Facharbeit in Deutsch

Begonnen von Volli, 2005-04-07, 17:01:42

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Volli

Hallo Leute,
wir sollen in Deutsch ein Facharbeit über ein literarisches Thema schreiben. Ich schwanke immer noch zwischen "Wirkungsabsichten und Formen des Theaters" und "Die Verarmung unserer Muttersprache". Was würdet ihr nehmen bzw. empfehlen und habt ihr evtl. irgendwelche quellen die ich verwende könnte? Würde mich über jede Hilfe freuen.
Danke Volli :)

VerbOrg

Verarmung der Muttersprache klingt nicht schlecht. Ist dir schon mal aufgefallen, dass sich unsere Sprache immer mehr dem Neusprech (George Orwell - 1984) angleicht?
Ich much mir da vor einiger Zeit mal ein paar Gedanken:
ZitatDer Unsinn mit den Unwörtern
oder
Die anonymen Antonyme

Manchmal habe ich einfach ein ungutes Gefühl in der Magengegend, ja mir wird regelrecht schlecht, wenn ich mal wieder mit Unmengen von Unwörtern konfrontiert werde, die nicht unbedingt unvermeidbar sind.
Eine unsaubere Tischdecke wird in den Korb mit der schmutzigen Wäsche geworfen und verlorene Gegenstände sind unauffindbar. Geld wird nicht mehr auf Konten überwiesen sondern unbar gezahlt, ausstehende Rechnungen sind dagegen unbezahlt. Ein baufälliges Gebäude ist unsicher und ein verspäteter Gast unpünktlich.
Unwörter schießen überall wie Unkraut aus dem Boden. Die verzweifelte Suche nach immer mehr Synonymen hat den Blick in die entgegengesetzte Richtung mehr und mehr getrübt. Und da harren sie nun ganz unbeachtet derer, die sich doch noch hin und wieder aufraffen, die anonymen Antonyme ins Blickfeld der Sprachöffentlichkeit zurückzuholen. Ebenso unglücklich wie der sterbenskranke Genitiv.

Wenn ich mein Durcheinander auf dem Schreibtisch sehe, weiß ich, dass ich diese Unordnung beseitigen sollte. Allerdings lasse ich nichts unversucht, mich mit anderen Dingen davon abzulenken.

Zum Beispiel lese ich mal wieder in George Orwells ,,1984" um zu lernen, wie einfach doch Sprache sein kann. Man nehme einen positiv besetzten Begriff, z.B. gut, schicke diesem ein un- voraus und schon erhält man ein wunderschönes Antonym und ist gleichzeitig alle Schlechtigkeiten los. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Toll, oder?

Ich find's eher doppelplusungut.
Wäre allerdings auch ein schönes Thema, um es hier mal disku zu ieren.

Was ist eigentlich das Gegenteil von leserlich? Krakelig muss ja nicht heißen, dass etwas nicht zu entziffern ist.
Gibt es ein anderes Wort für Unwetter, ohne dass man sich in spezielle Begriffe für diverse Stürme, Gewitter, Regengüsse flüchten muss?
Wenn jemand sein Unwesen treibt, was macht er dann?
Was für ein Kraut ist ein Unkraut?

Vielleicht sollte man mal versuchen, wieder Synonyme für solch Un-Wörter zu finden.

Ach ja, noch viel Spaß beim mitforen, Volli!

amarillo

#2
Toll, finde mal ein Synonym für Unterricht.

@volli

Ich würde auch das Thema mit der Verarmung vorziehen. Welche Klasse bist Du? LK oder GK? Welchen Umfang soll die Arbeit haben?

Als Einstieg empfehle ich: Dieter E. Zimmer: Redensarten - Über Trends und Tollheiten im neudeutschen Sprachgebrauch. Haffmans Verlag, Zürich, 1986.

Das läßt sich leicht lesen, und man bekommt gute Anregungen für weitere Recherchen.

Natürlich ist die GSV ein absolutes MUSS im Kampf gegen die Verarmung deutscher Zunge; ebenso: Zwiebelfisch; Du findest mehrere Knüpfe hier im Forum.

Nein, hier ist er:http://www.spiegel.de/kultur/0,1518,k-4050,00.html
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

#3
ZitatToll, finde mal ein Synonym für Unterricht.
Das ist jetzt gemein!
Außerdem hat der Witz mit dem Un-terricht sooooooooo 'nen Bart.

Bei Unterricht stellt sich eher die Frage, worunter man gerichtet wird.
Oder was ein Richt ist; die belehrende Unterweisung (schon wieder dieses Unter) oder Anleitung scheint davon ja nur eine Abart, quasi eine Unter-form zu sein.


amarillo

Unke ;D

... und ich dachte in diesem Faden werde Volli geholfen.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Ach, geh' doch, wo du wohnst!

Sorry, Amarillo, sollte keine Beleidigung sein, ist aber ein gutes Beispiel für Sprachverarmung, findest du nicht?

Und außerdem: Dem Apostroph ist nicht's zu doph.

So, jetzt sollten aber wirklich mal wieder konstruktive Vorschläge für Volli her!!!

Wie wär's mit "Sprachvermarkung"?
Auch so eine Sache, die mir immer mal wieder auffällt.
Wer fragt denn heutzutage noch nach einem Zellstoff- oder Papiertaschentuch, wenn ihm die Nase läuft?
Und die selbstklebende Klarsichtfolie, die z.B. an Verpackungsstationen rollenweise verbraucht wird, wird vermutlich auch fast nur von Ossis als Klebestreifen bezeichnet, der Markenname des Marktführers hat sich auch hier als Synonym durchgesetzt.
Ähnlich ist es mit Korrekturflüssigkeit.
Markennamen als Bereicherung der Sprache? Wohl nur für Wirtschaftsbosse.

Auch so'ne Sache, über die es sich nachzudenken lohnt.

Volli

also ich bin 10. klasse auf dem gymnasium und da es unsere erste ist, sollte sie minimum 6 seiten (nur der text). aber würde gern mehr schreiben. danke schon mal für die quellen. werde dann auch mich um die verarmung unsereer muttersprache kümmern. :) was würdet ihr so als untertitel vorschlagen?
danke Volli

amarillo

#7
Für mich bleibt es immer noch fraglich, ob unsere Sprache wirklich verarmt. Eventuell gewinnt sie ja auch dazu, wenn man Anglizismen benutzt oder sich an lexikalische Kürzel herantraut à la "geh' doch, wo Du wohnst". Ich meine, daß die Verdrängung des Genetivs durch den Dativ allerdings ein Verlust ist.
Vielleicht mußt Du das von beiden Seiten sehen, deshalb würde ich vorschlagen, den Untertitel mit einem Fragezeichen zu versehen (man hält sich dann auch ein feines Türchen offen). ;)
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Das mit den Anglizismen als Gewinn müsste man dann aber auch differenzieren.
Da, wo sie etwas Neues bezeichnen, sind sie ja gar nicht sooo verkehrt.
Bedenklich finde ich es allerdings, wenn dadurch bestehende deutsche Begriffe verdrängt werden.
Aber das sollte man wohl eher im Leihwörter-Faden weiter behandeln.

Die Sache mit dem Fragezeichen ist jedenfalls angebracht, denn schließlich gibt es auch immer wieder Wortneuschöpfungen, die die Sprache durchaus bereichern.

Sprache ist halt was Lebendiges. Wäre ja auch schlimm, wenn wir immer noch so sprechen würden wie zu Goethes Zeiten.

Kilian

Unsere Muttersprache verarmt nicht. Da bin ich mir so gut wie sicher. Ich glaube, der Eindruck entsteht nur, weil uns aus der Vergangenheit hauptsächlich Texte gebildeter Dichter, Denker, Redner, Journalisten etc. überliefert sind, während wir in der Gegenwart die Schrecken des Privatfernsehens etc. und die Sprache wenig virtuoser Mitmenschen volle Breitseite mitkriegen.

Was wir in 100 Jahren für ein Bild haben werden, wenn jede RTL-Show auf digitalen Datenträgern archivoren zur Verfügung steht, sei mal dahingestellt... ;D

Behauptung: Sprachverarmung gibt's nicht, jedenfalls nicht die Verarmung der Sprache. Deswegen würde ich da keine Facharbeit drüber schreiben, wenn sie objektiv sein muss.

Aber sich mit "Trends und Tollheiten" etwas subjektiver auseinanderzusetzen und seine ganz eigenen Analysen und Ansichten dazuzugeben, das halte ich für ein dankbares Thema. Das würde ich wählen.

"Wirkungsabsichten und Formen des Theaters" klingt mir auch zu sehr danach, dass man da nur die Gedanken anderer zusammenstellen und wiedergeben muss. So ist es leider bei ganz vielen Facharbeiten im Gymnasium. Gähn. Sollte man meiden.

Vorschlag für den Titel der Arbeit: "Unsinniger Sprachgebrauch - Analyse von Beispielen aus der heutigen Alltagssprache" oder so ähnlich. Wenn du damit durchkommst. :)

gehabt gehabt

Ich stimme Kilian zu. Es ist kuerzlich ein neues Buch herausgekommen, von einem uradligen Grafen Schoenburg "Mit Stil verarmen". Das koennte der Titel der Semesterarbeit sein.

Kilian

#11
Zu den "Unwörtern": Stimmt eigentlich. Warum unterscheidet die Optik nicht zwischen bunten und grauen, die deutsche Grammatik nicht zwischen festen und losen Partikelverben? In Fachsprachen mag das un- hilfreich sein, um in abstrakten Terminologien die Gedanken beisammenzuhalten. Aber sprachlicher Reichtum ist natürlich was anderes. Trotzdem:

Zitat von: VerbOrg in 2005-04-07, 17:44:19Ist dir schon mal aufgefallen, dass sich unsere Sprache immer mehr dem Neusprech (George Orwell - 1984) angleicht?

Das glaube ich ganz und gar nicht.

Link zur "Sprachvermarkung": http://www.oberlehrer.org/gm.html

VerbOrg

Danke für den Knupf.

Da bin ich ja mit meiner Beobachtung nicht ganz alleine.

Volli

So ich werde dann mein Thema doch mal ein wenig ändern. Was haltet ihr von "Verarmung unserer Muttersprache?"
btw. habt ihr evtl noch einige Quellen :) würde mich freuen
danke Volli

Volli

hab mal noch ne bitte(der editieren button ging nicht)
und zwar:
ich hab mal noch ne frage - um mal ein wenig in erfahrung zu bringen was man so unter der verarmung der muttersprache verstehen kann. was versteht ihr eigentlich darunter? will mal so eine art brainstorming machen :)
also legt mal los :)