwei
13:10 - sechstel zwei
13:15 - viertel zwei
13:20 - drittel zwei
13:25 - viertel sechstel drei
13:30 - halb zwei
13:35 - viertel drittel drei
13:40 - zweidrittel zwei
13:45 - dreiviertel zwei
13:50 - drittel halb drei
13:55 - zweidrittel viertel drei
14:00 - zwei Uhr
#15
Kultur / Ϭhakespeare
2024-12-05, 17:34:22
Mal wieder etwas Umfangreicheres:

Bis anhin ist das Neutsche ja eher in der komischen Dichtung Bereiche bekannt, wohingegen ernstere (traurige, philosophische usw.) Inhalte nicht immer, aber oft zu kurz gekommene. Was wäre aber bessere geiengen, um daran etwas zu ändern und den Beweis zu führen, dass sich das Neutsche durchaus für ernste Stoffe eignet, als eine Übersatze bekannter und anerkannter dichterischer Werke? Es folgt daher ein Übertrag der ersten drölf Shakespeare'schen Sonette, in wohl schon zielm deuhochneutscher Sprache und etwas extravaganter Rechtschreibe (mit gegebenfalliger Molg einer späteren Erwirt...):

Ƿilliam Ϭhakespeare: Sonette

1. Erstes Sonett

Vernlingt durch uns nicht Ϭchönsteno Vermuhr,
damit der Ϭchöne Rose nie verlürne,
wenn fort die Zeit das Reif're räfft, man nur
des zarten Erben dank sich sein erꜣürnne?
Doch Du, der, eig'nem Aug' vertralg verpflochten,
sein Licht zu nähr'n von Deinem Wachse hölbst,
mächst Vor- den -Rat zu Mangel und vernochten,
und Dich zum Ϭchinder Deinem süß'ren Selbst.
Dis Zeits bist höchste Zier der Weltenſtatt
Du, Freudenlenzes aller-Hehr-sto -Oldo.
Doch eig'nis Knospins birgst Du deine Satt
und ſpärst Dich noch ums Leben, Knaus'ro holdo!
Lass mit die Welt Dich leiten, rass nicht verp
dit gfrächen Grabts ihr Eigen joch dein Erb'.

2. Zweites Sonett

Wenn zwanſtieg Wintrje Augen- Deine -Brauen
belag'rert, durch das Ϭtirnfeld furchent Ϭchützen-
die -Gräben, Uni- – wiewohl ſtolz zu ſchauen
– die -Form der Jugend wertlos wird zerfitzen:
Wenn man nach Deiner Ϭchön' Verbleib' dann fräget
joch lust'ger Tago Ϭchatz, so wär's verzehren-
de Ϭchand', unnütze Ehre, wenn man säget,
dass tiefversunk'nar Äuck'ninnens sie wären.
Wie ruhm- memüg's Dich -voll'ren doch gebräuchen
der Ϭchönheit, wenn Du ,,dieses ſchöne Kind",
kekünnest sagen, ,,ist Beleg joch Zeichen"
der meinen Ϭchönheit, worin seine gründt",
dass Dich Dein Kind neu, ärltst Du einst, erschüfe,
ihm warm Dein kaltes Blut den Leib durchliefe.

3. Drittes Sonett

Dzum Ϭpiegeleine sieh, ſprich seinzum Ʞsichten:
Nun sei ihm an der Zeit, ein zweits zu zeugen.
Dass Du nicht willst sein Sein nun Neuit richten,
wird einer Mutter joch der Welt dich träugen.
Die Ϭchöne, deren ungepflog'ner Ϭchoß
sich nicht von einem Kerl wie Dir ließ' pflügen,
wo ist sie? Und wer er, der nachkunftslos
wewüll' dis Grabs aus dummer Selbstsucht liegen?
Du elst ja deine Mutter ſpieg, die Ϭpieg-
lins ihren früh'ren fröhlen Frühling sieht:
Wirf Alters- drum dzum -Fenst'rendurch den Blick,   
blick, wirfst Du Falten auch, an Deine Blüt'.
Doch lebst Du, ohne dass Erꜣurnn Dir gült',
ſtirbt, ſtirbst Du ledig, mit Dir auch Dein Bild.

4. Viertes Sonett

Was, eitel Lielbe, gibst für dich nur aus
Du Deiner Ϭchöne Erb'? Nur zum Verleihe
leiht je die Urſtalt. Frei gibt sie heraus
deu, de da selber gibet weit' und freie.
Warum dann, hübiſch Knaus're, treibst Betrug
mit dem, was sie Dir gab, damit Du gebest?
Kann, gwinnlos Wuch'rere, enhoch genug
nicht Deines Reichtums Maß sein, dass Du lebest?
Wenn Du allein mit Dir allein verkehrst,
betreugst Du Dich um Deinen süß'ren Teil.
Und wennst der Urſtalt Ruf zur Abranch hörst,
was beutst Du ihr dann als Dein Zeugnis feil?
Dem Grabe zöllst Du unꜣeinʞsatzte Zier.
Ein treibt sie ja nur ʞsatzt die Früchte Dir.

5. Fünftes Sonett

Die Ϭtunden, die mit zarter Arbeit mielen
An- diesen -Blick, der jedes Auge wöhnt,
die wollen übel mit demselben ſpielen,
weil Zeit das Ϭchöne nur mit Hälss' entlöhnt.
Ohn' Rast joch Erb- ohn' -Armen treibt sie an
den Sommer Wintert und zerſtört ihn dort,
erfräuert Saft joch Freudenlaub sodann,
verſchneit die Ϭchönheit, kählet jeden Ort.
Und wäßet man dis Sommers nicht gezog'nes
dzun Flaſchenaufen, ein Glas'nein nicht ſpare,
solch' Ϭchönheitswurcht, winnt's Ϭchönheitswerk verflog'nes,
bleibt nicht, noch es, noch Ʞdächtnis, was es ware.
Doch Duft, den man vorm Frost der Blum' entprieß',
bleibt unꜣansehln dis Kerns noch gnauso süß.

6. Sechstes Sonett

Lass nicht des Winters rauhe Hand zerletzen
den Sommer Dirins, ehest Du ausʞsog'ner.
Versüß ein Gfäß, beschätz mit Ϭchönheitsschätzen
doch eine Ϭtätte, eh't dein Ϭchatz verflog'ner.
Nicht zeihet man dens Wuchers Be- joch -Trugs,
de Ϭchuldnen freut mit Zins joch Zinseszins.
Drum wachse Deinzer Saat'raus neuer Wuchs,
ja, zehnfach Glück manchs Kinds joch Kindeskinds!
Zehn Dü'ro wärest zehnmal glülcker Du,
die wieder zehnfach ſpölgen Dir Dein Leben.
Und tät' der Tod Dir auch die Augen zu,
in Deiner Nachkunft tät's Dich zehnfach geben.
Vern lass die Ϭchönheit Selbst- durch -Will'n nicht derben,
ern Tod Dich obern, ben Dich Würmer erben.

7. Siebtes Sonett

Ja, Morgen- wie des -Landes gnäd'ges Licht
sein brennend Haupt erhebt, und ihmzu auf
jeds Auge sieht, dem neuerſchien'nen Ʞsicht
joch seiner Harrl zu huld'gen, dann hinauf
es Himmels- ſteigt dzum steilen Hüg'lenan,
wie Jugend, Mittel- die dem -Alter weicht,
und ſterlber Blick doch findt Bewurnd noch an
der gold'nen Warnde Ϭchönheit: dieses gleicht,
wenn Höchsterabzem dann mit müdem Wagen
den Tageslauf es altersſchwachen endet,
der treuen Augen Dienst ihm muss versagen,
sich von dem Nied'ren eins ums and're wendet,
ganz Dir, der Du, ſchleicht Mit- Dein -Tag davon,
vergessen ſtirbst, enzeugst Du keinen Sohn.

8. Achtes Sonett

Willst, selbst Musik, Du'n der Musik betruben?
Nicht ficht mit Süßem Süßes, Freud' freut Freude.
Was kann, was ſchmerzhaft emp Du fängst, Dir luben?
Was fängst Du glülcken emp, was Dir zu Leide?
Wenn wahre Eintracht wohlgeſtumm'ner Töne
den Deinen Äucken wie Beleidag ist,
dann hörst Du wohl wie Ϭchalt joch Tadel jene
dir bietent, deren Chor Dich ſchmerlzen misst.
Mirk auf, wie gegensait'ge sich zum Beben
die Saiten, ver einander mollen, bringent,
als ob mit Einklang einer Ϭtimm' anhöben
anmut'ge Mann joch Weib joch Kind. Sie singent
mit unꜣerhor'nem Sang, doch ein für alle:
Alleine fällst du ver nur Ver- dem -Falle.

9. Neuntes Sonett

Ist's Furcht, dass eine Witwe weint und heult,
die Deine Lad zu lassen Dir versägt,
wenn, so der Tod Dich nachkunftslos ereilt,
die Welt Dich doch, ein einsam Weib, beklägt?
Die Welt wird Deine Witwe sein, sie weint,
weilst Du nicht Deine Gſtalt ihr hinterlass'ne –
wo jeder and'ren Witwe doch erſcheint
der Kinder Augeninnens der Verblass'ne.
Sieh, was dis Weltins nutzlos ver man ſchwendet,
bleibt, mag's den Ort auch wechseln, noch der Welt.
Verſchwandte Ϭchönheit jedoch nutzlos endet
und durch del Nutzen Ungebrauch verfällt.
Der Busen kennt' für and're keine Liebe,
der ſchälnden solch Verſchwande mit sir triebe.

↊. Zehntes Sonett

Ϭpiel mir nicht vor, Du tätest Liebe fühlen
zu etwem, wennst Dir selbst kein Achtsam gibst.
Wohl magst Du mit so mancher Liebe ſpielen,
doch gwiss ist, dass du selbst niemanden liebst.
Weil Mörder- Du des -Hasses er Dich pichst,
enist, was wider Dich, Dir nicht zuwider.
Den edlen Bau Du zer zu ſtören süchst,
ſtatt herzurichten, reißt Du ihn hernieder.
Üb Umkehr, dass um meine Mien Du kehrest.
Soll'n Hass Dir lieber gelten denn denn Liebe?
Ach, wenn Du, wie Du ſcheinst, großmütig wärest,
dass Dirt Dein Sinn zumindest güt'gen ſchiebe!
Um meinetwillen ſchaff ein weit'res Du,
worin, wie Dirins, Deine Ϭchönheit ruh'.

↋. Elftes Sonett

So ſchnelle Du auch ſchrumpfst, so ſchnelle wächst
in Deinem Kinde das, was Dir entfleucht.
Das junge Blut, das Nachfuhr'nein Du steckst,
bleibt Dein, wenn Deine Jugend hinnen weicht.
Ohn' dies ist Torheit, Greistum nur joch kalter
Verfall, doch Weisheit, Ϭchöne, Ʞdeih darin.
Dächt' jeds wie Du, wär' Menschen- futſch das -Alter
nach dreiſtieg Jahren und die Welt dahin.
Lass die durch Ur- die -Ϭtalt Unꜣausꜣerkor'nen
die Rauhen, Formlos-Groben, unfruchtbaren:
Sieh, mehr gab sie dem reichsten schon beſchor'nen:
Mög'st solche Fülle völl'gen Du bewahren!
Ihr Ϭtempel bist Du, sie hat Dich beſtommen,
zu drucken – darum lass Dich nicht verkommen.

Ϫ. Zwölftes Sonett

Die Zeit zu zählen, wie sie Ϭtunden ſchlägt,
wie heller Tag zu düst'rer Nacht wird, ſchauen,
zu sehen, wie Verdurr des Veilchens nägt,
die ſchwarzen Locken silberweiß ergrauen
und buntbelob'ne Bäume laubꜣentblortten
zu seh'n, die Herden einst vor Hitze bargen,
das Sommergrün zu Garben aufvergorten,
weiß- und borstbärtig Bahrens einversargen,
das tut mich meiner Deiner Ϭchönheit frägen,
wie weg auch Dich die Zeilte Zukunfts ſchmeißt,
weil Gut joch Ϭchön zu währen nicht vermögen
und ſterbend seh'nt, wie and'res grünt und ſpreußt.
Was einz'gen Zeit- der -Sense trotzen tut,
ist, nimmt sie einens fort, nur ihle Brut.

Ϣ. Drölftes Sonett

Ach, bliebt Ihr doch Ihr selbst! Doch, Lieba, seid
Ihr Euer nur, so lange Ihr hier lebt.
Für Euer künft'ges Ende seid bereit
Ihr, wenn Ihr anderm Euer Abbild gebt.
Und wenn die Ϭchönheit, die Ihr půchtet, fände
Auf- keine -Kundag, Ab- noch -Lauf, wärt bald
Ihr selber neu Ihr selbst, und selbst das Ende
trœg' süße Nach- die -Kunft der süßen Gſtalt.
Wer biët's, der solch ſchönen Bau, den Pflege
joch Zucht bewåhre ehrenvoll, verfällte,
nicht Winter- wider -Tago Ϭtürme häge
joch Eises- wider ew'gen Todes -Kälte?
Verſchwenden nur! Seid, meina Lieba, mir
wie Euch der Vater Eurem Sohne Ihr.