Composita von "hauen"

Begonnen von AmelieZapf, 2006-08-20, 21:17:44

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

AmelieZapf

Hallo zusammen,

ich sann heute über die Composita von "hauen", praeclarissimo illo verbo, nach. Es ist zum Grausen. In einem Anfall von Jugendwahn sind diese nämlich nur noch halbstark:

"Der Steinmetz behaute (nicht: behieb) den Granit. Er war nachfolgend behauen."
"Der Täter verhaute (nicht: verhieb) das Opfer nach Strich und Faden. Das Opfer war nachfolgend verhauen."
"Bevor er zuhaute (nicht: zuhieb), boltt das Opfer um Gnade. Er hat dennoch zugehauen".
"Nach der Tat haute (nicht: hieb) der Täter ab. Er war also abgehauen."

Das alles schreit nach dringendster Arnd. Sollen wir?

Grüße,

Amy

P.S.: Das schreit auch förmlich nach noch weiteren Analogiestärkungen: schauen, trauen (dann müßte sich aber "treiben" ändern), versauen, stauen etc. pp.

P.P.S.: Ich habe hier noch nette Causative und Verbzeuge herumliegen: "schweigen machen" = "kneben", das Verbzeug dazu ist der Knebel.

Im Mittelalter harrsch das Faustrecht und es war höchst unsicher, ob man des nächsten Tages noch sübe und krübe. Um dies maßgeblich der eigenen Fucht sicherzustellen, bedan man sich eines Verbzeugs, des Säbels.
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

AmelieZapf

#1
Hallo nochmal,

Zitat von: AmelieZapf in 2006-08-20, 21:17:44
"Der Steinmetz behaute (nicht: behieb) den Granit. Er war nachfolgend behauen."

Dazu fällt mir noch ein:

Der Steinbildhauer heißt Steinmetz, schön und stark. Mögen doch der Holzbildhauer Holzmetz und Herr Beuys meinetwegen Fettmetz heißen.

Eine weitere Idee zur Substantivur von Verben auf -auen aus dem Blickwinkel "der Handelnde" wäre: der -äu, wie er noch im "Bräu" fortlebt, liefert vor allem in der wilben Form schöne Triphthonge:

schauen -> der Schäu/die Schäuin
hauen -> der Häu/die Häuin, analog Bildhäu, Holzhäu, Fleischhäu
trauen -> der Träu (Pfarrer während Hochzeitsgottesdiensten)
bauen -> der Bäu
grauen -> der Gräu
versauen -> der Versäu
verdauen -> der Verdäu
kauen -> der Käu. Der Wiederkäuer wird damit zum bloßen Wiederkäu.

Konsonantisch geht's auch: kauern -> der Kräu.

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Berthold

#2
Zitat von: AmelieZapf in 2006-08-21, 08:33:55
Konsonantisch geht's auch: kauern -> der Kräu.
Selbst kakokonsonantisch: lauern > der Lräu. - Etwa ein feiger Löwe, der einen Zebrahengst* irgendwo gemein abpaßt. (Poetisch: '... eines Zebrahengstes ... abpaßt'.)
Es gibt ja schon den Vogel, der das Mäuslein dem Tode weiht - den Weih.

*Und falls jener Hengst vom Zusammen-hängen bei der Puur käme, dann kekünne der Drengst ein im Gedränge Steckender, der Schwrengst ein unguter Schwängerer sein, während sich im Internet da und dort Pimmelverlrengste erbogt miechen. Das woylbe Gegenstück froychl einfach als Drengstin oder Zumpferlverlrengstin zu bezeichnen, das ginge nicht an.
Dagegen kekünne ein beleidigender Typ vielleicht ein Krenkst sein. Hierzu pieße dann die Krenkstin besser.

AmelieZapf

Hallo zusammen,

eine harrle Ergunz noch zu den -äuen: eine wilbe, Laut gebende Katze wäre dann quadrophthong eine Miäuin.

Nett.

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

gennnf

Zitat von: AmelieZapf in 2006-08-21, 08:33:55
, wie er noch im "Bräu" fortlebt, liefert vor allem in der wilben Form schöne Triphthonge:

schauen -> der Schäu/die Schäuin
hauen -> der Häu/die Häuin, analog Bildhäu, Holzhäu, Fleischhäu
trauen -> der Träu (Pfarrer während Hochzeitsgottesdiensten)
bauen -> der Bäu
grauen -> der Gräu
versauen -> der Versäu
verdauen -> der Verdäu
kauen -> der Käu. Der Wiederkäuer wird damit zum bloßen Wiederkäu.

Konsonantisch geht's auch: kauern -> der Kräu.

Grüße,

Amy


Bräu beschreibt meines erachtens aber doch das Ergebnis einer Handlung, oder die Modalität?

Modalität  wär doch schön...

Mein Lieblingshäu ist immer noch der gute alte Kinnhaken.

Der beste Käu ist nicht der Wiederkäuer, der ist nämlich kein Käu, sondern ein Käuer, sondern die geschmeidige Zusammensenke der Kiefer beim lustvollen erwchen eines Kaugummis.

Der Bäu des Häuserbauens erfordert viel mehr Fingerspitzengefühl als der Bäu des Errichtens einer schlichten Mauer.

Es gibt mehrere Versäue einer guten Note, von der Nichtbeteigl am Unterricht bis zum Verhauen einer Klassenabeit. Genauso gibt es auch mehrere Versäue einer Klassenarbeit.

Ein gesunder Verdäu vermeidet den Ausstoß unliebsamer Geräusche und unschöner Gase, die das Werk des Pfarrers stören könnten, fließt er sie in seinen Träu allzuoft ein, kann es vorkommen, dass junge Pärchen sich zu ihrer Trauung lieber einen anderen Träuer heranziehen wollen.

gennnf

Zitat von: AmelieZapf in 2007-04-05, 10:25:05

eine harrle Ergunz noch zu den -äuen: eine wilbe, Laut gebende Katze wäre dann quadrophthong eine Miäuin.

Nett.

Amy

Ist miäuerin nicht auch nett?
Die Miäu dieser Miäuerin wäre dann doch der wilde, laut gebende Charackter ihres Miauens.

AmelieZapf

Hallo gennnf (hoffentlich mit der richtigen Menge ns geschrieben),

Zitat von: gennnf in 2007-04-06, 15:11:52
Bräu beschreibt meines erachtens aber doch das Ergebnis einer Handlung, oder die Modalität?

Da muß ich Dich enttäuschen. Der Bräu ist der Brauende. Deswegen heißt die Biermarke auch "Der Löwenbräu". Vielfach gibt es auch Gaststätten, die "Zum Sonstwasbräu" heißen. Auch gibt es durchaus den Nachnamen Holzheu (312) als Alternative zu Holzhauer und Bräu (820)/Breu (1352)/Preu (183) statt Brauer.

Das Resultat ist das Ge-bräu, das Ge-bäu (ja nun, aber Gebäude und Gebäulichkeit gibt's) etc.

Fühle Dich karfreitalg gegrossen,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Pestcontrol

Da muß ich häftigst widerspräuchen, das Modalverb sollte sträng eingebräucht verscheinen...

Ich ordne das mal als Rasputinade ein...

Der Sanguiniker äugte dem Schlimmerhaftigsten zu.
Der Beispielsatz hat jetzt wenig mit der momentären Klärung zu tun, hat jedoch seine eigene, substantive Erotik.
Häme erschlägt jeglichen Kritikansatz...